Sheera
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« Antworten #14 am: 24.Mai.2005, 14:02:36 » |
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Sale, Ich hab hier noch mal einen Teil meiner Geschichte. Es ist etwas länger, also falls das jemand lesen möchte, es dauert ein wenig... Falls Kritik anliegt, einfach mal schreiben, bin gespannt darauf.
~ Sheera ~
~ Ich ging durch viele verschiedene Gassen und war mir bald nicht mehr ganz so sicher, wo ich denn war. Ich wollte eigentlich zum Hauptgebäude der Stadt (ich nahm an, dass es das ist, mit den größten Türmen). Und so lief ich nach Augenmaß durch die vielen Gassen um zum Hauptgebäude zu gelangen. Auf meinem Weg begegnete mir kein Mensch. Aber ich nahm an, dass alle Menschen auf dem Markt waren. Ich schaute nach oben und versuchte zwischen den Dächern den Turm zu entdecken, von dem ich vermutete, dass er zum Hauptgebäude gehörte. Die Gebäude an den Seiten dieser Gasse waren jedoch so hoch, dass ich nur die Spitze des Turmes ausmachen konnte. Und so lief ich weiter geradeaus. Die Gasse teilte sich in 95 Fuß vor uns und ich hatte vor, der rechten Gasse weiter zu folgen, um dem Turm näher zu kommen, denn laut meinen Schätzungen dürfte dieser nicht allzu weit entfernt sein.
Gerade als wir die Weggabelung erreicht hatten, traten vor uns zwei Männer mit Sperren in den Händen, die uns den weiteren Weg versperrten. An ihren Gewandungen konnte ich erkennen, dass sie zu den Wachmännern der Stadt gehörten, wenn auch sich deren Gewandungen von denen der Männer vor der Stadt unterschieden. „Haltet ein! Dieser Weg darf nicht von einfachem Gesindel wie Euch betreten werden!“, war unsere herzliche Ansprache eines der Wachmänner. „Verzeiht mir, dem war ich mir nicht bewusst.“, gab ich zurück, „Ich bin fremd in dieser Stadt und suche eine Unterkunft für die Nacht.“ Die beiden Wachmänner schauten einander an und blickten kurz darauf wieder auf mich herab. „Wie kommt es, dass Ihr alleine reist?“, wollte der zweite Wachmann wissen. „Nun“, begann ich den Satz. „Kein Wunder, wenn ein Magiertreffen so kurzfristig gelegt wird, dann kann man selbst als Frau nichts dagegen machen und muss das tun, wozu man befähigt wurde.“, sagte eine Stimme aus dem Hintergrund. Die Wachmänner traten zurück und gaben den Blick auf eine alte Frau frei. Ihrem Aussehen nach zu urteilen, musste sie die 90 Lebensjahre weit überschritten haben, doch ihre Augen gaben so viel Leben preis, wie ein kleines Kind. Sie schien in jungen Jahren eine sehr große Person gewesen zu sein, jetzt aber hatte sie einen kleinen Buckel und musste sich auf einen Stab stützen. Ihre Kleidung war schlicht, aber nicht so schlicht, das man sie dem einfachen Volk zuteilen würde, denn ihr helles Gewand trug am Saum eine reich verzierte und schmuck hafte Borte.
„Wollt Ihr damit sagen, Madame Vientespoy, dass diese …, “ begann der erste Wachmann an die alte Frau gewandt und zögerte kurz bevor er weiter sprach, „Person an dem Treffen der obersten Magier teilnimmt?“
Meine Gedanken rasten. Ich sollte an dem Treffen teilnehmen? So konnte ich zwar sehr gut herausfinden, was hier vor sich ging, aber als wen sollte ich mich ausgeben? Diese Frau kannte mich doch gar nicht, oder doch? Irgendwas an ihr schien mir vertraut und zugleich so fremd, dass ich nicht einordnen konnte, was es war. „Das will ich damit sagen. Und nun lasst sie passieren. Ich werde ihr höchstpersönlich ihre Unterkunft zeigen.“ Gleich darauf traten die Wachmänner abermals einen Schritt zurück und gaben den ganzen Weg frei. Mit langsamen Schritten führte ich Nachtschatten an den Wachmännern vorbei. In Ihren Augen konnte ich nun anerkennende Blicke wahrnehmen, als sie Nachtschatten musterten.
„Hier entlang“, sagte die Frau, machte eine einladende Handbewegung und ging den rechten Weg entlang, „Mein Name ist Madame Vientespoy. Aber nun kommt erst einmal in mein Haus, dort könnt Ihr und Euer Pferd Euch von der Reise erholen.“ Ich merkte, ohne zurück zu blicken, wie die Wachmänner uns noch einige Sekunden nachschauten und sich erst dann wieder herumdrehten.
Ich überlegte gerade, was ich Madame Vientespoy sagen sollte, denn ich wollte ehrlich sein und dieses Missverständnis aufklären, als diese das Wort übernahm, als hätte sie meine Gedanken aus meinem Gesicht gelesen: „Keine Sorge, ich weis wer Ihr seid. Ihr seid Males Piemtu´s Schülerin.“, sagte sie und schaute mich mit ihren großen dunklen Augen an. „Wenn auch ich nicht weiß, warum Ihr allein hier seid. Aber ich denke, dass wir nur eine Frage der Zeit sein.“, fügte sie mit einem Zwinkern hinzu. „Gestattet Ihr mir die Frage, woher Ihr wisst, dass ich Males Piemtu´s Schülerin bin?“ „Oh, tz tz tz, auch Eure Redekunst zeugt von seinem Einfluss. Zunächst einmal seid Ihr in Begleitung eines wunderschönen Tieres. So schwarz wie die Nacht und von so edeler Statur, dass es nur wenige Menschen gibt, die ein solches Tier verkaufen würden. Und dann Ihr selbst. Ihr müsstet eine auffallende Person sein, die einem unter tausenden von Menschen ins Auge springt und doch tut Ihr es nicht. Males hat Euch viel gelehrt, vor allem wie man sich Fremden gegenüber auftritt und verhält. Aber nun beantwortet mir meine Frage.“
Madame Vientespoy hatte Recht, Nachtschatten war ein außergewöhnliches Tier. Males hatte ihn von einem der fahrenden Händler gekauft, nach dem ich ihn sechs Tage und sechs Nächte lang angefleht hatte. Und am siebten Tag, der Tag der Abreise des Händlers, hatte er ihn dann auch gekauft, mit der Bedingung, dass ich für das Geld aufkommen sollte, indem ich arbeiten sollte. Males hatte Nachtschatten auch gefallen, vor allem, dass dieser zu dem Zeitpunkt noch blutjung war und zugleich so edel und anmutig. Aber es gab ein Hindernis. Und das war auch der Grund, warum Males ihn nicht sofort gekauft hatte. Die Mutter von Nachtschatten hatte sich schwerer Verletzungen zugezogen auf der Reise. Als der Händler in unserem Dorf ankam, stand es schon sehr schlecht um die Stute und da der Händler ein geldgieriger Mensch war, hatte er Nachtschatten kurzerhand aus dem Bauch der Stute geschnitten, um ihn wenigstens noch verkaufen zu können. Dabei hatte er dem Fohlen jedoch einige Schnittwunden zugefügt. Dies und die seelischen Wunden des Fohlens hatten Males davon abgehalten ihn zu kaufen. Er war davon überzeugt, dass das Fohlen nicht durchkommen würde, und wenn doch, dann würde es nie jemanden gelingen ihn zu bändigen. Nachdem ich ihn aber so lange angefleht hatte, kaufte er ihn schließlich. Ich arbeitetet dafür für einige Tage in der Dorfschmiede, in der Taverne des Dorfes, half bei der Ernte… und in jeder freien Minute, die ich zwischen Lernen und Arbeiten hatte, kümmerte ich mich um Nachtschatten. Und auch die Nächte verbrachte ich bei ihm. Das, womit Males nicht gerechnet hatte, trat ein. Nachtschatten entwickelte sich prächtig. Seine Verletzungen heilten und bald darauf zeugten nur noch drei Narben von seinem Leid. Auch das Reiten war kein Problem, er gehorchte fast aufs Wort. Und auch hatte Madame Vientespoy Recht, dass Males mir beibrachte, wie ich mich verhalten sollte, wenn ich in einer anderen und fremden Stadt bin. Er zeigte mir, wie man sich unauffällig verhält und nicht allzu sehr auffällt.
Ich senkte betreten den Kopf. „Nun, verzeiht mir, Madame Vientespoy, dass sie es so erfahren müssen, aber Males ist tot, fürchte ich.“ Sie sah mich mit einem Blick an den ich nicht einzuschätzen wusste. Schweigen erfüllte die Minuten, in der wir zu ihrem Haus gingen. Sie führte mich in den Stall, auf der hinteren Seite des Hauses, half mir Nachtschatten abzusatteln und ihm Wasser und frisches Heu zu geben. Dann führte sie mich mit meinen Satteltaschen bepackt in das Haupthaus und bat mich an den Tisch zu setzen. Sie räumte meine Sachen in ein anliegendes Zimmer und begann kurz darauf eine wohlriechende Suppe am Herd zu kochen.
„So, mein Kind, nun iss erst einmal und dann können wir weiter reden.“, sagte sie. Und setzte mir einen Teller mit Suppe und einen Laib Brot vor. Sie hatte sich gerade umgedreht, um einen Krug Wein und zwei Becher vom Regal zu holen, als sie einen erschrockenen Ausruf von sich gab. Ich schaute verwirrt zu Boden, auf den Fleck an den auch Madame Vientespoy schaute und entdeckte Hatik. „Oh, verzeiht mir, Madame Vientespoy, das ist Hatik, meine Katze.“, sagte ich entschuldigend und nahm Hatik auf den Schoss. „Sie muss wohl vom Essen angelockt wurden sein.“ Als Antwort bekam ich nur ein „Hm“ und Madame Vientspoy machte sich daran, den Krug und die Becher auf den Tisch abzustellen und sich gleich darauf wieder umzudrehen um in einem der Regale an der Wand zu suchen. Als sie gefunden hatte was sie gesucht hatte, drehte sie sich wieder um, stellte neben meinem Stuhl eine kleine Tonschale mit Suppe und setzte sich dann ebenfalls an den Tisch. „Damit Deine kleine Freundin auch etwas zu essen hat.“, sagte sie und zwinkerte mir wieder zu. Als Hatik von meinem Schoss sprang und sich über die Suppe hermachte, bemerkte ich, dass die Tonschale einen Katzenkopf an der Seite eingraviert hatte.
Als ich fertig mit dem Essen war, nickte mir Madame Vientespoy zu und begann dann die zwei Becher mit Wein zu füllen. Plötzlich polterte etwas im Nebenzimmer und ich deutete der alten Frau sitzen zu bleiben und sprang auf, um nachzusehen was es war. Ich ging in das Nebenzimmer, in das zuvor meine Sachen gebracht wurden und sah eine grüne Flasche über den Boden rollen. „Ich will auch was von dem Spaß mitbekommen!“, fauchte Charriú. Ich rollte die Augen, hob die Flasche vom Boden auf und ging ins Zimmer zurück. Bevor Madame Vientespoy etwas sagen konnte, begann ich zu erzählen... ~
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