Karasu
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« am: 17.Juli.2005, 15:23:31 » |
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so *hust* ich hab lang drüber nachgedacht, ob ich diese geschichte wirklich on stellen soll, aber jetzt müsst ihrs aushalten ^^ titel des threads is vollkommen blöd, aber alles andere war noch blöder... sagt einfahc wie ihrs gefunden habt...ich hoffe ihr habt nix gegen solche geschichten...^^° viel spaß
Watashi no tenshi
Hätte ich von Anfang an die Wahrheit gesagt, wäre vielleicht alles ganz anders gekommen als es jetzt ist. Vielleicht lägst du dann jetzt bei mir und nicht in den Armen irgendeines Typen. Vielleicht wären wir jetzt immer noch zusammen. Wer weiß. Ich werde es wohl nie herausfinden, denn ich habe alles zerstört. Durch meine Lügen und meine Unaufrichtigkeit habe ich alles zerstört, was hätte sein können. Durch mein Verhalten habe ich, aus Angst verletzt zu werden, die Fäden unseres gemeinsamen Schicksals zerschlagen. Erst jetzt realisiere ich, wie sehr ich gelitten habe. Ich wollte es dir immer sagen, doch ich konnte nicht. Ich wollte dich für immer bei mir haben, doch nun habe ich es nicht mal geschafft, dass wir uns noch kennen. Es ist schon lange her und ich denke immer noch an die Zeit die ich mit dir hatte. Warum nur konnte ich nicht zu meinen Gefühlen stehen?
Ich sah dich zum ersten Mal, als du neu in unsere Klasse kamst. Wir waren damals beide Teenager und nicht auf das gefasst was kommen würde. Ich sah dein schüchternes Lächeln, das eigentlich so gar nicht deinem Wesen entsprach und du zogst mich sofort in deinen Bann. Deine funkelnden grauen Augen hatten es mir von Anfang an angetan. Du schienst damit alles zu durchschauen.
Weißt du, dass ich dich von diesem Tag an beobachtet habe? Ich konnte mir selbst nicht eingestehen, dass ich es nicht aus Neugier tat etwas über dich zu erfahren, sondern um dir, auf meine Weise, nahe zu sein. Nun weiß ich, dass ich dich von Anfang an geliebt habe. Eben auf meine Weise.
Es hat lang gedauert bis wir zum ersten Mal miteinander geredet haben. Zu lang, für mich. Es war einige Tage nachdem du in meine Klasse gekommen warst. Ich war damals noch Klassensprecherin. Mit 16 erschien mir das irgendwie etwas Wichtiges zu sein. Ich sollte mich um dich kümmern, doch aus Angst etwas Falsches zu tun hatte ich es bis zu diesem Zeitpunkt herausgezögert dich anzusprechen. Als mich dann allerdings unsere Klassenlehrerin darauf hinwies, dass ich mich um neue Schüler zu kümmern hatte, hatte ich keine andere Wahl mehr. Kannst du dir eigentlich vorstellen wie nervös ich war, als ich dich ansprach? Dich aus der Nähe betrachten zu können und deinen Duft zu riechen raubte mir beinahe den Verstand. Du warst sehr freundlich zu mir, doch irgendwie distanziert. Ich wusste nicht warum, doch ich machte mir auch keine Sorgen darum, weil ich so froh war einfach nur in deiner Nähe zu sein.
Ich hatte noch nie so für einen anderen Menschen empfunden. Weder für einen der Jungen mit denen ich ausgegangen war, noch für sonst jemanden. Ich brauchte ein Stück um mir einzugestehen, dass ich dich, ein anderes Mädchen, liebte. Ich sagte niemals irgendjemandem etwas davon. Nicht meiner Familie, noch meinem Freundeskreis. Ich behielt es für mich, auch wenn es mich von Innen heraus auffraß, und genoss es dich aus der Ferne lieben zu können.
Wir wurden gute Freunde mit der Zeit und ich bezweifelte damals, dass du jemals etwas von meinen Gefühlen bemerken würdest. Doch ich selbst war mir viel mehr im Weg. Ich ertappte mich mit der Zeit immer öfter dabei, wie ich deinen wunderschönen Körper betrachtete und mir wünschte ich könnte dich berühren, dich mein Eigen machen. Ich träumte davon einmal eine Nacht mit dir verbringen zu können, obwohl es auch mir, ich gebe es offen zu, etwas Angst machte. Die Sommer waren das schlimmste. Weißt du wie schwer es für mich war, dich im Badeanzug oder Bikini zu sehen und zu wissen, dass ich mich zurückhalten muss, damit nichts passiert? Ich wollte dich schließlich auf keinen Fall verletzen. Du warst, bist noch immer, mein Engel.
Mir wurde mit der Zeit klar, dass ich mich irgendwann nicht mehr zurückhalten können würde. Und so versuchte ich Distanz zwischen uns zu bringen. Du hast es nicht verstanden, das habe ich an deinem verletzten Blick gesehen, jedes Mal wenn ich dir sagte, dass ich keine Zeit für dich hätte. Nur um dann allein und verzweifelt zu Haus zu sitzen und mir nichts mehr zu wünschen, als bei dir zu sein.
Eines Tages, als ich mal wieder eine Ausrede erfunden hatte und allein zu Haus saß klingelte es an der Tür. Ich ging verträumt dort hin. Ich wurde kaltweiß im Gesicht, als du plötzlich vor mir standest. Ich sah deine Augen, dein Blick war traurig und verletzt. „Es tut mir Leid.“ War alles, was ich sagen konnte. Tränen liefen mir die Wangen hinab, doch ich hatte nicht die Kraft sie aufzuhalten. Ich starrte zu Boden, während ich regungslos dastand. Dann hörte ich wie die Tür geschlossen wurde. Ich drehte mich um und wollte gerade in mein Zimmer gehen, als ich deine Hand auf meiner Schulter spürte. Es musste deine Hand sein, denn niemand sonst hatte so wunderbare geschmeidige Finger wie du. Zaghaft drehte ich mich um. Du hast gelächelt. Weißt du wie es für mich war das zu sehen? Als würde mitten in der Nacht die Sonne aufgehen. Dein Blick war voller Wärme als du sagtest „Ist schon gut.“ Dann hast du deine Arme um mich gelegt und mich an dich gedrückt.
Ich konnte mich selbst nicht mehr aufhalten und schlang meine Arme so fest es ging um dich. Um nichts in der Welt wollte ich dich wieder loslassen. Meine Tränen tränkten dein Oberteil, doch es waren Tränen der Erleichterung. In diesem Moment des Glücks hatte ich beschlossen es dir zu sagen. Dir das zu gestehen, was zu sagen ich mich immer gefürchtet hatte. „Tenshi.“ So hatte ich dich immer genannt, ohne dass du den wahren Grund dafür gewusst hättest. Du hast mich ein Stückchen, ein kleines nur gerade genug um mein Gesicht zu sehen, von dir weg geschoben. „Tenshi…ich…liebe dich.“ Ich sah dich mit erwartungsvollen Augen an. Doch du hast nicht geantwortet. Überraschung stand in dein Gesicht geschrieben, doch du hast nicht geantwortet. Ich glaubte zu verstehen. Glaubte, keine Antwort würde bedeuten, dass du nichts mehr von mir wissen wolltest, oder mich abstoßend fändest, weil ich ein Mädchen liebte. Ich sank zu Boden und ließ mein Gesicht in die Hände fallen. Du musst neben mir niedergekniet sein, denn ich spürte wie einen elektrischen Schlag, als du deinen Arm um mich legtest und ich deine Wange an meiner spürte. Langsam hast du meinen Kopf zu dir herumgedreht, mich auf sanfte Weise gezwungen dich anzusehen. „Wie schön.“ War alles was du sagtest. Dann spürte ich deine Lippen auf den meinen. Mein Herz blieb einen Moment lang stehen. Geschah das wirklich? Ich drehte mich zu dir und zog dich an mich. „Tenshi…“ flüsterte ich leise an deinen Mund. Du hast mich angesehen und wieder einmal nahmen deine Augen mich gefangen. Ich war dein williger Sklave, wann immer du mich mit diesem warmen Blick ansahst. Dann schloss ich meine Augen und überlies es meinem Körper dich zu fühlen. Vorsichtig teilte ich deine Lippen mit meiner Zunge und wir versanken in einen tiefen Kuss.
Deine Küsse sind, glaube ich, das wunderbarste was mir je widerfahren konnte. So sanft und doch voller Leidenschaft. Nach einer Weile löste ich mich von dir und sah in dein zufrieden lächelndes Gesicht. Ich stand auf und hielt dir meine Hand hin. Du nahmst sie an und standest auf. „Komm mit…“ flüsterte ich leise, mit rauer Stimme. Aus Angst lauteres Reden könne den Zauber zerstören, den wir geschaffen hatten. Ich führte dich in mein Zimmer. Es war nur von ein paar Kerzen erhellt, da ich eigentlich gerade hatte ins Bett gehen wollen. Ich setzte mich aufs Bett und bat dich zu mir zu kommen. Sacht strich ich dir ein paar Strähnen deines Haares aus dem Gesicht. Im warmen Licht der Kerzen sahst du wirklich wie ein Engel aus. „Weißt du eigentlich wie schön du bist?“ fragte ich ernst. Du hast gelächelt. Wieder dieses zauberhafte Lächeln. Eine sanfte Röte überzog dein Gesicht, als du leicht den Kopf geschüttelt hast. Ich lächelte und drehte dein Gesicht sanft wieder zu mir. „Wirklich. Wie ein Engel. So wunderschön kann kein Mensch sein.“ Der Rot-Ton deines Gesichtes wurde dunkler. „Mach mich bitte nicht so verlegen.“ Ein leises Lachen entfleuchte meinen Lippen. „Es gefällt mir aber…“ Ich verschloss mit einem weiteren Kuss deine Lippen, die sich zur Antwort geöffnet hatten und lies meine Hände leicht über deinen Körper wandern. „…genauso wie das hier…“ flüsterte ich leicht außer Atem, als ich mich zu deinem Ohr vortastete und leicht daran knabberte. Ein leichtes Stöhnen entwich deinen Lippen, als du auf mein Bett niedersankst. Ich bedeckte deinen Hals mit Küssen fuhr mit meinen Lippen die Konturen deines Schlüsselbeines entlang, während ich deine Bluse langsam aufknöpfte. Einen Moment lang hieltst du mich zurück, sahst mich etwas ängstlich an. Ich lächelte sanft. „Ich liebe dich...ich werde nichts tun, was du nicht auch willst, ok?“ Du hast genickt und mich zu dir herauf gezogen. Deine Lippen suchten gierig nach meinen und ich hatte das Gefühl in deiner Leidenschaft zu ertrinken. „Ich liebe dich auch…“ Für einen Moment war ich zu glücklich um etwas zu sagen. Ich legte meinen Kopf an deine Schulter und sog deinen Geruch ein. Sacht fuhr ich mit der Fingerspritze über deine andere Schulter, während du mit der Leichtigkeit einer Feder über meinen Rücken strichst, ein feurige Spur aus Verlangen hinterlassend. Fast heimlich fand deine Hand den Weg unter mein T-Shirt und bahnte sich sanft den Weg an meiner Wirbelsäule entlang nach oben. Nur mit Mühe konnte ich ein Keuchen zurückhalten. Doch du hast wohl gemerkt wie sich mein Körper verkrampfte. Deine Hand hielt inne und als ich dich ansah war dein Gesicht zu einem breiten Lächeln aufgeblüht. „So ist das also…“ meintest du herausfordernd. Indem du dich aufrecht hingesetzt hast zwangst du mich ebenfalls mich aufzusetzen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen hast du mein Shirt ergriffen und es mir über den Kopf gezogen. Ich war erstaunt. Doch dann griff ich nach deiner Bluse, die sowieso nur noch halb deinen Oberkörper bedeckte und lies sie ebenfalls zu Boden fallen. Ich senkte meinen Kopf und küsste sacht dein Dekolleté. Mit meinen Händen fuhr ich die Konturen deines schlanken Oberkörpers entlang und drückte ich langsam wieder in die Kissen, während meine Küsse immer tiefer wanderten. Bei deinem Bauchnabel verharrte ich einen Moment. Verspielt strich ich mit meiner Zunge darüber oder erforschte ihn sachte. Ich spürte wie sich unter meinem Mund Gänsehaut bildete. Dann ergriffen mich deine Hände und zogen mich zu dir hinauf. Deine Augen schienen zu glühen vor Leidenschaft, Funken sprühten mir aus deinem Blick entgegen. Deine grauen Augen schienen mich zu verschlingen wie Feuer.
Ich konnte nicht anders als einen Moment zu verharren und dich einfach nur anzustarren. In diesem Moment wusste ich, dass ich nie in der Lage sein würde für jemand anderen so zu empfinden wie ich es für dich tat. Und bis jetzt tue.
Um nicht unter deinem Blick zu verbrennen schloss ich meine Augen und gab mich willig deinen Zärtlichkeiten hin, die du, während du uns beide langsam auszogst, auf meinem Körper verteilt hast. Es war mittlerweile spät in der Nacht. Wir lagen auf meinem Bett und ich hätte dich noch ewig betrachten können. Doch ich sah, dass du müde warst. „Lass uns schlafen, mein Engel. Wir haben später noch alle Zeit der Welt…“ flüsterte ich lächelnd in dein Ohr. Du hast mein Lächeln erwidert und nur leicht genickt. Ich stand noch einmal kurz auf um die restlichen noch brennenden Kerzen zu löschen. Dann kroch ich wieder zu dir ins Bett und nahm dich in die Arme. Wie eine Katze hast du dich zusammengerollt und dich an mich gekuschelt. Mein Gesicht an deine Schulter gelehnt schlief ich ein.
In der nächsten Zeit waren wir fast immer zusammen. Auch wenn wir in der Schule nichts von unserer Liebe zeigen konnten, so schwer es uns fiel. Doch als zwei Mädchen, die sich liebten, hätten wir auf einer katholischen Schule wohl große Probleme bekommen.
Damals war es noch in Ordnung. Wir wussten beide, dass es nicht anders ging und hielten unsere Gefühle vor den anderen verborgen. Ich war schon froh, dass ich dich immer in meiner Nähe hatte und auf dich aufpassen konnte. Meine größte Angst war damals, dass dir etwas passieren könnte. Doch ich habe später nicht begriffen, dass ich es war, die dich am meisten verletzt hat.
Es fing, glaube ich, an als wir zur Uni gingen. Wir wohnten damals zusammen und führten eine wunderbare Beziehung. Ich war in dieser Zeit glücklicher als je zuvor. Doch auch jetzt konnte ich in der Öffentlichkeit nicht dazu stehen, dass ich dich liebte. Ich hatte wohl Angst verachtet, oder niedergemacht zu werden, aber eigentlich sind das wohl nur Ausreden.
Das hast du wohl auch gedacht. Ich bemerkte wie du immer stiller wurdest und oft nur da saßest und vor dich hin gestarrt hast. Ich wusste damals nicht warum. Ich wusste nicht, dass es mein Verhalten war, das dir so viel Kummer bereitete. Vielleicht dachtest du, dass ich dich nicht mehr liebte. Doch genau das Gegenteil war der Fall, ich liebte dich wohl zu sehr. Wir gingen oft zusammen aus. Allein oder auch mit Studienkollegen, aber wie es auch war, wir gingen als Freundinnen aus und nicht als Paar.
Heute erscheint es mit völlig irrsinnig was ich getan habe. Denn eigentlich wollte ich der Welt zeigen wie sehr ich dich liebte, ich hatte einfach zuviel Angst.
Ich hätte das Ende wohl kommen sehen müssen. An dem Tag hatte es schon die ganze Zeit geregnet. Es war Herbst. Wir waren vielleicht erwachsener geworden, doch wir hatten es trotzdem nicht geschafft offen miteinander zu reden. Ich spürte schon den ganzen Tag, dass irgendetwas nicht mit dir stimmte. Deine funkelnden Augen starrten traurig nach draußen in den Regen, als wolltest du, dass deine Sorgen fortgespült werden. Ich legte dir sanft die Hand auf die Schulter. „Lass uns schlafen gehen, mein Engel, es ist schon sehr spät.“ Du hast nur stumm genickt und bist ins Bad gegangen. Ich ließ mich im Schlafzimmer auf unser Bett sinken und dachte nach während ich mich umzog. Ich wusste, dass mit dir etwas nicht stimmte und das besorgte mich sehr.
Als du wiederkamst saß ich immer noch an der gleichen Stelle im Bett. Ich spürte wie du in Bett gekrochen kamst und zuckte zusammen, als ich mich in deiner Umarmung wieder fand. Ich lehnte mich an dich. Nach einer Weile drehte ich mich zu dir herum und blickte dich an. Sanft küsste ich dich auf die Stirn und zog dich zu mir hinab in die Kissen. Mich überkam die Angst, du würdest einfach unter meinen Händen verschwinden. Wie um das zu verhindern bedeckte ich deinen Körper mit kleinen Zärtlichkeiten und Küssen. Ich wollte dich wohl für immer an mich fesseln, indem ich meine Spuren auf dir hinterließ. Ob du dich heute noch daran erinnerst? Ich drängte mich so dicht es ging an dich, damit die Wärme deines Körpers meine frierende Seele wärmen konnte. Diese Nacht war sehr leidenschaftlich, vielleicht die in der wir uns am intensivsten geliebt haben, doch alles war von Traurigkeit überschattet. Ich bin mir sicher, dass du es auch gespürt hast. Als wir einschliefen legte ich wie immer meine Arme um dich, doch diesmal wie aus Verzweiflung. In meinem Inneren hatte ich wohl gewusst, dass irgendetwas passieren würde.
Am nächsten Tag erwachte ich, als mir die Sonne ins Gesicht schien. Ich öffnete halb die Augen und blinzelte. Der Himmel war aufgerissen, es herrschte wunderbares Herbstwetter. Ich tastete neben mich um zu sehen ob du noch neben mir lagst. Das Bett war leer und kalt. Panik stieg in mir auf. Obwohl ich mit einzureden versuchte, dass du wahrscheinlich in der Küche oder im Bad warst wusste ich, dass etwas Schreckliches passiert sein musste.
Ich sprang auf und suchte in der ganzen Wohnung nach dir, während mir Tränen der Verzweiflung über mein Gesicht rannen. Schließlich fand ich ihn der Küche. Einen Brief, in deiner unverkenntlichen Handschrift geschrieben und an eine Vase frischer Lilien gelehnt. Weiße Lilien, wie auf einer Beerdigung. Und obwohl ich diese Blumen sehr mochte, wusste ich sofort was das bedeutete. Langsam nahm ich Platz und griff mit zitternden Händen nach dem Brief. Du hast geschrieben, dass du so nicht weiterleben kannst, wenn du dich in der Öffentlichkeit verstellen müsstest. Dass du lieber gehst und allein lebst, als so weiterzumachen. Du schreibst, dass du mich liebst, aber ich hätte dich zu lang versteckt, als das du damit weiterleben könntest.
Erst langsam verstand ich was diese Worte bedeuteten. Du warst weg. Für immer. Ohne eine Chance für mich, meine Fehler wieder gut zu machen. Ein Schrei drang aus meinem Mund, ohne das ich ihn aufhalten konnte. Mein Blick verschwamm und ich hatte das Gefühl, als würden sich hunderte von Dolchen in mein Herz, meine Seele bohren.
Tagelang saß ich nur zu Haus in unserer Wohnung. Vielleicht wollte ich mich durch den Anblick deiner Sachen selbst bestrafen. Ich war unfähig an etwas anderes als ich zu denken. Deine strahlenden grauen Augen. Dein wunderschönes Lächeln. Die Art, wie du dir durchs Haar fuhrst. Dein Duft. Das alles hielt mich gefangen. Kannst du dir vorstellen, dass ich selbst jetzt, drei Jahre nachdem du gegangen bist. Noch genau weiß wie du bestimmte Dinge gemacht hast? Selbst kleinste Gesten, die dir vielleicht selbst nicht einmal bewusst waren habe ich in unserer gemeinsamen Zeit in mich aufgesogen und tief in meinem Herzen eingeschlossen, wo ich sie bis heute hüte wie einen Schatz.
Ich weiß nicht was ich in der Zeit, die ich zuhause war getan habe. Alles lief irgendwie automatisch ab, während meine Gedanken immer nur um die Frage kreisten warum ich nicht verhindert habe, dass das passiert.
Ich weiß seit ein paar Tagen wo du jetzt wohnst. Nicht mal so weit weg von mir. Wir wohnen in der gleichen Stadt. Ich könnte zu dir gehen, ohne Probleme. Doch ich habe Angst vor dem was mich erwartet. Vielleicht bist du verheiratet und hast Kinder. Wenn du mit deiner Familie glücklich bist, dann will ich nicht, dass du mich wieder siehst. Es würde nur Probleme machen, wenn wir uns wieder treffen. Oder ist das nur wieder meine Angst, die aus mir spricht? Denn ich will dich wieder sehen. Mein Herz gehört noch immer dir. Jeder einzelne seiner Splitter ist dein Eigentum. Sollte ich den Mut aufbringen und zu dir gehen?
Nach langem Zögern habe ich beschlossen zu dir zu gehen. Ich will sehen, wie es dir geht. Ich will wissen, ob du glücklich bist und ob du vielleicht noch manchmal an mich denkst.
Du scheinst allein zu wohnen. Das freut mich. Doch bei dem Gedanken, dass du vielleicht einsam bist werde ich traurig. Bevor mich meine Angst überwältigt drücke ich die Klingel. Schritte kommen näher. Es sind deine Schritte, das höre ich sofort.
Als du die Tür öffnest sagt einen Moment niemand etwas. Es herrscht gespanntes Schweigen. Ich lächle zaghaft. „Hallo…Tenshi.“ Der Blick deiner grauen Augen ist nicht zu deuten. „Was willst du hier?“ Deine Stimme schwankt zwischen Verwirrung und Freude. „Dich.“ Mehr sage ich nicht, sondern sehe dich bittend an. „Ich will versuchen meine Fehler wieder gut zu machen…wenn du mir die Chance dazu gibst…“ Ich hörte selbst wie meine Stimme anfing zu zittern. „…wenn das noch möglich ist.“ Du sagst nichts, sondern scheinst nachzudenken. Nach einer Weile brichst du das Schweigen. „Weißt du überhaupt, wie ich mich gefühlt habe?“ Deine Schultern zittern.
Ohne nachzudenken nehme ich dich fest in die Arme. „Bitte...nicht weinen…es tut mir Leid…so wahnsinnig Leid…ich wollte dir nie wehtun…“ Trotz deiner Versuche dich zu befreien halte ich dich weiter fest. Dann streiche ich dir die Haarsträhne zurück, die dir ins Gesicht gefallen ist und sehe dir in die Augen, obwohl das graue Feuer in ihnen mich fast verbrennt. Ich will, dass du die Wahrheit erkennst. Ich fühle wie sich Tränen ihren Weg über mein Gesicht bahnen und sehe dich weiter an. „Nicht weinen, das ist unfair…“ sagst du und dein Blick wird weicher. Ich nicke leicht.
Du nimmst meine Hand und ziehst mich in deine Wohnung. Willenlos gehe ich dir hinterher. Als du stehen bleibst und mich ansiehst, bist du wieder wie früher. „Ich habe immer gehofft, dass du mich irgendwann finden würdest…Ich konnte dich nie vergessen…“ Ohne weiter nachzudenken ziehe ich dich zu mir heran und küsse dich sanft. „Geh nie wieder weg…vielleicht finde ich dich das nächste Mal nicht mehr wieder…“ Ich fühle deine Arme die sich um meinen Körper schlingen. „Nie.“
Ich versinke in deinem Kuss. Ich folge dir, als du mich in dein Schlafzimmer ziehst. Es ist wie eine Zeremonie, die uns an unsere Liebe bindet. Ich weiß, dass ich alles tun werde um dich für immer bei mir zu haben. Morgen werde ich meine Familie anrufen und ihnen alles erzählen. Du wirst sie sicher bald kennen lernen. Mein Engel.
~owari~
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