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Autor Thema: Lady's Geschichten  (Gelesen 8717 mal)
lady of the dragon
Neuankömmling
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Wesen & Alter: hexe/feuer-eis drachen ca 250 jahre
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« am: 18.September.2007, 08:15:13 »

Drei für die Drachen
Seit Tagen schon folgten ihm die Wakan. Stets blieben sie weit genug entfernt, um nicht gesehen zu werden, aber Rank hörte das nächtliche Heulen. In seinen Fieberträumen kamen sie, ungeachtet des Lagerfeuers, und beugten sich hechelnd über ihn, die Mäuler weit aufgerissen, bereit, ihm die Kehle zu zerfetzen und das warme Blut aufzulecken. Dann erwachte er zu seinen eigenen Schreien, und in die Erleichterung darüber mischte sich die Gewissheit, dass es bald kein Traum mehr sein würde. Das ziellose Herumirren verlangte seinem kranken Körper die letzten Kräfte ab – doch wofür? Die Aussicht, den Weg ins Tal zu finden, war verschwindend gering. Die Wakan waren ihm geduldig gefolgt, immer im gleichen Abstand, doch seit gestern kamen sie näher. Sie wussten, dass das Ende seiner Reise nahte. Und nichts schätzten sie mehr als eine Beute, deren Blut noch warm und fast lebendig aus den zerfetzten Adern spritzte.
Selbst ohne die Tiere hätte Rank gewusst, dass er verloren hatte. Seitdem Räuber seine Begleiter dahingemetzelt hatten und nur er mit knapper Not entkommen war, irrte er ziellos herum. Er, ein einfacher Bauernsohn, war mit den Bergen nicht vertraut. Gilden der Jäger war es gewesen, der die Gruppe angeführt hatte und nun tot war wie all die anderen. Hätte das verfluchte Räuberpack auch doch ihn gemeuchelt! Ein Pfeil aus dem Hinterhalt schien Rank ein gnädiger Tod im Vergleich dazu, allein in dieser Einöde zu verrecken. Gestern, als sein verletztes Bein nachgegeben und ihn auf ein Geröllfeld geworfen hatte, hatte er daran gedacht, seinen Dolch zu nehmen und der Sache selbst ein Ende zu bereiten. Er war es müde, auf die Wakan zu warten. Ihr Heulen trieb ihn langsam in den Wahnsinn. Heute morgen hatte er einen Drachen gesehen, ein riesiges, silbergraues Vieh mit Fledermausschwingen, am Himmel schwebend und ihn höhnisch angrinsend. Erst nach einem heftigen Schlag ins eigene Gesicht war das Hirngespinst verschwunden. Rank sah es als ein weiteres Zeichen dafür, dass er am Ende war. Selbst im Drachenjahr gab es keine Riesenechsen, die am Himmel schwebten. Sie waren schon vor langer Zeit verschwunden, und bald würde Rank ihr Schicksal teilen.
Als ein Stein unter seinen Stiefeln nachgab und er fiel, machte es ihm nichts mehr aus. Alles vorbei, waren seine letzten Gedanken, bevor er hart auf dem Felsboden landete und ihn die tröstliche, schmerzlose Leere umfing.
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Ein fremder, süßlicher Duft. Warmes Licht, das ihn umfing. Das war die Überwelt, sie hatte ihn aufgenommen. Er träumte, er läge auf einem harten Bett, in Felle gewickelt. Gleich würden wunderschöne, junge Frauen kommen, ihm köstliche Getränke einschenken und ihn zum Tanz bitten. Erwartungsvoll öffnete Rank die Augen.
Sein Bein schmerzte.
Er blickte ernüchtert hinunter auf das Bärenfell, das seine Füße verbarg. Vorsichtig bewegte er sich. Ja, er spürte den Hieb, den ihm der Räuber versetzt hatte, noch immer. War das die Überwelt? Auch sein Kopf fühlte sich an, als hätte er zu viel Gerstenbier getrunken. Oder einen weiteren Schlag erhalten, jetzt, wo er darüber nachdachte. Er blinzelte und richtete sich halb auf, um seine Umgebung besser zu erkennen.
"Bleibt liegen!"
Hastige Schritte näherten sich. Das verschwommene Bild einer Frau mit langem, blonden Haar beugte sich über ihn. Sie war jung und lächelte. In den Händen trug sie eine flache Schale, die ein dunkles Gebräu enthielt. "Trinkt das", sagte sie. "Ihr seid sehr schwach. Es wird Euch stärken."
"Wer seid Ihr?" Ihr Lächeln blieb. "Später. Trinkt zuerst." Gehorsam nahm er die Schale aus ihren Händen und leerte sie mit einiger Mühe. Das Gebräu schmeckte bitter. Als er fertig war, beugte sich die junge Frau erneut über ihn. "Und nun schlaft."
"Wer seid Ihr?" Doch noch während Rank die Frage wiederholte, fühlte er, wie ihn die Müdigkeit erneut übermannte. Ihre Augen, grün wie Frühlingsgras, waren das letzte, was er sah. Dann nahm ihn der Schlaf gefangen.
Er erwachte wieder. Derselbe süße Duft, dieselbe Wärme, dasselbe Licht. Die junge Frau erhob sich von einem niedrigen Schemel, sobald er sie erblickt hatte. Sie trug eine Bluse aus grobem Leinen und einen langen Rock aus gegerbtem Leder. Diesmal sah Rank sie deutlicher. Sein Kopf tat nicht mehr weh. "Bleibt liegen", mahnte sie. "Ihr braucht Ruhe."
Rank gehorchte. "Wer seid Ihr?"
Ihr Lächeln verbreitete mehr Wärme als die dicken Felle. "Ssanefi."
Friedensstifter. Das war es, was das Wort bedeutete. Ranks Vaterbruder, der in der Hauptstadt gelebt und die kaiserliche Akademie besucht hatte, war vor langer Zeit ins Dorf zurückgekehrt. Er hatte Rank, der damals noch ein Junge gewesen war, in der Alten Sprache des Kaiserreichs unterrichtet. Rank wollte etwas sagen. Sein Magen knurrte.
"Seid Ihr hungrig?" Als er zögernd nickte, stand Ssanefi auf. "Ich werde Euch etwas zu essen bringen." Sie verließ das Zimmer und kam wenig später wieder. Die Suppe, die sie ihm brachte, schmeckte köstlich, doch er war zu schwach, um viel davon zu essen. Wortlos nahm ihm Ssanefi die halbleere Schale ab und reichte ihm eine andere, die das dunkle, bittere Gebräu enthielt. Kaum hatte Rank davon getrunken, übermannte ihn der Schlaf erneut.
Während der nächsten Tage hütete er das Bett. Mehrmals täglich brachte Ssanefi ihm zu essen und zu trinken. Längst hatte er erkannt, dass sie Kräuter beimengte, die ihn sofort nach den Mahlzeiten schläfrig machten. Vielleicht war sie eine Hexe, doch der Gedanke beunruhigte ihn kaum. Wer würde schon einen halbtoten Fremden mitnehmen, um ihn dann zu vergiften? Und ein Lächeln wie Ssanefis konnte nicht falsch sein.
Irgendwann wachte er auf und wusste, dass das Fieber seinen Körper verlassen hatte. Noch fühlte er sich nicht allzu kräftig, aber nach einer Weile bekam er trotzdem Lust, aufzustehen. Er war lange genug im Bett gelegen. Ssanefi war nirgends zu sehen. Vorsichtig, das verletzte Bein kaum belastend, stand er auf.
Seine Kleidung lag neben dem Bett. Ssanefi hatte sie gesäubert, und Rank zog sich schnell an. Dann lauschte er, doch alles blieb still. Leise ging er zum Schrank und öffnete ihn. Kleider, die wie Ssanefis aussahen, und ein paar lederne Beutelchen. Rank öffnete zwei, die getrocknete Kräuter enthielten. Er legte sie zurück und wandte sich dem schwarzen Bärenfell zu, das den Durchgang ins Nebenzimmer verdeckte. Auch dort befand sich niemand. Ein größerer, karger Raum erwartete ihn. An der Wand gegenüber prangte ein weiteres Fell. In der Ecke hing ein eiserner Kessel über einer Feuerstelle. Rank trat näher. Wenn man genau hinsah, waren dünne, in das Eisen geritzte Linien zu erkennen, die den Umriss eines Drachen bildeten ... Erschrocken wandte Rank sich um, als sich das Fell an der Wand gegenüber bewegte. Kam jemand? Schnell, ohne nachzudenken, eilte er zum Durchgang zurück. Erst als er wieder im Bett lag, schalt er sich einen Feigling. Wahrscheinlich war es bloß ein Lufthauch gewesen.
Wenig später kam Ssanefi mit dem Essen. Sie hatte kaum die Schale abgestellt, als jemand hinter ihr ins Zimmer stürmte.
Die Fremde war ebenfalls jung, doch älter als Ssanefi. Sie hatte langes, dunkles Haar, und ihre Kleidung war schwarz wie das Gefieder eines Raben. Ohne Rank mehr als einen flüchtigen Blick zuzuwerfen, wandte sie sich an seine Pflegerin.
"Dein Gast schleicht hier herum, Schwester", begann sie in der Alten Sprache des Kaiserreichs. "Ich habe gesehen, wie er deinen Kessel bewundert hat. Wenn du schon einen Fremden hierher bringst, könntest du wenigstens auf ihn aufpassen." Die letzte Bemerkung klang spöttisch, aber es war ein verächtlicher, kalter Spott.
"Hätte ich ihn sterben lassen sollen?" fragte Ssanefi ruhig in derselben Sprache. "Und was könnte er schon finden? Wir haben nichts zu verbergen."
Die andere starrte sie an. "Bist du dumm geworden, Schwester? Du weißt, was man in den Dörfern über uns erzählt. Der Fremde muss verschwinden."
"Er ist zu schwach, Firah." Firah, das Schwert. Es musste der Name der Frau sein. Rank bemühte sich, nicht den Eindruck zu erwecken, dass er die Unterhaltung verstünde. Zum Glück achtete keine der beiden auf ihn.
"Der Weg ins Tal ist weit, und seine Kräfte reichen nicht aus. Er braucht Ruhe."
"Zum Herumschleichen ist er nicht zu schwach. Bewach’ ihn gut, oder du wirst es bereuen!"
Ssanefis Antwort kam leise, aber bestimmt. "Ich werde tun, was ich für richtig halte."
Firah schnaubte und wandte sich ab. Auf halbem Weg zum Durchgang blieb sie stehen. "Ich auch. Sei also vorsichtig, Sssssssanefi." Sie zischte das Wort wie eine Schlange und benutzte es als einen Schimpfnamen. Ssanefi schwieg, bis Firah das Fell zurückgeschlagen hatte und verschwunden war.
"Ich muss mich für meine Schwester entschuldigen", sagte sie dann in der Neuen Sprache. "Sie ist unhöflich. Sie hält nicht viel von Gästen", fügte sie mit einem leisen Lächeln hinzu.
Rank überlegte, ob er zugeben sollte, das Gespräch verstanden zu haben. "Ist sie wirklich Eure Schwester?" fragte er statt dessen. "Sie sieht Euch nicht ähnlich."
"Wir sind wie Schwestern. Wir leben wie Schwestern, und wir streiten wie Schwestern."
Rank dachte daran, wie Firah das Wort Ssanefi ausgesprochen hatte. "Sie scheint Euren Namen nicht zu mögen."
"Sie denkt, es ist ein Name für Schwächlinge. Aber natürlich wisst Ihr nicht, was -"
"Friedensstifter." An Ssanefis Gesicht erkannte er, dass er das Wort laut ausgesprochen hatte. Im Stillen verfluchte er sich selbst und das Fieber, das wohl seinen Kopf verwirrt hatte. Zuerst beim Herumschleichen ertappt zu werden, und dann beim Lauschen - Wenn er so weitermachte, würde er sich bald draußen in der Einöde wiederfinden.
"Ihr versteht die Alte Sprache?" Zum ersten Mal war ihre Stimme kühler geworden.
"Mein Vaterbruder hat mich darin unterrichtet. Firah spricht die Wahrheit", fügte er zögernd hinzu. "Sie hat mich im Nebenzimmer gesehen. Aber ich wollte nichts Böses tun. Ich war nur neugierig."
Einen endlos langen Augenblick schwieg Ssanefi und musterte ihn, als wollte sie tief in sein Innerstes blicken. Dann, zu Ranks Erleichterung, lächelte sie wieder.
"Ich glaube Euch. Und es gibt keinen Grund, warum Ihr Euch nicht umsehen solltet. Wir haben nichts zu verbergen."
Rank dachte, dass er besser schweigen sollte, doch die Worte kamen wie von selbst aus seinem Mund: "Was erzählt man sich in den Dörfern?"
Ssanefi sah ihn erstaunt an, bevor sie sich an Firahs Bemerkung erinnerte. Sie schwieg. "Ihr wisst nicht, wer wir sind?" fragte sie schließlich.
Rank wollte zuerst verneinen, doch dann dachte er nach. Die Zeichnung auf dem Kessel, ein ungewöhnlicher Schmuck selbst im Drachenjahr. Ssanefis Name aus der Alten Sprache und Firah, die ihn zischte wie eine Schlange. Schlange, Drache – und endlich begriff Rank, wer ihn gefunden hatte. "Ihr seid die Drachenschwestern."
Im Dorf sprach man tatsächlich von ihnen, dann, wenn die Sprache auf Drachen kam oder auf absonderliche Außenseiter. Junge Frauen, die sich Schwestern nannten und es vorzogen, in den Bergen zu leben, fernab von menschlicher Gesellschaft. Angeblich konnten sie mit den Drachen sprechen. Nur selten verließ eine von ihnen die Berge und ging ins nächste Dorf, nach Hofen, um Dinge zu kaufen, die man in der Einöde nicht herstellen konnte. Vom Schilderbauern, dessen Tochter nach Hofen geheiratet hatte, wusste Rank das wenige, was es über die Schwestern zu wissen gab. Die, die immer kam, war eine Blonde mit langen Zöpfen – es musste Ssanefi sein. Sie bezahlte mit Goldstücken; niemand wusste, woher sie die hatte, aber man stellte keine Fragen. Natürlich gab es Gerüchte darüber, was oben auf dem Berg vor sich ging. Die Schwestern trieben Hexerei, munkelte man, und in Wahrheit wären sie Elfen und dreihundert Jahre alt. Aber erzählte man sich auch über die alte Kathrein und ihren einäugigen Sohn. Beweise gab es keine. Solange die Schwestern ihre Hexenkunst nur oben auf dem Berg zeigten, kümmerte es die meisten nicht weiter. Dagegen, dass sie sich als Drachenschwestern bezeichneten, war wohl auch nichts einzuwenden. Immerhin hatte der Landesfürst selbst jedes zehnte Jahr zum Drachenjahr ernannt, zu Ehren alter Zeiten. Niemand hatte vor, sich darüber zu beschweren, solange er für das sommerliche Drachenfest jedes Mal drei fette Ochsen braten ließ. Und wer mit den Drachen zu sprechen glaubte, die es schon seit Urzeiten nicht mehr gab, der war wohl nicht ganz richtig im Kopf. Aber gefährlich? Kaum.
"Die Dörfler halten uns für Hexen", sagte Ssanefi, die sein Schweigen deuten konnte. "Aber es ist nicht wahr. Ich weiß nur, wozu Kräuter dienen. Ich kann nicht zaubern."
"Und Firah?"
Ssanefi lachte. "Firah hat keinen Sinn für Heilkunst. Ihr wisst, was ihr Name bedeutet. Sie ist wie Kem - meine jüngste Schwester", erklärte sie. "Sie und Firah ähneln einander sehr. Sie streiten oft. Aber wir sind Schwestern", fügte sie schnell hinzu. "Auch wenn wir streiten, gehören wir zusammen."
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Ssanefi verließ das Zimmer, die leere Schale in der Hand. Nach wenigen Schritten stand Firah wie aus dem Nichts neben ihr, ein schwarzer Schatten, den die Wände ausgespuckt hatten. Man bemerkte Firah nur, wenn sie es selbst wollte. "Wo ist Kem?" fragte sie scharf. "Ich habe ihr aufgetragen, Brot zu backen, aber sie ist verschwunden."
Ein sanfter Spott schlich sich in Ssanefis Stimme ein. "Ich weiß es nicht. Ich war damit beschäftigt, meinen Fremden zu bewachen. Es ist deine Aufgabe, dich um Kem zu kümmern."
Firah warf ihr einen verächtlichen Blick zu, wandte sich um und verschwand durch einen kaum sichtbaren Durchgang.
Kem und Firah, Feuer und schwarzes Eis. Das Geschenk der Drachen, das Schwert der Drachen. Und dazwischen sie selbst, die Friedensstifterin. Ssssssssanefi. Sie hatte diese Betonung ihres Namens schon oft genug gehört. Talen, ihre Drachenmutter und Lehrmeisterin, hatte sie ob ihres freundlichen Wesens gelobt, doch Firah und Kem sahen nur Schwäche darin.
Ssanefi holte einen Leinenbeutel aus der Küche und verließ das Haus. Vor dem Tor blieb sie stehen und bewunderte die dicken Knospen des Schwarzbeerbusches, die bereits das leuchtende Gelb der Blütenblätter erahnen ließen. Damals, als sie an Talens Hand zum ersten Mal durch das Tor getreten war, hatte der süßliche Duft der Blüten sie verzaubert. Auch das war ein Drachenjahr gewesen. Der Busch hatte nie wieder geblüht, doch nun, zehn Jahre später, trug er erneut Knospen. Ssanefi war nicht überrascht.
Drachenjahre, dachte sie, während sie zu ihrer Wiese ging, um Kräuter zu sammeln. Die Dörfler glaubten, der Name hätte mit den längst vergangenen Zeiten zu tun, doch Ssanefi wusste mehr. Talen hatte sie und die anderen gelehrt, den Stimmen aus einer fernen Welt zu lauschen. Ssanefis Begabung reichte nicht an jene von Firah oder gar Kem heran, doch selbst sie hörte nachts in ihren Gedanken, wovon die Drachen sprachen. In diesem Jahr waren ihre Stimmen lauter, heftiger, drängender geworden. Die Drachen kamen zurück. Mit Hilfe der Schwestern würden sie diese Welt erreicht haben, noch bevor das Drachenjahr zu Ende ging.
Als sie ins Haus zurückkehrte und ihre Funde in den Kessel schüttete, kam Kem herein. Die jüngste Drachenschwester trug lederne Kleidung, und ihre Locken leuchteten röter als das Feuer unter Ssanefis Kessel.
"Solltest du nicht Brot backen?" fragte Ssanefi freundlich.
Kem schnaubte und ahnte kaum, wie sehr sie dabei Firah ähnelte. "Ich denke nicht daran. Das kann sie selbst tun. Lieber gehe ich und spreche mit den Drachen." Sie lächelte bei diesem Gedanken. Es gefiel Kem, dass sie die Drachensprache besser verstand als ihre Schwestern. Zumindest darin konnte sie die stolze Firah ausstechen, und sie tat es, wann immer sie konnte. "Letzte Nacht habe ich sie gehört." Ihre Augen, grün wie Ssanefis, funkelten. "Sie sind schon auf dem Weg. Und wenn sie kommen, wird alles anders werden." Ssanefi hörte nur halb zu. Kem liebte es, von den Drachen zu sprechen, und all ihre Erzählungen liefen auf dasselbe hinaus. Trotz ihrer siebzehn Jahre war sie in vielerlei Hinsicht ein Kind.
"Ich werde mit ihnen fliegen, und sie werden mir all die fremden Länder zeigen. Das haben sie mir versprochen. Dann kann ich den Berg verlassen. Ich werde Firah nie wieder sehen müssen." Kem lachte, doch sie ließ dabei einen schnellen Blick über die Schatten an der Wand schweifen. Man wusste nie, wo die älteste Schwester auftauchen würde. Ssanefi beugte sich über den Kessel und tat, als hätte sie nichts bemerkt.
"Wann werden wir den Ruf aussenden?"
Ssanefi seufzte fast unhörbar. Immer wieder dieselbe Frage. "Die Zeit ist noch nicht reif. Sei nicht ungeduldig. Wer ungeduldig ist -"
"- muss einen hohen Preis dafür bezahlen", fuhr Kem spöttisch fort. "Aber welchen, das konnte uns Talen auch nicht sagen. Glaubst du ihr?" Als keine Antwort kam, wandte sie sich um und ging hinaus. Ssanefi sah ihr nach.
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"Ihr glaubt, die Drachen wären ausgestorben", erzählte sie Rank eines Abends, als sie ihm das Essen brachte. "Aber das ist nicht wahr. Sie sind nur in eine andere Welt gezogen. Sie werden wiederkommen."
Rank lächelte. "Das haben sie dir gesagt?"
Sie bemerkte, dass er ihr nicht glaubte. Trotzdem redete sie weiter, und er hörte zu. Sein Bein war fast verheilt, doch Ssanefi nahm die Verletzung zum Vorwand, die Abende in seinem Zimmer zu verbringen. Längst waren sie zum vertraulichen Du übergegangen. Seit Talens Tod hatte sie mit keinem Menschen außer ihren Schwestern gesprochen. Rank war angenehme Gesellschaft.
"Ich verstehe ihre Sprache nicht allzu gut", erwiderte sie. "Nicht so gut wie Firah und Kem. Aber es ist so, wie ich gesagt habe."
Etwas in ihrer Stimme ließ Rank verstummen. "Du glaubst wirklich daran", stellte er nach einer Weile fest, überrascht, dass jemand wie sie solche Gedanken hegte. "Ist es das, was du willst? Dass die Drachen zurückkehren und die Erde beherrschen?"
Ssanefi war eine Drachenschwester. Es gab nur eine Antwort. "Ja", sagte sie. "Das ist es, was wir uns wünschen."
"Warum? Sind sie besser als wir?"
Ssanefi lachte leise. Wie konnte er die uralten Herrscher vergangener Zeiten mit Menschen wie sich und ihr vergleichen? "Sie sind anders", sagte sei. "Alt und weise. Wir können sehr viel von ihnen lernen." Das war es, wovon sie träumte und woran Talen sie zu glauben gelehrt hatte: Menschen und Drachen, die zusammen in einer Welt lebten. Firah, Kem und sie nannten sich die Schwestern der Drachen, aber sie sollten nicht die einzigen bleiben. Kem hatte recht, alles würde anders werden. Auch Ssanefi sehnte den Tag herbei, an dem sie den Berg verlassen und zusammen mit ihren Brüdern die Welt erkunden würde.
In dieser Nacht war Halbmond. Wenn es etwas gab, das Ssanefi an den Bergen liebte, dann war es die Stille, die hier herrschte, sobald es dunkel wurde. Niemand lärmte und sang betrunken Lieder, wie man es in den Dörfern tat. Hier fühlte sie sich, als wäre sie das einzige lebende Wesen auf der Welt. Das einzige, was gelegentlich die Stile unterbrach, war das ferne Heulen der Wakan. Söhne der Nacht hatte Talen die Räuber liebevoll genannt.
Ssanefi sehnte sich sehr nach ihrer Drachenmutter, nach Talens Weisheit, ihren tröstlichen Geschichten, ihrem Lachen voll sanftem Spott. Talen war immer gut zu ihr gewesen. Sie hatte Ssanefi, das einsame, unverstandene Kind, hierher gebracht und gelehrt. Sie hatte ihr beigebracht, mit den Drachen zu sprechen, und Kem getadelt, wenn sich diese über Ssanefis mangelnde Begabung lustig gemacht hatte. Talen war ihre Mutter geworden, die einzige, die sie jemals gekannt hatte. Neun Jahre lang hatte sie ein Zuhause gehabt. Dann war Talen krank geworden, und ihr hohes Alter hatte sie eingeholt. Alle Heilkunst, die Ssanefi aufzuwenden vermochte, hatte ihr nicht mehr helfen können. Während der letzten Tage war Ssanefi an ihrem Bett gesessen, hatte geschwiegen und gewartet und gelauscht. Sie hatte sich anstrengen müssen, um Talens geflüsterte Worte zu hören. Die Kraft ihrer Drachenmutter hatte sich bereits dem Ende zugeneigt, doch ihre mütterliche Güte hatte sie sich bis zuletzt bewahrt.
"Ich weiß, dass du manchmal daran denkst, den Berg zu verlassen." Talens sanftes Lächeln, frei von jedem Vorwurf. "Du glaubst an die Drachen, aber nicht so sehr, wie Kem und Firah es tun. Das macht nichts, Tochter." Ssanefi hatte nicht gewusst, was zu sagen war. "Du bist nicht wie sie. Vielleicht gehörst du wirklich nicht hierher. Aber", und hier hatte die alte Frau mit erstaunlicher Kraft den Kopf gehoben, um Ssanefi eindringlich anzublicken, "es müssen drei Schwestern sein. Vergiss das nicht. Und selbst wenn du nicht daran glauben kannst, bitte ich dich zu bleiben." Erschöpft war sie in die Kissen zurückgesunken. Eine Weile hatte sie geschwiegen.
"Du kennst deine Schwestern, Ssanefi. Firah ist stark, aber ihr fehlt das Verständnis für die Sorgen anderer. Und Kem ist ein Kind. Sie werden dich brauchen, auch wenn sie es selbst nicht begreifen. Bleib bei ihnen, Tochter."
Ssanefi hatte sie angesehen, das eingefallene Gesicht voller Runzeln, die wirren, schneeweißen Haare. Im Lauf ihrer Krankheit war Talen mager geworden. Ssanefi war geblieben, als ihre Drachenmutter eingeschlummert war, um dann plötzlich wieder die Augen zu öffnen - als wäre ihr im Traum etwas eingefallen, das noch erledigt werden musste.
"Ich habe ein Geschenk für dich, Tochter." Mühsame Worte, es hatte die alte Frau viel Kraft gekostet, sie hervorzubringen. "Für dich, Ssanefi, weil du die Heilkunst verstehen willst." Und sie hatte ihr Anweisungen gegeben, in welchem Schrank sie suchen sollte und in welcher Truhe, um die alten Schriften zu finden, aus denen Talen selbst ihre Kenntnisse erlangt hatte. Uralte Bücher waren es, mit verblichenen, mehrmals nachgezogenen Buchstaben. Talen hatte sie das Lesen gelehrt, und Ssanefi konnte die Rezepte entziffern. Es war ein kostbares Geschenk, eines, das nur sie zu würdigen wusste. Firah und Kem bedeutete solches Wissen nichts. Ssanefi war die einzige Drachenschwester, die sich jemals mit der Heilkunst beschäftigt hatte. Sie wusste nicht, was Talen den anderen hinterlassen hatte. Firah, undurchschaubar wie ein Schatten, gab nichts preis. Kem plauderte zwar vieles aus, doch auch sie hatte nie über solche Dinge gesprochen. Vielleicht gab es nichts zu sagen. Talen hatte einmal angedeutet, dass Kems außergewöhnliche Begabung Geschenk genug sei.
Talen, Drachenmutter - mit ihr war etwas Wesentliches aus Ssanefis Leben verschwunden. Ihr Zuhause in den Bergen war kälter geworden. Seit Talens Tod war es Firah, die über ihre Schwestern herrschte. Firah war erfahren, doch sie besaß weder Talens Güte noch deren sanfte Autorität. Sie kannte keine Bitten, nur Befehle. Die wilde Kem weigerte sich, ihr zu gehorchen. Sie widersprach Firah bei jeder Gelegenheit, lief weg und ließ die Arbeit, die man ihr aufgetragen habe, im Stich. Firah bestrafte sie hart dafür, doch das änderte nichts. Ssanefi sah ihren Schwestern zu und stellte sich auf niemandes Seite. Kem war hochmütig, und ihr Temperament musste gezügelt werden, doch Geduld hätte wohl bessere Früchte getragen als Firahs kalter Stolz...
Ssanefi spürte, wie ihre Gedanken in ihrem eigenen Kopf verblassten. Sie kannte das Gefühl, und eine tiefe Freude begann sie zu erfüllen. Heute nacht würden die Drachen sprechen.
Sie hatten keine Namen, keine zumindest, die den bekannten Worten entsprochen hätten. Wie konnte etwas Menschliches diese fremden, andersartigen Wesen beschreiben? Doch die Schwestern vermochten ihre Stimmen zu unterscheiden, und die Drachen hatten ihnen gestattet, sie bei Namen zu nennen: Goldener, Schwarzer, Rubinschwinge, Sternenjäger. Kems Worte waren die phantasievollsten. Sie hatte Stunden damit verbracht, sie zu erfinden.
Sssssseid gegrüßsssst, Ssssanefi, meine Schwessster. Sie erkannte die Stimme des Schwarzen, ein tiefes, schmeichelndes Zischen. Wenn sie von ihm träumte, schwebte er majestätisch durch die Lüfte, und seine Schuppen hatten die Farbe einer vom Mond erhellten Nacht. Heute issssst eine gute Nacht, um zu reden, nicht wahr, Schwesssster? Die Wände zwischen unssserer Welt und eurer werden immer dünner. Spürsssssst du essss auch, Ssssanefi?
"Ich fühle es auch", bestätigte Ssanefi in Gedanken. "Je weiter das Drachenjahr fortschreitet, desto näher rückt die Zeit eurer Ankunft."
Wir können esssss kaum erwarten, Schwesssster. Zögert nicht länger, unsssss zu rufen.
"Bald wird die Zeit reif sein", versprach Ssanefi ihm. "Das Drachenjahr neigt sich seinem Höhepunkt zu. Der Schwarzbeerbusch trägt bereits Knospen, das ist ein sicheres Zeichen."
Meine Brüder ssssehnen ssssich nach der Welt. Sssssie werden ungeduldig. Auch ich will nicht länger warten. Mit jedem Augenblick, der verstreicht, wächssssst meine Sssssehnssssucht.
"Es dauert nicht mehr lange. Bald werden wir bereit sein, den Ruf auszusenden. Und dann -"
Wir warten, Schwesssssstern.Wir haben Vertrauen in euch. Lasssst uns nicht im Stich.
Der Drache verstummte, und Ssanefi spürte, wie er sich aus ihren Gedanken zurückzog. Bald, sehr bald, würde es keine nächtlichen Gespräche mehr geben. Die Drachen würden hier sein, um mit ihr und den anderen zu leben. Ssanefi schlief ein, und in dieser Nacht träumte sie davon, wie sie mit ihren Brüdern flog und ferne Länder sah. Der Schwarze trug sie auf seinem Rücken und wandte im Flug den Kopf, um sich nach ihr umzublicken. Sein glänzender, geschuppter Kopf schimmerte im Mondlicht wie ein glänzender Spiegel.
---
"Kem ist ungehorsam." Firah, in ihrem schwarzen Mantel kaum mehr als ein Schatten im Korridor, schnaubte. "Das dumme Kind schleicht herum und glaubt, ich würde sie nicht sehen. Gestern war sie im Drachensaal und hat eine Truhe mit alten Schriften durchwühlt. Rede du mit ihr", verlangte Firah. "Auf mich hört sie nicht."
Ssanefi verbiss sich ein "Warum wohl". Sie sah ihre Schwester an und musste fast lächeln. Als Friedensstifterin ergriff Ssanefi niemals Partei und zog keine Schwester der anderen vor, doch insgeheim wusste sie, dass sie Firah lieber mochte als Kem. Firah war stolz, kriegerisch, befehlsgewohnt, aber nicht hochmütig. Sie befolgte ihre eigenen Regeln und nutzte ihre Macht nie, um sich Vorteile zu verschaffen. Kem war ein selbstsüchtiges Kind, Firah eine erwachsene Frau. Sie war älter als Ssanefi, aber ihr wahres Alter kannte niemand. Es schien, als wäre sie schon immer hier gewesen. Sie gehörte zum Volk der Thikh, dem die Jahre wenig anhaben konnten. Vielleicht war sie sogar älter, als Talen es gewesen war, doch darüber sprach sie nie.
Ssanefi machte sich ihre eigenen Gedanken, als sie den Weg zu Kems Zimmer einschlug. Firah hatte nicht gesagt, wonach Kem gesucht hatte. Vielleicht wusste sie es nicht, doch Ssanefi ahnte, was geschehen war. Kem wollte nicht warten, bis die Schwestern den Ruf aussenden würden. Wahrscheinlich hatte sie gehofft, das Ritual allein durchführen zu können, und in Talens alten Büchern nach Hinweisen gesucht. "Ein dummes Kind" hatte Firah sie genannt, und Ssanefi war geneigt, ihr zuzustimmen. Wenn Kem glaubte, dass Firah die Schriften über das Ritual an frei zugänglichen Orten aufbewahren würde, dann war sie tatsächlich dumm.
"Was hast du gestern im Drachensaal gesucht?"
Kem sah von einer Zeichnung auf, an der sie arbeitete. Ssanefi blieb im Durchgang stehen, nicht gewillt, das Zimmer ihrer Schwester ohne deren Zustimmung zu betreten. Kem legte die Feder zur Seite. Es war nicht schwierig zu erraten, was sie abgebildet hatte. An der Wand hingen Dutzende von Zeichnungen, die alle Drachen zeigten.
"Nichts", verneinte sie etwas zu hastig, fasste sich dann. Ihre Stimme schlug in Ärger um. "Hat Firah mich beobachtet, oder spionierst auch du mir nach?"
"Niemand spioniert dir nach", erwiderte Ssanefi sanft. "Firah ist unsere Anführerin. Sie hat das Recht", sie zögerte. Das Recht, alles zu wissen, hatte sie sagen wollen, aber sie war nicht sicher, ob es der Wahrheit entsprach. "Sie hat gesehen, dass du die alten Schriften gelesen hast. Wonach hast du gesucht?"
"Das geht dich nichts an!" Ihr smaragdener Blick traf Ssanefis, doch diese wich nicht zurück. Was immer zwischen ihnen stand, Kem und sie hatten die gleichen Augen. Sie würde sich nicht einschüchtern lassen. Nach kurzer Zeit beruhigte sich die jüngste Schwester. "Die dummen Bücher interessieren mich nicht", behauptete sie. "Ich habe nur ein altes Gedicht gesucht. Über Drachen. Ich habe es vor langer Zeit gelesen und wollte es wiederfinden." Ihre Laune besserte sich wieder, wie immer, wenn die Sprache auf Drachen kam. "Der Drache, er wacht in der endlosen Stille -" begann sie zu zitieren, um dann abzubrechen: "Ich kann mich nur an den Anfang erinnern."
"Dann hast du es nicht gefunden?" Kem schüttelte den Kopf.
"Es ist verboten, den Drachensaal zu betreten", mahnte Ssanefi. "Aber Firah kann dir vielleicht helfen. Sie kennt viele der Schriften."
Kems Schulterzucken machte deutlich, dass sie Firah niemals fragen würde. Ssanefi hatte nichts anderes erwartet. Kem beugte sich wieder über ihre Zeichnung, und ihrer Schwester blieb nichts übrig, als sich zurückzuziehen.
Es schien, als wäre Firah diesmal zu wachsam gewesen. Ein Verbot zu missachten, nur um ein Gedicht über Drachen suchen zu können, das klang wirklich nach Kem. Doch vielleicht spielte sie Ssanefi auch etwas vor. Sie hatte genügend Zeit gehabt, um sich eine Geschichte zurechzulegen, und sie konnte sehr überzeugend lügen, wenn sie wollte.
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Kem blieb reglos sitzen, bis Ssanefis Schritte sich entfernt hatten. Erst dann stand sie auf, schlich zur Tür, warf einen schnellen Blick in die Schatten ringsum und öffnete, als alles still war, ihren Schrank. Tief hinter allem anderen befand sich ein altes, verblichenes Buch.
Brave, arglose Ssanefi! Ein Glück, dass Firah sie geschickt hatte, anstatt selbst zu kommen. Die schwarzen Augen waren schwieriger zu täuschen, als selbst Talens es gewesen waren, aber auch sie sahen nicht alles. Natürlich war dieses Buch nicht im Drachensaal gewesen. Als Kem beim Durchwühlen der Truhe eine Bewegung am Eingang erhascht hatte, hatte sie begriffen: Die wichtigsten Schriften befanden sich in Firahs Obhut. Dort galt es zu suchen. Heute morgen hatte sie sich, eine günstige Gelegenheit ausnutzend, ins Zimmer der Schwester gewagt. Sie hatte sich nicht lange aufgehalten, hatte ständig aufgeblickt und auf die leisesten Schritte gelauscht, doch sie hatte das Buch gefunden.
Und es war kein Wunder, dass die anderen es ihr nie gezeigt hatten. Da drin befand sich die Anweisung, wie man Drachen rufen konnte. Allein. Zwar nur einen, aber Drachen hatten ihre eigene Magie, und ihr Auserwählter würde ihr helfen, seine Brüder zu holen. Ja, sie allein würde die Drachen in diese Welt bringen! Was brauchte sie ihre Schwestern, die sie wie ein kleines Kind behandelten? Sie war die Begabte, ihr standen alle Wege offen.
Welchen sie wohl rufen sollte?
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Es war ein milder Abend, wenige Tage danach. Ssanefi und Rank saßen unter dem Schwarzbeerbusch am Tor, dessen gelbe Blüten bereits aufgesprungen waren und ihren süßen Duft entfalteten. Ranks Bein war fast geheilt, und bald würde er sich auf den Weg ins Tal machen. Ssanefi hatte eine Schüssel vor sich stehen und rieb getrocknete Nesselblätter zu einem feinen Pulver, während sie Rank zuhörte. Die letzten Sonnenstrahlen versanken hinter den fernen Bergen, doch ihre Wärme blieb.
"- und fand das Zicklein, und als ich heimkam, wandte meine Mutter nicht einmal den Blick und sagte nur -" Rank brach ab, als in der Ferne ein Donnergrollen zu hören war. "Sollten wir nach drinnen gehen?"
Ssanefi blickte prüfend in den Abendhimmel. Kein Wölkchen verdeckte die Sterne und den Vollmond, der bereits deutlich zu erkennen war. Sie schüttelte den Kopf.
"- und sagte nur: Dass du auch immer den langen und beschwerlichen Weg zur Hütte nehmen musst, wir waren doch schon vor Stunden -" Ein weiteres Grollen, lauter und drohender, und es klang viel näher. Rank brach erneut ab. Ssanefi nahm ihre Schüssel auf und lauschte.
Als das Geräusch wiederkehrte, schien das Gewitter direkt über ihnen zu sein, doch noch immer zeigte sich nicht die kleinste Wolke. Im nächsten Moment zuckten grelle Blitze über den Abendhimmel. Rank sah besorgt auf eine blasse Ssanefi. "Etwas ist nicht in Ordnung", murmelte sie. "Das ist kein gewöhnliches Unwetter. Lass uns ins Haus gehen." Sie stand auf, wollte noch etwas sagen, doch ein weiterer Donnerschlag verschluckte ihre Worte. Fasziniert folgte Ranks Blick einen besonders grellen Blitz, der durch das schwarze Samttuch des Himmels schnitt - und es aufriss.
Rank fand kein besseres Wort dafür. Etwas brach hervor, ein Gemisch aus Schatten und Nacht schien sich aus dem Himmel zu ergießen, verfestigte und formte sich dann langsam zu einer Gestalt. Auch Ssanefi blickte fassungslos nach oben. Als die Verwandlung beendet war, schwebte inmitten des Abendhimmels ein riesiger, schwarzer Drache.
Sein gewaltiger, geschuppter Leib war kohlschwarz, doch er glänzte wie das Gefieder eines Raben. Einige Augenblicke lang verharrte der Drache wie gemalt, dann begann er sich zu bewegen. Die mächtigen Klauen aus poliertem Silber zuckten auf der Suche nach Beute hin und her. Der Echsenkopf am Ende des langen, mit Stacheln besetzten Halses peitschte durch den Himmel, und das riesige Maul öffnete sich und gab den Blick auf unzählige Reihen nadelscharfer, silberner Zähne frei. Der Drache schrie, ein grausamer, unmenschlicher Laut. So hätte Feuer geklungen, wenn es zu sprechen vermocht hätte. Rank hatte nie etwas Vergleichbares gehört. Ssanefi neben ihm ergriff seinen Arm. "Wir müssen ins Haus", flüsterte sie. "Lauf!"
Kem hatte gelogen. Sie hatte Talens Buch über den Ruf der Drachen gestohlen, und dann hatte sie dieses Wissen benutzt, um den Schwarzen zu holen. Ssanefi erkannte ihn wieder, oft genug hatte sie ihn in ihrem Kopf gespürt, doch ihre Vorstellung von ihm war falsch gewesen. Diese düstere, drohende Gestalt weckte Unbehagen und Angst in ihr.
Sie rannten über den Hof, erreichten die Eingangstür, hasteten hinein und schlugen sie von innen zu. Hinter ihnen schrie der Drache erneut. Ssanefi blieb kurz stehen, um eine Lampe zu entzünden, dann lief sie weiter. Rank folgte ihr mit Mühe. Das schwache Licht leuchtete nur wenige Schritte voraus. "Wohin gehen wir?" keuchte er.
"Zum Drachensaal." Ssanefi warf ihm über die Schulter hinweg einen Blick zu. "Bleib’ zurück", bat sie ihn. "Du musst dein Bein schonen."
Rank schüttelte den Kopf und folgte ihr weiterhin. Sie erreichten das Ende eines Korridors und eine hohe Tür, deren Flügel metallisch glänzten. Sie war verschlossen. Ssanefi lief darauf zu, doch auf halbem Wege kam ihr jemand zuvor. Rank erhaschte einen Blick auf Firahs Gesicht, das unzweifelhaft wütend aussah. Sie riss die Tür auf und stürmte in den Saal. Ssanefi und Rank folgten.
Drei flackernde Kerzen gaben genügend Licht, um die Umgebung schemenhaft erkennen zu können. Ein großer Saal, die Wände reich mit Schnitzereien verziert. Drachenbilder. Truhen aus uraltem Holz. Kem lag zwischen den Kerzen, reglos, zusammengekauert wie ein Neugeborenes. Ein dünnes Buch mit ledernem Einband war ihren schlaffen Händen entfallen.
Firah blieb stehen, und Ssanefi lief an ihr vorbei, kniete sich neben die jüngste Schwester. "Sie atmet", sagte sie leise, nachdem ihre Hände über Hals, Gesicht und Handgelenke geglitten waren. Kem stieß einen wimmernden Laut aus, ohne die Augen zu öffnen. "Sie lebt."
Firah hob das Buch vom Boden auf und ließ es in den Tiefen ihres schwarzen Mantels verschwinden. "Dieses dumme Kind", murmelte sie verächtlich. "Hat sie denn alles vergessen, was man sie gelernt hat?" Sie sah verärgert aus, doch irgendwie verstand Rank, dass hinter diesen Worten vor allem Sorge steckte. Ssanefi sah auf: "Hilf’ mir, sie in ihr Zimmer zu bringen."
Ssanefi deckte ihre jüngste Schwester zu, strich sanft über Kems rote Locken. "Schlaf’ gut", murmelte sie. Dann fiel ihr Blick auf Rank. "Bleib’ bei ihr", bat sie. "Sag’ uns Bescheid, wenn sie aufwacht." Rank nickte zögernd. Ssanefi lächelte ihm zu, sah dann Firah an. Die älteste Schwester griff nach einer Lampe und verließ das Zimmer. Ssanefi eilte ihr nach. Sie gingen zurück zur Eingangstür. Als Firah die Türflügel aufstieß, schien es Ssanefi, als sei die Nacht deutlich kälter geworden. Der Schwarze hing am Himmel wie eine riesige, drohende Wolke. Der Vollmond verbreitete einen milden Schein über dem Hof und ließ die Drachenschuppen glänzen, als wären sie mit Fett eingerieben. Der Schwarze senkte seinen Echsenkopf zu den beiden Frauen hinab, sobald sie in den Hof hinaus traten.
Ssssseid gegrüßsssst, Firah und Ssssssanefi. Die höhnischen Worte, die sich in ihren Gedanken bildeten, hatten nichts mehr mit der schmeichelnden Drachenstimme von früher gemein. Ssanefis Blick schweifte über den Schuppenleib und die gewaltigen Klauen, blieb schließlich an den silbernen Augen hängen, in denen nur Hochmut und Verachtung zu lesen waren. Ein Drache, der so aussah wie dieser, konnte nicht gut sein. Instinktiv wusste sie, dass das, was er den Schwestern in langen Nächten erzählt und versprochen hatte, Lügen gewesen waren. Alles an diesem Drachen sagte: Ich hasse die Menschen. Ich werde sie vernichten. Obwohl sie es bereits ahnte, ließen seine nächsten Worte sie schaudern.
Ihr Menschen ssssseid ja ssssso dumm! Es war ein Kinderspiel, eure Schwessssster zu überreden, damit ssssie mir den Weg öffnen würde. Nun bin ich hier, und meine Brüder werden folgen. Bald werden wir alssss die rechtmäßsssssigen Herren über diessssse Welt herrschen! Der Schwarze ließ seine gespaltene Zunge in Richtung der Frauen schnellen. Und ihr sssssseid nutzlosssss, Drachenschwesssssstern. Wir brauchen euch nicht mehr.
"Was hast du mit Kem gemacht?" fragte Ssanefi laut.
Mit der Kleinen? Sssssssie schläft, höhnte der Drache. Aber bald wird sssssie sterben, sssso wie ihr sterben werdet. Er schlug ein einziges Mal mit den Schwingen, und ein mächtiger Windstoß ließ Ssanefi taumeln. Firah stand wie ein Fels. Nach wenigen Augenblicken wandte sie sich um und ging ins Haus zurück. Ssanefi folgte ihr, froh, dem Drachen für den Moment entkommen zu können. Doch wohin sollten sie gehen, um ihm zu entfliehen? Er würde ihnen überallhin folgen, und nicht nur sie waren in Gefahr. Wenn es ihm gelänge, seine Brüder zu rufen, stünden die ahnungslosen Menschen unversehens einer gewaltigen, zornerfüllten Armee gegenüber.
"Was sollen wir tun?" Ssanefi hatte Mühe, mit Firah Schritt zu halten. Ihre Schwester stürmte die Gänge entlang, ohne auf sie zu achten. "Können wir Kems Tat ungeschehen machen?" Firah schnaubte verächtlich und schüttelte den Kopf, ohne langsamer zu werden. Ssanefi folgte ihr bis zu Firahs eigenen Zimmer, einer kleinen Kammer voller Schatten, die selbst das Licht der Öllampe kaum zu erhellen schien. In der Tür blieb sie stehen. Sie hatte es noch nie gewagt, Firahs Reich zu betreten.
Firah achtete nicht auf sie. Sie ging zum Schrank, lehnte sich mit der Schulter dagegen und rückte ihn ein wenig zur Seite. Dahinter konnte Ssanefi ein Loch in der Mauer erkennen, in dem ein in Decken gewickeltes Bündel lag. Firah breitete es auf dem Bett aus. Ein paar Bücher warf sie achtlos zur Seite, griff nach etwas Länglichem und entrollte den Fetzen Stoff, der es schützte.
Es war ein Schwert. Die Jahrzehnte hatten seine Klinge abgewetzt und schartig, den smaragdverzierten Griff abgegriffen und schäbig hinterlassen. Das Schwert war halb so groß wie Firah, und in der Mitte der Klinge befand sich ein sorgfältig eingeritzter Drachenkopf.
Ssanefi kannte es aus Erzählungen: das Drachenschwert, die uralte Waffe aus den Legenden, die als längst verschollen galt. Jetzt wusste sie, welches Geschenk Talen der ältesten Schwester hinterlassen hatte.
Firah nahm das Schwert in die Hand, wandte sich um und verließ das Zimmer, ohne Ssanefi eines Blickes zu würdigen. Ihr schwarzer Mantel wehte den Korridor entlang wie eine Fahne. Ssanefi lief hinterher, erreichte das Tor zum Hof gerade, als Firah hinaustrat. Der Schwarze wartete. Firah trat nach draußen und ging in die Mitte des Platzes. Dort hob sie den Kopf und zückte in einer schnellen, geübten Bewegung das Schwert. "Du weißt, was das ist", sagte sie laut. "Es wird dich zwingen, unsere Welt zu verlassen."
Der Drache schnaubte, doch zum ersten Mal konnte Ssanefi einen Hauch von Unsicherheit in seiner Gedankenstimme erkennen. Woher hasssst du diessssesss Schwert? wollte er wissen. Du bissssst nicht sssseine Hüterin. Du hassssst essssss gestohlen, Drachenschwesssster.
"Die Hüterin ist tot", erwiderte Firah kalt. Ihr Blick verharrte inmitten der silberglänzenden Drachenaugen. Ssanefi, die am Tor stand, hörte Schritte und sah Rank durch die kleine Seitentür kommen, gefolgt von einer taumelnden Kem. Die jüngste Schwester stürzte an ihm vorbei auf den Hof und wäre gefallen, wenn Rank sie nicht gehalten hätte. Er führte sie zur Wand, an die sie sich lehnte. Er sah besorgt aus. Firah hatte sich keinen Augenblick lang umgewandt. Sie stand da wie eine Statue, das Schwert erhoben. Das einzige, was sich bewegte, war der flatternde Saum ihres Mantels.
Der Drache schnaubte erneut. Du wirsssst als erssssste sterben!
Firah senkte das Schwert und wartete. Der Drache schlug einmal mit den Schwingen und flog auf sie zu. Sein massiger, geschuppter Körper ließ sie lächerlich klein aussehen. Scheinbar gelangweilt näherte sich der Schwarze. Plötzlich jedoch peitschte sein langer Hals nach vorn, schnellte der Echsenkopf mit dem weit geöffneten Maul auf Firah zu, bereit zum tödlichen Biss.
Firah erwachte aus ihrer Starre und rannte los. Der Schwarze schnaubte erbost, als sie unter seinem Körper, der noch immer eine Mannshöhe über dem Boden schwebte, Deckung suchte. Noch bevor sie ihn erreicht hatte, hob sie das Schwert, und als sie unter ihm war, schnitt sie damit bei jedem Schritt tief in seine geschuppte Haut. Der Schwarze schrie. Gelbliches Blut spritzte über Firahs Haare und Mantel.
Der Schwarze wandte sich und bog den stachelbewehrten Hals, um die Gegnerin sehen zu können. Seine riesigen, silbernen Klauen versuchten nach ihr zu schnappen. Firah entkam ihnen mit einer Mühelosigkeit, die Ssanefi überraschte. Eine Kralle verfing sich in ihrem Mantel und riss den Ärmel ab, doch Firah wich zur Seite. Sie lief einige Schritte, hob das Schwert erneut, hielt es diesmal in beiden Händen –
"Firah, nein!"
- ohne auf Kems Warnung zu achten, stieß Firah das Drachenschwert nach oben, zwischen den Schuppen hindurch und dem Schwarzen mitten ins Herz. Ein letztes Mal brüllte er. Sein zornerfüllter Laut durchdrang den Nachthimmel, erschuf ein Donnergrollen und einen Riss, und als sich dieser schloss, war auch der Drache verschwunden.
Im selben Moment stieß Kem einen entsetzten Schrei aus, stürzte und fiel hart zu Boden.
Firah richtete sich auf, wandte sich dann abrupt um und blickte in Kems Richtung. Ssanefi lief bereits auf die jüngste Schwester zu. "Nein", sagte Firah laut. Sie taumelte von der Anstrengung des Stoßes, stützte sich schwer auf das Drachenschwert und richtete sich langsam wieder auf. Als sie die anderen erreicht hatte, kniete Ssanefi am Boden und strich sanft über Kems Augen. Rank stand daneben, einen Ausdruck des Entsetzens im Gesicht.
In Kems Brust klaffte eine blutige Wunde, als hätte ihr jemand ein Schwert durchs Herz gerammt.
"Nein", sagte Firah erneut. Ssanefi sah auf. Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. "Sie ist tot", flüsterte sie, als sie sich aufrichtete und nach Firahs Hand griff, die noch immer das Schwert umklammerte. "Es tut mir leid."
Sie hatte Firah noch nie so hilflos gesehen. Kem lag reglos da, und Firahs Blick schweifte unentwegt von ihrem Gesicht zu der blutigen Wunde in ihrer Brust, immer wieder hin und zurück. Nach einer Weile ergriff Ssanefi sanft ihren Arm und führte sie weg. Der vom Mond erhellte Hof lag ruhig da, als wäre nie etwas geschehen.
Firah wehrte sich nicht. Erst als sie wieder in der Mitte des Platzes stand, schüttelte sie Ssanefis Arm ab. Sie betrachtete das Drachenschwert in ihrer Hand, reichte es dann ihrer Schwester. "Nimm du es. Du wirst seine Hüterin sein."
Ssanefi schwieg und bewegte sich nicht. Schließlich schüttelte sie den Kopf. "Es gehört dir, Firah." Sie betonte die Bedeutung des Namens. Schwert der Drachen. Drachenschwert. Talen hatte alles von Anfang an geahnt.
"Talen wollte, dass du es hast. Ich - ich hätte nicht tun können, was du getan hast. Der Schwarze hätte uns alle getötet, und viele andere Menschen dazu." Sie blickte in die undurchdringlichen, dunklen Augen ihrer Schwester. "Kem wäre auf jeden Fall gestorben", fügte sie leise hinzu.
Das Geschenk der Drachen, selbstsüchtig, wild und unglaublich begabt. Ein dummes Kind hatte Firah sie genannt, genau das war sie auch gewesen, und es hatte sie getötet. Aber wer hatte mit siebzehn nicht das Recht, ein dummes Kind zu sein? "Du hättest nichts tun können, um sie zu retten." Es waren ihre eigene Unvernunft und der Schwarze gewesen, die Kem getötet hatten, nicht das Schwert, das Firah in der Hand hielt. Doch Ssanefi sah Firah an und dachte, dass ihre Schwester sehr lange brauchen würde, um diese Wahrheit zu begreifen.
Firah schwieg. Schließlich senkte sie die Hand, blickte auf die Klinge. Sehr langsam ließ sie das Schwert wieder unter ihrem Mantel verschwinden. Gelbes Drachenblut klebte daran, sonst nichts. Sie blickte über den mondhellen Hof zum Eingangstor, hinter dem sich die nächtlichen Berge befanden. "Ich werde fortgehen", sagte sie.
Ssanefi nickte stumm. Sie wollte sagen: Warte bis zum Morgen. Sie wollte sagen: Du wirst mir fehlen, Schwester. Doch sie brachte keinen Laut hervor. Es gab nichts, was sie ändern konnte. Sie sah zu, wie Firah sich umwandte, das Haus betrat und wenig später mit einem Bündel zurückkam. Sah ihr zu, wie sie zu Kem ging, einen letzten Blick auf die tote Schwester warf, sich dann abwandte und zum Tor marschierte. Sah ihr zu, wie sie den Hof und den Drachenberg verließ, ein Abschied für immer. Als sie draußen war, streckte Ssanefi die Hand aus. Firah wandte sich nicht um.
Irgendwann trat Rank an ihre Seite und legte den Arm um ihre Schulter. Ssanefi wandte sich ihm zu. Ihr war nach Weinen zumute, doch keine Tränen kamen. Gemeinsam gingen sie zu Kem zurück und ließen sich neben ihr auf dem Boden nieder. Rank hatte seine Jacke über ihren Oberkörper gebreitet, und sie schien zu schlafen.
Ssanefi streichelte die roten Haare und horchte in sich hinein. Tief in ihrem Inneren war eine Leere, die sie selbst bei Talens Tod nicht gefühlt hatte. Das Band in die andere Welt war gebrochen. Die Drachen würden nie wieder zu ihr sprechen. Sie konnte nicht sagen, ob der Gedanke sie mit Trauer oder mit Erleichterung füllte. "Ich werde mit dir ins Tal gehen", sagte sie.
"Ich weiß." Rank griff nach ihrer Hand. Erst jetzt sah sie ihn an. Er lächelte ihr zu.
Ssanefi hielt ihn fest. Seine Finger fühlten sich warm an, stark und lebendig.
Am nächsten Morgen gingen sie gemeinsam zum Tor. Ssanefis Augen suchten die Berge nach einer einsamen, schwarzgekleideten Gestalt ab, doch Firah war verschwunden. Als sie sich abwandte, fiel ihr Blick auf den Schwarzbeerbusch, der all seine leuchtend gelbe Pracht verloren hatte. Vertrocknet und bräunlich lagen die Blüten auf der Erde. Noch ließ der erste Frost auf sich warten, doch das Drachenjahr war vorbei.
---
In einer anderen Welt schlüpfte ein winziger, feuerroter Drache aus seinem Ei, hob den Kopf und blickte sich neugierig um. Die Umgebung wirkte fremd, doch gleichzeitig sehr vertraut. Ein Schwarm riesiger, geflügelter Wesen schwebte über den Himmel: goldene, grüne, ein schwarzer mit silberner Stachelmähne. Der kleine Drache schnaubte begeistert.
Kem war zu Hause.
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Meine Schwester ist das Feuer....................
Mein Bruder ist die Erde.........................
Mein Freund ist das Wasser.......................
und Ich bin das fehlende Glied der "4" Elemente..
Ich bin das Kind des Windes......................
auch bekannt unter dem Nick lady of the dragon
Mendox
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Blackdragons - my love, my passion, my fate


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« Antworten #1 am: 18.September.2007, 13:32:37 »

Diese Geschichte ist einfach nur unglaublich. *atmet erstmal wieder tief ein und aus* und sie war echt spannend. ^^ Aber mein armes Schwarzdrachenburli is tot  Sad
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Aal kogaan los ved zeymah mahfaeraak...

Wie im Mantel tief geborgen,
fühl ich mich in schwarzen Schwingen,
werde niemals mich mehr Sorgen,
lass mich nie mehr nieder ringen.
(Auszug aus einem Gedicht von Marion Beier)

Neferion
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« Antworten #2 am: 18.September.2007, 13:37:33 »

eine traurige aber seh sannende und gut geschriebene geschichte
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Vergiss niemals die vergangenheit.

Halte immer deine Versprechen auch wenn es bedeutet das du die du Liebst opfern musst.

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« Antworten #3 am: 18.September.2007, 14:21:38 »

*gebannt aufschauen* ... WOW ... eine fesselnde und großartige Geschichte ... ich bin begeistert ^,.’.,^
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...Menschen nehmen nur dann die klügste Lösung, wenn alle anderen ausgeschöpft sind...
...Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null. Und das nennen sie ihren Standpunkt....
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« Antworten #4 am: 20.September.2007, 16:07:29 »

Supertolle Geschichte, aber wirklich sehr bedrückend Sad
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« Antworten #5 am: 20.September.2007, 23:41:16 »

Noch bevor es Welten gab, und noch lange bevor Menschen lebten, entstanden aus dem Staub der Sonnen die Götter. Goldener Glanz umgab sie und ihnen war die Gabe des Erschaffens eigen. Zur gleichen Zeit entstanden aus dem Äther die ersten Drachen. Sie waren wundervolle Geschöpfe, zeitlos und mächtig. Jedoch war Ihnen nicht die Macht der Schöpfung gegeben. Die Götter schlossen sich zusammen und schufen aus sich und dem Sternenstaub die Welten, die die vier Sonnen umkreisten. Doch wo auch Licht ist da entsteht auch Dunkelheit und auch die Finstren Mächte entstanden. Denn das größte Gesetz des Universums ist das des Gleichgewichts. Um ihre noch jungen Schöpfungen vor der Dunkelheit zu beschützen schlossen die Götter einen Bund mit den Urdrachen. So kam es, dass die Drachen mit den Göttern Seite an Seite über die Welten herrschten. Im großen Rat stimmten sie gemeinsam über jede neue Schöpfung ab. Von allen Welten, die die Götter geschaffen hatten, gefiel den Drachen Neraan am besten. So ließen sie sich auf diesen Planeten nieder und so fand der Rat auch hier statt. Doch so mancher Gott begehrte jedoch gegen die Mitherrschaft der Drachen auf. Wer waren diese Drachen, dass sie ein Recht hatten mit zu entscheiden wie die Götter die Welt formten?
Und so geschah es, dass ein junger Gott, Haner war sein Name, ohne Zustimmung der Versammlung ein Volk schuf wie es zuvor noch keines auf Neraan gegeben hatte.
Voller Wut darüber riefen die Drachen zum Großen Rat, um über diesen Frevel zu beraten.
"Wie konntest du es nur wagen!" brüllte der Älteste der Urdrachen wütend Haner an. "Wie konntest dich nur erdreisten diese - diese nackten Affen zu erschaffen! Ich wette, du bist auch noch stolz auf deine Tat!"
Trotzig reckte Haner sein Kinn vor und entgegnete wütend: "Es ist mein gutes Recht neues Leben zu schaffen! Ihr könnt nicht über uns Götter richten!"
Der Drache schüttelte unwillig den Kopf: "Pha! Wenn ihr Götter", er spuckte das Wort beinahe aus, "etwas Vernünftiges erschaffen würdet, wäre es kein Problem! Aber diese nackten Affen..." Weiter kam er nicht, weil Halef ihm ins Wort fiel:
"Menschen! Was du nackte Affen nennst sind Menschen! Und sie sind mir gut gelungen! Nur weil ihr Neraan nicht mit anderen Lebensformen teilen wollt!" Haner schnaubte.
"Jetzt hör du mir mal zu, wir hätten nichts gegen eine andere Rasse auf Neraan, wenn sie nur vernünftig ist! Was du Mensch nennst, kann man wohl kaum vernünftig nennen!"
Die restlichen Drachen trompeteten zustimmend. Unter den Göttern erhob sich immer lauter werdender Protest. Schon lange stritten Drachen und die Götter. Und es schien, als wären die Menschen der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Doch die Götter waren den Drachen in der Macht ebenbürtig und darum versuchte Dragom, der Älteste, einzulenken:
"Wenn ihr die Menschen vernichtet, können wir doch gemeinsam darüber reden wie eine andere Rasse auszusehen hat."
Die Götter holten entsetzt Luft, es war noch nie der Tod eines ganzen Volkes gefordert worden.
Halen schrie auf: "Nie! Ihr könnt nicht einfach sagen, das paßt uns nicht also rotten wir eine Lebensform aus!"
"Wenn ihr sie nicht vernichtet...", Dragom grinste, "dann werden wir das erledigen!"
Das war zu viel. Nach der Reihe standen die Götter auf: "Wenn ihr auch nur einen Menschen anrührt, dann bedeutet das Krieg! Die Menschen stehen unter unserem Schutz!"
Mit einem Wutschrei flog Dragom auf. "Den Krieg, den könnt ihr haben!"
Ein Drache nach dem anderen stieg auf. Manchen Göttern und Drachen war anzusehen, dass es ihnen nicht gefiel Krieg zu führen. Immerhin war es ein starker Feind und so mancher hatte gute Freunde auf der Gegenseite. Aber es gibt nur zwei Dinge, die man nicht zurücknehmen kann: einen abgegossenen Pfeil und ein gesprochenes Wort. So tobte bald ein schrecklicher Krieg zwischen Drachen und Göttern. Und auch Neraan litt darunter. Große Wüsten entstanden dort, wo die mächtigen Urdrachen ihre Flammen spuckten, Schluchten dort, wo Götter ihre Blitze abschossen. Oft wurden Urdrachen und Götter verletzt und so mancher der geringeren Drachen und jüngeren Götter starben in diesen finsteren Zeiten. Auch die noch junge Menschheit hatten große Verluste zu beklagen. Der Krieg dauerte schon viele Jahrhunderte und noch immer war kein Ende in Sicht. Die Fronten waren schon so verhärtet, dass es keinen Ausweg mehr zu geben schien.

Dragom versuchte sich aufzurichten. Es ging nicht. Zu groß war der Schmerz, der seine Vorderpfote erfüllte. Dragom schrie auf. Er empfand Haß gegenüber sich, den Menschen und den verdammten Göttern, die einfach so stur waren! Aber er hatte auch Angst davor zu sterben und auch Angst davor, dass nie wieder Frieden herrschen würde. "Ach, wenn ich doch damals die Götter nicht beleidigt hätte..." durchfuhr ihn der Gedanke, den er unwillig wieder abschüttelte. Jetzt war es schon zu spät.  Diese Schlacht würde wohl seine Letzte gewesen sein. Langsam brach die Nacht herein und die Kämpfer zogen sich zurück. Nur Dragom blieb zurück. Er wusste, dass es um ihn geschehen war, niemand würde kommen und ihn retten. Traurig blickte er zu den Sternen auf. Er seufzte, eigentlich waren die Götter nicht so schlimm, bis auf den Menschen hatten sie immer gute Arbeit geleistet. Er sog die Luft ein, sie war erfüllt von dem Duft der Blumen und des nah gelegenen Waldes. Tiefe Traurigkeit erfüllte ihn, da er wusste, dass er dies alles wohl nie mehr erblicken würde. Er, Dragom, der erste Drache, weinte, und seine Tränen waren klar und von einer Farbe, die der Himmel hatte, wenn die Sonne unterging. Sobald die Tränen die Erde berührten, wurden sie zu Stein. Aber das funkelnde Licht blieb ihnen erhalten. Langsam schlief Dragom ein und es war ihm bewusst, dass er wohl nie mehr erwachen würde.

Vorsichtig blinzelnd öffnete Dragom seine Augen. Als er den Kopf hob und sich umsah stellte er fest, dass er noch immer in der Höhle lag. Er hatte überlebt! Während er sich verwundert umsah, stach ihm ein seltsam scharfer Geruch von Kräutern in die Nase. Auf der Suche nach der Quelle dieses merkwürdigen Geruches blickte er an sich herunter. Seine verletzte Pfote war mit einer Kräutersalbe eingerieben worden und die Wunde sorgfältig verbunden. Mehrmals blinzelnd starrte er auf den Verband und überlegte sich, wer wohl ihn verbunden hätte. Die Leinenbinden waren schmal, so als wären sie für viel kleinere Wesen gemacht. Er zog seine Stirn zusammen. Er musste lange geschlafen haben, denn er fühlte sich merkwürdig dumpf. Diese Binden hätten die richtige Größe für Menschen. Unwillig schüttelte er den Kopf, das konnte doch nicht sein, oder?
Während er noch in Gedanken versunken war, stieg ihm ein weiterer - verführerische - Geruch in die Nase und sein Magen grummelte vernehmlich. Als er den Blick hob, stellte er fest, dass vor seiner Nase drei tote Rinder, noch ganz frisch, lagen. Schnell verschlang er sie und war dankbar, endlich wieder etwas im Magen zu haben. Dennoch machte er sich Gedanken, wer wohl sein Wohltäter war. In diesem Moment hörte er eine leise Stimme ihn fragen:
"Geht es dir besser? Ich hab keine Ahnung, wie man Drachen heilt!" Dragom hörte jemanden leise kichern: "Immerhin sind wir ja verfeindet!"
Dragom dachte nach, ein Gott konnte es nicht sein, der würde sich nicht verstecken. "Komm raus, damit ich sehen kann, wer mir mein Leben gerettet hat."
Nach einer kurzen Pause ertönte wieder die Stimme seines Retters: "Ich weiß nicht, ob das klug wäre, ich lebe gern noch länger." Wieder erfolgte eine Pause. "Aber wenn du mir versprichst, mich am Leben zu lassen?!"
Dragom hörte beinahe das Schulterzucken. Ein tiefer Seufzer entrang sich seiner tiefen Drachenbrust. "Na komm schon raus! Glaubst du, ich würde meinen Retter töten?" In dem folgenden Schweigen vermeinte Dragom Zweifel zu spüren. Er konnte es seinem Retter aber auch nicht übel nehmen. "Ich schwöre bei dem Äther, aus dem ich entstieg! Komm hervor, ein Drache bricht nie seinen Schwur!" versuchte Dragom seinen Wohltäter zu ermutigen.
Langsam blickte eine Gestalt hinter dem Felsen hervor. Es war wie er schon vermutet hatte ein Mensch. Trotzdem war Dragom erstaunt, dass es wirklich ein Mensch war.
Ängstlich blickte er zu dem Drachen auf: "Schön bist du schon, das muss dir der Neid lassen!" sagte Jarlen und bewegte sich langsam näher. "Ich glaub, selbst wenn du mich jetzt frisst, war es wert, einen Drachen gesehen zu haben."
Dragom legte seinen Kopf auf seine Pfoten um den Menschen nicht von Oben anzustarren. "Ich werde dich nicht fressen, erstens weil Menschen wirklich schrecklich schmecken!" Er schüttelte angeekelt den Kopf.
Jarlen konnte nicht anders, er musste grinsen. Die Mimik des Drachen wirkte irgendwie menschlich und schien an einem so großen Wesen merkwürdig.
"Zweitens weil ich dir durch deine großzügige Tat zu ewigem Dank verpflichtet bin. Und wir Drachen nehmen so etwas sehr ernst!"
Jarlen blickte vorsichtig den Drachen in die Augen. "Das heißt, du erfüllst mir einen Wunsch?"
Der Urdrache nickte.
"Einen Wunsch hätte ich schon..." Mutig blickte Jarlen nun Dragom in die Augen.
"Na immer raus mit der Sprache!" munterte der Urdrache Jarlen auf.
"Beende den Krieg!" Mit zusammen gekniffenen Augen blickte Jarlen dem Drachen in die Augen als wollte er ihn abschätzen.
Dragom schüttelte leicht den Kopf.
Wut stieg in Jarlen auf. Erst hielt dieser Drache große Reden und dann erwies es sich nur als heiße Luft. "Du hast gesagt, dass du mir einen Wunsch erfüllen würdest! Du musst dein Wort halten!" schrie Jarlen voller Wut auf.
Dragom starrte das winzige Wesen vor ihm an, er hatte nicht vermutet, dass so viel Mut in einem so kleinen Körper stecken konnte. Er müsste ihn nur einmal anpusten und der Winzling würde einfach umfallen. Er hatte sich also wirklich in den Menschen getäuscht! Welch einen Preis hatten alle wegen diesem Irrtum zahlen müssen! Ärger über sich selbst stieg in ihm hoch und sein Entschluss wurde immer fester. "Mensch, du verstehst nicht, ich werde den Krieg beenden, aber ich kann ihn nicht als Gefallen annehmen, da ich mir schon vorgenommen habe, den Krieg zu beenden! Wie könnte ich Krieg führen, wenn mir der Grund des Krieges das Leben gerettet hat?"
Erleichterung breitete sich auf Jarlens Gesicht aus.  
"Hmmm..." Ein tiefes Brummen breitete sich in Dragoms Brust aus. "Eine Frage hätte ich an dich, Mensch."
"Ja?"
"Wie, hmmm, wie haltet ihr euch auseinander? Ihr seht doch alle gleich aus!"
Im ersten Moment war Jarlen sprachlos. Dann brach er in schallendes Gelächter aus: "Wir haben Namen! Ich heiße Jarlen! Aber sag mir Drache," ein Schmunzeln lag auf dem Gesicht des Menschen, "wie macht ihr das, habt ihr auch so etwas Lächerliches wie wir Menschen?"
Der Urdrache lachte laut auf. "Das hab ich mir wohl verdient! Mein Name ist Dragom, ältester aller Drachen!" Er blickte den Menschen vor sich scharf an. "Aber nun zurück zu dir, Jarlen!" Dragom sprach den Namen ehrfurchtsvoll aus. "Nun sollst du nicht nur Jarlen sein! Nein, ab heute bist du Jarlen Himersen! Das bedeutet in unserer Sprache Jarlen der Drachenreiter!"
Verblüfft riss der Mensch die Augen auf und murmelte: "Heißt das, ich darf auf dir reiten?"
Dragom nickte und reichte ihm eine versteinerte Drachenträne. Bewundernd blickte der Drachenreiter sie an.
"Diese Träne soll Zeichen unseres ewigen Bundes sein! Wenn einer von uns beiden in Not ist, ist der andere verpflichtet zu helfen! Du Jarlen Himersen und ich Dragom der Älteste sind die ersten, aber nicht die letzten, die diesen Bund schließen werden! Ab heute ist jeder Drache der Hilfe für den Menschen verpflichtet. Jedoch haben Drachen wie Menschen das Recht, einen Preis für die Hilfeleistung zu fordern."

Durch die Pflege seines Reiters gesundete Dragom bald soweit, dass er mit dem Menschen hinauf flog zu dem Ratplatz, der schon seit so langer Zeit verlassen lag, und wieder den großen Rat einberief. Lange dauerte es, bis die ersten Götter wie Drachen sich einfanden, denn Misstrauen herrschte zwischen ihnen und es war lange her als sie sich alle getroffen hatten.
Stolz stand Dragom mit Jarlen auf dem Rücken in der Mitte des Rates. Wütendes Gebrüll ging durch die Drachen, als sie erkannten, dass der Älteste sich mit den Menschen verbündet hatte. Die Götter jedoch blickten nur verwirrt auf ihren Feind hinab. War das eine Tücke?
Dragom spannte seine Schultern und rief mit lauter Stimme dem Rat zu: "Ich habe den Rat gerufen um den Bund zwischen mir und dem Menschensohn Jarlen Himersen bekannt zu geben!"
Atemlose Stille legte sich über alle. Jedem im Rat war klar dass Dragom einem Menschen zu seinem Reiter ernannt hatte.
"Nun höret, wie es dazu kam!" Lang erzählte Dragom den Versammelten wie das Wunder geschehen war. Dann erzählte auch Jarlen seine Geschichte. Die atemlose Stille dauerte lange an.
Der älteste Drache räusperte sich. "So nehme ich, der den Krieg ausrief, ihn wieder zurück und bitte um Verzeihung bei allen, die meines Fehlers wegen so viel verloren haben."
Noch immer gab keiner ein Geräusch von sich. Jarlen dachte bei sich, dass es wohl nicht so einfach sein könne, einen Krieg zu beenden, der so lange getobt hatte. Und in der Tat dauerte es noch viele Jahre und viele Ratsitzungen, bis der größte Zwist bereinigt war und wieder Frieden einkehrte. Doch langsam näherten sich die Drachen den Menschen und lernten sie kennen und lieben. Und Dragom hatte Recht: Noch viele der Drachen schlossen mit den Menschen den Bund der Drachenreiter.
Gespeichert

Meine Schwester ist das Feuer....................
Mein Bruder ist die Erde.........................
Mein Freund ist das Wasser.......................
und Ich bin das fehlende Glied der "4" Elemente..
Ich bin das Kind des Windes......................
auch bekannt unter dem Nick lady of the dragon
lady of the dragon
Neuankömmling
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« Antworten #6 am: 20.September.2007, 23:44:05 »

Ly rennt in den Wald. Aber sie bereut es sofort wieder ihren Eltern nach einem Streit davongelaufen zu sein. Es ging nicht einmal darum, dass sie etwas damit zu tun hatte, aber Ly hatte die Nase gestrichen voll von dem Gezanke. Schon im Alter von fünf Jahren wurde ihr schon angst und bang wenn ihre Eltern zusammen in einem Raum sassen. Sie konnten nicht einmal aneinander vorbeigehen, ohne dass sie sich streiten mussten. Heute hatte es ihr gereicht, nur wohin sollte sie gehen, ohne dass ihre Mutter oder noch schlimmer ihr Vater sie finden? Die einzige Idee, die ihr plausibel vorkam, war der Wald, denn Lys Eltern fürchteten ihn; wieso sie solche Angst haben, wusste sie nicht. Sie hatte einigemal ihren Vater gefragt und noch viel mehr ihre Mutter, aber sie wurde immer abgewiesen. Ly hatte einmal versucht sich davon zu stehlen, um es selbst heraus zu finden, aber ihr Vater hatte sie abgefangen und sie auf ihr Zimmer gebracht, wo sie eine Woche lang Hausarrest bekommen hatte. An diesem Tag hatte sie Geburtstag und zwar ihren zwölften. Aber niemand hatte daran gedacht.
Zwei Jahre später...
Im Wald ist es ziemlich dunkel. Sie hat zu ihrem vierzehnten Geburtstag einen Anhänger geschenkt bekommen. Er hat die Form eines Kreises. Vorne drauf ist ein Tiger abgebildet, hinten drauf die Vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Sie weiss schon von Anfang an, dass dieser Anhänger etwas besonderes ist. Ly hat ihn mit der Post bekommen, ohne Absender, nichts. Auf dem Brief stand nur: "Gebrauche ihn gut."
Jetzt leuchtet er wie eine Taschenlampe. Sie spürt, dass sie beobachtet wird und ist daher sehr wachsam. Hinter ihr raschelt es, und sie springt aus ihrer Deckung auf, aber viel zu langsam. Plötzlich steht hinter ihr ein Mann mit einem sehr schmalen Schwert in der Hand. Er holt aus und verfehlt sie nur um Haaresbreite. Zum Glück hat Ly ein bisschen Karate gelernt und hat daher wenigstens eine winzige Chance zu entkommen. Sie versetzt ihm einen Tritt ins Handgelenk, der ihn das Schwert fallen lassen lässt. Mit einem wütenden Schrei stürmt der Unbekannte vor, packt sein Schwert wieder und stürzt sich aus der gleichen Bewegung heraus auf Ly. Sie wird von den Füssen gerissen, was ihr wahrscheinlich das Leben gerettet hat, denn das Schwert bohrt sich dicht neben ihrem Kopf in den feuchten Waldboden. Sie springt auf und rennt davon. Als sie auf eine Lichtung hinaus stolpert, sieht sie, dass er ihr folgt. Als er aus dem Wald trat muss sie einen Schrei unterdrücken, um sich nicht gleich zu verraten, denn was sie sieht ist eine Mischung aus Wolf und Mensch. Vom Bauch an abwärts ist es ein Wolf, der Rest ist ein normaler Mensch, wäre es anders, bräuchte es kein Schwert. Nur, anscheinend hat es die Nase eines Wolfes, denn es kommt ziemlich genau in ihre Richtung und schnüffelt die ganze Zeit über in der Luft herum. Ly kriecht auf Händen und Knien weiter und als sie wieder im dichteren Wald ist, steht sie auf und rennt weiter.
Etwa zwanzig Meter weiter vorne halten sich die Artgenossen des Dinges, das sie verfolgt, in Deckung. Als Ly einen Moment verschnauft, umkreisen sie sie und warten bis der Andere aufgeholt hat. Das geschah in weniger als einer Minute. Ly will schon weiter rennen als sie ihn hinter sich hört. Sie kommt nicht einmal zwei Schritte weit. Vor ihr tauchen überall zwischen den Bäumen solche Wolfsdinger auf. Sie merkt erst jetzt, dass alles genau so geplant ist. Ly dreht sich im Kreis herum und sieht fast augenblicklich ein, dass sie keinen Fluchtweg hat. Und als sie sich so herum dreht sieht sie auch, dass einige gleich aussehen wie der erste, andere aber auch umgekehrt, also oben Wolf, unten Mensch. Einer, anscheinend der Anführer, kommt auf sie zu. Ly rührt sich nicht von der Stelle. Es umrundet sie einmal und dann ein zweites mal. Beim zweitenmal schlägt er ihr so heftig ins Genick, dass sie bewusstlos zu Boden sinkt.
Weit entfernt in der Zivilisation machen sich Lys Mutter und ihr Vater höllische Sorgen und geben natürlich wieder einander die Schuld.
"Ich habe dir tausendmal gesagt, du sollst auf sie aufpassen!" schreit ihre Mutter.
Darauf antwortet ihr Vater: "Und ich habe dir tausendmal gesagt, Maria, du sollst deine Tochter richtig erziehen!"
"Wenn du nur immer etwas zu meckern hast. Wer ist denn nie zu Hause, wer hat sie die ganzen Jahre lang vernachlässigt? Ich ganz bestimmt nicht, Grey, ich ganz bestimmt nicht!!"
So geht es jetzt schon seit Stunden. Die ganze Zeit nur dem anderen die Schuld geben statt die Schuld bei sich zu suchen. Am Nachmittag hat sich Maria beruhigt, doch Grey natürlich nicht. Schlussendlich hat es Grey soweit gebracht, dass Maria mit Tränen überströmtem Gesicht aus dem Haus rennt. Später, etliche Stunden später, beruhigt sich auch Grey. Nach zweieinhalb Stunden kann er Maria anrufen, die bei ihrer Freundin Sora untergetaucht ist. Zum Glück hinterlässt Maria immer eine Nachricht wenn sie ausser Haus ist. Als sie wieder zusammen im Wohnzimmer sitzen, ist es eine Weile ganz still.
Plötzlich sagt Maria in einem sehr entschlossenem Ton: "Wir sollten uns weniger streiten und besser zusammen arbeiten, sonst finden wir unsere Tochter nie wieder. Und ich glaube, wir haben beide bei der Erziehung von Ly versagt. Nun ja, versagt nicht unbedingt, aber wir hätten erstens nicht immer vor ihren Augen streiten sollen, und zweitens hätten wir uns mehr um sie kümmern sollen."
"Ja, und wir haben in den letzten drei Jahren ihren Geburtstag total vergessen", sagt Grey.
"Nicht drei sondern vier Jahre, denn sie hat vor einem Monat Geburtstag gehabt", meint Maria.
Grey entgegnet nur noch: " Komm, wir probieren zu schlafen. Morgen versuchen wir herauszufinden, wo sie stecken könnte - wenn wir übernächtigt sind bringt das auch nichts."

Als Ly das Bewusstsein wieder erlangt hat, ist sie an einen Pfahl, der an einen ziemlich dicken Baum gebunden ist, gefesselt. Sie ist alleine. Diese Wolfsdinger können bleiben wo der Pfeffer wächst, denkt sie. Wo bin ich? Ach ja, der Anführer hat mir eins übergebraten, darum weiss ich nicht, wo ich bin.
Ly stemmt sich mit aller Kraft gegen die Fesseln. Vergeblich. Die sitzen so fest, dass sie sie nicht lockern kann sondern nur aufstehen oder absitzen. Plötzlich lacht jemand neben ihr, es ist der gleiche, der sie am Anfang verfolgt hat. Er muss anscheinend die ganze Zeit ausserhalb ihres Blickfeldes gestanden haben. Jetzt steht er jedenfalls vor ihr und grinst sie an.
"Was ist so lustig?" fragt sie.
Darauf antwortet er: "Du siehst komisch aus."
"Dasselbe gilt auch für dich", antwortet Ly giftig.
"Ihr Menschen seid so hässlich, da wird einem ja gerade übel", jault er.
"Ihr Wolfsdinger seid noch viel hässlicher, da ist der Arsch meiner Oma ja noch schöner", meint Ly abfällig.
Jetzt gesellt sich der Chef des Rudels zu ihnen und spricht in ihrer eigenen Sprache zum anderen, woraufhin der sich verdünnisiert. Der Chef dieser komischen Dinger sieht gar nicht so schlecht aus. Er hat die Beine bis zum Bauchnabel von einem Wolf, und von Kopf bis zu den Schultern auch. Der grösste Teil der Arme und des Oberkörpers waren von einem Menschen.
"Du solltest aufpassen, was du sagst", sagt er. "Ich heisse Fire und leite die Bande hier."
Ly antwortet nicht sofort, denn ihr kommt es ein bisschen komisch vor, aber dann sagt sie: "Ich heisse Ly. - Was seid ihr?", fragt sie.
Fire antwortet erst nach einer geschlagenen Minute: "Bei euch nennt man uns Werwölfe, aber hier heissen wir ganz einfach Hunters."
Später erfährt Ly, dass sie in grosser Gefahr schwebt. Die Hunters töten die, die sie gefangen haben, nachdem sie sich einen Spass daraus gemacht haben, einen in Sicherheit zu wiegen.
Ly hat diese Information von Zweien, die nicht weit von ihr entfernt ausgiebig geredet haben.
Noch in der selben Nacht schleicht Ly, nachdem sie die Fesseln mit dem Messer, das einer der Hunters, nachdem er etwas geschnitzt hat und unerwartet aufbrechen muss, neben ihr vergessen hatte, durchtrennt hat, aus dem Lager und bemerkt erst eine Weile später, dass sie ihren Anhänger nicht mitgenommen hat. Fire hat ihn ihr weggenommen, als sie noch bewusstlos gewesen war.
Jetzt muss ich wieder zurück und ihn holen, dachte sie. Na ja, wer keinen Kopf hat, hat eben Beine.
Zurück im Lager versichert sie sich, dass alle schlafen, und schleicht auf Zehenspitzen zum Schlafplatz von Fire. Nebenan auf einem Baumstumpf lag ihr Eigentum. Sie nimmt ihn an sich und schleicht wieder genau so leise davon wie sie gekommen ist.
Am nächsten Morgen stehen Maria und Grey sehr früh auf, denn sie müssen in die Stadt und eine Vermisstenanzeige abgeben. Nur haben sie eben kein Auto. Darum müssen sie zu Fuss gehen. Das wäre ein Marsch von etwa 30 Minuten. Zum Glück nimmt sie ein sehr netter Autofahrer mit. Nachdem sie die Anzeige abgegeben haben überlegen sie, wie es weiter gehen soll.
Grey denkt an den naheliegenden Wald und spricht es dann auch laut aus: "Vielleicht ist sie in den Wald gerannt."
"Wäre schon möglich. Wir haben ihr ja auch nie gesagt, wieso sie nie in den Wald darf", meint Maria.
"Wenn wir eine Spur finden, irgend einen Beweis, dass sie im Wald ist, müssen wir sie suchen, ob es uns gefällt oder nicht", sagt Grey sehr ernst.

Inzwischen irrt Ly ziellos durch den Wald. Wenn sie nur wüsste, in welcher Richtung Osten wäre, könnte sie den Ausweg aus diesem Wald auch finden. Doch nicht einmal die Sonne kann durch dieses dichte Blätterdach scheinen. Darum ist es auch so dunkel. Na ja, wenigstens hat sie jetzt ihren Anhänger wieder. Der leuchtet ihr den Weg. Ly wünscht sich fast, hinter dem Gebüsch in Deckung geblieben zu sein, denn sie wird schon wieder verfolgt. Aber diesmal nicht von den Hunters sondern von einem Luchs, der auch wieder halb Mensch, halb Tier ist. Sie wundert sich überhaupt nicht mehr darüber, denn seit sie unterwegs ist, ist ihr aufgefallen, dass alle Tiere eine Mischung aus beidem sind. Es hat die Arme und Beine eines Luchsen, und dazu natürlich auch die Schnelligkeit. Bei den anderen Tiermenschen ist der Kopf ganz klar entweder tierisch oder menschlich. Bei diesem Exemplar ist auch der Kopf eine Mischung aus beidem.
Vor ihr ist der Wald plötzlich zu Ende. Als sie sich umdreht, steht es auch schon vor ihr. Ly schreit hysterisch: "Bleib weg!"
Der andere ist eher entzückt als eingeschüchtert. Es setzt zum Sprung an und Ly streckt ihm die Arme entgegen, um ihn von sich zu halten. In diesem Augenblick, als es springt, spürt Ly ein Kribbeln in ihrer Handfläche und als sie die Augen, die sie zuvor geschlossen hat, wieder öffnet, sieht sie, dass es tot ist und zwar auf der Stelle verbrannt. Ly versteht das nicht, aber sie muss nicht mehr lange warten, bis sie es heraus finden wird.
Drei Tage darauf hat sie drei Tiere getötet, die sie angegriffen haben. Und zwar am zweiten mit Wasser, am dritten mit Luft und am vierten mit einfachen Steinen, die sie durch die Luft sausen lässt, als ob sie Gewehrkugeln wären. Sie hat längst begriffen, was los ist. Der Anhänger hat ja hinten drauf Bilder der vier Elemente. Sie hat die Kräfte am ersten Tag, der mit dem Luchs, das erste mal übernommen. Jetzt übt sie immer wenn sie eine Pause vom ständigen Laufen macht. Sie läuft jetzt einfach gerade aus, solange bis sie an den Waldrand kommt. Schliesslich hört jeder Wald einmal auf.

Fire jagt sein Rudel durch den Wald. Sie müssen Ly wieder finden. "Der, der sie findet, soll mir den Anhänger bringen", hat er gesagt. "Was ihr mit ihr tut, lasse ich euch selbst aussuchen." Wenn sie die Kräfte entdeckt hat, haben wir ein Problem, dachte Fire. Also suchen sie sie immer weiter.

Als Grey und Maria wieder zu Hause sind, laufen sie zum Wald hinunter und sehen ihre Befürchtungen bestätigt. Ly hat langes schwarzes Haar und bindet es daher immer zusammen. Doch jetzt hängt ihr Haargummi, das einzige, das sie hat, an einem Ast. Wenn sie es verloren hat wäre sie tagelang am suchen. Wenn sie aber in den Wald gerannt ist, musste sie mehr auf den Boden achten damit sie nicht stürzt, und daher wahrscheinlich nicht einmal gemerkt, dass sie es verloren hat. Es sind auch Fussabdrücke zu sehen. Grey denkt an die Zeit, als sie noch nicht so viel gestritten haben. An das letzte mal, als sie zusammen waren, ohne zu streiten, da hatten ihre leuchtend grünen Augen gefunkelt wie der Sternenhimmel. Später wurde es dann weniger, da sie sich ja immer streiten mussten. Doch jetzt wünschten sie sich beide, dass dieser Augenblick nie zu Ende gegangen wäre, und sie ihre Tochter wieder hätten.

Ly hat den Waldrand fast erreicht. Vor sich sieht sie ein riesengrosses Feld, das anscheinend dem Bauern dort hinten gehört. Als sie aus dem Wald treten will hört sie einen Chor von jaulenden Lauten. Kurze Zeit später steht sie mitten auf dem Feld und schaut sich nach einem geeigneten Versteck um. Nur, hier gibt es keine Verstecke. Verzweifelt rennt Ly quer über das Feld. Kaum ist sie beim Hof angekommen, muss sie feststellen, dass er schon eine ganze Weile verlassen ist. Mit immer grösser werdender Verzweiflung geht sie ins Haus, damit die Hunters sie nicht gleich sehen können. Sie weiss allerdings nicht, was sie tun soll, wenn sie sie finden. Als Ly sich so im Haus umschaut muss sie feststellen, dass der frühere Besitzer ein Ritter-Liebhaber war, denn überall sind Rüstungsteile verteilt. Am anderen Ende des Wohnzimmers hängt ein Kurzschwert. Ly schnappt sich das Schwert und stellt fest, dass es nicht einmal so schwer ist. Im Stall nebenan findet sie sogar noch ein sehr gutes Versteck.
Nur, dass es dafür ein bisschen zu spät ist. Es ist nur einer der Hunters und zwar Claw, dem sie in so Situationen immer begegnet. Von Anfang an war er es, der sie einfängt. Halt! Das ist nicht Claw, das ist sein Bruder Cliv! Der ist noch viel rabiater. Tja das kann ich mir wohl oder übel nicht aussuchen, denkt Ly.
Jetzt kommt er um die Stallecke und stürzt sich auf sie. Mit einer reflexartigen Bewegung kontert sie den ersten, zweiten und dritten Schlag. So geht es eine ganze Weile weiter. Ly erkennt schnell, was Cliv vor hat, denn er fügt ihr nicht wirklich Schaden zu, sondern macht solange weiter bis sie erschöpft ist. Das dauert nicht lange, denn sie ist das nicht gewöhnt, wo hingegen Cliv jeden Tag übt. Plötzlich fliegen beide Schwerter zu Boden, ausser Reichweite von beiden. Ly packt das Eisenrohr, das sie zuvor gesehen hat, und richtet das scharfkantige Ende auf Cliv.
Der grinst sie nur an und meint: "Du glaubst doch nicht im Ernst, dass dieses Stückchen Rohr mich aufhält, oder?"
Ly hält sich Cliv vom Leib und bewegt sich auf die Schwerter zu. Er reagiert viel zu schnell, als dass Ly eine Chance gehabt hätte, ihn wieder zurück zu scheuchen. Er packt das Rohr, und es bricht ein kleiner Kampf zwischen ihnen aus. Nur hat Ly das Pech schwächer zu sein. Er reisst ihr das Rohr mit einem kräftigen Ruck aus den Fingern. Mit einer fliessenden Bewegung dreht er es um 180° und richtet die Spitze auf Ly. Er treibt sie wie ein verstörtes Vieh vor sich her. Schlussendlich musste ja kommen was jetzt geschieht. Ly hat einen Augenblick nicht aufgepasst, was Cliv natürlich sofort ausgenutzt hat. Jetzt steht sie so, dass sie eine Wand im Rücken hat, und genau das wollte sie unbedingt vermeiden. Cliv kommt immer näher und sie kann nicht einmal zur Seite flüchten. Plötzlich stösst sie mit dem Rücken an die Wand. Mit einem erschrockenen Ausdruck im Gesicht schaut Ly links und rechts der Wand entlang. Als sie den Blick wieder nach vorne richtet steht Cliv nur noch zwei Meter weit entfernt, und er kommt unaufhaltsam näher. Zwei Armeslängen vor ihr bleibt er stehen und fuchtelt gekonnt vor ihr herum, bevor er ihr die Spitze an die Kehle drückt.
"Wo ist der Anhänger?", fragt er in einem Ton, der nur so von Feindseligkeit troff.
Ly bemerkt erst jetzt, dass er ihr unter das T-Shirt gerutscht ist. Sie nimmt ihn heraus und gibt ihn Cliv. Sie denkt jetzt sei es vorbei mit ihr, doch Cliv überrascht sie noch einmal, indem er sich umdreht und geht.
Bevor er ganz um die Ecke gebogen ist, ruft Ly ihm hinterher: "Was ist an diesem Anhänger so speziell?"
Er antwortet nicht gleich weil er nicht sicher ist, ob er es ihr sagen darf. Doch dann sagt er es ihr trotzdem: "Seine Macht. Wer sie entfesselt, wird sie für immer besitzen, ob mit oder ohne Anhänger." Mit diesen Worten verschwindet er.
Nachdem sie sich halbwegs erholt hat begibt sie sich auf die Hauptstrasse und erkennt leicht verwirrt, dass sie nicht weit von zu Hause entfernt ist.
Zwei Dörfer weiter steht sie vor ihrem Haus und läutet an der Tür. Als ihre Mutter aufmacht stösst sie einen unterdrückten Schrei aus und umarmt sie übermässig. Ihr Vater kommt auf sie zu gerannt und schliesst sie in die Arme. Drinnen muss sie alles erzählen, was sie erlebt hat.
Ihre Mutter meint nur: "Wärst du nur zehn Minuten später gekommen, dann wären wir schon im Wald um dich zu suchen."
Eine Woche später geht Ly wieder in die Schule und darf ihre Geschichte noch einmal erzählen, wobei sie den Teil mit der Kraft des Anhängers geflissentlich auslässt.

Weiter entfernt müht sich ein gewisser Fire mit dem Anhänger ab. Er denkt, er gibt seine Macht dem, der weiss wie man sie benutzt. Erst nach ein paar Tagen vergeblichen Versuchens bemerkt er, dass er nicht mehr leuchtet, wenn er im Dunkeln ist. Das ist ein eindeutiges Zeichen. Mit einem wütendem Aufschrei trommelt er sein Rudel zusammen und begibt sich auf den Weg zu Ly. Er hat Cliv noch beauftragt ihr nach zu gehen, damit sie wiessen, wo sie wohnt.
Beim Haus angekommen stürmen sie es, erpressen die Antwort wo Ly steckt, und begeben sich daraufhin zur Schule. Natürlich hat Fire ein paar zurückgelassen. Wer will denn schon diese schöne Überraschung mit einem Anruf in der Schule vermasseln.

Ly sitzt an ihrem Pult und wartet darauf, dass es in die Pause läutet. Als sie nach draussen schaut setzt ihr Herz einen Moment aus. Vor dem Fenster steht Fire mit seinen Leuten. Ly schaut schnell weg, aber er hat sie schon gesehen. Jetzt läutet es auch noch. Alle stürmen in die Pause und Ly versucht sich in der Schülermenge zu verstecken. Plötzlich schreien einige und deuten auf das Dach. Dort oben steht Fire und hält einen ihrer Schulkameraden am Kragen fest und über das Dach. Das sind beinahe sieben Meter! Überall erscheinen jetzt Hunters mit Schülern in der Hand.
"Ly, wenn du nicht willst, dass diese hier", er deutet auf Tai und die anderen, "hier gleich hinunter fallen, dann zeigst du dich besser", brüllt Fire. Dann fügt er noch hinzu: "Oder vielleicht tun sie deinen Eltern etwas."
Auf einmal steht Tais Bruder Kai neben ihr und flüstert ihr zu: "Verschwinde, ich versuche sie abzulenken."
Ly antwortet: "Ich kann das Leben dieser Schüler nicht riskieren, Kai. - Und ausserdem mag ich deinen Bruder mehr als alles andere, darum erst recht nicht", flüstert Ly. Ly hat Kai und seinem Bruder alles erzählt, auch das mit dem Anhänger. Sie quetscht sich zwischen den Schülern hindurch. "Fire, lass ihn und die anderen bitte gehen, sie haben nichts damit zu tun", ruft Ly.
Er mustert sie einen Moment und gibt den anderen ein Zeichen, dass sie die Schüler laufen lassen sollen. Aber Tai lässt er noch nicht runter, sondern dreht sich um und zerrt ihn mit sich. Ly rennt um das Gebäude herum zur Leiter, die aufs Dach führt. Als sie ankommt wirft er ihr Tai vor die Füsse. Der wiederum steht aus der gleichen Rolle, die er gemacht hat, wieder auf und will weiter rennen. Aber das muss er gar nicht versuchen, denn sie sind umzingelt.
Kurze Zeit später liegen sie gefesselt auf der Schulter je eines Hunters und sprinten Richtung Wald. Bevor sie aber hinein gehen, schickt Fire noch einen zu ihrem Haus und holt die anderen, die ihre Eltern bewacht haben.

Sie bringen sie nicht zu dem Platz, wo Ly am Anfang war. An diesem Ort ist es ein wenig heller. Sie erinnert sich, dass Fire etwas von einem Ort wie diesem gesagt hat. Sie setzen sie und Tai an einem Baumstamm ab, und fesseln sie so daran, dass sie nicht weg können. Danach sind sie eine Weile allein.
"Es tut mir leid, dass ich dich da mit rein gezogen habe und ... und..." Ly bricht ab sie ist den Tränen nahe.
"Ist schon gut. Es könnte schlimmer sein. Du kannst nichts dafür", meinte er.
"Aber wäre ich...", setzt sie an, doch Tai unterbricht sie:
"Was, nicht in mich verliebt? Du kannst deine Gefühle nicht einfach so unterdrücken. Und... schau mich nicht so verdutzt an. Jeder sieht, dass du in mich verliebt bist. Und um ehrlich zu sein, ich in dich."
Aber bevor sie weiter reden konnten kommen die Hunters zurück.  

In der Schule ist die Hölle los. Bevor die Hunters verschwunden sind, haben sie das Schulhaus angezündet. Zum Glück sind alle Schüler und Lehrer bei dem Radau nach draussen gelaufen.

In dieser Zeit bekommen Tais Eltern von ihrem zweiten Sohn die Nachricht, dass Tai und Ly entführt worden sind. Woraufhin sie sich zu Lys Eltern begeben. Die erklären ihnen dann auch alles. Sehr erfreut sind sie natürlich nicht, dass jetzt Tai auch noch mit drin steckt.

Fire versucht jetzt schon eine volle Stunde lang etwas aus Ly heraus zu bekommen. Nur diese schweigt wie ein Grab. Nicht einmal die Drohung, dass sie Tai töten, wenn sie nicht langsam spurt, nützt etwas.
Er versucht es noch einmal: "Hast du die Kräfte der vier Elemente entdeckt oder nicht?"
"Ich habe es dir schon tausendmal gesagt, dass ich sie nicht habe", sagt sie leicht erschöpft.
"Lügt mich doch nicht an! Der Anhänger leuchtet nicht mehr. Das ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass er seine Kräfte abgegeben hat", schreit Fire sie an. Plötzlich steht er mit einem Ruck auf und lässt sich nicht mehr blicken. Nur zu essen bekommen sie auch nicht mehr.
"Tai", flüstert sie.
"Was ist?"
"Erschreck nicht", meint sie nur. Mit diesen Worten sammelt sie die Kräfte und durchtrennt die Fesseln mit Feuer. Noch in der selben Nacht flüchten sie durch den Wald.
Ly erkennt das Fleckchen wieder, wo sie sich befinden. Nur noch etwa zweihundert Meter und sie sind wieder im Freien. Genau dort, wo Ly zum erstenmal heraus gekommen ist. vor ihnen erstreckt sich das riesige Feld, und dahinter der Hof. Zusammen rennen sie dorthin und Ly zeigt ihm das Versteck, das sie dort, eben etwas zu späht bevor Cliv gekommen ist, entdeckt hat. Bis zum Morgengrauen verstecken sie sich dort.
Dann brechen sie früh auf um nach Hause zu gehen. Nur dort warten die Hunters auf sie. Zum Glück haben sie sich angeschlichen, sonst wären sie glattwegs in diese Falle getappt. Vor der Tür steht ein Wachtposten, aber im Haus scheint keiner der Hunters zu sein. Ihr Vater steht am geschlossenen Fenster und schaut hinaus. Als er sie entdeckt hat geht er eine Zeitlang ins Wohnzimmer und schreibt ihnen etwas. Danach öffnet er das Fenster und wirft ihnen den Brief zu. Als sie auf ein Zeichen von ihm hin verschwinden, gehen sie Richtung Süden. Als sie an der Stadt Kaana vorbei sind öffnet, Ly den Brief.
Vorn drauf steht genau das, was sie getan haben, also dass sie ihn erst nach Kaana öffnen sollen. Im Brief steht, dass sie nach Süden müssen. Alles weitere hängt von ihnen ab. Unterwegs sollen sie laut Brief Leute treffen, die ihnen sagen werden, was sie zu tun haben. Diese Kräfte sind nicht einfach so in ihre Hände gelegt worden, steht drin. Sie muss einen Kampf beenden, der Jahrtausende gedauert hat. Die Magie der vier Elemente bekommt nur der, der ihr auch würdig ist. Aber Fire hätte sie ganz einfach erzwungen, was wiederum nur ein Hunter kann. Sie muss dem Kampf zwischen Mensch und den Kreuzungen zwischen Mensch und Tier ein Ende setzen. Dafür muss sie den mächtigen schwarzen Zauberer Thirak besiegen.
"Hört sich ja sehr vergnüglich an", meint Tai mürrisch.
"Du kannst ja nach Hause. Ich kann auch alleine gehen, du musst nicht mitkommen", antwortet Ly.
Tai entgegnet heftiger als beabsichtigt: "Von wegen! Ich lass dich nicht alleine. Und ausserdem hat dein Vater mir selbst noch einen Brief geschrieben, den du nicht gesehen hast, und dort drin stand, dass du nicht alleine gehst. Ich bin schon lange auserwählt, um mit dir mit zu kommen. Ist dir noch nicht aufgefallen, dass an mir etwas anders ist? Sieh mal, jetzt wo wir aus der Zivilisation heraus sind, kann ich es dir ja zeigen." Er macht eine Handbewegung und er trägt plötzlich ein Schwert. "Siehst du? Das Schwert gibt mir genau so Kräfte wie dir. Nur ich kann damit nicht wie mit einem Flammenwerfer umgehen. Du besitzt die Kraft der vier Elemente, und ich kann mich oder einzelne Teile - wie eben das Schwert, wie du gesehen hast - unsichtbar machen. Und mein Schwert tötet alles, was ihm in die Quere kommt. Nur einen Haken hat die Sache, ich kann nicht beides miteinander machen. Ich glaube, wir müssen beide noch sehr viel lernen."
Ly ist so perplex über das gehörte, dass sie einen Moment lang nichts sagt, aber als sie es tut wählt sie ihre Worte vorsichtiger: "Du hast recht. Entschuldige. Ich glaube, ich bin etwas zu naiv. Und ausserdem bin ich sehr froh, dass du mitkommst. Alleine würde ich keine zwei Tage durchhalten."
Zwei Stunden nach ihrem Gespräch sind die beiden auf dem Weg nach Süden. Als es Abend wird suchen sie in einem verlassenen Bauernhof einen Schlafplatz. Hier draussen gibt es viele Höfe, die verlassen sind. Am Morgen laufen sie weiter. Nach etwa zwei bis drei Stunden begegnen sie wieder Menschen. Dachten sie jedenfalls. Sie sehen nur von weitem wie Menschen aus. Von näherem betrachtet sieht man vereinzelte Teile von Tieren.
"Weißt du, wo wir sind?" fragt Ly Tai. Der zuckt nur mit den Achseln.
Als sie einen, der ziemlich freundlich aussieht, fragen, wo sie sich befinden, bekommen sie keine Antwort sondern nur ein Handzeichen was bedeutet, dass sie sich verziehen sollten.
"Sehr freundliche Leute", meint Tai mit einem angewiderten Gesicht, "na ja hier kommen wir wohl nicht weiter mit fragen. Komm, wir gehen. Mir gefällt es hier nicht. Wetten, wir kommen hier nicht mehr so schnell raus wie rein."
Ly schaut ihn nur fragend an.
Da antwortet er: "Ja, hast du denn den Wegweiser nicht gesehen, an dem wir vorbeigegangen sind? Auf jeden Fall steht da drauf, dass sich Menschen fernhalten sollen, ansonsten werden sie gehängt. Und wir sind natürlich im Hänger Dorf gelandet. Sehr passender Name, wie?"
Ly schaut sich einen Moment unschlüssig um und geht dann wieder auf die Strasse, die sie vorher sicherheitshalber verlassen hatten. Nach wenigen Schritten erscheinen überall solche komischen Leute. Ein paar Augenblicke später sind sie eingekreist.
Da tritt einer vor und fragt: "Was wollt ihr hier?"
Ly antwortet als erste: "Wir sind nur auf der Durchreise."
"Ja, das haben diese auch gesagt", er deutet auf die verschiedenen Häuser, an denen, wie ihnen erst jetzt auffällt, überall Skelette von Menschen hängen.
Plötzlich greifen sie an. Ly wehrt einige mit einem Feuerstoss ab. Tai kämpft mit dem Schwert und streckt die Hälfte nieder. Nach ein paar Minuten steht er an eine Wand gedrängt da und versucht am Leben zu bleiben. Ly hat sich in dieser Zeit frei gekämpft. Mit ein paar letzten Steinschüssen, die jetzt immer tödlich sind, beendet sie das ganze. Steine, also die Elemente Erde mit Luft kombiniert, können zu gefährlichen Geschossen werden. Augenblicklich rennt sie zu Tai hin, der zwei Häuser weiter Schwierigkeiten hat, sich zu wehren. Mit einiger Konzentration hebt sie die zuvor zur Bewegungslosigkeit erstarrten Tiermenschen hoch und lässt sie einfach in der Luft schweben. Nachdem sie aus dem Dorf geflohen sind lässt sie die schwebenden fallen.
Sie stürmen in den Wald und machen erst eine Pause als Tai einen Unterschlupf entdeckt hat. Ly kümmert sich um die Verletzungen bei Tai und verarztet sie so gut es geht.
Da fragt Tai plötzlich: "Kannst du nicht mit deinen Kräften heilen?"
"Stimmt ja, auf das bin ich im Moment gar nicht gekommen", meint sie. "Ich bin ein wenig durcheinander."
Tai nickt verständnisvoll: "Das verstehe ich gut. Mir geht es nicht anders."
Nach einer Weile schlafen beide ein.

Nicht weit entfernt fragen die Hunters die Dorfbewohner aus. Fire ist verdammt wütend, dass sie sie verloren haben.
"Cliv!, Claw! Zu mir", brüllt er über den Lärm, der entstanden ist. Als sie da sind sagt er ihnen: "Sucht die Gegend ab. Sie können nicht weit sein. - Ach, und noch etwas", ruft er ihnen hinterher, "sucht auch im Wald. Wir wissen ja, dass sie eine Vorliebe dafür haben."
Als sie zurückkommen haben sie eine gute und eine schlechte Nachricht für Fire. Claw sagt: "Zuerst die gute oder die schlechte Nachricht?"
"Ach verdammt noch mal, einfach eine!", brüllt er.
Cliv meint: "Also zuerst die Gute. Wir haben ihre Spuren gefunden, und sie führen tatsächlich in den Wald. Wir sind ihnen gefolgt, und sie führten zu einer kleinen Höhle."
"Und jetzt die Schlechte. Sie sind nicht mehr da", antwortet Claw.
"Was!!! Und ihr seid ihnen nicht nach?!", schreit Fire sie an.
Cliv stottert etwas zusammen und Claw kommt ihm zu Hilfe: "Wie könnten wir? Es gibt keine Spuren. Nicht einmal riechen kann man sie, da es ja in Strömen zu regnen begonnen hat, bevor wir hier eintrafen."

"! Wieso muss es ausgerechnet jetzt regnen?", jammert Ly.
Tai meint nur dazu: "Na ja, etwas Gutes hat es ja. Unsere Spuren und unser Geruch werden verwischt."
Halb gehend, halb rennend laufen sie nebeneinander bis Tai plötzlich stehen bleibt und aufmerksam lauscht. "Ich kann durch den strömenden Regen nichts hören. Kannst nicht du die Gegend abtasten?", fragt Tai.
Ly benutzt den Wind, um die Umrisse in Kleinformat vor sich sichtbar zu machen.
"Wie machst du das?", fragt Tai.
"Ich lasse den Wind durch die Gegend sausen, und lasse hier, wie du siehst, ein Bild der Umgebung entstehen, wenn der Wind zurück kommt. Es ist ganz einfach. Ich könnte auch mit dem Element Erde arbeiten. Aber wie du nichts durch den Regen hören kannst, kann ich nichts auf dem Boden fühlen ausser den Tropfen."
"Ich hab eine Idee!", ruft Ly unerwartet aus. "Ich halte den Regen an. Mit dem Element Wasser müsste es grundsätzlich gehen. Aber die Gefahr besteht, dass wir dann auf der Stelle entdeckt werden. Denn wir sind nicht mehr alleine. Als du kurz Wasserlassen warst, hab ich die Gegend noch einmal abgetastet. Die Hunters sind uns auf den Fersen. Und sie haben Verstärkung mitgebracht. Sie haben einen Wolfstiger dabei. Ich habe schon von dem in Geschichten gehört. Anscheinend tötet er alles was ihm zu nahe kommt ausser denen, die etwas vom Wolf oder Tiger haben. Er soll nicht durch Magie aufhaltbar sein. Aber ich benutze keine wirkliche Magie. Daher haben wir immerhin eine winzige Chance zu entkommen."
Da fragt Tai: "Weiss denn Fire das nicht?"
"Nein, der hat das Gefühl, man kann damit zaubern. Dabei benutzt man nur die reinen Naturgewalten, die man daher auch gut unter Kontrolle halten muss. Wenn man nur einen Fehler macht, kann es sein, dass man alles in näherer Umgebung auslöscht. Samt dem, der den Fehler gemacht hat."
Plötzlich erschallt neben ihnen im Wald ein markerschütterndes Gebrüll. Tai packt Lys Arm und zerrt sie so schnell hinter sich her, dass sie alle Mühe hat nicht zu stolpern. Als sie natürlich wieder einmal aus dem Wald und auf eine grosse Lichtung kommen, was sie so 'gerne' haben, da es ja keine Deckung gibt, rennen sie bis zur Mitte und merken erst dort, dass sie voll in eine Falle laufen. Aber es ist bereits zu späht um umzukehren oder weiter zu rennen. Vor ihnen füllen sich die Lücken zwischen den Bäumen rasend schnell. Und sie brauchen sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es hinter ihnen nicht besser aussieht. Der Kreis zieht sich schnell zusammen. Alle Hunters haben Pfeil und Bogen bis zum Anschlag gespannt. Sie kommen so nahe, dass die Pfeile des kleinsten Kreises nur noch wenige Zentimeter von ihnen weg sind. Dahinter erstrecken sich weitere zwei Dutzend Reihen Hunters mit Pfeilen. Fire will wohl sicher gehen, dass sie nicht abhauen. Was wohl ziemlich dumm wäre. Auch wenn sie die erste Reihe durchbrechen konnten, so hätten sie schon Dutzende von Pfeilen in sich bevor sie mit ihr ganz fertig wären.
Tai und sie haben sich aus lauter Schreck umarmt.
Jetzt flüstert er ihr ins Ohr: "Ich lasse deine Kräfte einen Moment unsichtbar werden. Dann kannst du, ohne dass man einen orangen Schimmer an deinen Händen sieht, unerwartet Angreifen. Aber jetzt musst du wirklich alles geben, denn wir haben ja auch noch den Wolfstiger zu erledigen."
Ly nickt nur leicht und macht sich an die Arbeit. Kurze Zeit später reisst sie die Arme in die Höhe und aus ihren Händen ergiessen sich mehrere Wellen Feuer. Alle Hunters sind nach dieser Feuerwalze am Boden verkohlt. Nur der Wolfstiger ist verschont geblieben.
Fire schaut aus als ob er gleich anfängt zu heulen. Er blickt sie an und schreit: "Was habt ihr getan!? Ihr habt alle meine Verwandten und Freunde getötet. Das war mein ganzes Rudel!"
Sie schauen die bemitleidenswerte Gestalt von Fire an, drehen sich um und gehen. Doch weit kommen sie nicht. Vor ihnen steht plötzlich nicht mehr der Wald sondern ein zwei Meter hohes Tier, das halb Tiger, halb Wolf ist. Fire hat ihn losgebunden. Jetzt muss Ly schnell überlegen, was sie machen soll, denn lange hat sie nicht Zeit.
Zuerst benutzt sie die Luft und hebt Tai und sich hoch, damit sie ausser Reichweite der tödlichen Krallen und Fänge sind. Danach lässt sie einen Steinregen nieder. Der Wolfstiger brüllt auf und wirft sich von einer auf die andere Seite. Nach kurzer Zeit fällt er um und ist tot. Ly bleibt noch eine Weile in der Luft bevor sie landet.
Tai und sie laufen weiter. Fire heult was das Zeug hält. Noch etliche Kilometer weiter hören sie ihn noch.

Als es Morgen wird sind sie ganz gut erholt. Nach einem Frühstück, das sie schon so oft eingenommen hatten, begeben sie sich wieder auf den Weg. Zirka zwei Kilometer weiter begegnen sie einem Menschen. Sie müssen nicht lange warten, schon haben sie einen Hinweis darauf, was sie tun müssen, um zu Thirak zu kommen. Hier kommt man ihnen nicht mit Feindseligkeit entgegen.
Ly fragt den Mann: "Entschuldigen sie, könnten sie uns vielleicht sagen, wie wir zu einem Druiden namens Fiz kommen?"
"Klar, aber was wollt ihr Teenys denn schon von einem alten Druiden?", fragt er.
"Wir müssen ihn etwas wichtiges fragen", antwortet Ly.
Er schaut sie nur mit gerunzelter Stirn an und bedeutet ihnen ihm zu folgen. Kurze Zeit später sitzen sie in einem kleinen Zimmer. Ihr Gastgeber ist niemand anderes als der, den sie angesprochen haben. Wie sich herausstellt ist er auch der einzige Bewohner dieses Dorfes.
Er erklärt auf ihre Frage hin, ob er ganz alleine hier sei: "Ja, alles was ihr draussen seht, ist eine Halluzination. Aber jetzt zu euch. Was verschlägt zwei so junge Dinger wie euch an so einen abgelegenen Ort wie diesen?"
Darauf antwortet Ly: "Wir sind auf der Suche nach einem gewissen Thirak. Wir müssen ihn bekämpfen. Nur, wir wissen nicht mehr als das, was ich ihnen jetzt gesagt habe."
"Aha, da liegt das Problem. Gut, ich werde euch so viel wie möglich über Thirak berichten. Also Thirak wird auch der Schwarze Druide genannt. Er ist der mächtigste aller Druiden überhaupt. Thirak lebt auf dem Schloss des Herzoges von Hilas. Der Herzog wird im Kerker gefangen gehalten, während Thirak seine Armee leitet."
Da fragt Tai: "Einfach so? Sie gehorchen ihm? Ohne Widerstand?"
"Nein, ganz bestimmt nicht. Sie stehen unter einem Zauber, der sie den Herzog sehen lässt. Und er verstellt die Stimme so, dass er sich so anhört wie der Herzog selbst. Eine ganz simple Täuschung."
"So wie das?", fragt Ly. Sie macht ein paar kleine Handbewegungen und schon hat sie ein Abbild von sich gemacht.
"Nein, nicht ganz. Wenn man ihn angreift, kann man ihn töten. Bei deiner Abbildung ist es anders. Sie können dich nicht töten, weil du irgendwo auf dieser Welt sein könntest, und diese Simulation genau das tut was du ihr an Informationen gegeben hast. Und du kannst durch sie auch reden. Auch wenn du irgendwo in Australien wärst", antwortet er leicht verwirrt. Da fragt er plötzlich: " Wer seid ihr eigentlich?"
"Wieso, ist das so wichtig?", fragt Tai zurück.
Da steht Fiz auf und plötzlich können Ly und er nur noch den Kopf bewegen. "Ihr bleibt so lange in dieser Position bis ihr mir gesagt habt, was ihr wollt und wer ihr seid", fordert Fiz.
"Na schön, wenn sie es so wollen", sagt Ly. Sie konzentriert sich und läuft danach auf Fiz zu, da sie sich aus der Starre gelöst hat. "Also, ich habe keine Lust es ihnen zu erzählen", meint sie.
"Du glaubst aber nicht wirklich, du könntest mir etwas antun, oder? Denn deine kleinen Spiele können mich nicht aufhalten", erwidert er.
Ly antwortet mit mühsam unterdrücktem Zorn: "Jetzt halten sie mal die Klappe und lassen sie mich machen. Ich will ihnen ja gar nichts tun. Also, vertrauen sie mir wenigstens so weit, dass ich sie anfassen kann?"
Fiz nickt leicht aber vorsichtig. Ly tritt auf ihn zu und streckt ihm die Hand entgegen. Er ergreift sie und nach kurzem Blickwechsel und einem nachdrücklichen Nicken von ihm überträgt Ly das Erlebte auf Fiz, der dann alles in Bildern und Ton in seinem Kopf sieht und hört. Nach kaum fünf Minuten weiss er alles.
"Tut mir leid, Ly und Tai, dass ich mich so aufgeführt habe. Ich werde eben des öfteren von Spionen von Thirak belästigt. Die stellen mir immer die gleichen Fragen wie ihr vorher. Darum bin ich misstrauisch geworden."
"Schon gut. Aber wären sie so freundlich?", fragt Tai mit einer Kopfbewegung auf seinen Körper.
"Ach ja, hätte ich fast vergessen, dass du noch in der Starre bist, entschuldige", sagt er fröhlich. Da meint er noch: "Und nennt mich nicht immer Fiz. Ich heisse Tharik. Ich hasse meinen Nachnamen."
Ly fragt ihn verdutzt: "Seid ihr zwei irgendwie verwandt oder so?"
"Ja, wir sind Zwillingsbrüder. Thirak, könnte man meinen, sei das böse Abbild von mir", sagt er ein wenig bedrückt. Da meint er: "Ich glaube, ich muss euch alles von Anfang an erzählen. Sonst versteht ihr sein Handeln nicht.
Also, Thirak und ich hatten eine friedliche Kindheit. Im Alter von acht Jahren haben wir angefangen mit Tieren zu experimentieren, natürlich wussten wir noch nichts von unseren Kräften. Als wir also gerade an einem Versuch an Libellen waren, da hatten wir plötzlich eine Riesen-Libelle vor uns, die uns gleich darauf fressen wollte. Thirak sagte in seiner Angst nur ein Wort, nämlich 'Stop'. Gleich darauf hielt die Libelle an und verschwand als ob es sie nie gegeben hätte. Später, etwa mit fünfzehn Jahren, hatte Thirak die besten Noten in Natur in der Schule, weil er die Pflanzen ganz einfach, dank seinen Kräften, wunderschön gedeihen liess. Zwei Tage, nachdem wir die Schule verlassen hatten, starben unsere Eltern bei einem Autounfall. Der, der in sie hinein gefahren war, verschwand spurlos. Thirak hatte ihn irgendwie aufgespürt. Als er sich auf den Weg machte, habe ich meinen Kräften freien Lauf gelassen."
"Entschuldige, aber wieso hast du nicht in seiner Gegenwart deine Kräfte angewendet?", fragt Ly.
Tharik antwortet: "Weil ich nicht wollte, dass er eifersüchtig wird, da ich viel stärker war. Auf jeden Fall konnte ich nun üben. Zwei Jahre, nachdem er gegangen war, kamen zwei Typen mit Schwertern und nahmen mich im Namen meines eigenen Bruders gefangen. Als ich vor ihm stand erkannte ich ihn kaum wieder. Da sagte er: "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich. Die gute ist, dass ich diesen verdammten Mörder unserer Eltern gefunden und getötet habe. Die schlechte ist, dass ich noch lange nicht fertig bin. Er hat ein riesen Gefolge. Die muss ich auch noch ausfindig machen." Da sagte ich nur, dass er verrückt sei und er nicht alle töten müsse, nur weil einer der zufälligerweise ihr Anführer ist, unsere Eltern getötet hat. Da meinte er: "Du musst gar nichts sagen. Du hast ja deine Kräfte, die, wie ich mit Bedauern herausgefunden habe, stärker sind als meine. Und ausserdem will ich sie nicht töten sondern unterwerfen." Kurz nachdem er das gesagt hatte wusste ich, dass er unter irgend einem Zauber stand, denn so etwas würde der Thirak, den ich kannte, nie und nimmer machen. Ich habe mich dann hierher versetzt. Als ich angefangen hatte nach zu forschen wie man einen so starken Zauber brechen könnte, bin ich auf das Amulett der Vier Elemente gestossen und habe es dir geschickt, weil ich von ihm erfahren habe, wer die Auserwählte ist. Es gibt bei solchen Amuletten selten Jungen, die die Kräfte bekommen, genau so wenig wie Mädchen ein solches Schwert, wie du es trägst, Tai, bekommen. Nur mit beiden Gegenständen kann man ihm helfen, sodass er wieder der Alte wird. Das Amulett bekommt nur der, der aufrichtige Gefühle hat, genau so wie das Schwert, und da ihr euch ja beide gegenseitig liebt, ist es genau das richtige. Was? Schaut mich nicht so verdattert an. Diese Gegenstände kommen nur zu denen, die sich wirklich lieben und genau in eurem Alter sind, und das gibt es nun wirklich nicht viel. Versteht ihr es jetzt?"
Sie nicken beide.
"Gut, dann könnt ihr bis morgen früh hier bleiben", meint Tharik freundlich.
Sie reden noch bis spät in die Nacht hinein.

Am nächsten Morgen verabschieden sich Tai und Ly nach einem friedlichen Frühstück, das wieder einmal normal aussieht, von Tharik und machen sich auf den Weg zu Thirak.
"Warte einen Moment", flüstert Ly.
Kurz darauf hört Tai, dass sie verfolgt werden. Sie rennen hinter einen Baum der dreifach so breit ist wie eine ausgewachsene Eiche. Als die Reiter in Sicht kommen und prompt vor ihnen anhalten, sind sie beide gerade noch rechtzeitig in Deckung gegangen. Aber sie konnten genau so gut vom ersten gesehen worden sein.
Als diese mysteriösen Reiter verschwunden waren, laufen Tai und sie weiter. Nach einem Tag anstrengendem Laufen legen sie sich um das Feuer, das Ly gemacht hat, hin und schlafen sofort ein.

Unterdessen machen sich die Eltern von Tai mehr Sorgen um ihren zweiten Sohn Kai, denn der ist plötzlich auch nicht mehr auffindbar.      

Als Tai aufwacht lässt er die Augen zuerst noch geschlossen weil irgend etwas in ihrem Nachtlager ist. Anscheinend muss derjenige, der hier herumschnüffelt, gemerkt haben, dass er aufgewacht ist, denn plötzlich fällt ein Schatten auf ihn. Er macht die Augen auf und setzt zum Sprung an, sein Schwert fest umklammert. Doch bevor er überhaupt dazu kommt auf zu springen steht ihm jemand oder etwas - denn er kann immer noch nichts erkennen, weil es so finster ist - mit einem Fuss auf die Brust, und plötzlich berührt ihn etwas kaltes und spitzes an der Kehle.
"Noch eine Bewegung und du bist so gut wie tot", flüstert der Unbekannte.
Tai erstarrt mitten in der Bewegung.
Da fragt er/es ihn: "Wo ist das Mädchen?"
Tai antwortet: "Ich weiss nichts von einem Mädchen."
"Red doch keinen Scheiss!", schreit er jetzt fast. "Wir haben euch ja beobachtet. Ich weiss, dass du nicht alleine warst."
Der Druck auf seine Kehle erhöht sich von einem Bruchteil einer Sekunde auf die andere dermassen, dass er Angst hatte, er würde ihm die Kehle durchschneiden. Minuten (ihm kommt es vor wie Stunden) später lässt der Druck nach. Er wird unsanft auf die Füsse gezogen. Tai versucht sich loszureissen, womit er erreicht, dass der Griff um seine Arme stärker wird und sie zusätzlich auf den Rücken gebunden werden. In dieser unbequemen Position wird er auf ein Pferd gesetzt, und hinter ihm steigt jetzt auch noch derselbe auf, der ihn geweckt hatte. Tai denkt nur noch, dass Ly hoffentlich nicht erwischt wurde.
Und zur Bestätigung kommt in diesem Augenblick einer neben sein Pferd geritten, und verkündet: "Chef, wir konnten die Kleine nicht finden. Sie könnte überall und nirgends sein."
Der Koloss hinter ihm, anscheinend der Chef, antwortet nicht und reitet los. Da flüstert er ihm ins Ohr: "Thirak wird sich auch sehr über dich freuen. Die Kleine können wir auch später suchen. Du kannst nur beten, dass er gerade einen guten Tag hat, denn er ist nicht so zimperlich wie ich und meine Kameraden. Wenn du ihm nicht das sagst, was er hören will, stehst du bald nicht mehr auf den Beinen, sondern windest dich in Schmerzen auf dem Boden. Er wird dich solange foltern bis er alles weiss."
Tai läuft ein eiskalter schauer nach dem anderen über den Rücken.

Ly schaut ihnen nach bis sie hinter der Biegung verschwunden sind, und wartet dann noch einen Moment, bevor sie ihre Unsichtbarkeit auflöst. Sie hat sich zuerst mit ihrer Kraft unsichtbar gemacht, und ist dann zu Tais Schwert gelaufen, das er liegengelassen hatte. Mit diesem in der Hand und seine Macht aktiviert, hatte sie sich angeschlichen und alles mitgehört. Zum Glück hatten diese Kerle vorher - was sie durch Zwei erfahren hatte, die sich höllisch freuten, dass sie die Guten wieder einmal besiegt hatten - einen Kampf gehabt und die herrenlosen Pferde einfach an die Bäume gebunden gelassen. Jetzt schnappt Ly sich eines dieser Pferde und bindet die anderen los, damit sie fliehen können. Bevor sie aufsteigt, holt sie einen Mantel (der ihr bis an die Knöchel reicht) und zieht sich den noch über, weil es ziemlich kalt ist, und zieht die Kapuze tief ins Gesicht. So vermummt reitet sie die ganze Nacht durch hinter den anderen her. Als die vor ihr Reitenden ein Lager aufschlagen, ist sie etwa einen halben Kilometer weiter hinten.
Als es endlich Morgen wird, haben sie die Burg des Grafen erreicht. Ly versteckt sich im nahe liegenden Wald, in einer Hütte, die seit Jahren nicht mehr benutzt wird (woher sie das weiss ist einfach gesagt, vor der Tür steht "ausser Betrieb"). Aber es kommt ihr schon komisch vor, dass das ausgerechnet auf einer Hüttentür steht. Wenige Augenblicke später weiss sie warum. Innen drin hat es überall Maschinenteile, die entweder total kaputt oder einfach nicht mehr vorhanden sind - also 'nicht mehr vorhanden' ist vielleicht falsch gesagt, denn man erkennt immer noch, dass es Metall ist. Es sind einfach nur noch Klumpen aus geschmolzenem Eisen. Innen ist es viel grösser als es von aussen den Anschein hatte. Die Hütte muss wohl weiter in den Hügel führen, vor dem sie steht. Ly räumt ein paar Sachen weg, damit sie sich hinlegen und nachdenken kann. Jetzt, da sie endlich ein bisschen Ruhe hat, kann sie darüber nachdenken, wie sie Tai da raus holt. Nur so einfach ist das nicht. Als sie sich hingelegt hat, ist sie auf der Stelle eingeschlafen.
Ly träumt von den Hunters, die auf einmal ihre Freunde sind. Sie helfen ihr in die Burg hinein zu kommen. Aber als sie drin ist, rennen die Hunters einfach raus. Ly kann ihnen solange hinterher schreien, dass sie zurück kommen, wie sie will, denn sie bekommt keinen Ton heraus. Sie läuft alleine durch die Burg und bemerkt, dass sie verfolgt wird. Ly will sich herumdrehen, aber sie kann es nicht. Sie kann nur nach vorne sehen. Hinter ihr lacht Thirak vor Freude auf, da sein Opfer so wehrlos ist. Er will nach ihr greifen, und Ly kann einfach nicht schneller laufen, also muss es ja passieren, dass er sie erwischt.
Mit einem Aufschrei und schweissgebadet setzt sie sich auf, und bemerkt erst jetzt, dass sie gefesselt ist. Als sie sich umschaut sieht sie, dass überall um sie herum Jungen liegen. Sie steht auf und schleicht zur Tür, die vorher einen Schlüssel hatte. Natürlich ist jetzt kein Schlüssel mehr da, und die Tür ist auch verschlossen. Ly setzt sich in eine Ecke und wartet darauf, dass es hell wird, denn schlafen kann sie so oder so nicht mehr. Sie muss nicht mehr lange warten.

Tai wird unsanft vom Pferd gezogen. Vor ihm ragen die Turmspitzen der Burg auf. Sie sind die ganze Nacht hindurch geritten.
"Mach bloss keinen Blödsinn. Thirak wäre nicht gerade erfreut, wenn wir eine Leiche mitbrächten", warnt der Boss des Trupps.
Vor dem Tor werden sie schon erwartet. Thirak steht da und mustert Tai ohne ein Wort. Er ist in einen schwarzen Umhang gekleidet und hat die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Daher  auch, dass Tai ihn zuerst nicht erkannte. Aber das sollte sich noch ändern.
Wenig später sitzt er in einem Kerker. In der Zelle nebenan sitzt noch jemand, der gerade schläft. Die Zellen sind alle nur mit Eisengitter voneinander getrennt. Als er alleine ist wacht der andere auf und schaut ihn verstohlen an.
Da fragt Tai: "Was? Hast du noch nie jemanden wie mich gesehen?"
Der andere antwortet: "Tut mir leid. Ich bekomme hier unten nur selten Besuch. Meistens auch nur von Thirak, der mich quält, um heraus zu finden, wo der Rest meiner Leute steckt. Wer bist du? Warum bist du hier?"
"Ich? Ich  heisse Tai. Warum ich hier bin weiss ich nicht. Aber mir blüht bald das selbe wie dir. Ich bin mit einer Freundin hier her gekommen. Mich haben sie erwischt. Ich hoffe, sie haben sie noch nicht gefunden. Sie ist die einzige, die hier rein kommt ohne gesehen zu werden", antwortet er.
Der andere lacht nur und meint: "Hier kommt niemand rein ohne gesehen zu werden, und wenn, dann ganz sicher nicht mehr raus. Darauf kannst du Gift nehmen."
"So, das glaube ich weniger", beendet Tai das Gespräch.

In der Hütte erwacht langsam alles. Ly sitzt zusammengekauert in der Ecke und hofft darauf, nicht sofort gesehen zu werden, damit sie sich einen Überblick verschaffen kann. Sie hat sich aus den Fesseln befreit und wartet jetzt darauf, dass sie sie entdecken. Kurze Zeit später ist sie umzingelt von kleinen Jungen, die alle jünger sind als sie selbst. Einer müsste eigentlich erst sechs sein. Doch als die Tür aufgeht kommt einer rein, der gleich alt ist wie Ly.
"Kai!?", fragt Ly überrascht.
"Ah, Ly, schön, dass du dich auch einmal blicken lässt. Wo ist Tai?"
"Zuerst möchte ich wissen, warum du hier bist", meint Ly und schmeisst sich Kai an den Hals.
Da antwortet er: "Ich habe gespürt, dass Tai etwas zugestossen ist. Ich habe nicht so ausgeprägte Fähigkeiten wie du und mein Bruder, aber ich kann spüren, wenn jemandem, den ich kenne, etwas geschieht. Darum bin ich hier. Ich habe auch noch andere Kräfte und zwar kann ich Sachen einfach so entstehen lassen. Hast du Hunger?"
Ly nickt verwirrt über diese Frage.
Kai drückt die Handflächen zusammen, und als er sie voneinander nimmt hat er ein Sandwich in der Hand. Ly nimmt es dankbar an.
"Das kann ich auch. Vielleicht ist das noch ganz nützlich, wenn wir einmal etwas grösseres machen müssen und jemand alleine das nicht kann", antwortet Ly mampfend.
"Ja, da hast du wohl recht. Also, bin ich dabei?", fragt Kai.
Ly schaut ihn an und nickt nur, da sie den Mund zu voll zum sprechen hat. Nachdem Ly fertig gegessen hat machen sie den kleinen Jungs auch ein Frühstück.
Kai hat ihr erzählt, dass das Flüchtlingskinder sind. Thirak habe ihre Eltern gefangen, da sie ihm nicht gehorchten. Die Kinder konnten fliehen. Als endlich Ruhe ist, können Ly und Kai ungestört darüber reden, wie sie Tai da raus holen.

Kurz nachdem sie aufgehört haben zu reden, kommen zwei Handlanger von Thirak. Jetzt steht Tai vor dem improvisierten Thron und betrachtet den, der vor ihm sitzt.
Da fragt Thirak plötzlich in die unheimliche Stille hinein: "Wo ist deine Freundin, Tai?"
"Woher kennst du meinen Namen?", fragt Tai ein bisschen perplex.
Er antwortet: "Ich weiss alles über dich und deine kleine Freundin."
Tai ist nicht gefesselt. In den paar Minuten, in denen er schon hier drin ist, hat er etwa zehnmal zur Tür geschaut und abgewogen, ob es sich lohnt zu fliehen.
"Das kannst du dir gleich aus dem Kopf schlagen. Vor der Tür stehen Wachtposten. Auch wenn du sie vielleicht überwältigst, vor der ganzen Burg tummeln sich meine willenlosen Diener", meint Thirak als er ihn erwischt als er schon wieder zur Tür schaut. "Also? Was ist mit deiner Freundin?", fragt er noch einmal.
Tai wird die Antwort jetzt nicht geben müssen, da gerade einer zur Tür herein prescht und aufgeregt mit Thirak flüstert.
Da meint er: "Na, da hast du aber noch einmal Glück gehabt." Er winkt einen der Wachen zu sich und bedeutet ihm, er solle Tai in den Kerker zurück bringen. Kurze Zeit später sitzt Tai fast ein bisschen zufrieden mit sich im Kerker und grübelt über Fluchtmöglichkeiten nach.

Ly und Kai sind jetzt schon etliche Überlegungen durchgegangen, und haben alle wieder verworfen. Da schreit Ly plötzlich leise auf: "Oh mann, ich bin so blöd!!! Ich habe ja Tais Schwert mitgenommen. Ich muss nur seine Kraft benutzen, um mich unsichtbar zu machen. Nur, jetzt kommt die nächste Frage. Nämlich wie ich das Schwert verstecke. Ich kann ja nicht mich und das Schwert verstecken. Tja das können wir also gleich wieder vergessen. !!!"
Nach einer Weile meint Ly aus ihrem gedankenverlorenen Zustand heraus: "Jetzt hab ich’s! Ich mache ein Doubel von mir, dann kann ich mich selbst hinein schleichen, und die Wachen rennen unterdessen einem Phantom hinterher. Das ist mal ein Plan, der funktionieren könnte."
"Ja, da hast du recht. Das könnte tatsächlich funktionieren. Willst du es versuchen? Oder möchtest du zuerst noch ein bisschen schlafen? Wir müssen das ganz sicher erst in der Nacht machen, da am Tag alles zu ist von seinen Dienern", meinte Kai.
Nach kurzer Diskussion wie das genau ablaufen solle, schlafen beide bis zum Abend.

Tai sitzt immer noch im Kerker und grübelt nach. Jemand hat ihm Bescheid gesagt, dass er heute nicht mehr gebraucht wird. Das, hat er gedacht, ist einmal eine gute Nachricht. Tai hat in den letzten Stunden seinen Nachbarn ausgefragt, und heraus gefunden, dass er es mit dem Herzog zu tun hat. Der sitzt jetzt schon ein halbes Jahr hier unten. Als Thirak die Burg erobert hat ist er geflohen. Nur, er ist genau in die Richtung, aus der Thirak gekommen ist, gelaufen. Also somit geradewegs in seine Arme. Thirak hat die Burg natürlich nicht selbst erobert sondern nur in seinem Namen erobern lassen. Warum auch die Finger schmutzig machen wenn man so zahlreiche Diener hat. Auf jeden Fall haben sie ihn an der Grenze erwischt. Tai hat heraus gefunden, dass Drake, so heisst der Herzog Drake von Hilas, der Bruder von dem Mann ist, der Thiraks und Thariks Eltern getötet hat. Drake hat mit seinem Bruder zusammen geherrscht. Darum weiss er auch, wo der Rest seiner Leute steckt. Tja, das ist ja mal eine verzwickte Geschichte, denkt Tai.

Ly schickt ihre Abbildung schon los, als Kai von seinem Rundgang zurückkommt. Nachdem sie den Lärm der Verfolger von Lys Doubel hören, sprinten sie den Hang neben der Burg hoch. An der Seite gibt es eine kleine Tür. Als sie drinnen sind, sind die Gänge leer. Zu den Kerkern müssen sie durch die halbe Burg hindurch. Das ist etwas schwieriger. Als sie gerade um eine Ecke biegen wollen, kommt ihnen ein Wachtposten auf Patrouille entgegen. Jetzt rennen Kai und sie den ganzen Gang zurück und kommen ganz knapp hinter die nächste Ecke, bevor der Wächter um die andere Ecke kommt. Jetzt müssen sie einen anderen Weg suchen.
"Wo sollen wir durch? Kennst du dich hier aus?", fragt Ly leise.
"Nein. Ich kenne mich hier nicht aus. Kannst du vielleicht die Kerker mit dem Wind ausfindig machen? Das wäre unsere einzige Chance", meint Kai.
Zwei Minuten später stehen sie vor der Kerkertür. Ly tastet noch einmal durch den Raum, um sich zu vergewissern, dass auch wirklich niemand hinter der Tür ist. Auf der anderen Seite angekommen stehen sie auch schon vor Tais Zelle. Der wiederum freut sich riesig.
"Ihr habt euch ja reichlich Zeit gelassen. Holt mich bitte hier raus", meint Tai.
Kurz nachdem sie auf Tais Bitten hin Drake auch rausgeholt haben, machen sie sich auf den Weg nach draussen. Ly gibt Tai unterdessen sein Schwert wieder und erzählt ihm schnell alles, was ihr nach ihrer Trennung passiert ist.
Draussen stehen sei einer halben Armee gegenüber. Sie sitzen wieder einmal in der Falle. Ly hat aber schon ein Schutzschild um sie herum aufgebaut. Aber sie kommen nicht einmal dazu etwas zu tun, denn in diesem Augenblick erscheint Tharik. Der macht schnell ein paar Bewegungen und vor ihnen entsteht eine Art Tor. Er schickt sie hindurch und schliesst es hinter ihnen wieder. Kurz bevor Ly hindurch gegangen ist, hat Tharik ihr noch etwas übermittelt. Auf der anderen Seite erwartet sie eine grosse Überraschung.
Überall hat es verschiedene Teile von Regionen und Ländern. Also da kann Spanien geradewegs an die Schweiz grenzen. Es hat nicht wirklich einen Himmel, denn wenn man zwischen diesen Flicken wechselt, steht man beispielsweise auf dem Kopf, weil rund herum verschiedene Welten sind. Als ob man in einer Kugel wäre, aber man hat nicht das Gefühl kopfüber zu  sein. Als ob jedes Bruchstück eine eigene Welt wäre.
"Wo sind wir denn jetzt wieder gelandet?", fragt Tai.
"Wir sind in einer Trainingswelt. Ich erkläre es euch später", antwortet Ly. "Zuerst müssen wir herausfinden, wohin die einzelnen Bruchstücke führen. Sonst sind wir in Gefahr, denn wir sind hier die Feinde. Also müssen wir möglichst gut hier klar kommen und wissen, in welchem Bruchstück wir uns verstecken können. Es gibt nur ein einziges, das dafür geeignet ist. Dort gibt es keine Menschen, darum ist das unsere einzige Chance."
Da meint Drake: "Das könnte noch schwierig werden, wenn wir nicht wissen in welche Richtung wir gehen. Hier gibt es weit und breit keine Sonne wo wir uns orientieren könnten."
"Das brauchen wir nicht. Wenn wir von hier aus weiter gehen kommen wir in eine andere Welt, und von dort kann man nur geradeaus und nicht mehr zurück", meint Ly.
Nach einer weiteren Diskussion machen sie sich auf den Weg. Sie weichen allem Leben aus, das ihnen begegnet, um eine verfrühte Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Nach ungefähr zwei kleineren Kämpfen und zirka 50 verschiedenen Welten haben sie die ohne Menschen endlich gefunden.
"OK, Ly, jetzt wird es langsam Zeit, dass du uns das ganze hier erklärst. Ich habe keine Lust mehr Leute einfach so umzubringen", sagt Kai mürrisch.
"OK, also. Jeder wird morgen in eine andere Welt gelangen wenn er weiter geradeaus geht. Wir können alle zusammen gehen, und auch alle zusammen hindurchgehen, aber wir sind nachher auf uns selbst gestellt. Hier werden wir ausgebildet. Das heisst, dass wir hier für den Kampf mit Thirak vorbereitet werden. Jeder in seiner Sache, ob Magie oder Schwertkampf. Das Gute daran ist, wenn wir getötet werden, landen wir augenblicklich wieder hier und haben keine Verletzungen, ausser ein paar Kratzer und Übelkeit", erklärt Ly.
Alle schauen ein bisschen betrübt, aber niemand widerspricht auch nur im geringsten.

Kurz nachdem sie vor der Grenze angekommen sind, verabschieden sie sich voneinander. Ly hat ihnen gesagt, wenn sie die Prüfung schaffen, kommen sie automatisch in die nächste Welt. Am Ende eines Tages wird man von selbst hier her zurück gebracht, ob gerade mitten im Kampf oder nicht. Dann muss man sie halt wieder holen. Als letztes tritt Drake über die Grenze. Er hat Ly gefragt was er tun solle. Sie hat geantwortet, er ist auch ein Auserwählter. Er müsse auch trainieren. Darum hätte sie ihn und Tai gerettet. Obwohl sie erst auf Tais Bitten hin gehandelt hat. Aber er ist selbst schuld gewesen, denn Tai hat den Namen erst beim letzten Bitten erwähnt. Der Herzog hätte auch selbst seinen Namen sagen können.

Ly befindet sich in einer Welt, in der es nur Wälder gibt (die sind ja ihre "absoluten Lieblingsorte"). Am Anfang aller Prüfungen kommt so ein Fenster, wo alles beschrieben ist, was einen erwartet, und was man tun muss. Sie muss sich mit ihrer Magie ein Haus bauen aus allen Materialien, die es im Wald gibt, aber sie hat die Prüfung erst bestanden, wenn sie auch wirklich alle Teile benutzt hat.

Tai ist in einer Welt gelandet, in der es nur riesige Tiere gibt. Er muss von allen ein Exemplar töten können, bevor er weiter kann. Das ist eine der schwersten Prüfungen, die jeder einmal machen muss.

Kai findet sich in einer Welt wieder, in der es nur Berge, Eis und Schnee gibt. Er muss sich irgendwie vor der Kälte schützen. Aber er muss auch noch anderen Leuten, die vorbei kommen, helfen. Er baut ihnen Häuser, in denen sie nicht frieren, aber er muss seine Fähigkeiten so benutzen, dass er die Leute darauf durchsuchen kann, ob sie in Ordnung sind, also freundlich oder feindlich. Wenn er falsch liegt, merkt er es daran, dass sie ihn töten. Er muss sie ja vorübergehend in sein Haus lassen, damit er draussen ihr Haus bauen kann. Wenn sie feindlich wären, würden sie ihn eben töten und sein Haus übernehmen, und er würde zurück auf Silent kommen. Sie hatten die Welt dort so genannt, weil es immer so still ist.

Drake landet in einer Welt, in der er sich gegen schwarze Magie zu verteidigen lernt, auch wenn er keine solche Kräfte hat. Er kommt nicht in alle Welten, in die die anderen drei gelangen. Machmal schon, aber höchst selten. Das ist eine Prüfung, die einen ziemlich fertig machen kann.

Als es Abend wird, gibt es viel in der Welt Silent zu erzählen. Ly hat die erste Prüfung auf das erstemal bestanden. Das Haus steht gerade, und ist gegen Einbrecher geschützt, was eine der nächsten Aufgaben war. Tai hat seine Prüfung mit Müh und Not gemacht. Er hat ein paar tiefere Kratzer, aber ansonsten hat er es geschafft. Kai hat erzählt, dass er beinahe getötet wurde, weil er mit seiner Einschätzung daneben lag. Er hat diese Leute zum Teufel gejagt. Das Haus von ihm steht auch und lässt weder Kälte rein, noch Wärme raus. Zehn weitere Häuser stehen und sind bewohnt. Drake ist ein bisschen verstört. Er hat es auch geschafft, aber irgend etwas hat ihn ziemlich eingeschüchtert. Er meint, er habe jetzt gesehen, was Thirak mit seinen Leuten gemacht hat. Und beinahe mit ihm. Darum sitzen sie jetzt am Feuer und hören ihm gespannt zu, was er noch zu erzählen hat. "Ich finde, die Welten von Tai und mir sind am schwierigsten", beendet Drake gerade seine Erzählung vom Tag. Heute ist niemand weitergekommen, weil man nicht recht wusste was auf einen zukommt.

Am nächsten Morgen stehen alle früh auf, um sich der neuen Herausforderung zu stellen. Und wiederum kommen alle am Abend gesund und müde an. Ly ist dort hin gekommen, wo Drake war, Tai wo Ly gestern war, Kai bei Tais gestrigen Level und Drake dort wo Kai gestern war.
Da verkündet Ly: "Bei mir, als ich fast fertig war, ist Tharik noch gekommen. Er sagte, dass wir noch zweimal in die Levels kommen, in der am Vortag jemand anderes war. Nachher muss jeder alleine gehen, also die anderen bleiben hier. Das ist die letzte Prüfung. Jeder muss dort mit seinen Kräften und Stärken zurechtkommen, und es ist keine der Welten, in denen wir waren, sondern jede, in die einer von uns kommt, ist auf uns abgestimmt. Das heisst speziell auf unsere Fähigkeiten. Daraus ist zu schliessen, dass jede Welt anders aussieht."
Zwei Tage später...
Tharik kommt früh am Morgen, oder besser gesagt ein Klon von ihm, der ni
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« Antworten #7 am: 20.September.2007, 23:45:09 »

Von ihrer Hauswirtschaftslehrerin erhielten vier Jungdrachinnen, eine besondere Aufgabe. Sie sollten eine Höhle zu säubern, und zwar die von dem alten Drachenpaar Daidrake. So landeten sie mit Putzzeug vor der Höhle der Großeltern. Die vier Drachinnen waren alle Urenkeltöchter dieses Drachenpaares, das war der Hauswirtschaftslehrerin nicht bekannt. Nora, die älteste von den vier, schob den Vorhang beiseite und betrat die Höhle. Jede der Drachinnen hatte eine anders farbige Schürze umgebunden, und folgten ihr.
"Puh, ist das dunkel", stellte Nora Drake, eine Golddrachin, fest.
"Genau", bestätigte Moonlove.
"Wir brauchen Licht", forderte Noras jüngere Schwester Odlive Drake.
"Stimmt", sagte Sonnentag.
Schlupp, schlapp, tapp, tapp.
Ein Aufschrei: "Aua."
"Was ist los?"
"Hab mich gestoßen", grummelte es.
Platsch, platsch.
"Was ist mit dem Wasser?"
Wieder ein Aufschrei: "Autsch."
"Das schwappt aus dem Eimern und meine Schürze ist nass."
"Ah, endlich. Habe die Kerze gefunden."
"Mach sie endlich an", forderte Odlive.
Ein leichter Hauch und die Kerze brannte.
"Meine Güte, ist das dreckig", fauchte Moonlove, eine aquamarinfarbene Drachin, als sie sich in der Höhle umsah. "Da wurde lange nicht saubergemacht."
Ihre Freundin Sonnentag, die grün-blaugefärbte Schuppen hatte, grinste: "Da hast du recht. Ich werde das Fenster putzen. Die Großeltern wollten ja nicht, dass unsere Mütter daran was ändern."
Aus der Nachbarhöhle war leises Schnarchen zu hören. Schwapp, klatsch und das Fenster wurde mit viel Wasser abgespült. Dadurch wurde es in der Höhle etwas heller. Auch der Vorhang zum Höhleneingang wurde bearbeitet, so dass auch von hier aus Licht in die Höhle kam, indem sie die verdorrten Lianen herunter rissen und das Laub von der Aussichtsplattform kehrten.
Die alte Drachin wurde durch ungewohnte Geräusche munter. Sie öffnete die Augen und blinzelnd erblickte sie vier Drachenmädchen, die fleißig die Vorhöhle säuberten. Das Golddrachenmädchen Nora fegte schweigend die Spinnweben von der Decke und den Wänden.
Aus ihren Nasenlöchern kam rosa-blaue Rauchwolken, die anzeigten, dass die alte Drachin ungehalten war. Sie wollte noch schlafen, aber sie konnte nicht mehr. Die Neugierde hielt sie wach. Die alte Drachin fragte sich, was das Jungvolk da so in ihrer Höhle treibt. Diskret streckte sie erst ein Bein aus dem Nest und wieder zurück, dann kam das nächste. Immer wieder ein Blick zu den jungen Drachinnen, in der Hoffnung von denen nicht bemerkt zu werden.
Odlive hatte frisches Wasser geholt und kippte es aus. Ein leiser Schrei: "Ist das Kalt."
"Jetzt schnallt euch die großen Bürsten an die Füße und wie Schlittschuhläufer durch den großen Saal", wies Odlive die anderen fauchend an.
"Damit es sauber wird, habe ich hier Drachen-Seifen-Pulver. Meine Mutter warnte, Kind nimm nicht zu viel", fauchte Sonntag vergnügt und streute großzügig das Drachen-Seifen-Pulver auf den Boden.
Wie von Sonntag gewünscht, war auf dem Boden ein Zentimeter hoher Schaum. Jede der vier Jungdrachinnen schnallte sich große Bürsten an die Füße und fuhr damit in der Höhle hin und her. Dabei wippten die Schwänze und Sonnentag fing an, leise zu singen. Mehrfach wurde frisches Wasser geholt, damit auch der letzte Rest Dreck und Seifenschaum ausgeputzt wurde.
Durch das Treiben der vier Drachinnen, wurde auch der Großvater munter und beobachtete durch halbgeschlossene Lieder die vier Jungdrachinnen. Bei den flotten Drachenliedern, die gesungen wurden, wippten unbewusst die Schwänze der Altdrachen im Takt. Der Anblick der hübschen Jungdrachinnen gefiel dem alten Drachen sehr und sein Herz schlug schneller. Er dachte kurz an seine Jugendzeit.
Unbemerkt von den Mädchen standen die beiden Altdrachen auf, reckten sich und verschwanden durch den Hinterausgang. Ihre Schlafhöhle war durch einen Vorhang von Wurzeln von den anderen Höhlen getrennt. Eine Stunde später, die Jungdrachinnen waren gerade dabei die Badehöhle der Altdrachen zu säubern, landeten die beiden Alten vor ihrer Höhle. Leise schlichen sie sich rein und legten auf den großen Tisch frisches Hirschfleisch, sowie einige Krüge mit Drachenbier.
"Essen kommen!", rief Großmutter Drache und entzündete mehrere große Kerzen, die sie aus einem Versteck geholt hatte.
Nach und nach tauchten die Vier auf und waren sehr überrascht, Großmutter Daidrake so vergnügt in der Wohn-Ess-Höhle stehen zu sehen.
"Kommt und fasst zu", forderte Großvater Daidrake sie auf, der bereits am Tisch saß.
"Warum?" fragte Nora verdutzt.
"Weil ihr hungrig seid."
Die vier Drachinnen sahen sich nur an und wollten wieder verschwinden, um weiter zu arbeiten. Da stellte sich die Großmutter ihnen in den Weg und scheuchte sie an den Tisch. "So geht es nicht", fauchte die Großmutter, "arbeiten und dann unsere Gastfreundschaft zurück zu weisen, das geht nicht."
Die vier Drachinnen runzelten die Stirne und Odlive sagte: "Aber Großmutter, erst die Arbeit und dann das Vergnügen."
"Wie bitte?" fauchte der Großvater und baute sich vor den vieren auf. "Eure Großmutter und ich haben unsere müden Knochen", er grinste im stillen als er die großen Augen der Mädchen sah, "ausgeschüttelt und sind auf Jagd gegangen, um euch satt zu bekommen. Dann wollt ihr nicht." Grimmig sah er eine nach der anderen an.
Etwas eingeschüchtert meinte Odlive: "In Ordnung, ein kleiner Happen zur Stärkung und ein kleiner Schluck Drachenbier können nicht schaden." Sie drehte sich um, setzte sich an den gedeckten Tisch und riß sich die rechte Hirschkeule ab. Dazu ein großer Schluck Drachenbier.
"Ehe ich mich schlagen lassen", fauchte Nora ergeben und griff sich die linke Keule des Hirschen.
Der Großvater sah seine jungen Gäste an und fauchte: "Es war vor vielen, vielen Jahren, als ich noch ein junger Drache war." Er unterbrach kurz, sah jede von ihnen an und fuhr fort: "Während ihr euch stärkt, werde ich euch etwas erzählen. Wie gesagt, es war zu einer Zeit, wo ich noch ein Drachenkind war." Wieder unterbrach er, um nun einen großen Schluck von seinem Lieblingsbier zu trinken.
Die vier Jungdrachinnen hoben den Kopf und sahen ihn neugierig an. Sonntag und Moonlove griffen ebenfalls zu. Während sie das Hirschfleisch fraßen und die Krüge mit dem leckeren Drachenbier ausleerten, blitzte der Großvater sie an.
"Na also", fauchte die Großmutter, "Es geht doch, oder?"
Sonntag fauchte: "Ja." Und kratzte sich nachdenklich am Kopf.
Großvater fauchte, legte seine Pranken vor sich auf den Bauch und lehnte sich zurück. Die vier Jungdrachinnen sahen ihn mit offenen Schnauzen an und warteten auf seinen Jugenderzählung.
"Wie gesagt", grummelte der alte Drache grinsend, "war ich noch ein sehr junger Drache, der sehr neugierig auf das Leben war." Er blinzelte seine Frau an, die sich ungerührt um den Nachtisch kümmerte, und die wusste, dass ihr Mann seinen Gästen stets eine nette Geschichte auftischte. Welche er jetzt erzählte, war ihr im Moment nicht klar.
Daidrake fuhr fort: "Ich lag hinter einem Busch auf der Lauer und was sah ich, ein wandelnde Blechdose auf einem sehr müden Pferd. Das stolperte und die Blechdose fiel hinunter." Er machte eine kurze Pause und studierte die Gesichter seiner Gäste. Die ihn anstaunten. "Die Blechdose erschrak bei meinem Anblick, ich tauchte nämlich hinterm Busch hervor und zeigte mich in meiner ganzen Pracht. Die Blechdose schrie laut um Hilfe, ich wollte doch nur mit spielen. Aber die Blechdose, na ja, ihr könnt euch ja vorstellen, dass ich sauer wurde und fauchte. Da lief die Blechdose einfach in den Wald und das Pferd schüttelte nur den Kopf. Es blieb stehen und wieherte mir zu, ich solle doch dieser Blechdose ein Lektion erteilen und lachte dabei."
Sonntag schluckte und fragte fauchend: "Was für eine?"
"Warts ab", grummelte der alte Drache. "Ich hinterher, denn ich war sauer, vor mir, einem kleinen jungen Drachen, der nur spielen wollte, wegzulaufen, fand ich gemein. Die Blechdose erwischte ich vor dem Teich. Ich konnte sie gerade noch vorm hineinfallen festhalten. Die Blechdose jammerte, ich solle sie doch nicht auffressen. Ich fauchte ihn an und hob ihn empor und hängte ihn an einen starken Zweig, so meinte ich, auf. Schwupps da lag er im Bach. Ich angelte ihn heraus und föhnte ihn durch meinen warmen Atem trocken. Das Pferd, das mir nachgekommen war, wieherte und lag dann lachend auf dem Boden, weil es so komisch aussah, wie sein Reiter, die dumme Blechdose, sich wand. Mein Atem war lauwarm, das hat mir das Pferd bestätigt. Wieder jammerte die wandelnde Blechdose, ich solle ihn in Ruhe lassen und ihm nichts tun. Gelassen föhnte ich ihn weiter trocken, dabei in immer wieder umdrehend, damit er von allen Seiten trocken ist."
Die Großmutter lehnte sich zurück, da sie diese Geschichte bereits kannte, und lächelte still vor sich hin.
"Was hast du dann gemacht?" fragte Nora grummelnd und hoffte, dass diese Blechdose nicht aufgefressen wurde.
"Ihn aufs Pferd gesetzt, nachdem ich ihm das Blechgewand ausgezogen habe. Ein Jammerlappen von Mensch hing da dann auf dem Pferd, das durch sein Reittier und von seinem Herren wusste, dass Drachen in dem Tal, wo er sich befand, lebten. Das Pferd war erleichtert, als ich das Blechgewand mit meinem Feuerstoß einschmolz und dann daraus einen großen Eimer für meine Drachengroßmutter machte. Damit die dann besser ihr Lieblingsgemüse ernten konnte."
"Aha", sprach Moonlive und griff zum Bierkrug.
"Genau das Wort Aha sagte meine Großmutter als ich ihr von meinem Erlebnis mit dem Menschen in der Blechdose berichtete", fauchte Daidrake. "Das ist immer interessant, dass Menschen, so wie die Blechdose, in unser Tal reisen, obwohl sie wissen, dass wir hier leben."
Moonlive tupfte sich mit ihrem großen Taschentuch das Maul ab, bedankte sich für das zarte Hirschfleisch und fauchte freundlich: "So jetzt müssen wir weiter sauber machen."
"Ja, geht ruhig", fauchte die Großmutter und winkte ihnen nach.

Sonnentag kam wenig später zurück, sie hatte einen großen Korb und Wasser geholt, um die Reste vom Essen wegzuräumen, sowie den Tisch zu säubern. Die Großmutter zog die Augenbrauen hoch und ließ Sonntag gewähren. Die vier Drachinnen waren bei ihrer Arbeit sehr schweigsam, da sie überlegten, ob die Geschichte wahr wäre oder nicht.
"Wir sind fertig", rief Odlive aus dem Drachenbad.
Großmutter Daidrake legte ihr Buch beiseite, schlurfte ins Drachenbad und freute sich über das gesäuberte Bad. Sie schaute mal nach rechts, dann mal nach links und schnaufte zufrieden: "Das habt ihr sehr gut gemacht."
Sonnentag ging zum Großvater, legte ihre Pranke auf seinen Arm und sagte: "Großvater, kommst du bitte mit, ich möchte gern deine saubere Schlafhöhle zeigen." Dabei blinkerte sie ihn mit ihren schönen grünen Augen an.
Großvater Drache legte die Drachenzeitung, die er am Vormittag im Drachenkiosk geholt hatte, beiseite und stand auf. "Gut, mein Kind, dann zeige mir die saubere Höhle." Er genoss es, von so einem jungen Ding versorgt zu werden, anstatt von einer alten Drachin, wie seine langjährige Gefährtin.
In seiner Schlafhöhle angekommen entdeckte er, dass sein Nest an eine andere Stelle geschoben worden war und das Nest frisches Stroh und Felle hatte. Er sah sich um, ob ja nicht seine Frau in der Nähe war und fauchte leise zu Sonnentag: "Ich werde mal testen, ob alles in Ordnung ist." Mit seinen Vorderpranken tastete er die Unterlage ab. Dann stieg er ins Nest und wackelte kurz mit seinem Hinterteil und bemerkte wie kuschelig es geworden war, kein Stein, der drückte. "Sehr schön", brummte er und wollte sich ins Nest kuscheln.
Da tauchte seine Frau auf, schüttelte den Kopf und fauchte: "Kaum ist das Nest frisch gemacht, schon liegst du wieder drin."
Ihr Mann lachte, verließ das Nest etwas unwillig und blickte seine Frau mit einem Dackelblick an. Er legte einen Arm um Sonnentag und verließ seine Schlafhöhle. Seine Frau stand ungerührt im Höhleneingang und klopfte ungeduldig mit den Hinterpfoten auf dem Boden.
Da tauchte im Höhleneingang die Hauswirtschaftslehrerin auf, um zu sehen wie weit die vier Jungdrachinnen waren.
"Nanu, die Großeltern Daidrakes sind munter", murmelte sie verwundert und fuhr freundlich fauchend fort: "Lasst mich begutachten, wie ihr die Höhlen sauber gemacht habt."
Während sie mit Großmutter Daidrake durch die Drachenwohnräume tappte, saßen die vier Drachenmädchen auf der Terrasse und ließen sich die Abendsonne auf den Bauch scheinen. Dabei unterhielten sie sich über die Geschichte, die Großvater Drache ihnen erzählte hatte.
Da meinte Nora: "Das kann nicht sein."
"Was kann nicht sein?" fauchte hinter ihnen der Großvater.
"Du hast die Geschichte erfunden."
"Wie kommst du darauf, mein liebes Kind?" fauchte der Großvater und blitzte sie mit seinen weisen Augen an.
"Ich habe darüber nachgedacht und mir ist eingefallen, was meine Mutter über dich erzählt hat."
"Ja, genau", fauchten Moonlove und Sonntag. "Was hat deine Mutter dir erzählt?"
"Dass Großvater Daidrake ein großer Märchenerzähler ist", fauchte Nora und kraulte Großvater Daidrake unter dem Kinn.
"Hm, das ist wunderschön mein Kind", grummelte ein vergnügter alter Drache. "Wie bist du drauf gekommen, dass ich die Geschichte erfunden und nicht erlebt habe?"
"Ach wegen des Pferdes."
"Wegen des Pferdes?"
"Ja, wegen des Pferdes, die können nämlich nicht lachen."
"Ah so", brummte der alte Drache und grinste sie an. "Die Pferde können lachen."
"Habe noch kein Pferd lachen sehen", fauchte Sonntag und rubbelte genüsslich ihren Rücken an einem Felsen. "Und ich kenne Pferde."
"Stimmt", gab Odlive fauchend zu.
"Ich gebe zu bedenken", fauchte Moonlove nachdenklich, "dass Großvater damals noch ein kleiner junger Drache war, als solche wandelnde Blechdosen unser Tal besuchten."
"Beides ist richtig", fauchte der Großvater lobend und strich jedem der vier Jungdrachinnen über den Kopf. "Ihr habt es sehr schnell herausgefunden, dass ich euch ein Märchen erzählt habe. Andere haben es nicht so schnell herausgefunden. Wenn ihr noch mehr von mir hören wollt, kommt bald wieder."
Bevor die Vier auf die Einladung des alten Drachen reagieren konnten, die sehr selten ausgesprochen wurde, tauchte die Hauswirtschaftslehrerin im Eingangstor auf und fauchte die vier an: "Was soll das ganze Theater, das mit dem neuen Nest für den alten Drachengroßvater."
Verdutzt sahen die Vier sie an und brachten keinen Ton heraus. Sie waren sich keiner Schuld bewusst.
Mit unbeweglicher Miene stand die Lehrerin vor ihnen und fauchte weiter: "Dann das Bad, ich muss sagen, da braucht man ja eine Sonnenbrille." Und wiegte dabei den Kopf von rechts nach links und von links nach rechts und sah ihre Schülerinnen sehr ernst an.
Wieder schwiegen die Mädchen, da sie ihre Lehrerin sehr gut kannten. Und als die Großmutter ihnen helfen wollte, wurde die von der Lehrerin angefaucht: "Was soll das, die Mädchen haben drachengute Arbeit geleistet. Ich bin sehr zufrieden."
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« Antworten #8 am: 20.September.2007, 23:50:15 »

Der Drache hatte schon seit Tagen nichts mehr gegessen. Sein Kopf schmerzte, und die Lungen versagten ihm jede Art des Feuerspeiens. Er lag nur da und wartete auf sein Ende, das, so wie er glaubte, in den nächsten Tagen erfolgen musste.
Da sein Körper immer kälter wurde, ließ seine Beweglichkeit nach, aber das ließ ihn weitgehend kalt, denn er war einer der wenigen Drachen, die tatsächlich die letzte Stufe eines Drachenlebens erreicht hatten: Er war weise.
Seine Körperschuppen, die zu Beginn seines Lebens schwarz, nach seiner Jugend grün gewesen waren, hatten vor zwei Jahren die weiße Farbe angenommen und ihm somit die Antwort auf alle Fragen geboten.
Er hatte diese zwei Jahre genossen und genutzt, indem er half, die Drachenstadt am Ende des grünschimmernden Horizonts zu bauen, doch leider wusste er, dass auch diese Drachenstadt wie alle anderen, die vor ihr bestanden hatten, nicht das Glück haben sollte, den vielen Angriffen der Menschen stand zu halten.
Allerdings klärte ihn seine Weisheit auch darüber auf, dass es eine einzige Drachenstadt gab, die stark genug war, um allen möglicherweise erfolgenden Angriffen stand zu halten. Bei der Frage, wo diese Stadt lag, versagte jedoch seine Weisheit.
Er hatte gesucht und gesucht, die ganze Welt, die ganze Ewigkeit der Dunkelheit und des Schreckens auf der Suche nach dieser Heiligen Stadt bereist. Doch er hatte seine Kraft umsonst verschwendet und die Zeit seiner Weisheit umsonst verkürzt. Die Stadt blieb trotz seines Wissen unauffindbar.
Er war am Ende seiner Reise an diese Höhle gelangt und hatte der Anziehungskraft des Gedankens an eine Ruhepause nicht stand halten können und legte diese Pause ein, obwohl es ihm schwerfiel, sich vom Leben zu verabschieden, ohne diese Stadt gesehen zu haben.
 So lag unser weißer, weiser Drache in der Höhle, tat seine letzten Atemzüge, schloss die Augen, um dann einen stechenden Schmerz zwischen Lunge und Herz zu spüren.
'Das ist mein Ende', dachte er und öffnete die Augen, als der Schmerz nachließ. Eine beißende Helligkeit stach auf seinen Kopf ein und gab ihm die Gewissheit.  
'Das muss sie sein. Also war mein Weg völlig sinnlos, denn ich hätte sie auch erreicht, ohne einen Schritt auf sie zu zu tun.'
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« Antworten #9 am: 20.September.2007, 23:52:03 »

Früher einmal als die Zeit noch jung war und die Menschen noch nicht so misstrauisch und ängstlich, lebten noch Drachen auf dieser, mittlerweile zerstörten Erde. Sie lebten friedlich mit den Menschen zusammen und beschützten sie. Und Krieg kannten die Menschen zu dieser Zeit der Erdgeschichte noch nicht.
Die Menschen kannten damals noch das Geheimnis Kristalle herzustellen und für ihre friedlichen Zwecke zu nutzen. Dieses Wissen ist den Menschen heute leider verlorengegangen.
Zu dieser Zeit lebten auch noch die weisen und mächtigen Zauberer. Sie verstanden es die größten und mächtigsten Kristalle herzustellen. Die Zauberer und Drachen lernten von- und miteinander und waren miteinander sehr vertraut.
Der größte und klügste der Drachen in unserer kleinen Stadt hieß Asimi und war engster vertrauter des Zauberers Merlin. Merlin hatte zu dieser Zeit eine Vorliebe dafür mit seiner Kristallkugel Lebewesen zu erschaffen. Er wusste aber, dass dies sehr gefährlich sein konnte, da das Leben zu dieser Zeit noch etwas Heiliges war. Zuerst hatte er sich an ein paar kleineren Tieren versucht, doch eines Morgens erschuf er zwei Katzen, eine schwarze, sie nannte er Mavros, und eine weiße, sie nannte er Aspos. Diese zwei Katzen waren sehr klug, sie lernten die menschliche Sprache und waren sehr bald so klug, dass sie Merlin bei seiner täglichen Arbeit als Berater zur Seite stehen konnten.
Merlin hatte eine große Bibliothek mit sehr vielen Büchern. Darunter besaß er sehr viele Bücher über Magie und Zauberei. Doch Magie war auch schon zu dieser Zeit nicht immer gut. Merlin besaß auch einige Bücher über schwarze, böse Magie, in denen man lesen konnte wie man mit Einsatz schwarzer Magie an die Macht kommen konnte. Deshalb hielt Merlin diese Bücher immer unter Verschluss.
Eines Tages entdeckte Mavros, die schwarze Katze, diese Bücher und weil auch sie ebenso wie ihre Schwester magische Kräfte besaß, war es ihr ein leichtes das Schloss zu öffnen und die Bücher zu lesen. So geriet sie in den Bann der schwarzen Magie. Und sie begann immer stärker den Wunsch zu haben die Welt zu beherrschen, doch zunächst sollte niemand davon erfahren bis ihre Kräfte groß genug waren um diesen Plan auch verwirklichen zu können. Doch Asimi spürte die dunkle Magie, die Mavros mit einem Male umgab. Er berichtete Merlin davon und dieser fertigte einen besonders starken Kristall an, der die Macht hatte die schwarze Magie zu vernichten. Asimi sollte diesen Kristall beschützen.
In einer besonders dunklen Neumondnacht war Mavros bereit ihre Kräfte zu entfalten um die Menschheit und die Drachen zu versklaven. Die Zauberer kämpften mutig mit ihren Kristallen gegen sie, hatten aber keine Chance. Erst als es so aussah als hätte Mavros gewonnen, setzte Asimi die Kraft seines Kristalls frei und verbannte die schwarzes Magie von der Erde.
Die Kraft des Kristalls bewirkte, dass Mavros in eine Statue mit grünen Smaragdaugen verwandelt wurde. Aspos hingegen, die Asimi geholfen hatte, blieb am Leben um den Kristall zu bewachen. Asimi wurde in eine silberne Statue verwandelt und hält als ewiger Wächter des Kristalls den Kristall heute noch in den Pranken.
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« Antworten #10 am: 20.September.2007, 23:52:46 »

Seltsam. Wo war er hier? Der Drache schlug mit den Flügeln. Besser gesagt, er versuchte es. Aber es ging nicht. Warum nicht? Er wusste es nicht. Doch es machte ihn wütend. Plötzlich erinnerte er sich wieder: Er hatte gekämpft, gegen einen Magier. Der Magier hatte seine Seele eingesperrt!
Noch wütender als zuvor brüllte der Drache, versuchte die Wände seines Gefängnisses einzureißen.
Im gleichen Moment schrie das Kind.
Sie gaben ihm den Namen Garduin, was in der einzigen Sprache, die sie beherrschten ‚der den Wind liebt’ bedeutete. Sie wussten nicht, wie Recht sie doch hatten, wenn sie sagten, dass er anders sei, als die anderen Kinder. Ja, er war anders, aber auf eine schwer zu beschreibende Art und Weise. Außerdem war er blind. Garduins blaue Augen waren trüb, wie von einem dünnen, milchigen Schleier bedeckt, den er aus eigener Kraft nicht fortwischen konnte. Seine Welt blieb dunkel und sie war auch schon dunkel gewesen, solange er denken konnte.
Er lebte mit einem alten Mann zusammen in einer windschiefen Karte eines Dorfes, das so klein und so von Bergen umgeben war, dass es nicht einmal auf den Karten der Wanderpriester erschien. Niemand verirrte sich hierher und seit Garduins Geburt war kein Fremder mehr in das Dorf gekommen. Seit seiner Geburt...
Der alte Mann erzählte ihm einmal, dass kurz, bevor er geboren wurde ein Mann in das Dorf kam, den Mantel in Fetzen, auf einen mannshohen Stock gestützt. Die Familie seiner Mutter hatte dem Mann Unterschlupf gewährt, obwohl alle Leute meinten, er müsse wohl ein Magier sein.
Jedenfalls wurde in dieser Nacht Garduin geboren, und seine Mutter starb dabei. Sein Vater erhängte sich aus Schmerz über ihren Tod, kaum dass der Magier von dannen gezogen war. Seine Familie wollte nichts mehr mit dem Säugling zu tun haben und so nahm ihn der alte Mann zu sich, der sowieso schon als wunderlich galt.

Heute war schönes Wetter, das spürte Garduin. Er konnte die Wärme der Sonne fühlen. Lachend lief er zur Kate des alten Mannes. Unter seinen Füßen raschelte das Gras. Es war sein fünfzehnter Geburtstag, das hatte der alte Mann bestimmt nicht vergessen.
Vorsichtig tastete er nach dem Türrahmen und trat dann in die Kate. Sein Fuß stieß gegen irgend etwas, etwas Weiches, lebloses...
Garduin ließ sich auf die Knie nieder und tastete nach dem Ding, das da vor ihm lag. Als er die Falten im Gesicht des alten Mannes spürte, begriff er plötzlich, was hier geschehen war: Die Dorfbewohner hatten den Alten einfach umgebracht! Doch warum hatten sie fünfzehn Jahre lang damit gewartet?
Er spürte ihre Anwesenheit. Die vertrauten Geräusche von Männern, die atmeten, aber auch eine Aura von Feindseligkeit, die er nicht begründen konnte. Dann traf es ihn wie ein Schlag: Der Magier war wieder hier!
Mit dieser Erkenntnis zerbrach etwas in dem blinden Jungen. Plötzlich wurde ihm so einiges klar. Dieser Mann war dafür verantwortlich, das er blind war!
Der fremde Magier murmelte einen halblauten Fluch, und dann merkte Garduin, dass er sehen konnte.

Der Drache hatte lange gewartet, hatte einen fast schon absurden Traum geträumt, der davon handelte, ein blinder Knabe zu sein. Der Traum hatte fünfzehn Jahre angehalten. Aber dann hatte er vom Tod seines Ziehvaters geträumt, den Schmerz gefühlt, doch auch die Anwesenheit des Magiers, seinem Feind! Und da hatte der Drache erkannt, dass es gar kein Traum gewesen war, sondern dass er all dies zusammen mit der Seele eines blinden Jungen namens Garduin erlebt hatte. Garduin - sein eigener Name!
Er wusste nun, was der Magier mit ihm getan hatte: Dieser Teufel hatte seine Seele in die eines kleinen Kindes gepflanzt. Dennoch war er ein Drache. Auch, wenn er zur Hälfte ein Mensch war, denn die beiden Seelen hatten sich scheinbar für immer miteinander verbunden.
In dem Moment, als Garduin sehen konnte, erkannte der Magier, dass er bei seinem Plan, den Drachen eines sterblichen Todes zuzuführen einen Fehler gemacht hatte. Selbst eine menschliche Seele hat genug Kraft, sich so einem Zauber zu widersetzen, gepaart mit der Energie eines Drachen...! Der Zauberkundige hatte gehofft, dass der Junge niemals den Weg aus seiner Blindheit finden würde, doch mit dem Tod des alten Mannes, der ihm ein Vater gewesen war, hatte Garduins Gefängnis einen Riss bekommen. Und nun würde der Drache diese Chance nutzen.

Garduin spürte, wie das fremde Bewusstsein langsam erwachte.
'Hallo! Wer bist du?' fragte er es.
'Ich bin der Drache Garduin. Und es wird Zeit, dass wir die Rollen tauschen. Zumindest für eine Weile', antwortete er.
'Gut. Du willst Väterchen rächen, nicht wahr? Das will ich auch!'
Der Jungenkörper begann zu flackern. Seine Umrisse verschwammen und nahmen die Form eines riesigen Drachen an.
"So", grollte Garduin, blickte den Magus drohend an und lächelte dann, wobei er Reihen makelloser weißer Zähne entblößte.
 

Wenig später flog Garduin über zerklüftete Felsklippen. Äußerlich wirkte der Drache ruhig, doch in seinem Inneren tobte ein heftiger Streit.
'Wohin fliegst du? Ich kann den Wind spüren. Nicht umsonst war ich fünfzehn Jahre blind. Und mein Elend war ganz allein deine Schuld!' schrie der Junge.
'Mich trifft keine Schuld! Bedank dich bei diesem verteufelten Magier. Der hat diese ganze Schose eingefädelt! Was kann ich denn dafür, dass du ausgerechnet in dieser Nacht das Licht der Welt sehen wolltest!' schimpfte der Drache übellaunig.
'Du hast meine Frage übergangen! Ich will wissen, wohin du fliegst.'
'Ich unternehme hier was, im Gegensatz zu dir! Wir sind auf dem Weg zu einer Freundin von mir. Sie wird uns helfen. Und außerdem ist sie ein so bezauberndes Geschöpf! Du wirst sie mögen.'
'Vielleicht war sie ja mal ganz hübsch, aber das ist fünfzehn Jahre her! Wenn sie kein Drache ist, wie du, dann wird sie alt und verschrumpelt sein!' giftete der Junge. Der Drache seufzte leise.
'Wirst schon sehen', meinte er mit einem Grinsen.

Mit einem Ächzen landete Garduin auf einem schmalen Felsvorsprung, watschelte in die dahinter liegende Höhle und versuchte die spöttische Stimme in seinem gewaltigen Schädel zu ignorieren.
Eine - nach den Maßstäben des Drachen - kleine Gestalt stand von ihrem Sitzplatz in der riesigen Höhle, die eigentlich ein Tunnel war, auf und trat vor den Drachen. Es war ein sommersprossiges Mädchen mit orange - roten Haaren und tiefblauen Augen, in einem kunterbunten Poncho und einem noch viel bunterem Kleid.
'Sehen so auch meine Augen aus?' fragte der Junge Garduin. Der andere Garduin beachtete ihn nicht.
"Hallo Maugin. So wie’s aussieht, brauche ich deine Hilfe", sagte er stattdessen.
"Ach so! Und ich dachte, du lässt dich nach fünfzehn Jahren einfach mal blicken, um deine alte Freundin zu besuchen", sie kicherte. "Aber von mir aus. Was kann ich für dich tun?"
"Nun, ich habe da ein kleines Problem...", begann er.
"Jetzt gib es schon zu! Er hat gegen einen Magier verloren und der hat ihn in meinen Körper gesperrt! Deswegen hat er sich so lange nicht blicken lassen!
Verstehst du? Das ist mein Problem. Dieser kleine Giftzwerg - wen nennst du hier Giftzwerg? Und überhaupt: Warum müssen wir ein Drache sein? Ich weiß schon gar nicht mehr, wie sich mein Körper überhaupt anfühlt! - ist in mir drin! Ich will ihn da nicht haben! Mach es weg! Mach es weg!"
Maugin hörte ihm  eine Weile interessiert zu, wie er mit sich selbst stritt. Dann holte sie ein Stück Kreide aus ihrem Poncho und begann einen Bannkreis um den Drachen zu ziehen, der immer noch damit beschäftigt war, sich mit Garduin zu streiten. Blöderweise war er das zum Teil selbst. Deshalb hörte es sich sehr seltsam an, als er sich selbst aufforderte, er solle die Klappe halten.
"Sei mal kurz still. Gleich bist du wieder alleine in deinem Körper. Das gilt für euch beide", meinte Maugin und klatschte in die Hände.
Plötzlich spürte Garduin, wie der Junge aus ihm heraus gezerrt wurde. Er wollte ihn zurückhalten, wollte verhindern, dass er in die ewige Dunkelheit geschleudert wurde, wollte ihm sagen, dass er ihn nicht verletzen wollte, er, der alte, kauzige Drache. Doch der Junge lachte ihn nur an:
'Das weiß ich doch! Du bist ich und ich bin du! Keine Sorge, Maugin hat eine Überraschung für dich.' Mit diesen Worten verschwand er.
"Nein! Maugin, was hast du getan? Ich wollte ihn doch nicht auslöschen! Ich habe ihn mit meinem Egoismus umgebracht", schluchzte der Drache. Dicke Tränen tropften seine schuppigen Wangen herunter und verwischten den Bannkreis.
"Hey! Kannst du denn nicht ein bisschen aufpassen?" schimpfte Garduin. Und im nächsten Moment fiel er dem rothaarigen Mädchen um den Hals.
"Oh, ich danke dir, Maugin! Ich kann sehen! Stell dir vor, Garduin, ich kann sehen!" rief er überglücklich.
"Du bist ja gar nicht tot! Und ich rege mich deinetwegen so auf! Wie kannst du mir nur solche Angst einjagen. Ich habe mir Sorgen gemacht!!!" beschwerte sich die riesige Echse.
"Also, ich finde, wir sollten jetzt erstmal Tee trinken", schlug Maugin vor, die ehrlich gesagt etwas verlegen war, weil Garduin immer noch um ihren Hals hing.
"Kann ihn mir mal jemand abnehmen?"
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« Antworten #11 am: 20.September.2007, 23:54:18 »

1. Kapitel
Der Vulkankrater
Wie jeden Morgen trat Alex an den Klippenrand. Die Sonne ging gerade über dem riesigen, schon lange ruhigen Vulkankrater auf. Der Vulkan war schon seit Millionen von Jahren von einem dichten Wald bewachsen. Ein riesiger Wasserfall stürzte an den Steilhängen der anliegenden Bergen in den Vulkan. Das Dröhnen dieses riesigen Urgewässers war über den ganzen Vulkan zu hören.
Der Wald lag noch im Dunkeln, weil die Sonne noch nicht in den Krater schien.
Alex streckte sich ausgiebig und amtete genüsslich die kühle und noch etwas feuchte Morgenluft ein. Dann blickte er wieder über den Krater.
Auch wenn er so friedlich da lag, er wusste, dass ein Leben dort unten nicht möglich war. Wie auf ein Stichwort ertönte aus dem Wald ein gewaltiges Brüllen. Vögel flogen erschrocken auf und suchten ihr Heil in der Flucht.
"Aha.", sagte Alex, "Unser Biest ist auch schon wach."
Er trat von dem Rand der Klippe zurück und wandte seinen Blick von dem Wald ab. Er hatte heute noch genug Zeit, er würde heute auf jeden Fall noch dort hinab steigen. Es war für ihn schließlich wichtig. Er lebte schon mehr als 5 Jahre hier, nur wegen der Besonderheit dieses Kraters. Alex war der einzige Mensch weit und breit, der sich traute so nah an diesem Wald zu leben.
Doch jetzt war es noch nicht an der Zeit für ihn seinen täglichen Ausflug in den Krater zu unternehmen. Er musste erst noch seine Ausrüstung zusammensuchen und noch einiges vorbereiten.
Gerade als Alex sich auf den Weg zu seinem nahe an der Klippe stehendem Haus machte, hörte er einen Schrei.
Blitzschnell fuhr er herum und trat wieder an die Klippe, denn der Schrei kam definitiv aus dem Wald, das wusste er. Doch er konnte niemanden sehen, er hörte es. Ein Donnern und ein Krachen, wie als würde etwas Großes und Gewaltiges durch die Bäume brechen.
"Oh nein...", stöhnte Alex, "Nicht so früh am Morgen..."  
Er raffte sich auf und rannte in sein kleines Holzhaus, um sein Schwert zu holen.
Nachdem er dies getan hatte wandte er sich dem Wasserfall zu. Hinter diesem verbarg sich ein schmaler und glitschiger Sims, der zu einer kleinen Höhle führte. Und genau zu dieser Höhle wollte er. Durch sie kam er geschützt und ungesehen in den Krater hinab.
Vorsichtig, um nicht auf dem rutschigen Sims auszurutschen, trat er auf den Sims und gelangte so in die Höhle. Dort leuchtete ein eigenartiges grünes Licht, das irgendwie keine Lichtquelle besaß. Es war einfach da. Alex war dies nur recht.
So schnell er konnte spurtete er durch das Höhlenlabyrinnt und kam wieder hinter dem Wasserfall aus einer kleinen Öffnung heraus. Wieder lief er einen schmalen Sims entlang und kam so hinter dem Wasserfall hervor. Vor ihm lag ein riesiger See. Der See war so tief, dass das Wasser schon ganz schwarz war. Unter diesem See musste ein weiteres Höhlensystem liegen, denn das viele Wasser, das durch die Berge in den Krater stürzte, hatte sonst keinen Abfluss.
Doch Alex verschwendete keinen Gedanken daran. Er musste so schnell wie möglich die Person finden, zu der der Schrei gehörte. Jedoch war dies nicht sonderlich schwer, denn plötzlich ertönte wieder ein wütendes Brüllen, das von den Kraterwänden verzerrt zurückgeworfen wurde. Dabei bebte die Erde ganz leicht.
"Verdammt!", fluchte Alex und rannte los, "Das wird knapp!"
Er stürmte in den Wald und kletterte auf den nächst besten Baum. Von dort bewegte er sich auf eine andere Art und Weise fort: Er hüpfte einfach von Baum zu Baum. Das verschaffte ihm einen guten Überblick und er musste sich nicht durch das Bodengestrüpp kämpfen.
Nach endlosen Minuten wie es ihm schien (in Wirklichkeit waren seit dem Schrei gerade mal 5 Minuten vergangen) erreichte er schließlich sein Ziel. Er kam zu einer kleinen Lichtung, auf der sich eine seltsame Szene abspielte.
Zwei Menschen, ein Mann in Rüstung und eine junge Frau, versuchten sich verzweifelt gegen eine bestialische Kreatur zu wehren. Jedoch schätzte Alex ihre Chancen auf null, denn ihnen stand ein ausgewachsener brauner Drache gegenüber. Nicht einmal Alex konnte viel gegen diesen Drachen ausrichten, denn es war ein besonderes Tier.
Der Drache hatte eine lange, dünne Narbe über seinem Auge. Diese war von Alex. Er hatte sie ihm in einem schweren Kampf zugefügt. Deshalb hatte dieser Drache es auch so besonders auf ihn abgesehen, wann er nur konnte versuchte er Alex zu töten.
Doch auch Alex hatte genug Narben von diesem Wesen abbekommen. Es war sozusagen ihr kleines Spielchen - Alex jagte ihn und der Drache, den er freundlicherweise immer mit Dummschuppe ansprach, jagte ihn.
Doch gerade hatte Dummschuppe es nicht auf Alex abgesehen. Der Mann in Rüstung, wahrscheinlich ein Ritter, versuchte verzweifelt das Mädchen zu beschützen. Doch er schien bisher nicht viel Erfolg gehabt zu haben, denn seine kostbare, mit vielen wertvollen Mustern verzierte Silberrüstung hatte Dellen und Risse und der Mann war schwer verletzt. Alex wusste nicht warum dieser Ritter eigentlich noch am Leben war. Wahrscheinlich aber wegen dem Mädchen. Sie hatte lange aschblonde Haare und trug ein kostbar aussehendes kurzes Kleid. Sie stand zitternd hinter dem Ritter und starrte nur verängstigt in Dummschuppes große gelbe Augen. Alex musste zugeben, dass sie recht hübsch war.
"Jetzt reicht es...", murmelte Alex als Dummschuppe erneut mit seinen scharfen Krallen dem Ritter eine schwer blutende Wunde verpasste, "Das war wirklich dumm von dir, Dummschuppe!"
Mit einem gewaltigen Sprung stieß er sich von dem Ast, auf dem er saß, ab und zog dabei klirrend sein Schwert aus der Scheide.
Doch Dummschuppe merkte dies sofort und wirbelte herum. Er öffnete sein riesiges Maul um Alex mit einem einzigen Habs zu verspeisen, doch Alex drehte sich geschickt in der Luft und landete genau auf der Nase des Drachen. (Er hatte Glück, dass an dieser Stelle kein Horn wuchs!)
"Hi, Dummschuppe! Tut mir leid, wenn ich dir den Spaß verderben muss, aber ich hab dir schon so oft gesagt: MIT MENSCHEN SPIELT MAN NICHT!" Damit trat er dem Drachen mit voller Wucht auf die Nase und sprang mit einem eleganten Rückwärtssalto zu Boden. Dummschuppe jaulte kurz wütend auf und rieb sich im wahrsten Sinne des Wortes die Nase. Alex nutzte die Chance und rammte sein Schwert in den Fuß des Drachens. Gequält heulte Dummschuppe auf, er wurde fast wahnsinnig vor Schmerzen.
Doch er war nun für einige Sekunden abgelenkt.
Diese Zeit nutzte Alex um zu den beiden verwirrt und erschrockenen Leuten zu gehen. Verdutzt sahen sie ihn an und brachten kein Wort heraus.
"Ich erkläre euch später alles!", meinte Alex hastig, "Jetzt müssen wir erst einmal hier weg!"
"Wer...?", wollte der Ritter fragen doch Alex unterbrach ihn barsch: "Kommt mit oder lasst euch von mir aus fressen! Ich werde jetzt von hier verschwinden!"
Und das tat er dann auch. Alex rannte zurück in den Wald.
Das Mädchen blickte noch einmal zu dem wahnsinnigen Drachen und packte dann die Hand des Ritters um ihn hinter Alex herzuschleifen. Alex merkte dies und verringerte seine Geschwindigkeit, damit die beiden zu ihm aufschließen konnten. Doch Dummschuppe wollte sich ein kleines nettes Frühstück nicht durch die Lappen gehen lassen und nahm brüllen die Verfolgung auf. Da die Bäume zu dicht standen, konnte er seine weiten Flügel nicht aufspannen, so raste er ihnen hinterher und rannte einfach alles um, was ihm in die Quere kam. Alex und die anderen merkten dies an dem Geräusch der splitternden Aste und Bäume.
"ER KOMMT!", schrie das Mädchen in Panik.
"Ach was du nicht sagst!", entgegnete Alex und warf einen Blick zurück über die Schulter. Dummschuppe war trotz seines verletzten Fußes verdammt schnell.
"Hört mir zu!", rief er deshalb dem Ritter zu, "Ihr müsst zum Wasserfall rennen! Hinter diesem ist eine kleine versteckte Höhle, dort seid ihr sicher!"
"Gut.", sagte dieser nur und packte das Mädchen an der Hand.
Alex runzelte kurz die Stirn. Er hatte eigentlich ein kleines "Danke!" oder "Können wir das schaffen?" erwartet. Aber ihm sollte es recht sein.
Mit einer entschlossenen Bewegung blieb er stehen und drehte sich dem Drachen zu.

Das Mädchen warf einen entsetzten Blick über die Schulter, als sie merkte, dass der Junge stehen geblieben war.
"Sollten wir ihm nicht helfen?", fragte sie schon fast außer Atem.
"Nein. Er ist selbst schuld, wenn er sich diesem Biest entgegenstellt. Er kann eben nicht Mut von Dummheit unterscheiden.", antwortete der Ritter verbissen und ebenfalls schwer atmend.
Sie rannten weiter, immer dem Geräusch des Wasserfalls nach. Diesen erreichten sie dann auch schon bald. Doch kurz vor dem versteckten Sims blieb das Mädchen plötzlich stehen und blickte gespannt zu dem Waldrand zurück.
"Was tut Ihr denn da? Ihr müsst euch in Sicherheit bringen!", meinte der Ritter voller Sorge und hielt ebenfalls an.
"Nein. Wir sind außer Gefahr. Ich habe ein schlechtes Gewissen wegen dieses..."
"...Dummkopfes?", beendete er den Satz und trat neben sie, "Ich bitte Euch..."
"Da ist er!", rief sie auf einmal erfreut und deutete zum Waldrand.
Dort kam tatsächlich Alex auf sie zugerannt. Er hielt seine linke Hand verkrampft zu seiner Faust zusammengepresst und hatte einen schwer konzentrierten Gesichtsausdruck. Als er sie ebenfalls sah rief er ihnen etwas zu, doch sie konnten es nicht verstehen, weil hinter ihm der Drache aus dem Wald brach.
Dann packte der Ritter plötzlich das Mädchen und zerrte sie hinter den Wasserfall in die kleine Höhle. Alex folgte ihnen wenig später.
"LOS!", rief er, als er in die Höhle gerannt kam, "JEDER HINTER EINEN FELS!"  
Mit einem weiten Sprung verwirklichte er seine eigene Warnung und hechtete hinter einen großen Stein. Der Ritter zog das Mädchen schnell ebenfalls hinter einen Fels.
Und keine Sekunde zu spät.
Denn plötzlich hörten sie ein ohrenbetäubendes Brüllen und dann ein Zischen, wie als würde man einen Wassertropfen auf einen heißen Stein fallen lassen. Nur viel lauter, denn Dummschuppe hatte eine gewaltige Feuerflamme auf die Höhle gerichtet. Da sich diese aber hinter dem Wasserfall verbarg, trafen die Flammen auf das Wasser und Wasserdampf schoss in die Höhle.
Sie warteten bis sich der Dunst wieder verzogen hatte und kamen dann hinter ihrer Deckung hervor. Dummschuppe lauerte immer noch vor dem Wasserfall. Doch das konnte ihnen egal sein, hier waren sie vor ihm sicher.
"Ist bei euch alles in Ordnung?", fragte Alex und klopfte sich den Dreck von seinen Klamotten.
"Ja.", knurrte der Ritter und musterte Alex misstrauisch.
"Gut. Dann folgt mir mal, ich bringe euch zu meinem Haus. Dort könnt ihr euch ausruhen.", sagte Alex ohne die Bemerkung des Ritters zu beachten und marschierte los.

Nachdem er sie sicher durch die Höhlen geführt hatte brachte Alex die beiden zu seinem kleinen Holzhaus. Die drei hatten die ganze Zeit über nichts gesprochen. Alex war das recht, er war eh lieber allein für sich.
Während dieser Zeit war ihm aufgefallen, dass der muffige Ritter kaum älter als er selbst war. Er schätze ihn auf höchstens 25 Jahre. Alex selbst war gerade mal 21. Das Mädchen durfte gerade mal 17 Jahre sein, also noch ziemlich jung.
Er führte sie in sein Haus und verschloss hinter ihnen wieder sorgfältig die Tür. Dann erzündete er ein warmes Feuer in seinem kleinen Kamin.
"Setzt euch doch.", bot er den beiden an.
Das Mädchen nickte dankend und wollte sich auf einen Stuhl setzten, doch der Ritter hielt sie zurück und sagte: "Es tut uns wirklich Leid, aber wir können nicht bleiben. Wir haben es eilig."
"Ach, Jalin! Warum seid Ihr so unfreundlich!", fuhr ihn das Mädchen plötzlich an, "Er hat uns das Leben gerettet. Wir haben uns noch nicht einmal bedankt!"
"Warum sollten wir das tun? Ich habe ihn nicht um seine Hilfe gebeten. Ich wäre auch allein mit diesem Drachen fertig geworden.", behauptete der Ritter, der Jalin genannt wurde.
"Sicher!", lachte Alex. "Mit Dummschuppe wird niemand fertig. Nicht einmal ich!"
"Ach ja? Und wer seid Ihr, dass Ihr so geschwollen redet?!", knurrte Jalin.
"Sagen wir es so..." Alex stellte sich Jalin gegenüber. Der Ritter überragte ihn fast um einen halben Kopf, und das, obwohl Alex schon fast 1,85 war, "...ich habe mehr Ahnung von Drachen als Ihr. Das müsste Euch genügen."
"Pah!", machte Jalin nur, "Lasst uns hier verschwinden, dieser Junge ist kein Umgang für Euch.", sagte er dann zu dem Mädchen. Dieses schien sich ziemlich unschlüssig zu sein. Sie setzte sich auf einen Stuhl und sagte nichts. Sie schien tief in Gedanken zu sein.
"Jalin...", sagte sie dann auf einmal, "...ich möchte erst einmal hier bleiben. Bitte versteht das." Sie blickte ihn bittend an. In ihren Augen sah Alex auch Trauer, Angst und, was ihn sehr wunderte, Vertrautheit.
Alex blickte von einem vom anderen und spürte an ihren Blicken, dass zwischen ihnen wohl eine besondere Bindung zu bestehen schien. Was für eine konnte er jedoch nicht sagen. Das alles kam ihm etwas seltsam vor.
"Dann fühlt euch hier wie zu Hause.", sagte Alex um die ungemütliche Stille zu vertreiben, "Wie ist denn euer Name, Mädchen?"
"DU....!", wollte Jalin losdonnern, aber sie unterbrach ihn barsch: "Seid still! Er bietet uns schließlich seine Gastfreundschaft an!", dann meinte sie in einem milderen Ton zu Alex: "Ich heiße Mary. Und Ihr seid...?"
"Alex, Ihr könnt mich gerne duzen. Ich bin kein..." Er betrachtete Mary, "...kein Adeliger."
"Woher wisst Ihr das?", fragte sie verduzt.
"Dass Ihr eine Adelige seid? Ich bin doch nicht blind." Er warf bei diesen Worten einen Blick auf Jalin, "Und außerdem höre ich noch recht gut für mein Alter."
Er ging zu dem Kamin um einige Holzscheite in das Feuer zu werfen, als er plötzlich einen klirrenden Ton hörte.
"Jalin, was ist mit Euch?!", rief Mary erschrocken. Alex wandte seine Blicke wieder den beiden zu. Der mächtige Ritter Jalin war gerade in die Knie gebrochen. Er atmete schwer und keuchte dabei. Mary kniete neben ihm um ihn zu stützend, denn ansonsten wäre er schon lange ganz zu Boden gefallen.
"Verdammt.", fluchte Alex und kniete ebenfalls neben dem Ritter nieder, "Ihr seid schwer verletzt und rennt dann munter durch die Gegend? Schon mal etwas davon gehört, dass wenn man verletzt ist, sich vielleicht schonen und einen Arzt aufsuchen soll?"
"Haltet doch Eurer freches Mundwerk. Von solchen Dingen habt Ihr doch keine Ahnung!", widersprach Jalin heftig und sah Alex böse an.
"Ja, ja, ich weiß. Aber jetzt solltet Ihr erst einmal ins Bett.", ignorierte Alex seine Antwort und packte den Ritter unter den Armen und brachte ihn einfach zu dem Bett, das in einer Ecke des Zimmers stand. Mary und Jalin waren sehr überrascht über Alexs Stärke, er trug den gepanzerten Ritter ganz allein.
"So, und jetzt die Rüstung aus.", befahl Alex, als er Jalin auf das Bett gesetzt hatte. Dieser schaute jedoch mit einem allessagenden Blick zu Mary. Diese lachte kurz auf und drehte sich dann um.
So konnte sich Alex endlich ans Werk machen und Jalin die schwere Rüstung abnehmen. Danach reinigte er seine Wunden und verband sie sorgfältig.
"Versucht jetzt etwas zu schlafen, Jalin. Ihr braucht das jetzt dringend.", meinte Alex mit der Stimme eines Arztes.
"Glaubt Ihr ich lasse sie mit Euch allein?", fragte Jalin leise aber energisch.
"Glaubt mir, ich besitze auch so etwas wie eine 'Ritterehre'.", beteuerte Alex, "Aber wenn es Euch beruhigt, dann gehe ich raus Holz hacken." Mit diesen Worten verließ er das Haus und machte sich ans Werk.

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2. Kapitel
Die Wahrheit
Nachdem Alex genug Holz geschlagen hatte, packte er einige Scheite und ging wieder in das Haus zurück. Sofort schlug ihm der Geruch von einer frischen Suppe entgegen. Mary war gerade dabei zu kochen. Jalin war doch noch eingeschlafen, er lag in dem Bett und schnarchte leise.
"Hm, lecker!", sagte Alex und lud das Holz neben dem Kamin ab. Dann trat er neben Mary an den Herd und blickte neugierig in den Kochtopf: "Du kochst? Klasse!"
"Danke.", meinte sie verlegen und rührte weiter in der Suppe herum, "Ich glaube aber, dass ich nicht gut kochen kann. Irgendwie komme ich nie dazu es selbst zu probieren."
"Ich muss andauernd für mich allein kochen und kann es immer noch nicht. Nicht einmal die Drachen aus dem Krater essen was ich gekocht habe.", entgegnete Alex abwinkend.
"Bist du mit diesen Drachen ganz allein? Gibt es hier denn keine anderen Menschen?", fragte sie.
"Nein." Alex setzte sich an den Tisch und stützte seine Ellenbogen darauf, "Es gibt hier nur mich, die Drachen und noch ein paar andere Wesen. Kein Mensch weit und breit außer mir."
"Fühlst du dich da nicht allein?"
"Ich bin gern allein.", antwortete Alex.
Mary drehte sich zu ihm um und sah ihn an, "Das glaube ich nicht. Du bist so ein netter Mensch. Leute die allein leben sind immer so verbiestert."
"Woher willst du das wissen? Kennst du noch andere Leute die ganz allein irgendwo in der Wildnis leben?", wollte er daraufhin wissen.
"Ich... nein. Eigentlich nicht."
"Also. Ich bin hier gerne allein. Das ist eben der Preis, den man zahlen muss um hier zu leben.", sagte Alex.
"Und warum lebst du hier?", fragte Mary daraufhin.
"Das... kann ich dir nicht sagen." Alex wandte seinen Blick von ihr ab und stand auf, "Ich gehe noch einmal in den Krater zurück. Gegen Abend bin ich wieder zurück. Ihr könnt euch alles nehmen was ihr wollt." Mit diesen Worten verließ er das Haus.

Mary und Jalin saßen still über ihrem Abendessen, das aus der einfachen Suppe bestand, die Mary zubereitet hatte. Draußen war es schon lange dunkel und ein Blick in den Krater war unmöglich geworden. Die Dunkelheit schien den Krater bis zum Rand mit Schwärze zu füllen, und das obwohl der Mond hoch am Himmel stand und keine einzige Wolke ihn verdeckte.
Und immer noch nicht war Alex zurückgekehrt.
"Ich mache mir langsam Sorgen.", durchbrach Mary die Stille, "Alex ist immer noch in dem Krater. Bei dieser Dunkelheit ist er doch leichte Beute für die Drachen."
"Ihr solltet Euch lieber andere Sorgen machen, Prinzessin Amalia.", entgegnete Jalin.
"Ihr sollt mich nicht so nennen, habt Ihr das schon vergessen?!", fuhr sie etwas wütend auf, "Ich heiße Mary, auch für Euch!"
"Wie Ihr wünscht, Hoheit.", Jalin löffelte weiter seine Suppe.
"Ach, Jalin. Ich weiß nicht was ich tun soll." Mary klang verzweifelt, "Was passiert, wenn sie uns kriegen?"
"Ich werde Euch beschützen, darauf gebe ich Euch mein Wort.", sagte der Ritter.
"Danke, Ihr seid der einzige, dem ich vertrauen kann.", meinte sie dankbar.
Jalin nickte. Danach kehrte wieder die Stille ein, während jeder seine Suppe zu ende aß.

Alex marschierte auf Zehenspitzen durch den dunklen Wald. Er hatte völlig die Zeit vergessen bei seinen Experimenten. So etwas passierte ihm nur selten. Wahrscheinlich lag es daran, dass er sich nicht richtig konzentrieren hatte können, er hatte die ganze Zeit an Mary denken müssen.
Seltsam, dachte er stillschweigend, in ihrer Nähe spüre ich eine seltsame Art Kraft. Hm...
Unbestimmt blickte er in den Himmel. Durch das dichte Blätterdach des Waldes konnte er einige Sterne sehen. Doch etwas anderes zog seine Aufmerksamkeit auf sich.
Weit oben am Kraterrand war ein Licht.
Alexs Haus konnte es nicht sein, er hatte es so gebaut, dass man es von keiner Stelle aus dem Wald sehen konnte. Er wäre ansonsten schon lange ein Opfer der Drachen gewesen.
Er blieb stehen. Das Licht bewegte sich jedoch weiter, wenn er es nicht genauer gewusst hätte, würde er sagen, dass es sich auf sein Haus zu bewegte. Doch dieses lag in genau der anderen Richtung.
Dann, wie auf ein Stichwort änderte das Licht plötzlich seine Richtung. Alex gefiel das ganz und gar nicht. Er spurtete los um vor dem seltsamen Licht bei seinem Haus zu sein.

Jalin hatte sich wieder schlafen gelegt. Mary hatte es ihm nicht übel genommen. Er war schließlich schwer verletzt und ausgemergelt. Sie hatten auf ihrer langen Reise nicht jeden Tag etwas zu essen bekommen. Sie waren nur gelaufen und gelaufen um nicht...
Mary verwarf den Gedanken sofort wieder. Daran wollte sie ihm Moment nicht denken. Sie fühlte sich hier zum ersten Mal in ihrem Leben so richtig wohl.
Jedoch machte sie sich immer noch Sorgen um Alex.
Kurzerhand verließ sie das Haus und stellte sich an die Klippen um auf den Wald hinunterzublicken. Doch das Schwarz der Nacht war so vollkommen, dass sie nichts sehen konnte. Selbst der Wasserfall schien in ein bodenloses schwarzes Loch zu fallen.
Dann hörte sie plötzlich ein Knacken und drehte sich um, um nachzusehen, was dieses Geräusch verursacht hatte. Doch als sie es sah, ließ sie einen erschrockenen Schrei los.
Hinter ihr standen drei Ritter in schwarzer Rüstung.
"Nein, das... das kann doch nicht wahr sein...!" Mary ließ sich schmerzlich auf die Knie fallen.
Sie hatten sie also doch gefunden. Und das so schnell.
"Oh doch, Prinzessin. Wir sind leider echt!", antwortete einer der Ritter und lachte missraten.
"Wo ist denn euer Schoßhund?", fragte ein anderer.
"Sieh dich doch mal um!", rief eine erboste Stimme hinter den Rittern.
Diese fuhren herum und standen Jalin gegenüber. Ohne darauf zu warten, dass sie sich von dem Schrecken erholt hatten, stieß Jalin mit seinem Schwert zu und durchbohrte einen von ihnen. Der tote Ritter sank zu Boden und die anderen zwei stürzten sich auf Jalin.
Mary konnte dem Kampf kaum folgen. Sie ertrug es nicht, wenn die zwei Ritter sich gemeinsam auf Jalin stürzten und ihm noch mehr neue Wunden zufügten.
So schnell und plötzlich der Kampf auch angefangen hatte, genauso schnell und plötzlich endete er.
Jalin wurde das Schwert aus der Hand geprellt und einer der Ritter verpasste ihm einen Kinnhaken, der ihn betäubt zu Boden fallen ließ.
"Das war’s dann wohl.", sagte einer der beiden und warf Jalins Schwert mit einem einfachen Schwung in die Dunkelheit des Kraters. Dann wandten sich die beiden Mary zu.
"Und nun zu Euch, Prinzessin Amalia."
Sie sagte nichts sondern starrte nur auf den am Boden liegenden Jalin. Wie viel hatte er für sie gegeben? Und sie selbst konnte rein gar nichts unternehmen.
"Warum...?", fragte sie den Tränen nahe.
"Wäret Ihr nicht weggelaufen, Prinzessin, dann wäre das alles nicht geschehen.", sagte einer der Ritter und packte sie an ihrem Oberarm. Mit einem schmerzhaften Ruck riss er sie ihn die Höhe, "Es ist alles eure Schuld.", hauchte er ihr ins Gesicht. Dann verpasste er ihr eine schallende Ohrfeige, die sie hart zu Boden stürzen ließ.
"Ihr habt Glück, dass uns der Oberpriester verboten hat Euch wirklich etwas anzutun, denn sonst würdet Ihr für jeden meiner Männer bezahlen, der in diesem Krater von einem dieser verdammten Drachen getötet wurde!", schrie sie der andere Ritter an, "Was glaubt Ihr wie viele gestorben sind?!"
"Anscheinend nicht genug.", sagte plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit.
"Wer ist da?!", riefen die schwarzen Ritter und zogen ihre Schwerter.
"Jemand, der es gar nicht leiden kann, wenn man wehrlose Frauen schlägt.", knurrte die Stimme.
"Los, zeigt Euch, Feigling!" sagte ein Ritter.
"Ihr seid hier die Feiglinge. Ihr geht zu zweit auf einen verletzten Ritter los! Und dann auch noch auf ein Mädchen! Ich kann euch sagen, dass das ein großer Fehler war!", sagte Alex kalt und trat aus der Dunkelheit. Er war richtig wütend, "Ihr habt damit eurer Todesurteil unterschrieben!"
"Natürlich. Wer bist du schon, du Knilch?!", fragte einer der Ritter unbeeindruckt.
"Das willst du lieber nicht wissen...", sagte Alex böse und holte etwas unter seinem Mantel hervor, das er dann den Rittern zeigte. Mary konnte es jedoch nicht sehen, weil ihr einer der Ritter die Sicht versperrte. Doch es schien etwas Schreckliches zu sein, denn einer der Ritter ließ entsetzt seine Waffe fallen und warf sich auf die Knie.
"Spinnst du?!", fuhr ihn der andere daraufhin an, "Das Ding ist doch gar nicht echt!"
"Oh doch, mein Freund...", grinste Alex kalt und verbarg wieder das seltsame Ding, welches Mary nicht sehen konnte. Dann sprang er plötzlich vor, zog sein Schwert und rammte es dem noch stehenden Ritter in den Leib. Dieser stieß ein erschrockenes Keuchen aus, ehe er tot zusammenbrach.
Alex zog sein Schwert aus dem leblosen Körper und wischte seine Klinge an dessen Umhang ab. Dann wandte er sich dem anderen Ritter zu.
"Du wirst jetzt zu deinem Oberpriester oder was auch immer gehen, und ihm sagen, dass ich persönlich die Prinzessin beschützen werde. Ist das klar?!", donnerte Alex.
"Ja!", rief der Ritter daraufhin und rannte davon in die Dunkelheit.
Alex schob sein Schwert zurück in die Scheide und ging zu Mary, die immer noch auf dem Boden kauerte. Er kniete sich neben ihr nieder und betrachtete ihre, von der heftigen Ohrfeige, angeschwollene Backe.
"Es tut mir leid...", sagte er vorwurfsvoll, "Wäre ich doch früher gekommen..."
"Bitte sei still. So etwas will ich nicht hören.", entgegnete sie leise.
Sie versuchte aufzustehen um zu Jalin zu gehen, Alex musste ihr dabei helfen, weil sie immer noch etwas geschockt wirkte.
Jalin sah schrecklich aus. Er hatte überall Schnittwunden und Prellungen.
"Nein, Jalin... bitte nicht...", flüsterte Mary und ließ sich neben dem Ritter auf den Boden sinken. Er schien dem Tode nahe.
"Ich weiß eine Möglichkeit wie Ihr ihm helfen könnt.", meinte Alex vorsichtig, "Aber das könnt wirklich nur Ihr tun."
"Ich werde alles tun, damit es Jalin wieder besser geht. Ich stehe tief in seiner Schuld.", sagte sie ohne Alex anzuschauen.
"Dann lasst uns gehen." Alex schaute in den dunklen Wald hinab. Was sie vorhatten würde kein Spaziergang werden. Vor allem nicht für Mary.
Nein..., dachte Alex schmerzlich, für Prinzessin Amalia.
Sie stiegen sofort nach Sonnenaufgang in den Krater hinunter. Alex trug Jalin die ganze Zeit in den Armen.
Amalia und er hatten seither nichts mehr miteinander gesprochen. Keiner traute sich etwas zu sagen. Doch schließlich brach Alex das Schweigen, als sie den Wald betraten.
"Zu welchem Königshaus gehört Ihr eigentlich?", wollte er wissen.
"Warum fragst du das? Ich bin keine Prinzessin.", antwortete sie ohne ihn anzuschauen.
"Ihr könnt mir nicht länger etwas vormachen, Prinzessin Amalia.", sagte er.
Bei diesen Worten konnte er sehen wie sie unbewusst zusammenzuckte.
"Du weißt es?", fragte sie vorsichtig.
"Ja.", antwortete Alex, "So was habe ich mir schon vorher gedacht. Aber als die Ritter euch dann mit Prinzessin ansprachen, da... ist bei mir ein Licht aufgegangen."
"Ich verstehe." Es schmerzte sie irgendwie, dass er sie mit Prinzessin anredete, "Aber ich kann dir selbst nicht sagen woher ich komme. Man brachte mich als ein kleines Kind zu einer Königsfamilie. Sie zogen mich auf und ich wurde ohne wirklich adelig zu sein eine Prinzessin. Ich weiß nicht wer meine Eltern waren. Meine Stiefeltern wollten mir nie etwas von ihnen erzählen."
"Und die schwarzen Ritter? Warum waren sie hinter euch her?"
"Ich bemerkte eine große Veränderung an meinem Stiefvater. Sein neuer Oberpriester wollte mich für eine wichtige Zeremonie opfern. Und mein Stiefvater willigte ein. Dann bin ich zusammen mit Jalin geflüchtet und wir landeten nach langer Reise hier in diesem Krater.", erzählte Amalia.
Alex sagte erst einmal nichts. Vielleicht wollte sie ihm ja noch mehr erzählen.
"Woher kommst du, Alex?", fragte sie nach einer Weile, "Und warum willst du mir nicht erzählen, warum du hier lebst?"
"Ganz einfach", antwortete er kalt, "es würde Euch abschrecken. Aber ich denke, nachdem Jalin wieder gesund ist, werdet Ihr es sowieso wissen."
"Wie meinst du das?", fragte sie verwirrt.
"So wie ich es sage." Alex wandte den Blick von ihr ab. Er ertrug ihre Blicke nicht mehr. Sobald Jalin gesund war, würde er sie sowieso nicht wieder sehen. Und das stach ihm einen Dolch in sein Herz.

Für den Rest ihres Weges sprachen sie nichts mehr miteinander. Amalia hatte zwar immer wieder versucht mit ihm ein Gespräch anzufangen, aber Alex war nicht darauf eingegangen.
Alex führte sie zu einer großen und dunklen Höhle am anderen Ende des Kraters.
Dort angekommen legte er Jalin vor dem Eingang ab und deutete Amalia sich neben ihn zu stellen. Dann trat er einige Schritte zurück und holte tief Luft.
"DUMMSCHUPPE!", schrie er in die Höhle, "Kommt raus! Ich muss mit Euch reden!"
"Was hast du vor?", fragte Amalia nervös.
"Keine Angst.", versicherte er ihr, "Euch wird nichts geschehen."
Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, als plötzlich der Drache aus der Höhle geschossen kam und sich auf Alex stürzte. Dummschuppe erwischte ihn mit einer seiner riesigen Pranken und drückte ihn auf den Boden. Amalia kniete sich schützend neben Jalin nieder und hielt die Luft an.
"Ihr wisst, dass Ihr mich nicht so nennen sollt!", donnerte der Drache auf einmal los und drückte Alex mehr und mehr die Luft ab, "Merkt es Euch endlich, mein Name ist URONAR! Und was sucht Ihr eigentlich hier?! Ich dachte wir hätten ausgemacht, dass Ihr nicht zu meiner Höhle kommt, und ich dafür nicht Eure lächerliche Hütte niederbrenne!"
"Ach, Dummschuppe, hört auf mit mir zu spielen!", schrie seinerseits Alex dem Drachen ins Gesicht, "Ich brache Eure Hilfe!"
Amalia saß nur da und glaubte kaum ihren Ohren. Da redete doch tatsächlich Alex mit einem Drachen! Und er schrie ihn auch noch an! Und warum konnte ein Drache eigentlich sprechen?!
"Ihr braucht meine Hilfe?", fragte Uronar ungläubig, "Wie kommt denn das auf einmal?!"
"Nein, nicht ich brauche Eure Hilfe sondern dieses Mädchen dort drüben!", rief Alex.
"Mädchen? Wo denn?" Uronar sah sich suchend um, "Oh, ihr meint dieses Mädchen da, das neben diesem Blechhaufen liegt?"
"Uronar! Macht keine Witze! Hier geht es um Leben oder Tod!", schrie Alex.
"Ist ja gut! Ist ja gut! So regt Euch doch nicht auf!" Uronar nahm seine Pranke wieder von Alex herunter und drehte sich zu Amalia um.
"Oh mein Gott!", stöhnte diese und blickte dem Drachen in die Augen.
"Nein, tut mir leid, Mylady, aber ich bin leider kein Gott. Ihr müsst Euch mit einem einfachen Drachen zufrieden geben.", grinste der Drache.
"Eure Witze sind genauso schlecht wie Euer Atem.", sagte Alex und erhob sich Luft ringend von dem Boden. Dann stellte er sich neben den Drachen und grinste seinerseits diesen an.
"Was soll das hier überhaupt? Sie ist doch eine Prinzessin, oder? Soll ich sie jetzt etwa entführen und für mich kochen lassen?", fragte Uronar sichtlich verwirrt, "Ich hoffe, sie kann das besser als Ihr."
"Erzählt keine Märchen, Uronar, sondern hört ihr doch zu! Sie will Euch um etwas bitten!", sagte Alex.
"Nun gut. Was ist Eurer Anliegen, Mylady?", fragte Uronar höflich.
Amalia brachte kein Wort heraus. Sie war viel zu sehr geschockt um auch nur einen klaren Gedanken fassen zu können. Langsam begann es in ihr zu dämmern. Sie wusste auf einmal wer Alex in Wirklichkeit war. Doch sie wagte es nicht auszusprechen. Noch war es nicht Zeit dazu.
"Ich... ich wollte Euch bitten diesem jungen Ritter hier zu helfen.", stotterte sie dann schließlich.
"Ihr wollt, dass ich ihm das Leben rette? Ihn von seinen Schmerzen und Qualen erlöse?", hakte Uronar nach.
"So ist es. Ich bitte Euch nach ganzem Herzen darum." Sie blickte ihm tief in die Augen. Etwas an den Augen des Drachens erinnerte Amalia an Alex. Doch sie wusste nicht richtig was.
"Hm... Und was bekomme ich als Gegenleistung?", wollte der Drache wissen.
Amalia erschrak. Sie hatte nichts was sie ihm hätte geben können. Nichts außer sich selbst.
"Darüber macht Euch mal keine Gedanken, Uronar. Darum kümmere ich mich.", sagte Alex schnell bevor Amalia etwas antworten konnte. Sie sah ihn verwirrt an, aber er lächelte nur.
"Na gut...", grummelte Uronar, "Ich werde es tun, auch wenn ich weiß, dass Ihr mich bestimmt wieder ausgetrickst habt. Geht mal beiseite.", sagte er dann zu Amalia. Mit schnellen Schritten trat sie neben Alex.
Dann holte Uronar kurz Luft und spie blaue Flammen aus. Die Flammen umhüllten Jalin und ließen seine Konturen verschwimmen.
Amalia neben Alex ließ einen kleinen Schrei los.
"Keine Sorge. Es wird ihm nichts geschehen. Uronars heilendes Drachenfeuer wird seinen Körper wieder vollständig genesen.", beruhigte er sie.
"Uronar und du, ihr seid euch sehr ähnlich.", begann Amalia zögerlich. Sie blickte ihn von der Seite an. Alex senkte den Blick.
Sie wusste es also.
"Du... du bist also wirklich ein..." Sie wagte nicht das Wort auszusprechen.
"Ja, ich bin ein Drachenritter. Einer der letzten unseres ausgestorbenen Volkes.", sagte er ohne jegliche Gefühlsregung in seiner Stimme.
Unbeabsichtigt machte Amalia einen Schritt von ihm weg. Doch Alex bemerkte dies natürlich. Die Sinne eines Drachenritters waren übernatürlich gut.
Sein Volk gab es schon so lang wie es die Drachen gab. Sie waren keine wirklichen Menschen und besaßen einige Fähigkeiten der Drachen. Auch besaßen sie eine sehr alte Magie, die es ihnen erlaubte, Drachen zu beeinflussen. Die Drachenmenschen waren einst ein stolzes Volk, das im Krieg wegen ihrer Kunst mit den Drachen umgehen zu können sehr gefürchtet war. Deswegen wurden sie gejagt, getötet und fast ausgerottet. Die wenigen übrig gebliebenen versteckten sich oder versuchten sich als normale Menschen auszugeben.  
Alex war bis zu der Zeit, bevor er in diesem Krater lebte, von Ort zu Ort gezogen, immer verfolgt und geachtet von den anderen Menschen. Er hatte viel durchlitten. Selbst seine Eltern hatte er einst zurücklassen müssen. Sie wurden getötet. Und dies nur um ihren einzigen Sohn vor dem Tode zu bewaren. Er war sich nicht ganz sicher, aber Alex glaubte wirklich der noch einzig lebende Drachenritter zu sein.
So schmerzte es ihn zutiefst, dass Amalia Angst vor ihm hatte. Die Menschen erzählten ihren Kindern immer Schauermärchen über sein Volk, um ihnen Angst einzujagen, wenn sie mal wieder nicht brav waren.
"Keine Angst.", sagte er deshalb mit einem traurigen Lächeln, "Ich fresse schon lang keine Kinder mehr."
"Alex, es tut mir leid, ich wollte dich nicht...", wollte sie sagen, doch er hob abwehren die Hand.
"Amalia,", sagte er, "ist schon gut. Wenn ich nicht wüsste, wer ich bin, dann hätte ich selbst Angst vor mir."
"So, fertig!", rief Uronar gut gelaunt und trat einige Schritte von Jalin zurück, "Der ist wie neu."
"Danke, Uronar.", bedankte sich Alex bei dem Drachen.
"Bitte, bitte. Vergesst meine Belohnung nicht!", erinnerte ihn Uronar.
"Sicher nicht, ich koch mal für Euch!"
"Oh Gott, bloß nicht!", rief Uronar entsetzt und schlürfte zurück in seine Höhle.
"Jalin!" Amalia rannte zu ihrem Beschützer und ließ sich neben ihm in das Gras sinken, "Jalin, wie geht es Euch?"
Der Ritter öffnete seine Augen und blickte die Prinzessin verwirrt an.
"Amalia? Seid Ihr es? Ich hatte so einen seltsamen Traum...", meinte er leise.
"Das war kein Traum! Euch hat wirklich ein Drache geheilt!"
"Was?! Aber wie ist das möglich? Geht es Euch gut, Prinzessin?" Jalin setzte sich schnell auf und hielt Ausschau nach einem Drachen, doch Uronar war schon längst wieder in seiner Höhle verschwunden.
"Aber Prinzessin? Was ist mit den Rittern geworden? Haben sie Euch etwas angetan?", fragte er besorgt.
"Nein, Alex kam zur Rechten Zeit um mir und Euch das Leben zu retten. Er...", Sie drehte sich plötzlich erschrocken nach Alex um.
Doch dort wo er noch vor wenigen Sekunden gestanden hatte war nichts mehr zu sehen. Stattdessen lag dort im Gras ein kleines Wappen, das auf ein seltsames Metall geschnitzt war.
Amalia stand auf und ging zu dem Wappen.
"Das hat er also den Rittern gezeigt...", meinte sie leise zu sich selbst.
Auf dem Wappen war ein Ritter in einer kunstvollen Rüstung, der auf einem Drachen saß und durch die Wolken flog.

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3. Kapitel
Wahre Freundschaft
Als Amalia und Jalin zurück zu Alexs Haus kamen, fanden sie es verlassen vor. Der junge Drachenritter war nirgends zu sehen.
"Ich habe ein schlechtes Gewissen.", sagte Amalia traurig, "Er hat uns so viel geholfen und wir haben uns nicht einmal bedankt."
"Drachenritter... ich dachte immer, sie wären nur ein altes Ammenmärchen.", meinte Jalin und schüttelte den Kopf. Er war fast verrückt vor Angst geworden, als die Prinzessin ihm erzählt hatte, wer Alex in Wirklichkeit war.
"Es ist schade, wenn man ein Volk einfach so schlecht macht. Alex kann doch gar nichts dafür!", meinte Amalia außer sich, "Menschen, die so schreckliche Dinge verbrechen, sind abscheulich!"
"Die Menschen haben eben Angst vor dem was anders ist.", sagte plötzlich Alex hinter ihnen.
Amalia und Jalin fuhren herum und waren froh, dass nur Alex hinter ihnen stand und nicht einer ihrer Jäger.
"Ihr seid noch nicht weg?", wunderte sich der Drachenritter, "Habt ihr etwas vergessen?"
"Ja.", sagte die Prinzessin und stellte sich Alex gegenüber, "Wir haben vergessen dir zu danken. Danke Alex.", sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. Jalin grinste nur, als er Alexs erstauntes Gesicht sah.
"Wofür... wofür war denn das?", fragte Alex sie verwirrt.
"Dafür, dass du Jalin und mir das Leben gerettet hast.", lächelte sie. Alex fand, dass sie das schönste Lächeln auf der ganzen Welt besaß.
Jalin räusperte sich, "Prinzessin, wir sollten jetzt lieber aufbrechen. Wer weiß, wann der Priester uns neue Verfolger auf den Hals hängt?"
"Ja, stimmt.", sagte sie plötzlich mit einer Spur Traurigkeit in der Stimme. Sie blickte betroffen zu Boden und ihr schönes Lächeln verschwand.
"Dann heißt es wohl auf Wiedersehen sagen." Alex versuchte zu lächeln.
"Alex...", begann Amalia unsicher, "Willst du nicht mit uns kommen? Ich will nicht, dass du hier so allein zurückbleibst. Bitte begleite uns!", flehte sie.
"Amalia.", meinte er traurig, "Ich kann hier nicht fort. Das ist mein Zuhause, meine Heimat. Ich...", er stockte kurz und sah in den Krater, "... gehöre eben zu den Drachen."
"Ich verstehe...", traurig folgte sie seinem Blick und sie konnte ihn wirklich verstehen. In einer Welt, die ihn und sein Volk nicht gewollt hatte, war dies wirklich der einzige Ort, an dem er sich wohlfühlen konnte. Hier war er bei einem Teil seines Volkes - bei den Drachen.
"Sagst du Uronar einen Gruß von mir? Ich hätte ja gern für ihn gekocht, aber es hat sich eben anders ergeben.", sagte sie zum Abschied und trat neben Jalin.
"Das werde ich. Ich denke, er wird sich darüber freuen.", entgegnete Alex.
"Machs gut, Alex. Danke nachmals.", sagte plötzlich Jalin und schüttelte ihm freundschaftlich die Hand, "Pass auf dich auf, Kleiner."
"Pass du mir lieber auf Amalia auf.", grinste Alex zurück und drückte fest die Hand des Ritters. Doch Jalin drückte ebenso fest zurück. Die beiden mussten lachen.
Männer...., dachte Amalia hingegen nur und unterdrückte ein kleines Grinsen.
"Pass bitte gut auf dich auf, Alex.", meinte sie ehrlich.
"Lasst euch nicht von diesen Leuten erwischen, bitte. Wenn ihr mal in Schwierigkeiten kommen solltet, dann nehmt das Wappen zur Hand. Ich werde dann kommen und euch beiden zur Seite stehen." Er nahm ihre rechte Hand und hauchte ihr einen Kuss auf ihren Handrücken. Amalia wurde etwas rot im Gesicht. Eine Weile standen sie nur da und sahen sich in die Augen, bis Jalin sich schließlich etwas übertrieben räusperte. Die beiden blickten verlegen zur Seite und Jalin und Amalia machten sich dann auf den Weg.
Als Alex sie nicht mehr sehen konnte, weil sie den Rand des Kraters schon lange verlassen hatten, trat er an den Kraterrand.
"Amalia...", flüsterte er, "Ich hoffe es wird dir gut ergehen..."

Urdo lief unruhig durch sein Zimmer. In schnellen Bahnen umrundete er seinen teuren Mahagonischreibtisch und fegte dabei ganze Stapel von Blättern zu Boden.
"Wie soll ich ohne dieses dumme Kind...", knurrte er vor sich hin, als es plötzlich an der Tür klopfte.
Scheu und etwas mit den Beinen zitternd trat ein junger Bediensteter ein.
"Herr, ich habe wichtige Nachrichten für Euch.", stammelte er.
"Dann red schon!", fauchte ihn Urdo an.
"Ja, Herr!", beeilte sich der Diener zu sagen, "Einer der Ritter, die Ihr geschickt habt um Prinzessin Amalia zurückzuholen ist heute morgen eingetroffen. Er sagt, dass die Prinzessin und ihr Begleiter in einen Vulkankrater geflohen waren. Er und seine Männer haben sie bis dorthin verfolgt, aber fast alle seiner Männer wurden angeblich von...", der Junge stockte kurz, "...Drachen getötet. Und dann sei noch ein junger Krieger gekommen um die beiden zu beschützen. Der Krieger soll ihm ein seltsames Wappen gezeigt und ihm aufgetragen haben Euch auszurichten, dass er ab sofort die Prinzessin beschützen werde."
Der Diener endete erleichtert.  
"Du kannst gehen, aber rufe den besagten Ritter zu mir.", sagte Urdo sofort und gab dem Jungen einen Wink mit der Hand. Dieser verschwand dann aus dem Zimmer.
Wenige Minuten später betrat dann der schwarze Soldat das Zimmer.
Urdo hatte ihn bereits erwatet und hieß ihm sich zu setzten.
Der Ritter setzte sich mit einem mulmigen Gesichtsausdruck auf einen Stuhl.
"Der fremde Krieger hat Euch also ein Wappen gezeigt, ja?", fragte der Oberpriester ohne Umschweife.
"Ja, Herr.", antwortete der Ritter.
"Dann beschreibt mir wie es aussah.", forderte Urdo in auf.
"Es zeigte einen Mann in prachtvoller Rüstung auf einem riesigen roten Drachen. Sie flogen durch die Lüfte."
"Hm...", machte der Priester und ging zu seinem Schreibtisch. Er öffnete eine Schublade und holte ein altes Pergament heraus. Dieses Pergament legte er dann vor den Ritter auf den Tisch und rollte es auf.
Zum Vorschein kam ein riesiger Stammbaum. Statt den Namen der Familie waren dort kunstvoll Wappen eingezeichnet. Alle dieser Wappen hatten eine Gemeinsamkeit: Sie enthielten in irgendeiner Form einen Drachen.
Doch jedes dieser Wappen war mit einem feinen Stift ausgestrichen worden. Nur eines nicht: Das Wappen, das der Ritter gerade beschrieben hatte.
"Sah es vielleicht so aus?", fragte Urdo, obwohl er die Antwort schon wusste.
Der Ritter nickte zustimmend, "Ja Herr, genau so."
"Gut. Ihr dürft gehen.", sagte Urdo und rollte das Pergament wieder auf.
"Habe ich dich also gefunden...", lachte er leise als der Ritter das Zimmer wieder verlassen hatte, "...Alexander von Drachenfels."

"So einfach mache ich es Euch nicht!", schrie Uronar böse und peitschte wütend mit seinem Schwanz nach Alex, "Eure Magie könnt Ihr an anderen Versuchskaninchen ausprobieren!"
"Das ist es ja! Bei all Euren Verwandten klappt es! Nur eben bei Euch noch nicht!", entgegnete Alex und wich gerade noch so dem Schwanz des Drachens aus.
"Ich muss Euch eh noch den Kopf abbeißen, Ihr habt mir Eurer dreckiges Schwert in den Fuß gerammt!", fauchte Uronar und schlug mit einer seiner Pranken nach Alex. Doch wieder erwischte er ihn nicht. Alex war zu flink.
"Ich sagte Euch doch: Wenn Ihr mit Menschen spielt, dann werde ich Euch wie jeden gewöhnlichen Drachen bekämpfen!", sagte Alex aufgebracht und wich einer neuen Attacke des Drachens aus.
"Und das verstehe ich immer noch nicht!", knurrte Uronar und verpasste Alex einen gnadenlos harten Schlag, der den jungen Ritter durch die Luft und gegen einen Baum schleudern ließ.
Alex wurde von diesem Schlag oder besser gesagt von dem Aufprall fast ohnmächtig. Uronar hatte es wohl ziemlich ernst gemacht.
"Ich verstehe es nicht.", meinte der Drache erneut etwas ruhiger, als er gesehen hatte was er angerichtet hatte, "Die Menschen haben unsere Völker nahezu ausgelöscht, und dann beschütz Ihr gerade sie!"
"Sie können... doch... nichts dafür...", keuchte Alex und versuchte sich etwas aufzurichten. Wäre er nicht der Freund des Drachens gewesen, dann hätte Uronar ihn wohl mit diesem Schlag getötet.
"Ihr seid so dumm, Alex. So dumm..." Uronar schüttelte den Kopf und schlürfte zu dem Verletzten. Alex hätte den Drachen gerne gefragt, ob er ihn mit seinem blauen Feuer heilen könne, aber er war dem Drachen zu viel schuldig.
Deshalb richtete er sich auf, um zu zeigen, dass er nicht klein bei gab.
"Ihr müsst hier niemanden etwas beweißen. Vor allem mir nicht.", sagte daraufhin Uronar, als ob er seine Gedanken gelesen hatte. "Haltet still."
Der Drache holte tief Luft und heilte Alex mit seinen Flammen. Alex Körper fühlte sich wieder frisch und erholt an, nichts tat mehr weh.
"Danke...", meinte Alex missmutig und lehnte sich traurig an den Baum.
Uronar knurrte, "Ihr seid unkonzentriert. Kein Wunder, dass Ihr so schlecht gekämpft habt. Aber Ihr wurdet anscheinend von einem bösen Fluch getroffen. Das spüre ich genau!"
"Fluch?" Alex sah auf, "Was denn für ein Fluch?"
"Ihr habt richtig gehört.", knurrte der Drache weiter, "Ein Fluch, genannt: LIEBE! ARGH!" Uronar schüttelte sich, "ICH HASSE DIESES WORT!"
"Wahrscheinlich. Aber ich…”, wollte Alex sagen doch Uronar unterbrach ihn: "Es verwirrt Eure Sinne, es raubt Euch eurer letztes bisschen Verstand und irgendwann bringt es Euch um! Glaubt mir das ist ein Fluch!"
"Jetzt übertreibt Ihr aber!"
"Bestimmt nicht. Ich habe schon viele Krieger fallen sehen, nur wegen ihrer ach so großen Liebe! Pah! Ganze Königreiche sind wegen so etwas hinterhältigen ausgerottet worden!"
"Uronar, Ihr wart eben noch nie verliebt...", seufzte Alex ohne auf die Worte des Drachens zu achten.
"Deshalb leben ich auch noch!" Uronar ließ sich neben Alex nieder. Eine Weile saßen sie nur so da und sagten nichts.
"Ich werde es nochmals versuchen.", sagte Alex nachdenkend.
"Ach ja, und was? Euch zu verlieben?", fragte der Drache.
"Nein.", antwortete der junge Drachenritter darauf, "Ich werde erneut versuchen, ob ich Euch mit meiner Magie beherrschen kann."
Uronar erhob sich und sah Alex plötzlich mit einem, für einen Drachen sehr ernstes, Gesicht an, "Es wird nicht klappen, junger Drachenritter."
"Aber warum nicht?! Ich gebe mir dir größte Mühe!", fuhr Alex auf.
"Ganz einfach, hättet Ihr mehr in den Büchern gelesen, dann wüsstet Ihr es: Ein Drachenritter kann keinen Drachen beherrschen, der sein Freund ist. Es ist unmöglich." Damit drehte er sich um und schlürfte zurück zu seiner Höhle.
Alex war erstaunt, mehr als das sogar. Es war ihm unmöglich auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
"Uronar!", rief er dann und sprang auf. Mit einigen Sätzen holte er den Drachen noch vor seiner Höhle ein, "Ich muss Euch etwas fragen!"
"Was ist denn?!", knurrte der Drache.
"War das jetzt kein Scherz? Habt Ihr das ehrlich gemeint?", wollte Alex wissen. Er musste das jetzt verstehen.
"Ich habe es so gemeint wie ich es gesagt habe."
"Danke, Uronar. Ihr seid auch mein Freund. Den einzigen, den ich habe!" Alex schaute dem uralten Drachen in die Augen. Die gelben, faustgroßen Kugeln betrachteten ihn ebenfalls.
"Wisst Ihr was, Knirps?" Uronar hatte ihn schon lange nicht mehr so genannt, "Ich werde Euch nicht fressen, wenn Ihr mich nicht fresst."
"Oh ja, natürlich." Alex verstand diese Worte, es war eben Uronars Art und Weise seine Gefühle auszudrücken.
"Gut, dann geht mir jetzt aus dem Weg, Halbdrache." Er stieß Alex mit seiner riesigen Schnauze bei Seite und verschwand in seiner Höhle.
Alex grinste breit. Ihm war gerade etwas Fieses eingefallen.
Er nahm etwas Abstand von dem Höhleneingang, formte seine Hände zu seinem Trichter und holte tief Luft.
"DUMMSCHUPPE!"
In der Höhle erklang plötzlich ein grausiges Brüllen und Alex nahm schnell die Beine in die  Hand, um um sein Leben zu laufen. Er liebte dieses Spiel. Und Uronar ebenso.

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4. Kapitel
Die Falle
Amalia und Jalin wanderten gerade durch einen tiefen und dunklen Wald. Überall waren Schatten und das Licht der Sonne kam kaum durch das dichte Blätterdach des Waldes hindurch. Und ein kalter Wind fegte zwischen den dicht stehenden Bäumen hindurch. Eigentlich ein Widerspruch in sich, aber es war eben so… unheimlich.
Amalia zog ihren Mantel enger um ihre Schultern um nicht gleich zu erfrieren.
"Geht es Euch gut, Prinzessin?", fragte Jalin neben ihr.
"Sicher, Jalin. Ich bin nur etwas betäubt von dieser Eiseskälte. Das ist wohl alles." Sie lächelte unschuldig.
"Aha. Natürlich." Jalin zuckte mit den Schultern.
"Ihr glaubt mir nicht.", schlussfolgerte sie.
"Wie recht Ihr habt. Es klingt auch nicht besonders glaubwürdig.", antwortete er, "Seit wir Alex verlassen haben, seid Ihr so in Euch gekehrt. Ihr müsst wohl die ganze Zeit an ihn denken, oder?"
"Was? Ich?" Sie lief etwas rot an, "Wie kommt Ihr denn darauf?"
Jalin grinste schelmisch, "Ich kenne Euch, belasst es bei dieser Antwort."
Amalia lächelte ebenfalls etwas. "Ihr habt wohl recht."
Plötzlich blieben sie beide abrupt stehen. Sie spürten förmlich wie die Schatten um sie herum Gestalt anzunehmen begannen. Sie schienen sich sogar zu bewegen.
Jalin zog sirrend ein Schwert, das Alex ihm freundlicher Weise gegeben hatte, und blickte sich angestrengt nach etwas um, doch es war nichts da, nur die lebendigen Schatten.
"Jalin, was ist das?", fragte Amalia ängstlich.
"Ich weiß es nicht, Prinzessin. Seid vorsichtig!", warnte er.
"Aber, aber!", ertönte plötzlich eine seltsame Stimme, "Wer wird denn Angst vor ein paar Schatten haben?"
Jalin fuhr herum. Amalia tat dies ebenso und stieß einen gellenden Schrei aus.
Hinter ihnen stand der Priester.
"Habe ich euch beide endlich gefunden. Nachdem ich wusste, wo Ihr gewesen seid, war es einfach euren Spuren zu folgen. Aber jetzt habt ihr verloren! Prinzessin Amalia, kommt mit und eurem treuen Gefährten wird nichts geschehen!", rief er.
"Niemals!", schrie Jalin zurück, "Nur über meine Leiche!"
"Das könnt Ihr gerne haben!", meinte der Priester todernst, "Los, schnappt ihn euch!"
Hinter ihm traten plötzlich ein halbes Dutzend schwarzer Ritter aus den Schatten. Es schien aussichtslos zu sein.
Mit einem wütenden Brüllen warf sich Jalin den Rittern entgegen. Diese Antworteten ebenso. Amalia schrie angstvoll auf: "Jalin! Nein!"
Sie holte Alex Wappen aus ihrer Tasche und drückte es fest.
"Alex!", rief sie, "Wir brauchen deine Hilfe! Bitte komm schnell!"
Plötzlich stand der Priester vor ihr und schlug ihr das Wappen aus der Hand.
"So, so.", meinte er tadelnd, "Ihr habt also Euren kleinen Drachenfreund gerufen? Ich bezweifle, dass er kommen wird. Und wenn schon, dann bestimmt zu spät!"
"Ihr wisst von Alex?", fragte Amalia ungläubig.
"Mehr als Ihr je erfahren werdet! Er ist der letzte. Wenn ich ihn vernichtet habe, dann ist die Welt endlich von diesen grässlichen Monstern gereinigt!" Der Priester lachte verrückt.
"Ihr seid das Monster!", schrie sie und schlug ihm ins Gesicht. Der Priester taumelte vor Überraschung etwas zurück und fasste an seine Wange. Amalia hatte ihm mit ihren spitzen Fingernägeln ein paar blutige Striemen verpasst. Wütend sah er sie an.
"Das war sehr schlecht, Prinzessin. Dafür werdet Ihr noch büssen müssen!"
"Aber zuerst IHR!", rief plötzlich eine vertraute Stimme über ihnen.
Der Kampf verstummte schlagartig, als ein markerschütterndes Brüllen erklang. Alle sahen in den Himmel, es wurde plötzlich noch dunkler in dem Wald, weil sich etwas Riesiges vor die Sonne schob. Dann krachte plötzlich Uronar durch das Dach des Waldes und landete mitten in den schwarzen Rittern. Ohne darauf zu warten, dass sich diese von dem Schrecken erholten, griff er sofort an und tötete schon allein durch einen Prankenhieb unzählige.
Amalia jubelte freudig auf, denn Alex sprang auf einmal von Uronars Rücken und kam auf sie zu gerannt.
Er sah großartig aus, fand sie. Er trug eine Rüstung, die wie echte Schuppen eines Drachens in unzähligen Farben glänzte und schimmerte. Ein anmutiges Schwert baumelte an seiner Seite. Er sah wirklich aus wie ein Drachenritter.
"Was für eine tolle Vorstellung, bravo.", meinte der Priester jedoch nur müde und klatschte lustlos in die Hände. Er stellte sich zwischen Alex und Amalia.
"Ich habe geschworen, Amalia zu beschützen, und selbst Ihr werdet mir nicht im Weg stehen. Gebt sie frei!", forderte Alex ohne auf die Bemerkung von eben zu achten.
"Was für ein edles Vorhaben. Doch Ihr wisst anscheinend noch nicht, dass dies Euer Ende sein wird, Alexander von Drachenfels!", lachte der Priester böse.
"Ihr wisst, wer ich bin?", fragte Alex überrascht.
"Natürlich weiß ich das! Ich war es schließlich, der Eure Eltern, nein, sogar Eure ganze Sippe ausgelöscht hat!"
"WAS?!", schrie Alex in Rage. Amalia hielt erschrocken die Luft an. War so etwas möglich?
"Ihr habt richtig gehört, ich war es! Und wenn ich Euch beiseite geschafft habe, dann ist mein Werk vollendet!", rief der Priester erfreut.
"Euer Werk?! Wollt Ihr etwa mein ganzes Volk auslöschen?!", rief Alex fassungslos.
"Richtig…"
Alex Herz verkrampfte sich. Er konnte kaum atmen vor Schmerzen. Der Mann, der vor ihm stand, hatte seine ganze Familie getötet. Aber warum? Warum tat ein Mensch solch schreckliche Dinge? Unglaubliche Wut stieg in ihm auf. Dafür würde der Priester mit seinem Leben bezahlen, das schwor er sich hiermit.
"Falls es Euch vor Eurem Tode noch interessiert: Ihr seid der letzte Eures Drachenvolkes!", rief der Priester triumphierend.
"Warum?", schrie plötzlich Amalia. Ihr liefen Tränen über die Wangen, "Warum habt Ihr das getan?! Wie kann ein Mensch nur so grausam und voller Hass sein?"
"Amalia…", flüsterte Alex. Für kurze Zeit verblasste der Hass in seinem Herzen.
"Ihr habt überhaupt keine Ahnung, was dieses Volk von Drachenmenschen wirklich vorhatte!"
"Und was sollte das sein?", fragte Amalia.
"Die Menschheit zu vernichten! Sie sind Dämonen, die allein über die Welt herrschen wollen!"
"Niemals! Das ist eine Lü-" - "Es stimmt.", unterbrach Alex sie. Verwirrt sah sie ihn an.
"Es war wirklich das Ziel einiger Sippschaften die Menschen zu vernichten, aber... mache kämpften auch für die Menschen. Es gab zwar viele Kriege zwischen unsere Völkern, aber noch mehr Freundschaften. Ihr könnt mein Volk gar nicht ausschalten, Priester dessen Name ich nicht einmal weiß. Es lebt in Kindergeschichten oder in den Drachen weiter. Die Menschen werden uns nie vergessen können.", schloss Alex traurig, jedoch mit entschlossener Stimme.
Der Priester sagte daraufhin nur: "Mein Name lautet Urdo."
Alex sah irritiert auf. "Das ist unmöglich! Urdo ist ein geweihter Drachenpriester! Er ist zwar ein Mensch, aber der Freund meines Volkes!"
"Ich bin es wirklich. Ich habe mir geschworen die Erde von Eurer ekelhaften Rasse zu reinigen! Ihr habt nicht mehr das Recht zu leben! Eure Zeit ist abgelaufen..."
"Was heißt hier nicht mehr das Recht? Wann hat jemand denn das Recht zu leben? Wer entscheidet das?", fuhr Amalia auf.
"Genau. Was gibt Euch das Recht darüber zu entscheiden ob jemand leben darf oder nicht? Ihr seid kein Gott!", rief Alex.
"Aber ich werde es sein, wenn ich Euer Volk ausgelöscht und die Prinzessin jemandem ganz bestimmten geopfert habe!", lachte Urdo.
"Doch nicht etwa…?", keuchte Alex.
"Oh doch, genau dem! Dem Gott der Unterwelt!"
Amalia versteifte. Sie sollte dem Gott der Unterwelt geopfert werden?
"Nie im Leben!", rief plötzlich Jalin und tauchte hinter Alex auf. Er war durch unzählige Wunden verletzt, doch trotzdem sprang er vor und stieß mit seinem Schwert in Richtung des Priesters. Dieser wich aus und hob dann auf einmal die Hand. Hinter ihnen erscholl plötzlich Uronars gequältes Brüllen. Alex keuchte erschrocken auf und starrte Urdo an.
"Das könnt Ihr nicht machen!", rief er, "Nicht mit Uronar!"
"Und ob ich das kann!", entgegnete der Priester und murmelte einige Worte.
Uronar brüllte erneut und ließ damit die Erde beben. Er kam auf sie zugestampft.
"Los, LAUFT!", schrie Alex, "Jalin bringt Amalia in Sicherheit! Er darf sie nicht bekommen!"
"Alex, was ist los?", fragte Amalia verwirrt.
"Er hat Uronar unter Kontrolle! Er wird ihn auf uns hetzten! LAUFT ENDLICH!", schrie er. Doch selbst machte er keine Anstalten sich von der Stelle zu rühren. Er sah dem Drachen ungeduldig entgegen.
"Und was ist mit dir? Du kannst nicht einfach hier bleiben!", rief Amalia.
"Uronar ist mein Freund, er wird mir nichts tun.", meinte Alex leise. Doch selbst wusste er, dass dies nicht stimmte. Ein Drache, der unter der Kontrolle eines Priesters stand, war nicht mehr Herr über sich selbst. Er würde keinen Unterschied machen zwischen einer Küchenschabe und seinem Freund.
"Nein, Alex!", schrie Amalia, als Jalin sie am Handgelenk packte und davon schleifte. Sie riss sich wieder los und wollte zu dem Drachenritter rennen, doch Jalin hielt sie erneut auf und warf sie sich kurzerhand über die Schulter. Mit der schreienden Prinzessin über den Schultern rannte er in den dichten Wald und verschwand.
Alex seufzte erleichtert, wenigstens würde Urdo Amalia nicht bekommen. Uronar war schon fast heran, zum Weglaufen war es schon längst zu spät. Doch er wollte nicht mit seinem Drachenfreund kämpfen. Er konnte einfach nicht sein Schwert ziehen.
Dann stand er Uronar gegenüber. Die Augen des Drachens leuchteten rot und sein Blick war verwirrt und auch verängstigt. Alex schaute ihm tief in die Augen und versuchte noch einen kleinen Rest seines Freundes zu erkennen, doch vergeblich. Uronar stand vollkommen unter Urdos Kontrolle.
"Tu was du willst, Uronar. Ich werde mich nicht wehren.", sagte er.
Uronar hätte ihn schon längst angreifen und töten können, doch er rührte sich nicht.
"Wenn Ihr glaubt, dass ich Euch jetzt schon sterben lasse, dann habt Ihr Euch geschnitten, Alexander. Ich habe meine Pläne geändert...", lachte Urdo leise, "Es wäre unklug Euch zu töten, ich werde Euch lieber als Köder verwenden..."
Alex sah den Priester eiskalt an. Urdo erwiderte seinen Blick und gab dem Drachen einen Wink mit der Hand. Aus den Augenwinkeln konnte Alex noch sehen wie Uronar mit einer seiner riesigen Pranken ausholte. Dann war alles schwarz.

Mittlerweile hatte Amalia aufgehört zu schreien und zu zappeln. Sie hing immer noch über Jalins Schulter und weinte still vor sich hin. Jalin lief ununterbrochen weiter durch den Wald. Weg von den Schatten und damit auch weg von Alex.
"Jalin", schluchzte sie, "Du kannst mich wieder runter lassen."
Er hielt an. "Meint Ihr wirklich?"
"Ja, ich denke ich kann wieder allein laufen.", antwortete sie und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Ohne ein weiteres Wort ließ Jalin sie sanft zu Boden gleiten und betrachtete sie prüfend. Sie versuchte zu lächeln.
"Wir werden ihn doch retten, oder?", fragte Amalia und setzte sich wieder in Bewegung. Doch Jalin folgte ihr nicht sondern blieb stehen und blickte nur zu Boden. Amalia drehte sich zu ihm um. "Das werden wir doch, nicht Jalin?!"
"Amalia, das wäre nicht in seinem Sinne gewesen. Dafür hat er sich nicht geopfert...", antwortete der Ritter leise.
"Aber wir müssen ihm helfen! Wir können ihn doch nicht einfach so im Stich lassen!?", fuhr sie auf.
"Kommt, lasst uns weiter gehen.", sagte Jalin plötzlich und blickte sich unruhig um. Er ging an ihr vorbei und marschierte weiter.
"Jalin!", schrie Amalia, "Jalin!" Doch er beachtete sie nicht.
"Das ist nicht fair...!", schluchzte sie erneut und ließ sich auf den Waldboden fallen. Jalin drehte sich wieder zu ihr um, "Bitte, Amalia...", seufzte er und schritt auf sie zu, "Wenn der Priester Euch erwischt, dann ist alles aus!"
"Das ist mir gleich!", rief sie.
"Das darf es aber nicht!", fuhr er auf und packte sie grob am Arm. "Dann war alles umsonst! Unsere lange Reise, die vielen Wunden und Alex Opfer ebenso! Soll das alles umsonst gewesen sein?"
Sie blickte ihn plötzlich wütend an. Mit einer groben Geste riss sie sich von ihm los und stieß ihn ebenso grob von sich.
"Wenn wir Alex retten können, dann war nichts umsonst! Ich werde gehen, Jalin, ob es Euch passt oder nicht! Ich werde endlich tun was mein Herz mir befiehlt!&qu
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« Antworten #12 am: 20.September.2007, 23:55:03 »

Früher, als die Drachen noch in Ruhe über die Welt glitten, da gab es einen Drachen und der hieß Ohtalug.
Es war ein nicht gerade freundlicher Drache, denn schon seine Ahnen waren an dem großen Drachenkrieg beteiligt.
Sein Vater war ein General und seine Mutter hatte den Status eines Kommandanten.
Auch er geht zur Drachenarmee und ist sehr grob und fies zu anderen Drachen.
Ihr könnt ihn euch mit roten Schuppen, die so hart wie Diamanten sind (ein paar sind ja auch Diamanten), vorstellen.
Er ist ist ein ziemlich muskulöser und großer Drache.

.
Als Ohtalug in seiner Höhle war, hörte er plötzlich die Warnhörner.
Er flog aus seinem Haus und sah wie die Feinde über das Land hinweg zogen und anschließend umkreisten.
Da kam auf einmal ein Bote angeflogen und teilte ihm mit, dass er sich sofort in der Kaserne melden solle.
Er sagte noch: "Es soll wieder einen großen Krieg geben und die Feinde haben uns überrascht!"
Da flog Ohtalug den armen Boten um, die Kaserne schnell zu erreichen, wo ihn der Obergeneral schon erwartete.
Der Obergeneral Amdöl sagte: "Bereite dich auf den Krieg vor; Wir sind in der Unterzahl und du und Delmlüg seid unsere einzige Hoffnung auf den Sieg."

Und im gleichen Moment flog Ohtalug los und warf den Obergeneral mit einem starken Windstoß um.
Dieser fluchte Ohtalug hinterher: "@!?&§$%#!" Ohtalug konnte ihn aber nicht mehr hören.
Er wollte nicht erst auf Delmlüg warten, aber das war sein Fehler, wie ihr gleich sehen werdet.

.
Er flog rasch in die Schlacht und spie Feuer soviel er nur konnte. Er stieß Verbündete einfach um, die im weg rumflogen, und die umgeschubsten fielen dann direkt in eine Feuersbrunst.
Und jetzt seht ihr warum er Delmlüg hätte mitnehmen sollen, um den Obergeneral der Feinde zu besiegen.

Der Obergeneral der Feinde hatte zwei stämmige Wächter mit denen Ohtalug es eigentlich garnicht aufnehmen konnte.
Aber er flog dem einen dierekt mit seinen Hörnern in den Bauch. Dieser spie zum Abschied Feuer und stürzte ab.
Aber der zweite hatte Ohtalug ja schon bemerkt und spie ihm eine Feuersbrunst entgegen, aber Ohtalug wich geschickt aus und die beiden hielten im Himmel ein Duel ab. Aber der Wächter gewann, denn er stieß ihm seinen spitzen Schwanz in den Leib als Ohtalug nicht aufpasste. Ohtalug stürtzte ab und fiel in den Fluss. Nach seinem Tod war alles verloren und den Krieg gewannen die Feinde.
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« Antworten #13 am: 20.September.2007, 23:55:31 »

Diese Geschichte handelt von den Feinden von Delmlüg und Co.
.
Als sie die Feinde besiegt hatten und Ohtalug tot im Fluss lag, wurde der Wächter des Obergenerals, der übrigens Horut hieß, gefeiert. Er wurde als Held angesprochen und befördert.
Nun kehrte Horut zu seiner Familie zurück.
Sie war auf dem Land und sehr ärmlich, denn sie ernährten sich von den eigenen Erträgen.
Aber jetzt würde sich alles ändern, denn Horut wurde nun als Held gefeiert.
Sie bekamen regelmässig Geld vom Staat, mehr als sie brauchten, und nun lebten sie im Wohlstand, und waren reich.
Horut war ein angesehener Offizier und wurde stärker und größer.

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Eines Tages flog ein verirrter Soldat der Feinde in seiner Gegend herum und zerstörte alles, was ihm in den Weg kam.
Sein Vater war gerade dabei den Weizen zu ernten.
Da flog der feindliche Soldat auf ihn zu und Horut wollte seinen Vater warnen, aber es war zu späht.
Der feindliche Soldat spie Horuts Vater eine Feuersbrunst entgegen und das Feld fing Flammen und sein Vater verbrannte.
Der Soldat konnte sich retten.
Da schrie Horut in dunklem, aber laute, Ton wie ein mächtiger Hexenmeister dem Soldat hinterher:
"Verflucht seist du, du verdammter Soldat, und verflucht seit alle ihr Feinde!!!"
Und in diesem Moment, als er zu Ende gesprochen hatte, starb der Soldat unter Blitz und Feuer.
Da erkannte Horut seine wahre Stärke; er war ein mächtiger Hexenmeister.

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Von diesem Tage an ging Horut auf eine geheime Hexenmeisterschule und schwor sich an den Feinden Rache zu nehmen.
Er lernte viele Zaubersprüche wie cotum gadnau (= fange Feuer, Feind), dravoneveumeametta (= schlage hier ein, du böses Geschöpf; was bedeutet, dass eine Höllenbestie vom Himmel herabstürzt und Gebäude und Feinde zerstört sowie dann für Horut kämpft).

Und nun, meinte er, ist es Zeit für seine Rache.
Er war voll als Hexenmeister ausgebildet und kannte die stärksten Zauber der Drachenwelt.
Horut war vollkommen von dem Schatten der Dämonen verzehrt.
Aber nun wollte er Rache nehmen an denen, die seinen Vater getötet hatten: seinen Feinden.
Bevor er aufbrach, brüllte er mit bebender und tosender Stimme (denn seine Wut war nun vollkommen entfacht): "Jetzt komme ich, ihr Feinde, die bald von den Schatten verzehrt werden und dann eine Schattenarmee werde, die mir alleine gehorcht, und dann werde ich an allen Rache nehmen, die mir Leid angetan haben!!! ROCHON!!!"
Und in dem Moment, als er 'rochon' gesagt hatte, kam eine riesige Spinne und Horut setzte sich auf sie drauf. Es war sein Reittier.

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Als er im feindlichen Land ankam wurde er direkt von ein paar Wachen 'begrüßt', und er brüllte  
dravoneveumeametta und die Wachen starben unter dem Einschlag der Höllen-Bestie.
Die Bestie sagte etwas in der Dämonensprache und Horut antwortete in der selben. Zusammen kämpften sie sich immer weiter in das Zentrum des Landes vor.
Es schienen immer mehr Feinde zu werden, aber da hatte Horut eine Idee.
Er sprach zu den liegenden Leichen der toten Drachen: "Steht auf, ihr Diener des Feindes, ich schenke euch wenige Minuten eures Lebens, wenn ihr mir dient!!!"
In dem Moment standen die feindlichen Drachen wieder auf, blutverschmiert oder gar noch am brennen und rannten gegen die Feinde von Horut an.
Es war einer seiner mächtigsten Zauber, Toten das Leben zu schenken (wenn auch nur für wenige Minuten).

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Nach drei Tagen der Belagerung gelang es Horut endlich in das Zentrum vorzudringen.
Er merkt erst jetzt, wie viele Soldaten sich dort angesammelt hatten.
Aber das war die Dummheit von ihnen, auf einer Stelle zu stehen, denn Horut kannte viele Flächenzauber.
Er schrie: "Gwanno!!!" Und unter Feuer und Getöse brachen alle mit Geschrei zusammen.

.
Aber nun kam die Herausforderung, er musste gegen Amdöl kämpfen. Sie beide waren gleich stark.
Er brüllte einen Zauberspruch, aber Amdöl wich aus und griff mit seinem Schwanz an.
Aber Horut sagte: "Aurhisto" - und der Schwanz von Amdöl fiel wie abgeschnitten ab.
Und dann sagte er dazu: "Stirb!!! Cotum gadnau!!!"
Damit hatte Amdöl nicht gerechnet und fing Feuer. Er verbrannte jämmerlich am Boden.

.
Nun gehörte das Reich des Feindes ihm und er richtetet viel Chaos und Wahnsinn damit an, aber das ist eine andere Geschichte.
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« Antworten #14 am: 20.September.2007, 23:56:12 »

Diese Geschichte handelt von Horut und seiner Schattenarmee.
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Als Horut die Stadt der Feinde zerstört hatte und die Toten für seine Armee hatte auferstehen lassen, wollte er die Welt erobern, denn die Dämonen und Schatten in ihm haben ihn vollständig unter Kontrolle.
Seine Armee bestand aus einer Million Mann, eine sehr große Zahl.
Aber in seinem Herzen war er immer noch der Alte.

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Nun wollte er den Kontinent vollständig unter seinen Bann werfen und alle versklaven.
Der Kontinent besteht aus sechs Ländern: Hurundes, Malandar, Farander, Herond, Auach und das  
schreckliche, böse Land Mordes, wo es von Schatten und Dämonen nur so wimmelt.
In Mordes stand der Todesturm, den Horut hatte errichten lassen.
Und dann gab es noch die Todesklüfte, wo nun kostbares Titangold abgebauen wurde.
Aber das schlimmste ist der Durad-andur, der mächtige Vulkan in Mordes.
Sein Herkunftsland Farander sowie Auach, Malandar und Mordes hatte er schon eingenommen.
Es fehlten noch Herond, das größte und stärkste Land, und Hurandus, das mit dem mystischen Wald.
Über seinen vier Ländern schien kein einziger Sonnenstrahl, sondern hing nur schwarzer Rauch.

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Eines Tages, als der verzehrte Horut, der sich nun Meister Morgul nannte, sich sein Heer anschaute, merkte er, dass viele Leute fehlten, und ließ sie töten, weil sie im Bett lagen.
Und das waren viele, um genau zu sein ein Sechzehntel.
Denn heute wollte er Herond angreifen. Er machte seine Armee bereit und maschierfähig.
Aber um über das Heorgebirge zu kommen musste man durch Hador gehen, das schon seit mehr als tausend Jahren leer war, und niemand wusste, was für Monster sich in den Gewölben eingenistet hatten.
Aber sie wollten es mit ihnen aufnehmen.

Sie trafen auf einiges Ungetier, aber schafften es mühelos auf die andere Seite.
Nun waren sie in Herond und wurden direkt von Wachen empfangen.
Aber als Meister Morgul "Brisingir" rief, gingen alle in Flammen auf.
Und nun musste sich das Heer durch das ganze Land kämpfen und wollte bloß auf ihren Meister Morgul aufpassen.
Als sie so einige Tage am kämpfen waren, hatten sie gemerkt, dass manchmal ein großer Trupp Irindir (Lichtdrachen) kam und gegen sie kämpfte, immer in zehnstündigen Abständen.
Aber nun war es soweit und ein riesiges Heer Irindir kam einmarschirt und besiegte das Heer.
Horut konnte aber in die Berge in Hador fliehen.
Alles was er besaß war ein Rucksack voller Zauber-Gegenstände und -Essenzen und einen Sack voller Lebensmittel.

Nun wollte er im Dunkel hier im Berg eine untote Drachen-Armee erschaffen, wie sie noch keiner gesehen hatte.
Aber er brauchte erst mal ein paar Arbeiter.
Er nahm einen schwach lila leuchtenden Stein aus der Tasche und stellte ihn auf den Boden.
Nun sprach er die Formel: "Stehe auf, du Diener der Toten, stehe auf und arbeite für mich!!!"
Da kam ein greller Blitz in den Stein und vor Horut standen zwei Akyliten (helfende, untote, kleine Drachen).
Die beiden sagten: "Ich lebe, um zu dienen."
Da sagte Horut: "Erschafft für mich eine Nekropole und bildet weitere Akyliten aus, die helfen."
"Ja, Meister", sagten beide im Chor.
Und nun fing der eine an, seine Arme zu heben und eine Formel zu sprechen, da kamen knöcherne Stacheln aus dem Boden und beschworen die Nekropole.
Und nach einer Zeit stand dort die Nekropole, obwohl sie stand ja nicht, sie schwebte.
"Bildet nun weitere Akyliten aus, damit wir Titangold und Holz abbauen können."
Und nun war er bereit, eine Armee auszubilden.
Er bildete Krieger, Totenbeschwörer, Banschehen und viele andere Wesen des Schattens aus.

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Sein Heer war bereit und es waren unzählige Kämpfer in seiner Armee und er wollte sich nun aufmachen.
Er maschierte mit seinem Heer aus der Höhle und zerstörte alles, was ihm in den Weg kam.
Herond hatte er jetzt eingenommen, denn es waren nicht mehr viele Kämpfer der Feinde da.
Es fehlten nur noch die Irindir und er hatte schon einen Plan, wie er alle töten könnte.
Er wollte erst den Hafen von ihnen zerstören und dann in ihren Stützpunkt weiter vordringen.

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Und er tat es auch, er zerstörte den Hafen und wollte nun weiter vordringen, um sich vollständig zu rächen.
Aber die Späher sahen die einmarschierende Armee und meldete es sofort.
Kurz  bevor Horut in den Stützpunkt kam, stand ihm eine zweite Armee entgegen, auch mächtig und groß, aber auf keinen Fall größer als die von Horut.

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Langes Schweigen zwischen beiden Armeen.

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Aber nun ging das Gemetzel los und fast alle fielen.
Aber nun schrie Horut: "Dravo n neva mettat areste runfertas Dracorac", und es regnete Flammen vom Himmel.
Aus jeder Flamme trat eine Höllen-Bestie und zerstörte mit jedem Schlag bis zu fünf Drachen.
Aber nicht nur Feinde sondern auch Horuts Armee wurde zerstört.

.
Nun standen Horut und der König der Irindir sich gegenüber. Nun war es mal wieder Zeit für ein Duell.
Horut stieß Flammen aus, der König wich aus.
Der König schwang seinen Schwanz, Horut wich aus.
Es stießen beide gleichzeitig Flammen aus und diese prallten aufeinander und explodierten.
Beide, Horut und der König, wurden gegen eine Wand geschleudert.
Sie standen auf und Horut schrie: "Brisingir, Brisingir, Brisingir!!!"
Dem ersten Feuerball wich der König aus, dem zweiten auch, aber dem dritten nicht, und er traf ihn mitten im Bauch.
Der König fiel zu Boden, aber Horut in seinem Triumph tanzte im Raum herum.
Mit letzter Kraft rammte der König seinen Schwanz in Horuts Bauch. Der schrie: "Neeeeiiiiiiinnnn, alles zu Grunde gemacht, wofür ich so hart gearbeitet habe, seid verflucht ihr alle, und ich werde zurück kehren; das verspreche ich. - Aahhhhhh."
Und mit diesem Schrei fiel er zu Boden und starb.
Aber sein Geist flüchtete in den Todesturm und wartete nur auf eine Gelegenheit wiederzukehren.
Nun lebten alle Völker wieder glücklich.
"Aber wer weiß, wie lange. Ha ha ha ha haaaa!!!"
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« Antworten #15 am: 21.September.2007, 21:46:57 »

Ich finde die 4 Drachenmädchen in "Hausputz in der Drachenhöhle bei den Großeltern Daidrake" einfach nur süß *g*
Die Geschichte gefällt mir. Mal nicht immer nur Mord und Totschlag sowas gefällt mir sehr.

Die mit Burgdrachenstein und Drei für die Drachen, sind auch genial geschrieben.
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« Antworten #16 am: 25.September.2007, 06:59:56 »

Vor vielen Jahren gab es einmal einen großen Drachenkrieg, fast alle Drachen kamen damals um, nur ein kleiner Drache namens Shelaby überlebte.
Sie hatte den großen Drachenkrieg überlebt, weil ihr Vater sie noch rechtzeitig in einer Höhle in Sicherheit bringen konnte.  
Jedoch waren Shelabys Erinnerungen an die Vergangenheit und an ihre Eltern ganz schwach, denn der Drachenkrieg war bereits seit Jahren vorüber.  
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Nach so vielen Jahren beschloss Shelaby nun endlich ihre Höhle zu verlassen, um in die große weite Welt zu tapsen.  
Als erstes traf Shelaby eine kleine Ameise auf ihren Weg.  
"Huch, du bist aber winzig. Da muß man ja aufpassen, dass man dich nicht zertritt", sagte Shelaby.  
"Hey du, ich bin vielleicht winzig, dafür aber ganz stark. Ich kann das zehnfache meines eigenen Gewichte tragen. Das kannst du nicht", schimpfte die kleine Ameise, die wütend war, dass alle sie nur nach ihrer Größe beurteilten.  
"Oh, das kann ich doch auch. Ich kann sogar das hundertfache deines Gewichtes tragen", rief Shelaby stolz.
"Ach kleiner Drache, du mußt noch eine ganze Menge lernen.  
So ich muss jetzt weiter gehen, sonst schaff ich meine Arbeit nicht."
Und schon war die kleine Ameise verschwunden.
Shelaby stand ganz verwirrt da und verstand die Worte der kleinen Ameise nicht.
"Ich kann doch das hundertfache ihres Gewichtes tragen."
Kopfschüttelnd setzte Shelaby ihren Weg in die große weite Welt fort und schon bald vergaß sie die Worte der kleinen Ameise.
Unser kleiner Drache fand sich nun bald am Fuße des Berges wieder, in einem wundervollen Tal wo alles grünte und blühte. Shelaby stürzte sich sofort in das hohe Gras und spielte mit einem kleinen Schmetterling fangen. Allerdings war dieser viel zu schnell für klein Shelaby.
"Hey warte doch mal", rief Shelaby völlig außer Puste. "Warum fliegst du denn immer davon? Ich will doch nur mit dir spielen."
"Spielen?", schrie der Schmetterling verächtlich. "Fangen willst du mich und in ein Glas sperren. Außerdem wer bist du überhaupt? Ich hab dich hier noch nie gesehen."
Shelaby stand ganz verdutzt da und verstand das Misstrauen  des kleinen Schmetterlings nicht.
"Ich heiße Shelaby und will in die große weite Welt. Aber wieso sollte ich dich fangen wollen? Ich will doch nur mit dir spielen, weil du so schön bist!"
"Ach Shelaby, kleiner Drache, du mußt noch eine Menge lernen. Schönheit ist in dieser Welt ein Laster, die Menschen wollen dich fangen deswegen. Außerdem darfst du keine Kreatur nach ihren Äußerlichkeiten beurteilen. Nimm mich zum Beispiel,  ich war früher eine kleine hässliche Raupe und glaub mir, das Leben war früher leichter für mich."  
Nach diesen Worten verschwand er kleine Schmetterling und Shelaby verstand die Worte wieder nicht.
"Es ist doch toll, schön zu sein, man wird bewundert und alle lieben einen. Außerdem glaube ich nicht, dass so eine Schönheit mal so etwas Hässliches gewesen sein soll."
Shelaby dachte auch nicht weiter darüber nach und setzte ihren Weg in die große weite Welt fort. Nach einer Weile war Shelaby bei einem Menschendorf angelangt.
Naiv wie der kleine Drache war, rannte er auch gleich fröhlich munter drauf zu.

Ein kleines Mädchen fand Shelaby als erstes.
"Wer bist du denn?", fragte das Mädchen.
"Ich bin Shelaby, der kleine Drache. Und Du?"
"Ich heiße Chantal, bin 8 Jahre alt und wohne in diesem Dorf", gab Chantal liebevoll zur Antwort. "Willst Du mit mir nach Hause kommen? Ich find dich so niedlich!"
"Mmmh, na gut. Warum eigentlich nicht?", antwortete Shelaby schnell, zu schnell, sie hätte lieber an die Worte des Schmetterlings denken sollen...  

Shelaby führte ein wundervolles Leben in dem Dorf. Alle Menschen liebten und verehrten sie. Eigentlich könnte Shelaby jetzt bis zu ihrem Lebensende glücklich sein und die Geschichte enden, aber dann passierte Schreckliches.
Nach ungefähr einem Jahr häuften sich die Unglücksfälle in dem Dorf. Es gab Missernten, Krankheiten und eine große Hungersnot. Doch das alles hätte die Liebe der Dorfbewohner zu Shelaby nicht zerstören können. Doch was dann geschah war etwas, was Shelabys Leben eine harte Wendung geben sollte.
Chantal, bei der Shelaby noch immer lebte, hatte einen schweren Unfall und starb dabei.
Die Dorfbewohner trauerten sehr um diesen Verlust. Sie gaben Shelaby die Schuld an dem Tod von Chantal und jagten sie mit Fackeln aus dem Dorf. Denn für sie war Shelaby jetzt ein Drache der Unglück bringt.
Nach einer zweistündigen Jagd ließen die Dorfbewohner endlich von Shelaby ab und drohten ihr, dass sie nie wieder zurückkehren sollte, denn sonst würde man auch sie töten und sie wegen ihrer Schönheit ausstellen.
Shelaby saß nun ganz verängstigt hinter einem großen Stein und versuchte ihre Gedanken zu ordnen.
"Warum nur hassen sie mich so?
Ich habe ihnen doch nichts getan.
Ich liebte Chantal doch auch.
Wäre ich doch bloß in meiner Höhle geblieben."
"Ich habe dein Gespräch mitbekommen", antwortete eine schwarze Katze, die plötzlich hinter dem Stein hervor kam.
"Wer bist du?" Shelaby erschrak fürchterlich, denn sie wollte niemanden mehr sehen.
"Beruhige dich, ich will dir nichts böses. Übrigens heiß ich Shiana, verzeih, dass ich mich nicht gleich vorstellte."
"Wenn du mir nichts böses will, was willst du dann von mir?" fragte Shelaby noch immer verängstigt.
"Ich möchte dir nur die Menschen etwas näher erklären", antwortete Shiana und leckte sich die Pfote. "Paß auf, auch ich lebte einmal in dem Dorf und wurde wie du vertrieben. Die Menschen sind schon eigenartige Wesen Weißt du, auch bei mir häuften sich plötzlich die Unglücksfälle und auch ich wurde dafür zur Rechenschaft gezogen. Folgendes: die Menschen wollen für ihre Schicksalsschläge jemanden verantwortlich machen. Menschen sind abergläubisch, sie machen diejenigen für die Schicksalsschläge verantwortlich, die anders sind als sie. Die Schuld bei sich zu suchen ist ihnen fremd."
"Aber warum tun sie das?", fragte Shelaby unsicher.
"Was weiß ich. Es sind halt nur Menschen", antwortete Shiana resigniert. "Aber wie auch immer. Du mußt deinen Weg selbst machen", sagte Shiana, streckte sich noch einmal und schritt dann majestätisch davon.
Grübelnd saß Shelaby noch ganze zwei Tage hinter ihrem Stein.
"Ja ich muß meinen Weg selbst machen und ich werde meine Reise fortsetzen. Schließlich will ich die große weite Welt sehen", sagte Shelaby überzeugend zu sich selbst und setzte ihre Reise fort.

Mehrere Monate durchreiste Shelaby nun das Land. Lebte mal hier und mal dort, war aber immer erpicht darauf nie länger bei ein und derselben Person zu bleiben. Doch diese unbeschwerte Lebensweise sollte einen Hacken für Shelaby haben. Durch ihre unbeschwerte Reise wurden machtgierige Menschen auf sie aufmerksam. Mehrere Aussteller hatten sogar bereits eine hohe Fangprämie auf sie ausgesetzt, schließlich war sie die letzte ihrer Art.
Shelaby kriegte von all dem nichts mit, sie lebte ihr Leben weiterhin frei fort. Sie liebte es frei und unabhängig zu sein. Doch dann geschah, was geschehen musste. Ein Zirkusdirektor namens Mortis fing sie in einem unkonzentrierten Augenblick ein.
"Du wirst mich reich machen meine Kleine", sprach Mortis verhöhnend .
"Aber warum? Ich will doch nur die große weite Welt sehen!", schrie Shelaby in ihrer Verzweiflung.
"Wenn du aber frei herumläufst, dann werde ich nicht reich durch dich. Du willst die große weite Welt sehen? Jetzt hast du die Gelegenheit dazu", sagte Mortis mit einem verächtlichen Unterton.
Ja das stimmt, Shelaby wollte die große weite Welt sehen, aber nicht hinter Gitterstäben.

Die Monate zogen ins Land und langsam fielen die Blätter von den Bäumen. Mortis machte ein großes Geschäft mit Shelaby, denn jeder wollte den letzten überlebenden Drachen sehen.
Doch Mortis interessierte sich nicht für Shelaby persönlich, ihn faszinierte nur der Gewinn und er wollte noch mehr davon machen.
Shelaby selbst wurde immer verbitterter und härter. Ihr Herz gefror langsam zu Eis und sie verlor jeglichen Respekt und jegliches Vertrauen zu den Menschen. Sie war nur noch die große Attraktion im Zirkus Mortis.

Viele Menschen fühlten sich zur großen Attraktion hingezogen, auch ein Ehepaar namens Bianca und Theo. Auch sie interessierten sich für Shelaby, allerdings aus einem anderen Grund.
In einer Nacht, als Mortis bereits beruhigt schlief, schlichen sich Bianca und Theo zu Shelaby. Sie hatten noch jemanden mitgebracht. Einen alten Verwandten von Shelaby, jemanden den sie längst für tot erklärt hatte und den sie schon lange vergessen hatte.
"Shelaby wach auf, wir wollen dich retten und dir deine Freiheit zurückgeben."
Shelaby, die nur noch Bitterkeit im Herzen besaß, wollte die beiden schon verjagen, doch plötzlich erblickte sie zwei liebevolle Augen, die ihr schon einmal das Leben retteten.  
Es waren die liebevollen Augen ihres Vaters.
"Shelaby meine Liebe, diese zwei Menschen nahmen mich und noch ein paar andere Drachen nach dem großen Krieg bei sich auf. Komm mit uns, du wirst sehen, nirgendwo sonnst kannst du glücklicher Leben. Du wolltest die große weite Welt sehen und nun sieh was aus dir geworden ist", sprach Shelabys Vater liebevoll zu ihr.  
So liebevoll wie noch nie jemand mit Shelaby gesprochen hatte.
"Aber Vater, wie soll ich wissen, dass mich diese zwei nicht auch verraten und verkaufen, dass sie mich nicht fortjagen?", zweifelte Shelaby an.
"Mein liebes Kind, eine Gewissheit kann ich dir nicht geben, aber nimm dir ein Beispiel an der Hummel. Nach menschlichen Berechnungen kann die Hummel gar nicht fliegen. Ihre Flügel sind zu klein und ihr Körper zu schwer. Doch die Hummel interessiert das nicht, sie fliegt einfach. Halte du es genauso mit deinem Vertrauen, gehe nicht nach deinem Verstand, vertraue einfach."
Diese Worte rührten Shelaby sehr und die Bitterkeit in ihrem Herzen verschwand.

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Shelaby, ein kleiner Drache der auszog, um die große weite Welt zu sehen, fand nun das, was er immer suchte: eine Heimat und verständnisvolle, liebende Herzen.
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« Antworten #17 am: 25.September.2007, 10:41:31 »

Cheesy herrliche Geschichte ... niedliches Drachi ^,.'.,^
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...Ehrlichkeit, ein wichtiger Grundstein für Vertrauen...
...Vertrauen, ist der größte Schatz den ein Drachen hüten kann...
...Menschen nehmen nur dann die klügste Lösung, wenn alle anderen ausgeschöpft sind...
...Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null. Und das nennen sie ihren Standpunkt....
...man muss nicht immer den selben Standpunkt vertreten, niemand kann einen davor bewaren ... klüger zuwerden...
...Streite niemals mit einem Idioten - zuerst zieht er Dich auf sein Niveau herab und dann schlägt er Dich mit seiner Erfahrung!!!...
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« Antworten #18 am: 11.Oktober.2007, 18:53:18 »

Ly rennt in den Wald. Aber sie bereut es sofort wieder ihren Eltern nach einem Streit davongelaufen zu sein. Es ging nicht einmal darum, dass sie etwas damit zu tun hatte, aber Ly hatte die Nase gestrichen voll von dem Gezanke. Schon im Alter von fünf Jahren wurde ihr schon angst und bang wenn ihre Eltern zusammen in einem Raum sassen. Sie konnten nicht einmal aneinander vorbeigehen, ohne dass sie sich streiten mussten. Heute hatte es ihr gereicht, nur wohin sollte sie gehen, ohne dass ihre Mutter oder noch schlimmer ihr Vater sie finden? Die einzige Idee, die ihr plausibel vorkam, war der Wald, denn Lys Eltern fürchteten ihn; wieso sie solche Angst haben, wusste sie nicht. Sie hatte einigemal ihren Vater gefragt und noch viel mehr ihre Mutter, aber sie wurde immer abgewiesen. Ly hatte einmal versucht sich davon zu stehlen, um es selbst heraus zu finden, aber ihr Vater hatte sie abgefangen und sie auf ihr Zimmer gebracht, wo sie eine Woche lang Hausarrest bekommen hatte. An diesem Tag hatte sie Geburtstag und zwar ihren zwölften. Aber niemand hatte daran gedacht.
Zwei Jahre später...
Im Wald ist es ziemlich dunkel. Sie hat zu ihrem vierzehnten Geburtstag einen Anhänger geschenkt bekommen. Er hat die Form eines Kreises. Vorne drauf ist ein Tiger abgebildet, hinten drauf die Vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Sie weiss schon von Anfang an, dass dieser Anhänger etwas besonderes ist. Ly hat ihn mit der Post bekommen, ohne Absender, nichts. Auf dem Brief stand nur: "Gebrauche ihn gut."
Jetzt leuchtet er wie eine Taschenlampe. Sie spürt, dass sie beobachtet wird und ist daher sehr wachsam. Hinter ihr raschelt es, und sie springt aus ihrer Deckung auf, aber viel zu langsam. Plötzlich steht hinter ihr ein Mann mit einem sehr schmalen Schwert in der Hand. Er holt aus und verfehlt sie nur um Haaresbreite. Zum Glück hat Ly ein bisschen Karate gelernt und hat daher wenigstens eine winzige Chance zu entkommen. Sie versetzt ihm einen Tritt ins Handgelenk, der ihn das Schwert fallen lassen lässt. Mit einem wütenden Schrei stürmt der Unbekannte vor, packt sein Schwert wieder und stürzt sich aus der gleichen Bewegung heraus auf Ly. Sie wird von den Füssen gerissen, was ihr wahrscheinlich das Leben gerettet hat, denn das Schwert bohrt sich dicht neben ihrem Kopf in den feuchten Waldboden. Sie springt auf und rennt davon. Als sie auf eine Lichtung hinaus stolpert, sieht sie, dass er ihr folgt. Als er aus dem Wald trat muss sie einen Schrei unterdrücken, um sich nicht gleich zu verraten, denn was sie sieht ist eine Mischung aus Wolf und Mensch. Vom Bauch an abwärts ist es ein Wolf, der Rest ist ein normaler Mensch, wäre es anders, bräuchte es kein Schwert. Nur, anscheinend hat es die Nase eines Wolfes, denn es kommt ziemlich genau in ihre Richtung und schnüffelt die ganze Zeit über in der Luft herum. Ly kriecht auf Händen und Knien weiter und als sie wieder im dichteren Wald ist, steht sie auf und rennt weiter.
Etwa zwanzig Meter weiter vorne halten sich die Artgenossen des Dinges, das sie verfolgt, in Deckung. Als Ly einen Moment verschnauft, umkreisen sie sie und warten bis der Andere aufgeholt hat. Das geschah in weniger als einer Minute. Ly will schon weiter rennen als sie ihn hinter sich hört. Sie kommt nicht einmal zwei Schritte weit. Vor ihr tauchen überall zwischen den Bäumen solche Wolfsdinger auf. Sie merkt erst jetzt, dass alles genau so geplant ist. Ly dreht sich im Kreis herum und sieht fast augenblicklich ein, dass sie keinen Fluchtweg hat. Und als sie sich so herum dreht sieht sie auch, dass einige gleich aussehen wie der erste, andere aber auch umgekehrt, also oben Wolf, unten Mensch. Einer, anscheinend der Anführer, kommt auf sie zu. Ly rührt sich nicht von der Stelle. Es umrundet sie einmal und dann ein zweites mal. Beim zweitenmal schlägt er ihr so heftig ins Genick, dass sie bewusstlos zu Boden sinkt.
Weit entfernt in der Zivilisation machen sich Lys Mutter und ihr Vater höllische Sorgen und geben natürlich wieder einander die Schuld.
"Ich habe dir tausendmal gesagt, du sollst auf sie aufpassen!" schreit ihre Mutter.
Darauf antwortet ihr Vater: "Und ich habe dir tausendmal gesagt, Maria, du sollst deine Tochter richtig erziehen!"
"Wenn du nur immer etwas zu meckern hast. Wer ist denn nie zu Hause, wer hat sie die ganzen Jahre lang vernachlässigt? Ich ganz bestimmt nicht, Grey, ich ganz bestimmt nicht!!"
So geht es jetzt schon seit Stunden. Die ganze Zeit nur dem anderen die Schuld geben statt die Schuld bei sich zu suchen. Am Nachmittag hat sich Maria beruhigt, doch Grey natürlich nicht. Schlussendlich hat es Grey soweit gebracht, dass Maria mit Tränen überströmtem Gesicht aus dem Haus rennt. Später, etliche Stunden später, beruhigt sich auch Grey. Nach zweieinhalb Stunden kann er Maria anrufen, die bei ihrer Freundin Sora untergetaucht ist. Zum Glück hinterlässt Maria immer eine Nachricht wenn sie ausser Haus ist. Als sie wieder zusammen im Wohnzimmer sitzen, ist es eine Weile ganz still.
Plötzlich sagt Maria in einem sehr entschlossenem Ton: "Wir sollten uns weniger streiten und besser zusammen arbeiten, sonst finden wir unsere Tochter nie wieder. Und ich glaube, wir haben beide bei der Erziehung von Ly versagt. Nun ja, versagt nicht unbedingt, aber wir hätten erstens nicht immer vor ihren Augen streiten sollen, und zweitens hätten wir uns mehr um sie kümmern sollen."
"Ja, und wir haben in den letzten drei Jahren ihren Geburtstag total vergessen", sagt Grey.
"Nicht drei sondern vier Jahre, denn sie hat vor einem Monat Geburtstag gehabt", meint Maria.
Grey entgegnet nur noch: " Komm, wir probieren zu schlafen. Morgen versuchen wir herauszufinden, wo sie stecken könnte - wenn wir übernächtigt sind bringt das auch nichts."

Als Ly das Bewusstsein wieder erlangt hat, ist sie an einen Pfahl, der an einen ziemlich dicken Baum gebunden ist, gefesselt. Sie ist alleine. Diese Wolfsdinger können bleiben wo der Pfeffer wächst, denkt sie. Wo bin ich? Ach ja, der Anführer hat mir eins übergebraten, darum weiss ich nicht, wo ich bin.
Ly stemmt sich mit aller Kraft gegen die Fesseln. Vergeblich. Die sitzen so fest, dass sie sie nicht lockern kann sondern nur aufstehen oder absitzen. Plötzlich lacht jemand neben ihr, es ist der gleiche, der sie am Anfang verfolgt hat. Er muss anscheinend die ganze Zeit ausserhalb ihres Blickfeldes gestanden haben. Jetzt steht er jedenfalls vor ihr und grinst sie an.
"Was ist so lustig?" fragt sie.
Darauf antwortet er: "Du siehst komisch aus."
"Dasselbe gilt auch für dich", antwortet Ly giftig.
"Ihr Menschen seid so hässlich, da wird einem ja gerade übel", jault er.
"Ihr Wolfsdinger seid noch viel hässlicher, da ist der Arsch meiner Oma ja noch schöner", meint Ly abfällig.
Jetzt gesellt sich der Chef des Rudels zu ihnen und spricht in ihrer eigenen Sprache zum anderen, woraufhin der sich verdünnisiert. Der Chef dieser komischen Dinger sieht gar nicht so schlecht aus. Er hat die Beine bis zum Bauchnabel von einem Wolf, und von Kopf bis zu den Schultern auch. Der grösste Teil der Arme und des Oberkörpers waren von einem Menschen.
"Du solltest aufpassen, was du sagst", sagt er. "Ich heisse Fire und leite die Bande hier."
Ly antwortet nicht sofort, denn ihr kommt es ein bisschen komisch vor, aber dann sagt sie: "Ich heisse Ly. - Was seid ihr?", fragt sie.
Fire antwortet erst nach einer geschlagenen Minute: "Bei euch nennt man uns Werwölfe, aber hier heissen wir ganz einfach Hunters."
Später erfährt Ly, dass sie in grosser Gefahr schwebt. Die Hunters töten die, die sie gefangen haben, nachdem sie sich einen Spass daraus gemacht haben, einen in Sicherheit zu wiegen.
Ly hat diese Information von Zweien, die nicht weit von ihr entfernt ausgiebig geredet haben.
Noch in der selben Nacht schleicht Ly, nachdem sie die Fesseln mit dem Messer, das einer der Hunters, nachdem er etwas geschnitzt hat und unerwartet aufbrechen muss, neben ihr vergessen hatte, durchtrennt hat, aus dem Lager und bemerkt erst eine Weile später, dass sie ihren Anhänger nicht mitgenommen hat. Fire hat ihn ihr weggenommen, als sie noch bewusstlos gewesen war.
Jetzt muss ich wieder zurück und ihn holen, dachte sie. Na ja, wer keinen Kopf hat, hat eben Beine.
Zurück im Lager versichert sie sich, dass alle schlafen, und schleicht auf Zehenspitzen zum Schlafplatz von Fire. Nebenan auf einem Baumstumpf lag ihr Eigentum. Sie nimmt ihn an sich und schleicht wieder genau so leise davon wie sie gekommen ist.
Am nächsten Morgen stehen Maria und Grey sehr früh auf, denn sie müssen in die Stadt und eine Vermisstenanzeige abgeben. Nur haben sie eben kein Auto. Darum müssen sie zu Fuss gehen. Das wäre ein Marsch von etwa 30 Minuten. Zum Glück nimmt sie ein sehr netter Autofahrer mit. Nachdem sie die Anzeige abgegeben haben überlegen sie, wie es weiter gehen soll.
Grey denkt an den naheliegenden Wald und spricht es dann auch laut aus: "Vielleicht ist sie in den Wald gerannt."
"Wäre schon möglich. Wir haben ihr ja auch nie gesagt, wieso sie nie in den Wald darf", meint Maria.
"Wenn wir eine Spur finden, irgend einen Beweis, dass sie im Wald ist, müssen wir sie suchen, ob es uns gefällt oder nicht", sagt Grey sehr ernst.

Inzwischen irrt Ly ziellos durch den Wald. Wenn sie nur wüsste, in welcher Richtung Osten wäre, könnte sie den Ausweg aus diesem Wald auch finden. Doch nicht einmal die Sonne kann durch dieses dichte Blätterdach scheinen. Darum ist es auch so dunkel. Na ja, wenigstens hat sie jetzt ihren Anhänger wieder. Der leuchtet ihr den Weg. Ly wünscht sich fast, hinter dem Gebüsch in Deckung geblieben zu sein, denn sie wird schon wieder verfolgt. Aber diesmal nicht von den Hunters sondern von einem Luchs, der auch wieder halb Mensch, halb Tier ist. Sie wundert sich überhaupt nicht mehr darüber, denn seit sie unterwegs ist, ist ihr aufgefallen, dass alle Tiere eine Mischung aus beidem sind. Es hat die Arme und Beine eines Luchsen, und dazu natürlich auch die Schnelligkeit. Bei den anderen Tiermenschen ist der Kopf ganz klar entweder tierisch oder menschlich. Bei diesem Exemplar ist auch der Kopf eine Mischung aus beidem.
Vor ihr ist der Wald plötzlich zu Ende. Als sie sich umdreht, steht es auch schon vor ihr. Ly schreit hysterisch: "Bleib weg!"
Der andere ist eher entzückt als eingeschüchtert. Es setzt zum Sprung an und Ly streckt ihm die Arme entgegen, um ihn von sich zu halten. In diesem Augenblick, als es springt, spürt Ly ein Kribbeln in ihrer Handfläche und als sie die Augen, die sie zuvor geschlossen hat, wieder öffnet, sieht sie, dass es tot ist und zwar auf der Stelle verbrannt. Ly versteht das nicht, aber sie muss nicht mehr lange warten, bis sie es heraus finden wird.
Drei Tage darauf hat sie drei Tiere getötet, die sie angegriffen haben. Und zwar am zweiten mit Wasser, am dritten mit Luft und am vierten mit einfachen Steinen, die sie durch die Luft sausen lässt, als ob sie Gewehrkugeln wären. Sie hat längst begriffen, was los ist. Der Anhänger hat ja hinten drauf Bilder der vier Elemente. Sie hat die Kräfte am ersten Tag, der mit dem Luchs, das erste mal übernommen. Jetzt übt sie immer wenn sie eine Pause vom ständigen Laufen macht. Sie läuft jetzt einfach gerade aus, solange bis sie an den Waldrand kommt. Schliesslich hört jeder Wald einmal auf.

Fire jagt sein Rudel durch den Wald. Sie müssen Ly wieder finden. "Der, der sie findet, soll mir den Anhänger bringen", hat er gesagt. "Was ihr mit ihr tut, lasse ich euch selbst aussuchen." Wenn sie die Kräfte entdeckt hat, haben wir ein Problem, dachte Fire. Also suchen sie sie immer weiter.

Als Grey und Maria wieder zu Hause sind, laufen sie zum Wald hinunter und sehen ihre Befürchtungen bestätigt. Ly hat langes schwarzes Haar und bindet es daher immer zusammen. Doch jetzt hängt ihr Haargummi, das einzige, das sie hat, an einem Ast. Wenn sie es verloren hat wäre sie tagelang am suchen. Wenn sie aber in den Wald gerannt ist, musste sie mehr auf den Boden achten damit sie nicht stürzt, und daher wahrscheinlich nicht einmal gemerkt, dass sie es verloren hat. Es sind auch Fussabdrücke zu sehen. Grey denkt an die Zeit, als sie noch nicht so viel gestritten haben. An das letzte mal, als sie zusammen waren, ohne zu streiten, da hatten ihre leuchtend grünen Augen gefunkelt wie der Sternenhimmel. Später wurde es dann weniger, da sie sich ja immer streiten mussten. Doch jetzt wünschten sie sich beide, dass dieser Augenblick nie zu Ende gegangen wäre, und sie ihre Tochter wieder hätten.

Ly hat den Waldrand fast erreicht. Vor sich sieht sie ein riesengrosses Feld, das anscheinend dem Bauern dort hinten gehört. Als sie aus dem Wald treten will hört sie einen Chor von jaulenden Lauten. Kurze Zeit später steht sie mitten auf dem Feld und schaut sich nach einem geeigneten Versteck um. Nur, hier gibt es keine Verstecke. Verzweifelt rennt Ly quer über das Feld. Kaum ist sie beim Hof angekommen, muss sie feststellen, dass er schon eine ganze Weile verlassen ist. Mit immer grösser werdender Verzweiflung geht sie ins Haus, damit die Hunters sie nicht gleich sehen können. Sie weiss allerdings nicht, was sie tun soll, wenn sie sie finden. Als Ly sich so im Haus umschaut muss sie feststellen, dass der frühere Besitzer ein Ritter-Liebhaber war, denn überall sind Rüstungsteile verteilt. Am anderen Ende des Wohnzimmers hängt ein Kurzschwert. Ly schnappt sich das Schwert und stellt fest, dass es nicht einmal so schwer ist. Im Stall nebenan findet sie sogar noch ein sehr gutes Versteck.
Nur, dass es dafür ein bisschen zu spät ist. Es ist nur einer der Hunters und zwar Claw, dem sie in so Situationen immer begegnet. Von Anfang an war er es, der sie einfängt. Halt! Das ist nicht Claw, das ist sein Bruder Cliv! Der ist noch viel rabiater. Tja das kann ich mir wohl oder übel nicht aussuchen, denkt Ly.
Jetzt kommt er um die Stallecke und stürzt sich auf sie. Mit einer reflexartigen Bewegung kontert sie den ersten, zweiten und dritten Schlag. So geht es eine ganze Weile weiter. Ly erkennt schnell, was Cliv vor hat, denn er fügt ihr nicht wirklich Schaden zu, sondern macht solange weiter bis sie erschöpft ist. Das dauert nicht lange, denn sie ist das nicht gewöhnt, wo hingegen Cliv jeden Tag übt. Plötzlich fliegen beide Schwerter zu Boden, ausser Reichweite von beiden. Ly packt das Eisenrohr, das sie zuvor gesehen hat, und richtet das scharfkantige Ende auf Cliv.
Der grinst sie nur an und meint: "Du glaubst doch nicht im Ernst, dass dieses Stückchen Rohr mich aufhält, oder?"
Ly hält sich Cliv vom Leib und bewegt sich auf die Schwerter zu. Er reagiert viel zu schnell, als dass Ly eine Chance gehabt hätte, ihn wieder zurück zu scheuchen. Er packt das Rohr, und es bricht ein kleiner Kampf zwischen ihnen aus. Nur hat Ly das Pech schwächer zu sein. Er reisst ihr das Rohr mit einem kräftigen Ruck aus den Fingern. Mit einer fliessenden Bewegung dreht er es um 180° und richtet die Spitze auf Ly. Er treibt sie wie ein verstörtes Vieh vor sich her. Schlussendlich musste ja kommen was jetzt geschieht. Ly hat einen Augenblick nicht aufgepasst, was Cliv natürlich sofort ausgenutzt hat. Jetzt steht sie so, dass sie eine Wand im Rücken hat, und genau das wollte sie unbedingt vermeiden. Cliv kommt immer näher und sie kann nicht einmal zur Seite flüchten. Plötzlich stösst sie mit dem Rücken an die Wand. Mit einem erschrockenen Ausdruck im Gesicht schaut Ly links und rechts der Wand entlang. Als sie den Blick wieder nach vorne richtet steht Cliv nur noch zwei Meter weit entfernt, und er kommt unaufhaltsam näher. Zwei Armeslängen vor ihr bleibt er stehen und fuchtelt gekonnt vor ihr herum, bevor er ihr die Spitze an die Kehle drückt.
"Wo ist der Anhänger?", fragt er in einem Ton, der nur so von Feindseligkeit troff.
Ly bemerkt erst jetzt, dass er ihr unter das T-Shirt gerutscht ist. Sie nimmt ihn heraus und gibt ihn Cliv. Sie denkt jetzt sei es vorbei mit ihr, doch Cliv überrascht sie noch einmal, indem er sich umdreht und geht.
Bevor er ganz um die Ecke gebogen ist, ruft Ly ihm hinterher: "Was ist an diesem Anhänger so speziell?"
Er antwortet nicht gleich weil er nicht sicher ist, ob er es ihr sagen darf. Doch dann sagt er es ihr trotzdem: "Seine Macht. Wer sie entfesselt, wird sie für immer besitzen, ob mit oder ohne Anhänger." Mit diesen Worten verschwindet er.
Nachdem sie sich halbwegs erholt hat begibt sie sich auf die Hauptstrasse und erkennt leicht verwirrt, dass sie nicht weit von zu Hause entfernt ist.
Zwei Dörfer weiter steht sie vor ihrem Haus und läutet an der Tür. Als ihre Mutter aufmacht stösst sie einen unterdrückten Schrei aus und umarmt sie übermässig. Ihr Vater kommt auf sie zu gerannt und schliesst sie in die Arme. Drinnen muss sie alles erzählen, was sie erlebt hat.
Ihre Mutter meint nur: "Wärst du nur zehn Minuten später gekommen, dann wären wir schon im Wald um dich zu suchen."
Eine Woche später geht Ly wieder in die Schule und darf ihre Geschichte noch einmal erzählen, wobei sie den Teil mit der Kraft des Anhängers geflissentlich auslässt.

Weiter entfernt müht sich ein gewisser Fire mit dem Anhänger ab. Er denkt, er gibt seine Macht dem, der weiss wie man sie benutzt. Erst nach ein paar Tagen vergeblichen Versuchens bemerkt er, dass er nicht mehr leuchtet, wenn er im Dunkeln ist. Das ist ein eindeutiges Zeichen. Mit einem wütendem Aufschrei trommelt er sein Rudel zusammen und begibt sich auf den Weg zu Ly. Er hat Cliv noch beauftragt ihr nach zu gehen, damit sie wiessen, wo sie wohnt.
Beim Haus angekommen stürmen sie es, erpressen die Antwort wo Ly steckt, und begeben sich daraufhin zur Schule. Natürlich hat Fire ein paar zurückgelassen. Wer will denn schon diese schöne Überraschung mit einem Anruf in der Schule vermasseln.

Ly sitzt an ihrem Pult und wartet darauf, dass es in die Pause läutet. Als sie nach draussen schaut setzt ihr Herz einen Moment aus. Vor dem Fenster steht Fire mit seinen Leuten. Ly schaut schnell weg, aber er hat sie schon gesehen. Jetzt läutet es auch noch. Alle stürmen in die Pause und Ly versucht sich in der Schülermenge zu verstecken. Plötzlich schreien einige und deuten auf das Dach. Dort oben steht Fire und hält einen ihrer Schulkameraden am Kragen fest und über das Dach. Das sind beinahe sieben Meter! Überall erscheinen jetzt Hunters mit Schülern in der Hand.
"Ly, wenn du nicht willst, dass diese hier", er deutet auf Tai und die anderen, "hier gleich hinunter fallen, dann zeigst du dich besser", brüllt Fire. Dann fügt er noch hinzu: "Oder vielleicht tun sie deinen Eltern etwas."
Auf einmal steht Tais Bruder Kai neben ihr und flüstert ihr zu: "Verschwinde, ich versuche sie abzulenken."
Ly antwortet: "Ich kann das Leben dieser Schüler nicht riskieren, Kai. - Und ausserdem mag ich deinen Bruder mehr als alles andere, darum erst recht nicht", flüstert Ly. Ly hat Kai und seinem Bruder alles erzählt, auch das mit dem Anhänger. Sie quetscht sich zwischen den Schülern hindurch. "Fire, lass ihn und die anderen bitte gehen, sie haben nichts damit zu tun", ruft Ly.
Er mustert sie einen Moment und gibt den anderen ein Zeichen, dass sie die Schüler laufen lassen sollen. Aber Tai lässt er noch nicht runter, sondern dreht sich um und zerrt ihn mit sich. Ly rennt um das Gebäude herum zur Leiter, die aufs Dach führt. Als sie ankommt wirft er ihr Tai vor die Füsse. Der wiederum steht aus der gleichen Rolle, die er gemacht hat, wieder auf und will weiter rennen. Aber das muss er gar nicht versuchen, denn sie sind umzingelt.
Kurze Zeit später liegen sie gefesselt auf der Schulter je eines Hunters und sprinten Richtung Wald. Bevor sie aber hinein gehen, schickt Fire noch einen zu ihrem Haus und holt die anderen, die ihre Eltern bewacht haben.

Sie bringen sie nicht zu dem Platz, wo Ly am Anfang war. An diesem Ort ist es ein wenig heller. Sie erinnert sich, dass Fire etwas von einem Ort wie diesem gesagt hat. Sie setzen sie und Tai an einem Baumstamm ab, und fesseln sie so daran, dass sie nicht weg können. Danach sind sie eine Weile allein.
"Es tut mir leid, dass ich dich da mit rein gezogen habe und ... und..." Ly bricht ab sie ist den Tränen nahe.
"Ist schon gut. Es könnte schlimmer sein. Du kannst nichts dafür", meinte er.
"Aber wäre ich...", setzt sie an, doch Tai unterbricht sie:
"Was, nicht in mich verliebt? Du kannst deine Gefühle nicht einfach so unterdrücken. Und... schau mich nicht so verdutzt an. Jeder sieht, dass du in mich verliebt bist. Und um ehrlich zu sein, ich in dich."
Aber bevor sie weiter reden konnten kommen die Hunters zurück.  

In der Schule ist die Hölle los. Bevor die Hunters verschwunden sind, haben sie das Schulhaus angezündet. Zum Glück sind alle Schüler und Lehrer bei dem Radau nach draussen gelaufen.

In dieser Zeit bekommen Tais Eltern von ihrem zweiten Sohn die Nachricht, dass Tai und Ly entführt worden sind. Woraufhin sie sich zu Lys Eltern begeben. Die erklären ihnen dann auch alles. Sehr erfreut sind sie natürlich nicht, dass jetzt Tai auch noch mit drin steckt.

Fire versucht jetzt schon eine volle Stunde lang etwas aus Ly heraus zu bekommen. Nur diese schweigt wie ein Grab. Nicht einmal die Drohung, dass sie Tai töten, wenn sie nicht langsam spurt, nützt etwas.
Er versucht es noch einmal: "Hast du die Kräfte der vier Elemente entdeckt oder nicht?"
"Ich habe es dir schon tausendmal gesagt, dass ich sie nicht habe", sagt sie leicht erschöpft.
"Lügt mich doch nicht an! Der Anhänger leuchtet nicht mehr. Das ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass er seine Kräfte abgegeben hat", schreit Fire sie an. Plötzlich steht er mit einem Ruck auf und lässt sich nicht mehr blicken. Nur zu essen bekommen sie auch nicht mehr.
"Tai", flüstert sie.
"Was ist?"
"Erschreck nicht", meint sie nur. Mit diesen Worten sammelt sie die Kräfte und durchtrennt die Fesseln mit Feuer. Noch in der selben Nacht flüchten sie durch den Wald.
Ly erkennt das Fleckchen wieder, wo sie sich befinden. Nur noch etwa zweihundert Meter und sie sind wieder im Freien. Genau dort, wo Ly zum erstenmal heraus gekommen ist. vor ihnen erstreckt sich das riesige Feld, und dahinter der Hof. Zusammen rennen sie dorthin und Ly zeigt ihm das Versteck, das sie dort, eben etwas zu späht bevor Cliv gekommen ist, entdeckt hat. Bis zum Morgengrauen verstecken sie sich dort.
Dann brechen sie früh auf um nach Hause zu gehen. Nur dort warten die Hunters auf sie. Zum Glück haben sie sich angeschlichen, sonst wären sie glattwegs in diese Falle getappt. Vor der Tür steht ein Wachtposten, aber im Haus scheint keiner der Hunters zu sein. Ihr Vater steht am geschlossenen Fenster und schaut hinaus. Als er sie entdeckt hat geht er eine Zeitlang ins Wohnzimmer und schreibt ihnen etwas. Danach öffnet er das Fenster und wirft ihnen den Brief zu. Als sie auf ein Zeichen von ihm hin verschwinden, gehen sie Richtung Süden. Als sie an der Stadt Kaana vorbei sind öffnet, Ly den Brief.
Vorn drauf steht genau das, was sie getan haben, also dass sie ihn erst nach Kaana öffnen sollen. Im Brief steht, dass sie nach Süden müssen. Alles weitere hängt von ihnen ab. Unterwegs sollen sie laut Brief Leute treffen, die ihnen sagen werden, was sie zu tun haben. Diese Kräfte sind nicht einfach so in ihre Hände gelegt worden, steht drin. Sie muss einen Kampf beenden, der Jahrtausende gedauert hat. Die Magie der vier Elemente bekommt nur der, der ihr auch würdig ist. Aber Fire hätte sie ganz einfach erzwungen, was wiederum nur ein Hunter kann. Sie muss dem Kampf zwischen Mensch und den Kreuzungen zwischen Mensch und Tier ein Ende setzen. Dafür muss sie den mächtigen schwarzen Zauberer Thirak besiegen.
"Hört sich ja sehr vergnüglich an", meint Tai mürrisch.
"Du kannst ja nach Hause. Ich kann auch alleine gehen, du musst nicht mitkommen", antwortet Ly.
Tai entgegnet heftiger als beabsichtigt: "Von wegen! Ich lass dich nicht alleine. Und ausserdem hat dein Vater mir selbst noch einen Brief geschrieben, den du nicht gesehen hast, und dort drin stand, dass du nicht alleine gehst. Ich bin schon lange auserwählt, um mit dir mit zu kommen. Ist dir noch nicht aufgefallen, dass an mir etwas anders ist? Sieh mal, jetzt wo wir aus der Zivilisation heraus sind, kann ich es dir ja zeigen." Er macht eine Handbewegung und er trägt plötzlich ein Schwert. "Siehst du? Das Schwert gibt mir genau so Kräfte wie dir. Nur ich kann damit nicht wie mit einem Flammenwerfer umgehen. Du besitzt die Kraft der vier Elemente, und ich kann mich oder einzelne Teile - wie eben das Schwert, wie du gesehen hast - unsichtbar machen. Und mein Schwert tötet alles, was ihm in die Quere kommt. Nur einen Haken hat die Sache, ich kann nicht beides miteinander machen. Ich glaube, wir müssen beide noch sehr viel lernen."
Ly ist so perplex über das gehörte, dass sie einen Moment lang nichts sagt, aber als sie es tut wählt sie ihre Worte vorsichtiger: "Du hast recht. Entschuldige. Ich glaube, ich bin etwas zu naiv. Und ausserdem bin ich sehr froh, dass du mitkommst. Alleine würde ich keine zwei Tage durchhalten."
Zwei Stunden nach ihrem Gespräch sind die beiden auf dem Weg nach Süden. Als es Abend wird suchen sie in einem verlassenen Bauernhof einen Schlafplatz. Hier draussen gibt es viele Höfe, die verlassen sind. Am Morgen laufen sie weiter. Nach etwa zwei bis drei Stunden begegnen sie wieder Menschen. Dachten sie jedenfalls. Sie sehen nur von weitem wie Menschen aus. Von näherem betrachtet sieht man vereinzelte Teile von Tieren.
"Weißt du, wo wir sind?" fragt Ly Tai. Der zuckt nur mit den Achseln.
Als sie einen, der ziemlich freundlich aussieht, fragen, wo sie sich befinden, bekommen sie keine Antwort sondern nur ein Handzeichen was bedeutet, dass sie sich verziehen sollten.
"Sehr freundliche Leute", meint Tai mit einem angewiderten Gesicht, "na ja hier kommen wir wohl nicht weiter mit fragen. Komm, wir gehen. Mir gefällt es hier nicht. Wetten, wir kommen hier nicht mehr so schnell raus wie rein."
Ly schaut ihn nur fragend an.
Da antwortet er: "Ja, hast du denn den Wegweiser nicht gesehen, an dem wir vorbeigegangen sind? Auf jeden Fall steht da drauf, dass sich Menschen fernhalten sollen, ansonsten werden sie gehängt. Und wir sind natürlich im Hänger Dorf gelandet. Sehr passender Name, wie?"
Ly schaut sich einen Moment unschlüssig um und geht dann wieder auf die Strasse, die sie vorher sicherheitshalber verlassen hatten. Nach wenigen Schritten erscheinen überall solche komischen Leute. Ein paar Augenblicke später sind sie eingekreist.
Da tritt einer vor und fragt: "Was wollt ihr hier?"
Ly antwortet als erste: "Wir sind nur auf der Durchreise."
"Ja, das haben diese auch gesagt", er deutet auf die verschiedenen Häuser, an denen, wie ihnen erst jetzt auffällt, überall Skelette von Menschen hängen.
Plötzlich greifen sie an. Ly wehrt einige mit einem Feuerstoss ab. Tai kämpft mit dem Schwert und streckt die Hälfte nieder. Nach ein paar Minuten steht er an eine Wand gedrängt da und versucht am Leben zu bleiben. Ly hat sich in dieser Zeit frei gekämpft. Mit ein paar letzten Steinschüssen, die jetzt immer tödlich sind, beendet sie das ganze. Steine, also die Elemente Erde mit Luft kombiniert, können zu gefährlichen Geschossen werden. Augenblicklich rennt sie zu Tai hin, der zwei Häuser weiter Schwierigkeiten hat, sich zu wehren. Mit einiger Konzentration hebt sie die zuvor zur Bewegungslosigkeit erstarrten Tiermenschen hoch und lässt sie einfach in der Luft schweben. Nachdem sie aus dem Dorf geflohen sind lässt sie die schwebenden fallen.
Sie stürmen in den Wald und machen erst eine Pause als Tai einen Unterschlupf entdeckt hat. Ly kümmert sich um die Verletzungen bei Tai und verarztet sie so gut es geht.
Da fragt Tai plötzlich: "Kannst du nicht mit deinen Kräften heilen?"
"Stimmt ja, auf das bin ich im Moment gar nicht gekommen", meint sie. "Ich bin ein wenig durcheinander."
Tai nickt verständnisvoll: "Das verstehe ich gut. Mir geht es nicht anders."
Nach einer Weile schlafen beide ein.

Nicht weit entfernt fragen die Hunters die Dorfbewohner aus. Fire ist verdammt wütend, dass sie sie verloren haben.
"Cliv!, Claw! Zu mir", brüllt er über den Lärm, der entstanden ist. Als sie da sind sagt er ihnen: "Sucht die Gegend ab. Sie können nicht weit sein. - Ach, und noch etwas", ruft er ihnen hinterher, "sucht auch im Wald. Wir wissen ja, dass sie eine Vorliebe dafür haben."
Als sie zurückkommen haben sie eine gute und eine schlechte Nachricht für Fire. Claw sagt: "Zuerst die gute oder die schlechte Nachricht?"
"Ach verdammt noch mal, einfach eine!", brüllt er.
Cliv meint: "Also zuerst die Gute. Wir haben ihre Spuren gefunden, und sie führen tatsächlich in den Wald. Wir sind ihnen gefolgt, und sie führten zu einer kleinen Höhle."
"Und jetzt die Schlechte. Sie sind nicht mehr da", antwortet Claw.
"Was!!! Und ihr seid ihnen nicht nach?!", schreit Fire sie an.
Cliv stottert etwas zusammen und Claw kommt ihm zu Hilfe: "Wie könnten wir? Es gibt keine Spuren. Nicht einmal riechen kann man sie, da es ja in Strömen zu regnen begonnen hat, bevor wir hier eintrafen."

"! Wieso muss es ausgerechnet jetzt regnen?", jammert Ly.
Tai meint nur dazu: "Na ja, etwas Gutes hat es ja. Unsere Spuren und unser Geruch werden verwischt."
Halb gehend, halb rennend laufen sie nebeneinander bis Tai plötzlich stehen bleibt und aufmerksam lauscht. "Ich kann durch den strömenden Regen nichts hören. Kannst nicht du die Gegend abtasten?", fragt Tai.
Ly benutzt den Wind, um die Umrisse in Kleinformat vor sich sichtbar zu machen.
"Wie machst du das?", fragt Tai.
"Ich lasse den Wind durch die Gegend sausen, und lasse hier, wie du siehst, ein Bild der Umgebung entstehen, wenn der Wind zurück kommt. Es ist ganz einfach. Ich könnte auch mit dem Element Erde arbeiten. Aber wie du nichts durch den Regen hören kannst, kann ich nichts auf dem Boden fühlen ausser den Tropfen."
"Ich hab eine Idee!", ruft Ly unerwartet aus. "Ich halte den Regen an. Mit dem Element Wasser müsste es grundsätzlich gehen. Aber die Gefahr besteht, dass wir dann auf der Stelle entdeckt werden. Denn wir sind nicht mehr alleine. Als du kurz Wasserlassen warst, hab ich die Gegend noch einmal abgetastet. Die Hunters sind uns auf den Fersen. Und sie haben Verstärkung mitgebracht. Sie haben einen Wolfstiger dabei. Ich habe schon von dem in Geschichten gehört. Anscheinend tötet er alles was ihm zu nahe kommt ausser denen, die etwas vom Wolf oder Tiger haben. Er soll nicht durch Magie aufhaltbar sein. Aber ich benutze keine wirkliche Magie. Daher haben wir immerhin eine winzige Chance zu entkommen."
Da fragt Tai: "Weiss denn Fire das nicht?"
"Nein, der hat das Gefühl, man kann damit zaubern. Dabei benutzt man nur die reinen Naturgewalten, die man daher auch gut unter Kontrolle halten muss. Wenn man nur einen Fehler macht, kann es sein, dass man alles in näherer Umgebung auslöscht. Samt dem, der den Fehler gemacht hat."
Plötzlich erschallt neben ihnen im Wald ein markerschütterndes Gebrüll. Tai packt Lys Arm und zerrt sie so schnell hinter sich her, dass sie alle Mühe hat nicht zu stolpern. Als sie natürlich wieder einmal aus dem Wald und auf eine grosse Lichtung kommen, was sie so 'gerne' haben, da es ja keine Deckung gibt, rennen sie bis zur Mitte und merken erst dort, dass sie voll in eine Falle laufen. Aber es ist bereits zu späht um umzukehren oder weiter zu rennen. Vor ihnen füllen sich die Lücken zwischen den Bäumen rasend schnell. Und sie brauchen sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es hinter ihnen nicht besser aussieht. Der Kreis zieht sich schnell zusammen. Alle Hunters haben Pfeil und Bogen bis zum Anschlag gespannt. Sie kommen so nahe, dass die Pfeile des kleinsten Kreises nur noch wenige Zentimeter von ihnen weg sind. Dahinter erstrecken sich weitere zwei Dutzend Reihen Hunters mit Pfeilen. Fire will wohl sicher gehen, dass sie nicht abhauen. Was wohl ziemlich dumm wäre. Auch wenn sie die erste Reihe durchbrechen konnten, so hätten sie schon Dutzende von Pfeilen in sich bevor sie mit ihr ganz fertig wären.
Tai und sie haben sich aus lauter Schreck umarmt.
Jetzt flüstert er ihr ins Ohr: "Ich lasse deine Kräfte einen Moment unsichtbar werden. Dann kannst du, ohne dass man einen orangen Schimmer an deinen Händen sieht, unerwartet Angreifen. Aber jetzt musst du wirklich alles geben, denn wir haben ja auch noch den Wolfstiger zu erledigen."
Ly nickt nur leicht und macht sich an die Arbeit. Kurze Zeit später reisst sie die Arme in die Höhe und aus ihren Händen ergiessen sich mehrere Wellen Feuer. Alle Hunters sind nach dieser Feuerwalze am Boden verkohlt. Nur der Wolfstiger ist verschont geblieben.
Fire schaut aus als ob er gleich anfängt zu heulen. Er blickt sie an und schreit: "Was habt ihr getan!? Ihr habt alle meine Verwandten und Freunde getötet. Das war mein ganzes Rudel!"
Sie schauen die bemitleidenswerte Gestalt von Fire an, drehen sich um und gehen. Doch weit kommen sie nicht. Vor ihnen steht plötzlich nicht mehr der Wald sondern ein zwei Meter hohes Tier, das halb Tiger, halb Wolf ist. Fire hat ihn losgebunden. Jetzt muss Ly schnell überlegen, was sie machen soll, denn lange hat sie nicht Zeit.
Zuerst benutzt sie die Luft und hebt Tai und sich hoch, damit sie ausser Reichweite der tödlichen Krallen und Fänge sind. Danach lässt sie einen Steinregen nieder. Der Wolfstiger brüllt auf und wirft sich von einer auf die andere Seite. Nach kurzer Zeit fällt er um und ist tot. Ly bleibt noch eine Weile in der Luft bevor sie landet.
Tai und sie laufen weiter. Fire heult was das Zeug hält. Noch etliche Kilometer weiter hören sie ihn noch.

Als es Morgen wird sind sie ganz gut erholt. Nach einem Frühstück, das sie schon so oft eingenommen hatten, begeben sie sich wieder auf den Weg. Zirka zwei Kilometer weiter begegnen sie einem Menschen. Sie müssen nicht lange warten, schon haben sie einen Hinweis darauf, was sie tun müssen, um zu Thirak zu kommen. Hier kommt man ihnen nicht mit Feindseligkeit entgegen.
Ly fragt den Mann: "Entschuldigen sie, könnten sie uns vielleicht sagen, wie wir zu einem Druiden namens Fiz kommen?"
"Klar, aber was wollt ihr Teenys denn schon von einem alten Druiden?", fragt er.
"Wir müssen ihn etwas wichtiges fragen", antwortet Ly.
Er schaut sie nur mit gerunzelter Stirn an und bedeutet ihnen ihm zu folgen. Kurze Zeit später sitzen sie in einem kleinen Zimmer. Ihr Gastgeber ist niemand anderes als der, den sie angesprochen haben. Wie sich herausstellt ist er auch der einzige Bewohner dieses Dorfes.
Er erklärt auf ihre Frage hin, ob er ganz alleine hier sei: "Ja, alles was ihr draussen seht, ist eine Halluzination. Aber jetzt zu euch. Was verschlägt zwei so junge Dinger wie euch an so einen abgelegenen Ort wie diesen?"
Darauf antwortet Ly: "Wir sind auf der Suche nach einem gewissen Thirak. Wir müssen ihn bekämpfen. Nur, wir wissen nicht mehr als das, was ich ihnen jetzt gesagt habe."
"Aha, da liegt das Problem. Gut, ich werde euch so viel wie möglich über Thirak berichten. Also Thirak wird auch der Schwarze Druide genannt. Er ist der mächtigste aller Druiden überhaupt. Thirak lebt auf dem Schloss des Herzoges von Hilas. Der Herzog wird im Kerker gefangen gehalten, während Thirak seine Armee leitet."
Da fragt Tai: "Einfach so? Sie gehorchen ihm? Ohne Widerstand?"
"Nein, ganz bestimmt nicht. Sie stehen unter einem Zauber, der sie den Herzog sehen lässt. Und er verstellt die Stimme so, dass er sich so anhört wie der Herzog selbst. Eine ganz simple Täuschung."
"So wie das?", fragt Ly. Sie macht ein paar kleine Handbewegungen und schon hat sie ein Abbild von sich gemacht.
"Nein, nicht ganz. Wenn man ihn angreift, kann man ihn töten. Bei deiner Abbildung ist es anders. Sie können dich nicht töten, weil du irgendwo auf dieser Welt sein könntest, und diese Simulation genau das tut was du ihr an Informationen gegeben hast. Und du kannst durch sie auch reden. Auch wenn du irgendwo in Australien wärst", antwortet er leicht verwirrt. Da fragt er plötzlich: " Wer seid ihr eigentlich?"
"Wieso, ist das so wichtig?", fragt Tai zurück.
Da steht Fiz auf und plötzlich können Ly und er nur noch den Kopf bewegen. "Ihr bleibt so lange in dieser Position bis ihr mir gesagt habt, was ihr wollt und wer ihr seid", fordert Fiz.
"Na schön, wenn sie es so wollen", sagt Ly. Sie konzentriert sich und läuft danach auf Fiz zu, da sie sich aus der Starre gelöst hat. "Also, ich habe keine Lust es ihnen zu erzählen", meint sie.
"Du glaubst aber nicht wirklich, du könntest mir etwas antun, oder? Denn deine kleinen Spiele können mich nicht aufhalten", erwidert er.
Ly antwortet mit mühsam unterdrücktem Zorn: "Jetzt halten sie mal die Klappe und lassen sie mich machen. Ich will ihnen ja gar nichts tun. Also, vertrauen sie mir wenigstens so weit, dass ich sie anfassen kann?"
Fiz nickt leicht aber vorsichtig. Ly tritt auf ihn zu und streckt ihm die Hand entgegen. Er ergreift sie und nach kurzem Blickwechsel und einem nachdrücklichen Nicken von ihm überträgt Ly das Erlebte auf Fiz, der dann alles in Bildern und Ton in seinem Kopf sieht und hört. Nach kaum fünf Minuten weiss er alles.
"Tut mir leid, Ly und Tai, dass ich mich so aufgeführt habe. Ich werde eben des öfteren von Spionen von Thirak belästigt. Die stellen mir immer die gleichen Fragen wie ihr vorher. Darum bin ich misstrauisch geworden."
"Schon gut. Aber wären sie so freundlich?", fragt Tai mit einer Kopfbewegung auf seinen Körper.
"Ach ja, hätte ich fast vergessen, dass du noch in der Starre bist, entschuldige", sagt er fröhlich. Da meint er noch: "Und nennt mich nicht immer Fiz. Ich heisse Tharik. Ich hasse meinen Nachnamen."
Ly fragt ihn verdutzt: "Seid ihr zwei irgendwie verwandt oder so?"
"Ja, wir sind Zwillingsbrüder. Thirak, könnte man meinen, sei das böse Abbild von mir", sagt er ein wenig bedrückt. Da meint er: "Ich glaube, ich muss euch alles von Anfang an erzählen. Sonst versteht ihr sein Handeln nicht.
Also, Thirak und ich hatten eine friedliche Kindheit. Im Alter von acht Jahren haben wir angefangen mit Tieren zu experimentieren, natürlich wussten wir noch nichts von unseren Kräften. Als wir also gerade an einem Versuch an Libellen waren, da hatten wir plötzlich eine Riesen-Libelle vor uns, die uns gleich darauf fressen wollte. Thirak sagte in seiner Angst nur ein Wort, nämlich 'Stop'. Gleich darauf hielt die Libelle an und verschwand als ob es sie nie gegeben hätte. Später, etwa mit fünfzehn Jahren, hatte Thirak die besten Noten in Natur in der Schule, weil er die Pflanzen ganz einfach, dank seinen Kräften, wunderschön gedeihen liess. Zwei Tage, nachdem wir die Schule verlassen hatten, starben unsere Eltern bei einem Autounfall. Der, der in sie hinein gefahren war, verschwand spurlos. Thirak hatte ihn irgendwie aufgespürt. Als er sich auf den Weg machte, habe ich meinen Kräften freien Lauf gelassen."
"Entschuldige, aber wieso hast du nicht in seiner Gegenwart deine Kräfte angewendet?", fragt Ly.
Tharik antwortet: "Weil ich nicht wollte, dass er eifersüchtig wird, da ich viel stärker war. Auf jeden Fall konnte ich nun üben. Zwei Jahre, nachdem er gegangen war, kamen zwei Typen mit Schwertern und nahmen mich im Namen meines eigenen Bruders gefangen. Als ich vor ihm stand erkannte ich ihn kaum wieder. Da sagte er: "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich. Die gute ist, dass ich diesen verdammten Mörder unserer Eltern gefunden und getötet habe. Die schlechte ist, dass ich noch lange nicht fertig bin. Er hat ein riesen Gefolge. Die muss ich auch noch ausfindig machen." Da sagte ich nur, dass er verrückt sei und er nicht alle töten müsse, nur weil einer der zufälligerweise ihr Anführer ist, unsere Eltern getötet hat. Da meinte er: "Du musst gar nichts sagen. Du hast ja deine Kräfte, die, wie ich mit Bedauern herausgefunden habe, stärker sind als meine. Und ausserdem will ich sie nicht töten sondern unterwerfen." Kurz nachdem er das gesagt hatte wusste ich, dass er unter irgend einem Zauber stand, denn so etwas würde der Thirak, den ich kannte, nie und nimmer machen. Ich habe mich dann hierher versetzt. Als ich angefangen hatte nach zu forschen wie man einen so starken Zauber brechen könnte, bin ich auf das Amulett der Vier Elemente gestossen und habe es dir geschickt, weil ich von ihm erfahren habe, wer die Auserwählte ist. Es gibt bei solchen Amuletten selten Jungen, die die Kräfte bekommen, genau so wenig wie Mädchen ein solches Schwert, wie du es trägst, Tai, bekommen. Nur mit beiden Gegenständen kann man ihm helfen, sodass er wieder der Alte wird. Das Amulett bekommt nur der, der aufrichtige Gefühle hat, genau so wie das Schwert, und da ihr euch ja beide gegenseitig liebt, ist es genau das richtige. Was? Schaut mich nicht so verdattert an. Diese Gegenstände kommen nur zu denen, die sich wirklich lieben und genau in eurem Alter sind, und das gibt es nun wirklich nicht viel. Versteht ihr es jetzt?"
Sie nicken beide.
"Gut, dann könnt ihr bis morgen früh hier bleiben", meint Tharik freundlich.
Sie reden noch bis spät in die Nacht hinein.

Am nächsten Morgen verabschieden sich Tai und Ly nach einem friedlichen Frühstück, das wieder einmal normal aussieht, von Tharik und machen sich auf den Weg zu Thirak.
"Warte einen Moment", flüstert Ly.
Kurz darauf hört Tai, dass sie verfolgt werden. Sie rennen hinter einen Baum der dreifach so breit ist wie eine ausgewachsene Eiche. Als die Reiter in Sicht kommen und prompt vor ihnen anhalten, sind sie beide gerade noch rechtzeitig in Deckung gegangen. Aber sie konnten genau so gut vom ersten gesehen worden sein.
Als diese mysteriösen Reiter verschwunden waren, laufen Tai und sie weiter. Nach einem Tag anstrengendem Laufen legen sie sich um das Feuer, das Ly gemacht hat, hin und schlafen sofort ein.

Unterdessen machen sich die Eltern von Tai mehr Sorgen um ihren zweiten Sohn Kai, denn der ist plötzlich auch nicht mehr auffindbar.      

Als Tai aufwacht lässt er die Augen zuerst noch geschlossen weil irgend etwas in ihrem Nachtlager ist. Anscheinend muss derjenige, der hier herumschnüffelt, gemerkt haben, dass er aufgewacht ist, denn plötzlich fällt ein Schatten auf ihn. Er macht die Augen auf und setzt zum Sprung an, sein Schwert fest umklammert. Doch bevor er überhaupt dazu kommt auf zu springen steht ihm jemand oder etwas - denn er kann immer noch nichts erkennen, weil es so finster ist - mit einem Fuss auf die Brust, und plötzlich berührt ihn etwas kaltes und spitzes an der Kehle.
"Noch eine Bewegung und du bist so gut wie tot", flüstert der Unbekannte.
Tai erstarrt mitten in der Bewegung.
Da fragt er/es ihn: "Wo ist das Mädchen?"
Tai antwortet: "Ich weiss nichts von einem Mädchen."
"Red doch keinen Scheiss!", schreit er jetzt fast. "Wir haben euch ja beobachtet. Ich weiss, dass du nicht alleine warst."
Der Druck auf seine Kehle erhöht sich von einem Bruchteil einer Sekunde auf die andere dermassen, dass er Angst hatte, er würde ihm die Kehle durchschneiden. Minuten (ihm kommt es vor wie Stunden) später lässt der Druck nach. Er wird unsanft auf die Füsse gezogen. Tai versucht sich loszureissen, womit er erreicht, dass der Griff um seine Arme stärker wird und sie zusätzlich auf den Rücken gebunden werden. In dieser unbequemen Position wird er auf ein Pferd gesetzt, und hinter ihm steigt jetzt auch noch derselbe auf, der ihn geweckt hatte. Tai denkt nur noch, dass Ly hoffentlich nicht erwischt wurde.
Und zur Bestätigung kommt in diesem Augenblick einer neben sein Pferd geritten, und verkündet: "Chef, wir konnten die Kleine nicht finden. Sie könnte überall und nirgends sein."
Der Koloss hinter ihm, anscheinend der Chef, antwortet nicht und reitet los. Da flüstert er ihm ins Ohr: "Thirak wird sich auch sehr über dich freuen. Die Kleine können wir auch später suchen. Du kannst nur beten, dass er gerade einen guten Tag hat, denn er ist nicht so zimperlich wie ich und meine Kameraden. Wenn du ihm nicht das sagst, was er hören will, stehst du bald nicht mehr auf den Beinen, sondern windest dich in Schmerzen auf dem Boden. Er wird dich solange foltern bis er alles weiss."
Tai läuft ein eiskalter schauer nach dem anderen über den Rücken.

Ly schaut ihnen nach bis sie hinter der Biegung verschwunden sind, und wartet dann noch einen Moment, bevor sie ihre Unsichtbarkeit auflöst. Sie hat sich zuerst mit ihrer Kraft unsichtbar gemacht, und ist dann zu Tais Schwert gelaufen, das er liegengelassen hatte. Mit diesem in der Hand und seine Macht aktiviert, hatte sie sich angeschlichen und alles mitgehört. Zum Glück hatten diese Kerle vorher - was sie durch Zwei erfahren hatte, die sich höllisch freuten, dass sie die Guten wieder einmal besiegt hatten - einen Kampf gehabt und die herrenlosen Pferde einfach an die Bäume gebunden gelassen. Jetzt schnappt Ly sich eines dieser Pferde und bindet die anderen los, damit sie fliehen können. Bevor sie aufsteigt, holt sie einen Mantel (der ihr bis an die Knöchel reicht) und zieht sich den noch über, weil es ziemlich kalt ist, und zieht die Kapuze tief ins Gesicht. So vermummt reitet sie die ganze Nacht durch hinter den anderen her. Als die vor ihr Reitenden ein Lager aufschlagen, ist sie etwa einen halben Kilometer weiter hinten.
Als es endlich Morgen wird, haben sie die Burg des Grafen erreicht. Ly versteckt sich im nahe liegenden Wald, in einer Hütte, die seit Jahren nicht mehr benutzt wird (woher sie das weiss ist einfach gesagt, vor der Tür steht "ausser Betrieb"). Aber es kommt ihr schon komisch vor, dass das ausgerechnet auf einer Hüttentür steht. Wenige Augenblicke später weiss sie warum. Innen drin hat es überall Maschinenteile, die entweder total kaputt oder einfach nicht mehr vorhanden sind - also 'nicht mehr vorhanden' ist vielleicht falsch gesagt, denn man erkennt immer noch, dass es Metall ist. Es sind einfach nur noch Klumpen aus geschmolzenem Eisen. Innen ist es viel grösser als es von aussen den Anschein hatte. Die Hütte muss wohl weiter in den Hügel führen, vor dem sie steht. Ly räumt ein paar Sachen weg, damit sie sich hinlegen und nachdenken kann. Jetzt, da sie endlich ein bisschen Ruhe hat, kann sie darüber nachdenken, wie sie Tai da raus holt. Nur so einfach ist das nicht. Als sie sich hingelegt hat, ist sie auf der Stelle eingeschlafen.
Ly träumt von den Hunters, die auf einmal ihre Freunde sind. Sie helfen ihr in die Burg hinein zu kommen. Aber als sie drin ist, rennen die Hunters einfach raus. Ly kann ihnen solange hinterher schreien, dass sie zurück kommen, wie sie will, denn sie bekommt keinen Ton heraus. Sie läuft alleine durch die Burg und bemerkt, dass sie verfolgt wird. Ly will sich herumdrehen, aber sie kann es nicht. Sie kann nur nach vorne sehen. Hinter ihr lacht Thirak vor Freude auf, da sein Opfer so wehrlos ist. Er will nach ihr greifen, und Ly kann einfach nicht schneller laufen, also muss es ja passieren, dass er sie erwischt.
Mit einem Aufschrei und schweissgebadet setzt sie sich auf, und bemerkt erst jetzt, dass sie gefesselt ist. Als sie sich umschaut sieht sie, dass überall um sie herum Jungen liegen. Sie steht auf und schleicht zur Tür, die vorher einen Schlüssel hatte. Natürlich ist jetzt kein Schlüssel mehr da, und die Tür ist auch verschlossen. Ly setzt sich in eine Ecke und wartet darauf, dass es hell wird, denn schlafen kann sie so oder so nicht mehr. Sie muss nicht mehr lange warten.

Tai wird unsanft vom Pferd gezogen. Vor ihm ragen die Turmspitzen der Burg auf. Sie sind die ganze Nacht hindurch geritten.
"Mach bloss keinen Blödsinn. Thirak wäre nicht gerade erfreut, wenn wir eine Leiche mitbrächten", warnt der Boss des Trupps.
Vor dem Tor werden sie schon erwartet. Thirak steht da und mustert Tai ohne ein Wort. Er ist in einen schwarzen Umhang gekleidet und hat die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Daher  auch, dass Tai ihn zuerst nicht erkannte. Aber das sollte sich noch ändern.
Wenig später sitzt er in einem Kerker. In der Zelle nebenan sitzt noch jemand, der gerade schläft. Die Zellen sind alle nur mit Eisengitter voneinander getrennt. Als er alleine ist wacht der andere auf und schaut ihn verstohlen an.
Da fragt Tai: "Was? Hast du noch nie jemanden wie mich gesehen?"
Der andere antwortet: "Tut mir leid. Ich bekomme hier unten nur selten Besuch. Meistens auch nur von Thirak, der mich quält, um heraus zu finden, wo der Rest meiner Leute steckt. Wer bist du? Warum bist du hier?"
"Ich? Ich  heisse Tai. Warum ich hier bin weiss ich nicht. Aber mir blüht bald das selbe wie dir. Ich bin mit einer Freundin hier her gekommen. Mich haben sie erwischt. Ich hoffe, sie haben sie noch nicht gefunden. Sie ist die einzige, die hier rein kommt ohne gesehen zu werden", antwortet er.
Der andere lacht nur und meint: "Hier kommt niemand rein ohne gesehen zu werden, und wenn, dann ganz sicher nicht mehr raus. Darauf kannst du Gift nehmen."
"So, das glaube ich weniger", beendet Tai das Gespräch.

In der Hütte erwacht langsam alles. Ly sitzt zusammengekauert in der Ecke und hofft darauf, nicht sofort gesehen zu werden, damit sie sich einen Überblick verschaffen kann. Sie hat sich aus den Fesseln befreit und wartet jetzt darauf, dass sie sie entdecken. Kurze Zeit später ist sie umzingelt von kleinen Jungen, die alle jünger sind als sie selbst. Einer müsste eigentlich erst sechs sein. Doch als die Tür aufgeht kommt einer rein, der gleich alt ist wie Ly.
"Kai!?", fragt Ly überrascht.
"Ah, Ly, schön, dass du dich auch einmal blicken lässt. Wo ist Tai?"
"Zuerst möchte ich wissen, warum du hier bist", meint Ly und schmeisst sich Kai an den Hals.
Da antwortet er: "Ich habe gespürt, dass Tai etwas zugestossen ist. Ich habe nicht so ausgeprägte Fähigkeiten wie du und mein Bruder, aber ich kann spüren, wenn jemandem, den ich kenne, etwas geschieht. Darum bin ich hier. Ich habe auch noch andere Kräfte und zwar kann ich Sachen einfach so entstehen lassen. Hast du Hunger?"
Ly nickt verwirrt über diese Frage.
Kai drückt die Handflächen zusammen, und als er sie voneinander nimmt hat er ein Sandwich in der Hand. Ly nimmt es dankbar an.
"Das kann ich auch. Vielleicht ist das noch ganz nützlich, wenn wir einmal etwas grösseres machen müssen und jemand alleine das nicht kann", antwortet Ly mampfend.
"Ja, da hast du wohl recht. Also, bin ich dabei?", fragt Kai.
Ly schaut ihn an und nickt nur, da sie den Mund zu voll zum sprechen hat. Nachdem Ly fertig gegessen hat machen sie den kleinen Jungs auch ein Frühstück.
Kai hat ihr erzählt, dass das Flüchtlingskinder sind. Thirak habe ihre Eltern gefangen, da sie ihm nicht gehorchten. Die Kinder konnten fliehen. Als endlich Ruhe ist, können Ly und Kai ungestört darüber reden, wie sie Tai da raus holen.

Kurz nachdem sie aufgehört haben zu reden, kommen zwei Handlanger von Thirak. Jetzt steht Tai vor dem improvisierten Thron und betrachtet den, der vor ihm sitzt.
Da fragt Thirak plötzlich in die unheimliche Stille hinein: "Wo ist deine Freundin, Tai?"
"Woher kennst du meinen Namen?", fragt Tai ein bisschen perplex.
Er antwortet: "Ich weiss alles über dich und deine kleine Freundin."
Tai ist nicht gefesselt. In den paar Minuten, in denen er schon hier drin ist, hat er etwa zehnmal zur Tür geschaut und abgewogen, ob es sich lohnt zu fliehen.
"Das kannst du dir gleich aus dem Kopf schlagen. Vor der Tür stehen Wachtposten. Auch wenn du sie vielleicht überwältigst, vor der ganzen Burg tummeln sich meine willenlosen Diener", meint Thirak als er ihn erwischt als er schon wieder zur Tür schaut. "Also? Was ist mit deiner Freundin?", fragt er noch einmal.
Tai wird die Antwort jetzt nicht geben müssen, da gerade einer zur Tür herein prescht und aufgeregt mit Thirak flüstert.
Da meint er: "Na, da hast du aber noch einmal Glück gehabt." Er winkt einen der Wachen zu sich und bedeutet ihm, er solle Tai in den Kerker zurück bringen. Kurze Zeit später sitzt Tai fast ein bisschen zufrieden mit sich im Kerker und grübelt über Fluchtmöglichkeiten nach.

Ly und Kai sind jetzt schon etliche Überlegungen durchgegangen, und haben alle wieder verworfen. Da schreit Ly plötzlich leise auf: "Oh mann, ich bin so blöd!!! Ich habe ja Tais Schwert mitgenommen. Ich muss nur seine Kraft benutzen, um mich unsichtbar zu machen. Nur, jetzt kommt die nächste Frage. Nämlich wie ich das Schwert verstecke. Ich kann ja nicht mich und das Schwert verstecken. Tja das können wir also gleich wieder vergessen. !!!"
Nach einer Weile meint Ly aus ihrem gedankenverlorenen Zustand heraus: "Jetzt hab ich’s! Ich mache ein Doubel von mir, dann kann ich mich selbst hinein schleichen, und die Wachen rennen unterdessen einem Phantom hinterher. Das ist mal ein Plan, der funktionieren könnte."
"Ja, da hast du recht. Das könnte tatsächlich funktionieren. Willst du es versuchen? Oder möchtest du zuerst noch ein bisschen schlafen? Wir müssen das ganz sicher erst in der Nacht machen, da am Tag alles zu ist von seinen Dienern", meinte Kai.
Nach kurzer Diskussion wie das genau ablaufen solle, schlafen beide bis zum Abend.

Tai sitzt immer noch im Kerker und grübelt nach. Jemand hat ihm Bescheid gesagt, dass er heute nicht mehr gebraucht wird. Das, hat er gedacht, ist einmal eine gute Nachricht. Tai hat in den letzten Stunden seinen Nachbarn ausgefragt, und heraus gefunden, dass er es mit dem Herzog zu tun hat. Der sitzt jetzt schon ein halbes Jahr hier unten. Als Thirak die Burg erobert hat ist er geflohen. Nur, er ist genau in die Richtung, aus der Thirak gekommen ist, gelaufen. Also somit geradewegs in seine Arme. Thirak hat die Burg natürlich nicht selbst erobert sondern nur in seinem Namen erobern lassen. Warum auch die Finger schmutzig machen wenn man so zahlreiche Diener hat. Auf jeden Fall haben sie ihn an der Grenze erwischt. Tai hat heraus gefunden, dass Drake, so heisst der Herzog Drake von Hilas, der Bruder von dem Mann ist, der Thiraks und Thariks Eltern getötet hat. Drake hat mit seinem Bruder zusammen geherrscht. Darum weiss er auch, wo der Rest seiner Leute steckt. Tja, das ist ja mal eine verzwickte Geschichte, denkt Tai.

Ly schickt ihre Abbildung schon los, als Kai von seinem Rundgang zurückkommt. Nachdem sie den Lärm der Verfolger von Lys Doubel hören, sprinten sie den Hang neben der Burg hoch. An der Seite gibt es eine kleine Tür. Als sie drinnen sind, sind die Gänge leer. Zu den Kerkern müssen sie durch die halbe Burg hindurch. Das ist etwas schwieriger. Als sie gerade um eine Ecke biegen wollen, kommt ihnen ein Wachtposten auf Patrouille entgegen. Jetzt rennen Kai und sie den ganzen Gang zurück und kommen ganz knapp hinter die nächste Ecke, bevor der Wächter um die andere Ecke kommt. Jetzt müssen sie einen anderen Weg suchen.
"Wo sollen wir durch? Kennst du dich hier aus?", fragt Ly leise.
"Nein. Ich kenne mich hier nicht aus. Kannst du vielleicht die Kerker mit dem Wind ausfindig machen? Das wäre unsere einzige Chance", meint Kai.
Zwei Minuten später stehen sie vor der Kerkertür. Ly tastet noch einmal durch den Raum, um sich zu vergewissern, dass auch wirklich niemand hinter der Tür ist. Auf der anderen Seite angekommen stehen sie auch schon vor Tais Zelle. Der wiederum freut sich riesig.
"Ihr habt euch ja reichlich Zeit gelassen. Holt mich bitte hier raus", meint Tai.
Kurz nachdem sie auf Tais Bitten hin Drake auch rausgeholt haben, machen sie sich auf den Weg nach draussen. Ly gibt Tai unterdessen sein Schwert wieder und erzählt ihm schnell alles, was ihr nach ihrer Trennung passiert ist.
Draussen stehen sei einer halben Armee gegenüber. Sie sitzen wieder einmal in der Falle. Ly hat aber schon ein Schutzschild um sie herum aufgebaut. Aber sie kommen nicht einmal dazu etwas zu tun, denn in diesem Augenblick erscheint Tharik. Der macht schnell ein paar Bewegungen und vor ihnen entsteht eine Art Tor. Er schickt sie hindurch und schliesst es hinter ihnen wieder. Kurz bevor Ly hindurch gegangen ist, hat Tharik ihr noch etwas übermittelt. Auf der anderen Seite erwartet sie eine grosse Überraschung.
Überall hat es verschiedene Teile von Regionen und Ländern. Also da kann Spanien geradewegs an die Schweiz grenzen. Es hat nicht wirklich einen Himmel, denn wenn man zwischen diesen Flicken wechselt, steht man beispielsweise auf dem Kopf, weil rund herum verschiedene Welten sind. Als ob man in einer Kugel wäre, aber man hat nicht das Gefühl kopfüber zu  sein. Als ob jedes Bruchstück eine eigene Welt wäre.
"Wo sind wir denn jetzt wieder gelandet?", fragt Tai.
"Wir sind in einer Trainingswelt. Ich erkläre es euch später", antwortet Ly. "Zuerst müssen wir herausfinden, wohin die einzelnen Bruchstücke führen. Sonst sind wir in Gefahr, denn wir sind hier die Feinde. Also müssen wir möglichst gut hier klar kommen und wissen, in welchem Bruchstück wir uns verstecken können. Es gibt nur ein einziges, das dafür geeignet ist. Dort gibt es keine Menschen, darum ist das unsere einzige Chance."
Da meint Drake: "Das könnte noch schwierig werden, wenn wir nicht wissen in welche Richtung wir gehen. Hier gibt es weit und breit keine Sonne wo wir uns orientieren könnten."
"Das brauchen wir nicht. Wenn wir von hier aus weiter gehen kommen wir in eine andere Welt, und von dort kann man nur geradeaus und nicht mehr zurück", meint Ly.
Nach einer weiteren Diskussion machen sie sich auf den Weg. Sie weichen allem Leben aus, das ihnen begegnet, um eine verfrühte Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Nach ungefähr zwei kleineren Kämpfen und zirka 50 verschiedenen Welten haben sie die ohne Menschen endlich gefunden.
"OK, Ly, jetzt wird es langsam Zeit, dass du uns das ganze hier erklärst. Ich habe keine Lust mehr Leute einfach so umzubringen", sagt Kai mürrisch.
"OK, also. Jeder wird morgen in eine andere Welt gelangen wenn er weiter geradeaus geht. Wir können alle zusammen gehen, und auch alle zusammen hindurchgehen, aber wir sind nachher auf uns selbst gestellt. Hier werden wir ausgebildet. Das heisst, dass wir hier für den Kampf mit Thirak vorbereitet werden. Jeder in seiner Sache, ob Magie oder Schwertkampf. Das Gute daran ist, wenn wir getötet werden, landen wir augenblicklich wieder hier und haben keine Verletzungen, ausser ein paar Kratzer und Übelkeit", erklärt Ly.
Alle schauen ein bisschen betrübt, aber niemand widerspricht auch nur im geringsten.

Kurz nachdem sie vor der Grenze angekommen sind, verabschieden sie sich voneinander. Ly hat ihnen gesagt, wenn sie die Prüfung schaffen, kommen sie automatisch in die nächste Welt. Am Ende eines Tages wird man von selbst hier her zurück gebracht, ob gerade mitten im Kampf oder nicht. Dann muss man sie halt wieder holen. Als letztes tritt Drake über die Grenze. Er hat Ly gefragt was er tun solle. Sie hat geantwortet, er ist auch ein Auserwählter. Er müsse auch trainieren. Darum hätte sie ihn und Tai gerettet. Obwohl sie erst auf Tais Bitten hin gehandelt hat. Aber er ist selbst schuld gewesen, denn Tai hat den Namen erst beim letzten Bitten erwähnt. Der Herzog hätte auch selbst seinen Namen sagen können.

Ly befindet sich in einer Welt, in der es nur Wälder gibt (die sind ja ihre "absoluten Lieblingsorte"). Am Anfang aller Prüfungen kommt so ein Fenster, wo alles beschrieben ist, was einen erwartet, und was man tun muss. Sie muss sich mit ihrer Magie ein Haus bauen aus allen Materialien, die es im Wald gibt, aber sie hat die Prüfung erst bestanden, wenn sie auch wirklich alle Teile benutzt hat.

Tai ist in einer Welt gelandet, in der es nur riesige Tiere gibt. Er muss von allen ein Exemplar töten können, bevor er weiter kann. Das ist eine der schwersten Prüfungen, die jeder einmal machen muss.

Kai findet sich in einer Welt wieder, in der es nur Berge, Eis und Schnee gibt. Er muss sich irgendwie vor der Kälte schützen. Aber er muss auch noch anderen Leuten, die vorbei kommen, helfen. Er baut ihnen Häuser, in denen sie nicht frieren, aber er muss seine Fähigkeiten so benutzen, dass er die Leute darauf durchsuchen kann, ob sie in Ordnung sind, also freundlich oder feindlich. Wenn er falsch liegt, merkt er es daran, dass sie ihn töten. Er muss sie ja vorübergehend in sein Haus lassen, damit er draussen ihr Haus bauen kann. Wenn sie feindlich wären, würden sie ihn eben töten und sein Haus übernehmen, und er würde zurück auf Silent kommen. Sie hatten die Welt dort so genannt, weil es immer so still ist.

Drake landet in einer Welt, in der er sich gegen schwarze Magie zu verteidigen lernt, auch wenn er keine solche Kräfte hat. Er kommt nicht in alle Welten, in die die anderen drei gelangen. Machmal schon, aber höchst selten. Das ist eine Prüfung, die einen ziemlich fertig machen kann.

Als es Abend wird, gibt es viel in der Welt Silent zu erzählen. Ly hat die erste Prüfung auf das erstemal bestanden. Das Haus steht gerade, und ist gegen Einbrecher geschützt, was eine der nächsten Aufgaben war. Tai hat seine Prüfung mit Müh und Not gemacht. Er hat ein paar tiefere Kratzer, aber ansonsten hat er es geschafft. Kai hat erzählt, dass er beinahe getötet wurde, weil er mit seiner Einschätzung daneben lag. Er hat diese Leute zum Teufel gejagt. Das Haus von ihm steht auch und lässt weder Kälte rein, noch Wärme raus. Zehn weitere Häuser stehen und sind bewohnt. Drake ist ein bisschen verstört. Er hat es auch geschafft, aber irgend etwas hat ihn ziemlich eingeschüchtert. Er meint, er habe jetzt gesehen, was Thirak mit seinen Leuten gemacht hat. Und beinahe mit ihm. Darum sitzen sie jetzt am Feuer und hören ihm gespannt zu, was er noch zu erzählen hat. "Ich finde, die Welten von Tai und mir sind am schwierigsten", beendet Drake gerade seine Erzählung vom Tag. Heute ist niemand weitergekommen, weil man nicht recht wusste was auf einen zukommt.

Am nächsten Morgen stehen alle früh auf, um sich der neuen Herausforderung zu stellen. Und wiederum kommen alle am Abend gesund und müde an. Ly ist dort hin gekommen, wo Drake war, Tai wo Ly gestern war, Kai bei Tais gestrigen Level und Drake dort wo Kai gestern war.
Da verkündet Ly: "Bei mir, als ich fast fertig war, ist Tharik noch gekommen. Er sagte, dass wir noch zweimal in die Levels kommen, in der am Vortag jemand anderes war. Nachher muss jeder alleine gehen, also die anderen bleiben hier. Das ist die letzte Prüfung. Jeder muss dort mit seinen Kräften und Stärken zurechtkommen, und es ist keine der Welten, in denen wir waren, sondern jede, in die einer von uns kommt, ist auf uns abgestimmt. Das heisst speziell auf unsere Fähigkeiten. Daraus ist zu schliessen, dass jede Welt anders aussieht."
Zwei Tage später...
Tharik kommt früh am Morgen, oder besser gesagt ein Klon von ihm, der ni
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« Antworten #19 am: 11.Oktober.2007, 18:54:31 »

Eine stürmische Nacht fegte über das Land Grimgal und die Straßen waren wie leer gefegt, nur drei Männer waren noch unterwegs und stemmten sich gegen das Wetter. Unterhalten konnten sie sich schon seit Stunden nicht mehr, aber sie wussten wo sie hinzugehen hatten. Sie konnten kaum unterschiedlicher sein. Der eine war ein Mensch, so groß wie ein Bär, blonde Haare und einen dichten Bart konnte man noch erkennen, ansonsten war er in seiner Regenkleidung versteckt. Ein Schwertgriff lugte aus seiner Kleidung hervor. Der Zweite war schlank, schmalgesichtig und mit spitzen Ohren ausgestattet. Ein Dolch steckte im Gürtel und ein Bogen zeichnete sich ab. Der Elf hatte blaue Haare und goldene Augen, die in die Nacht starrten. Der Dritte im Bunde war ein Zwerg von der Statur eines Felsens, stämmig und gedrungen. Seine Haare leuchteten rot unter seiner Kapuze hervor und sein Bart bestand aus sechs Zöpfen. Zwei Äxte kreuzten sich auf seinem Rücken.
Der Wind heulte den Gefährten um die Ohren, als ob er sie ihnen abreißen wollte. Sie stemmten sich gegen ihn, denn ihr Ziel war nah. Ein Gasthaus zeichnete sich durch seine hell erleuchteten Fenster in der Nacht ab. Sie eilten so schnell sie konnten dort hin, um ins Trockene zu kommen. Der Elf war am schnellsten und stieß die Tür zum Schankraum auf, um ins Innere zu gelangen. Der große Mensch folgte ihm, dann der Zwerg, der die Tür wieder schloss. Im Inneren saßen mehrere Personen verteilt an den Tischen und starrten die Neuankömmlinge an, die sich auf einen noch leeren Tisch zu bewegten. Der Riese verteilte einige böse Blicke, die dazu beitrugen, dass sich die Leute wieder ihren Angelegenheiten zuwandten.
Als die Drei Platz genommen hatten, fing der Elf an zu sprechen: "Wir haben zuviel Zeit verloren, wegen dieses Unwetters, die wir nie mehr einholen können. Uns wird einiges an Gold flöten gehen. Was können wir tun, um doch noch rechzeitig nach Constalis und den Wettkämpfen zu kommen? Hast du eine Idee, Prius?"
Der Riese, der vom Elf angesprochen wurde, antwortete mit einer dröhnenden Stimme: "Milas, ich weiß nicht, ob es uns vielleicht nicht besser gehen würde, wenn wir wieder nach Hause gehen. Ich zerbreche mir schon seit geraumer Zeit den Kopf darüber, wie wir unsere Reise beschleunigen könnten, aber mir fällt nix ein. Gorrian, was denkst du über unsere Lage?"
Der Zwerg war kein großer Redner und sagte nur das Nötigste: "Fidgis."
Der Elf und der Mensch sahen ihn verständnislos an, so dass der Zwerg unweigerlich lachen musste.
"Fidgis." wiederholte Gorrian noch einmal langgezogen und nach einer Weile fügte er hinzu: "Drachenflug gefällig?"
"Natürlich. Gorrian, du bist der Beste. An die Drachen aus Fidgis hab ich gar nicht mehr gedacht. Die Stadt liegt am Fuße des Berges Horteas, nicht mehr weit von hier, höchstens einen halben Tagesmarsch. Prius, weißt du, was das bedeutet? Wir bekommen die Chance am Wettkampf teilzunehmen und reich zu werden." Der Elf grinste über beide Backen. Bevor Prius etwas entgegnen konnte, kam der Wirt des Gasthauses an ihren Tisch, um nach ihren Wünschen zu fragen.
Nachdem er wieder gegangen war, sagte der Riese: "Pferde wären auch nicht schlecht, um schneller zu den Drachen zu kommen. Wenn der Wirt wieder kommt werden wir ihn fragen, ob er welche zu verkaufen hat, oder weiß, wo wir welche finden." Prius sah sich um, ob der Wirt schon im Anmarsch war, konnte ihn aber nicht entdecken. Einige Zeit später kam der Wirt mit einem vollen Tablett und stellte drei Bierkrüge, einen Hammelbraten und eine Schüssel mit Beilagen auf den Tisch.
Beim Austeilen des Bestecks und der Teller fragte Prius den Wirt: "Eine schöne Gaststätte hast du hier, guter Mann. Ich frage mich, ob diese Gaststätte auch einen Stall hat mit Pferden, die man käuflich erwerben könnte?"
"Danke für das Kompliment, aber ich kann euch mit den Pferden nicht weiterhelfen, weil ich keine habe. Aber der alte Himus hat welche unten am Fluss. Es wird nur ein teurer Spaß für euch, denn es sind die edelsten Pferde in dieser Gegend." antwortete der Wirt und ging seinen Geschäften nach.
Die drei Freunde genossen das Essen, Trinken und die kurze Pause und machten sich wieder auf den Weg, nachdem sie gezahlt und sich verabschiedet hatten.
Prius führte die Gruppe an und leitete sie in Richtung Fluss, wo sie hofften, ihrem Ziel näher zu kommen. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten sie die Koppeln, die sich um das kleine weiße Haus von Himus erstreckten. Sie gingen  zum Haus und klopften an die massive Tür. Ein alte verrunzelte Gestalt öffnete ihnen und ließ sie herein, um nicht gegen den Sturm anschreien zu müssen.
Die Tür wurde geschlossen, dann fragte der Mann: "Wer seid ihr und was wollt ihr, außer mir meine Zeit zu stehlen? Macht es kurz!"
"Pferde!" sagte Gorrian.
"Das ist mal eine kurze Antwort. Ich bin Himus und hier seid ihr richtig." sagte Himus.
"Was werden sie kosten? Wir müssen nach Fidgis  und brauchen drei Stück plus Sattel und Geschirr!" fragte Milas.
"Lass mich nachdenken. Ich hab alles da, was ihr braucht. Schnelle Pferde hab ich auch. Ich würde sagen acht Goldtaler und sieben Silberlinge wären angebracht." sagte der Pferdehändler mit einem Grinsen im Gesicht.
"Das ist Wucher!" ereiferte sich Prius.
"Haben wir eine Wahl?" sagte Milas.
"Nein." sagte Gorrian und bezahlte Himus aus einem Lederbeutel, den er am Gürtel trug.
"Nett mit euch Geschäfte zu machen. Heute Nacht werdet ihr aber nicht mehr weit kommen. Ich hätte da noch einen Gemeinschaftsraum, in dem ihr schlafen könnt, und morgen in der Früh stehen die Pferde bereit und ihr könnt los reiten." erläuterte Himus.
"Wie viel?" fragte Gorrian.
"Nur ein Goldtaler für euch Drei!" sagte Himus. Gorrian bezahlte.
.
Nach einer geruhsamen Nacht eilten die Freunde mit ihren Pferden nach Fidgis, um sich dort neue Reittiere anzuschaffen. Der Ritt dorthin verlief ohne Schwierigkeiten, so dass sie in wenigen Stunden den Flughof von Fidgis erreichten und von ihren Pferden stiegen. Sie klopften sich den Staub aus den Klamotten und gingen, die Pferde an der Hand führend, in den Hof. Die Pferde wurden sehr nervös, als sie die Reitdrachen sahen, die nicht so intelligent waren wie ihre größeren Artgenossen aus anderen Teilen Grimgals. Die Drachen schimmerten in unterschiedlichen Farben, sahen ansonsten aber eher unspektakulär aus. Kleine Köpfe thronten auf langen Hälsen, die auf einem kräftigen Körper mit breiten Flügeln endeten. Der Schwanz erinnerte an ein Krokodil. Milas näherte sich einem Eingang auf der anderen Seite, gefolgt von Prius und Gorrian, der seine Augen nicht von den Drachen lassen konnte.
"Hast du gewusst, dass die großen Drachen einen Hort haben, in denen sie ihre Schätze verstecken und jeden fressen, der versucht ihn zu stehlen?" sagte Gorrian mit blitzenden Augen.
Milas antwortete: "Und wenn schon. Mein Leben ist mir mehr wert als ein Schatz." und öffnete die Tür zu dem Gebäude. Der Raum war nicht sehr geräumig.
Der Mann, der am anderen Ende saß, erschrak sehr, fing sich schnell und kam zu ihnen. Mit einem Lächeln fragte er: " Sehr geehrte Herrn, was kann ich für sie tun? Ich bin Dran!"
"Hallo Dran!", dröhnte Prius. "Wir benötigen eine schnelle Beförderung zu den Wettkämpfen nach Constalis. Und wir dachten da an einen Ritt über den Wolken, sonst kommen wir zu spät."
"Ihr wisst schon, dass es nicht gerade billig wird, oder?" vergewisserte sich Dran.
"Ja, aber wir könnten dir ein paar sehr schöne Pferde überlassen, die unter Umständen dein Interesse wecken könnten." erwiderte Milas und strich sich mit den Fingern durch die Haare.
"Was für Pferde?" fragte der Drachenbändiger.
"Himus Pferde", sagte Gorrian.
"Himus? Das ist doch der Alte vom Fluss. Er hat sehr schöne Tiere. Gut, abgemacht. Ich bekomme die Pferde und ihr einen Ritt nach Constalis." Er streckte den Dreien seine Hand entgegen, um den Handel abzuschließen.
"Abgemacht! Wann können wir starten?" fragte Prius und schlug ein.
"Sofort, wenn ihr wollt." sagte Dran und schob die Drei durch die Tür nach Draußen.
Mehrere Reitdrachen standen rum und Dran führte jeden von ihnen zu einem. Prius setzte sich gerade in den Sattel, der auf dem Körper angebracht war, als Milas mit seinem in die Lüfte schoss. Gorrian besah sich seinen Drachen und fragte Dran, warum seiner so klein war.
"Die Statur eines Zwerges ist ja auch etwas kleiner als bei einem Menschen oder Elf! Bei dir reicht ein junger Drache, der dich trägt", sagte Dran.
Gorrian funkelte Dran etwas wütend an, beschloss es aber bei einem Blick zu belassen und saß auf. Prius und Gorrian starteten fast gleichzeitig. Es war wunderschön auf einem Drachen zu reiten. Da war es nicht verwunderlich, dass die Drei wie blöd grinsten und grölten. Mit einem festen Zug an dem Geschirr steuerten die Freunde die Drachen in Richtung Constalis.
Sie genossen den Flug über den Wolken und richteten ihre Augen immer wieder auf die Erde unter ihnen. Nach einiger Zeit dachte ein Jeder über das nach, was auf sie in Contalis warten würde.
Die Sonne stand rotglühend am Horizont, als sich die Stadt abzeichnete. Die Gefährten lenkten ihre Drachen gen Boden. Mit hektischen Flügelschlägen landeten sie und stiegen ab. Kaum standen sie auf dem Erdboden, als die Drachen abhoben und verschwanden.
"Gut abgerichtet", sagte Gorrian.
"Fürwahr. Aber der Flug war atemberaubend. Wenn ich reich bin, kauf ich mir so einen Drachen!" sagte Prius und kratzte sich am Arm.
"Du musst nur den Wettkampf mit uns gewinnen. Reich wirst du dann sein Prius, soviel kannst du gar nicht mehr ausgeben!" sprach Milas.
"Milas, weißt du, wie der Wettkampf diesmal ausgetragen wird?" plauderte Prius.
"Nein, Prius. Der König sagt es erst, wenn alle Streiter anwesend sind. Ich weiß nur, dass man zu Dritt antreten muss und gegen alle anderen antreten darf, aber zuerst muss man sich qualifizieren. Einer von uns tritt bei einem Duell an. Das erste Blut entscheidet, das heißt triff deinen Gegner zuerst, dann bist du weiter", erwiderte der Elf.
"Letztes Mal war es der Berg Trimel. Keiner hat es überlebt. Man musste nur von unten nach ganz oben. Die Trolle, die auf dem Berg leben, waren aber zu viele, als dass eine Gruppe es alleine geschafft hätte. Die Streiter merkten es aber zu spät und starben alle. Der König bedauerte es, mehr aber auch nicht. Dieses Jahr wird es etwas Besonderes, auch wenn es noch keiner weiß. Ich hab da so ein Gefühl." sagte Gorrian.
Prius sah ihn an und schüttelte den Kopf. "Ich hoffe, dass waren nicht zu viele Wörter, mein Freund. ich habe gar nicht gewusst, dass du mehrere Sätze sprechen kannst!"
Milas musste Lachen und rieb sich die Tränen aus den Augen. Die Gefährten machten sich nach diesem Gespräch auf nach Constalis und erreichten sie bei Sonnenuntergang. Die Stadt war ein Schmuckstück. Viele Erker und Türmchen schmückten die Häuser im Inneren der Mauer. Leicht nach oben führten die Straßen zum Schloss. Die Drei machten auf halben Weg Rast und kehrten in eine Gaststätte ein um zu essen und die Nacht dort zu verbringen. Sie hatten am nächsten Tag Großes vor.

.
Am Nächsten Tag und nach einem ausgiebigen Frühstück, machten sich die Freunde auf den Weg zum Schloss, um sich für den Wettkampf zu qualifizieren. Vor dem Schloss mussten sie warten und besahen sich die anderen Herausforderer. Keine Gruppe war so bunt gemischt wie sie. Die meisten blieben unter ihresgleichen. Nun kam eine Wache aus dem Tor und nahm die Namen einer jeden Gruppe auf. Stunden Später kam ein Adeliger heraus und las nur immer einen Namen einer jeden Gruppe vor und bat diese in den Hof des Schlosses. Gorrian war der, der ins Innere ging.
Der Hof war sehr groß und mit mehreren Kreisen versehen. zwanzig Kämpfer standen dort und warteten was jetzt geschah. Der Adelige, der sie aufgerufen hatte, sprach nun zu ihnen: "Geehrte Kämpfer. Ich freue mich so viele heute begrüßen zu können und der König freut sich auf ein Spektakel am morgigen Tag. Nun müssen nur noch die zehn Gruppen ausgewählt werden, die am Wettkampf teilnehmen dürfen. Ich werde nun die Namen der Duellanten bekannt geben, die um den Einzug ins Finale antreten!" Der Edelmann las nun die Zweikämpfer vor und Gorrian nutzte die Zeit um seinen Blick durch die Reihen schweifen zu lassen.
Dort standen neben Menschen auch einige Elfen und Zwerge. Seiner Scharfsichtigkeit entgingen aber auch nicht die wenigen Exoten, die an der Ausscheidung teilnahmen. In einer Ecke stand ein Oger so groß wie ein Troll, in einer anderen Ecke stand ein Kobold. Gorrian wurde von seinem Namen aus der Rundsicht gerissen, als der Adelige ihn aufrief:
"Und zuletzt Gorrian gegen Ural!"
Gorrian blickte sofort in die Runde um nach einigen Augenblicken zu wissen, dass er das Glück hatte gegen den Oger anzutreten.
Der Adelige wies nun jeder Paarung einen Kreis zu, an dem ein Schiedsrichter in Position stand. Ural sah von oben, von weit oben, auf den Zwerg und fing an zu lachen. Gorrian ließ sich nicht von so etwas beeindrucken und lächelte zurück, was wiederum den Oger irritierte.
Der Schiedsrichter erklärte, dass derjenige, der zuerst dem Gegner eine Wunde zufügt, das Duell gewann. Die Zwei gingen nun etwas auseinander, um ihre Waffen zu ziehen.
Als Gorrian Urals Waffe sah, musste er ein wenig schlucken, denn es war ein Speer so lang wie ein junger Baum. Der Zwerg zog nun seine Äxte vom Rücken und der Kampf begann.
Ural drängte seinen Gegner mit wütenden Stößen nach hinten. Gorrian wusste noch keine Möglichkeit, wie er an ihn rankommen sollte, bis ihm etwas einfiel. Er ließ sich, bei einem Stoß von Ural, nach hinten fallen und warf eine Axt in seine Richtung. Von dieser Aktion überrascht konnte der Oger nicht mehr schnell genug ausweichen und wurde von der Axt am Arm erwischt. Der Kampf war vorbei.
Der Zwerg wurde als Sieger anerkannt und er konnte wieder zu seinen Freunden gehen. Prius und Milas begrüßten den Zwerg und fragten sogleich: "Hast du es geschafft?"
Gorrian antwortete: "Klar!"
Und Milas sagte: "Ich wusste es, dass du uns weiter bringst!"
Prius hustete und sprach: "Wir sollten unseren Erfolg nicht so lange auskosten und uns besser auf den Weg zum Gasthaus machen. Schlaf würde uns gut tun, um morgen fit zu sein."
"Du hast recht. Lasst uns gehen." sagte Milas. Und so gingen sie zum Gasthaus um sich noch einmal zu stärken und sich auszuschlafen.

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Am kommenden Morgen eilten die Drei zum Schloss, wo schon alle Anderen warteten, um zu erfahren, was die Aufgabe war, die man lösen musste, um an den Schatz zu kommen, der als Preis ausgelobt war. Ein Page kam und holte die zehn Gruppen ab, brachte sie in den Hof, wo jetzt ein Podest mit einem Thron stand. Wenige Momente später kam der König in den Hof und bestieg das Podest, um sich zu setzen.
"Ihr seid also die Glücklichen, die mein Gold wollen. Ich bin König Silvius und ich habe nichts dagegen, solange man durchkommt. Letztes Mal waren es Zwölf Gruppen und keine kam wieder. Dieses Mal ist es kein Berg. Ein Labyrinth wäre schön gewesen, aber ich habe noch keines gebaut. Ich habe trotzdem eine Herausforderung, die Euch fordern wird. Ihr könnt meinen Schatz haben, aber ihr müsst ihn Onyx aus den Klauen entwenden. Es ist schwer. Ich wünsch euch fiel Glück, ihr werdet es brauchen. Die Höhle liegt nicht weit von hier. Geht nach Norden und versucht es. Meinen Segen habt ihr. Nun geht." Und der König stand auf und ging.
Gorrian dachte nach über das Gehörte. Als er das Schloss verließ und zu seinen zwei Gefährten kam und ihnen sagte, was zu tun ist, sprach Milas: "Wisst ihr, wer oder was Onyx ist?"
Gorrian schüttelte den Kopf und sagte: "Nein."
Nur Prius sah verstört aus, so dass Milas ihn fragte: "Prius, weißt du, was uns erwartet?"
Und der Riese erwiderte: "Es wird Euch nicht gefallen, aber Onyx ist ein Drache. Ein gewaltiger Drache. Geschichten sagen, dass es sich um einen Erddrachen handelt, der keine Flügel hat, dafür aber acht Beine und zwei Köpfe."
Milas sah ihn an und bemerkte: "Bist du sicher. Es hört sich nach einem Himmelfahrtskommando aus. Aber kann es einer dem König verdenken, dass er sein Gold nicht einfach so hergibt? Also lasst uns gehen und einen Drachen dazu bringen, uns sein Gold zu geben!"
Prius, Milas und Gorrian gingen nach Norden, wo ein Drache seinen Schatz bewachte und ihn nicht hergeben würde. Nach einem Fußmarsch von einem halben Tag erreichten sie die Höhle und waren nicht die Ersten, denn vor der Höhle lagen schon einige Leichen, die entweder zerfetzt oder verbrannt wurden.
Die Drei schlichen sich zum Eingang der Höhle und späten hinein. Man konnte einige Geräusche vernehmen. Einige Gruppen waren also noch auf der Jagd nach dem Gold.
Milas übernahm die Führung und nach einigen Metern winkte er sie in eine Nische. "Prius, glaubst du, du kannst einem Drachen den Kopf abschlagen, wenn du von dort oben hinunter springst?" Milas zeigte auf einen Vorsprung in der Nähe der Höhlendecke.
"Ich glaube schon. Wenn ihn einer ablenkt und er mich nicht in der Luft erwischt, dann ja." antwortete Prius und kratzte sich an der Schulter.
"Gorrian. Glaubst du, du bist schnell genug, dich unter ihn zu schleichen, ihm den Bauch aufzuschlitzen und zu verschwinden?"
"Ja" sagte der Zwerg.
"Gut, dann lenke ich ihn ab. Aber zuerst schauen wir uns die anderen Gruppen an. Vielleicht nimmt uns eine andere von ihnen die Arbeit ab!" erwiderte der Elf.
Die Zeit verstrich und es wurde den Dreien klar, dass alle anderen versagt hatten. Prius kletterte inzwischen auf den Vorsprung und brachte sich in Position. Gorrian blieb in der Nische und wartete. Milas schlich sich weiter in die Höhle und suchte den Drachen. Als der Elf ihn fand, verschlang er soeben einen Kämpfer. Es roch nach Schwefel und Verbranntem. Der Drache war tatsächlich so, wie ihn Prius beschrieben hatte. Groß, doppelköpfig und achtbeinig wie eine Spinne. Milas nahm seinen Bogen vom Rücken und zielte sorgfältig. Der Pfeil verließ den Bogen geräuschlos und traf den Drachen Onyx zwischen zwei seiner Schuppen. Onyx wirbelte herum und entdeckte den Elfen sofort. Er stürzte sich in seine Richtung, aber Milas war schneller und huschte zum Ausgang. Der Drache verfolgte ihn unter großem Getöse. Als er an der Nische vorbei kam, blieb der Elf stehen und schoss einige Pfeile ab, um den Drachen abzulenken. Prius, der an der Decke klebte, sprang in die Tiefe und schlug auf den einen Hals des Drachen ein, bis der Kopf nutzlos herab hing. Dann lief er zu Milas, der weiterhin Pfeile abschoss. Der Drache in seiner blinden Wut stürmte nun weiter auf die zwei Gefährten los und übersah den Zwerg, der nun aus seiner Nische stürzte und dem Drachen den Bauch mit seinen Äxten aufschlitzte. Schwer getroffen lief Onyx noch einige Schritte, bevor er zusammenbrach.
Gorrian hüpfte schnell auf den noch zuckenden Kopf los und schlug eine seiner Äxte tief ins Auge des Erddrachen. Milas und Prius kamen nun auch herbei geeilt und gingen mit Gorrian weiter in die Höhle. Der Schatz lag nun vor ihnen und spiegelte sich in ihren Augen.
"Milas, sieh dir das an. Wir haben es geschafft. Wir sind reich." sagte Prius.
Milas klopfte ihm auf die Schultern und antwortete: "Ja. Ich kann es noch gar nicht glauben, denn der Drache war so gewaltig, aber wir stehen hier und sehen den Schatz. Zwick mich, Gorrian. Ich fass es nicht."
Der Zwerg ließ sich nicht lange bitten und kam seinem Wunsch nach.
"Autsch! Spinnst du!? Das war ein Scherz", sagte der Elf.
"Ich habe euch doch gesagt, ein großer Drache hat einen großen Schatz." sagte Gorrian.
Die Drei begannen mit dem Abtransport des Goldes.

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Einige Wochen später trafen sich die Freunde bei Fidgis, um zu fliegen. Sie konnten es sich ja leisten. Jetzt und in alle Ewigkeit.
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Meine Schwester ist das Feuer....................
Mein Bruder ist die Erde.........................
Mein Freund ist das Wasser.......................
und Ich bin das fehlende Glied der "4" Elemente..
Ich bin das Kind des Windes......................
auch bekannt unter dem Nick lady of the dragon
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