Kapitel 3
An Bord der Darkflyer ankommen, überhäufte Kira Caily mit Fragen. Wie für sie üblich ließ sie dabei jedoch Caily dabei keine Chance ihr auch nur ansatzweise eine Antwort zu geben. Ihr Redefluss versiegte jedoch schlagartig, als sie seine Beule sah:
„Sag mal, was hast du denn mit deinem Kopf gemacht?“
Caily fiel es wie Schuppen von den Augen, die Beule auf seiner Stirn hatte er total vergessen. Noch bevor er etwas sagen konnte, hatte sie ihn schon am Arm gepackt und schleifte ihn in Richtung Krankenstation.
„So kannst du doch nicht zum Dienst antreten, was wird denn der Captian denken.“, sagte Kira.
„Ich weiß es nicht, der Captian hat Kopfschmerzen.“, gab Caily als Antwort, Kira blieb stehen und musterte ihn, dann fragte sie ihn:
„Sag mal, wo her weißt du das?“
„Weil ich der Captian bin.“, stöhnte Caily, dessen Kopf sich mittlerweile anfühlte, als ob er einen Amboß drauf bekommen hätte. Kira zog ihn unbeeindruckt weiter und fragte:
„Willst du mich auf den Arm nehmen, oder drückt die Beule schon aufs Hirn?“
Erst jetzt fiel ihm auf, dass er noch gar keine Uniform anhatte, sondern normale Straßenkleidung. In der Krankenstation buxierte Kira ihn mehr oder weniger sanft auf ein Biobett.
„Na so was, wir haben das Dock noch nicht einmal verlassen und es gibt schon Verletzte... – Oh, hallo, Captian.“, meinte der verwundert drein schauende Schiffsarzt.
„Hallo, Vladimir...“, stöhnte Caily, „...du darfst mich auch Caily nennen, wenn du willst.“
„Naja, erst mach‘ ich was gegen die Schmerzen.“, meinte Vladimir, als er Caily scannte. Caily widerstand dem Verlangen Vladimir den Handscanner aus der Hand zuschlagen, wie sehr hasste er es doch wenn ihm jemand mit diesem Ding vor Nase herum fuchtelte.
„Hat dir jemand eine übergezogen, oder so etwas ähnliches? Du hast nämlich eine mittlere Gehirnerschütterung.“, fragte Vladimir.
Caily ignorierte die Frage, stattdessen grummelte er:
„Da sind wir technologisch so weit entwickelt, aber wir haben noch nichts erfunden, das eine medizinische Untersuchung ermöglicht, ohne dass man einem mit diesem Ding vor der Nase herum fuchtelt.“
Vladimir ‚überhörte‘ es, verdrehte aber die Augen. Er ging zur nahe gelegenen Computerkonsole und holte ein Hypospray.
„So, gleich geht es dir besser und wenn du nicht immer so schusselig wärst, dann müsste ich dir auch nicht andauernd mit deinem sogenannten ‚Ding‘ vor der Nase herum fuchteln.“
Caily genoss es als die Schmerzen nach ließen. Erst jetzt registrierte er wie unglaublich bequem dieses Biobett war.
„Ich hab‘ mich beim Aufstehen beinahe selbst KO geschlagen.“, meinte Caily beiläufig.
„Nun, Caily, die Gehirnerschütterung ist weg, aber mit der Beule wirst du noch zwei bis drei Tage herum laufen müssen, ich empfehle dir einen Turban, oder etwas in der Art.“, Vladimir grinste.
„Danke, wenn jemand fragt, sag‘ ich einfach, dass ich durch die Hölle gegangen bin, nur um an Bord zukommen.“, scherzte Caily und tastet sein Souvenier ab.
Vladimir grinste und drückte ihm mit den Worten:
„Hier, falls die Kopfschmerzen zurück kommen sollten.“, ein Hypospray in die Hand. Kira strahlte bis über beide Ohren, dass ihm jetzt besser ging, oder aber sie konnte das bisschen Schadenfreude über sein Aussehen, in den nächsten Tagen, nicht ganz verbergen. Caily und Kira verließen die Krankenstation und gingen zur nächsten Kreuzung, dort blieb Caily stehen, holte ein Pad aus der Hosentasche und schaute nach wo sich eigentlich sein Quartier befindet. Kira jedoch nahm ihn an der Hand und zog Caily hinter sich her. Caily stemmte sich gegen die Bewegung von Kira und meinte:
„He, könntest du vielleicht mal stehen bleiben, ich muss mich doch erst umziehen, bevor ich auf die Brücke gehe.“
„Deshalb bringe ich dich ja auch zu deinem Quartier und hör auf dich wie ein störrischer Esel zu benehmen.“, bekam er als prompte Antwort, während Kira bereit beim nächsten Turbolift angelangt war. Er folgte ihr in den Lift.
„Deck 3, vorne.“, befahl Kira und der Lift setzte sich abrupt in Bewegung. Caily musste sich abstützen um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, Kira, die in der Liftmitte stand, trat einen Schritt zurück und lehnte sich gegen die Wand. Caily drückte eine Taste an der Lift Konsole:
„Bob, was mit dem Turbolift 3 los?“
„Caily, tut mir leid, aber einige Systeme haben noch Kinderkrankheiten, es ist jedoch nichts Ernstes.“, meldete Bob, der ziemlich genervt und beschäftigt geklungen hatte.
„Na da bin ich aber beruhigt.“, grummelte Caily sarkastisch, im selben Moment änderte der Lift abrupt die Laufrichtung, Caily stand zum Glück richtig. Kira jedoch nicht, sie verlor den Halt und konnte von Caily gerade noch aufgefangen werden.
„Danke, Caily.“, meinte sie verlegen.
„Kira, was los mit dir? Du bist doch sonst nicht so still.“, fragte Caily.
„Es ist nichts.“
„Raus mit der Sprache, was ist mit dir los?“, forderte er sie auf.
„Na gut, wenn du unbedingt wissen willst, ich weiß nicht ob ich dich verärgert habe.“
„Wieso verärgert, wenn ich fragen darf?“, wollte Caily wissen.
„Weil ich dir nicht geglaubt habe, dass du der Captian bist, deshalb.“, antwortete sie.
„Kira“, Caily packte sie an beiden Schultern schaute ihr tief in die Augen und sagte, „Erstens, ich bin nicht in Uniform, zweitens, wir kennen uns nun schon so lange und drittens, glaubst du denn im ernst, dass ich dir so etwas übel nehmen könnte?“
Die Lifttüren öffneten sich, Caily hatte Kira, nur ein paar Sekunden vorher los gelassen, als T’Pahn einstieg.
„Deck 5, Astrometrie.“, befahl sie dem Computer.
„Bob an Caily, der Lift müsste jetzt wieder einwandfrei funktionieren.“
„Danke, sonst hätten wir hier bald Sicherheitsgurte gebraucht.“, sagte Caily, Kira kicherte. Auf Deck 3 bemerkte Caily zuerst, das die Brückenoffiziere das ganz vordere Deck für sich hatten.
„So ich muss mich auch noch schnell umziehen, Caily, treffen wir uns wieder hier?“, fragte Kira.
„Äh ja, ist gut.“, sagte Caily und machte sich auf die Suche nach seinem Quartier. Als er gefunden hatte trat er ein, kam hatten sich die Türen geschlossen, kam die Begrüßung vom Computer:
„Guten Morgen, Captian, es ist 10.30 Uhr.“
Caily verdrehte die Augen und sagte:
„Computer, Begrüßungsprogramm deaktivieren.“, das Signal für ‚Befehl ausgeführt‘ ertönte. Caily wollte gerade die Straßenkleidung ablegen, als außen am Schiff ein Werkzeugkoffer vorbei trieb, er schaute dem Koffer nach und dann dem hilflos mit Armen und Beinen ruderndem Ingenieur, der verzweifelt versuchte den Koffer wieder einzufangen. Es war ein amüsantes Bild und er ärgerte sich erneut über die vergessene Holobildkamera. Nachdem sich der Ingenieur samt Koffer aufs Schiff gebeamt zurück hatte, zog er sich um.
Caily verließ sein Quartier und rechnete damit, dass der Computer ihn verabschieden würde, aber es blieb still. Vor dem Turbolift wartete Kira auf ihn und sie kochte anscheinend vor Wut.
„... wenn ich den Kerl erwische, dann werf‘ ich ihn aus den nächsten Luftschleuse. – Also so was von dreist.“, schimpfte sie.
„Na, na, na, wer wird sich denn da aufregen? Du bist ja richtig geladen, was ist denn passiert?“, fragte Caily, ahnte aber schon, was los war.
„Dieser Kerl da draußen war ein Spanner, ganz bestimmt.“
„Du meinst den Ingenieur, der hinter seinem Werkzeug her geflogen ist?“
„Ja, genau der!“, rief sie und bebte vor Zorn.
Caily hatte jetzt schon Mitleid dem Ingenieur, er kannte Kira schon lange genug und wusste wozu sie imstande war. Aber er wusste auch wie man sie wieder zur Vernunft brachte.
„Wenn Blicke töten könnten,...“, begann sie, doch Caily beendete den Satz für sie, „... dann wäre schon die halbe Erdbevölkerung tot.“
Kira musste grinsen, sie hatte wohl nicht damit gerechnet, dass Caily noch wusste wie man sie zum Lachen bringen konnte und schon war ihr Ärger verflogen. Caily war froh, dass er diese explosive Stimmung hatte beseitigen können, aber es machte ihn glücklich.
Kira trat näher an die Tür des Turbolifts heran, um die Ruftaste zu berühren, doch noch bevor sie die Sensortaste auch nur erreicht hatte öffneten sich die Türendes Lifts und Admiral Handson trat heraus. Der Admiral war scheinbar nicht darauf gefasst gewesen, dass er Caily beim öffnen der Türen direkt ins Gesicht sehen würde und zuckte zusammen.
„Du meine Güte, haben sie mich erschreckt.“, stotterte Handson.
„Wir haben auf Sie gewartet, Sir.“, erwiderte Caily grinsend und schob den Admiral zurück in die Kabine des Lifts.
„Brücke.“, sagte Caily und hielt sich gleich irgendwo fest, auch Kira klammerte sich an einem Griff fest, doch der erwartete Ruck blieb aus. Admiral Handson musterte Caily und Kira:
„Ist etwas mit dem Lift nicht in Ordnung?“
„Nein, es ist alles in Ordnung, warum fragen sie?“, antwortete Caily.
„Oh, nur so ein Gefühl.“
Die Lifttüren öffneten sich und alle drei traten heraus.
„Admiral auf der Brücke, Captian auf der Brücke.“, kam die Meldung von T’Pahn.
„Mr. Luceas, Ms. McClayn würden sie mir bitte folgen?“, sagte der Admiral und stiefelte in Richtung Bereitschaftsraum los. Caily und Kira fragten sich was er von ihnen wollte.
„Bitte setzten sie sich.“, brummte Admiral Handson.
Caily und Kira setzten sich und schauten beide den Admiral an.
„Nun, ich muss ihnen beiden eine kleine Änderung mitteilen, sie bekommen einen neuen Steuermann, oder sollte ich besser Steuerfrau sagen?“, sagte Handson, Kira schaute den Admiral fragend an.
„Ja, meine Liebe, sie haben richtig verstanden.“, fügte er noch hinzu, Kira spürte wie sie rot anlief, Caily konnte sein Überraschung auch nicht ganz verbergen.
„Aber, Sir, deshalb sind sie doch sicher nicht extra an Bord gekommen, oder?“
„Um ehrlich zu sein, Caily, doch; ich wollte mir das Schiff noch einmal anschauen, bevor es das Dock verlässt, außerdem habe ich eine Unterredung mit Captian Picard auf der Enterprise, ich wünsche einen Guten Tag.“, der Admiral erhob sich und ging hinaus. Caily und Kira starrten sich verwundert an, war dass ein Schicksalsschlag gewesen?
Die Stille wurde erst von dem Klingelsignal der Tür zerrissen.
„Ja bitte?“, sagte Caily.
T’Pahn trat her rein.
„Captian, das Dock meldet, dass wir ablegen können, aber unser Steuermann fehlt immer noch.“
„T’Pahn, ich komme gleich und um den Steuermann kümmere ich mich auch, Wegtreten.“, T’Pahn verlies den Raum, dann brach Kira in schallendes Gelächter aus. Caily grinste jedoch nur. Nach dem sich Kira wieder eingekriegt hatte, gingen auch sie auf die Brücke hinaus.
„Kira, auf deine Station.“, sagte Caily in gespieltem Kommandoton.
„Ja, Sir.“, erwiderte Kira schnippisch, ging grinsend zur Steuerkonsole und setzt sich.
„Also, Kira, dann zeig‘ was du gelernt hast.“, sagte Sam, der an der Taktischen Station stand. Caily berührte eine Sensortaste an seinem Sessel:
„Bob, wir wollen hier oben los fliegen.“, sagte Caily.
„Tu‘ was du nicht lassen kannst, Caily.“, gab Bob als Antwort, er klang ruhig und entspannt.
„Also ihr habt es gehört, fliegen wir das Baby hier raus und Kira mach keine Schrammen in die Hülle!“
„Ich werd‘s versuchen, Caily, versprochen.“
„Das Dock hat die Halteklammern gelöst, das Schiff ist jetzt frei schwebend.“, kam es von T’Pahn.
„Sir, die Enterprise ruft uns, es der Admiral“, meldete T’Pahn einige Sekunden später.
„Öffnen Sie einen Kanal.“
Das Gesicht des Admirals erschien auf dem Bildschirm und ersetzte die Sicht auf die Erde.
„Admiral?“, fragte Caily.
„Caily, ich muss sie warnen, der Antrieb der Darkflyer wurde, genau wie das Schiff selbst, noch nie im tiefen Raum getestet.
„Danke für die Warnung, Sir, ich werde mit dem Schiff vorsichtig sein.“
„Ich wünsche Ihnen und Ihrer Crew viel Glück, Handson Ende.“
Der Bildschirm zeigte nun wieder die Erde. Caily setzte sich in seinen Sessel und lehnte sich zurück.
„Also, dann wollen wir mal, Kira ein Viertel Impuls voraus.“
„Verstanden, ein Viertel Impuls, verlassen das Dock.“
„Sir, ich muss Sie darauf hinweisen,...“, Caily verdrehte die Augen, „...dass in Raumdocks und Sternenbasen nur Manöviertriebwerke erlaubt sind.“
„Oh Mann, jetzt geht dass schon wieder los.“, stöhnte Sam kaum überhörbar.
„Kira, fliege uns dem Sonnensystem heraus, Kurs auf das Agylar System, sobald wir das System verlassen haben gehst du auf Warp 3.“
„Aye, Captian.“