Lyra
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« am: 08.Januar.2006, 00:12:33 » |
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Ich trau mich jetzt endlich und schreib zwei meiner Geschichten hier rein. Sind nicht allzu lang, und, wie ich finde, nicht allzu gut. "Vergessen" habe ich geschrieben, als es mir sehr dreckig ging und ich die Gefühle hatte, die das Mädel in der Story hat. Vermutlich war das meine Art, das Ganze zu verarbeiten. Die zweite Story hat keinen Titel und ist irgendwann mal entstanden, als es mir ebenfalls nicht so gut ging. Naja. Viel Spaß beim Lesen oder auch nicht Lesen.
Vergessen
War es die ganze Zeit nur Lüge gewesen? Sie wusste es nicht. Sie wusste überhaupt nichts mehr. Nur noch, dass er sie belogen hatte. Dieses Wissen schwirrte ihr im Kopf herum, erdrückte alle anderen Gedanken; ihr Kopf schien zu bersten. Eine Lüge... Ihr war schwindelig, und sie hielt sich an der Tischkante fest. Sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Alles drehte sich, und sie wollte nur noch weg, weit weg. Wohin? Vor der Wahrheit konnte sie nicht fliehen... Sie machte IHM Vorwürfe, weil er sie belogen hatte. Weil er ihr nichts gesagt hatte. Weil er sie hintergangen und verspottet hatte. Aber sie machte auch sich Vorwürfe. Warum hatte sie es nicht bemerkt? Seine Küsse, seine Hände, die sie sanft berührten. Alles Lüge. Und sie war darauf reingefallen. Warum? Warum nur? Oh ja, sie liebte ihn immer noch. Obwohl sie wusste, dass er nur mit ihr gespielt hatte. Aber sie hasste ihn auch, sie hasste ihn aus tiefstem Herzen! Was hatte er ihr angetan? Warum gerade IHR? Es hätte jede sein können... Er hatte mit seinen Freunden über sie gelacht, sie verhöhnt. Sie hatte Tränen in den Augen, als sie ihm mit ihrem Blick das Wort „Warum“ zuwarf. Und er hatte gelacht... Sie hatte sich umgedreht und war weggerannt. Vor was? Vor seinen Blicken, die ihr sagten, dass sie nur ein dummes, kleines Kind sei? Vor den höhnischen Worten seiner Freunde? Vor der Wahrheit? Sie hatte geweint, geweint, bis sie nicht mehr weinen konnte. Um sich. Um ihre Liebe. Um ihre Seele... Sie ertrank, ertrank in einem Strudel aus Gefühlen, die sie hinabziehen wollten, sie erdrücken, bis sie nicht mehr existierte. Diese Gefühle trieben sie an den Rande des Wahnsinns. Weg, nur WEG! Weinen konnte sie nun schon lange nicht mehr. Es hatte keinen Sinn. Sie wollte nicht mehr. In ihr war nichts mehr, nur noch eine große Leere. Sie wollte nur noch schlafen...Alles vergessen und in einen süßen, lieblichen Schlaf sinken. Vergessen... Auf einmal konnte sie wieder klar denken. Sie wusste, WIE sie vergessen konnte. Sie musste nie mehr etwas spüren...Sie konnte schlafen... Im Badezimmer waren noch Schlaftabletten. Ihre Mutter hatte in letzter Zeit oft Probleme beim Einschlafen. Und im Küchenschrank stand noch eine Flasche Wodka. Das müsste reichen, um sie vergessen zu lassen...Für immer!
Nummer 2 - ohne Titel
Er lag im Sterben. Was sollte er dagegen tun? Man konnte den Lauf der Dinge nicht aufhalten. Der Tod gehörte zum Leben wie alles andere. Wie die Sonne. Wie die Sterne. Wie das Licht, der Schatten.... Er war bereit zum Sterben. Er hatte ein erfülltes Leben gehabt. Aber einmal, nur einmal noch, wollte er seine Flügel ausbreiten. Sich mit stolzem Blick abstoßen und mit kraftvollen Flügelschlägen in den Himmel steigen. Zwischen dahinjagenden Wolkenfetzen eins werden mit dem Wind. Er atmete langsamer und schloss die Augen. Nur einmal noch.... Als er den Wind unter seinen Schwingen fühlte, öffnete er die Augen wieder und blickte herab. Weit unter sich sah er grüne Wiesen, strohgelbe Felder. Alles strahlte im Licht der untergehenden Sonne. Er sog die frische Abendluft ein. In ihr lag ein feiner Duft....Süß, und doch herb...Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Nun konnte er seine ewige Ruhe finden... Vor ihm lag ein weites Tal, das einen leichten Glanz auszustrahlen schien. Dort sah er sie – die Geister seiner Ahnen. Körperlose Gestalten, die ihn zu rufen schienen. Er schloss langsam die Augen und ließ sich vom Wind treiben. Er musste nichts mehr tun... Langsam wich sein Geist aus seinem Körper und wurde eins mit dem Wind, der ihn umgab.
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