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Autor Thema: Poems  (Gelesen 14139 mal)
Karasu
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« Antworten #20 am: 22.Juni.2006, 13:37:50 »

Bluefire, nichts gegen deine Gedichte, sie sind nicht übel...aber wenn du sie posten willst, mach dir doch nen eigenen Thread...der hier is ja eigentlich für Kaze's Sachen...
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« Antworten #21 am: 22.Juni.2006, 13:53:29 »

@Kaze: du wolltest Kritik zu deiner letzten Geschichte.
Leider komm ich selber nicht immer gleich dazu um alles zu lesen, vor allem wenn es so viel ist, geschweige denn gleich meine Gedanken in Schriftform zu bringen.

An deinem letzten Werk ist nichts auszusetzen. Es ist mitten aus dem Leben und in sich stimmig. Ich meinte zwar zwischen drin, dass die Zeit - du schreibst hier in der Gegenwart - nicht stimmt. Aber beim nochmaligen Lesen ist genau das beabsichtigt, denke ich. Auch den Schluss finde ich klar und verständlich. Du lässt für mich als Leser die Geschichte bildlich ablaufen. Auch die Geschichten/Poems davor habe ich gerne gelesen. Mach weiter so. ;-])

@Bluefire: "Entfaltung des Seins" und "Die Offenbarung", beides finde ich sehr ausdrucksstark. Und sie regen zum Nachdenken an. :-)
Beides sind Texte, wenn man so etwas sucht, muss man schon sehr weit gehen und lange suchen, bis man sie findet.
Ich denke, "Neid" ist nicht nötig. Du hast einfach einen anderen Stil, der auch was für sich hat.

Edit: ...und mit diesem Thread, klär das doch mit Kaze per PM Smiley, oder editier deine Geschichten in nen eigenen Thread ^^
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« Antworten #22 am: 22.Juni.2006, 21:44:24 »

So, ihr kriegt Nachschub =). Die meisten sind da schon etwas älter... meine Lieblinge habe ich größtenteils schon reinkopiert, jetzt kommt zum Teil nur alter Ramsch, aber vll. findet der eine oder andere doch noch etwas, wofür er sich erweichen kann...

@Auruliyuth: Danke, vielen Dank für das recht ausführliche Review =)!

@Bluefire: Ich mag deine Gedichte... die haben irgendwie was, was einen zum Nachdenken bringt. Sprechen auch Themen an, die man auf vieles beziehen kann... das ist toll ^^. Aber eine Bitte hätte ich, die wohl auch für dich besser wäre: Könntest du wirklich deine Stories in ein eigenes Topic kopieren und dort rausstellen? Es gibt sicherlich genug Leute, die allein deine Gedichte lesen wollen und nix von mir da stehen haben möchten Grin! Von daher, tu ihnen doch den Gefallen und mach nen eigenen Thread auf ^^. Gibt auch mehr Übersicht =). Danke ^^. Und du musst nun wirklich nicht neidisch sein. Sowas vergleicht man doch grundsätzlich nicht O.o. Wir haben einen anderen Stil und obs gut ist oder nicht, ist alles subjektiv und hängt letztendlich nur von dir ab =). Aber ich find dein Geschreibe echt klasse ^__^...

@Sharith: Schreib bitte bitte auch mal was =D! Ich kann mich nicht erinnern, mal was von dir gelesen zu haben... würde ich aber gern =). Und komm bitte mal ins MSN, ich hab dich geaddet, aber krieg keine Rückmeldung ^^'. Whatever... =)

Mh... *überleg*... Womit mülle ich euch diesmal zu...
_________________________________________

~ Behind A Mirror ~

 ~ Don't leave me alone, ya know, that I need you...~
# Please stay by me. #

Leicht unsicher setze ich einen Fuß vor den anderen. Ein modriger Geruch, der wohl von den längst vergessenen Mülltonnen und deren Inhalt, sowie den nassen Häusermauern vom vorigen Regen, der nun zu einem leichten Nieseln geschrumpft ist, zu stammen scheint, steigt mir in die Nase. Abgesehen von der Sache mit den Abfalleimern ist er ziemlich angenehm. Ich liebe den Geruch des Regens. Er wirkt beruhigend und ein bisschen nostalgisch, veraltet auf mich.
Andauernd tropft es lästig von den Dachrinnen herunter und ich erschaudere, als mich ein dicker Wassertropfen direkt im Nacken erwischt. Lästige Dinger. Aber ich sollte ohnehin bald ankommen. Wo? Nun, wohin führen mich meine Schritte? Wahrscheinlich in den menschlichen Abgrund meiner Seele...
Ihr wisst nicht, was ich meine. Könnt ihr garnicht. Ihr lebt, seid im Gleichgewicht. Was auch immer passiert sein mag, was euer inneres Lot zum Schwanken bringt, diese Waage der Seele wird bei euch niemals diesen Abgrund streifen, den ich meine. Auf dem Grad, auf dem ich wandle. Egal was ihr sagt, ihr habt keine Ahnung.
Kaum, dass ich diesen wirren Gedanken beende, tue ich auch selbiges mit meinen monotonen Schritten. Fast automatisch war ich stehengeblieben, so wie ich jetzt wie von selbst die Holzleisten an der von Rissen und Sprüngen geprägten Hausmauer beiseite schiebe und mich durch den nun freigegebenen, neuen Eingang zwänge. Einmal bleibe ich mit der grauen Kaputze meines schlabbrigen Pullovers an der spitzen Kante der Wand hängen. Bei dem Versuch, mich loszureißen, geht jedenfalls ein gutes Stück meines simplen Regenschutzes drauf, aber den brauche ich ja nun sowieso nichtmehr. Schulterzuckend drehe ich meinen Kopf geradeaus und überblicke flüchtig die mir bereits zu gut gewohnte Umgebung.  Eine verlassene Halle mit zu Schrott gefahrenen, verbeulten Motorrädern, quer durch den Raum zerstreuten Werkzeugkästen, zerschlissenen Autoreifen und weiterem veralteten Gerümpel, welches darauf schließen lässt, dass dies hier ehemals eine Autowerkstatt gewesen war. Diese war aber wohl schon seit mindestens 10 Jahren nichtmehr in Betrieb, denn überall lagen Weinflaschen und Zigarettenstummel von Obdachlosen, die sich hier in rauhen Nächten hin und wieder eingesiedelt hatten, der Staub lag wie eine graue, triste Decke über den schäbigen Tischen und Schränken und der Geruch von morschem Holz lag wie ein dicker Nebel in der Luft.
Ich weiß nicht, warum ich hierher kam. Diese obsolete und nostalgische Halle gab mir irgendwie das Gefühl, die Grundfesten meines Bewusstseins vor mir zu sehen. Ich weiß, dass es schwachsinnig ist, ich habe nunmal eine absurde Vorstellung. Damit müsst ihr euch nunmal anfreunden oder es halt ganz lassen.
Ich habe keine Schwierigkeiten, die ohnehin schon gewohnte Umgebung  zu überqueren, ohne über den am Boden verteilten Krempel zu stolpern, dank der Laterne, die ihr schwaches, zittriges Licht durch die längst zersplitterte Fensterscheibe wirft. Hin und wieder sehe ich, wie sich am Boden für wenige Sekunden ein matter, flatternder Schatten abzeichnet, nur um gleich wieder zu verschwinden und sogleich wieder aufzutauchen. Motten, die zum Licht fliegen.
Einst habe ich es auch versucht. Ich dachte, es wäre ein Segen. Diese innere Kraft, ich dachte, sie sei ein Geschenk Gottes. Oder wer auch immer dort oben derzeit hauste. Ich bin zum Licht geflogen, habe mich zur Sonne gewendet und die Schatten hinter mich fallen lassen. Doch wenn man so handelt, sieht man nicht, was der Schatten am Boden im Hintergrund ausheckt. Vielleicht schleicht er sich just in diesem Moment zu dir heran, setzt, wie eine riesige, schwarze Raubkatze, zum Sprung an und ehe du dich versiehst, findest du dich in ihren Klauen wieder. In einer tödlichen Umarmung, aus der es kein Entrinnen gibt.
Doch was nützt es mir, wenn ich dagegen ankämpfe? Kannst du denn gegen dein eigenes Selbst gewinnen, oder gibt es nicht eigentlich doch nur Verlierer in dieser ungewollten Situation? Doch nun ist es ja doch zu spät. Jede Nacht schlafe ich in dieser finsteren Umarmung ein, jeden Tag wache ich auf und sehe keine Sonne mehr...
Autsch! Diese dummen Flatterviecher vor der Laterne haben wirklich kein Timing. Zumindest keines, welches mir zugute kommt. Die Motte musste ja auch unbedingt dann vor der Laterne landen, als ich mich gerade zwischen einem Tisch und einem halb ausgebauten Motorrad durchzwängte. Klar, dass man sich da schon leicht einmal einen halb zerbrochenen Seitenspiegel einer African Twin in die Seite rammt. Leicht genervt ziehe ich meinen sich nun dunkel verfärbenden Pullover hoch und packe schnell ein Taschentuch aus, als ich erkenne, dass ansonsten das Blut mir noch meine ganze Kleidung versauen wird.
Schmerzen? Das ist nichts. Nicht die äußere Pein. Nein, wenn eure Seele erst mal langsam zerfressen wird, ist euch das so ziemlich gleichgültig. Aber wie gesagt, ihr habt keine Ahnung.
Mit halb zugekniffenen Augen richte ich meine Kleidung und setze meinen unebenen Weg fort. Doch welcher Weg verläuft denn auch schön und einfach gerade? Keiner.
Als ich endlich bei der brüchigen Treppe ankomme, die nicht gerade den Eindruck macht, als würde man sicher zum oberen Ende gelangen, schwinge ich mich auf das längst verrostete Treppengelände hinauf und balanciere katzengleich und mit der alten Mauer als Stütze bis zum nächsten Stockwerk. Dies war, als ich es die ersten Male versucht habe, gar kein so leichtes Unterfangen. Angefangen damit, dass mich zuallererst die Treppe verschluckt hatte und ich den staubigen Boden küssen durfte, bis hin zu den unzähligen Stürzen, die allerdings schlimmstenfalls mit einer Prellung geendet haben, doch nun scheine ich den Dreh endlich raus zu haben...
Hier scheint das Licht noch viel besser durch den alten Dachboden, umhüllt die  zeitfremden Kisten und Schränke, lechzt an den Wänden, als wäre es ein kläglicher Versuch, die Dunkelheit aus dem Raum zu vertreiben, die sich in den Schatten, die die Einrichtung wirft, zu manifestieren scheint. Vergeblichst.
Und ganz hinten, im entferntesten Eck steht er. Ein mannshoher Spiegel, mit den wundervollsten und anmutigsten Rundungen verziert und auch wenn man ihm sehr wohl ansieht, dass die Zähne der Zeit an ihm genagt haben, umhüllt ihn eine stark spürbare Aura der Grazie, aber auch des Unheils.
Bedacht setze ich leise einen Schritt vor den anderen. Viel Mühe brauche ich dazu nicht, denn der Staub und diese fast schon zum Greifen nahe Finsternis dämpfen das Aufkommen der Sohlen auf dem vermoderten Fußboden, sodass jeder Laut vom Raum verschluckt wird. Nichts ist zu hören, nicht mein Atem, der sich in kleinen Rauchwölkchen vor mir ausbreitet, nicht die Schritte, die ich setze, kein Mensch, der des Nachts diese einsame Straße entlang spaziert, keine Motte, die versucht, ihr Ziel hinter der viel zu dicken Glasscherbe zu erreichen. Ihren sicheren Tod.
Knapp davor stoppe ich und nur langsam schaffe ich es, meinen Blick zu heben und sie auf die grässliche Gestalt zu werfen, die sich nun in meinem Abbild im Rahmen abzeichnet. Ein Ungetüm, ein Scheusal, von den Menschen gehasst und doch so unsichtbar, wurde es hinter die Glasscheibe gesteckt und sie haben versucht, es im Licht zu heilen, setzten es der Sonne des Lebens aus. Und doch wirft es einen Schatten, der düsterer ist, als die schwärzeste Nacht auf Erden. Dämonische Hörner, Krallenhände, wilde Zähne, dazu gedacht, die Herzen der Menschen auszulöschen und in Stücke zu reißen. Eine wildgewordene Bestie, die immer und immer wieder versucht, ihr Gefängnis zu sprengen und sich an allen zu rächen, Besitz von mir zu ergreifen. Zu spät. Das Glas hat längst Risse bekommen, mehr und mehr hat es mich überfallen, dieses Monster, welches doch eigentlich ich bin. Ihr wolltet doch diese Kraft, die in mir haust, nutzen, oder? Ihr habt nie bedacht, dass soviel Energie auch außer Kontrolle geraten kann. Dass sich der Wahnsinn ausbreitet, seine Fesseln sprengt und sich auf mich wie eine hungrige Raubkatze wirft, mich nie wieder loslässt. Doch bevor es dies tut, lässt es mich leiden. Es quält mich, kratzt an meiner Seele, schabt an meinem Verstand, bis die Risse viel zu tief werden, um noch erträglich zu sein. Und erst dann, wenn es seine Beute gelähmt hat, erst dann erfasst es einen urplötzlich und überraschend, ohne Vorwarnung oder Generalprobe, ohne Chance auf Entkommen.  Einst war dieser Teil von mir gefangen, doch ihr habt es genährt, bis es genug Kraft hatte, diese Sprünge in den Spiegel zu schlagen. Nur, wie kann ich das Glas reparieren? Wie kann ich dieses Biest für immer versiegeln? Oder zumindest zähmen? Es nimmt mir die Energie, mich zu wehren. Es saugt mir die Hoffnung aus. Und das Licht wird immer schwächer...
Vielleicht ist es manchmal gut, wenn man etwas versperrt. Nicht alles gehört in diese Welt, in unser Bewusstsein.
Kurz wende ich den Blick von dem keifenden Monstrum ab und blicke zur Laterne, die immernoch von Nachtfaltern umschwebt wird. Diese dummen, naiven Tiere. Genau wie ich. Sie fliegen immer weiter dem Licht zu, wollen die Glasscheibe nicht sehen, nicht dahaben. Wissen nicht, dass sie sie eigentlich vor dem sicheren Tod bewahrt. Sie wissen nicht, dass gewisse Mauern nicht gesprengt werden sollten. Ich habe es auch nicht gewusst...

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Rosen

Gemeinsam gehen wir im roten Schimmer der bereits untergehenden Sonne die große Promenade entlang, die ich dir so dringend zeigen wollte. Du hast deinen Kopf auf meine Schulter gelegt, deinen Arm um meinen Hals bis hin zu meiner Schulter um mich geschlungen und hälst dich so an mir an. Du bist bereits beim Eindösen, ich muss schmunzeln, als ich deine verschlafene Miene und kurz darauf deine geschlossenen Augen sehe. Mein Blick wandert weiter über dein Gesicht, zieht jede Linie, jeden Gesichtszug nach und erneut merke ich, wie friedlich und liebenswert du aussiehst, vorallem wenn du schläfst - oder zumindest so tust. Ich führe dich weiter zu einer schmalen Holzbank, lege dich behutsam darauf und sofort kuschelst du dich an mich und schläfst ein. Eine Weile bleiben wir so sitzen, bis ich mir sicher bin, dass du im Land der Träume verfangen bist, nehme deinen Arm und führe ihn um meine Schulter herum zurück zu deinem Körper und lege ihn auf dein Knie. Vorsichtig stehe ich auf um dich ja nicht aufzuwecken und gehe eine Weile lang alleine, doch in Gedanken bei dir, die Allee entlang. Da ist es ja, wonach ich gesucht habe! Ein kleines, bescheidenes Rosenbeet, welches ich einst angelegt habe, genau an dem Tag, an dem ich dich zum ersten Mal traf. Dein ganzer Anblick mit den feinen Gesichtszügen, den schön geschwungenen Lippen, den lockeren Haaren, alles daran hat mich an eine zarte, blühende Rose erinnert. Nun endlich war sie erblüht. Vorsichtig grabe ich sie aus, nehme den kleinen Blumentopf aus meinem Rucksack heraus, pflanze sie behutsam darin ein und kehre mit leisen Schritten zu dir zurück. Als ich mich niedersetze, zuckst du mit den Lidern, gähnst und streckst dich schlaftrunken und blinzelst dann völlig perplex der kleinen, roten Rose entgegen. Ich drücke sie dir in die Hand, gebe dir einen Kuss und sage nur: "Ich wollte sie nicht pflücken. Unsere Liebe soll nicht getötet werden. Niemals."

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Abgesplittert

Du siehst die Welt ganz anders als die großen Leute. Für dich ist es kein Erdball, für dich gibt es keinen Gott. Für dich ist alles verbunden, alles besteht aus einem einzigen Band. Hauchdünne Fäden aus feinstem Eis geknüpft, vereinen sie die Welt, halten das System zusammen, verbinden. Die Kraft hält aus deiner Sicht alles zusammen. Alles wird zu eins. Der Mensch hat das Gleichgewicht der Erde zu sehr gekippt, doch auch er erhält dieses Netz. Denn im Grunde wissen sie es alle. Alle Menschen sind göttlich, alles Leben ist das. Alles, was die Zeit streift, alles, was Geschichte hat, alles, was einfach "ist". Das alles lebt, lebt in den Fasern dieser haaresbreiten Seile, die die Welt mehr und mehr in sich zusammenziehen. Doch dieses Eis kann splittern. Was passiert mit diesem Stück? Es wird übersehen, es ist unwichtig. Das Netz hält doch noch, oder? Der Splitter fällt garnicht auf, so klein wie er ist. Doch dieses kleine Stück Eis weiß, dass es nichtmehr da ist. Das Eis bist du. Du bist abgesplittert, weg von dieser Welt, hinaus aus dem kalten, einengenden System. Solltest du froh darüber sein? Ist das die Freiheit, die du dir so erträumt hast, die du so herbeigesehnt hast? Doch auch du brauchst Geborgenheit, du brauchst Gesellschaft. Jemand muss für dich da sein. Doch du bist zu weit weg, du bist abgetrieben, abseits von allem Leben. Hast du nun deine Göttlichkeit verloren? Wo bist du nun? Einfach nur weg? Niemand bemerkt es, denn dieser winzige Splitter fällt garnicht auf. Oder etwa doch? Denn selbst der kleinste Kristall hinterlässt Risse.
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So... einmal Psycho, einmal Schnulze, einmal Allgemein =). Bitte sehr. Ich glaub, nächstes Mal stell ich 'nen Zweiteiler rein... auch eine Story, die mir wichtig ist...
Ich möchte mich herzlich für alle Reviews bedanken! In letzter Zeit gehts mir nicht besonders und da ists schön, kritische oder lobende Worte für seine Taten zu hören und sich mit etwas auseinanderzusetzen, was einem am Herzen liegt =). Danke an alle!
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« Antworten #23 am: 23.Juni.2006, 18:28:31 »

das ist wunderschön!auch wenn du es als "ramsch" bezeichnest.ich bewundere dich echt Smiley
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« Antworten #24 am: 23.Juni.2006, 22:51:43 »

du bist großartig, ich weiß garnicht was is sagen soll
*nick*
alle drei total verschieden, aber wundervoll...


ich finds lustig, dass du mich noch Sharith nennst *smile*
und hier gibs was von mir...
http://www.thedragonworld.com/forum/viewtopic.php?t=1571&highlight=

is schon relativ alt und das ende hat mir noch nie wirklich gefalln, aber gut...
ich hab noch nen ganzen stapeol gedichte hier rumvegetieren und auch geschichten, die aber entweder ellenlang sind, oder nich wirklich jugendfrei (shonen ai) oder net fertig...*schulterzuck*
mal sehn ^^
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« Antworten #25 am: 18.April.2007, 16:14:34 »

Noch immer drehst du dich
Ein letztes Mal
Im Takte
Zur Musik, die dich beschwingt

Noch einmal kostest du
Das Leben, das
lange Zeit
alles war für dich

Doch nur ein einz'ges Mal
Würdest du ganz gern
bloß kosten
Vom Geschmack der Liebe

Ein letztes Mal noch drehst du dich
Voll Schwung im Takte
zur Musik
Die Momente ewig währen lässt...

...mit dir

________________________________________

Die schwarzen Pinguine

Immer und immer wieder beugen sich die weißen Lilien den Tropfen, die stetig vom Himmel fallen. Wenn auch nicht so zahlreich, so haben sie es doch geschafft, die Menschenmasse, die sich auf dem lehmigen Boden zusammengefunden hat, unter ihre dunklen Kaputzen zu treiben. Irgendwie ähneln sie alle somit kleinen, wackeligen Pinguinen, denke ich mir. Ich, als außenstehende Person, habe nichts mit ihnen am Hut, möchte ich dazusagen. Nein, ich habe mich nicht zurückscheuchen lassen vom Regen, eisern stehe ich hier in meinem dunkelblauen Lieblingspullover mit den zerfetzten, halben Ärmeln, der ausgefransten, pechschwarzen Baumwollhose und beobachte die Masse innerhalb deren Welt.

"Sind die immer so bei solchen Anlässen?"

Die Frage ist an den netten Typen neben mir gerichtet, von dem ich glaube, nein, von dem ich davon ausgehe, ihn von irgendwoher zu kennen.

"Wie - 'so'?"

"Na ja... dramatisch?"

"Klar doch. Wenn es regnet, erhöht sich der Dramatikgrad bloß um weitere 52%."

Der Junge neben mir grinst mich schelmisch an und ich sehe zwischen den schwarzen Haarsträhnen  in seinen seltsam dunklen Augen die Ironie funkeln.

"Na ganz toll..."

Ich seufze schwer und nehme neben ihm auf dem kalten, porösen Stein Platz.

"Siehst du die Kleine dort? Die in schwarz?"

"Sie sind alle schwarz."

"Oh... stimmt... Tut mir leid. Das Mädchen neben dem lächerlichen Kuttentypen."

"Miss Eisäuglein?"

"Genau die. Sie ist ganz besonders."

"Wieso?"

"Ich weiß, dass sie hier stehen will."

"Alle anderen nicht?"

"Doch, sicher. Zumindest die Meisten. Aber von ihr bin ich überzeugt, dass sie auch morgen noch da sein wird."

"Ich verstehe. Bist du traurig darüber?"

"Mh... irgendwie schon. Sie verkühlt sich bestimmt."

"Sie wird wieder. Bestimmt."

"Ja... du hast recht. Ich allerdings nichtmehr."

"Nein. Bezweifle ich sehr stark."

Eine Weile vergeht, während wir einfach nur auf die Menschen starren, jeder Einzelne davon mit verweinten Augen und blassem Gesicht. Mittlerweile sammeln sich immer mehr Blumen an dem Hügel, immer mehr Stroh wird darauf gelegt. Und ganz sachte und leise ertönt eine mir altbekannte Melodie.

"Nettes Lied. Dein Wunsch?"

Ich nicke. Immerhin haben sie sich tatsächlich daran gehalten. Mittlerweile ist selbst der Regen der Trauer gewichen und ein nebeliger Schwaden umhüllt nun die Pinguine, die nun heulend allesamt eine Fackel in die Hand nehmen und damit zusammen als düstere Parade zum Strohhügel marschieren.

"Sieht ja beinahe aus wie die Hexenverbrennungen im Mittelalter..."

Grimmig blicke ich in die Masse. Na ja... bei dem Regen...

"Ich wollte ja eigentlich Streichhölzer. Aber scheinbar war das Wetter dagegen..."

Lächelnd blicke ich in den Kreis der Menschen, die ich alle einst mal kannte. Nein, ich korrigiere. Die mich einst kannten. Ich bin ja schließlich noch da, sie wissen es nur noch nicht. Für wenige Sekunden nur glaube ich, diesen Blick auf meinen Augen ruhen zu spüren. Nur für wenige Sekunden hoffe ich, dass das Mädchen neben dem Priester auf meine Seele blickt und mich ungläubig mustert. Mir wird plötzlich warm. Nicht so menschenwarm, einfach nur warm. Kalt ist mir doch auch nicht, selbst wenn ich hier sitze. Aber endlich wieder warm...
Leider dauert dieser Augenblick nur einen Bruchteil der Sekunde, so wie das Leben selbst. Ihr Blick geht durch mich hindurch und schweift weiter in den Himmel hinauf, aus dem Mantel zieht sie eine letzte Rose und wirft sie zu meiner Leiche, ehe sie die Fackel fällen lässt und somit selbst meinen letzten Wunsch wahr werden lässt...

"Ich konnte mich nicht verabschieden."

Mit diesen Worten gehe ich zu Miss Eisäuglein. Unmerklich wie der Wind schleiche ich mich zu dir, blicke dir über die Schulter. Ich kann spüren, wie schwer es dir fällt, mich gehen zu lassen. Sollen es doch die Andern tun...

Und ehe das zischende Feuer der Bambusfackel sich auf dem nun nichtmehr ganz so trockenen Stroh ausbreiten kann, erlischt sie. Die Eisaugen weiten sich vor Staunen. Als ich seine Hand nehme, die Hand des Typen, den ich ewig zu kennen glaube, und auf meinen Posten gehe, dort, wo ich über die Kleine und die anderen wachen kann, da bin ich mir sicher, ein verständnisvolles Lächeln auf ihrem Gesicht zu erhaschen...

~
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« Antworten #26 am: 01.Mai.2007, 12:34:37 »

*seufz*
Ich beneide dich.
Wirklich.
Wie kann man nur so wundervoll schreiben können???
Die Kurzgeschichte ist wirklich schön...
undd as gedicht auch
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« Antworten #27 am: 24.Mai.2007, 22:50:38 »

Wow, da wird man verlegen ^ ^' Danke für das Lob *verbeug*!
Sharith, deine Gedichte sind demnächst zum Lesen dran, hab deinen Thread entdeckt *grin*..~
Und hier wird wiedermal bisschen was hinterlassen...

Elemente der Nichtigkeit (Fragt mich nicht, in welchem seelisch hinterbliebenen Zustand das entstanden ist o__ô'...)

Der starke Windstrom schlägt immerzu gegen mein Gesicht. So unermüdlich... So wäre ich auch gerne. Oft habe ich es versucht - mich an der Luft zu orientieren.
Transparent, allumfassend.
Dezent, flexibel.
...unentbehrlich.
Doch momentan bin ich bloß zu nahe am Wasser. Ist es aber nicht so, dass alles verbunden ist? Wasser. Luft. Lunge. Herz. Seele. Geist. Erde.
Salzige Flüssigkeit, sie rinnt langsam herab an meinem zerfurchten und müden Gesicht.
Ist es nicht des Windes Leichtigkeit?
Ist es denn nicht gleich?
Dieses Gefühl von sekundenkurzer Freiheit.
Sie bahnt sich langsam ihren Weg, ohne Rücksicht darauf, an den Herzen der Umstehenden zu rütteln. Wohl, weil niemand da ist.
Nächster Gedanke...
>Vielleicht ist es Wut.<
Wut? Flammend, zerstörerisch. Feuer...
Ja, ausbreitende Flammen, die sich ihren Weg durchs Herz erkämpfen.
Als würden sie es zerfressen... Umso weniger es existiert, desto mehr spüre ich es.
Blinde Gefühle sind es, blinde. Es ist leicht zu stolpern.
Am Boden liegend spüre ich den Reichtum der Erde. Wie einen Felsen in der Brandung kann man sich an den Boden klammern, an den immerzu sicheren Boden, bis er erschüttert wird.
Nein, nicht einmal dort ist man sicher. Vielleicht verliert man so den Halt?
Falle ich?
Stein zerstört meine Flügel, der Wind verweht die Flammen.
Hitze verdunstet das Wasser, welches sich durchs Gestein bohrt...
... und so zerplatzt die Seifenblase in meinen Händen.

____________________________________

Mh... und noch etwas, mir persönlich sehr stark am Herzen liegendes...

Hoch lebe der Kamillentee
-Chronik einer Panikattacke-

Raschelnde Geräusche vernimmst du, während das blaue Briefpapier sanft auf die Kommode gleitet. Die Brille folgt, zuvor umsichtig ins bordeauxfarbene Etui gesteckt.
Die Sonne ist längst gewandert, ein tiefschwarzer Mantel umrahmt nun den Himmel, soweit dein Blick aus dem Fenster reicht siehst du schwarz. Kaum weiße Tupfen darin. Schade eigentlich, denkst du dir, während deine Rechte gewohnt die kalte Eisenstange der Stehlampe entlangfährt, sich behutsam zum kleinen, schwarzen Schalter vortastet und das Licht mit einem laut durch den sonst geräuschfreien Raum tönenden Klicken erlischt. Prompt findest du dich in einem Zimmer wieder, das dich sogleich an die draußen eben erblickte Dunkelheit denken lässt, bis auf das reflektierte Licht der Straßenlaternen ist alles schwarz. Du lässt den Lichtschalter aus, blickst nach vor, dessen bist du dir zumindest relativ klar bewusst. Du siehst die eigene Hand vor Augen nicht. Macht nichts. Mit einem Kopfschütteln bewegst du deinen restlichen Körper auf die rechte Seite, klemmst die Handflächen unter die ebenfalls schwarzen Haare, ziehst deine Knie, die unter der schwarzen Bettdecke ruhen, an deinen schwarzen Körper. Mehr siehst du nicht, nur Umrisse, Silhouetten deiner Selbst. Schwarz. Doch die Augen schließen kannst du nicht.
Du liegst, wartest. Zehn, fünfzehn.... zwanzig Minuten. Keine Spur von der ersehnten Müdigkeit. Die linke Hand tastet sich blind über das Holz des kleinen Tischchens, stößt auf rauhes Plastik und flink löst der Daumen mit kurzen Bewegungen die Tastensperre des Mobiltelefones. Zahlen leuchten auf.
01:08.
Ein Seufzen. Viel Schlaf bekommst du ohnehin nichtmehr.
Gut, sagst du dir, entspann dich. Du wirst schon müde werden, irgendwann. Entspannung ist fast ebenso wirksam wie Schlaf, um dem Körper die benötigte Erholung zu vergönnen.

» Morgen. Morgen ist es soweit. «

Und schon verfluchst du dich selbst. Du kennst das. Im wachen, ruhenden, wartenden Zustand im Dunkeln spinnt dein Kopf wirre Gedanken. Irreal. Unsinnig. Vorallem unbedeutend. Einfach ignorieren, das schaffst du schon. Und schlafen, ja, bloß schnell einschlafen.

» Der Brief. Morgen muss ich mit ihm reden. «

Nein. Nein, nein nein! Resignierend und fast ein wenig verzweifelt drehst du deinen Körper fort von der Wand und schließt die Augen. Als würdest du dadurch den Blickkontakt zu deinem Denken verlieren, es im Keim ersticken.
Erst als es sich wieder zu Wort meldet, erst nun realisierst du, dass es sinnlos ist.

Was nicht existiert, davon kann man sich nicht abwenden, was nicht atmet, kann man nicht ersticken.

» Ich werde traurig sein. Vielleicht sogar daran zerbrechen. Vielleicht werde 'ich' ersticken. «

Wieder und wieder drehst du dich herum, immer hektischer werden die Bewegungen, immer fahriger. Und ab diesem Zeitpunkt, kaum in deinem Köpfchen zu Ende gedacht, durchbricht der Damm. Wo erst zögerlich einzelne Tropfchen Unmutes und Zweifel geronnen sind, überschwemmt eine Welle blinder, sinnloser Panik deine Gedanken. Panik. Du hasst dieses Gefühl, hasst es so abgrundtief.

» Ich bin selbst schuld daran. «

Selbst schuld, selbst schuld... immer wieder hallt es durch deine Gedankenkorridore, verzweigt sich, breitet sich aus, vermehrt sich, zerfrisst alles, was sich in den Weg stellt und gibt der Angst Platz, sich auszubreiten...

Ein Tropfen... ein weiterer. Mit der Panik kommen die Tränen. Salzige Flüssigkeit, die mit feuchten Spuren dein Kissen benetzt. Immer mehr, immer mehr. Bloß nicht zu laut weinen, es würde die Eltern im anderen Raum wecken. Ruckartig versenkst du dein Gesicht in den Daunen, erstickst ein Aufschluchzen. Immerhin das kannst du ersticken. Eine halbe Ewigkeit vergeht, eine halbe Stunde. Eine weitere... und noch immer liegst du da, versuchst dich selbst zu beruhigen.
Zitternde, bleich im spiegelnden Laternenlicht, welches nun mehr den Raum durchflutet, Stäbchenfinger greifen wieder nach dem Mobiltelefon. Diesmal brauchst du einige Anläufe, bis du die Tastensperre lösen kannst.
03:27
Du musst dich beruhigen. Eindeutig.
Bebend vor Angst und Tränen kämpfst du dich hoch, die Knie geben nach. Noch ein Versuch. Die Decke über die Schultern geworfen, sowohl das Stehlampenlicht, wie auch die Hauptlichtquelle des Raumes aufgedreht, wagst du dich aus dem Zimmer. Selbst Schatten erschrecken dich, in den Spiegel kannst du auch nicht mehr blicken. Warum? Das weißt du nicht, du willst es nicht wissen. Dunkelheit geht schon garnicht. Hell erleuchtet ist das Haus bis du unten ankommst und dich am Küchenherd festklammerst, bloß für eine Minute. Der Gedanke, dem großen, leeren Raum den Rücken zuzukehren, erträgst du nicht...
Panik. Angst. Wovor überhaupt?
Denken funktioniert nicht. Nur immerzu verzweifelst du an dir selbst, hälst dir dein Leben vor Augen. Erst der Kopf, dann der restliche Körper werden Richtung Raummitte gedreht, mit fahrigen Bewegungen und nach ängstlichem Umblicken erst befüllst du die Teekanne mit Wasser. Eine weitere Ewigkeit vergeht, während du auf das Aufkochen wartest. Eine Ewigkeit, in der du weinend, an die Wand gelehnt, dastehst und vor Panik zitterst.

» Was, wenn einem plötzlich etwas bewusst wird? Etwas, was man garnicht wissen will. Etwas, was man nicht erwartet hat. Etwas, dass dein ganzes Leben mit einem Schlag zerstört... «

Beim Klicken des Wasserkocherschalters zuckst du zusammen, japst kurz auf. Hoffentlich wurde niemand dadurch geweckt. Wäre schade, jetzt, wo du stundenlang deine Jammerlaute erstickt hast.
Du öffnest den links an der Wand hängenden Schrank, entnimmst eine dunkelbraune Porzellantasse, schlicht und finster. Vielleicht wirkt sie ja beruhigend, denkst du dir, während dein Blick über dein Arsenal verschiedener Teegemische schweift und an einem blauen Karton hängenbleibt.
Heißt es nicht, Kamillentee wäre ein Allheilmittel? Unter all dem Schluchzen verkrampfen deine Wangen, müde und ausgelaugt von all den Tränen, sich zu einem schiefen, nicht ganz gelungenem Grinsen.

» Das nennt man wohl 'Verzweiflungstat'. Kamillentee.«

Dein Versuch, das Wasser auch in das Porzellangefäß zu deponieren, scheitert kläglich, doch die dampfende Flüssigkeit fühlt sich fast wie Samt auf deiner Haut an. Die Hand ziehst du trotzdem weg und sogleich sucht eben jene aus der Schublade einen feinen, silbrigen Teelöffel heraus. Der letzte Rest Kastanienblütenhonig landet in der Tasse, wird zu einer gelblich-grünen Substanz verrührt. Nun auf dem Küchenboden knieend starrst du wie gebannt die wenigen Bläschen an, die sich dadurch gebildet haben und nimmst ganz sachte einen Schluck. Sogleich einen weiteren. Spürst, wie die kochend heiße Flüssigkeit deine Gurgel hinabrinnt, wie der Dampf deine Sinne benebelt und in all deiner Hysterie fasst du wieder den ersten, logischen Gedanken, während du langsam, an die Küchenschränke gelehnt, endlich Schlaf findest.

» Hoch lebe der Kamillentee. «
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« Antworten #28 am: 18.Juni.2007, 22:53:02 »

Lediglich handelt es in dieser Kurzgeschichte um Umgangsformen, den Dingen, die man sagen will und doch nicht kann und um die Schwachsinnigkeit von Vielerlei in dieser Welt, dargestellt durch zwei Menschen, einer Chipstüte und einer Krähe.

07.06.2007

Ridiculous Thoughts
________________________________________________________
 "Chips."

"Hä?"

"Die grüne Packung. Die, mit dem komischen Knoblauchnachgeschmack."

"Ahso."

Träge streckte ich meinen rechten Arm aus um die Chipstüte zu erreichen, befreite sie von einigen Grashalmen und einer Ameise, ehe ich sie ihm reichte.

"Die schmecken fürchterlich.", addierte ich, während ich sie ihm gegen die Schulter warf.

"Ich weiß, ich weiß..."

Kurz nur schweifte mein Blick zu ihm, dann sogleich wieder zum Teich, vor dem wir uns niedergelassen hatten, nur um Sekunden später wieder zu meinem Gegenüber zu wandern. Tatsächlich hatte er die Packung aufgerissen, selbstverständlich dabei sogleich die Hälfte des Inhalts über die Wiese verstreut, doch die andere versuchte er vergebens, den Krähen und Wasservögeln anzudrehen. Bei diesem Anblick entglitt mir ein Schmunzeln.

"Leicht zu begeistern heute?", wendete er sich an mich und warf mir einen Chipskrümel ins Gesicht.

"Hä? Was? Nein. Ich hab nur soeben die Nebelkrähe dort angesehen. Sie hat einige Schwungfedern verloren."

"Nebelkrähe? Lass mich raten... Das graue Federbällchen dort?"

Sein knappes Nicken deutete mir die Richtung und meines wiederum bestätigte sogleich seinen Verdacht.

"Und?"

Wieder wanderten meine Augen zu ihm. Seine Haare waren von einer seltsamen Farbe, das war mir bislang nie aufgefallen. Benommen fing ich an, an einer seiner vielen Haarsträhnen, die ihm ins Gesicht hingen, zu zupfen, hielt sie einmal gegen die Sonne und strich sie ihm wieder hinters Ohr. Mattes schwarz, leichter Graustich.

"H-Hey! Lass das!"

Er schüttelte verwirrt und genervt seinen Kopf. Ich wusste schon, der Typ hasste es, wenn man an ihm herumzupfte, vorallem an den Haaren. Ich musste abermals grinsen.

"Edward."

"Ja?", fragend wanderten seine mahagonifarbenen Augen zu meinem Gesicht.

"Nicht du. Die Krähe."

"Was redest du schon wieder?"

Ich seufzte einmal tief. Schwerbegriffig war er, das war unglaublich. Ich war entrüstet.

"Die Krähe heißt auch so wie du. Gibt nicht nur einen Edward auf der Welt, weißt du?"

"Natürlich. Das hätte ich selbstverständlich wissen müssen, verzeih.", sein Sarkasmus war unüberhörbar.

"Irgendwann verlange ich ein Patent für diesen Namen...", seufzend rollte er einmal mit den Augen und suchte sogleich wieder den Blickkontakt zu mir.
Und plötzlich schien Gräserrupfen äußerst interessant zu sein, zumindest, wenn man Menschen nicht lange in die Augen sehen konnte und irgendwohin anders blicken musste, wie ich es leider stets tat.

"Und wie komme ich zu dieser umstrittenen Ehre, nach einem zerrupften Aasgeier genannt zu werden?... Au!"

Mit einem bösen Blick starrte Mensch-Edward das Haar an, welches ich ihm herausgerissen hatte. Langsam verstand ich doch glatt seine Angst vor meinem Herumgezupfe. Stolz hielt ich es Richtung Krähe.

"Selbe Farbe.", meinte ich nur knapp.

"Aha..."

Scheinbar erstaunte ihn eine so banale Antwort meinerseits, doch ich ließ mich davon nicht irritieren und legte mich hin, wobei ich den Kopf auf seinen Schoß bettete.

"Du bist schwer!", hörte ich sogleich das Gemecker, kaum, dass ich die Augen schloss.

"Und du charmant wie immer."

Seufzend ergab er sich und blickte abwesend auf den Teich, oder besser gesagt eher kleinen Tümpel, hinaus. Die Wiese hinter uns war übersäht mit etlichem Wildkraut und Gräsern und der sanfte, leichte Duft, der in der Luft hing, betäubte einem glatt die Sinne. Edward grinste wie ein kleines Kind. Hier draußen war es ruhig, hier war es friedlich und fröhlich. Das schien auch auf jeden Menschen abzufärben, der sich in dieses Miniaturuniversum begab und in solch einer Idylle landete.

Seit einer halben Dekade kannte ich Edward. Erst heute erkannte ich, dass seine Augen, die zu meiner Überraschung mahagonifarbend waren, einen bizarren Kontrast zu seinen matten, kinnlangen, schwarzgrauen Haaren bildeten und herausstachen. Vielleicht war auch das der Grund, weswegen ich ihn nie lange ansehen konnte.
Die andere, viel wahrscheinlichere Variante wäre gewesen, dass ich es einfach nicht verkraftete, auf seine Seele zu blicken.
Doch das würde ich mir so schnell nicht eingestehen.
Edward stach niemals aus der Masse heraus, äußerlich nicht. Schlichte und lockere Kleidung verdeckte seine blasse Haut, der Ausschlag auf seinem Rücken, den ich so selten zu Gesicht bekam wie die Aussicht, in Mathematik eine positive Note zu schreiben, zog sich bis zu seinen Schultern, die ebenfalls meist verdeckt waren. Über die Brandwunde, die ich ihm damals bei unserem ersten Kochversuch zugefügt hatte, hatte er sorgsam ein schwarzes, altes Leinentuch gebunden. Sein Gesicht selbst war zart, doch nur bei genauerer Betrachtung. Das Piercing an der Unterlippe ließ ihn manchmal richtig gruselig aussehen und der Zylinder, den er selten trug, wirkte auch nicht sonderlich gewöhnlich, das war es allerdings auch schon. Er war weder besonders ansehnlich, eher ein Durchschnittsjunge und seine Manieren ließen nicht nur zu wünschen übrig, sie waren einfach schlichweg nicht vorhanden. Manchmal hatte ich auch die leise Ahnung, dass er einfach keine Veranlagung dazu hatte, etwas der Norm entsprechend zu tun, wenn es denn nicht gerade darum ging, sich unauffällig zu kleiden.

Sogesehen war Edward der seltsamste Mensch, der mir bisher je begegnet war. Auch das fiel mir erst heute auf.
Wir hatten niemals normale Gespräche geführt. Er war nicht gesprächig - und dennoch redete er mit mir. Auch hatten wir, während wir gemeinsam unterwegs waren, selten viel Spaß, was uns nicht daran hinderte, uns viel zu oft zu ertragen. Es war mehr.... es waren Aneinanderreihungen von seltsamen Momenten. Ja, das war unsere gemeinsame Zeit. Wir waren beide der Ansicht, dass wir es locker nehmen, das Leben. Komme, was wolle. Das hatte er gesagt. >>Take it easy, but take it.<< Ich versuchte seit damals, mich daran zu halten.

"Edward?"

Keine Reaktion.

"Ed...?"

"Ich hoffe für dich, dass du die Krähe meintest. Denn wenn du wirklich diese zwei Buchstaben aneinandergereiht hast, mit der Absicht, es als ein Namenskürzel für mich zu gebrauchen, dann wird dir gleich der Kopf gewaschen - im Tümpel."

"Immerhin reagierst du!"

"Verzeih, ich dachte, du meintest die Krähe."

Sarkasmusmodus war wieder in vollem Gange.

"Du dachtest? Das allein ist schon ein Paradoxon."

Nein, wir hassten uns nicht. Wir hatten lediglich eine seltsame Art, miteinander umzugehen.

"Ed?"

"Die Krähe... sie meint die Krähe..."

.

"...Liebst du mich eigentlich?"

Stille.

"Ich.. dich nämlich schon..."

Er blickte zu mir hinab. Was zum...? Wieso um Goethes Willen hatte ich das eben gesagt?  Er reagierte. Es war Realität...
.

Nur einen Sekundenbruchteil lang konnte ich in seine Augen blicken, ehe er mir wortlos einen sachten Kuss auf die Lippen hauchte. Mehr war es nicht. Kaum, dass es vorbei war, blickte er wieder weg und wandte sich wieder den toxischen Chips und der Krähe zu, als wäre nichts gewesen.

"Gib deinen Kopf runter von mir, der ist wirklich schwer.", hörte ich noch von ihm, ehe ich mich aufrichtete, ihm einen Schubs gab, der ihn ins taufrische Gras beförderte und wir beide schallend anfingen zu lachen.

Ich sagte es ja bereits.
Wir hatten lediglich eine seltsame Art, miteinander umzugehen...
______________________________________________________

[Persönliches Kommentar der Autorin]:
Zur psychologischen Erklärung des Ganzen.
Es ist 2 Uhr nachts, ich kann nicht schlafen, sollte lernen, höre ein verrücktes Lied von den Cranberries, bin verschnupft und bin geistig wie physisch erledigt und werde nun meine Nachtruhe antreten. Any questions XD?
Ich weiß noch nicht, ob ich eine Fortsetzung schreibe... ansich gefällt es mir so und ich werde es wohl dabei belassen, aber Überraschungen gibts immer wieder =).. Als One Shot mag ichs ansich sogar recht gern, ich hoffe, ihr hattet Freude am Lesen~.
Anbei möchte ich diese Geschichte meiner Kleinen widmen, auch wenn jetzt schon der 7. des Monats ist, aber hey, seien wir nicht pingelig Wink! Die Story hat mit der Widmungsperson nichts zu tun, aber ich finde es grad dennoch passend.
...
Omfg, schreib ich viel grad eben u.u... Nacht, ihr Leserchen!
[Persönliches Kommentar -Ende-
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« Antworten #29 am: 20.Juni.2007, 21:20:51 »

*blinzel*
genial.
einfach genial
mehr fällt mir grad echt nich ein...
O.o
du bist großartig...
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« Antworten #30 am: 24.März.2008, 23:59:39 »

Übernachträglich thx Sharith *smile*... Da wird man glatt rot ^ ^'.
Gedankenbuchauszug...

 - [Mittwoch; 30. Januar 2008] -


"Frei ist, wer in Ketten tanzen kann."

Friedrich Nietzsche hatte das einst gesagt. Bei welcher Gelegenheit seines Lebens das auch gewesen sein musste, der Typ  hatte gewusst, wovon er da sprach. Zumindest denke ich das. Sonst wäre es beängstigend und fantasieanregend, sich auszumalen, aus welchen Gründen er bereits mit 24 Jahren Professor der Philologie geworden war.

Auf diesem Zitat basierend fing damals mein "Neues Ich" zu leben an. Wann war das? Ich denke, Anfang meines 14. Lebensjahres. Davor war ich ein Bilderbuchmiststück, keine Frage. Rückblickend haben mir viele Menschen, die nun zu meinen engsten Vertrauten zählen, berichtet, sie hätten Angst vor mir gehabt oder mich für völlig irrational plem-plem erklärt. Meist beides. Nein, das Neue Ich, welchem mein Alter Ego, nur widerspenstig natürlich und zäh wie ein Schlammklecks, Platz machte, dieses hatte anderes im Sinn. Ich legte die Einstellung ab, ich sei der Seelenmülleimer der Menschheit und wäre lediglich zum Verbrauch gut und geeignet und fing an, mich zum Leben zu erwecken.
Wie ich auf dieses Denken kam? Das wäre eine nette Herausforderung für sämtliche Hobbypsychologen, dies zu eruieren, denke ich.

Also bleiben wir dabei, ich legte dieses Denken ab. Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass es nicht nur alleine das war, was ich zurückließ, sondern eine gehörige Portion Resistenz und Schutz. Und Freiheit.

Sich nicht an Menschen zu binden war einfach gewesen. Wenn man auf der Erde bleibt, gibt es keinen Sturz. Umso höher man jedoch fliegt, umso tiefer kann man fallen, das ist jedem bekannt. Ich beschloss, abzuheben.

Meine Ketten hatte ich mir dadurch selbst auferlegt; indem ich mich auf die Menschen einließ. Und jetzt, im 4-Jahres-Rückblick, ist es schwierig zu sagen, was gewesen wäre, wenn ich mein Leben weiter am neutralen Boden gefristet hätte.

Ketten habe ich ja - bin ich frei?
Sympathie, die zu Bekanntschaft und letzten Endes zur Freundschaft führt, bindet mich immer. Einmal einen Menschen ins Herz geschlossen, so sind die Gefühle eingebrannt. Ihn daraus zu verbannen, würde heißen, ein Stück herauszuschneiden und warten, bis es verheilt. Zugenäht wird selten.

Vielleicht lässt es sich gut tanzen, wenn alles in bester Ordnung ist. Dann spürt man die Ketten garnicht, sie sind leicht wie Seide, welches deine Haut umschmeichelt und dein Herz richtig erwärmt, anstatt es zusammenzudrücken.
Möglicherweise sind sie nur zu spüren, wenn das Eisen kalt wird und zu drücken anfängt. Zieht sich Metall nicht bei Frosteinfluss zusammen?

Nebenbei: Weshalb wird Kälte eigentlich immerzu mit negativen Aspekten verbunden? Dabei wollte ich eigentlich eine klischeéfreie Existenz fristen und unvoreingenommen von den heutigen Normen sein. Am besten an einem Nebenweg von ihnen gehen und sie von der Seite halb belächelnd, halb anklagend anstieren.
Wahrscheinlich liegt es an der Sonne. Ich erlebe jeden Winter, dass ich unter akutem Photonenentzug zu einem soziophoben, aggressiven Misanthropen zu mutieren scheine.
Doch nicht nur der große Ball da oben ist Wärme. Dazu der Aspekt der Haut. Ja, Haut, die deine Oberarme streichelt und sich an dich schmiegt und dich beruhigt. Sie erzeugt Wärme... Lebewesen erzeugen sie wie keine Heizung, keine Wärmflasche, kein heißes Bad, wie nichts auf der Welt es besser kann.

Wer kennt die Geschichte der Stachelschweine?
Als ich einst in einem Ferienlager eine Nachdenkstunde am See bei Laternenschein fristete, war dies die erste Erzählung, die ich von einem klugen, alten Mann hörte.
Sie dreht sich darum, dass in einer eisigen Winternacht Stachelschweingeschwister es sehr kalt hatten und sich aneinander wärmen wollten. Sie trotteten aufeinander zu, wollten sich ankuscheln, aber fuhren plötzlich pfeilschnell auseinander, als sie sich zu nahe kamen, da sie sich an den Borsten der anderen stachen und kleine, einige auch tiefere Wunden, davontrugen. So ging es noch einige Stunden und Tage. Die Stachelschweinkinder näherten sich, verletzten sich und scheuchten einander auf.
Als es aber eines idyllischen Morgens dämmerte und die ersten Sonnenstrahlen den Erdbau der Tiere in ein wärmendes Orange tauchten, lagen die Nager allesamt nebeneinander - im idealen Abstand zueinander, ohne sich zu verletzen, aber nah genug, um für den anderen da zu sein und zu wärmen.

Als der alte Mann mit seiner Geschichte geendet hatte, einigten wir uns alle darauf, etwas näher zusammenzurücken. Wir waren damals schließlich eine kleine Gruppe gewesen, die sich rund um eine Laterne versammelt hatte und der Seewind war an jenem Abend ganz schön frostig.

Stachelschweine sind tolle Tiere. Es gibt kein Maß für Nähe und nicht immer funktioniert es. Ich bin mir sogar sicher, dass jedes Stachelschwein die anderen Stachelschweine nun so genau kennt, dass es von jedem einzelnen die Borstenlänge im Kopf hat. Und auch wenn ich meine Zweifel habe, dass es im Regenwald -dem natürlichen Lebensraum der Hystricidae aka Stachelschweine- jemals so kalt werden würde, dass sich tatsächlich einige dieser (-einzelgängerischen!-) Nager zusammenfinden würden, um zu überleben, so sehe ich diese Geschichte als eine wunderschöne Ode an die Humanität und der philischen Liebe...

Man verletzt sich nur zu leicht. Vielleicht bluten einige der Tiere bis heute noch. Doch sie sind nicht tot, oder? Brauchen wir diese Wärme, wie wir Sauerstoff brauchen? Vielleicht wären die Tiere trotz (sub)tropischem Klima gestorben. Vielleicht waren sie einsam.
Vielleicht haben sie auch lange Zeit nicht in Ketten tanzen können.

Diese Gedanken waren damals in meinem Kopf wiederzufinden. Ich saß auf dem hölzernen Hauptsteg, links von mir eine gute Bekannte, rechts von mir ein Mädchen, welches mich sehr faszinierte. Ich habe es nie geschafft, ihr nahe genug zu kommen, um wirklich Kontakt aufzubauen. Es war eine bittersüße Ironie gewesen, neben ihr zu sitzen und sich unbehaglich zu fühlen, aber nicht die Augen von dieser ausdrucksstarken Person lassen zu können.

Resistent wird man wohl niemals gegen diese Art von Schmerz werden. Ist es dann besser, ihn gänzlich zu meiden? Ich war letzten Endes froh, keine nähere Bekanntschaft mit dieser Frau gemacht zu haben. Nicht, weil sie eigentlich drogensüchtig, selbstverletzend-, und hassend und suizidgefährdet war, nein. Wahrscheinlich, da bin ich mir sicher, hätte sie mich nie wirklich mögen können, so wie ich sie einschätzte. Ich denke aber, dass ich diese Ketten doch gerne ausprobiert hätte. Interessant wärs gewesen. Und damit kommen wir zum Herrn Nietzsche zurück...

Okay, zugegeben. Näher betrachtet war Nietzsche zwar eine wirkliche Leuchte gewesen, jedoch bereits 10 Jahre nach Start seiner Professur erkrankte er und reiste obdachlos durch die Welt um mit 44 dem Wahnsinn zu verfallen.
Aber hey - er schien Optimist gewesen zu sein.
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