Jaaa, nach langer Zeit gibts also doch noch einen kleinen Abschnitt, den ich schreiben konnte.
Zur Zeit nimmt mich die Schule überraschend stark in Anspruch :lol:
Ich hoffe, ihr musstet nicht zu lange warten, vor allem, da ihr sowieso immer nur die unausgegorenen Rohfassungen zu sehen bekommt (was wohl zum Teil auch daran liegt, dass ich selten am Ende genug Lust hab, die ganze Story wieder durchzugehen und auszuschmücken).
Wenn ihr ganz besonders viel Glück habt und ich, dann gibt's auch bald wieder einige dieser herrlichen Bilder, wie ihr sie schon gesehen habt.
Das zumindest wäre doch ein Grund zur Vorfreude, oder nicht?
Aber genug geredet, jetzt geht's weiter. Damit die etwas "verworren aufgezogene" (wie ein Bekannter gemeint hat) Handlung Ordnung bekommt, fahre ich mit ner Erklärung fort:
Kapitel 14
„Neid, nicht wahr?“
„Ja. Woher wissen Sie?“
„Ich weiß es eben.“
„Weil sie es selbst gewesen sind?“
„Schön wär’s.“
Azarun lehnte sich entspannt zurück und verschränkte die Arme. Street hingegen war nach wie vor angespannt. Er wusste nicht, was er von seinem Gegenüber halten sollte. Schon eine Viertelstunde redeten die beiden und doch waren es Belanglosigkeiten in diesem Fall. Streets Gespür sagte natürlich, dass dieser Mann nicht der typische psychopathische Familienmörder war. Aber man konnte ja nie wissen. Wenigstens wusste er jetzt schon den Namen dieses Mannes.
„Wussten Sie, dass zur selben Zeit in den USA mehrere solche Verbrechen begangen wurden? Sieben um genau zu sein. Aber nicht nur in den USA, sondern in jedem Land der Welt. In jedem, verstehen Sie? In jedem Land auf dieser Erde wurde gemordet. Ein Mann, eine Frau, ein Kind. Oder eine Familie. Und bei jeder fand man ein Wort. Genauer: Eine Todsünde. Neid kennen Sie ja schon. Aber da wären noch Völlerei, Zorn, Habsucht, Wollust, Hochmut und Trägheit.“
„Und was hat das mit den Morden zu tun?“
„Die sieben Todsünden. Tod-sünden, verstehen Sie?“
„Nein.“, antwortete Street wahrheitsgemäß.
Azarun seufzte.
„Na gut, ich erkläre es Ihnen. Was würden Sie sagen, wenn ich jetzt anfangen würde, Ihnen von Gut und Böse zu erzählen?“
„Ich würde Sie fragen, was Sie genommen haben.“
„Richtig. Gut und Böse sind nämlich nicht-existent. Die Rollen, die ihr Menschen eurem Gott gebt, ist im Grunde doch die, des Guten, und die, die ihr Luzifer vorseht, ist die, des Bösen. Leider läuft die Sache nicht so einfach.“
„Luzifer...?!“
„Luzifer war ein ganz besonderer Engel, wissen Sie. Er war nach Gottes Abbild geschaffen, so wie alle anderen, aber er war der Erste, der nicht von ihm abhängig war. Der HERR versicherte sich gern. Wenn seine Diener von ihm abhängig waren, kam niemand auf die Idee, sie wären benachteiligt. Luzifer war selbstständig. Das war dann auch das Verhängnis, denn von Anfang an strebte er nach Macht über die Dinge. Dass er sie aber nicht ändern konnte, frustrierte ihn regelrecht.“
„Ähm...“, warf Street ein, doch Azarun ließ sich nicht ins Wort fahren.
„Daraufhin begann er mit seinem Streben nach immer mehr Macht bis er sich schließlich fragte, warum er der einzige war, der sich nicht mit seinen angestammten Kräften zufrieden gab. Er forschte nach.“
„Und kam hinter diese Sache mit der Abhängigkeit?“
„Ganz genau. Er hielt es für anmaßend anderen Wesen so etwas aufzudrängen und weil Gott nicht nachgab hatte man im Paradies bald schon den schönsten Krieg. Luzifer hatte fast die Hälfte aller Engel bei sich und fast die Hälfte stand auf der anderen Seite, bei Gott. Aber in diesem ersten Krieg wurde noch niemand getötet, denn Gott verbannte Luzifer, und nur Luzifer, aus dem Paradies in die Welt der Menschen. In diese Welt.
Da war er nun, hilflos und vor allem verbittert. Er fühlte sich verraten. Außerdem war nun die Bindung unterbrochen.“
„Bindung unterbrochen?“
„Ich erklär’s. Engel tun Gutes und ziehen daraus Kraft. Dämonen tun Böses und nehmen daraus ihre Gute Laune. Luzifer war zu dieser Zeit völlig ohne Orientierung. Er war zum ersten Mal wirklich sein eigener Herr.“
„Eigentlich eine schöne Sache.“, meinte Street. Seine Augenbrauen hoben sich aber, so als wäre er nicht sicher.
„Nicht für einen Engel. Luzifer hasste diese Welt und nach und nach hasste er auch die Menschen. Obwohl...er hasste sie nicht, er empfand einfach, dass sie keinen Nutzen hätten. Hinzu kam, dass er nur Rache für seine – aus seiner Sichtweise ungerechte – Verbannung wollte. So begann er, seine Kräfte immer dunkler und, Sie würden vielleicht sagen: böser, werden zu lassen, bis es ihm nach langer Zeit gelang, wieder in das Paradies aufzusteigen.
Das führte aber dazu, dass Gottes Entscheidungen in Frage gestellt wurden. Und schon hatten wir wieder einen Krieg. Diesmal waren es genau zwei Hälften aller Engel, die aufeinander losgingen. Und am Ende blieb davon genau ein sechstel am Leben.“
„Muss sehr grausam gewesen sein.“
„War es. Meistens rannten zwei Engel aufeinander zu, rammten sich gegenseitig ihre Waffeln in die Körper und starben Seite an Seite. Beide.
Nun, Luzifer überstand den Krieg, aber er und sein Zwölftel wurden aus dem Paradies verbannt. Diesmal in ein Reich, dass Gott extra für sie schuf: Die Hölle. Dort lebten sie 5000 Jahre lang.“
„Gut, langsam wird mir das dann doch zu bunt. Kommen Sie schnell zum Ende, dann kann ich Sie auch schnell verhaften. Es dürfte doch jeder Wissen, dass die Hölle kein Ort ist, sondern ein Zustand der Seele.“
„Bla bla bla, menschliches Gerede.“, spottete Azarun kühl. “Wie dem auch sei, sie waren dort 5000 Jahre. Luzifer war seiner Macht beraubt, da Gott sie ewig einem Menschen mitgab, der nichts davon wusste, und der, zumindest meistens, nichts davon in Erfahrung brachte. So war gewährleistet, dass Luzifer und seine Erzdämonen und seine Horden an verlorenen Menschen, die ihm ihre Seelenverkauft haben, nicht aus ihrem Gefängnis kamen. Aber das ist natürlich zu schön um wahr zu sein. Luzifers Erzdämonen konnten per Übertragung ihres Geistes Menschen manipulieren. Diese Welt ist der Schlüssel zum Paradies. Hier ist alles versteckt, was Luzifer braucht um einen dritten Krieg anzufangen, was, wie Sie sicher wissen, das Ende wäre. Es gibt einen schönen Namen dafür: Apokalypse, nicht wahr? Aber wie gesagt, dafür braucht Luzifer diese Welt. Denn für die Apokalypse braucht Luzifer erstmal die Reiter der Apokalypse.“
Street musste sich unfreiwillig husten. Er fragte sich, wie weit das noch gehen würde.
„Die Sache ist einfach.“ fuhr Azarun fort, ohne auf Streets Unglauben einzugehen. „Die Vier sind Menschen, das ist klar. Luzifer muss sie der Reihe nach überzeugen ihm freiwillig zu dienen, dann kann er seinen Krieg beginnen. Und jetzt, da er nur noch ein zwölftel seiner Engel hat, ist Gott nicht gewillt es soweit kommen zu lassen. Deswegen hab ich Ihnen das erzählt. Ab jetzt gibt’s hier auf Erden ziemlich viel
, die Sie aushalten müssen!“
„Aber sagten Sie nicht, dass diese Dämonen die Hölle nicht verlassen können, solange diese mysteriöse Macht versteckt bleibt.“
„Lesen Sie keine Zeitung?“, fragte Azarun, stand seufzend auf und warf Street eine zerknitterte Ausgabe eines billigen Revolverblattes aus dem Ausland zu.
Die Schlagzeile war: Ungeklärter Mord hält die Stadt weiterhin in Atem – Weiterer Blutregen wird befürchtet
„Blutregen?“, fragte Street, in dem nun doch Unbehagen wuchs.
Doch als er aufsah war Azarun weg. Zum Glück hatte sie niemand gesehen. Streets Karriere wäre am Ende gewesen, wäre es ans Licht gekommen, dass er Leute laufen ließ, die Nachts an Tatorten herumlungerten und auf Polizisten schossen.
„Hast deine Jacke wieder?“, wollte Griffin am nächsten Tag wissen.
Erst wusste Street nicht, ob er überhaupt antworten sollte. Er hatte nicht gut geschlafen, weil ihm das Gespräch mit Azarun die ganze Zeit während er versuchte einzuschlafen durch den Kopf geschossen war.
„Allerdings. Sag mal, wir kennen uns jetzt schon so lange, aber eines hab ich dich noch nie gefragt“
„Um was geht’s?“
„Bist du religiös?“
„Was ist denn das für eine Frage?“
„Antworte doch einfach mit ja oder nein“
„Nein“
„Verstehe“
Street sah aus dem Fenster und überlegte, wie er Griffin schnell ablenken konnte.
„Ist der Untersuchungsbericht schon da?“, fragte er schließlich.
„Ja. Du wirst ihn aber kaum glauben“, antwortete Griffin nach einem kurzen Schweigen.