ExUser1472
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« am: 11.Februar.2009, 23:23:39 » |
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Kaya Ti ~ Der Rote Drache ~
Dies ist die Fortsetzung von "Kaya Ti".
1. "Eine zweite Chance"
Nachdem ich aus dem Leben geschieden und zu Saa'aurus zurückgekehrt war, überbrachte mir die Goldene Drachin die Nachricht, dass mich der Rat der Wächter sprechen wollte. Ich folgte ihr zu ihnen. Der Rat der Wächter bestand aus sieben, großen Drachen. Saa'aurus, der mich ins Leben gerufen hatte, war der oberste Wächter. Er betrachtete mich eine Weile und sprach dann mit tiefer Stimme. "Kaya Ti, du hast deinem Vater alle Ehre gemacht, für die Menschen gekämpft und sie beschützt. Nun gebe Ich dir die Chance um deine Liebe zu kämpfen." Er machte eine kleine Pause. Um uns herum war All mit seinen unzähligen, dunklen Schattierungen von Blau, in welches das Leuchten der fernen Sterne gesenkt war. Es gab keinen sichtbaren, festen Untergrund. Dennoch schwebten wir nicht. Ich blickte den alten Weisen an. Ich wusste nicht, worauf er hinauswollte. Daraufhin erschien auf seinen Wink hin schräg unter uns ein Planet, der rasch näher kam. Vor uns stoppte er und mein Blick fiel auf ein großes Reich im Osten. Ich sah einen riesigen, östlichen Palast. Die Menschen dort hatten schwarzes Haar und einen gelblichen Hautteint. Ich sah einen östlichen, schwarzen Drachen, der auf einem großen Platz des Palastes einherspazierte. "Ja", sprach Saa'aurus meine Gedanken aus. "Das ist dein Vater." Langsam kehrten meine Erinnerungen wieder. Ich dachte auch an Draco. Saa'aurus sah mich an und schüttelte dann den Kopf. "Er ist nicht mehr der, der er einmal war. Er ist nicht mehr der, den du einmal kanntest. Viel wird sich ändern. Viel wird vergangen sein. Merke dir diese Worte: wenn du ihm begegnest, erwarte nicht, dass er dich erkennt." Ich schluckte schwer und fragte mich, was mit ihm geschehen war. "Er wird wiedergeboren. Als Mensch. Doch zuerst... hat er einen Kampf auszutragen, bei dem du ihm nicht helfen wirst." Saa'aurus Worte verwirrten mich. Ich konnte mir nichts darunter vorstellen. "Nun geh!", sprach er zu mir. "Deine Zeit ist nun kürzer als zuvor. Beachte, dass du nunmehr ein Mensch bist!" Ich wurde von ihm weggeschleudert und fiel auf die Erde. Im Fall hatte ich meine ursprüngliche Gestalt bereits verloren. Dann umfing mich Finsternis.
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« Letzte Änderung: 11.Februar.2009, 23:27:27 von Xitor »
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ExUser1472
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« Antworten #1 am: 12.Februar.2009, 00:33:32 » |
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2. "Ankunft im Palast"
Als ich aufwachte, war es Tag. Die Sonne stand ihrem Schein nach zu urteilen, bereits hoch am Himmel. Es musste gegen Mittag sein. Die Wand, an der ich lehnte, war aus Tuch. Ich trug ein Gewand, das mehr einem Fetzen Stoff gleichkam, und noch dazu sich sehr rau und kratzig anfühlte. Ockerfarben. Ich betrachtete meine bloßen Arme. Ich glich den Menschen, die ich zuvor von oben aus gesehen hatte, bis aufs Haar. Weiblich. Alter, etwa fünfzehn Jahre. Meine Gedanken überschlugen sich. Ich war keine Drachin mehr! Ich erinnerte mich an Saa'aurus Worte und wurde nachdenklich. Warum war ich ein Mensch geworden? Als Mensch konnte ich doch überhaupt nichts ausrichten, egal um was es sich handelte! Die Menschen waren schwach, verletzlich. Und sie starben schnell. Ich bekam Angst. Ich kannte niemanden hier. Ich war allein. Allein in einer fremden Stadt. Unter Menschen. Ich schauderte. Ich kannte ihre Gemüter. Nicht alle waren gut. Aber auch nicht alle waren böse... Ich kauerte mich am Boden, der aus nebeneinander gelegten Holzlatten bestand, zusammen. Er ruckelte. Ich befand mich in einem Wagen. Irgendwann schlief ich, erschöpft von meinen Ängsten, ein.
"Wach auf! Wir sind da!", weckte mich eine raue Männerstimme. Ich wurde an den Schultern gerüttelt. Das überzeugte mich endgültig, dass ich nun ein Mensch war. Ich öffnete die Augen und sah einen übergewichtigen, etwa dreißig Jahre alten Mann, der mich freundlich anlächelte. Sein Gewand war in einem schmutzigen blaugrau und verstaubt. "Jetzt kommst du zu deinem neuen Herrn!", sagte er. Ich wusste weder was los war, noch etwas über meine Vergangenheit als Mensch. Ich beschloss so lange zu schweigen wie es mir möglich war. Ich wusste nur mit absoluter Sicherheit, dass ich meinen Drachennamen nicht nennen durfte. Doch wie hieß ich als Mensch? Ich hoffte, das so schnell wie möglich in Erfahrung bringen zu können. Ich folgte dem Mann in den Palast hinein. Die Ausmaße der Anlage waren gigantisch. Überall standen lebensgroße Statuen von östlichen, gelben Drachen, welche das Maul geöffnet hatten. Flammen aus rot und gold züngelten aus diesen hervor. Die Dächer waren geschwungen; rot und golden. Überhaupt überwogen diese beiden Farben. Alle Wege waren gepflastert. Mich wunderte die Sauberkeit. "Unglaublich, nicht wahr?", meinte der Mann von vorhin zu mir. "Das alles hat Unser Herrscher erbauen lassen." Er lächelte stolz. "Wegen ihm haben wir seit Jahrhunderten Frieden." Ich sah ihn nur teilnahmslos an. "Jetzt kommen wir bald hin! Nur noch wenige Schritte." Er bog in eine schmale Gasse ab. "Wir sind da!" Wir betraten eine dunkle Kammer. Gegenüber des Eingangs gab es ein Fenster, durch das Licht ins Zimmer fiel. Ein etwas älterer Mann mit schwarzen Augenbrauen saß auf dem Boden. Er trug eine dunkelblaue, hohe Kopfbedeckung, sodass ich sein Haar nicht sehen konnte. Vor ihm lagen einige Schreibutensilien und ein Stück Pergament. Daneben stand eine kleine Öllampe, die jedoch nur ungenügend Licht spendete. "Meister Kuan'chon, dies ist meine letzte Dienerin, die ich habe. Ihr wolltet...?" Er stieß mich in die Rippen. "Verneige dich!", befahl er flüsternd. Ich faltete die Hände und verneigte mich so weit, dass mir mein Haar ins Gesicht fiel. "Schön, schön!", murmelte der Schreiber, als ich mich wieder aufgerichtet hatte. "Sie wird meiner Frau Dienerin ersetzen, die vor Kurzem bei der Geburt ihres ersten Kindes verstorben ist. Tragischer Fall. Erst vierzehn Jahr, das Kind..." Er seufzte lautlos. "Kann sie sprechen?", fragte er den Mann, der nun hinter mir stand und seine Hände auf die Schultern gelegt hatte. "Oh ja, wie ein Spatz." "Gut! Wie ist ihr Name?" "Se'era." Ich war froh, dass er nicht mich gefragt hatte. Jetzt wusste ich meinen menschlichen Namen. Ich war zutiefst erleichtert. So endete mein erster Tag unter den Menschen als eine von ihnen.
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ExUser1472
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« Antworten #2 am: 12.Februar.2009, 01:28:36 » |
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3. "Begegnung"
Ich wurde verkauft. Ich war mehr eine Sklavin als eine Dienerin. Und solche Arbeiten erledigte ich in den folgenden Jahren auch. Ich war für den Dreck zuständig. Ich fütterte die Pferde, brachte den Müll hinaus, putzte das Haus und half in der Küche. Meine Herrin hatte ein gutes Herz und liebte mich sehr. Sie unterrichtete mich in Geschichte und verschiedenen Sprachen. Sie war kinderlos, weshalb ihr Mann sie verstoßen hatte. Er hatte mittlerweile eine Geliebte. Doch da er Beamte, und noch dazu der Obersthofschreiber war, konnte er sich seines Ranges wegen nicht von seiner Frau trennen. So lebten sie nach wie vor im selben Haus, schliefen aber in getrennten Schlafzimmern. Ihr Schmerz tat mir weh. Immer, wenn ich meinen Herrn sah, ging ich ihm schnell aus dem Weg. Er mochte mein Verschwinden als Schüchternheit gedeutet haben. Lange Zeit nahm er scheinbar keine Notiz von mir. Eines Tages traf ich ihn allein in der Küche an. Es war zur Zeit der Abenddämmerung. Meine Herrin war außer Hauses um Besorgungen zu machen. Er ging auf mich zu, packte mich an den Handgelenken und hielt mich fest. Ich hatte schreckliche Angst und war wie erstarrt. Ich dachte verzweifelt nach, wie ich mich befreien könnte. Seine Absicht war offensichtlich. Er neigte sich gerade über mich. Ich spürte seinen warmen Atem an meinem Hals. Ich schauderte vor Ekel. Ich dachte an meinen Papa und plötzlich war sein Name in meinem Kopf, und ich schrie ihn hinaus. "CAYAAAAA!!!!" Mein Schrei wurde von einem mächtigen, ohrenbetäubenden Brüllen abgelöst. Mein Herr wurde von einer unsichtbaren Kraft von mir fortgerissen und mit solcher Wucht gegen die gegenüberliegende Wand geschleudert, dass er bewusstlos daran hinabglitt. Ich drehte mich um und stürzte aus der Küche auf die Gasse hinaus. Ich versteckte mich im Stall zwischen den Pferden. Als meine Herrin heimkehrte, fand sie ihren Gatten bewusstlos in der Küche. Als er wieder zu sich kam, redete er wirr. Ab jenem Tag ließ er mich in Ruhe. Er hatte Angst vor mir. Er versuchte nie wieder sich mir zu nähern. Die Herrin versuchte herauszufinden was passiert war. Da ich im Stall nicht bleiben konnte, ließ sie mich in ihrer Kammer schlafen. Ich brauchte lange, um mich von meinem Schock zu erholen. Obwohl sie nichts sagte, erkannte ich bald, dass sie ahnte, ja mehr noch, zu wissen schien, was ich erlebt hatte. An einem verregneten Nachmittag saßen wir beide in ihrer Kammer. "Hat er dir wehgetan?", fragte sie mich auf einmal. Ich zuckte zusammen, schüttelte dann aber den Kopf. Dann erzählte ich ihr was passiert war. Ihre Verwunderung wurde immer größer, während ich erzählte. Als ich geendet hatte, schwieg sie nachdenklich. "Weißt du denn wer Caya ist?", wollte sie wissen. Ich schüttelte den Kopf. "Ich habe nur an meinen Papa gedacht." "Dein Vater ist...!", sprach sie und hielt abrupt inne. Ich sah Verstehen in ihren Augen. "Er hat dir geholfen!", stellte sie fest. Sie lächelte. Es war lange her, dass ich sie so hatte lächeln sehen. "Dann müssen wir machen, dass du dich mit ihm triffst!" Ich konnte ich Lächeln nicht mehr mitansehen. Es sah so komisch aus. Ich musste lachen. Wir lachten beide. Als wir uns wieder beruhigt hatten, erzählte sie mir, dass ihre letzte Dienerin von ihrem Gemahl schwanger geworden war. Sie sagte, dass sie froh sei, dass mir nichts zugestoßen war. Sie hätte es nicht ertragen.
In den folgenden Tagen sie alles in die Wege, dass ich in den Pferdeställen des Herrschers arbeiten durfte, und zwar in der Nähe jenes Platzes, an dem er jeden Tag spazieren zu gehen pflegte. Nun hatte ich noch mehr Arbeit zu erledigen. Doch ich tat es gerne. Einige Tage später, als ich etwas Wasser für die Pferde vom Brunnen holen sollte, entdecktete ich unseren Herrscher. Er flanierte gerade über jenen großen Platz. Die Sonne schien auf das frische Grün der Parkanlage und es war ein herrlicher Tag. Der schwarze, östliche Drache war größer und stattlicher als ich gewesen war, aber ich erkannte eine eindeutige Ähnlichkeit mit mir selbst als Drachin von einst. Ich war von seiner majestätischen Erscheinung so ergriffen, dass ich untätig stehen blieb und ihn anstarrte. Er drehte den Kopf und sah mich mit seinen dunklen Augen direkt an. Sein Blick war voll Güte und Friedfertigkeit. "Mädchen! Komm näher!", rief er mir zu. Ich schaute mich um, um herauszufinden, ob vielleicht jemand in der Nähe war, den er hätte meinen können. Ich rechnete nicht damit, dass er tatsächlich mich meinte. Schließlich war ich nur eine Dienstmagd. Was wollte der Herrscher schon mit einer wie mir? Er schnaubte leise, schmunzelte und nickte mir zu. "Ja, dich meine ich! Komm her!" Ich zögerte und ging dann langsam auf ihn zu. Ich hielt den Eimer immer noch in den Händen. Er betrachtete mich. "Wie ist dein Name?", fragte er mich mit angenehm tiefer, sanfter Stimme. "Se'era." "Ich meine deinen richtigen Namen." Überrascht sah ich ihn an. "Kaya Ti", entgegnete ich leise. Er schien zufrieden. "Kaya Ti!", sprach er meinen wahren Namen feierlich aus. "Ich bin Caya. Willkommen Zuhause, Meine Tochter." Caya lächelte glücklich. "Stell das ab!", sagte er und deutete mit dem Kopf auf den Eimer. "Du brauchst es jetzt nicht mehr." Ich tat wie geheißen. Dann trat ich vor ihn. Sein Kopf war genauso groß wie ich an Körpergröße maß. Ich legte meine Hände auf seinen Kopf. Ich ließ ihn erst los, als einige seiner Diener kamen, als Caya sie ansprach. Ich dachte, sie würden mich von ihm wegführen, doch nichts dergleichen geschah. "Ihr da! Bringt ihr die schönsten Gewänder, die ihr habt. Dies ist meine Tochter: Hohe Herrin, Herrscherin dieses Landes, welches Ich ihr vermachen werde; Prinzessin Kaya Ti", sprach er zu den verdutzten Beamten, die ebenfalls herbeigekommen waren. Dann wandte Caya sich mir zu. "Geh mit ihnen! Dannn sehen wir uns wieder. Ich freue mich darüber, dass du gekommen bist!" Ich gehorchte und ging mit den Männer, die sich vor mir verbeugten und nicht wussten, wie ihnen geschah. An jenem Tag, so berichtete man sich, habe unser erlauchter Herrscher vor Freude und Glückseligkeit am großen Platz getanzt...
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« Letzte Änderung: 12.Februar.2009, 11:08:23 von Xitor »
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ExUser1472
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« Antworten #3 am: 12.Februar.2009, 11:46:38 » |
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4. "Prinzessin Kaya Ti"
Ich fühlte mich zum ersten Mal, seit ich ein Mensch war, nicht mehr unwohl. Während ich den Beamten und anderen Dienern folgte, wurde mein Gang immer sicherer. Ich fühlte mich mit mir selbst im Einklang. Es war seltsam. Aber je mehr ich an mein Schicksal dachte nur noch ein Mensch zu sein, desto mehr gefiel es mir. Da ich wusste, dass ich meine Herrin schrecklich vermissen würde, beschloss ich, sie so schnell wie möglich in meine Nähe zu holen. Und ich freute mich schon auf den Anblick meines ehemaligen Herren, wenn er mich von Angesicht zu Angesicht sehen würde... Dies alles ließ mich lächeln. Gerade eben betraten wir einen langgezogenen Hof mit rötlichgrauen Dächern. Wir blieben stehen. "Dies sind die Gemächer der Frauen!", erklärte mir einer der Beamten. Er wagte es nicht einmal auch nur einen Blick zum Eingang des Gebäudes zu werfen. "Seine Majestät wünscht, dass Ihre Hoheit sich dort aufzuhalten wollen." Seine verdrehte Sprechweise bereitete mir Kopfschmerzen. Früher war es einfacher gewesen. Gregoria hatte mich gedutzt... Ich seufzte innerlich. "Ich danke Euch...", begann ich, und wurde prompt von meinem Gegenüber unterbrochen, der sich fast bis zum Boden verneigte. "Nein, Ich...danke Euch, erlauchte Hoheit...", entgegnete er und trat, rückwärtsgehend, ohne den Blick vom Boden zu erheben, von mir weg. Die anderen verließen mich auf die gleiche Weise. Ich drehte mich um, und sah eine Gruppe Frauen unterschiedlichen Alters vom Eingang her auf mich zukommen.Sie trugen bodenlange, farbenprächtige Kleider, die aus unzähligen Schichten bestanden. Die Älteste von ihnen trat vor mich hin, und verneigte sich. Jedoch nicht so tief wie die anderen. "Willkommen, Tochter des Herrschers!", sprach sie lächelnd. "Sei uns wilkommen!" Sie brachte mich in jenen Teil des Palastes. Es folgte ein erholsames Bad. Mein Haar wurde mit erlesenen Essenzen gewaschen und danach zu einer kunstvollen Frisur gekämmt. Danach kam die leidvolle Tortur des Ankleidens. Sie dauerte über zwei Stunden. Als ich fertig angekleidet war, trug ich insgesamt über dreißig Stoffschichten übereinander. Mein Gewand war so schwer, dass ich mich kaum bewegen konnte. Damals sah ich mich zum ersten Mal im Spiegel. Ich war von meiner Gestalt so erstaunt, dass ich nicht glauben konnte, dass wirklich ich diese junge Frau war, die mir aus dem Spiegel entgegenblickte. Sie hatten mir Blumen ins Haar gesteckt und eine goldene Spange mit einem Kolibri aus einem einzigen Rubin hielt es zusammen. Der Rest des nachtschwarzen Haares fiel mir wie ein Wasserfall über den Rücken bis zu den Hüften hinab. Die oberste Stoffschicht meines Kleides bestand aus reiner Seide, in die kleine, Feuer speihende Drachen eingewebt waren. Bei jeder Bewegung veränderte sich die Farbe des Stoffes. Von rubinrot zu Gold und umgekehrt. Die restlichen Schichten waren weiß. Zusammengehalten wurde das Ganze mit einem breiten Band aus dickem Stoff. Meines war, wie der Rest des Kleides aus Seide und aus dengleichen Farben, während die anderen Frauen und Mädchen ein weißes Band trugen. Anstatt Schuhen zogen sie mir Sandalen an, die jedoch eine feste Sohle hatten und weiße Socken dazu. Ich wäre lieber Barfuß gegangen. Schon nach wenigen Minuten taten mir von diesen Schuhen die Füße weh. Als ich meinen Vater dann endlich traf, war die Sonne bereits untergegangen. Wir sprachen lange in der nahen Parkanlage miteinander, welche von Männern nicht betreten werden durfte. Er erklärte mir die Familiensituation und das Zeremoniell bei Hofe. Außerdem entsprach er meiner Bitte meine ehemalige Herrin in meinen Hofstaat aufnehmen zu dürfen. Damit endete erst einmal unser Treffen und wir gingen beide glücklich auseinander.
Man möge es kaum glauben, aber ich musste erst mühsam erlernen mich mit meinen neuen Kleidern zu bewegen. Die ersten Tage verbrachte ich damit in diesen auf und ab zu gehen. Ohne Schuhe allerdings. Sie wollten mir nicht alles auf einmal antun. Ich lernte schnell und konnte bald darauf am gemeinschaftlichen Leben teilnehmen. Es dauerte noch eine kleine Weile bis mich mein Vater dem Hofe vorstellte. An jenem Tag wurden die Frauen und Mädchen, bei denen ich bisher gelebt hatte, offiziell zu meinem Gefolge erklärt. Außerdem zog ich in einen anderen Teil des Palastes um. Der Umzug dauerte mehrere Tage. Was ich während dieser Zeit an kostbaren Schätzen zu sehen bekam, machte es mir nicht gerade leichter mich einzugewöhnen. Ich war mit Gold und Edelsteinen als Drachin groß geworden, doch hatte ich gelernt, dass andere Werte für mich wichtiger waren. Ich fragte mich, ob mich mein Vater prüfen wollte. Zweifelsohne tat er dies. Ich beschloss, mich von seinen Geschenken nicht beeindrucken zu lassen, ihm jedoch meine Dankbarkeit zu zeigen. Jedoch auf eine etwas andere Art...
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ExUser1472
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« Antworten #4 am: 12.Februar.2009, 12:12:47 » |
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5. "Das Gericht"
Es kam der Tag, da mein Vater den Herrn Obersthofschreiber und seine Gattin zu einer Audienz einlud, die im Thronsaal stattfand. Mein Auftritt war für später geplant. Es herrschte ein strenges, Jahrtausende altes Zeremoniell, das jede Handlung des Herrschers und seiner Untertanen in jeder nur erdenklichen Situation genau festlegte. Caya hielt sich daran. Er selbst hatte es erdacht. Caya thronte am anderen Ende des Saales auf einem Podest. Links neben ihm stand ein Thron aus purem Gold mit einer hohen Lehne. Der Boden war mit roten Teppichen ausgelegt. Viele Adelige waren anwesend. Es war ein bewölkter Tag. Der Obersthofschreiber kam in seinem besten Gewand herein. Er trug seine dunkelblaue, hohe Kopfbedeckung und sein mittelblaues Gewand. Seine Frau trug ein einfacheres Kleid aus cremeweißem Tuch mit einer weißen Unterschicht. Beide machten in drei Metern Entfernung vom Podest Halt, setzten sich auf die Fersen, und berührten mit der Stirn den Boden. Die unterwürfige Haltung eines Dieners, wenn er seinem Herrn begegnet. "Ich habe Eure Arbeit immer sehr geschätzt, Sui'Chan. Und Ich habe die Ehre gehabt Euch an Meiner Seite haben zu dürfen", sprach Caya mit tiefer Stimme langsam. Mir fiel auf, dass er immer, egal wen er vor sich hatte, höflich aber nicht falsch war. Das beeindruckte mich. Ich beschloss, sein Verhalten zu übernehmen. "Eure Majestät sind zu gütig!", entgegnete Sui'Chan, nachdem er sich aufgerichtet hatte und sich nun mit gefalteten Händen wieder verbeugte. Meine ehemalige Herrin starrte immer noch auf den Teppich vor sich. Sie wagte es nicht den Blick zu erheben. "Jedoch ist mir zu Ohren gekommen, dass Ihr Unzucht treibt und Schande über Mein Haus gebracht habt!", sagte der schwarze Drache nun streng. Sein Blick war eisern. Der Obersthofschreiber erbleichte. "Majestät!", stammelte er. "Ich..." "Schweig!", befahl Caya scharf. "Du hast Meine Tochter beleidigt und angefasst. Du hast Meine und Ihre Ehre beschmutzt! Beides wird mit dem Tod geahndet!" Leises Gemurmel wurde hörbar. Der Hof war schockiert. Meine arme Herrin begann zu weinen. Man hörte es nicht, aber ihre Schultern bebten leicht. Caya sah es. Er drehte den Kopf nach rechts und sah mich an. Der Obersthofmeister, der gleich hinter der Tür stand, die zu dem Gang führte, in dem ich mit meinen Damen wartete, gab mir einen Wink. Ich schluckte ein letztes Mal schwer und schritt dann langsam aus dem Gang hinaus auf den Podest. Caya wich zurück, sodass ich ohne auszuweichen meinen Platz erreichen konnte. Ich setzte mich. Meine Begleiterinnen blieben auf der anderen Seite, an der linken Wand stehen. Alle verneigten sich vor mir. Sui'Chan war leichenblass geworden. Er starrte mich verblüfft an. "Senke deinen Blick, Verurteilter!", befahl Caya. "Ich dulde keine Blutschande an Meinem Hof! Du hast deine eigene Tochter geschwängert und sie dem Tod überlassen!" Seine Frau richtete sich zum ersten Mal seit sie hier war auf. Sie sah ihren Mann entsetzt an. "Ja, Frau", sagte mein Vater traurig zu ihr. "Deine Tochter war kaum geboren, als man sie dir wegnahm. Sie sei gestorben, hieß es. Doch sie lebte. In eurem Haus. Viele Jahre. Bis zu dem Tag, an..." Er verstummte. "Ich habe nichts getan!", widersprach Sui'Chan. Er war schweißgebadet und fürchtete um sein Leben. "Dann sage mir, Schreiber!", befahl der schwarze Drache, und sprach ihm damit bereits seinen hohen Rang ab. "Warum du deine Frau verstoßen und dir eine Geliebte genommen hast! Denn es gibt Zeugen für diese Tat, die nur eine der vielen war, die noch folgten! Du magst glauben, dass Ich dich verschone, dafür, dass du mir lange treu gedient hast, aber du irrst dich!! Ich habe das Gesetz eingesetzt um Recht und Ordnung zu schaffen. Wie sollte ich gerecht sein, wenn Ich durchgehen ließe, dass meine eigenen Mitarbeiter ungerecht sind?! Sprich!" "Eure Majestät sind ebenso klug wie weise", entgegnete Sui'Chan kleinlaut und beugte sich bis zum Boden. "Jedoch habe Ich Mitleid mit dir. Denn Ich weiß, wie sehr du deine Frau geliebt hast. Deshalb werde Ich sie meiner Tochter geben, damit sie nicht so alleine ist in dieser Welt. Du kannst also unbesorgt dieses Leben verlassen, Schreiber." Meiner Ansicht nach sorgte sich dieser nicht um seine Frau sondern nur um sich selbst. Er fürchtete den Tod. Er wusste, welche Strafe es für seine Verbrechen gab. Ehrabschneidung, egal welchen Untertan dies betraf, galt als Beleidigung gegenüber dem Herrscher. Sui'Chan wusste nichts mehr zu erwidern. Er schwieg. Ich kannte die Gesetze. Meine frühere Herrin war mir eine gute Lehrerin gewesen. "Man bringe Ihr das Schwert!", befahl Caya. Da Sui'Chan kein Krieger war, und daher keine Waffe besitzen durfte, borgte mir einer der anwesenden Fürsten das seine. Ich nahm es entgegen. Es war schwer, aber ich gewöhnte mich schnell an das ungewohnte Gewicht. Als Opfer hatte ich das Recht und auch die Pflicht mich an meinem ehemaligen Herrn zu rächen. Ich zog das Schwert aus der kustvoll verzierten Scheide, und gab diese einem Diener, der sich verneigend zurückzog. Ich erhob mich und trat vor den immer noch am Boden kauernden Mann hin. Ich holte aus und stieß zu. Ein Geräusch erklang. Dann herrschte vollkommene Stille. Alle hatten den Atem angehalten. Ich trat zurück. In meinem Gesicht spiegelten sich alle meine Gefühle wieder. "Ich habe Erbarmen", sagte ich schließlich, als ich wieder sprechen konnte, denn mein Hals fühlte sich an, als hätte ich einen Knoten darin gehabt. "Mit den Unschuldigen." Ich legte seiner Frau tröstend eine Hand auf die Schulter und drehte mich um. Sui'Chan zitterte wie Espenlaub. Er begann leise zu weinen. Knapp vor ihm steckte das Schwert im Boden. "Geh mir aus den Augen!!", befahl ich. "Du wirst für den den Schaden des Bodens aufkommen!" "Aber das treibt mich in den Ruin!", entgegnete er entsetzt. Ich drehte mich so abrupt um, dass er zuammenzuckte. "Dafür behältst du dein Leben!" Der ehemalige Obersthofschreiber sagte nichts mehr. "Nachdem er seine Schulden beglichen hat, schickt ihn aufs Land! Er soll leben wie ein Bauer und erleben was es heißt ein Sklave zu sein." Der Hof gab seinen Beifall zu meiner Entscheidung mit Klatschen kund. Mein Vater nickte mir lächelnd zu. Er war mit mir zufrieden. Sui'Chan war ein gebrochener Mann. Sie schickten ihn ins Hinterland, wo er arbeitete und lebte bis er starb. Ich habe nie mehr etwas von ihm gehört. Seine Frau nahm ich in meine Begleitung auf. Sie bekam den Rang des niedrigsten Adelstandes, welcher bei Hofe zugelassen wurde, und war sehr glücklich mich wieder in ihrer Nähe zu haben, wenn nun auch in umgekehrter Weise. War doch nun Ich ihre Herrin. Da sie dies nicht störte, sahen wir einer glücklichen Zukunft entgegen. Ich war seit Langem zum ersten Mal wieder zuversichtlich.
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« Letzte Änderung: 12.Februar.2009, 12:59:31 von Xitor »
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ExUser1472
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« Antworten #5 am: 14.Februar.2009, 18:03:29 » |
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6. "Antwort aus der Ferne"
Der Tag hatte seine Herrschaft bereits der Nacht übergeben, als ich in meine Gemächer zurückkehrte. Einige der dünnen Wände waren beiseite geschoben worden, um Ausblick auf den großen, rechteckigen Innenhof zu gewähren. Feine, cremeweiße Vorhänge verhinderten, dass die kühle Nachtluft in den Raum dringen konnte. Meine Damen waren bereits alle versammelt. Als ich eintrat, machte mir Jona, meine ehemalige Herrin und mittlerweile beste Freundin, sofort Platz. Doch ich setzte mich nicht auf die Pölster, die überall zu Haufen am Boden lagen. Ohne zu grüßen ging ich in Richtung Terrasse. "Ist alles in Ordnung?", fragte mich Jona. "Ihr wirkt betrübt." Ich fühlte mich tatsächlich so. Seit Monaten quälte mich ein seelischer Schmerz, der in den letzten Wochen immer stärker geworden war. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte, und nickte nur unsicher. Als sie bemerkte, dass ich auf die Terasse gehen wollte, machte sie Anstalten sich zu erheben, um mir zu folgen. "Bleibt", befahl ich leise. "Lasst mich allein." Dann trat ich ins Freie und wandte mich nach Norden. Als ich außer Sichtweite meiner Begleiterinnen war, die immer noch am Boden saßen, blieb ich stehen und hielt den Atem an. "Die Herrin ist sehr traurig", hörte ich Jonas Stimme gedämpft. "Wirklich?", fragte Shi Mala, die Älteste, erstaunt. "Wie lange schon?" "Seit Monaten", antwortete Jona. "Ich mache mir Sorgen." "Ich werde mit ihr darüber sprechen", versprach die Fürstentochter. "Aber nicht jetzt. Lassen wir sie erst einmal in Ruhe." Nachdem ich dies vernommen hatte, drehte ich mich um und ging so leise wie möglich weg. Zuerst schritt ich nur langsam, den Blick auf die quergelegten, braunen Holzplanken gerichtet. Dann wurde ich immer schneller. Kurz darauf rannte ich. Es kümmerte mich nicht, dass mein Gewand nicht zum Laufen geeignet war. Der Schmerz in meiner Seele wurde immer unerträglicher. Ich rannte durch das Tor. Mittlerweile hatte sich der Himmel in ein dunkleres Blau gehüllt. Ich hielt erst an, als ich vor dem Eingang des Friedhofes stand, der sich innerhalb der Palastmauern befand. Die Farbe des Himmels war nun die Gleiche wie die meines seidenen Obergewandes. Die rot angestrichenen Holzbalken des Durchgangs, welcher den Eingang markierte, harmonierten mit dem dunkleren Rot meiner Sandalen. Dieser Farbton berinnerte mich an das Blut das ich verloren hatte, als ich Dracos und meinen gemeinsamen Sohn verlor... Ich erstarrte. Mein Haarknoten hatte sich aufgelöst, und Strähnen meines nachtschwarzen, glatten, langen Haares fielen mir ins Gesicht. Ich betrachtete meine Hände. Unschlüssig was ich tun sollte, stand ich am Eingang. Niemand kam. Ich war allein. Ich dachte an Draco, und es dauerte nicht lange bis die ersten Tränen über meine Wangen rannen. Vom Schmerz gepeinigt, rief ich ihn ganz laut in meinen Gedanken. Plötzlich drang eine Stimme zu mir. "Kaya!", rief diese meinen Namen, als ich glaubte, den Schmerz nicht länger ertragen zu können. Ich hielt inne. Ich kannte jenen Klang... Ich kannte diese Stimme! "Draco?", fragte ich leise und blickte langsam zum Firmament auf, an dem sich bereits die ersten Sterne zeigten. Als ich noch einmal in meinen Gedanken fragte, erhielt ich keine Antwort, doch je länger Stille herrschte, desto sicherer war ich mir, dass Draco mich gerufen hatte. Er hatte mir geantwortet! Ich war immer noch wie erstarrt. Aber mein Schmerz war von mir gewichen. Ich wusste nun, dass er an mich dachte und von mir wusste. Das beruhigte und tröstete mich sehr. Auf dem Rückweg begegnete ich meinem Vater. Er sah die Spuren meiner Tränen. Aber selbst wenn er sie nicht gesehen hätte...ich war mir sicher, er hätte gewusst was vorgefallen war. "Ich grüße dich, Meine Tochter", sprach er. "Wie geht es dir?" Ich erzählte ihm, was ich gerade erlebt hatte. "Nur Draco hat mich Kaya genannt!", fügte ich hinzu, nachdem ich geendet hatte. Caya lächelte. "Ich freue mich, dass du nicht mehr traurig bist. Du besitzt eine Macht, die stärker ist als der Tod. Sie wird dich führen und beschützen. Du hast Draco das Kostbarste geschenkt, das du besessen hast: deine Liebe. Merke dir meine Worte: selbst, wenn du alles verlieren solltest, wirst du reicher sein als der mächtigste Herrscher dieser Welt, denn du liebst. Diesen Schatz kann dir nicht genommen werden." Er wurde nachdenklich. "Nun geh", sagte er. "Die Nacht ist noch jung. Morgen musst du ausgeschlafen sein, um das Fest des "Jahrestages der goldenen Fische" mitfeiern zu können." Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann verabschiedete ich mich und ging zurück. Er sah mir noch lange nach. Ich spürte seinen Blick in meinem Rücken. Als ich mich umdrehte, war er bereits gegangen. Ich lächelte leicht.
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« Letzte Änderung: 14.Februar.2009, 23:14:57 von Xitor »
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ExUser1472
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« Antworten #6 am: 17.Februar.2009, 21:18:29 » |
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7. "Der Wächter des Tempels"
In jener Nacht fand ich keinen Schlaf. Ich musste immerzu an Draco denken. Schließlich stand ich noch vor den anderen auf, und genoss die absolute Stille im Hof. Ich spürte die Kälte nicht. Als ich nach Osten blickte und die Sonne aufgehen sah, wusste ich, dass es nicht mehr lange dauern würde. Bald würde ich Draco wiedersehen... Diese Erkenntnis erfüllte mich mit großer Freude, und ich war so glücklich, dass ich den ganzen Tag kaum ruhig bleiben konnte. Als ich in meine Gemächer zurückkehrte, standen meine Begleiterinnen gerade erst auf. Sie wunderten sich, dass ich bereits hellwach war, und noch dazu so guter Laune. "Vielleicht ist sie frisch verliebt!", mutmaßte eine der Jüngeren. Ich verbiss mir einen Kommentar nur, weil ich so glücklich war. Ansonsten hätte ich sie zurechtgewiesen. Die Stunden vergingen mit den verschiedenen Prozeduren des Ankleidens und Frisierens. Gefeiert wurden die "goldenen Fische", welche als Beschützer des nun zu Ende gegangenen Jahres galten. Die Feierlichkeiten begannen bei Sonnenuntergang und endeten erst weit nach Mitternacht. Zuerst zogen Caya und ich kurz vor Sonnenuntergang in einem langen Fackeleinzug in den großen Tempel, der gegenüber des Palastes am großen Berg thronte. Mit seinen weitausladenden, geschwungenen, rot und goldenen Dächern, war er noch prachtvoller als der Palast selbst. Mich wunderte dies. Caya beobachtete meine Reaktionen schweigend. "Dies ist der Tempel des vergangenen Drachens", erklärte er mir schließlich, als wir die lange Treppe, die aus tausenden, grauen Steinstufen bestand, hinaufstiegen. Vor und hinter uns gingen jeweils zwei Männer nebeneinander. Von der Treppe aus hatte man einen weiten Blick bis an den Horizont. Da Winter war, lag die Landschaft triest und grau hinter uns. Dennoch war sie wunderschön anzusehen. "Du wirst eines Tages hierher zurückkehren", kündigte er mir an. Ich verstand nicht was er damit sagen wollte, und nickte nur nachdenklich. Oben angekommen, bildeten die Männer, die alle graue, schlichte Bauernkleidung trugen, aber in Wirklichkeit zur Ehrenwache Cayas gehörten, einen großen Kreis um Caya und mich. Plötzlich waren die Laubbäume wieder grün. Verwirrt sah ich mich um. "Komm!", sprach mein Vater. "Gehen wir hinein! Wir sind am Ziel." Zögernd kehrte ich an seine Seite zurück. Die Ehrenwache hockte sich auf den Boden. "Hua!", riefen sie gleichzeitig, als wir Seite an Seite den Tempel betraten. "Das bedeutet >Ehre<", sagte Caya zu mir. "In der alten Sprache des Drachen, der hier lebt." Wir durchquerten einen überdachten Säulengang, der an der rechten Seite geschlossen war. Dann betraten wir einen rechteckigen Hof. Ich fühlte mich benommen. Wenn ich umherschaute, verzögerte sich alles immer, sodass alles verwischt aussah. Ich schloss die Augen mehrmals, doch es wurde nicht besser. Ich wankte. Etwas kam auf mich zu, das ich nicht sehen konnte. Es war eine unsichtbare Macht. Ich hörte eine Stimme, konnte aber nicht verstehen, was sie sagte. Sie kam von Caya, der links von mir stand. Er sah plötzlich viel jünger aus. Die hellgrauen Steine unter meinen Füßen begannen zu schwanken...? Ich stürzte auf die Knie und stützte mich mit den Händen am Boden ab. Ich spürte Unebenheiten am Boden. Ich konnte immer noch nicht besser sehen. < Lass es geschehen >, hörte ich auf einmal eine ruhige, sanfte Stimme in mir. Ich fühlte mich überwältigt. Ich bekam furchtbare Kopfschmerzen und glaubte sterben zu müssen. Dann gab ich meinen Widerstand auf. Finsternis breitete sich vor meinen Augen aus. Ich verlor das Bewusstsein.
Als ich wieder zu mir kam, schien alles in Ordnung zu sein. Meine Sicht war so scharf wie zuvor. Doch etwas hatte sich in mir verändert. Ich konnte es fühlen. Etwas Unbekanntes war jetzt mein Eigen... "Du kannst dich erheben!", hörte ich Caya zu mir sagen. "Siehst du worauf du kniest?" Ich betrachtete das Muster am Boden. Es waren Ausbuchtungen im Boden, die ein Tier darstellten. Verblüfft riss ich die Augen auf. "Ein Drache?!" "Ja", bestätigte mein Vater. "Das ist der Goldene Drache. Der Wächter dieses Tempels und deiner Selbst. Er hat dich angenommen. Du stehst unter seinem Schutz. Hier haben die Bäume ihre Blätter, weil seine Macht dies bewirkt. Die Zeiten haben auf ihn keinen Einfluss. Er lebt und wird noch lange leben. Doch wird mit ihm auch das Reich vergehen. Dann, wenn deine Seele stirbt." Ich schaute ihn verwirrt an. "Ich dachte, die Seele ist ewig?" Ich meinte, sie existiert ewig. Ich war so durcheinander, dass ich mich nicht mehr richtig ausdrücken konnte. "Du hast eine Drachenseele", entgegnete er. "Sie wird sterben wenn du stirbst. Sie wird vergehen, wie alle Drachen vergehen. Diese Zeit ist fast zu Ende. Die Drachen werden nicht mehr lange auf der Erde herrschen. Wenn du stirbst, ist die Zeit vorrüber. Mit deinem Tod wird auch dieses Reich vergehen. So ist es geschrieben worden. So wird es sich erfüllen!" Er sprach sehr ernst. Ich fröstelte und dachte an Draco. Caya schien meine Gedanken zu kennen. "Du wirst ihn wiedersehen! Sei getrost." Ich wagte nichts mehr zu fragen. Seine Worte hatten mich erschreckt. Ich spürte, dass er mich trösten wollte, aber ich wusste nicht, wieso meine Drachenseele... Ich seufzte innerlich schwer und beschloss vorerst keinen weiteren Gedanken daran mehr zu verschwenden. Lust auf das Fest hatte ich nun keine mehr. Mir war zum Weinen zumute. Ich wollte mich nur noch verkriechen. Da es bewölkt war, hatte ich den Sonnennuntergang nicht mitsehen können. Betrübt kehrte ich an Cayas Seite mit der Ehrenwache nach Einbruch der Nacht in den Palast zurück.
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Selyroth
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« Antworten #7 am: 22.Februar.2009, 13:52:25 » |
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ich kann nicht so mit worten umgehen. ^^" Die geschichte liest sich bisher ganz schön. Mal was anderes. Da wird der Spieß mal grad umgedreht. ^^ *fragt sich ob noch was kommt*
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ExUser1472
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« Antworten #8 am: 25.Februar.2009, 19:47:14 » |
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Kein Problem.^^ Danke, für den Kommentar. Tut mir leid, ich versuche schon seit Tagen das 8.Kap zu schreiben, aber es gelingt mir einfach nicht. Ich komme über einen bestimmten Punkt einfach nicht drüber. Es ist zum aus der Haut fahren. Ich werde das irgendwie anders schreiben müssen. -_-
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