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Autor Thema: Tränen für die Verdammten  (Gelesen 30768 mal)
Azarun
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« Antworten #60 am: 15.September.2005, 13:43:26 »

Geht leider nicht anders. Kannst ja du weiterschreiben  Tongue
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Astirith
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« Antworten #61 am: 15.September.2005, 14:59:13 »

azar nicht aufhören.... weiter machen .. ich find das toll!^^
 Cheesy
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Mendox
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Blackdragons - my love, my passion, my fate


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« Antworten #62 am: 16.September.2005, 14:46:13 »

Wenn ich so schreiben könnte wie du, dann hätte ich schon längst 5 Romane oder so veröffentlicht.  Tongue

Außerdem ist das deine Geschichte ^^
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Aal kogaan los ved zeymah mahfaeraak...

Wie im Mantel tief geborgen,
fühl ich mich in schwarzen Schwingen,
werde niemals mich mehr Sorgen,
lass mich nie mehr nieder ringen.
(Auszug aus einem Gedicht von Marion Beier)

Azarun
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« Antworten #63 am: 05.November.2005, 10:31:40 »

Tjaja, nach langer Zeit hört ihr mal wieder was von mir.
Die Geschichte ist zwar schon etwas weiter, ich kann das nur zur Zeit nicht ins Net stellen, fragt nicht warum.
Ihr müsst euch also gedulden, oder noch besser: Geht davon aus, dass sie nie wieder fortgeführt wird, dann ist man angenehm überrascht, wenn es doch geschieht.  Smiley
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Schattendrache Smiar
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« Antworten #64 am: 06.November.2005, 14:18:41 »

Die Geschichte ist echt der Hammer!
Da fehlen mir wirklich die Worte!  Shocked
Veröffentlich das doch mal in einem Buch!  Smiley

Mit feruigen Grüßen,
Smiar
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Sie sahen Welten entstehen und sterben
Gelassen erwarteten sie das Verderben
Entmenschte Asketen des heiligen Wahn
Die Heroen der Trance im tödlichen Tran

Illusionen der Ewigkeit in sieben Sekunden
Äonen der Allmacht erlebt in sechs Stunden
Doch Gnadenlos zogen die Jahre ins Land
Sie waren längst aus dem Leben verbannt

Grausam holt der Alltag die Träumenden ein
Freunde die Ewigkeit starb am profanen Sein
Seelen aus Asche mit zerbrochenen Werten
verbrannten in psychedelischen Feuerwerken

Verlorene des Kosmos gehen still zugrunde
Sie sterben langsam an der blutigen Wunde
Das ist der Menschen Preis für die Göttlichkeit
Sie zahlten ihn - für einen Traum von Ewigkeit
Anonymous
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« Antworten #65 am: 23.November.2005, 21:18:08 »

Jaaa, nach langer Zeit gibts also doch noch einen kleinen Abschnitt, den ich schreiben konnte.
Zur Zeit nimmt mich die Schule überraschend stark in Anspruch  :lol:
Ich hoffe, ihr musstet nicht zu lange warten, vor allem, da ihr sowieso immer nur die unausgegorenen Rohfassungen zu sehen bekommt (was wohl zum Teil auch daran liegt, dass ich selten am Ende genug Lust hab, die ganze Story wieder durchzugehen und auszuschmücken).
Wenn ihr ganz besonders viel Glück habt und ich, dann gibt's auch bald wieder einige dieser herrlichen Bilder, wie ihr sie schon gesehen habt.  Smiley
Das zumindest wäre doch ein Grund zur Vorfreude, oder nicht?

Aber genug geredet, jetzt geht's weiter. Damit die etwas "verworren aufgezogene" (wie ein Bekannter gemeint hat) Handlung Ordnung bekommt, fahre ich mit ner Erklärung fort:


Kapitel 14
   „Neid, nicht wahr?“
   „Ja. Woher wissen Sie?“
   „Ich weiß es eben.“
   „Weil sie es selbst gewesen sind?“
   „Schön wär’s.“
Azarun lehnte sich entspannt zurück und verschränkte die Arme. Street hingegen war nach wie vor angespannt. Er wusste nicht, was er von seinem Gegenüber halten sollte. Schon eine Viertelstunde redeten die beiden und doch waren es Belanglosigkeiten in diesem Fall. Streets Gespür sagte natürlich, dass dieser Mann nicht der typische psychopathische Familienmörder war. Aber man konnte ja nie wissen. Wenigstens wusste er jetzt schon den Namen dieses Mannes.
   „Wussten Sie, dass zur selben Zeit in den USA mehrere solche Verbrechen begangen wurden? Sieben um genau zu sein. Aber nicht nur in den USA, sondern in jedem Land der Welt. In jedem, verstehen Sie? In jedem Land auf dieser Erde wurde gemordet. Ein Mann, eine Frau, ein Kind. Oder eine Familie. Und bei jeder fand man ein Wort. Genauer: Eine Todsünde. Neid kennen Sie ja schon. Aber da wären noch Völlerei, Zorn, Habsucht, Wollust, Hochmut und Trägheit.“
   „Und was hat das mit den Morden zu tun?“
   „Die sieben Todsünden. Tod-sünden, verstehen Sie?“
   „Nein.“, antwortete Street wahrheitsgemäß.
Azarun seufzte.
   „Na gut, ich erkläre es Ihnen. Was würden Sie sagen, wenn ich jetzt anfangen würde, Ihnen von Gut und Böse zu erzählen?“
   „Ich würde Sie fragen, was Sie genommen haben.“
   „Richtig. Gut und Böse sind nämlich nicht-existent. Die Rollen, die ihr Menschen eurem Gott gebt, ist im Grunde doch die, des Guten, und die, die ihr Luzifer vorseht, ist die, des Bösen. Leider läuft die Sache nicht so einfach.“
   „Luzifer...?!“
   „Luzifer war ein ganz besonderer Engel, wissen Sie. Er war nach Gottes Abbild geschaffen, so wie alle anderen, aber er war der Erste, der nicht von ihm abhängig war. Der HERR versicherte sich gern. Wenn seine Diener von ihm abhängig waren, kam niemand auf die Idee, sie wären benachteiligt. Luzifer war selbstständig. Das war dann auch das Verhängnis, denn von Anfang an strebte er nach Macht über die Dinge. Dass er sie aber nicht ändern konnte, frustrierte ihn regelrecht.“
   „Ähm...“, warf Street ein, doch Azarun ließ sich nicht ins Wort fahren.
   „Daraufhin begann er mit seinem Streben nach immer mehr Macht bis er sich schließlich fragte, warum er der einzige war, der sich nicht mit seinen angestammten Kräften zufrieden gab. Er forschte nach.“
   „Und kam hinter diese Sache mit der Abhängigkeit?“
   „Ganz genau. Er hielt es für anmaßend anderen Wesen so etwas aufzudrängen und weil Gott nicht nachgab hatte man im Paradies bald schon den schönsten Krieg. Luzifer hatte fast die Hälfte aller Engel bei sich und fast die Hälfte stand auf der anderen Seite, bei Gott. Aber in diesem ersten Krieg wurde noch niemand getötet, denn Gott verbannte Luzifer, und nur Luzifer, aus dem Paradies in die Welt der Menschen. In diese Welt.
Da war er nun, hilflos und vor allem verbittert. Er fühlte sich verraten. Außerdem war nun die Bindung unterbrochen.“
   „Bindung unterbrochen?“
   „Ich erklär’s. Engel tun Gutes und ziehen daraus Kraft. Dämonen tun Böses und nehmen daraus ihre Gute Laune. Luzifer war zu dieser Zeit völlig ohne Orientierung. Er war zum ersten Mal wirklich sein eigener Herr.“
   „Eigentlich eine schöne Sache.“, meinte Street. Seine Augenbrauen hoben sich aber, so als wäre er nicht sicher.
   „Nicht für einen Engel. Luzifer hasste diese Welt und nach und nach hasste er auch die Menschen. Obwohl...er hasste sie nicht, er empfand einfach, dass sie keinen Nutzen hätten. Hinzu kam, dass er nur Rache für seine – aus seiner Sichtweise ungerechte – Verbannung wollte. So begann er, seine Kräfte immer dunkler und, Sie würden vielleicht sagen: böser, werden zu lassen, bis es ihm nach langer Zeit gelang, wieder in das Paradies aufzusteigen.
Das führte aber dazu, dass Gottes Entscheidungen in Frage gestellt wurden. Und schon hatten wir wieder einen Krieg. Diesmal waren es genau zwei Hälften aller Engel, die aufeinander losgingen. Und am Ende blieb davon genau ein sechstel am Leben.“
   „Muss sehr grausam gewesen sein.“
   „War es. Meistens rannten zwei Engel aufeinander zu, rammten sich gegenseitig ihre Waffeln in die Körper und starben Seite an Seite. Beide.
Nun, Luzifer überstand den Krieg, aber er und sein Zwölftel wurden aus dem Paradies verbannt. Diesmal in ein Reich, dass Gott extra für sie schuf: Die Hölle. Dort lebten sie 5000 Jahre lang.“
   „Gut, langsam wird mir das dann doch zu bunt. Kommen Sie schnell zum Ende, dann kann ich Sie auch schnell verhaften. Es dürfte doch jeder Wissen, dass die Hölle kein Ort ist, sondern ein Zustand der Seele.“
   „Bla bla bla, menschliches Gerede.“, spottete Azarun kühl. “Wie dem auch sei, sie waren dort 5000 Jahre. Luzifer war seiner Macht beraubt, da Gott sie ewig einem Menschen mitgab, der nichts davon wusste, und der, zumindest meistens, nichts davon in Erfahrung brachte. So war gewährleistet, dass Luzifer und seine Erzdämonen und seine Horden an verlorenen Menschen, die ihm ihre Seelenverkauft haben, nicht aus ihrem Gefängnis kamen. Aber das ist natürlich zu schön um wahr zu sein. Luzifers Erzdämonen konnten per Übertragung ihres Geistes Menschen manipulieren. Diese Welt ist der Schlüssel zum Paradies. Hier ist alles versteckt, was Luzifer braucht um einen dritten Krieg anzufangen, was, wie Sie sicher wissen, das Ende wäre. Es gibt einen schönen Namen dafür: Apokalypse, nicht wahr? Aber wie gesagt, dafür braucht Luzifer diese Welt. Denn für die Apokalypse braucht Luzifer erstmal die Reiter der Apokalypse.“
Street musste sich unfreiwillig husten. Er fragte sich, wie weit das noch gehen würde.
   „Die Sache ist einfach.“ fuhr Azarun fort, ohne auf Streets Unglauben einzugehen. „Die Vier sind Menschen, das ist klar. Luzifer muss sie der Reihe nach überzeugen ihm freiwillig zu dienen, dann kann er seinen Krieg beginnen. Und jetzt, da er nur noch ein zwölftel seiner Engel hat, ist Gott nicht gewillt es soweit kommen zu lassen. Deswegen hab ich Ihnen das erzählt. Ab jetzt gibt’s hier auf Erden ziemlich viel , die Sie aushalten müssen!“
   „Aber sagten Sie nicht, dass diese Dämonen die Hölle nicht verlassen können, solange diese mysteriöse Macht versteckt bleibt.“
   „Lesen Sie keine Zeitung?“, fragte Azarun, stand seufzend auf und warf Street eine zerknitterte Ausgabe eines billigen Revolverblattes aus dem Ausland zu.
Die Schlagzeile war: Ungeklärter Mord hält die Stadt weiterhin in Atem – Weiterer Blutregen wird befürchtet
   „Blutregen?“, fragte Street, in dem nun doch Unbehagen wuchs.
Doch als er aufsah war Azarun weg. Zum Glück hatte sie niemand gesehen. Streets Karriere wäre am Ende gewesen, wäre es ans Licht gekommen, dass er Leute laufen ließ, die Nachts an Tatorten herumlungerten und auf Polizisten schossen.

   „Hast deine Jacke wieder?“, wollte Griffin am nächsten Tag wissen.
Erst wusste Street nicht, ob er überhaupt antworten sollte. Er hatte nicht gut geschlafen, weil ihm das Gespräch mit Azarun die ganze Zeit während er versuchte einzuschlafen durch den Kopf geschossen war.
   „Allerdings. Sag mal, wir kennen uns jetzt schon so lange, aber eines hab ich dich noch nie gefragt“
   „Um was geht’s?“
   „Bist du religiös?“
   „Was ist denn das für eine Frage?“
   „Antworte doch einfach mit ja oder nein“
   „Nein“
   „Verstehe“
Street sah aus dem Fenster und überlegte, wie er Griffin schnell ablenken konnte.
   „Ist der Untersuchungsbericht schon da?“, fragte er schließlich.
   „Ja. Du wirst ihn aber kaum glauben“, antwortete Griffin nach einem kurzen Schweigen.
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Azarun
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« Antworten #66 am: 19.Dezember.2005, 20:05:28 »

*gähn* Und weiter...
Ha, das Ende des 14. Kapitels, was will man mehr. Und mittlerweile nimmt die Story jetzt schon einen sehr klaren Verlauf in meinem Kopf an. So geht's dahin. Schade, dass ich nur selten Zeit zum schreiben finde...
Vielleicht leg ich das auch bald wieder auf Eis, mal sehen.
Naja, vorerst habt ihr jetzt hier mal wieder nen Teil...



Sie erwachte. Ihr Kopf tat höllisch weh.
„Höllisch“, ja das war das richtige Wort. Sie kam ja auch frisch aus der Hölle.
Sharith setzte sich stöhnend auf. Ihr Nacken war verspannt und die Schultern krachten, wenn sie versuchte die Arme zu bewegen.
   „Hey sexy Lady. Endlich aufgewacht?”, fragte eine geradezu nervend gutgelaunte Stimme.
Sharith nahm sich die Freiheit nicht zu antworten. Nach und nach nahm sie endlich wieder klare Konturen wahr und auch das Schwindelgefühl verging. Sie setzte sich ruckartig ganz aufrecht und versuchte, die Schmerzen und das Unwohlsein zu ignorieren.
Ihr gegenüber saß Astaroth bequem in einem Fernsehsessel, die Füße auf einem gläsernen Couchtisch. Er las eine kleine gelbe Ausgabe von Goethes Faust. „Der Tragödie erster Teil“ stand auf dem Büchlein.
Sharith öffnete den Mund, aber im selben Moment sah Astaroth auf und schon sein Blick ließ sie stocken. Er sah sie an, als ob er gerade hundert Gedanken im Kopf hätte, was er mit ihr anstellen könnte. Seine eisigen Augen strahlten und machten den oberflächlichen Eindruck von Frohsinn, wäre das nicht gleichzeitig ein Funkeln darin gelegen, das einem Schauder über den Rücken jagte.
   „Falls du dich beschweren möchtest: Lass es sein!“, sagte er langsam und gedehnt „Ich bin nicht dazu da, mir dein Gejammer anzuhören“
Entspannt und distanziert lächelnd las er weiter.
Sharith lehnte sich zurück. Ihr fiel erst jetzt auf, dass sie auf einer weichen Couch saß. Sie machte es sich gemütlich, so gut es mit ihrem verkrampften Rücken ging. Trotz der Drohung ließ sie es sich nicht nehmen Astaroth weiterhin starr anzusehen. Er musste ihre Blicke förmlich spüren.
Er seufzte und sah schließlich tatsächlich auf.
   „Was?“, fragte er ablehnend unhöflich.
Sharith antwortete nicht, sie sah ihn lediglich weiter an.
Astaroth seufzte wieder.
   „Bei aller verschmähten Liebe, beim höllischen Elemente
   Ich wünscht’ ich wüsst’ was Ärgers, dass ich’s verfluchen könnte“, zitierte er mit einem flüchtigen Blick in das Heftchen.
Er legte es bei Seite, warf die Arme an die Couchlehne und streckte die Beine aus. Seine Hose knarrte. Sharith fiel auf, dass sie aus sündhaft teurem Leder war, dass auf den ersten Blick wie leicht glänzender Stoff war. Genau wie sein Hemd, dass aus teurer Seide sein musste. Natürlich ebenso pechschwarz wie die Hose.
Seine stechenden Augen ruhten auf ihr.
Ihr kam der Gedanke, dass diese Augen eigentlich ganz schön anzusehen wären, aber je länger man sie betrachtete, desto sicherer konnte man sein, dass tief in ihnen die unterschiedlichsten Absichten lagen. Sie spürte, dass Astaroth jetzt liebend gerne mit ihr geschlafen oder gekämpft hätte.
Wahrscheinlich war für ihn zwischen beiden Dingen kein so großer Unterschied.
Sie sah sich in dem Zimmer um und versuchte dabei möglichst nicht in Astaroths belustigtes Gesicht zu sehen.
   „Gefälltes dir? Wir sind im besten Hotel Londons, meine kleine Jungfrau.“, sagte Astaroth und sah sie noch etwas belustigter an. „Und im Übrigen brauchst du gar nicht so hinterrücks herumzuspähen, denn du darfst jederzeit gehen.“
   „Jederzeit?“
   „Nun, vielleicht nicht gleich.“
Er legte seinen Kopf leicht schief und verengte die Augen etwas. Jetzt, wo weniger Licht auf sie fiel, schienen sie dunkelbraun zu sein.
   „Möchtest du was trinken?“, fragte er nach einem kurzen Schweigen.
   „Ja.“
   „Und was?“
   „Was gibt’s denn?“
Astaroth lacht, stand gespielt seufzend auf und verschwand kurz in der Küche. Kaum kam er wieder heraus, da flog auch schon eine Coladose durch die Luft. Sharith fing sie knapp vor ihrem Gesicht.
Wieder sah sie ihm in die amüsierten Augen. Jetzt, im vollen Licht, waren sie eisblau. Sein Blick war wirklich provozierend amüsiert.
   „Was ist so lustig?“, fragte Sharith nachdem sie die Dose geöffnet und einen tiefen Schluck genommen hatte.
   „Nichts, nichts.“
   „Doch, bestimmt.“
   „Nein.“
Sie sah sich ein zweites Mal um. Astaroth hatte ihren ersten Eindruck bestätigt. Das musste ein Hotel sein. Ein verdammt teures noch dazu. Die Suite musste aus wahrscheinlich vier Zimmern bestehen, von denen jedes so groß war, dass es alleine schon bequem gereicht hätte.
Der Raum, in dem sie jetzt saß, war das Wohnzimmer, das an die Küche anschloss und im hinteren Teil eine riesige Bar hatte. Eine Front war völlig verglast und bot einen atemberaubenden Blick auf die Stadt. Gerade ging die Sonne unter und tauchte alles in sanftes rot. Zwei Wandschränke, die einen Fernseher und eine HiFi Anlage beherbergten, standen wie zwei stumme Riesen neben dem Durchgang zur Küche. Der Teppich war aus weinrotem Samt, genau wie die Vorhänge.
   „Gefällt’s dir?“, fragte Astaroth lauernd.
   „Naja...“
   „Nicht schlecht, oder?“
   „Nein, nicht schlecht.“
   „Wie fühlst du dich?“, fragte er unverwandt.
Sharith dachte kurz über die Antwort nach.
   „Kopfschmerzen, sonst ganz in Ordnung.“
   „Gut gut“
Er ging zu einem der beiden Wandschränke und schaltete die Musikanlage ein, überlegte es sich dann aber doch anders, denn er legte keine CD ein.
Währenddessen rechnete Sharith sich ihre Chancen aus, ihn zu überwältigen. Sie hatte schon genug von diesem Dämon gehört um zu wissen, dass es vermutlich keine Chance gab, aber das was sie gehört hatte, trieb sie dazu trotzdem darüber nachzudenken. Fast schon spürte sie Verlangen diesem Kerl weh zu tun für das, was er ihr angetan hatte.
Dann aber viel ihr wieder ein, dass er wahrscheinlich nur darauf wartete, dass sie einen Fehler wie diesen beging, und deshalb verlegte sie sich weiter auf das Warten.
Astaroth begann nun damit unruhig im Zimmer auf und ab zu gehen. Wie ein Tiger drehte er seine Runden und bedachte nach und nach jedes Stück der Einrichtung mit einem kurzen Blick.
   „Macht es was aus, wenn ich jetzt verschwinde?“, fragte Sharith nach zehn Minuten Schweigen.
   „Nein. Ich sagte ja schon: Du kannst gehen wann immer du willst. Bloß, jetz is bisschen schlecht.“
Er lächelte unterkühlt, doch schon blitzte ein Gedanke hinter seiner Stirn und füllte seine Augen mit einem teuflischen Leuchten.
   „Wobei ich mich sowieso frage, ob das Privileg nicht ’n Stück zu hoch is’. Vielleicht wär’s besser, du bliebest hier.“
   „Aha. Ich hätte gleich wissen müssen, dass man dir nicht trauen kann!“
Astaroths Augen blitzten auf.
   „Hättest du das, soso. Na dann...“, begann er, als unter lautem Bersten und Krachen die gläserne Front der Suite explodierte. Die Scheiben zersprangen nicht, sie wurden zu glitzerndem Staub, der sich wehend in das Zimmer ergoss.
Kaum hatte sich der Glasnebel gelegt, da erklangen auch schon knirschende Schritte auf dem mit feinen Splittern übersäten Teppich.
Der Erzdämon hatte während dem Krach einen Schritt zur Seite getan und stand jetzt mit dem rechten Bein vorne in einer lockeren Verteidigungsstellung, den linken Arm in einer Linie mit der Brust, so dass die Faust höhengleich mit der Schläfe liegt, und entsprechend die rechte Faust am Hüftknochen.
Seine Augen glühten für eine Sekunde blutrot auf, dann wurden sie wieder halbwegs normal. Von einem Moment auf den anderen wurde er ruhig und lächelte.
   „Raziel?“, fragte er in den Glasnebel hinein.
Die wogenden Schwaden stoppten plötzlich. Es sah aus als hätte sich eine milchgläserne Wand gebildet. Und ebenso plötzlich fielen sie zu Boden und bildeten eine dicke Schicht. Inmitten der blinkenden Ebene stand ein Mann, dessen Erscheinung das genaue Gegenteil zu Astaroth war.
Er hatte schwarze Haare und graue Augen. Seine Kleidung war ebenso schlicht wie elegant. Schwere Lederstiefel, eine blaue Jeans und ein weißes Stoffhemd, das war schon alles, sah man von den beiden Sai in seiner rechten Hand und den gewaltigen weißen Flügeln auf seinem Rücken ab.
   „Du hast mir grade ne schöne Show vermasselt.“, sagte Raziel. Er hatte eine angenehme leise Art zu sprechen, die gut zu seiner klangvollen Stimme passte.
   „Oh, der Hölle sei Dank. Ich dachte schon, es wäre was ernstes.“, tat Astaroth mit einer wegwerfenden Handbewegung ab.
   „Was? Was was was??? Pass bloß auf, Astaroth. Man fängt sich schnell eine auf’s Maul ein.“, provozierte Raziel und warf eines der beiden Sai in die linke Hand.
Der Erzdämon hingegen deutete nur flüchtig auf Sharith.
   „Ich denk mal, du willst die kleine Chic hier.“, stellte Astaroth fest und warf ihr einen vernichtenden Blick zu, da sie sich an der Wand entlang an ihm vorbei stehlen wollte.
   „Hättest du dir sparen können, die kann eh gehen, wann se will.“, erklärte er mit einem zuckersüßen Lächeln.
Raziel vermutete wohl einen Trick, denn er sah kein bisschen überzeugt aus.
Sharith nahm ihm die Entscheidung zum Glück ab, denn sie ging nun völlig furchtlos an Astaroth vorbei zur gesprengten Glasfront der Suite.
   „Luzifer hat mich gehen lassen, daran kann auch dieser Halbstarke nix ändern. Können wir jetz’ gehen?“, fragte sie und überschüttete Astaroth mit abfälligen Blicken.
   „Hä?“, antwortete Raziel, der nicht offensichtlich nicht damit gerechnet hatte, dass alles so einfach gehen würde.
   „Gehen!“, rief Sharith, die nur noch weg wollte von Astaroth.
Und fast wäre es auch reibungslos verlaufen, aber Raziel reagierte zu langsam.
Ein fauchendes Geräusch ertönte und Astaroths Schwert blockierte ihm den Weg. Es war mit der Spitze genau auf Raziels Herz gerichtet.
Astaroth meinte kichernd: „Nicht so schnell. Shadingsda darf gehen, aber du, Raziel, bist viel zu selten erreichbar. Und ich will unbedingt den First-Blood Bonus bekommen!“
Raziel tat einen Schritt zurück, wobei er genau darauf achtete, dass sich ein Sai immer zwischen ihm und dem Schwert befand.
   „Hey, so haben wir nicht gewettet?“, warf Sharith ein und war drauf und dran sich zwischen die beiden zu werfen.
   „Du verschwindest, Sharith. Unten wartet...“, begann Raziel, musste jedoch schon im nächsten Augenblick einem tückischen Stich, gezielt auf die Schulter, ausweichen.
Obwohl Astaroth schon voll in Fahrt war, stieß Raziel sie sogar noch aus dem Gefahrenbereich und nahm dafür einen blutenden Schnitt am Oberarm in Kauf.
Sie sah noch einmal zurück, aber sie war klug genug um zu wissen, dass sie zu schwach war um Raziel helfen zu können, und dass es besser wäre, nicht zu nahe am Kampfgeschehen zu sein.
Also sprang sie furchtlos durch das zerborstene Glas. Auf halben Wege nach unten brachen helle weiße Flügel aus ihrem Rücken und sie landete geräuschlos, gerade als über ihr die Penthousesuite in einem gleißenden Feuerball explodierte.

Astaroth griff nicht ein.
Er wusste, Luzifer hatte gesagt, lass sie gehen, also musste es so getan werden. Keine Frage, keine Diskussion.
Aber Raziel würde er nicht gehen lassen.
Sharith schwang sich gerade überraschend graziös in die Tiefe, so dass man gar nicht sehen konnte, wie sehr sie ihr kleiner Abstecher in die Hölle mitgenommen hatte.
Dann ruhten Astaroths Augen wieder auf Raziel. Und langsam, unendlich langsam fühlte er, wie das Gefühl aufkam, das seine Existenz ausmachte: Die Lust, Dinge zu tun, vor denen andere sich ekelnd abwenden würden. Bösartig und grausam zu handeln, damit das neue Energie hervorbringen konnte und er sich in seinem kalten Hass keine Gedanken machen musste.
Raziel blutete schon leicht, nahm davon aber keine Notiz. Er ließ es sich sogar nicht nehmen, den Zweikampf zu eröffnen. Er wirbelte die beiden Sai so schnell vor seinem Körper durch die Luft, dass sie nur noch als silberner Dunst wahrzunehmen waren und ging auf Astaroth zu.
Der wich einen schnellen Schritt zurück, dann stach er blitzschnell zu und tauchte sofort wieder weg. Raziel schrie auf und ließ eines der Messer fallen.
Seine rechte Hand blutete stark.
Astaroth entfernte sich drei Meter. Er lächelte eiskalt und spielte mit seinem Schwert herum. Die Luft erwärmte sich um das Schwert, so dass ein deutlich sichtbares Flimmern entstand.
   „Ich liebe die Hitze und das Feuer. Du auch, Razi?“, fragte der Erzdämon lauernd, während sein Schwert stärker und stärker zu glühen begann.
   „Nein, ich hab’s eher ruhig.“, antwortete Raziel, der es noch nicht überwunden hatte, dass Astaroth seinen Angriff mit einem einzigen Stich zum Scheitern gebracht hatte.
   „Naja, wann hat man es schon ruhiger haben, wie wenn man tot ist...?“, ließ Astaroth im Raum stehen.
Er trat einen Schritt auf seinen Gegner zu und lächelte. Eine Sekunde lang sah es so aus, als wolle er angreifen, dann aber warf er nur das Schwert in die Luft und sprang wieder zurück.
Eine sengende Hitze bemächtigt sich der Luft und ehe Raziel reagieren konnte versank die Welt um ihn herum in verzehrenden Flammen.
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