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Autor Thema: Dachziegel und Flugstunden  (Gelesen 4532 mal)
Kaze
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« am: 24.Oktober.2006, 14:38:53 »

So Leutz, da ich grad an einer längeren Story krittel und mich irgendetwas wieder hierhergezogen hat, belaste ich euch mal mit mehr Lesestoff ;þ!
Hope, u like it!
greetz,
Kaze
__________________________..................................


~ Prolog ~

"Du Idiot!!!"... so lernte ich ihn kennen. Er war seltsam, anders als die Anderen. Eben einer dieser typisch "anderen" Kerle. Er trug keine Markenklamotten, sah auch nicht besonders gepflegt aus, im Gegenteil. Seine Kleidung war locker, flatterte wild im Herbstwind, welcher auch seinen Anhänger, den er behutsam mit einem schwarzen Lederband um seinen Hals trug, mitzog. Seine Hosen waren schlabbrig und waren in Erdtönen gehalten. Doch sein größtes Markenzeichen war wohl seine Fliegerbrille. Manche werden sich fragen, welcher Spinner im neuen Jahrtausend noch mit Googles durch die Gegend rennt. Nun - er. Erwähnte ich schon, dass er seltsam war?...

Das Aufkreischen einer Krähe riss mich so aprupt aus meinen Gedanken, dass ich beinahe diese 10 Meter in die Tiefe gestürzt wäre. Ich betrachtete andächtig dieses friedliche Panorama, starrte der Krähe nach, deren Gefieder sich im Schein der untergehenden Sonne leicht orange färbte, überblickte ein weiteres Mal in meinem bescheidenen Leben diese schattenwerfenden Gebäude in unserem Bezirk. Ja, hier konnte ich meinen Gedanken freien Lauf lassen, hier hatte ich Ruhe. Diese Stadt ist viel zu hektisch. Viel zu viel Trubel, die Leute sind genervt und unfreundlich, niemand hat Zeit, jeder ist im Stress. Nur hier oben scheint er nicht zu existieren. Auf dem Dach dieses unscheinbaren Hauses in einem seltsamen Viertel wie jenem hier...

Woran hatte ich zuvor gedacht? Ahja, stimmt ja. Dieser Junge... der Seltsame. Ob er einen Namen hat? Hat mich weniger interessiert. Ich lernte ihn erst gestern kennen. Auf eine seltsame Art und Weise, sehr passend zu ihm selbst. Ich kann mich noch an alles sehr genau daran erinnern...

~*'#:::Flashback:::#'*~

Ich trat meinen fast nun schon alltäglichen Weg durch die Nordenogasse an. Die Kopfhörer in die Ohren gesteckt und durch dröhnende Musik abgelehnt, hätte ich nichteinmal eine trampelnde Elefantenherde bemerkt, nicht auf einen Meter Entfernung. Nun, man merkt, dass ich eine ziemliche Träumerin bin, oder? Die Herbstblätter wehten mir um die Beine, der Wind war einfach wundervoll und meine Gedanken schweiften immer weiter weg zu Gerümpel, zerfallenen Treppen und sonnendurchfluteten Zimmern...
Somit realisierte ich im ersten Augenblick nichteinmal, wie mir jemand ganz plötzlich einen heftigen Stoß verpasste, sodass ich stolpernd nach vorne taumelte und mit einem Aufschrei ziemlich unsanft am Boden landete.
Ich drehte mich um, holte Luft und schrie lauthals: "DU IDIOT!!!", doch mein Brüllen wurde von einem lauten, dröhnenden Motorengeräusch übertönt.
In diesem Moment sah ich nur schwarz. Nein, ich wurde nicht von dem Fahrzeug getroffen und auch das Auto war nicht der Hersprung dieser Farbe, denn als ich zurückblickte, um mir die Kennnummer dieses Geisterlenkers zu merken, war dieser bereits um die nächste Ecke gebogen, sodass ich nur sehr kurz das Aufblitzen von blauem Metall vernehmen konnte. Aber woher dann...?
Ich blieb immernoch benommen liegen, schließlich war ich soeben knapp mit dem Leben davongekommen. Erst nach einigen Sekunden hob ich meinen Kopf und blickte in zwei Augen, deren Farbe ich zwar nicht genau definieren konnte, da der Ton zwischen einem Smaragdgrün und einem Ultramarin ständig zu wechseln schien, in denen ich jedoch auf der Stelle versank. Wahrscheinlich musste ich ihn ziemlich lange und ziemlich bescheuert angeblickt haben, denn der vermeitliche "Idiot" hob eine Augenbraue, wodurch sich eine sanfte Stirnfalte auf seinem Gesicht abzeichnete, und reichte mir mit den Worten "Ist alles okay mit dir?" seine Hand. Seine Stimme klang so seltsam... vertraut und doch fremd. Freundlich warm wie ein Kaminfeuer in einer Skihütte, aber auch kalt und reserviert wie ein Blizzard in der Antarktis. Obendrein blieb mein Blick an seiner rot-schwarzen Fliegerbrille hängen. Welcher halbwegs normale Mensch trägt heutzutage noch eine Fliegerbrille?!
Ich schüttelte den Kopf, eigentlich nur eine Geste, um meine Gedanken abzuwerfen und langte nach der mir entgegengestreckten Hand. Als ich wieder auf den Beinen war, musterte mich der Junge mit dem rabenschwarzen, zerzausten Haar von oben bis unten genau und blickte mich ein weiteres Mal fragend ein.
"N-nein, nein, alles okay bei mir!" Erleichtertes Seufzen.
"Sag mal, dankst du allen deinen Rettern mit diesem herzerweichenden Titel?" Ein sarkastisches Schmunzeln machte sich auf seinen Zügen bemerkbar.
"Oh... sorry... I-ich... ich dachte, du..."
"Schon okay, ist eine nicht sehr bewohnte und unseriöse Gegend hier... Kann mir denken, dass du nicht sonderlich entgegenkommend reagierst , wenn dich plötzlich rücklings jemand so überfällt. Du solltest vorsichtiger sein."
Mit diesen Worten nahm er seine rechte Hand aus seiner Hosentasche und beugte sich zu mir nach vorne. Ich konnte seinen heißen Atem richtig auf meiner Wange spüren.
"Wa...-!"
Kaum, dass ich etwas sagen oder gar klar denken konnte, zog er mir mit sanfter Gewalt den Ohrstöpsel, welcher bei dem Zwischenfall noch in meinem Ohr geblieben war, heraus. Kaum, dass er sich wieder aufgerichtet hatte, umspielte wieder dieses schelmische Lächeln seine Lippen und in seinen Augen glänzte der Schalk.
"Na na, nicht gleich rot werden, Kleines."
Okay, das war zu viel. Nun bekam ich wirklich Angst vor dem Kerl. Lebensretter hin oder her, der Junge kam mir doch einen Deut zu nahe.
Schon hatte er einen roten Abdruck meiner Hand auf seiner linken Wange leuchten. Mit schreckgeweiteten Augen lief ich fort, ohne mich noch einmal umzudrehen. Doch schon nach wenigen Metern beruhigte ich mich wieder, redete mir ein, dass ich aus Angst überreagiert hatte und wollte mich umdrehen und mich bei ihm bedanken. Hatte ich noch garnicht getan. Vielleicht wollte er wirklich nichts Böses? Ich hatte mich blöd benommen.
Doch kaum hatte ich mich umgedreht und setzte an, etwas herauszustottern, welches sich halbwegs als Entschuldigung übersetzen lassen könnte, war er bereits fort.
Wie als würde der frische Herbstwind nicht bloß die welken Blätter, sondern auch seine Gedanken zu mir tragen, hörte ich ein leises Wispern, welches ich mehr spürte, denn hörte.
"... Sorry..."
_____________________..................................
To be continued~! <3
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arakis
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« Antworten #1 am: 11.November.2006, 16:29:11 »

Ist schön geschrieben. Klingt nach ner mystischen Love-Story Wink
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Astirith
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« Antworten #2 am: 19.November.2006, 17:58:07 »

Stimmt^^ muss ich arakis zustimmen
gefällt mir Smiley
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Kaze
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« Antworten #3 am: 18.April.2007, 16:12:43 »

Alle Jahre wieder meldet sich das Kaze-Etwas mal hier und postet ihren Schwachsinn... so auch jetzt Grin...

Chapter II: Meine erste Flugstunde


Was sich seither ereignet hat? Nun, ich saß nach dieser absurden Begegnung gedankenverloren an diesem besonderen Ort, ließ mich von Krähen aufscheuchen und fast 10 Meter in die Tiefe stürzen und dachte über diesen Kerl nach. Nicht gerade der Durchschnittsmensch, was? Warum hat ER sich eigentlich entschuldigt? Ich hätte das eher tun sollen. Aber... er war doch garnicht mehr da? Vielleicht war auch alles nur Einbildung und ich drehte total durch. Der frische Herbstwind hat meinen Kopf wahrscheinlich schon völlig kirre gemacht und das sonderbare Treffen mit meinem namenlosen Lebensretter tat sein übriges. Eine Böe nach der anderen traf meinen Rücken, weshalb ich zu dem Entschluss kam, dass es ratsamer wäre, sich nicht mehr weiterhin füßchenbaumelnd über dem Dächerrand aufzuhalten. Mit Schwung holte ich aus, um mich elegant nach hinten zum sicheren Boden abzustoßen. So war es zumindest gedacht.
Meine Hand rutschte auf dem kalten, abgewetzten Ziegel ab, meine Hand knackste auffällig, ich verlor vollständig meinen Halt und stürzte in die Tiefe. Ich reagierte im letzten Moment und mehr aus Selbsterhaltungstrieb, denn bewusst. Denn in diesem Augenblick sorgte der Schock dafür, dass ich die ersten 5 Sekunden an der Kante dieses alten, zerfallenen Gebäudes baumelte und nicht den Grips hatte, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, mich wieder hochzuhieven und vielleicht nicht gleich abzudanken. Als ich endlich verstand, was eigentlich passiert war, wäre ich an diesem Nachmittag bereits zum 2. Mal beinahe gestorben. Irgendwie mochte ich diesen Tag nicht. Ich schwang meinen anderen Arm über die Schulter und startete den Versuch, dadurch mehr Grifffläche zu bekommen und dadurch mehr Kraft, mein Leben zu retten. Doch das war leichter gesagt als getan. Mein rechter Arm gab ein (im wahrsten Sinne des Wortes) markerschütterndes Geräusch von sich und somit endete mein Wille, sprich: Der Arm war gelähmt und somit bewegungsunfähig. Immer größere Panik stieg in mir hoch und ich ging in Gedanken sogar kurzzeitig mein Testament durch. Ich hatte allerdings nichteinmal eines hinterlassen und hatte noch zu viel vor. Ich wollte noch nicht krepieren! Aber grad heute schien der Tod mir auf den Fersen zu kleben.
"Okay... bleib ganz ruhig... du baumelst grad mit nur deinem linken Arm über einem 10 Meter tiefen Abgrund... hey... du packst das... dammit..."
Okay, sich selbst Mut einzureden, schien nicht viel zu wirken. Langsam kroch ziehender Schmerz meine linke Schulter hoch. Ich hatte nichtmehr viel Zeit. Kurz überlegte ich, durch das darunterliegende Fenster in den nächstliegenden Raum zu springen und sah kurz runter. Sofort bereute ich es. Mal abgesehen davon, dass unter meinen Füßen eine Straße lag, die eindeutig viel zu weit entfernt war, war das nächste Fenster viel zu weit entfernt und auch noch auf der linken Seite. Obendrein war das Fenster eine Doppelglasscheibe mit einer Metallvergitterung, die zwar nicht sehr viel Widerstand geben würde, jedoch schon längst zerbrochen war und ich mir nicht ausmalen wollte, wie ich mich selbst aufspießen würde, wenn der äußerst unwahrscheinliche Fall aufträte, dass ich es je erreichen würde.
Meine Schulter fing langsam an, taub zu werden. Höchste Eisenbahn, irgendwas zu unternehmen. Doch schon beim Gedanken daran, mehr Gewicht auf meinen linken Arm zu stemmen und somit den Schmerz zu vergrößen, sowie zugleich den noch sicheren Halt gewaltig zu verringern, wurde die Angst fast unerträglich. Langsam löste sich einer meiner Finger und der Schmerz steigerte sich stetig ins Unerträgliche. Lange würde ich es nichtmehr durchhalten. Verzweifelt schrie ich um Hilfe, doch wer würde mich in einer verlassenen Ortschaft in 10 Metern Höhe sehen, geschweigedenn hören? Doch was hatte ich für eine Wahl? In Gedanken ging ich wie traumatisiert meine schönsten Momente im Leben durch, besinnte mich all meiner Freunde und meiner Familie. Oder das, was davon geblieben war, nach dem...
Ich rutschte ab. Es kam plötzlich, ohne, dass ich vorher ein Ziehen vernommen hatte oder mein Körper mir nur irgendeine Vorwarnung gegeben hatte. Ich hatte nicht einmal Zeit, richtig mit meinem Leben abzurechnen. Nein, das war nicht mein Ende! Ich wollte nicht so sterben, nicht hier, nicht jetzt, nicht so. Das letzte, was ich sah, bevor der Schock meine Sinne entgültig abschaltete, war eine einsame, schwarze Feder...
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Karasu
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« Antworten #4 am: 06.Mai.2007, 00:00:31 »

Klingt gut~
Ich bin gespannt wie es weiter geht
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Tuuli
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« Antworten #5 am: 06.Mai.2007, 21:30:17 »

Ich finde das einfach nur genial. bin richtig gespannt wie es weitergeht!
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...wenn einem nämlich etwas wirklich Wichtiges passiert ist, sorgt das Schicksal in der Regel dafür, dass es zu einem zurückkehrt und man eine zweite Chance erhält.
Kaze
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« Antworten #6 am: 24.Mai.2007, 22:43:53 »

Miep miep mauuu miep~ *post* *abhau*



Chapter III: Bewusstlos


Vorsichtig blinzelte ich. Alles verschwamm vor meinem Auge. Ich drehte meinen Kopf vorsichtig nach rechts. Die Strahlen der aufgehenden Sonne, welche sich in dem riesigen, runden Fenster am Ende des Raumes brachen, schienen mich geweckt zu haben. In meinen Ohren rauschte es unaufhörlich und nur zögernd wagte ich es, mich aufzusetzen. Sofort packte mich ein Schwindelgefühl und zwang mich, mein Vorhaben abzubrechen. Wo war ich hier gelandet? Ich kannte diesen Raum nicht, ich war nicht zuhause. Was war überhaupt passiert? Saß ich nicht eben noch auf meinem Dach und die Sonne... ging eigentlich unter? Nein, unmöglich. Wieder warf ich einen Blick hinaus. Nein, die Sonne ging eindeutig wieder auf. Wo war ich die ganze Nacht über gewesen? Mein Atem stockte und ein furchtbarer Gedanke keimte in mir auf. Ich war entführt worden. Entführt und vergewaltigt! Panik stieg in mir auf, ich streifte meine Decke ab und...
entdeckte einen bandagierten, rechten Arm. Meinen bandagierten, rechten Arm. Ganz langsam bewegte ich mein Handgelenk. Nichts. Keinerlei Schmerzen... Ich verstand nichts mehr. Aber meine Augen hatten sich wieder an das Licht gewöhnt und blinzelnd und staunend sah ich mich in dem kleinen, mit allem möglichen Krempel vollgestopften Raum um. Umso mehr ich sah, umso seltsamer und unmöglicher kam mir diese ganze Situation vor. Zwei alte Gitarren lehnten an der bröckeligen Wand, eine akustische aus hellem Fichtenholz, sowie eine elektronische, ganz in schwarz gehalten und direkt daneben stand der Verstärker. Weiters entdeckte ich verschiedenste antike Gegenstände wie Edelsteine, Ketten und Urnen, alle möglichen Vasen, ein Silberbesteck, ein altes, verrostetes Bügeleisen, einen Berg voller Kleidung, Brillen und Hüte in allen Formen und Farben, eine ganze Waffensammlung bestehend aus Revolvern, Schwertern, Messern und noch vieles mehr. Es war fast wie auf einem Flohmarkt oder einer grob sortierten Müllhalde. Mitten im Zimmer stand ein Tisch der doch glatt nach Ebenholz aussah und zwei Stühle in selbiger Farbe. Nein, das war ganz eindeutig nicht mein Zimmer. Der zweite Versuch, mich aufzurichten, gelang mir  endlich. Ich lag in einem Gestell mit zerfetzter Matratze, welches dem Inhaber scheinbar als Bett diente und deren Flecken und Risse mit einer nicht viel sauberen, schwarzgraugestreiften Wolldecke überlappt wurde. Wäre nicht dieser angenehme Geruch gewesen, der mir auf seltsame Art und Weise bekannt vorkam und wären da nicht die höllischen Kopfschmerzen und das Schwindelgefühl, ich hätte mich aufs Äußerste geekelt und wäre sofort aus dem Bett herausgesprungen. Zumindest war an Vergewaltigung nichtmehr zu denken. Welcher Psychopat verbindet mir denn schon den Arm? Wobei, Schmerzen hatte ich ja keine mehr. Noch ehe meine Gedanken zu perversen Fetischen geisteskranker Leute abschweifen konnten, ging mit einem leisen Knarren die Zimmertür auf und ich legte mich sofort wieder hin und tat so, als würde ich schlafen. Ich konnte das Zittern meines Körpers leider nicht unterbinden, so sehr ich mich auch zusammenriss, doch immerhin gelang es mir, durch einen kleinen Schlitz meiner Augen einen dunklen, schlanken Schemen auszumachen, der sich langsam dem Bett näherte.
Ich spürte, wie sich jemand zu mir ans Bett setzte und mir ein kaltes Tuch auf die Stirn legte. Ich zuckte unwillkürlich zusammen. Gleich darauf wurde langsam die Decke von meinem Körper abgestreift...
Ich kreischte panisch auf, versetzte der Person am Bett einen Tritt mit beiden Füßen, stieß mich ab und purzelte auf den Boden der gegenüberliegenden Seite des Bettes. Der Unbekannte gab einen Laut von sich, der halb überrascht und halb schmerzhaft klang, allerdings landete dieser scheinbar viel geschickter als ich, denn es war nur das Geräusch zweier aufkommender Schuhsohlen zu hören. Kein Gepolter, nichts. Ich hielt den Atem an. Alles, was ich in diesem kurzen Augenblick wahrgenommen habe, waren ein schwarzer, verwuschelter Haarschopf und eine schlanke Gestalt in einem dunklen T-Shirt.
“Ja, genau. Recht so. Tritt den Idioten noch, der dir zum zweiten Mal dein Leben gerettet hat.”
Moment. Diese Stimme... ich kannte sie! Als ich zögerlich meinen Kopf unterm Bett hervorhob, bestätigte sich meine Vermutung. Das war er! Der Idiot, der mir auf der Straße kürzlich den Hals gerettet hatte!
“Du...?” Ich konnte es nicht fassen.
“Ich. Exakt.” Ich blickte in ein paar grün-blauer Augen, die mich mit freundlichem Spott anlächelten. Und wieder dieses Grinsen in seinem Gesicht, dieses unverwechselbare Grinsen!
Er löste seine verschränkten Arme und hielt mir seine Rechte hin, damit ich aufstehen konnte.
“Danke, aufstehen kann ich selbst.”
“Ich sehe schon, du hast dich... ziemlich gut erholt.”
“Erholt?” Ein kurzer, fragender Blick seinerseits, dann ein zustimmendes Nicken.
“Wovon soll ich mich erholt haben?”
Zum ersten Mal sah ich Trauer auf seinen Zügen. Er senkte seinen Blick, ehe er weitersprach.
“Du... bist gestürzt. Weißt du noch?”
Kaum verklangen seine Worte, kamen wieder alle Erinnerungen. Das Dach, der Sturz, mein rechter Arm. Oder zumindest fast alle Erinnerungen...
“Was... was ist passiert? Ich bin gestürzt und mein Arm... mein Arm war doch gebrochen oder so. Er ist wieder heil! Wie hast du mich überhaupt gerettet?”
Ein Blick traf mich, der eindeutig sagte “Du stellst zu viele Fragen”, jedoch antwortete er nur:
“Du hast lange gebraucht, um dich zu erholen.”
“Lange? Ich war doch nur eine Na-...”
Er deutete mit einer Kopfbewegung auf meinen Körper und als ich an mir herabblickte, stockte mir der Atem.
“DU HAST MICH UMGEKLEIDET, DU PERVERSES SCHWEIN?!”
Ich nahm das Erstbeste, was neben mir stand, was sich als Vase herausstellte und warf sie mit aller Kraft nach ihm. Ich gebe zu, leicht übertrieben, aber mir kamen in dem Moment die Gedanken wieder, die ich beendet hatte, als die Tür aufgegangen war...
Er riss die Augen auf, fing die Vase aber gekonnt ab, stellte sie auf den Boden und gestikulierte beschwichtigend mit der anderen.
“Bleib mal ruhig, okay? Ich konnte dich schwerlich eine Woche in denselben Klamotten lassen.”
“E-eine... eine Woche...?”
Ich sah ihn verständnislos an und blickte dann wieder an mir herab. Ich zupfte leicht an dem dunkelblaugrauen, halbärmligen Kaputzenpullover, während sich meine Gedanken überschlugen.
Eine Woche... eine ganze Woche hatte ich geschlafen. Oder was auch immer getan. Das alles ergab keinen Sinn. Ich sollte doch tot sein!
“A-aber... was... was ist passiert? Wieso habe ich eine ganze Woche durchgeschlafen?! Wie hast du mich überhaupt retten können? Ich sollte tot sein!”
“Sag das nicht...” Er warf mir einen bitterbösen Blick zu und ich verkniff mir im letzten Moment die nächste Fragewelle.
“Du hast eine Woche lang im Fieber und Trancezustand dagelegen. Tut mir leid, die Sachen sind dir etwas zu groß...” Ein leichter Rotschimmer, den er eindeutig zu verbergen versuchte, zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, allerdings, so stellte ich beruhigt fest, auch ein leichtes Lächeln. Wenigstens sah er mich nicht mehr so wütend an wie zuvor. Sowas konnte einem ziemlich Angst machen...
“Ich geh jetzt was zu essen auftreiben. Und bitte wirf nicht mit meinen Sachen durch die Gegend. Am besten... du legst dich einfach hin und ruhst dich noch etwas aus. Abhauen würde ich auch nicht. Du würdest nicht weit kommen...”
Mit diesen Worten ließ er mich wieder allein. Er sperrte nichteinmal die Tür ab.
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Karasu
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« Antworten #7 am: 27.Mai.2007, 22:34:18 »

ich hasse Cliffhanger ;_;
aber die story is wiiiirklich interessant ^^
weiterschreibeeeen~
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« Antworten #8 am: 13.Juni.2007, 12:43:53 »

Thx, Sharith ^__^ bin froh, dass es wer liest und sogar interessant findet XD *jubel* Deswegen gibts auch hier die Fortsetzung... ab dem Chapter wird das ganze ziemlich Fantasy-like... hab das Chapter lang nimmer gelesen, ich glaub, ich hab den Übergang des Genres ordentlich versaut XD Nya, pls trotzdem weiterlesen, ich glaube, später wirds besser Wink...

Chapter IV: Marmorkuchen und Dämonen

Dieser Mensch verwirrte mich seit der ersten Sekunde, in der ich ihn gesehen hatte und es ließ nicht nach. Aus unerfindlichen Gründen sträubte sich alles in mir, die Tür zu öffnen. Nicht, dass ich brennend darauf bestand, den Rest meines Lebens in diesen 4 Wänden zu verbringen, nein, das sicherlich nicht. Aber ich hatte aus unerfindlichen Gründen Angst, diese verdammte Klinke hinunterzudrücken und einfach wieder das Weite zu suchen. Ich tat wie mir geheißen: Ich legte mich schlicht und ergreifend wieder hin. Weniger deswegen, weil ich das tat, was er mir sagte, sondern weil sich meine Kopfschmerzen nun wieder meldeten. Ich wagte es nichteinmal, seine Regale nach einem Aspirin zu durchforsten. So bizarr und frech dieser Möchtegern-Held auch zu mir gewesen war, irgendwie begann ich, Respekt ihm gegenüber aufzubauen. Und das tat ich wirklich selten.
Ich kuschelte mich tiefer in die Decke, als ein Luftzug durchs Zimmer blies. Mich fröstelte es, obwohl es in dem Raum fast schon leicht muffelig war. Moment mal... Fenster? Daran hatte ich garnicht gedacht. Ein Blick auf die Straße würde sicherlich Aufschlüsse darüber geben, wohin es mich verschleppt hatte – oder wohin ich verschleppt wurde.
Mühsam stemmte ich mich auf, versuchte möglichst, die undefinierbaren, unappetitlichen Flecken auf der Baumwolldecke zu umgehen und schwang mich aus dem notdürftigen Schlaflager. Kaum näherte ich mich dem großen, runden Fenster, schlug mir mitsamt der Brise ein Duft von altem Metall und Kohle entgegen. Draußen war alles still. Nichts regte sich auf dem alten, verlassenen Güterbahnhof, er schien seit Jahrzehnten verlassen und außer Betrieb zu sein. Soviel ich von meiner Position aus sehen konnte, waren rundherum nur Schrottplätze, Schienen und alte, verrostete und demolierte Frachtzüge, weit und breit keine Straße und keinerlei Zivilisation. Ich kannte diesen Stadtteil nicht, und dennoch kam in mir das Gefühl von Vertrautheit hoch. Ich versuchte mich zu erinnern, ob ich diesen Ort nicht doch schon einmal besucht hätte, ging meine Erinnerungen durch und stieß dennoch auf nichts. Kaum hatte ich eine scheinbar bekannte Hausmauer entdeckt und einen Faden gefunden, entwischte er mir wie ein Stück Butter aus feuchten Händen. Ich schüttelte den Kopf. Es hatte sowieso keinen Sinn, ich musste ja doch auf ihn warten. Wo wollte er hier, in dieser Einöde, irgendetwas Essbares auftreiben? Ich verdrängte mit Mühe den abstoßenden Gedanken an gebratene Tauben und flambierte Froschschenkel und machte Anstalten, mich umzudrehen, als ich plötzlich ein funkelndes Etwas aus dem Augenwinkel wahrzunehmen glaubte. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde an und doch war ich mir fast ganz sicher, ganz viele, feine Silberfunken gesehen zu haben. Abermals kam ein Kopfschütteln. Ich war wohl schon völlig kirre im Kopf. Doch dann sah ich wieder etwas...
Diesmal war es keine Einbildung. Eine unterarmgroße, schwarze Feder stahl sich mit dem nächsten Luftzug durch die Öffnung des obersten Mosaikglases und landete direkt vor meinen Füßen. Als ich sie aufhebte, glänzte sie in der aufgehenden Sonne wie ein Sternenhimmel in der finstersten Nacht, allerdings mit einem leichten, dunkelbläulichen Blaustich. Unmöglich, nicht der größte Kolkrabe hatte solche großen Federn! Mir wurde leicht mulmig zumute. Allmählich wurden mir diese Tiere unsympathisch.
“Hey, bin wieder da!”
Ich drehte mich verwundert um – und schrie ohrenbetäubend auf. So kurzfristig hatte sich mein Hirn nicht gefragt, woher diese Stimme kommen mochte und die dazu passende Person wohl stehen sollte, stattdessen stellte ich mit rasendem Herzen fest, dass der Besitzer eben jener ganz locker-lässig hinter der Glasscheibe zu mir hinabblickte. Oder bessergesagt, kopfüber an einem wohl dort befindlichen Geländer hing und sich über meine Reaktion still ins Fäustchen lachte.
“Bin ich so abstoßend, dass du gleich so schreien musstest?”
“Ich ähm... na ja... nicht viele Leute...”
“...begrüßen einen mit so einer unerhört wundervollen Stimme und einer stylischen Brille wie dieser?”
Er nahm demonstrativ seine Googles zur Hand und setzte sich die blauen Gläser vor die Augen.
“...hängen kopfüber in der Gegend rum und erschrecken einen fast zu Tode!”
“Sorry.”
Ich seufzte resigniert. War das für ihn etwa so etwas Normales...?
“Vergiss es einfach.”
“Könntest du mal eben so freundlich sein und mir bitte das Fenster öffnen? Der Wind hat es wohl zugeschlagen. Kein Wunder, heute ist draußen auch die Hölle los. Wurde fast davongeblasen.”
Mit einer lässigen Bewegung zog er sich die Brille von den Augen und heftete sie sich an die Stirn, dann wartete er auf mein Handeln.
Ich nuschelte ein “Schön wärs” und suchte den Riegel, der die Glasscheibe zuhielt, löste ihn und drückte dagegen. Nichts geschah.
“Nun sei mal nicht so. Drück dagegen, los! Nicht so schwach, du schaffst das! Na los, kämpfe für dein Geschlecht!”
“Bitte was?”
“...Lehn dich einfach gegen die Glasscheibe.”
Ich tat wie mir geheißen. Es hatte ohnehin keinen Sinn. Würde ich ihn jetzt nicht hineinlassen, würde er notfalls einfach die Tür nehmen. Außerdem hatte er mir trotz allem das Leben gerettet – zwei Mal.
Mit großer Anstrengung gelang es mir, das kreisrunde Fenster einen Spalt breit zu öffnen, was den Rest betraf, half er mir. Als er im Raum war, rückte ich ein Stück von ihm weg. Ich wusste immernoch nicht, wer er war, nichteinmal seinen Namen. Vorsichtig versuchte er, das Fenster möglichst langsam zu schließen, erwischte eine Böe, die letzten Milimeter wurde das Fenster zugeschlagen und ein feiner Riss an der oberen Öffnung zeichnete sich ab.
Der Junge fluchte kurz, sah sich den Riss genauer an und winkte schlussendlich ab.
“Halb so wild, wird getaped. Der Wind heute ist wirklich ein Wahnsinn... Normalerweise hat die große Eiche drüben den meisten Wind aufgehalten, doch die ging beim letzten Gewitter leider drauf.”
Er deutete mit einer knappen Handbewegung auf einen Teil des gegenüberliegenden Schrottplatzes, auf dem ein gefällter, großer Stamm eines Baumes im Wind sachte wackelte.
Ich nickte nur knapp. Misstrauisch beäugte ich den weißen Beutel, den er in der Hand trug und versuchte, einen Blick auf den Inhalt zu erhaschen.
“Hunger?”
“Ähm... ein bisschen... vielleicht...”
“Entscheidungsfreudig auch noch, was?”
“Kommt eben aufs Essen an.”
Er grinste mich an und holte einen kompletten, aber leicht beschädigten Marmorkuchen hervor.
“Zur Feier des Tages”, verkündete er mir, wobei sein Lächeln noch breiter wurde.
Man konnte sich doch tatsächlich normal mit ihm unterhalten... Allmählich wurde er mir beinahe schon sympathisch.
Mit einem Pfiff holte er mich aus meinen Gedanken und winkte mich zu ihm. Er war vorangegangen und schob mir einen Sessel des Ebenholztisches entgegen.
“Darf ich bitten, Madamme?”
Ich wurde leicht rot. Meine Schwäche für Oldschool-Gentleman. Ich konnte nichts dafür! Mit einem dankbaren Nicken nahm ich Platz. Einstweilen kramte er in einer Tonne, die scheinbar mit Besteck vollgeräumt war, herum, Metall klimperte gegen Plastik, bis er endlich mit einem freudigen Ausruf zwei stilvoll verzierte Silbergabeln und ein Brotmesser ans Tageslicht beförderte, mir eine Gabel herlegte und den Marmorkuchen zerteilte. Der weiße Beutel wurde kurzerhand über die Schulter geworfen und somit wohl entsorgt.
Plötzlich hielt er inne, verzog das Gesicht zu einer nachdenklichen Miene, ging wieder zurück und legte zwei einfache, weiße Teller auf je eine Seite.
Scheinbar war er es nicht gewohnt, in Ruhe und fein zu essen, aber er gab sich sichtlich Mühe.
Der Kuchen schmeckte garnicht mal so übel, auch wenn er ein wenig bröckelig war. Ich wagte garnicht zu hinterfragen, wo er den aufgetrieben hatte.
Unsere Augen trafen sich, als wir uns gegenübersaßen, mehrere Male. Jedes Mal blickte ich erschrocken weg, jedesmal quittierte er mir dies mit einem amüsierten Grinsen.
“Wie heißt du eigentlich?”, unterbrach ich die Stille.
“Rate doch.”
“Sehr witzig. Also?”
“Hab viele Namen. Such dir einen aus.”, meinte er zwischen seinen Bissen.
“Das ist doch keine Antwort. Jeder hat einen Namen! Wie nennen dich andere Leute?”
“Jiskal.”
“Gut. Siehst du? Dann nenn ich dich auch so! ...Wenn ich darf.”
Er lächelte.
“Ist okay. Und, wie nennen dich die anderen?”
“Eingebildete Schnepfe.”
Jiskal lachte auf, ließ mich aber dennoch keine Sekunde aus den Augen.
“Soll ich dich auch so nennen?”
“Wenn du eines quallvollen Todes sterben willst, ja.”
Er nahm sich ein weiteres Stück.
“Wie heißt du nun wirklich?”
“...Alex.”
“Ist ja langweilig.”
“Seh ich genauso... kann man nunmal nichts machen.”
Er sah mich verwirrt an, als würden meine Worte für ihn keinen Sinn ergeben.
“Doch, wieso sollte man dagegen nichts machen können?”
Scheinbar hatte ich recht.
“Hallo~ho? Sowas nennt sich Geburtsname! Gegen den kann ich schwerlich etwas tun!”
Langsam dämmerte es ihm. Er stützte seinen Kopf in seine rechte Hand und sah mich interessiert an.
“Ich such dir einen Neuen.”
“Einfach so?”
“Einfach so.”
Ich war erstaunt. Gut, soll er doch. Schlimmer als solch einen öden Namen zu haben könnte es nicht werden.
“Dann sag mal bitte.”
“Rosalinde!”
Ich zog eine Schnute und sah ihn beleidigend an, was ihn wiederum zu einem weiteren Grinser verleitete.
“War nur ein Scherz!”, beschwichtigte er mich, “Das dauert nunmal. Ich muss deinen Charakter dazu kennen. Du weißt nicht den Wert eines wahren Namen, oder?”
Sein Blick war mysteriös, fast schon verschwörerisch. Ich dagegen sah wohl drein wie eine zugedröhnte Ente.
“Hä?”
Jiskal seufzte resigniert.
“Vergiss es... Alles zu seiner Zeit, alles zu seiner Zeit. Hast du noch Hunger?”
Ich sah ihn noch verdutzter an als zuvor, schüttelte dann doch den Kopf und sah ihm zu, wie er begann, die Teller in ein anderes Zimmer zu tragen und zuletzt auch noch den Plastiktopf mit dem Geschirr hinüberbrachte. Mir war zuvor garnicht aufgefallen, dass es hier einen zweiten Raum gab, da alles so verstellt und voller Krimskrams war. Als ich hinüberlugte, sah ich einen alten Herd, noch mehr Plastiktöpfe und etwas mit vielen Rohren und einer Schüssel, die auf einem Tisch stand, was wohl so etwas wie eine Spüle sein sollte, in die das Geschirr geräumt wurde.
Als er ging, fiel mir zum ersten Mal sein auf der Rückseite zerschlissener Kaputzenpulli auf. Über seinen Rücken, der darunter zu sehen war, zogen sich zwei blasse aber breite Narben. Ich runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
Da war es plötzlich wieder! Dieses silbrige Funkeln, genau neben ihm! Als er sich umdrehte und es bemerkte, fing er plötzlich an, irgendetwas hektisch zu zischen, dass sich nach einer fremden Sprache anhörte und ein heller Klang, wie von Glocken, antwortete ihm scheinbar. Als ich hinüberspähte, sah ich eine silbrig-glänzende Lichtkugel und sein Gesicht, dieser Erscheinung zugewandt, wie er ihr mit wilden Gestiken etwas klarmachen wollte. Die Kugel flog noch zwei schnelle Kreise um Jiskal, gab einen kaum wahrnehmbaren, glockenähnlichen Schellenklang von sich und verpuffte. Meine Kinnlade schleifte den Boden.
Als der Junge mit entleerten Händen wiederkam und sich zu mir an den Tisch setzte, musterte er mich beunruhigt und fuchtelte mit seiner Hand zwei Mal vor meinen Augen, als er mein erbleichtes Gesicht bemerkte. Ich reagierte nicht.
“Alex? ... Hey?”
Immernoch keine Reaktion.
Er stützte sich auf die Ellenbogen, bettete seinen Kopf auf die Hände und schien zu warten.
“Was ist los?”
“Wa-Was... was war das eben...?”
Jiskal klatschte sich mit der rechten Handfläche gegen seine Stirn.
“Nein, oder...? Hast du... Hast du das eben gesehen...?”
Ich nickte stumpf.
“Merde!”
Ob er nun auf französisch schimpfte oder auf arabisch, es beunruhigte mich. Ich sah ihn verständnislos an. Er merkte, dass ich auf eine Erklärung seinerseits wartete und begriff wohl, dass er mir nicht einreden konnte, dass das die Nachwirkungen vom Schlafüberfluss sein könnten.
“Argh, dabei habe ich doch gesagt, er soll nicht herkommen! So ein Stümper auch! Verdammt! Nachher kriegt er 'ne Stunde Bannkäfig aufgebrummt, das schwör ich ihm!!”
“Wer... er?”
Ich traute mich garnicht, nachzufragen, was um Himmels willen ein 'Bannkäfig' war.
“Brauchst du wieder einen Namen?”
Ich nickte aus Reflex, allerdings zögerlicher.
“Ars”
Trotz meiner Verwirrung fing er sich einen zynischen, bösen Blick.
“Schon gut, schon gut.”, er hob beschwichtigend die Hände,”Ars ist... ein Illuminai.”
Nächster bohrender Blick.
“Okay okay... Illuminais sind so eine Art.. na ja... man könnte sagen... Dämonen...”
Ab da fing ich an zu lachen. Für dumm verkaufen konnte er wen anderen.
“Sehr witzig. Von wo hast du die Lightshow gesteuert?”
“Ich meine das Ernst.”
Ich prustete unweigerlich los. Ars, Illuminai, Dämonen... der Kerl hatte wirklich eine blühende Fantasie.
“Du könntest Kinderbuchautor werden, mein Lieber. Ganz ehrlich. Mit der Fantas-”
“Kostprobe gefällig?”
Jetzt hatte er mich endgültig aus dem Konzept gebracht.
“W-Was?”
“Pass auf...”
Er hockte sich auf den Boden, stützte sich mit einer Hand ab und murmelte einige Worte, die -bizarrerweise- nach Altgriechisch oder vielleicht auch nach Latein klangen.
“Toll und was soll daran bitte dämo-”
Wieder blieb der Satz unbeendet. Doch diesmal unterbrach ich mich selber. Der Boden leuchtete auf, die einzelnen Formen, die darin zu sehen waren, erinnerten an Runen und Hieroglyphen, einige davon waren verzerrt und kaum mit dem menschlichen Auge zu fassen, andere bestanden nur aus einfachen Formen, Strichen, Kreisen und Dreiecken, andere wiederum sahen viel zu komplex aus, um sie gezielt so gesetzt zu haben, aber sie allesamt hatten eines gemeinsam: Sie waren so präzise gesetzt wie ein japanischer Meister der Kalligraphie es nicht besser hätte machen können. Und sie alle leuchteten in einem zarten, blassen bläulichen Licht, welches immer mehr und mehr anschwoll. Ich vernahm ein Summen, welches den ganzen Raum erfüllte und spürte einen gewaltigen Windstoß...
Jiskal erhob sich. Auf seiner Schulter hockte eine bizarre kleine Kreatur, die eine skurille Fratze zog, mit dem Kopf einer Krähe und dem Körper eines Gargoyles, nur die rechte,vordere Tatze und der Schwanz waren die eines Panthers.
Der Junge, der eben noch mit mir ganz harmlos einen Marmorkuchen gegessen hatte, stand nun in einem Bannkreis, das ausgefallene Teufelswesen auf der Schulter und anstelle der Narben ragten ihm nun zwei schwarze Schwingen aus den Schulterblättern, mit Federn, so lang wie ein menschlicher Unterarm...
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Hy gododin catann hue
Hud a lledrith mal wyddan
Gaunce ae bellawn wen cabri
Varigal don Fincayra
Dravia, dravia Fincayra...


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« Antworten #9 am: 14.Juni.2007, 18:42:19 »

na aber hallo ^^
ich mag deinen schreibstil und die geschichte macht mit jedem chap lust auf mehr...also weiter uploaden...looooooos XD
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« Antworten #10 am: 16.Juni.2007, 21:46:23 »

Wow!
Ich schreib ja auch, aber so, so anschaulich!
Man versetzt siuch richtig rein!
Du usst umbedingt weiter schreiben!
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sondern lebe deinen Traum!!!!
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