Hm...langsam bekomme ich ein problem. Ich muss hier so schnell posten, dass mein Vorsprung bald ausgebraucht ist.
Kapitel 10
ENDLICH FREI!
Kîné betrachtete seine Hände, durch die langsam das Blut des Mädchens zu fließen begann. Eine wohlige Wärme, wie er sie seit so unglaublich langer Zeit nicht verspürt hatte durchströmte ihn. Er hatte als Erster den Schritt durch das Tor gewagt, nachdem die Barriere nachgegeben hatte, doch jetzt standen sie alle um ihn herum.
Er war der einzige, der etwas Farbe hatte, der einzige, der nicht wie frisch aus dem Grab aussah.
„Was tun wir jetzt?“ fragte Brîan.
„Jetzt zahlen wir es ihnen heim!“ antwortete Kîné leise.
Lasst uns nicht allzu sehr in Details verfallen, zumal es eine äußerst blutige und langwierige Angelegenheit wäre, was wir mit den übrigen Wächtern, die den Palast des Kristalls bevölkerten gemacht haben. Ihr werdet es euch denken können. Sagen wir nur so viel: Danach war der Hass, den ich über mehrere hundert Jahre angestaut hatte bis aufs letzte verraucht.
Nun ja, was gibt es noch zu sagen? Nichts...eigentlich...vielleicht, dass wir zehn uns danach beraten haben und zu dem Schluss gekommen sind uns über alle Welt zu verteilen, um alles über Kains Verbleib, das Volk der Nacht, und die vergangene Zeit herauszufinden.
Kains Verbleib? Er wurde gefoltert und dann bei lebendigen Leibe im Dreck verscharrt. Wer weiß wo er liegt kann ihn noch besuchen gehen, aber er kann sein Gefängnis nicht verlassen.
Das Volk der Nacht? Es widert mich an was aus ihnen geworden ist. Das einstig so reine Blut ist zu Basterden verkommen. Fast die Hälfte aller Vampire war zu der Zeit nicht würdig zu leben. Dahinvegetierende Ungeheuer. Zum Glück ging diese Zahl bis heute immer mehr zurück, bis sie fast auf Null sank.
Die vergangene Zeit? Nun, das ist schon schwieriger. Ihr wisst vermutlich selbst am besten wie schnell die Zeit vergehen kann. Und für uns war es beeindruckend die Veränderungen zu sehen, die während wir verbannt waren geschahen. Aber trotzdem war es noch zu früh um zu sagen, dass wirklich wichtige Dinge erfunden worden sind.
Also, überspringen wir eine kleine Stelle und gehen gleich zu dem Kîné der Neuzeit, der euch als Azarun bekannt ist.
Ihm war übel, ganz so als hätte er zuviel und zu schnell getrunken.
Aber je länger er einfach dalag, desto klarer arbeitete sein Verstand wieder. Schließlich ging das soweit, dass er sich völlig erheben konnte und über das Geschehene nachdenken konnte. Er hatte seine Vergangenheit noch einmal erlebt was nicht gerade eine schöne Prozedur war. Aber als er sich über den kleinen See vor ihm beugte, sah er dass er auch viel dafür bekommen hatte. Sein weißes Haar, dass er in letzter Zeit völlig hatte verkommen lassen hing ihm nun in einem Pferdeschwanz bis zur Schulter, so wie er es früher getragen hatte.
Seine Augen, die in letzter Zeit immer abgestumpfter geworden waren, erstrahlten nun wieder in ihrem üblichen faszinierendem Blau, so wie sie früher waren.
Überhaupt, sein ganzer Körper schien wieder hergestellt zu sein. Er konnte wieder Kraft in seinen Gliedern spüren und nicht das dumpfe Gefühl von Schlaf, das er seit einiger Zeit ständig mit sich herumtrug.
Er war zurückgekehrt. Wie hatte er sich nur so gehen lassen können? Aber jetzt war alles wieder so wie es sein sollte. Der Fürst der Vampire war wieder da und nicht sein schwächlicher Schatten.
Seine Sinne waren um das Vielfache geschärft und irgendwie meinte er, dass das Wasser ihn nicht nur hergestellt sondern auch noch über seinen Wunsch hinaus gestärkt hatte. So klar und weit hatten sich seine Sinne noch nie erstreckt. Und irgendwo tief im Berg spürte er eine riesige Kraft, die ihn zu rufen schien.
Er konnte einen dunklen Gang sehen, der vom Hauptgang abzweigte. Azarun wusste, wenn er den Weg nach Draußen verlor würde er hier wahrscheinlich tausend Jahre festsitzen, aber trotzdem drang er tiefer in den Berg ein, um diese Macht zu finden.
Jaja, sicher wollt ihr schon wissen was ich fand nicht. Geduldet euch, ich möchte euch die Zeit ja nur verkürzen. Es würde einfach zu lange dauern, Azaruns Weg zu dem Geheimnis dieser Kraft zu beschreiben, was er auf dem Weg alles fand, und genauso wäre das mit dem Weg zurück, also lasst uns wieder einen Sprung wagen. Azarun findet hier nämlich etwas, das sein ganzen Lebensverlauf schon seit ewigen Zeiten prägte und auch prägen wird.
Endlich war er seinem Ziel ganz nah und nun das! Eine meterdicke Felswand trennte ihn von dem Ding, das ihn rief und es gab sicher keinen Schalter oder Tür für diese Wand!
Ob er irgendwo eine falsche Abzweigung genommen hatte? Nein, er war immer der Stimme gefolgt, er war sicher richtig. Ob das Etwas ihn testen wollte? Möglich, aber das musste bedeuten, dass es einen Weg gab die Felswand aus dem Weg zu räumen.
Mit kritischem Blick betrachtete Azarun seine Hände. Sollte er es wagen einfach etwas Druck auf die Wand auszuüben?
Es blieb ihm nichts anderes üblich, es sei denn er kehrte um, aber jetzt hatte er keine Stimme, die ihm den Weg zurück nannte. Es hätte seinen Untergang bedeutet. Es blieb ihm wirklich nichts anderes üblich.
Aber er kannte seinen neuen Kräfte noch nicht. Was, wenn er den ganzen Berg zerlegte? Oder was, wenn er trotz allen Bemühungen nichts ausrichten könnte?
Egal, es war nie Azaruns Art gewesen über Dinge lange nachzudenken.
Er suchte festen Stand, richtete beide Hände auf den meterdicken Fels und konzentrierte sich.
Ein ebenso meterdicker Strahl schoss aus seinen Händen hervor, pulverisierte den ganzen Fels und drang noch einen Kilometer weiter durch massives Gestein bis seine Kraft endlich versiegte. Hustend und von Staub bedeckt taumelte Azarun fluchend durch die geschaffene Öffnung. Im schwindelte was er gerade vollbracht hatte, obwohl er sich extra angestrengte nicht allzu viel Kraft aufzuwenden.
Als sich das feine Pulver auf dem Boden festgesetzt hatte sah Azarun endlich was ihn gerufen hatte.
Es war ein Schwert.
Er betrachtete es genau. Es lag auf einem groben Felsaltar, der aussah als ob der Berg ihn selbst erdacht hätte. Die Klinge war gewunden, aber nicht wie man es hin und wieder bei Menschenschwertern sah, sondern nur ganz leicht, so als ob es nur der Zierde diente. Das Heft war mit pechschwarzem Band überwickelt, aber obwohl es Stoff war, der sich der Hand sofort anpasste sah er aus, als ob er genauso geschmiedet wäre. Unter dem Heft waren winzige Runen angebracht, die zu beiden Seiten zu langen Wiederhaken ausliefen, die alleine schon gereicht hätten um eine Stahlrüstung zu durchdringen.
Vorsichtig ging Azarun näher heran. Das Schwert schimmerte, obwohl hier herinnen fast kein Licht war. Um genau zu sein schien alles Licht von dem Schwert auszugehen.
Und ehrfürchtig nahm Azarun die Waffe in die Hand. Sie lag wirklich perfekt und sofort züngelten grüne und türkise Blitze um die Klinge, aber da gab es noch ein Problem. Er konnte es nicht heben. Das Schwert schien Tonnen zu wiegen.
Je mehr er sich anstrengte desto sicherer war er, dass es die Waffe war, die sich wehrte. Mit jedem Versuch sie zu heben schien sie schwerer zu werden. Die nächste Überraschung erwartete ihn als er versuchte seine Hand von ihm zu lösen.
Es ging nämlich nicht. Sofort schossen die Blitze über seinen Arm, seine Schulter, hüllten ihn schließlich ganz ein und plötzlich erfüllte Kälte seine Seele.
Es war als würde eine Hand nach seinem Innersten greifen, es von seinen Köper trennen und damit verschwinden. Azarun konzentrierte sich krampfhaft nicht seine Seele an dieses Schwert zu verlieren, doch schon wurden es mehr und mehr Blitze und die imaginäre Hand schien stärker zu werden.
Hinterher konnte er nicht sagen ob Sekunden oder ob Wochen vergangen waren, er wusste nur, dass die Klinge ihn freigab. Er fiel vornüber und wieder überzogen ihn Blitze, aber diesmal sanft und warm, und sie gaben ihm neue Kraft.
Er verlor nicht die Besinnung sondern konnte nur wenige Sekunden später sogar wieder aufstehen und das Schwert spielerisch durch die Luft schwingen. Was vorhin noch unschaffbar war, war nun ein Kinderspiel. Das Schwert wog nichts. Azarun kamen Legenden in den Sinn, von zwei Schwertern, die angeblich über das Fortbestehen der Welt entschieden, die die Seelen ihrer Gegner verschlangen und so immer mächtiger wurden und die nur von Wesen geführt werden konnten, die mächtig genug waren um das Schicksal der Welt zu verändern. Er hatte das immer als erfunden abgetan, aber jetzt da er eines dieser Schwerter in der Hand hielt...
Die Waffe schien in seiner Hand zu vibrieren und wieder züngelten Blitze um Azaruns Körper, aber nun waren sie von dunkler Kraft erfüllt als wollten sie ihn beeindrucken und ihm zeigen was für Macht sie besaßen.
Azarun legte das Schwert wieder zurück auf den Steinaltar, doch als er seine Hand vom Heft löste schossen sofort neue Blitze hervor und hinderten ihn daran. Doch kaum gab er den Versuch auf schmiegte sich wieder alles perfekt aneinander. Ein plötzliches Schaben erregte Azaruns Aufmerksamkeit. Auf dem Altar lag noch eine kleine Stahlklammer, die offensichtlich gerade einige Zentimeter zu ihm hergerutscht war. Er nahm die Klammer und betrachtete sie kurz, dann hob er sie auf seinen Rücken und wollte sie dort befestigen, doch sofort rastete sie mit einem nüchternen Klicken von alleine ein. Azarun konnte jetzt sein Schwert auf dem Rücken tragen, was es ihm sogar gestattete ohne Probleme zu machen.
Unfassbar was er gefunden hatte. Ein Schwert, dessen Macht seiner eigene in nichts nachstand und das vielleicht sogar einen eigenen Willen hatte und das, wenn man der Legende glauben konnte, unzerstörbar war. Aber das ganze hatte auch seine Nachteile, das sollte Azarun bald merken. Das Schwert konnte nicht ohne ihn, sobald es ihm weggenommen worden wäre, wäre es nur eine Stück Metall gewesen. Dies wurde jedoch nahezu unmöglich, denn niemand konnte das Schwert gegen Azarun Willen auch nur ansehen. Wer es trotzdem versuchte büßte seine Seele ein.
Ahja, so war das damals. Ich erinnere mich noch genau. Aber das Wichtigste ist bereits erzählt. Vielleicht sollte ich nicht erklären wie ich es gefunden habe, sondern was ich fand.
Ein Schwert, wie schon gesagt. Ein Seelenräuber, auch schon gesagt. Unzerstörbar, schon genannt. Aber, sine Macht? Unvorstellbar! Annähernd wie meine. Um der Wahrheit die Ehre zu geben genauso groß wie meine. Das einzige verwunderliche war dies: Knapp unter dem Heft, beim Übergang zur Klinge war eine kleine Ausbuchtung, über die ich zunächst nichts wusste. Nach einiger Zeit riet mir jedoch eine ernst zunehmende Quelle ich sollte es mit einem Splitter eines möglichst reinen Geschöpfes versuchen. Ein Einhorn, wie mir schon bald klar wurde, wäre das beste. Wie ich zu dem Splitter kam wisst ihr ja.
Doch obwohl ich ihn besaß nahm das Schwert den Splitter nicht an. Versuch um Versuch schlug fehl, bis ich es aufgab. Vermutlich musste ich einfach warten bis sich der richtige Augenblick ergab.
Weiter mit der Geschichte, aber lassen wir einiges Unwichtige aus.
Ich verließ die Höhle dank der treuen Führung meines neuen Schwertes und draußen angekommen entfernte ich mich sofort aus dem Wald. Ich wusste nicht was zu tun war und so begab ich mich auf die einzige Spur, die ich hatte. Dämonen. Vor einiger Zeit hatte ich von einem bekannten Vampir von einem großen Treff gehört, das besonders unter Dämonen angesagt war. Ein Lokal oder so im Herzen von Los Angelos. Es war kein Problem dorthin zu kommen und meinen „Kontaktmann“ zu treffen, das Problem war eher verbaler Natur. Und da ich unser Gespräch passend für den Charakter dieser Zeit fand, möchte ich es mit euch teilen.
Mischa war schwarz, was durch den Vampirismus mit einem leicht goldenen Glanz verstärkt wurde. Seine Augen waren dunkelbraun und strahlten trotzdem fast so wie meine. Er hatte eine Glatze, was ihm jedoch außerordentlich gut stand.
Ihm habe ich zu verdanken, dass ich mich in der heutigen Welt etwas besser zurecht finde, denn er brachte mir die passende Sprache für den passenden Moment bei.
„Okay, du suchst Infos, eh? Findest sicher dort drin, aber glaube nicht, dass die dich einfach so reinlassen! Erst rescht nisch in diesa Kleidung.“
„Was ist an meiner Kleidung falsch? Ich trage sie seit Jahren und nie gab es etwas daran auszusetzen.“
„Ja, klar, das sieht man. Und wie du redest,
Mann! Du überlebst keine Sekunde in dem Schuppen. Mach dir das konkret: Heutzutage reden die Menschen anders und wer uner ihnen lebt muss sich ihnen anpassen. Und wenn du unter den Demons hier drin Infos finden willst, musst du dich auch anpassen. Ich habe keine neuen Kleider für dich, aber ich glaube, ich weiß wie wir dich trotzdem fitt kriegen. Dein Haar ist das erste Problem. Öffne es und lass es einfach willkürlich hängen, kümmer dich nicht drum. Dann deine Zähne, verberg sie etwas. Und schließlich deine Art zu gehen. Zeig doch nich edem, dass du Krieger mit Leib un Seele bisch.“
„Sonst noch etwas?“, fragte ich bissig, weil ich es hasse herumkommandiert zu werden.
„Yeah, geh allein. Ich komme nich mit. Is mir zu heiß da drin. Das is eine Stripteasebar.“ Er lachte ganz so als ob er einen wahnsinnig lustigen Scherz gemacht hätte. „Naja, um ehrlich zu bleiben, ich glaub nich dass dus schaffst denen auch nur eine Silbe über ihren Plan zu entlocken. Selbst wenn da immer ein oder zwei von den großen hocken. Wie auch immo, ich verschwind etz. Respect, eh? Ein letzter Tipp noch, halts Maul solangs geht, sobald die dich reden hören bisch tot.“
Das Gespräch ging trotzdem noch etwas hin und her, aber der Kern ist erfasst. Ich lebe jetzt schon so lange, aber Mischa rief mir das eigentliche Problem aller Vampire vor Augen, das ich nicht selbst sehen wollte. Viele Menschen denken es wäre toll ewig zu leben, Macht zu haben, als Jäger der Nacht umherzustreifen, aber tatsächlich ist es das nicht. Die Ewigkeit ist grausam und der Blutdurst pocht ständig auf dein Gewissen. Hinzukommt, dass Vampire sich nur sehr schwer selbst verändern, während die Welt um sie herum das ständig tut, bis sie schließlich lauter alte Gestalten in einer neuen Welt sind.
Viele treibt das in den Freitod.
Zum ersten Mal merkte ich, dass selbst der Sohn Kains nicht vor solchen Dingen gefeit ist und seit damals bin ich ständig auf der Suche nach Wegen um mich selbst an das Neue anzupassen, nicht in der alten Zeit hängen zubleiben. Selbst wenn das zuweilen sehr schwer ist.
Letztendlich betrat ich die Bar. Und ab hier wieder zurück zum Thema.
Die Luft war stickig, sogar seine unsterblichen Lungen begannen zu protestieren als sie dem Qualm zu Sauerstoff umwandeln mussten.
Rotes Licht durchschnitt hier und da den Nebel, und das ganze erschien dadurch irgendwie grotesk. Man konnte gerade weit genug sehen um mitzubekommen, wie eine Dämonen an einer Metallstange inmitten des großen Raumes ihre Kleider von sich warf.
Und doch, obwohl seine Sinne fast gänzlich aufgefallen waren, konnte er einzelne Menschen ausmachen, vereinzelt den Geruch von Blut herausriechen. Es waren nicht nur Dämonen da. Merkwürdigerweise beruhigte ihn das nicht, eher das Gegenteil war der Fall.
Er ertappte sich sogar dabei, wie er nervöse Blicke über seine Schulter warf.
Er war hierher gekommen um einen Dämonen zu fangen und auf die Vorfälle in letzter Zeit anzusprechen, oder besser auszuquetschen, aber kaum schloss sich die Tür hinter ihm, erkannte er, dass er hier keine Antworten sondern nur neue Fragen erhalten würde.
Trotzdem postierte er sich in einem dunklen Eck, neben der Treppe zum Keller. Wie er erhofft hatte nahmen ihn sofort zwei Bodyguards aus Korn, was wiederum ihren Brötchengeber auf ihn aufmerksam machte. Er schritt langsam die Treppe hinab und konnte dumpf fühlen, wie er ihm folgte, während die Bodyguards oben Stellung hielten, offenbar weil er es ihnen so angeschafft hatte.
Unglaublich wie einfach diese Falle gestellt werden konnte ohne dass es irgendjemand merkte. Und das obwohl auch mein „Verfolger“ ein Dämon war. Alles verlief reibungslos.
Er war am Ende der Treppe angekommen. Mehr um zu spielen als zur Tarnung ließ Azarun seinen Körper zu einer Nebelschwade werden. Normalerweise hätte er das niemals gemacht, denn selbst auf einen absoluten Dummkopf musste es komisch wirken, wenn eine Wolke aus Nebel in annähernd menschlicher Form in einem engen Ganz waberte, aber jetzt erschien ihm das als nötig für den ersten Eindruck.
Schon kam der Dämon den Gang hinunter und schritt geradeswegs durch Azarun hindurch. Er blieb stehen als er vor der verschlossenen Tür stand und kratzte sich verwundert am Kopf. Azarun materialisierte sich hinter ihm und packte ihn grob am Hals.
„Ich will Antworten! Je mehr du weißt um höher sind deine Chancen weiterzuleben. Erstens, warum greift ihr mich an? Warum habt ihr eure Spitzel sogar bei den Elben? Warum das alles?“
Der Dämon gab einen gurgelnden Laut von sich und Azarun, der zuerst dachte er wolle antworten ließ den Griff etwas lockerer.
„Dai Djan! Dai Djan!”, begann der Dämon nun ohne Unterlass zu stammeln und selbst als Azarun seinen Griff wieder verstärkte sprudelten diese Worte über die Lippen des Dämonen.
Er erkannte, dass es der größte Fehler seine Lebens war hierher zu kommen und mit einem Ruck brach er seinen Gefangenen das Genick.
Er rannte mehr als dass er ging, weil er diesen Ort möglichst schnell verlassen wollte. Doch kaum betrat er die Bar glühten plötzlich von überallher rote Augen auf, die sich auf ihn hefteten. Sie hatten ihn entdeckt. Jetzt blieb ihm nur noch die Flucht.
Dumm nur, dass die rettende Tür auf der anderen Seite des Raumes war.
Mit einer andächtigen Bewegung nahm Azarun sein Schwert vom Rücken, das als würde es sich auf den kommenden Kampf freuen einen einzelnen türkisen Blitz um die Klinge zucken ließ. Unter den bösen Blicken der Dämonen schob er sich Schritt für Schritt näher zur Tür, als ihm eines klar wurde: seine Gegner waren nicht nur Dämonen, denn auch wenn das völlig unmöglich war begannen zwei oder drei Vampire ihn einzukreisen. Hatte sich sein eigenes Volk gegen ihn verschworen?
Ohne Vorwarnung ertönte direkt hinter Azarun eine Stimme, allzu vertraut und doch wegen ihrer eisigen Kälte unerkennbar: „Tötet ihn, er hat unser Vorhaben in Erfahrung gebracht. Aber macht es schnell und gnädig.“
Azarun wollte sich umdrehen um zu sehen wer gesprochen hatte, doch der plötzliche Angriff aller drei Vampire hielt ihn davon ab. Er sprang so schnell es ging zur Seite konnte jedoch einen tiefen Schnitt über den Oberschenkel nicht vermeiden.
Sofort rollte er sich ab und sprang wieder vor, was seine Gegner niemals erwartet hätten. Ehe sie sich versahen waren sie nur noch zu zweit.
Doch als die Dämonen sahen wie leicht der Vampir sich hatte übertölpeln lassen, griffen sie auch in das Geschehen ein. Egal wie sehr Azarun sich anstrengte, für jeden, den er tötete erschienen immer wieder zwei Neue, und bald waren seine Kleider blutdurchtränkt. Mittlerweile gelang es einzelnen Dämonen, die Vampire waren schon lange tot, sogar sich in seinen Rücken zu stehlen. Obwohl Azaruns seelenräuberisches Schwert ständig unter sie fuhr und der Boden schon glitschig vor Blut war, musste Azarun immer mehr Schnitte in Kauf nehmen.
Das Ende kam schließlich durch einen besonders mutigen Dämon, der selbstmörderisch einfach auf ihn zu sprang. Bewaffnet war dieser mit einem langen Speer, den der Dämon so schnell einsetzte, dass Azarun in seiner schlechten Verfassung nicht einmal eine Chance blieb.
Der Speer war auf Azaruns Herz gezielt, doch das verfehlte er um Haaresbreite, durchschlug stattdessen Schulter und Schulterblatt um auf der anderen Seite wieder hervorzubrechen.
Wahre Ströme von Blut ergossen sich aus der Wunde, als Azarun die Waffe stöhnend abbrach und herauszog.
Von nun an war der Kampf entschieden.
Die Dämonen drangen auf Azarun ein als wäre er nur ein Mensch und er musste schon froh sein, wenn er ihren Schlägen ohne eine neue Wunde mitzunehmen ausweichen konnte. Ihm wurde schon nach wenigen Sekunden klar, dass er das niemals überleben würde.
Seine einzige Möglichkeit war Flucht, und das möglichst schnell.
Aber es gab nur eine Chance aus dieser wilden Meute zu entkommen, doch dafür brauchte er etwas Zeit, die ihm seine Gegner niemals ließen.
Aber Azaruns Improvisationsgabe ließ ihn nicht im Stich.
Er sprang in einem hohen Salto zurück, steckte das Schwert auf den Rücken und ließ eine riesige Flammensäule auf den Boden niedergehen. Als er mit einem leisen Schmerzensschrei landete, hatten die Dämonen besseres zu tun, als ihn weiter anzugreifen, aber schon begann das Feuer auch an ihm zu lecken.
Er nahm all seine Kraft zusammen und schon spürte er das wohlvertraute Kribbeln, als weite, schwarze Rabenflügel aus seinem Rücken brachen.
Ohne darauf zu achten wohin er flog stieß er sich einfach ab und durchstieß glatt eine massive Mauer, worauf die verwundete Schulter mit einem protestierenden Schmerz reagierte.
Im Flug dreht sich Azarun noch einmal zu der Bar um und schoss weitere Feuerbälle auf sie ab, bis fast das ganze Viertel in einem Flammenmeer versank. Dann endlich flog er so schnell er konnte und er stoppte auch nicht als er den Atlantik erreichte.