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Autor Thema: ~ Kaya Ti ~  (Gelesen 4518 mal)
ExUser1472
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« am: 09.Februar.2009, 15:49:11 »

~ Kaya Ti  ~

1. "Vor dem Schlüpfen"

Ich hörte Stimmengewirr.
"Wann wird sie wohl ausbrechen?", fragte eine weibliche Stimme ganz in meiner Nähe, irgendwo über und vor mir. Sie sprach sanft und voll Wärme.
Plötzlich sah ich Sterne, verschiedene, seltsame Gebilde, die zuerst wie Welten aussahen, dann aber wieder wieder wie aquamarinblaue Juwelen in kostbaren, silbernen Fassungen. Es waren drei, vier. Sie waren relativ dicht beieinander. Ich wurde von etwas sehr Starkem angezogen, das sich weit hinter ihnen befand. Ich sah das All mit seinen Sternen. Unzählige Sterne im nachtblauen Firmament! Alle sahen aus wie winzige Diamantsplitter. Dann tauchte vor mir das auf, welches mich anzog. Die Ausmaße waren so gewaltig, dass ich nur zuerst den Kopf sah, und dann nur noch die Nase.
Ich webte so knapp vor ihm, dass ich nur den Kopf nach vorne hätte strecken müssen, um ihn zu berühren. Ich blickte zu ihm auf.
"Willkommen!", donnerte eine tiefe Stimme sanft.
Ich näherte mich ihm weiter und leckte mit meiner, im Vergleich zu ihm, winzigen Zunge über den Rand seiner Lippen. Er lächelte.
"Mein Name ist Saa'aurus."
Ich kroch hinauf, dorthin, zwischen seine Nasenlöcher und legte mich hin.
"Dein Name ist..."
Er zögerte kaum merklich. So, als würde er überlegen.
"Kaya Ti!"
Als er meinen Namen aussprach, tat er das ganz feierlich. Ich erkannte die Bedeutung meines Namens nicht. Ich wusste nur, dass ich mich sogleich bei ihm wohlfühlte. Ich wäre wohl eingeschlafen, hätte er nicht weitergeredet.
"Komm herunter!", sagte er liebevoll.
Ich tat wie geheißen und war ein bisschen ratlos was er von mir wollte. Er hauchte mir seinen Atem ins Gesicht, sodass ich ganz davon eingehüllt wurde.
"Komm!", forderte er mich danach auf und öffnete sein Maul ein wenig.
Ich kroch ohne Angst über seine unteren, weißen Zähne auf seine Zunge, die angenehm warm war. Dort rollte ich mich ein. Es gefiel mir hier. Dann wurde es ziemlich nass und ich wurde von einer Flut mitgerissen. Als ich die Augen wieder öffnete lag ich in einer kleinen Höhle. Dort befanden sich mehrere Drachen, die im Vergleich zu Saa'aurus so klein waren, dass die Spitzen ihrer schlanken, grauen, gerillten Hörner gerade nicht die Höhlendecke berühren. Ihre Körper waren bis auf einen roten Drachen, golden. Sie lagen auf viel Gold und Edelsteinen. Hauptsächlich aber Gold.
Als ich hier ankam hörte ich Saa'aurus Stimme ein letztes Mal.
"Ich bin der Wächter!", sprach er majestätisch. Seine Stimme klang ein wenig gedämpft.
Ich staunte über das Glänzen und Funkeln, das sich mir bot. Doch sofort richtete sich meine Aufmerksamkeit auf eine goldene Drachin, die ganz rechts am Rand der Höhle lag und mich liebevoll anschaute.
"Willkommen!", sagte sie. Ich spürte ihre Freude.
Ich streckte den Kopf zu ihr hinauf, aber so klein wie ich war, konnte ich sie nicht berühren. Sie lächelte.
Auf einmal tauchte eine durchsichtige Kugel, die aus gedämpften, weißen Licht bestand, in der Höhle auf. Gedämpft farbigen, leicht spiralenartig sich kräuselnden Rauch (?) zog sie hinter sich her. Weiß, violett und dunkelviolett. Sie kam aus dem Gang, aus dem ich hierhergelangte. Sie schwebte langsam über mir hinweg. Ich betrachtete sie fasziniert. Dann streckte den Kopf nach ihr aus. Ich hob ab und berührte die Kugel mit dem Lippenrand. Sofort veränderte sie ihre Form und hüllte mich ganz ein. Ich schloss die Augen.
Als ich wieder aufwachte, lag ich zwischen den Vorderbeinen von der goldenen Drachin die schon zuvor mit mir gesprochen hatte.
"Du wirst nach deinem Tod eine zweite Chance erhalten", sprach sie und ich wusste, dass sie von Zukünftigem sprach. Allerdings wusste ich weder, was sie mit "Tod" meinte, noch mit "zweiter Chance". Die Worte hatten keine Bedeutung für mich. Ich konnte mit ihnen nichts anfngen.
"Danach wirst du zu uns zurückkehren."
Daraufhin spürte ich etwas, das mir noch völlig unbekannt war. Ich sträubte mich gegen ihre letzten Worte. Ich verstand es selbst nicht. Auf der einen Seite hatte ich nicht die geringste Ahnung von was sie sprach, und auf der anderen wollte ich nicht zurück! Ich versuchte dem nachzugehen und daraufzukommen, woran es lag. Ich versuchte in die Zukunft zu schauen, was mir aber nicht gelang. Nach langen Ringen mit mir selbst gab ich schließlich auf.
Die Golddrachin betrachtete mich die ganze Zeit über. Ihr Blick wurde traurig. Und als sie sprach, spürte ich den Anflug von Schmerz in ihr.
"Denke immer daran, in Glück wie in Not: dass wir dich lieben."
Dann hauchte sie mich an. Ihr Atem war angenehm warm. Finsternis folgte ihrem Atem und meine Sinne schwanden.

~
Das war mal das erste Kap. Ich schreibe gleich weiter. ^^
« Letzte Änderung: 16.Februar.2009, 18:55:26 von Xitor » Gespeichert
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« Antworten #1 am: 09.Februar.2009, 18:17:30 »

2. "Zuhause"

Boawumm!
So ähnlich hörte sich das Geräusch an, das entstand, als eine violett-weiß-farbige Explosion von mir ausging, und die Eierschale bersten ließ. Die kleine Kugel, die sich bildete und die Eierschale auseinanderdrückte, ging von meinem Herzen aus. Als ich danach die Augen öffnete und zum ersten Mal einatmete musste ich niesen. Ein Feuerstrahl schoss aus meinem Maul hervor.
Eine riesige Hand kam von oben auf mich herab und hob mich auf.
"Wir haben einen neuen Feuerdrachen!!", rief der Mann, der mich aufgehoben hatte mit tiefer Stimme erfreut aus.
Er hob mich hoch und zeigte mich auf seiner Handfläche einer riesigen Menge von Menschen die in Jubel ausbrach. Ich betrachtete überrascht die vielen Anwesenden. Ihre Gesichter waren rötlich. Wie eine Mischung aus einem etwas dunklerem ocker und hellerem rotbraun. Ihre Haare waren schwarz. Ich blinzelte. Kam mir ihre Hautfarbe nur so rot vor wegen dem vielen Gold und Rot, das im Raum war?
Der Raum, welcher mehr einer kleineren Halle glich, war nach vorne hin offen. Eine riesige, flügellose Drachenstatue mit gewundenem Körper aus Gold, die goldenes Feuer spieh, schien rechts neben mir zu wachen. Der Rest der Einrichtung war größtenteils rot.
Ich lag auf also auf seiner Handfläche, betrachtete fasziniert seinen Daumen und biss ihn in die Fingerkuppe. Meine Zähne am Oberkiefer stießen auf etwas Hartes. Überrascht ließ ich sofort los. Eine rote Flüssigkeit floss aus der Wunde. Ich lehnte meinen Kopf gegen den roten Strom und genoss die Wärme.
"Und er beißt!", verkündete der Mann fröhlich und lachte.
Das belustigte die Menschen. Ein Fest folgte mit verkleideten Menschen, die eisblaue Schuppen trugen; bunten Fähnchen in den Farben orange und allen anderen Farben des Feuers. Ich wunderte mich, dass dieses Aufheben um mich gemacht wurde. Und warum ich der Mittelpunkt und Anlass dieser Feier war, verstand ich auch nicht.
Der Mann legte mich unterdessen auf ein rotes, mit schwarzen Stickereien verziertes Kissen, das sehr rutschig war. Dann deckte er mich mit einer ebensofarbigen Decke zu. Ich hob fragend den Kopf. Er bemerkte es.
"Schlafe jetzt! Du musst ruhen."
Dann ging er.
"Mama? Mama?", rief ich in die Leere Meiner Gedanken. Doch Stille antwortete mir.
Traurigkeit erfasste mich. Ich erkannte, dass ich allein war. Mit einem Schnauben legte ich mich hin. Ich verdrängte meinen Schmerz und schloss ihn fest in meinem Herzen ein. Ich beschloss das Beste daraus zu machen.

Als ich wieder aufwachte war es Tag. Der Mann, der anscheinend für mich zuständig war, kam und stellte mir eine flache Schüssel neben das Kissen.
"Iss!", forderte er mich auf.
Ich folgte seinem Blick und betrachtete erschrocken die schlangenartig aussehenden, orange-creme-farbigen Würmer auf dem weißen Teller mit den dunkelblauen Verzierungen. Es waren mehrere Würmer. Sie wanden sich in meine Richtung und schauten mich interessiert an.
"Wie ist dein Name?" "Wo kommst du her?" "Wer bist du?", fragten sie mich alle gleichzeitig.
Verwundert schaute ich sie an. Ich drehte mich zu meinem Versorger um, der sich diskret an die Tür zurückgezogen hatte und mich beobachtete.
"Das soll ich essen? Das redet doch!", sagte ich ihm entrüstet.
"Es redet?!", wiederholte er verblüfft und bestürzt zugleich.
Ich wandte mich wieder den Neuankömmlingen zu und spürte den Anflug einer Hoffnung. Wenn sie hierblieben, würde ich nicht mehr einsam sein...
Sie blieben und wir wurden die besten Freunde. Ich bekam stattdessen zerpflücktes Fleisch in kleinen Häppchen ohne Blut und Knochen.
Doch schon sehr bald starben sie. Die Worte des Letzten Lebenden von ihnen brannten sich in meine Seele. Kurz vor seinem Tod hob er noch einmal den Kopf und sah mich an.
"Leb wohl, kleiner, schwarzer Drache!", verabschiedete sich mein Freund von mir. "War schön mit dir Freundschaft geschlossen zu haben. Ich habe es nicht bereut! Vergiss mich nicht..."
Er war auf einmal sehr traurig. Ich wusste, er dachte daran, dass ich noch lange nach ihm leben würde, und er nicht mehr bei mir sein konnte. Ich begann innerlich zu weinen. Dann nahm er Haltung an mit aller Kraft, die er noch in sich hatte.
"Und vergiss NIE WER DU BIST!!"
Nach diesen Worten sackte er zurück. Ich konnte nicht glauben, dass er tot war. Etwas in mir zerbrach. Es wäre mir lieber gewesen ich wäre an seiner Stelle gestorben. Doch ich musste weiterleben. Ab da war mir jeder neue Tag eine Qual.

~
« Letzte Änderung: 09.Februar.2009, 18:34:36 von Xitor » Gespeichert
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« Antworten #2 am: 09.Februar.2009, 21:09:42 »

3. "Der Fall des Goldenen Reiches"

Die Zeit ging an mir nicht spurlos vorrüber. Ich wurde größer und älter. Bei meinem Fest, das immer am Tag meines Schlüpfens gefeiert wurde, spieh ich zur Freude der Menschen Feuer.
An einem solchen Tag erkannte ich, dass die Leute außerhalb des Raumes keinen rötlichen Hautton hatten. Es hatte also doch etwas mit der Innenausstattung zutun...
Im Alltag kamen viele Menschen um mich zu sehen. Teilweise legten sie lange Wege zurück. Sie brachten mir Geschenke mit, die sie vor mich hinstellten. Früchte, verschiedene Speisen, ...
Ich lag dann immer auf meinen roten Kissen und beobachtete, wie sich Frauen und Männer aller Schichten, verschiedenen Alters, teilweise in Begleitung ihrer Kinder, mit gefalteten Händen vor mir verneigten. Mit ihren dunklen, sorgenerfüllten Augen sahen sie mich bittend an. Sie baten mich um Verschiedenes. Dass ich ihre Familienmitglieder heilen würde, die im Sterben lagen, ...
Als ich das erste Mal Derartiges vernahm, versuchte ich der verzweifelten Frau zu erklären, dass ich ihr nicht helfen konnte, so sehr ich es auch wollte. Doch der gelbgekleidete Mann neben mir, unterbrach mich lächelnd und wandte sich an die Bittstellerin.
"Unser erlauchte Drache wird sich des Anliegens annehmen."
Ich wusste, dass er log. Er wusste so gut wie ich, dass ich dessen nicht fähig war. Das war das erste Mal, dass ich wegen eines Menschen Abscheu empfand. Mir taten diese Leute leid, die hierherkamen und sich Hilfe erhofften, und dann mit solchen Worten heimgeschickt wurden. Ich fühlte mich schlecht. Ich erkannte, dass meine Aufgabe war, für die Menschen eine Täuschung aufrecht zu erhalten. Ich wünschte mir, dies möge so schnell wie möglich aufhören.

Das Ende kam schneller als gedacht. Und nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich dachte eines Tages würden einfach keine Menschen mehr zu mir kommen.
Ich erwachte an jenem Morgen wegen lautem Geschrei. Lärm drang in meinen Raum. Sofort war ich hellwach. Da aber niemand kam um mir zu sagen was los war, blieb ich auf meinen Pölstern liegen.
Nach einer Weile kam mein Versorger hereingestürzt, und zwar von der offenen Seite des Raumes her, was mich überraschte. Normalerweise kam er durch die Tür hinter mir...
Ich weiß nicht wie viele sich seit meines Schlüpfens mich umsorgt haben. Aber es waren viele gewesen. Dieser hier hatte kein gutes Herz gehabt. Und nun war er um sein Leben besorgt. Natürlich auch um meines...
Er schaute mich furchterfüllt an.
"Du musst fliehen! Sie kommen! Wenn sie dich finden, werden sie dich töten!"
Ich blickte ihn verständnislos an. Ich war bis dahin noch nirgendwo anders gewesen. Und jetzt sollte ich plötzlich verschwinden, ohne zu wissen wohin?!
Er sah nach rechts und eilte weg.
Ich seufzte schwer und horchte. Da der Lärm und das Krachen weder aufhörten noch leiser wurden, verließ ich meinen Platz und durchquerte die Halle. An der Öffnung angekommen lugte ich um die Ecke in jene Richtung in die er zuvor auch geschaut hatte. Was ich sah, ließ mich erstarren. Der gesamte östliche Himmel war von Rauchwolken bedeckt, die schnell nach Westen auf mich zuzogen. Ensetzt ließ ich meinen Blick über die gewaltigen Türme schweifen. Alles war grau. Ich konnte die einzelnen Gestalten kaum ausmachen so undurchdringlich war der Rauch.
Fassungslos betrat ich den großen Platz. Ich sah riesige, schwarzgraue Drachen, die sich aufbäumten und mit den Flügeln schlugen. Eine Drachin drehte sich zu mir um.
"FLIEH!!!"
Ich schüttelte verunsichert den Kopf. Das war das erste Mal, dass ich einen anderen Drachen in meinem Leben sah und mit ihm sprach!
Sie sah mich an.
"Wir müssen hier bleiben. Die Stellung halten", sprach sie wie zu sich selbst. Dann sah sie mich direkt an. "GEH!"
Ich stieg gehorsam in die Luft und sah mein Zuhause das erste Mal von oben. Es war eine gewaltige Palastanlage mit mehreren hundert geschwungenen, goldenen Dächern und roten Häuserwänden. Beeindruckt betrachtete ich sie. Dann blickte ich nach Osten.
Eine Armee unüberschaubaren Ausmaßes kam rasch näher. In der ersten Reihe befanden sich türkisfarbene, leblose, flügellose Drachen. Sie sahen gefährlich aus.
Anstatt zu fliehen versteckte ich mich ganz in der Nähe in einer gut getarnten einer Höhle. Niemand entdeckte mich.
Die Schlacht zog sich über mehrere Tage und Nächte hin. Bald schon bereute ich, dass ich nicht geflohen war. Die Schreie, das Blut, die vielen Gesichter... Das Feuer das alles Lebende verzehrte, die Gewitter mit ihren Blitzen, die alles noch schrecklicher aussehen ließen...
Ich hatte schreckliche Angst. Ich litt mit den Sterbenden, obwohl ich dabei nicht verletzt wurde. Ich machte zwischen jenen, die unsere Heimat verteidigten, und jenen, die uns angriffen keinen Unterschied. Mir tat das Herz weh... Ich konnte diesen Hass nicht begreifen.
Dann war es plötzlich vorbei. Völlige Stille lag über dem Schlachtfeld und der ehemaligen, stolzen Stadt, von der nur noch verkohlte, klägliche Überreste blieben. Die feindliche Armee war verschwunden. Was auch immer passiert war... weder die Drachin die zu mir gesprochen hatte, noch die Feinde waren mehr zu erblicken.
Ich verließ mein Versteck als es hell wurde und ging betrübt durch die ehemalige Stadt. Den Palast gab es nicht mehr. Leichen fand ich keine. Weder von Soldaten noch von Einheimischen.
Auf einmal hörte ich ein durchdringendes Weinen und fand ein Baby, das verzweifelt schrie. Um es zu wärmen, blies ich ihm meinen Atem, ohne Feuer natürlich, ins Gesicht. Daraufhin verstummte es. Ich hoffte noch Überlebende zu finden, welche es aufnehmen hätten können, fand aber niemanden. Am folgenden Morgen musste ich feststellen, dass das Baby gestorben war.
Das war zu viel für mich. Ich machte mir große Vorwürfe. Erschöpft und todtraurig stieg ich wieder in die Luft und blinzelte in die Sonne, die mich mit ihrem verblüffend kalten, cremeweißen Schein blendete.
"G E H!", hörte ich eine tiefe Stimme zu mir sagen.
Diesmal zögerte ich keinen Augenblick lang. Ich drehte mich um und floh.

~
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« Antworten #3 am: 09.Februar.2009, 23:34:11 »

4. "Ankunft im Westen"

Ich stieg so hoch es mir möglich war in den Himmel und flog so schnell ich konnte nach Westen. Ich achtete weder auf das Wetter, noch auf Tag oder Nacht. Ich machte kein einziges Mal Rast. Meine ganze Kraft steckte ich ins Fliegen und versuchte so verzweifelt meinen schrecklichen Erinnerungen zu entkommen.
Irgendwann begann ich an Höhe zu verlieren. Ich war zu Tode erschöpft. Kurz darauf stürzte ich ab.
Zum Glück verletzte ich mich nicht, als ich ins Meer fiel. Fischer, die gerade in der Bucht waren, über der ich abgestürzt war, fanden mich. Mit solch einem exotischen Fang hatten sie allerdings nicht gerechnet, wie ich ihren Äußerungen entnehmen konnte, als sie mich ans Ufer hievten.
Ich war der Ohnmacht nahe. Ich hatte die Hälfte meines Körpergewichtes verloren.
Die untergehende Sonne entzündete alles mit ihrem rotgoldenen Schein, und tauchte die steilen, beigen Felsen der Bucht in ihre Glut. Das Meer lag still und friedlich wie ein violettblauer Schal unter dem immer dunkler werdenden Firmament.
"Das ist ja ein Drache!", stellte einer der Männer überrascht fest.
"Und kein Einheimischer", meinte ein anderer Fischer nachdenklich.
"Schau dir dieses schöne Muster an!", sagte ein Dritter bewundernd und strich mir liebevoll über die nassen Schuppen.
"Sieh dir die Kratzer an! Er muss weit geflogen sein."
Ein Fischer mittleren Alters trat in mein Blickfeld.
"Übrigens...Es ist eine sie."
Ich hätte gelacht, wenn ich nicht so müde gewesen wäre. Dieser Mensch gefiel mir. Er hatte ein gutes Herz. Das erkannte ich sofort.
"Wir bringen ihn am Besten zur Herrin!", beschloss der am praktischsten Veranlagte unter ihnen, und hob mit Mühe meinen Kopf hoch. "Sie hat schon genug..."
Er unterbrach sich.
"Sie wird wissen was zutun ist."
Finsternis umfing mich.

Die "Herrin", war die Herrscherin der Menschen jenen Landes. Ich lernte sie erst kennen, nachdem man mich wieder zu Kräften gebracht hatte. Dieses Reich unterschied sich grundlegend von dem in dem ich groß geworden war. Die Bäume waren anders, die Menschen waren anders gekleidet, und sie verhielten sich auch anders. Sie verneigten sich zum Beispiel nicht mit gefalteten Händen vor mir. Das gefiel mir viel besser. Alle behandelten mich mit Freundlichkeit und Wohlwollen.
Als ich ihre Anführerin kennenlernte, was es Tag. Doch in der steinernen Halle, in die ich geführt wurde, war es ziemlich düster, und wurde nur durch das Sonnenlicht erhellt, das durch schmale, hohe Fenster fiel. Sie saß auf einem Stuhl mit hoher Lehne, beinahe am anderen Ende des Saales. Ich war überrascht weder Gold noch Edelsteine zu erblicken. Die Farben Rot und Gold fehlten hier gänzlich. Stattdessen war alles dunkelgrau und aus Stein.
Es war eine Frau, die ihr reifes Alter erst vor kurzem erreicht hatte. Ihr Haar war gewellt, lang und rötlichbraun. Ich blieb wie geheißen, wenige Schritte vor ihr stehen. Die Soldaten neben mir verbeugten sich vor ihr. Ich tat nichts dergleichen. Sie lächelte mich freundlich an.
"Ich freue mich, dich hier begrüßen zu dürfen! Ich bin Gregoria. Dies sind meine Untertanen."
Gregoria wies auf die Anwesenden, die seltsam bunte Kleidung und teilweise auch Rüstungen trugen. Sie verneigten sich vor mir, allerdings nicht ohne mich misstrauisch zu mustern.
Ich fühlte mich ein wenig unwohl.
"Du bist uns immer willkommen! Das ist Jua."
Eine goldene Drachin trat aus dem Halbschatten und betrachtete mich eingehend.
"Sie wird dich in den kriegerischen Tätigkeiten unterrichten."
Jua führte mich nach Draußen. Ich war froh der stickigen Halle entkommen zu sein.
Wir spazierten durch einen großen Park.
"Wie heißt du?", fragte sie mich mit angenehmer Stimme.
"Kaya Ti."
Sie blieb wie erstarrt stehen. Ich hielt ebenfalls an und sah sie besorgt an.
Jua drehte langsam den Kopf und blickte mich fassungslos an.
"Die Wächterstochter?! Aber...! Das kann nicht sein!"
Sie schaute mich ebenso irritiert an wie ich verwirrt war.
"Weißt du, wer Der Wächter ist?", fragte sie.
Ich versuchte mich an früher zu erinnern.
"Der große Drache, den ich traf, bevor..."
"Du weißt es wirklich nicht!", unterbrach sie mich erstaunt. "Nun, wenn er es dir nicht gesagt hat..."
Sie verstummte nachdenklich. Ich kannte ihre Gedanken. Sie hatte beschlossen das was sie wusste für sich zu behalten.
"Vergiss einfach, was ich dir gesagt habe. Ist nicht so wichtig", sagte sie schließlich, und lenkte mich ab, indem sie mir verschiedene Kampftechniken zeigte. Manches funktionierte nicht so, wie sie es sich vorstellte, und ging schief. Wir lachten und schlossen bereits während jenen Tages Freundschaft. Von da an waren wir unzertrennlich.

~
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« Antworten #4 am: 10.Februar.2009, 01:20:48 »

5. "Die große Schlacht"

Es dauerte nicht lange, da wurde der Frieden in dem wir lebten gestört. Ich erinnere mich noch, dass ich an jenem Tag mit Jua im Park redete. Plötzlich rannte einer der Golddrachen aus dem Tordurchgang ins Freie. Er sah abgehetzt aus.
"Der Angriff auf die Stadt beginnt bald!", rief er.
"Welche Stadt?", fragte ich verwirrt.
Ich erinnerte mich nur an die Burg und den Park. Ich folgte den anderen und wir flogen gemeinsam auf die andere Seite der Festung. Gleich nach den hohen Mauern der Festung, die tief abfielen, befand sich ein Häusermeer mit roten Dächern, das von einer Verteidigungsmauer aus beigem Gestein geschützt wurde, welche die Form einer Mondsichel hatte. Ein Teil der Stadtmauer war von den Felsen der Bucht umgeben, der Rest vom Ufer der Bucht. Der Abend zog rasch herauf. Die Wolken ebenso. Ich sah die Menschen aufgeregt herumlaufen. Wir bekamen den Auftrag die Abwehr zu übernehmen. Gregoria zeigte sich nicht. Sie schloss sich in ihrer Festung ein.
Die Burg selbst war einfach zu verteidigen, da sie am höchsten Felsenberg gebaut worden war, und nur ein schmaler Pfad zu ihr hinauf führte. Doch die Stadt hatte nur diese einzigen Verteidigungsmauer und ein Haupttor, das sich in der Mitte befand. Wenn die Feinde das Tor einnahmen, standen die Chancen, sie zu besiegen, fünfzig zu fünfzig. Allerdings würden alle Menschen in der Stadt ihr Leben verlieren...
Der Angriff erfolgte bei Nacht. Ich hatte noch nie so viele Schiffe gesehen! Es mussten Hunderttausende gewesen sein. Das Holz, aus dem sie bestanden, war hellbraun, mit einem Stich orange. Es waren kleinere, schmale und vor allem schnelle Boote.
Ich konnte in jener Nacht alles deutlich erkennen. Jedes Lebewesen, jedes Material schien einen gedämpften, weißen Glimmschimmer abzugeben. Der Mond jedoch schien nicht. Die Sterne waren nur teilweise zwischen den Wolken zu erkennen.
Wir Drachen formierten uns vor der Festung in der Luft und warteten bis viele Schiffe in der Bucht waren. Zuerst schossen brennende Pfeile auf die Festung zu. Ich wunderte mich darüber. Die Pfeile prallten natürlich wirkungslos an den Mauern ab. Einige von uns verhinderten, dass das Feuer Schaden anrichtete.
Ich blickte zu den Sternen auf und betrachtete vier hell leuchtende Sterne, die nahe beieinander in einer Reihe lagen, sodass sie eine Kette zu bilden schienen. Dann lächelte ich zuversichtlich.Ich spürte etwas in mir, das mir vertraut war...
Der Kampf am Tor hatte bereits begonnen, als Jua das Zeichen zum Angriff gab. Wir waren etwa ein Dutzend Drachen. Das war nicht viel. Unsere größte, gemeinsame Stärke war das Feuer. Wir stießen von oben auf die Schiffe herab. Ich spieh der ersten Reihe Soldaten Feuer entgegen. Nur drei Boote gingen in Flammen auf. Die Soldaten kämpften weiter. Ich war verwirrt. Wieso funktionierte das nicht? Unser Angriff hätte ausreichen müssen, um die Hälfte der Boote zu zerstören!
Ich stieg wieder in die Luft, und flog nach vorne, als ich plötzlich auf einen Widerstand stieß, der mich zum Stillstand brachte. Eine Kugel die ebenso groß war, wie ich von Kopf bis zu den Vorderkrallen maß, zeigte sich mir. Sie war dunkelviolett und violette Lichtschlieren umwaberten sie. Es war eine starke Kraft, die ich vor mir hatte. Sie war dunkel und gefährlich, das spürte ich. Und sie wurde von einem Menschen, der sich auf einem der Boote befand, verwendet. Überrascht wich ich zurück.
Plötzlich war Jua neben mir.
"Pass auf! Sie haben uns entdeckt!"
Noch während sie mir das zurief, befanden wir uns bereits in einem Pfeilhagel, der von unten auf uns abgeschossen wurde.
Einige Drachen wurden von den Pfeilen getroffen. Ich stieg höher, an Jua vorbei.
"Pass auf die Pfeile auf!", warnte sie mich eindringlich.
< Ich werde so hoch steigen, sodass mich die Pfeile nicht treffen können. >, dachte ich.
"Das ist unmöglich!!", schrie sie mir nach.
Nein, das war es nicht. Ich erreichte mein Ziel und streckte meinen Körper nach seiner ganzen Länge aus, sodass ich vertikal in der Luft schwebte. Meine eigene Lichtkugel erschien über mir und ich berührte sie leicht mit der Schnauze. Daraufhin hörte ich einen ohrenbetäubenden Krach. Alle Boote innerhalb des Bucht explodierten. Der Kampf ging weiter. Es kamen immer mehr Boote in die Bucht. Ein neuer Pfeilhagel wurde auf uns abgeschossen. Ich hörte einen Schrei und schaute nach unten. Jua lag schwerverletzt im Wasser. Sie war dem Tode näher als dem Leben. Ich spürte einen Schmerz in mir, der immer unerträglicher wurde. Ich flog zu ihr.
"Beachte mich nicht", sagte sie leise. "Mit mir ist es vorbei."
Danach schwieg sie. Ich begriff, dass ich soeben meine beste Freundin, verloren hatte. Vom Schmerz überwältigt schrie ich auf. Die Kugel, die inzwischen wieder verschwunden war, kam jetzt aus dem Hals, dort, zwischen den Schultern hervor. Sie wurde schnell größer. Als mein Schmerz seine größte Ausdehnung erreichte, explodierte sie. Die Kraft, die dabei freigesetzt wurde, breitete sich kreisförmig aus. Das Wasser begann sich ein einer Stelle zu einem spiralförmigen Turm zu drehen, und raste durch die Bucht. Alle, die nicht schon durch die große Explosion umgekommen waren, starben jetzt.
Als mein Schmerz nachließ, bot sich mir ein Bild der Zerstörung. Ich blickte zum Meer hinaus, und sah sämtliche Schiffe zerbrochen. Nur die Stadt mit ihrer Stadtmauer und die Festung waren heil geblieben, worüber ich sehr erleichtert war. Dass jedoch alle Feinde dabei umgekommen waren erfüllte mich mit großer Trauer und Schuldgefühlen. Dies war nicht meine Absicht gewesen. Ich hatte gehofft es würden viele überleben, wenn sie auch in Gefangenschaft gekommen wären.
Langsam flog ich ans Ufer, wo mich die Menschen als Heldin feierten. Ich versuchte freundlich zu sein. Aber ich fühlte mich nicht als Heldin.
Einer der Wachposten lächelte mich an, als ich mich auf den Boden legte.
"Ich werde die Herrin holen!", versprach er und eilte weg.
Ich blickte zum Meehr hinaus. Dort, wo die Bucht endete, hatten sich Wolken gebildet. Zwischen diesen Wolken tauchte auf einmal ein riesiger, grauer, östlicher Drache auf. Ich erkannte ihn sofort.
"Mein Vater!", stieß ich überrascht hervor.
Er betrachtete mich eine kleine Weile und dann nickte er mir zu.
"Ruhe aus", sprach er mit seiner tiefen Stimme. "Gut gemacht!"
Dann drehte er um und verschwand wieder in den Wolken.
Gregoria kam tatsächlich kurz darauf. Sie hockte sich neben meinen Kopf und streichelte mich. Mir fiel auf, dass sie ihre goldene Krone trug.
"Unsere Rettung verdanken wir dir. Du hast deinem Namen alle Ehre gemacht, Kaya Ti!", sprach sie und lächelte mich an. "Nun ruhe dich aus!", hörte ich sie noch zuletzt zu mir sagen. Dann schlief ich ein.

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« Antworten #5 am: 10.Februar.2009, 02:30:08 »

6. "Draco"

Ich schlief lange. Als ich erwachte war es wieder Tag. Einer meiner Freunde, der Goldene Drache, der Jua und mir vom bevorstehenden Angriff berichtet hatte, saß neben mir und musterte mich schmunzelnd.
"Wieder wach?", fragte er mich.
"Wo bin ich? Was ist passiert? Wie lang hab ich geschlafen?", fragte ich.
Ich war ganz durcheinander. Er lächelte.
"Du hast ein halbes Jahr geschlafen! Du weißt schon, seit dem großen Angriff. Die Menschen sind immer noch dabei, dich würdig darzustellen."
Er deutete mit dem Kopf auf eine Wand, wo Freskenmaler mich schwarz im Dunkelblau des Himmels fliegend, mit einer weißlichen Kugel zwischen beiden Vorderkrallen, dargestellt hatten.
Darunter tobte das Feuer der Verwüstung.
Ich war beeindruckt. So ein schönes Bild hatte ich noch nie zuvor gesehen.
Jetzt wo ich wach war, ging es mir wieder besser. Langsam kam ich wieder zu Kräften.
Bald darauf zogen wir um, weit ins Land hinein. Mitten in den dichten Wäldern besaß Gregoria eine kleinere Festung, die ebenfalls auf einem großen Felsen erbaut worden war. Dort lebten bereits einige Drachen. Meine Freunde blieben in der Hauptstadt zurück, um sie zu bewachen. Ich ging mit Gregoria. Eine neue Zeit des Friedens war angebrochen.
Die Menschen behandelten mich nun mit Ehrerbietung und verneigten sich alle vor mir, wenn sie mir begegneten. Ich freundete mich mit den dort lebenden Drachen schnell an. Wir hatten nicht viel zutun. Feinde kamen keine und das Alltagsleben auf der Burg war eher eintönig.
In den ersten Tagen auf der Burg begegnete ich einem Drachen, der wie ich flügellos war. Doch da er ein westlicher Drache war, und ich Flügel bei jenen Arten gewöhnt war, stach mir diese Besonderheit ins Auge. Er hatte hellgraue Schuppen und kleine Hörner. Seine Augen waren zartgrün-hellgrau.
Wir sahen uns zum ersten Mal am Schlossteich. Sonst war niemand in der Nähe. Ich lag am anderen Ufer des Teiches.
"Du bist also der Neue!", begann er die Unterhaltung.
"Ich bin eine Drachin!", entrüstete ich mich.
"Aha", sagte er nur. "Wie heißt du?"
"Kaya Ti."
Er sah nicht gerade beeindruckt aus.
"Darf man auch mal erfahren wie du heißt?", fragte ich ihn etwas ungehalten.
Er ging mir auf die Nerven mit seinem teilnahmslosen Verhalten.Mein Gegenüber senkte leicht den Kopf und drehte ihn zur Seite, sodass ich nur sein linkes Auge sehen konnte.
"Draco", antwortete er leise.
< Diesen Namen können ihm nur die Menschen gegeben haben! >, schoss es mir durch den Kopf.
Das Gespräch endete hier.

Es verging einige Zeit. Als wir uns wieder alleine am Teich begegneten, verhielt er sich ganz anders mir gegenüber. Er stand neben mir und starrte ins Wasser.
"Ich wollte dir etwas sagen...", begann er leise. "Du hast einen schönen Namen."
"Danke!", entgegnete ich erstaunt.
"Du bist wunderschön."
Ich erstarrte. Das hatte noch niemand zu mir gesagt! Das musste ich erst einmal verdauen.
Doch diese Zeit wurde mir nicht gegeben...
"Ich liebe dich", flüsterte er.
Ich folgte dem Gefühl in meinem Herzen.
"Ich liebe dich auch!", erwiderte ich.
"Wirklich?", fragte er erstaunt, nachdem er den Kopf gehoben hatte.
"Ja!", bestätigte ich.
< Ist das Liebe? >, fragte ich mich gleichzeitig. Ich hoffte es inständig. Denn ich hatte diese Gefühl bis dahin nicht gekannt.
Er lächelte glücklich. Ich versuchte auch zu lächeln, schaffte es aber nicht ganz.
Ich trat ganz dicht an ihn heran und streckte meinen Kopf vor. Dann leckte ich ihm vorsichtig über die Oberlippe.
"Spürst du das?", fragte ich ihn unsicher.
"Genauso wie du das!", antwortete er schmunzelnd und drückte seine Nase sanft gegen meine.
Ich war glücklich.

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« Antworten #6 am: 10.Februar.2009, 15:09:01 »

7. "Schwere Jahre"

In der Anfangszeit betrachteten wir uns nur. Wir konnten Stunden damit verbringen  uns nur in die Augen zu blicken. Ich habe nie darüber nachgedacht, was sich die Bewohner der Burg wohl dachten, wenn sie uns beide, gleich Statuen, so gesehen haben mochten...
Während jener Tage kamen wir uns langsam näher. Dabei lernte ich auch seine schüchterne Wesensart kennen. Wenn er einmal Gefühle zeigte, war das viel für ihn. Ich merkte schnell, dass es bei ihm letztlich nur eines hinauslief. Ich gefiel ihm. Er begehrte mich. Schließlich gab ich seinem Werben nach. Wegen unserer Artenunterschiede suchten wir uns den Wald aus. Die Folge war, dass der Wald abbrannte. Als ich wieder aufwachte, befand ich mich wieder beim Schlossteich.
Ich erfuhr, dass mich einige Männer im Wald gefunden und in einem Netz mit einem Pferdewagen zurückgebracht hatten, nachdem er bereits ganz abgebrannt war. Als Feuerdrache war es kein Problem für mich den Brand zu überleben, doch ich war verletzt.
Meine Hüften waren gebrochen. Das passierte, als ein dicker Baumstamm auf mich stürzte. Als ob das nicht schon genug gewesen wäre, begann ich plötzlich Blut zu verlieren. Gregoria wurde gerufen und kam sofort. Sie war sehr besorgt um mich und versuchte mich zu beruhigen, als man mir ein Seil über die Schnauze band, damit ich nicht zubeißen konnte. Was sie dann mit mir machten, weiß ich nicht. Ich konnte es nicht sehen. Dafür aber spüren. Ich fiel der Schmerzen wegen in Ohnmacht.
Als ich wieder aufwachte war Draco bei mir. Ich versuchte mich zu erheben, doch er drückte mich sanft aber bestimmt auf den Boden zurück.
"Bleib liegen!", sagte er. "Du musst dich schonen."
"Nein, ich muss...! Ich muss...!", widersprach ich, und versuchte den Kopf zu heben, aber ich war zu schwach dafür.
"Was ist passiert?", fragte ich ihn.
"Der Wald ist abgebrannt", erzählte er. Den Rest verschwieg er.
Mir kamen einige Erinnerungen hoch...
Ich sah einen Mann hinter mir stehen.
"Sie hat viel Blut verloren!", berichtete er. "Wenn wir nicht geholfen hätten, wäre sie gestorben!"
Mein Blick fiel auf eine hellgraue, zerbrochene Eierschale...
Ich sah Draco todtraurig an.
"Ich habe unseren Sohn verloren."
"Woher weißt du, dass es ein Sohn war?", fragte er mich verblüfft.
Seine Worte ergaben keinen Sinn für mich. Ich vermutete, dass er ganz durcheinander war. Genauso wie ich.
"Ich habe ihn in meinen Träumen gehört. Er rief: < Mami! Mami! Es tut weh! Mach, dass es aufhört! >."
Ich begann zu weinen. Ich konnte nicht fassen was passiert war.
"Es ist meine Schuld... Es tut mir leid!", murmelte ich leise.
"Unsinn!", entgegnete er. "Es ist meine Schuld, dass der Wald abgebrannt ist. Ich hätte wissen müssen...Aber ich war so... na ja..."
Draco lehnte seinen Kopf an meinen, seine Stirn an Meine. Still weinte er mit mir.
Meine Genesung dauerte diesmal länger. Der Bruch war schnell verheilt, aber die Wunden meiner Seele heilten nicht. Ich verweigerte jede Futteraufnahme. Sie brachten mir das beste Fleisch das sie hatten. Doch jedes Mal wenn ich Blut sah, musste ich wieder an unseren Sohn denken, und ich begann wieder zu weinen. Draco war ebenso ratlos wie die Burgbewohner. Und er fühlte sich hilflos.
Mein Schmerz war, dass ich ihm dabei nicht helfen konnte. Ich weiß nicht was damals in ihm zerbrochen ist, aber es veränderte ihn. Er zeigte sich mir immer mehr so wie er wirklich war. Ich begann damals die schwache Hoffnung zu hegen, dass er wenigstens ein bisschen Zuneigung für mich empfand. Was seine Vergangenheit betraf, so hatte er mir nie etwas darüber erzählt. Schließlich brachten sie mir unblutiges Fleisch, welches ich dann fraß; woraufhin alle sehr erleichtert waren.

Es dauerte Jahre bis ich dieses Unglück verkraften konnte. Draco gab sich alle Mühe um mich abzulenken. Dass er trotz allem bei mir blieb, rechnete ich ihm hoch an.
Der Alltag auf der Burg wurde von Festen unterbrochen, bei denen die Tradition des Drachenfliegens gepflegt wurde. Das bedeutete, dass wir Drachen uns das ganze Jahr über überlegen mussten, was für Kunststücke wir an jenem Tag aufführen würden. In den ersten Jahren flog ich nicht mit. Ich weiß nicht wie lange die Trauerzeit bei uns dauerte, aber bei mir dauerte sie lang. Draco ließ sich davon nach außen hin nichts anmerken. Doch wenn ich ihn alleine antraf, war er oft sehr in Gedanken versunken, hielt den Kopf gesenkt und starrte zu den Boden. Er sah jedes Mal so traurig aus, dass mir das Herz wehtat.
Eines Tages war es wieder soweit. Meine Freunde flogen bereits, als es mir zu bunt wurde, und ich in die Luft stieg. Ich hatte ihnen die Show gestohlen. Als einziger östlicher Drache fiel ich auch mehr auf als sie. Man rief mir von unten zu, ich sollte vorsichtig sein. Es sei gefährlich so schnell zu fliegen. Ich lachte nur. Ich fühlte mich zum ersten Mal frei im unendlichen, hellen Blau des wolkenlosen Himmels. Es gefiel mir. Ich bedauerte nur wieder zurückkehren zu müssen.
Von da an ging es mir zusehens besser. Die Wunden meiner Seele heilten langsam und ich konnte mich wieder mehr auf meine Beziehung zu Draco konzentrieren. Wir wurden älter. Leider nicht nur wir. Als Gregoria im Sterben lag, rief sie mich zu sich. Sie trug ihre Krone, und sah nicht aus als würde sie sterben müssen. Sie war schon immer eine sehr starke Frau gewesen, wofür ich sie bewunderte.
"Kaya Ti, ich muss gehen", begann sie das Gespräch. "Aber zuvor lass mich dir sagen, dass ich dich sehr geliebt habe. Mehr wie meine eigene Tochter. Sie wird bald herkommen. Sie hat kein gutes Gemüt. Ich bitte dich ihr beizustehen, wie du es bei mir getan hast."
Ich nickte nur. Zu mehr war ich nicht fähig.
"Dein Vater hat dir...nie offenbart warum du hier bist."
Sie verstummte. Es fiel ihr schwer zu sprechen. Kleine Pausen enstanden zwischen ihren Sätzen. Ich hoffte, dass sie noch alles sagen konnte, was sie wollte, bevor es zu Ende ging. Dann atmete sie wieder tief ein und setzte fort.
"Wir ...stehen seit Langem in Verbindung mit den alten Weisen. Es gibt eine neue Weltordnung. Die Menschen werden... Du bist eine der Letzten deiner Art."
Ich lauschte nur. Mein Kopf war leer.
"Die Wächter...sie haben beschlossen dich hierher zu schicken, um uns zu schützen. Du wirst nicht mehr lange leben. Deine Zeit ist fast um."
Meine Gedanken überstürzten sich. Ich dachte zuallererst an Draco.
Sie lächelte wehmütig, während sie mich betrachtete. Ich erkannte, dass sie versuchte mich zu trösten und ihr Mitleid mir gegenüber auszudrücken. All dies mischte sich in ihrem Gesichtsausdruck. Ihr lief die Zeit davon...
"Dein Liebster wird dich verlassen und den Flammen preisgeben."
Gregoria flüsterte die Hälfte ihrer Worte nur noch. Als ich sie vernahm, saß der Schock tief.
"... Wir sehen uns wieder. Sei dir dessen sicher."
Ihre Stimme erklang wieder normal, sogar majestätischer als sonst. Dann blickte sie an die Decke.
"Ich bin Gregoria. Königin des alten Stammes, Herrscherin der zehn Lande, ..."
Sie verstummte. Ihr Kopf sackte zur Seite.
Draußen schien die Sonne. Es war ein herrlicher Tag. Ich senkte traurig den Kopf. Ich spürte, nie mehr würde es so sein wie bisher...

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« Letzte Änderung: 10.Februar.2009, 15:35:57 von Xitor » Gespeichert
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« Antworten #7 am: 10.Februar.2009, 17:07:59 »

8. "Eine dunkle Zeit"

Mit Gregoria hatte ich eine weitere gute Freundin verloren. Ich zog mich vom gemeinschaftlichen Leben weitgehend zurück. Draco verstand meinen Schmerz und ließ mir den Freiraum den ich brauchte.
Es dauerte nicht lange bis ein Pferdewagen in den Hof gerollt kam. Für die Verhältnisse in jenem Land war dieser Wagen kostbar. Die Überdachung war aus weißem Leinenstoff mit spärlichen, braunen Verzierungen. In meiner Heimat wäre das gerade mal ein Bauernwagen gewesen...
Ich redete gerade mit Draco, als der Wagen ankam. Um die junge Frau, die ausstieg, wurde großes Aufheben gemacht. Ich spürte bereits die Veränderung, die später noch folgen sollte. Sie war wie ihre Mutter eine Schönheit, die schwer zu finden war. Ihre schlanke Gestalt und die gewellten Haare hatte sie von Gregoria. Doch ihr Blick war eiskalt und ihr Herz hart wie Stein. Ihr schwarzes Haar und ihre blaugrauen Augen ließen sie noch unnahbarer erscheinen. Ihr Name war Fia und ich konnte sie vom ersten Tag an nicht ausstehen. Dennoch erfüllte ich Gregorias letzten Wunsch und beschützte sie. Sie war von meinen Fähigkeiten beeindruckt und ernannte mich zu ihrer Leibwächterin, was dazu führte, dass ich mit Draco immer weniger Zeit verbringen konnte. Wir entfremdeten uns zusehens. Seine Angewohnheit sich jedermann zum Freund zu machen um möglichst keine Feinde zu haben, gefährdete unsere Beziehung immer mehr, denn Fia fand Gefallen an seiner Gesellschaft und sie schlossen Freundschaft.
Ich dachte in jener Zeit immer öfter an Gregorias letzte Worte. Verzweiflung ergriff mich, als ich merkte, dass alles darauf hinauslief, dass ich Draco für immer verlieren würde. Ich spürte, dass ich das nicht ertragen konnte.
An einem Abend, als wir endlich wieder alleine waren, schenkte ich ihm meinen geheimen Schatz. Ich übertrug ihm die Macht über mich. Es ist der größte Vertrauensbeweis den ich ihm machen konnte.
"Das solltest du nicht tun", entgegnete er. "Mich so an dich herankommen zu lassen..."
Ich tat es, weil ich wusste, dass mein Leben ohne ihn keinen Sinn mehr hatte. Ich gab ihm damit die Möglichkeit mich zu vernichten. Ich traute es Draco nicht zu, dass er diese Macht wirklich einmal nutzen würde. Dafür war er nicht stark genug.
Leider waren auch böse Kräfte am Werk. Fia beobachtete uns Tag und Nacht. Ich erkannte zu spät, dass sie versuchte mich aus dem Weg schaffen, um Draco für sich zu haben. Ihr Einfluss auf ihn verstärkte sich und er begann mich zu meiden. Er verbrachte immer mehr Zeit mit ihr, was Eifersucht in mir weckte. Ich weiß nicht, was sie meinen Freunden erzählt hat, aber auch sie gingen mir auf einmal aus dem Weg. Das schwächte mich. Ich hatte, seit ich Jua kennengelernt hatte, es aufgegeben alles an mir abprallen zu lassen, um es nicht mehr ertragen zu müssen. Meine Beziehung zu Draco hatte mich aufblühen lassen... Nun trug ich die Folgen.
An dem Tag, als der Bruch kam, war es bewölkt. Ich wusste, - denn ich konnte die Gedanken der Menschen sehen-, dass Fia Draco erzählt hatte, ich hätte ihn betrogen. Dass er ihr das glaubte, führte ich auf ihren Einfluss auf ihn zurück. Er tat mir leid. Als ich mit ihm reden wollte, weil ich hoffte es doch noch klären zu können, schaute er mich nicht einmal an.
"Geh weg! Lass mich in Ruhe!", fauchte er mich an.
Er sagte es nicht. Doch ich wusste auch so was er meinte. Es war vorbei. Ich reagierte darauf gar nicht, sondern ging nur schweigend weg.

Wir bewahrten den Frieden über ein Jahrzehnt lang. Auch, wenn das nicht immer leicht war, denn Fia war keine gute Königin. Sie war herrschsüchtig, und hatte alle schlechten Eigenschaften, die mir einfielen. Ich wunderte mich, wie sie so sein konnte, wo ihre Mutter doch so gut gewesen war.
Wenn es nur das gewesen wäre... Sie war in der schwarzen Magie bewandert und setzte sie auch ein. Ihre Spione waren überall. Ich wusste, dass sie jedes Wort vernahm und damit ihre Intrigen sponn. Sie wurde im reiferen Alter nicht weiser sondern böser.
Nachdem sie Draco dazu angestiftet hatte, sich von mir zu trennen, war er sehr einsam. Ich spürte es. Trotzdem verbrachte aber weiterhin viel Zeit mit ihr. Er erkannte nicht, dass Fia im Hintergrund die Fäden zog.
Ich ließ einige Jahre verstreichen, bis ich wieder mit Draco Kontakt aufnahm. Wie ich vermutet hatte, hatte er inzwischen viel darüber nachgedacht. Er begrüßte meinen Vorschlag zu einer ganz normalen Freundschaft, und wir verbrachten wieder mehr Zeit miteinander. Es dauerte jedoch nicht lange, bis Fia davon Wind bekam. Dass ich es gewagt hatte, mich Draco wieder zu nähern, war ihr ein Dorn im Auge. Sie hatte mich besiegt geglaubt. Nun sann sie auf Rache.
Bald darauf wurde die Burg von Feinden angegriffen. Es waren Tiere, die ich bis dahin noch nie zuvor gesehen hatte. Sie hatten eine massige Gestalt und waren etwas größer als Pferde. Fia befahl mir, sie wie immer zu beschützen. Daher musste ich in ihrer Nähe bleiben. Draco schickte sie zur Verteidigung ans Tor. Sie setze ihm der Gefahr aus getötet zu werden. Ich musste hilflos zusehen, als er umzingelt wurde. Als Laufdrache konnte er nicht wegfliegen und auf diese Weise entkommen. Ich schrie seinen Namen. Ich stand zwischen dem Versprechen, das ich Gregoria gegeben hatte, zu beschützen und meiner großen Liebe. Ich wählte Gregoria und beging damit den schwersten Fehler meines Lebens. Unsere Soldaten kamen kurz darauf Draco zu Hilfe und vertrieben die Feinde von ihm. Er war verletzt, aber am Leben. Kurz darauf konnten siegten wir. Die Feinde flohen. Draco konnte mir meine Entscheidung nicht verzeihen, und ich hatte auch Verständnis dafür. Ich konnte es mir auch nicht verzeihen...

Die Finsternis, die Fia mitgebracht hatte, breitete sich wie eine Seuche im Land aus. Sie strömte in die Herzen der nicht guten Menschen und verstärkte die Bösartigkeit jener, die ohnehin schon böse waren. Wir Drachen sahen einer schweren Zeit entgegen. Wir wurden nur noch deshalb noch am Leben gelassen, weil man uns brauchte.
Natürlich waren nicht alle Bewohner der Burg schlecht. Viele hielten von ihrer Herrin nicht viel. Doch sie beugten sich ihren Befehlen, weil sie die Anführerin, und Gregorias Tochter war. Sie taten es nur aus Liebe zu Gregoria.
Manchmal kam mir der Gedanke, dass es veilleicht besser wäre einfach zu verschwinden. Doch wohin hätte ich gehen können? Da ich dies nicht wusste, blieb ich. So vergingen die Jahre...
 
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« Letzte Änderung: 10.Februar.2009, 17:35:42 von Xitor » Gespeichert
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« Antworten #8 am: 10.Februar.2009, 18:05:06 »

9. "Mein Versprechen"

Ich quälte mich lange, bis ich es nicht mehr aushielt und Draco vor die Wahl stellte. Entweder er entschied sich für mich oder für Fia. Er wählte sie, und verletzte mich damit sehr. Auf einmal sah ich mit aller Klarheit Fias Machenschaften. Sie hatte die "Feinde" gerufen. Es war ihr Werk, dass sie gekommen und uns angegriffen hatten...
Ich versuchte meine Wut unter Kontrolle zu bekommen, was mir nur mühsam gelang. Ich registrierte allerdings auch, dass Draco keinerlei Gefühle zeigte. Er sah mich zwar an, schien mich aber gar nicht wahrzunehmen. Das machte mich nachdenklich. Mir kam der Verdacht, dass Fia ihn unter Kontrolle hatte. Das war ihre Absicht gewesen. Alles war ein abgekartetes Spiel. Ich konnte es nicht glauben. Als ich mich von diesen neuen Erkenntnissen zu erholen versuchte, sagte Draco etwas zu Fia, das ich nicht verstehen konnte.
"Tötet den schwarzen Drachen!", befahl sie, während sie auf mich deutete.
Die Soldaten zögerten. Schließlich hatte ich sie lange Zeit beschützt, sodass sie in Frieden leben konnten. Ich schaute meinen geliebten Freund ein letztes Mal an. Ich wusste in jenem Moment, dass ich ihn nie wieder sehen würde. Sein Blick war so gleichgültig. Das machte mich sehr traurig. Ich drehte mich um und floh. Ich wurde lange verfolgt, quer durch dichte Wälder.
Mittlerweile war es Nacht. Ich weiß nicht wie lange ich vor ihnen geflohen bin, aber ich war zu Tode erschöpft. Da ich keine Kraft mehr zum Fliegen hatte, rannte ich am Boden weiter. Schließlich brach ich in einer Falle ein und stürzte in ein tiefes Loch in der Erde. Ich konnte mich kaum noch bewegen. Am Rande der Falle sah ich ganz klein meine Verfolger mit Fackeln in den Händen auftauchen. Ich hatte Todesangst. Ich hätte sie alle töten können. Ich tat es nicht. Stattdessen blickte zum Firmament hinauf. Es war eine sternenklare Nacht. Doch die Sterne verloren immer mehr ihre Leuchtkraft, noch während ich hinaufschaute. Dann erfüllte mich Frieden. Meine Angst verging.
Bald darauf ließen sie Fackeln zu mir herunterfallen. Normalerweise hätte mir das Feuer nicht schaden können, da es mein Element war. Doch diesmal fing mein Körper Feuer. Ich spürte einen Schmerz, der mich fast die Sinne verlieren ließ. Ich schrie ihn hinaus. Aber schlimmer als das Feuer das mich verbrannte, war der Schmerz in meinem Herzen. Ich sah teilnahmslos zu wie die Flammen meinen Körper verzehrten. Sie schlugen hoch fast bis zum Rand der Falle. Ich dachte nur noch an Draco. Ich starrte durch die Flammen an die Erdwand, die vom Feuer gelblich erleuchtet war.
< Wir sehen uns wieder! >, sprach ich zu ihm. Ich wusste, dass er mich hören konnte. Ich wusste auch, dass meine Worte der Wahrheit entsprachen. < Meine Liebe zu dir währt ewig!! >
Dann schwieg ich. Ich spürte, dass ich in diesen letzten Augenblicken meines Lebens geistig stärker geworden war als in meinem ganzen Leben. Etwas in mir hatte sich verändert. Ich hatte meine Prüfung bestanden. Meine Aufgabe war zu Ende. Ich erkannte, dass es gut so war wie es war. Ich lächelte. Dann sah ich kaltes, blauweißes Licht an den Wänden. Es war nicht der Mond, es war etwas anderes... Ich konnte die Quelle jedoch nicht erkennen. Das Licht wurde immer stärker. Die Umrisse einer anderen Höhle immer deutlicher...
Andersowo wurde der Rauch wurde immer dichter. Irgendwann versank alles in Finsternis und mein Leben war zu Ende.
Doch ich bemerkte nur, dass der Schmerz auf einmal verschwunden war. Ich fühlte mich ganz leicht. Ich spürte nur noch Frieden, der so angenehm war, dass ich allen Schmerz vergaß. Ich wusste: ich war Zuhause.


~  Ende  ~
« Letzte Änderung: 10.Februar.2009, 18:19:46 von Xitor » Gespeichert
Selyroth
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Finsteres Mitternachtsblauer Drache


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« Antworten #9 am: 11.Februar.2009, 01:19:05 »

eine bewegende geschichte, finde ich. Vom Schreibstil her anders, wie man von den büchern her kennt, da sie in der ich perspektive geschrieben wurde, aber der letzte Teil, rührt mich. Es stimmt mich traurig und und ich kann den schmerz hinterher gut nachempfinden..
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« Antworten #10 am: 11.Februar.2009, 21:50:58 »

Danke, Selyroth.^^
Ja, der Stil ist anders. Ich habe schon einige Geschichten in der Ich-Form geschrieben, aber diese unterscheidet sich komplett von ihnen. Es ist mir schwer gefallen das alles zu schreiben. Manches habe ich nur gestreift.

Erst nach der Beendigung ist mir eingefallen, was "Kaya Ti" für eine Bedeutung hat. "Caya" war der Name meines Vaters. "Ti" bedeutet Kind. Übersetzt: Kind von Caya, wobei das "C" ausgesprochen wurde wie ein "K". Das "K" wurde statt dem "C" verwendet, weil es betonen sollte, dass ich weiblich war. Weil mein Vater ein Herrscher gewesen, und ich adeliger Herkunft war, schrieb man die beiden Namensteile auseinander und den ersten Anfangsbuchstaben des zweiten Namensteiles groß. Wenn man den Namen aussprach kam es einer Verbeugung gleich.
Namen waren sehr wichtig in der Tradition meines Volkes. Der Name verband einen lebenslang mit seinem Stand, in den man hineingebroren wurde. Den Stand durch Heirat zu wechseln war unmöglich. Wer es doch wagte, musste damit rechnen getötet zu werden, wenn er aufflog.

Anmerkung: Die Fortsetzung ist bereits in Arbeit. Ich poste sie in "Kaya Ti: Der Rote Drache".

« Letzte Änderung: 16.Februar.2009, 18:55:05 von Xitor » Gespeichert
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