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Autor Thema: Der Abschied  (Gelesen 2260 mal)
Greldon
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Wesen & Alter: Drache. 38
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« am: 27.August.2007, 20:34:26 »

Am Wochenende war ich genau in der Stimmung zu diesem sehr kurzen Werk.
Ich hoffe, es gefällt Euch.

Liebe Grüße
Greldon
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Greldon
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Wesen & Alter: Drache. 38
Beiträge: 110



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« Antworten #1 am: 27.August.2007, 20:34:44 »

Abschied



Ich werde gehen.
Diese drei Worte auf dem Bildschirm hatten sich in Greldons Gehirn förmlich eingebrannt und selbst heute, etliche Monate nachdem sie gefallen waren, erfüllten sie den Drachen mit Wehmut.
Er hatte seinen Kopf auf seine Vordertatzen gelegt und seufzte leise.
Obwohl es draußen ein herrlicher Sommertag war, hatte er sich in seine Höhle zurückgezogen, um nachzudenken. Außerdem stand ihm momentan nicht der Sinn nach Gesellschaft.
Nur noch wenige Wochen, dann würde der Abschied besiegelt sein. Er würde ihm fehlen.

Greldon erinnerte sich noch allzu gut an ihre erste Begegnung. Balto war gerade mehr als ein Welpe gewesen und der Drache hatte ihm den Weg gewesen.
Mit der Zeit reifte zwischen dem Husky-Wolf-Mischling und dem Drachen etwas heran, das man nur schwer in Worte fassen konnte. Schon bald begann Greldon für Balto wie für einen Bruder zu fühlen.
Doch es war wohl nur der natürliche Lauf der Dinge und Balto war schließlich, wie es ein Drache ausdrücken würde, flügge geworden.
Hatten sie sich am Beginn ihrer Freundschaft regelmäßig gesehen, so kreuzten sich nach all den Jahren ihre Pfade immer seltener und Greldon musste enttäuscht feststellen, dass Balto nun nicht mehr länger sein Kuschelköter war, wie er einst den Caniden liebevoll zu bezeichnen pflegte.
Aber damit nicht genug, irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem Balto seine lang gesuchte Liebe seines Lebens gefunden hatte.
Natürlich freute sich Greldon für seinen Freund, denn er wusste, wie sehr dieser darunter gelitten hatte, immer das Mauerblümchen gewesen zu sein. Andererseits jedoch erfüllte es das Drachenherz mit Kummer, denn er wusste, dass dies auch mehr oder weniger das Ende ihrer Freundschaft bedeuten konnte. Nur allzu oft hatte der Drache in seinem langen Leben die Erfahrung gemacht, dass in fast allen Fällen Freundschaften eingeschlafen waren, nachdem die große Liebe ins Spiel gekommen war.
An sich war auch das ein völlig natürlicher Vorgang, denn schließlich wollten die Liebenden ihre Zeit miteinander verbringen, für Freunde war da nicht mehr sehr viel Platz übrig. In diesem speziellen Fall spielten auch noch pekuniäre Gründe eine Rolle. Wenn Balto regelmäßig zu seinem Schatz reiste, dann konnte er es sich freilich nicht mehr leisten, auch noch seine Freunde zu besuchen, ein Umstand, der nicht überall auf Verständnis stieß.
Erschwerend kam hinzu, dass Balto sein bisheriges Leben an den Nagel gehängt hatte und im Begriff war, in ein entfernteres Reich im Osten zu seiner Liebschaft ziehen. Greldon war realistisch genug zu erkennen, dass dies mehr oder weniger das endgültige Aus ihrer Freundschaft bedeuten würde, sah man einmal von gelegentlichen Chats im Internet ab. Greldon konnte derzeit nicht abschätzen, ob ihn jemals seine Wege in diese ferne Region führen würden.

Schwerfällig erhob sich Greldon.
Es gab noch etwas zu tun und er hatte sich nun nach langem Überlegen dazu durchgerungen.
Er ließ den Blick über seinen Hort schweifen. Leisten konnte er es sich ja, und er wusste auch, dass er es haben wollte. Doch die Frage war, würde es ihm hinterher wie gehofft Trost spenden oder doch nur den Kummer vermehren?

"Steht Dein Angebot noch, ihn mir zu verkaufen?" tippte Greldon die Frage und nach einigen Augenblicken erschien die Antwort auf seinem Schirm: "Ja. Ich bin froh, dass Du daran Interesse hast, ich brauche das Geld wirklich dringend. Ich will nächstes Wochenende wieder zu meinem Schatz fahren."
Da! Schon wieder dieser Stachel.
Greldon grollte leise vor sich hin.
Das Ganze war ohnehin schon unangenehm genug für ihn, aber dieser Köter ließ keine Gelegenheit aus, dem Drachen zu demonstrieren, wie glücklich er mit seinem neuen Leben war. Das Problem war, dass sich Balto gar nicht darüber im Klaren war, dass er Greldon damit unbeabsichtigt wehtat.
Diese Nadelstiche in das Drachenherz waren mit ein Grund dafür, dass sich Greldon seinerseits in den letzten Monaten immer mehr von Balto zurückgezogen hatte.
Am meisten schmerzte es Greldon jedoch, neben all der Euphorie seines Freundes immer wieder mit dessen Zweifeln konfrontiert zu werden. Allmählich fragte sich der Drache, ob der Kuschelköter wirklich so glücklich werden würde, wie er es ihm gönnen würde. Insgeheim machte sich Greldon große Sorgen um Balto, doch wusste er, dass dies ihm nicht anstand. Balto war eigenverantwortlich genug und er hatte hoffentlich die ausreichende Reife, er musste selber wissen, was er tat.
Der Drache nahm sich zusammen und antwortete:
"Passt es Dir kommende Woche? Dann werde ich bei Dir vorbeikommen."

Greldon nahm einen kleinen Lederbeutel und füllte ihn mit einigen Silbermünzen aus seinem Hort. Er verstaute ihn ordentlich an seinem Körper und trat hinaus ins Freie.
Die Sonne schien von einem nahezu makellosen Himmel, einen traumhafteren Tag für einen Ausflug konnte man sich nicht vorstellen. Dennoch war Greldons Gemüt schwer, als er sich mit seinen Hinterbeinen kraftvoll vom Boden abstieß und sich kurz darauf mit gleichmäßigen Flügelschlägen immer höher in den Himmel schraubte.

Greldon ließ sich von der günstigen Thermik tragen. Er war kam schneller voran, als er angenommen hatte.
Vor sich sah der Drache im Schein der hellen Nachmittagssonne den Chiemsee wie einen blank polierten Spiegel liegen. Weiße und bunte Farbtupfer bewegten sich träge auf der Wasseroberfläche, Segler und Surfer, die die lauen Sommerwinde ausnutzten.
Mit einem Mal wurde dem Drachen schmerzlich bewusst, dass er diesen Anblick immer wieder mit seinem Freund verbinden würde. Die gesamte Region, von den Menschen Chiemgau genannt, war das Territorium des Caniden.
Doch bevor der Kummer zu sehr an ihm zu nagen begann, legte er all seine Kraft in seine Flügelschläge und konzentrierte sich nun auf den Anblick unmittelbar unter ihm. Irgendwo musste der vereinbarte Treffpunkt liegen.
Langsam ließ er sich sinken.

Die Drachenschwingen wirbelten eine Menge Staub auf, als Greldon an der vereinbarten Stelle landete.
Er musste nicht lange warten, bis Balto erschien.
Sie umarmten einander kurz zur Begrüßung und spätestens zu diesem Zeitpunkt war dem Drachen endgültig klar, wie sehr sie sich auseinander gelebt hatten.
Unwillkürlich musste Greldon an ein altes Lied denken, das er vor so vielen Jahren einmal gehört hatte.
Darin ging es um die Freundschaft zwischen einem Drachen und einem Menschenjungen. Dieser besuchte seinen schuppigen Freund regelmäßig, brachte ihm Geschenke mit und zusammen erlebten sie die wildesten Abenteuer: Sie flogen in ferne Länder und Reiche, kämpften gegen Piraten und Riesen. Doch eines Tages nahm auch hier die Natur ihren Lauf und das Menschenkind wurde erwachsen. Als der Drache erkannte, dass sein Freund nicht mehr zu ihm zurückkehren würde, schloss er sich frustriert in seiner Höhle am Strand ein und kam daraus nie mehr hervor.
Nun, so dramatisch sah es Greldon natürlich nicht, aber es fiel ihm schon eine gewisse Parallele zu diesem Lied, von denen es unzählige Varianten gab, auf.

"Nun denn, ich wünsche Dir alles Gute, mein Freund", sagte Greldon schwer und wandte sich hastig ab, damit Balto nicht die feucht schimmernden Drachenaugen sehen konnte.
Den Huskymischling aus Plüsch - wie lange hatte Greldon schon vergeblich versucht, diesen zu einem bekannten Zeichentrickfilm gehörenden Merchandiseartikel bei Internetauktionen zu ersteigern -  vorsichtig in seinen Tatzen haltend, breitete er seine Flügel aus und stieß sich ab. In seinem Steigflug kreiste der Drache noch zweimal über seinem Freund und winkte ihm mit der Schweifspitze zu.
"Ich werde Dich nicht vergessen, niemals. Und dieses Plüschtier wird mich an Dich erinnern", dachte er sich auf dem Rückweg zu seiner Höhle. Doch ihm war dabei bewusst, dass sich ihre Pfade, abgesehen vielleicht von nur sehr kurzen und oberflächlichen Begegnungen zum Beispiel auf irgendwelchen Veranstaltungen, aufgrund der ganzen Umstände wohl nicht mehr kreuzen würden...


ENDE
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Jilocasin
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Pizzadrache


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« Antworten #2 am: 28.August.2007, 20:37:02 »

Finde ich wirklich... gut .. berührend irgendwie  Cheesy  .. wenn auch das "Thema" nicht ganz so schön ist  Sad

Aber wiegesagt.. gefällt mir ziemlich gut, du hast 'nen netten Schreibstil
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Also.. das war so... und dann plötzlich so... und dann war ich total verwirrt!
Ariguseli
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Schwarzdrachen-Fan-Club


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« Antworten #3 am: 28.August.2007, 20:57:20 »

...eine Geschichte wie sie das Leben nicht besser schreiben könnte  ... Smiley ... gefällt mir
...

...mich macht jetzt nur eines Neugierig ... was dich dazu Inspiriert hat ... das WE scheint nicht wirklich gut verlaufen zusein :-?  ... wenn ich das mal behaupten darf

*betrübt zu boden blicken*
.. ich persönlich hasse Abschiede ... vor allem, wenn man jemanden verlieren wird...
...aber noch schlimmer ist es ... jemanden zu verlieren ... ohne sich verabschieden zu können
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...Ehrlichkeit, ein wichtiger Grundstein für Vertrauen...
...Vertrauen, ist der größte Schatz den ein Drachen hüten kann...
...Menschen nehmen nur dann die klügste Lösung, wenn alle anderen ausgeschöpft sind...
...Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null. Und das nennen sie ihren Standpunkt....
...man muss nicht immer den selben Standpunkt vertreten, niemand kann einen davor bewaren ... klüger zuwerden...
...Streite niemals mit einem Idioten - zuerst zieht er Dich auf sein Niveau herab und dann schlägt er Dich mit seiner Erfahrung!!!...
Greldon
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« Antworten #4 am: 29.August.2007, 21:47:52 »

Nun ja, es ist genau das am Passieren, was ich in dieser Geschichte beschrieben habe.
Balto hat sich nach und nach von allen deutschen Furs zurückgezogen, seitdem er seinen österreichischen Mate gefunden hat. Er zieht nach der EuroFurence Anfang September endgültig zu seinem Mate nach Wien.
Damit geht einer der wenigen sehr sympathischen und lieben FUrs aus Bayern...
Ich bin Balto sehr nahegestenden, wir haben vor ein paar Jahren sehr viel Zeit miteinander verbracht und ich möchte keinen Augenblick davon missen.
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Jilocasin
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Pizzadrache


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« Antworten #5 am: 30.August.2007, 16:11:38 »

Kann ich.. relativ.. gut nachempfinden  Shocked
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Also.. das war so... und dann plötzlich so... und dann war ich total verwirrt!
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