Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 30.Mai.2005, 18:41:59 Ja, es ist so weit, ihr müsst mal wieder als Tester für meinen...ähm..."Einfallsreichtum" herhalten, bevor ich die Geschichte, die diesmal etwas länger wird, veröffentlichen kann.
Ich hab versucht sie ausführlicher und düsterer zu gestalten, aber mal sehen wie's geworden ist... Tränen für die Verdammten Epilog „Was ist ein Fluch? Anfangs dachte ich, die Verbannung wäre der Fluch, tatsächlich aber, sind es die vielen unwichtig erscheinenden Details, die den wirklichen Fluch darstellen. In gewisser Weise wurde ich belohnt: Herr eines eigenen Reiches, Anführer einer eigenen Truppe an treuen Gefolgsleuten, und so weiter. Allerdings, mein Reich ist die Hoffnungslosigkeit, die Kälte, der Hass. Meine Gefolgschaft sind verlorene Seelen. Erzdämonen, Todsünden, das sind zwei Namen aus ihrem sehr reichen Namensreservoir. Die Einen kamen mit mir, weil sie an mich glaubten, die Anderen, weil sie meine Freunde waren, einige, weil sie mich liebten. Süße Ironie. Mich, das einzige Geschöpf, das die Fähigkeit zu Lieben eingebüßt hat, dass empfinden sie als begehrenswert. Was ist es? Ist es meine schöne Gestalt? Mein Gesicht? Meine Art zu Reden? WAS IST ES? Verfluchtes Dasein! Dreimal verfluchtes Dahinvegetieren auf dieser elenden Welt! Tod und Feuer will ich über alles bringen, was mich erzürnt, Krieg und Verderben unter die, die mich hierher verbannten! Und im Zeichen der Rache werde ich mich höher erheben als sie es jemals zu denken wagten, auf dass sie erkennen, dass Luzifer Morgenstern, der glorreiche Dunkle Engel, keine Spiele mit sich spielen lässt. Feuer ist mein Blut, Eis sind meine Augen. Wie ein Schwert will ich unter meine Peiniger fahren. Der Verräter wird büßen, mein Schöpfer wird für seinen Verrat zahlen, bei allem Heiligen, das ist mein Schwur. Egal wie viele Jahre vergingen und egal wie viele noch vergehen werden, ich werde nicht rasten. Die Welt der Menschen ist das Tor, das Tor meiner Rache. Ich werde es aufstoßen und eine grausame Herrschaft üben, bis sich der Verräter endlich zeigt. Mein ist die Rache, so steht es schon in der Bibel. Mein ist die Rache...Mein1 MEIN! Niemand treibt seine Spiele mit mir, nichts verbannt mich in ein Exil. Das es trotzdem passiert ist, ist für mich eine Schmach, die es auszugleichen gilt. Doch noch ist es nicht soweit... Noch bin ich nichts als Satan, ein Schatten meiner selbst... Allerdings, wer weiß, vielleicht ist die Zeit bald gekommen. Zeit, wir haben noch so viel Zeit.“ Ein Pergament dieses Textes wurde 1998 bei einer Razzia in der Villa eines reichen Sammlers gefunden und von der Polizei sichergestellt. Ein neutraler Sachkundiger hatte das Dokument im Dienste dieses Sammlers auf Echtheit und Alter geprüft und kam zu dem Schluss: „Echt und nahezu 1000 Jahre alt. In einem Anhang, der in anderer Sprache verfasst wurde, wird erkennbar, dass die Worte von einem Verrückten in einem mittelalterlichen Dorf gesprochen und vom dortigen Pfarrer niedergeschrieben wurden. Ich würde mir keine Gedanken über die Echtheit des Pergaments machen, sondern über die des Textes.“ Eine gesonderte Kommission, die auf Anraten der katholischen Kirche aus Sachverständigen einiger Institutionen, sogar des FBIs, hinzugezogen wurde, stellte diesen Bericht in Frage und fertigte einen Eigenen an. Er klang ein wenig anders. Die öffentliche Stellungnahme war: „Eine äußerst raffinierte Fälschung, jedoch konnte die Entstehung genau auf das 18 Jhd. datiert werden, in dem einige solcher Fälschungen gefertigt wurden. Das Dokument wird als nicht länger relevant eingestuft und bereits vernichtet.“ Nichts von Alledem geriet in irgendeiner Form an die Öffentlichkeit. Bereits fünf Jahre nach Entdeckung des Textes hatte sich das Feld der Leute, die das Pergament gesehen oder es sogar berührt hatten bereits durch ungeklärte Straßenüberfälle, Verkehrsunfälle und sogar Geiselnahmen halbiert. Acht Jahre danach gab es schon niemanden mehr, der bezeugen konnte, dass der Text überhaupt existiert hatte. Die Leute auf die es ankam, schienen vom Pech verfolgt. Bis in den Tod. Kapitel 1 Irgendwo, in irgendeiner Schule, vor 11 Jahren „Und wieder voll abgeräumt...“ „Mach dir nix draus, Mike.“ „ Mann, ich mach mir was draus! Der Typ gibt mir ne 6 grinsend auf die Hand, aber schau dir das doch an! Überhaupt kein Fehler, trotzdem durchgestrichen. Und dann die Bemerkung: Falscher Ansatz! PAH! FALSCHER ANSATZ!“ „Mein Gott, dann geh doch zum Gerner hin und frag ihn danach.“ „Das mach ich auch.“ Versprach Mike und wandte sich dann wütend seinem Matheheft zu. Sein Mathelehrer, Rudolf Gerner, teilte weiterhin die Schulaufgaben aus... Schon zum zweiten Mal in diesem Halbjahr. Fast nicht mehr auszugleichen. Vermutlich würde das Zeugnis einen Mathe 5, wenn man optimistisch war höchstens eine 4, beinhalten. Nicht sehr toll, denn dieses Zeugnis war seine Mittlere Reife. Endlich war Gerner mit dem Austeilen fertig. „Ich fürchte, einige von euch werden das Schuljahr nicht überstehen.“ Meinte er und seufzte gespielt. Gemeinerweise fügte er nach dem Seufzer noch laut hinzu: „Vor allem du solltest aufpassen, Parker. Bloß weil deine Mutter Amerikanerin ist, musst du nicht denken, dass du über allem stehst.“ „Ich hab nie irgendetwas ähnliches gedacht“ wollte Mike über die ganze Klasse hinweg schreien, aber die Empörung ließ ihm nur den Mund aufklappen. „Mensch, denk halt einfach an deine Hanna, dann geht’s dir bestimmt gleich besser.“ meinte sein Banknachbar „EINEN WERD ICH DENKEN!“ gelang es Mike endlich zu rufen, dummerweise hörte ihm niemand mehr zu. Der Rest der Stunde floss dahin wie zäher Brei. Gerner erzählte etwas von vergessenen Werten und verglich die „Jungend von heute“ sogar mit Logarithmen. Eigentlich alles wie immer...typisch verrückter Lehrer halt. Endlich unterbrach das befreiende Klingeln der Schulglocke den einschläfernden Lehrer. Mike eilte sofort zu ihm ans Pult, bevor Gerner wie so oft abhauen konnte ohne seine Notengebung zu begründen. Mike rempelte dabei einen Klassenkameraden an. „Verfluchter Hundesohn, pass auf wo du deinen Fast Food Körper hinbewegst.“ Versprühte Maier seine Meinung über Mikes fast schon dürre Gestalt in Form eines Spukeregens in das Gesicht eines vorbeigehenden anderen Schülers. Mike beachtete ihn nicht, sondern ging entschlossen auf Gerner zu. „Herr Gerner, wieso habe ich wieder eine 6. In meiner Arbeit finde ich nichts als kleine Rechenfehler.“ Gerner hob ekelhaft grinsend seine Visage ins das Licht der Sonne und wischte sich fettige Haare von der Stirn. „Dafür gibt es zwei Gründe, Parker. Zum ersten will ich dir damit zeigen, wie hart man arbeiten muss um zu etwas zu kommen, zum zweiten...“ er machte eine Pause, die das Gesagte besonders betonen sollte, das Ganze jedoch ins Lächerliche zog. „Und weiter?“ fragte Mike schwer schluckend. „Zum Zweiten hab ich dich auf meiner Liste. Du wirst dieses Jahr nicht überstehen. Und wenn’s nach mir geht und ich dich nächstes Jahr auch noch kriege, dann das Nächste auch nicht!“ damit wandte er sich zum gehen und hinterließ einen völlig perplexen Mike. Perplex zumindest, bis ihn jemand hart an der Schulter herumriss. „Ey, wenn ich mit dir rede hörst du zu!“ brüllte Maier und schubste ihn gegen die Tafel. „Was soll das, hm? Ich will keinen Ärger, also bitte...“ „Keinen Ärger, hm? Der Yankee will keinen Ärger. Ich sag dir was...“ begann Maier, wurde jedoch von einem halbgekreischten Ruf unterbrochen: „Hubsi, da bist du jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!!!“ Ein in grelles Gelb gekleidetes Etwas flog an Mike vorbei und warf sich in Maiers Arme, der genervt zur Decke sah und leise flüsterte: „Wir sehen uns, Parker.“ Der Wirbelwind konnte ohne den durch Bewegungsenergie verursachten Verschwimmeffekt als Presswurst in gelbem Kleid und nach reiflicher Überlegung als Lissy Hospel klassifiziert werden, was Mike noch einen Grund gab schnell zu verschwinden. Pause stand an... „Ich weiß nicht mehr, was wir mit dir machen sollen, mein Sohn.“ Sagte sein Vater monoton und versuchte hilflos den Kragen seines Hemds zurecht zuzupfen. „Es ist nicht meine Schuld,“ betonte Mike, „aber Gerner hat mich auf dem Kieker und will...“ „Vielleicht wäre Nachhilfe das Richtige.“ Mischte seine Mutter sich ein und band seinem Vater die Krawatte. „Aber ich sagte doch, dass es nicht m...“ begann Mike. „Meinst du das passt so, Schatz?“ fragte sein Vater dazwischen. „Hallo? Gerner will mich aus der Klasse haben und...“ „Ich denke schon. Das Jackett passt gut.“ „Hört ihr mir überhau...“ „Natürlich mein Sohn, ich denke wir werden uns mal nach einer Nachhilfelehrerin, für dich umsehen. Deine Mutter und ich müssen jetzt los, du weißt ja, der Termin mit den Bankleuten.“ Mikes Vater grinste, als hätte er einen Brüller von der Stange gelassen, von dem Mike sich erst erholen musste und war dann schon samt Autoschlüssel im Flur verschwunden. „Wir werden erst morgen Mittag zurückkommen, Michael, also pass auf deine Schwester auf. Bis morgen, mein Kleiner.“ „Ich bin nicht dein Kleiner, du Schlampe, du!“ Murmelte Mike vor sich hin, als seine Eltern draußen waren, und ging enttäuscht die Treppe zum Zimmer seiner Schwester hinauf. Das war der einzige Mensch in diesem Haus, der nicht irgendwelche Probleme hatte. Mike hatte schon begonnen sich zu fragen, ob seine Eltern vielleicht in ihrem jeweiligen Büro lebten und nur hin und wieder zuhause Ferien machten, um nach ihren Kindern zu sehen. Seine Schwester lag ruhig da und schlief. Er versuchte sich zu erinnern, ob er von seinen Eltern auch so allein gelassen wurde, als er vier Jahre alt war. Hoffentlich nicht, denn er hatte keinen großen Bruder gehabt, der auf ihn aufpassen konnte. Die Probleme häuften sich... Mike wusste sich keinen Rat mehr und griff zum Telefon. Hanna konnte helfen. Sie konnte immer helfen, wenn es ihm schlecht ging, was in letzter Zeit schon Standart geworden war. Sie hatte nie Probleme, nie Ärger. Vielleicht, weil sie etwas hatte, woran sie glauben konnte. An Gott glaubte Mike schon lange nicht mehr. Er wusste noch, wie er früher oft gebetet hatte, nur um dann am nächsten Morgen enttäuscht zu werden. Mit 16 Jahren beginnt man zu zweifeln, das ist normal, das macht die Jungend. Mike zweifelte nicht, er wusste. Wenn es einen Gott gab, dann war es Satan, denn dem allein würde er es zutrauen immer wieder mit neuen Schikanen auf ihn zu warten. Einen guten Gott konnte es nicht geben, wenn überall auf der Welt Leute starben, Hungersnöte ausbrachen und Mike von Schicksalsschlag zu Schicksalsschlag lief! Hanna glaubte jedoch fest daran, das einzige, was ihn irgendwie an ihr störte. Und trotzdem liebte er sie. Zwar waren sie durch nahezu 400 km Entfernung bei jedem Gespräch auf ein Telefon angewiesen, doch bei den wenigen Gelegenheiten, an denen er sie sehen konnte, stellte er immer wieder aufs Neue fest wie viel sie ihm bedeutete. „Ress.“ Meldete sich die Stimme von Hannas Mutter, die exakt so klang wie die ihrer Tochter, doch etwas mehr Akzent hatte. „Hallo, ich bin es, Michael. Ist Hanna da?“ „Ja, sie ist in ihrem Zimmer. Warte kurz, ich gebe sie dir.“ Mike bedankte sich nicht. Das ließ seine Laune nicht zu. „Hey.“ Begrüßte Hanna ihn mit ihrer melodischen Stimme. „Hey. Wie geht’s dir?“ fragte Mike etwas tonlos. „Ganz gut soweit. Was ist denn los bei dir? Du klingst so niedergeschlagen.“ Er wollte ihr alles erzählen, doch Mike konnte es nicht. „Es ist...nichts.“ sagte er und verfluchte sich in Gedanken dafür. „Das klingt aber ganz anders. Ich mache mir wirklich Sorgen um dich.“ „Ich sagte doch, es ist nichts. Weißt du, der Tag war ‚anstrengend’.“ Er hoffte inständig, dass ihr die Betonung des Wortes „anstrengend“ nicht auffiel. Hm...ich werde euch Männer nie verstehen.“ Seufzte Hanna in den Hörer. „Ja, vielleicht ist das auch gut so.“ murmelte Mike so, dass sie es nicht hören konnte. Mittlerweile war er schon kurz davor einfach aufzulegen. Es war ein dumme Idee gewesen sie anzurufen. Was hatte er sich davon erhofft? Trost? Wie sollte das gehen, wenn er ihr nicht mal sagen konnte, was los war. Er dachte an seinen heutigen Tag. Begonnen hatte es eigentlich wie immer. Der Schulbus war ihm vor der Nase weggefahren und Mike musste auf den nächsten Zug warten. Mit dem Ergebnis, eine Stunde zu spät zur Schule zu kommen. Die Geschichte mit der Matheschulaufgabe wollte er nicht einmal in Gedanken ein weiteres Mal durchgehen. Zumal die Pause auch nicht ohne gewesen war. Maier hatte ihn aufgesucht, wohl um ein weiteres Mal zu beweisen, wer der Klassenrüpel war. Hätte Mike sich nicht in weiser Voraussicht auf die Bank in der Nähe des Lehrerzimmers gesetzt, wäre die Pause mit Prügeln geendet. Obwohl er alles andere als schwach war, wusste Mike, dass er gegen Hubert Maier keine Chance hatte. Sein tägliches Training war schon ein Fixpunkt in seinem ziemlich verkorksten Leben geworden, aber trotzdem: Kraft hilft nicht viel, wenn man sie nicht einzusetzen weiß, und Mike war kein Schläger. Er hatte sich noch nie geschlagen. Vielleicht wurde es ja Zeit. „Hallo? Ich rede mit dir!“ Hannas Stimme rief ihn in die Gegenwart zurück. „Was? Entschuldige, ich habe kurz nicht zugehört.“ „Ich fragte, ob wir uns treffen sollen.“ „Was? Aber wo? Es sind doch sechs Stunden Zugfahrt von mir bis zu dir.“ „Schon, aber ich kann mir dieses Wochenende Zeit nehmen, wenn du möchtest.“ „Ja, das würde mich freuen. Treffen wir uns wieder in diesem Dorf, das genau auf halbem Weg liegt?“ „Ja. Ich freue mich, wir haben uns schon ewig nicht mehr gesehen.“ „Das ist toll. Die Züge wie beim letzten Mal?“ „Ja.“ „Perfekt.“ „Bis dann.“ „Bis bald, ich liebe dich.“ Beendete Mike das Gespräch und legte auf ohne abzuwarten, was sie entgegnen würde. Er erhob sich und ging im Zimmer auf und ab. Ein wirklich grandiose Idee mit dem Anruf. Bestimmt hatte er ihr jetzt Sorgen und Befürchtungen aufgehalst. Andererseits würde er sie jetzt sehen. Bald schon. Noch Donnerstag und Freitag rumbringen, dann würde er sie sehen. Und er hatte dann zwei halbe Tage und eine Nacht mit ihr... Als er und Hanna sich übers Internet kennen lernten, dass wusste Mike noch genau, hatten sie beschlossen sich in einem kleinen Kaff, das genau in der Mitte zwischen seinem und ihrem Zuhause lag, zu treffen. Da hatten sie sich dann auch liebengelernt, und schließlich sogar noch in einer Pension dort übernachtet. Das war vor einem halben Jahr. Mike schob mit einiger Willenskraft diese Gedanken beiseite und ging in den Keller des Hauses. Seine Eltern waren ziemlich reich und hatten sich dort einen kleinen Schießstand einbauen lassen. Vielmehr sein Vater hatte das getan, seine Mutter hatte erst davon erfahren, als das Ding schon zur Hälfte fertig war. Mike hasste es, dass seine Eltern genug Geld hatten, um Probleme einfach aus dem Weg zu zahlen. Wie gerne hätte er sich selbst eine Zukunft erarbeitet, selbst wenn es hart war, doch sein Vater nahm das alles in die Hand. Es schien ihm nicht einmal aufzufallen, dass er seinen Sohn damit total weltfremd erzog. Der Schießstand allerdings, war ein guter Einfall gewesen, zumal Mike ein exzellenter Schütze war. Sein Vater besaß einen Waffenschein und einen Revolver, zwei Pistolen und sogar eine MP. Mike hatte keine Ahnung wie die Dinger hießen, aber schießen konnte er damit. Anfangs hatte sein Vater nur sehr widerwillig mitangesehen, wie sein Sohn auf Scheiben schoss, mittlerweile ermutigte er ihn doch endlich einem Verein beizutreten. Jetzt stand Mike vor dem Waffenschrank und fragte sich, ob man bei einem Kopfschuss noch Schmerzen verspürte. Kapitel 2 Der Tag begann wie die meisten. Mike erwachte von Piepsen des Weckers, duschte und zog sich dann schnell an. Seine Schwester hatte ihn in der Nacht mehrmals gefordert. Nun sollte sich die Haushälterin, ein junges Mädchen, das während der Arbeit mit Vorliebe Metal hörte, und sich nur allzu gerne von schweren Jungs abschleppen ließ, auf sie aufpassen. Die kam jedoch nicht, und solange sie nicht da war konnte Mike nicht weg. Schließlich erschien das Mädchen doch, wenn auch eine Viertelstunde zu spät. Und trotz allem hätte Mike den Bus noch erwischt, wenn ihn nicht der Fahrer schon von Weitem gesehen hätte, um dann die Tür kurz bevor er ganz an der Haltestelle angekommen war zu schließen und davonzufahren, so als würde er den gestikulierenden 16-jährigen am Straßenrand nicht sehen. Mike hätte am Liebsten geheult. Schon wieder den Bus verpasst. Das konnte heiter werden... Allerdings, in diesem Moment sah er ihn zum ersten Mal. Der Mann stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite und sah herüber. Eigentlich konnte Mike gar nicht erkennen, ob der Kerl tatsächlich hersah, denn seine Augen waren hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen. Die Brille war schwarz, genau wie alles andere an ihm auch. Er trug schwarze Lederstiefel, die ihm bis zum Schienbein gehen mussten, und um die sich blitzende silberne Ketten schlängelten. Seine Hose war ebenfalls aus schwarzem Leder, jedoch vom Knie abwärts an der Seite aufgeschnitten und mit blitzenden Lochnieten durchstoßen. Das blutrote Hemd war mit Sicherheit aus Seide und kam unter dem ledernen Kutschermantel zum Glück nur wenig zur Geltung, sonst hätte das ganze Outfit sofort wie das eines Zuhälters gewirkt. So machte es aus seinem Träger eine imposante Erscheinung. Der Gürtel war Ausgangsort weiterer Ketten, die irgendwo in der Hose verschwanden oder sogar bis zu den Stiefeln fielen. Bestimmt wurde jeder Schritt dieses Mannes mit einem lauten Klirren begleitet. Mike hatte sich so in die Betrachtung der Klamotten dieses seltsamen Mannes vertieft, dass er erst zu spät erkannte, dass die Gestalt den Kopf leicht nach links, dann nach rechts wand und dann gemächlich am Bürgersteig entlang schritt, ganz so als ob dieses Aufzug völlig normal wäre. Plötzlich fiel Mike siedend heiß wieder ein, dass er schleunigst zum Bahnhof musste, da er sonst den Zug auch noch verpasste. Einen Moment war seine Aufmerksamkeit nicht mehr bei dem Mann und sofort war dieser verschwunden. Es konnte nicht mit rechten Dingen zu gehen – Mike hatte ja nicht mal weggesehen, sondern einfach nur nicht mehr auf die Gestalt konzentriert - und von einem Augenblick auf den nächsten war sie weg. Und trotzdem, Mike verschob es, über dieses sehr ungewöhnliche Erlebnis nachzudenken. Sein Zug wartete nicht. Wäre die Zugfahrt länger gewesen, hätte Mike noch etwas über diesen Mann sinniert, so hatte er leider nur 5 Minuten. Schon merkwürdig. Der Bus fuhr fast eine halbe Stunde, während der Zug nach 5 Minuten im Nachbardorf war, aber wie um das auszugleichen, erst viel später abfuhr. Mike stieg gedankenverloren aus und schlug sofort einen schnelle Schritt in Richtung seiner Schule an. Erhatte keine Chance mehr pünktlich zu kommen, aber wenigstens wollte er nicht mehr als die erste Stunde verpassen. Die Schule war ein erstaunlich großes Gebäude, obwohl es von außen eher eng erschien. Wenn man sie zum ersten mal sah, kam einen sofort die Vorstellung eines kleinen Hauses, an das in jede Himmelsrichtung ein Mehrfamilienkomplex angebaut wurde, und wieder und wieder etwas modernisiert wurde, bis der einstige Steinbau unter blanken Stahlträgern und gläsernen Überdachungen versteckt war. Mike lief schon fast gegen die Eingangstür. Dieses verdammte Plexiglas war nahezu unsichtbar, noch dazu wenn man zu spät kam. Er öffnete die Tür vorsichtig und spähte in die Aula. Hier kam der moderne Baustil am Besten zur Geltung. Ein hoher Raum, in dem meistens die Schulkonzerte abgehalten wurden, führte in den Innenhof und über je eine weite Treppe links und rechts in den ersten Stock. Mike wollte sich gerade auf den Weg zu seinem Klassenzimmer machen, als leise die Musik von „Over The Hills And Far Away“ von Nightwish an sein Ohr drang. Erschrocken dreht er sich, auf das Schlimmste vorbereitet: eine Begegnung mit dem Direktor, herum, doch stattdessen lehnte an der Wand neben dem Eingang zur Sporthalle der Mann von vorhin. Mike wäre fast der Mund aufgeklappt, als sich der, mittlerweile mit MP3-Player bestückte Schemen von seinem Platz löste und auf ihn zuging. Anders als erwartet kam kein Geräusch von den Ketten, die blitzend und glitzernd von ihm herab hingen, wie silbernes Lametta von einem Weihnachtsbaum. Mit einer fließenden Bewegung holte der Mann den MP3-Player aus einer Tasche seines Stoffmantels, schaltete ihn sorgsam aus, zog sich die Ohrstöpsel aus den Ohren und – warf das Gerät lieblos von sich. Es flog den Bruchteil einer Sekunde durch die Luft und machte dann Bekanntschaft mit der Wand. Mike war völlig perplex. Vielleicht war das der Grund, weshalb ihm statt einer Begrüßung oder Frage nur ein leises: „Nightwish, hm?“ herausrutschte. „Gute Musik. Ich liebe Tarja.“ Meinte der Mann leichthin. „Sag mal, verfolgen sie mich?“ „Mein Name ist Astarod.“ „Bitte was?“ „Astarod. Und du kannst du zu mir sagen.“ Astarod sah sich ruhig um. „Gut, dann stelle ich die Frage anders: Verfolgst du mich?“ fragte Mike Von Astarod kam nur ein leises Kichern. „Du gefällst mir, Michael. Bis auf den Namen bist du recht cool.“ „Was gibt’s an meinem Namen auszusetzen?“ „Ach, nichts. Ich hab da nur immer so ein kleines Déjà vu.“ Erklärte Astarod grinsend und sah zur hoch über ihnen liegenden Decke, als würde er sich an etwas Lustiges erinnern. „Okay, bekomme ich jetzt eine Antwort.“ Mike bewunderte sich selbst für seine Unverfrorenheit. „Nein.“ Sagte Astarod kurzangebunden und wollte noch etwas hinzufügen, doch Mike fiel ihm ins Wort, „Astarod...den Namen kenne ich doch. Is das nich der Name eines Engels, oder so?“ Astarod sah ihn an als hätte er grade gefragt, ob eins und eins vierzehn ist. „WIE BITTE? Engel...das war ein Kapitalverbrechen, Junge.“ Grollte er. „Ja, aber is das nich so?“ fragte Mike lächelnd, woraufhin Astarod sich die Hand gegen die Stirn schlug. „Verdammt, Junge: DÄMON. Es ist der Name eines Dämons.“ Kam es von irgendwo unter der Hand. Mike gab vorerst keine Antwort, sondern nahm sich Zeit seinen gegenüber zu betrachten. Astarod sah ziemlich gut aus. Die rabenschwarzen Haare, das markante, edle Gesicht, die große aber sehr muskulöse Statur. Trotzdem gab es etwas, das die Menschen auf der Straße unweigerlich vor ihm fliehen machen musste: Seine Augen. Astarods Augen waren kalt. Wie zwei tiefe Seen strahlten sie Schwärze aus. Sie hatten offenbar keine echte Farbe, sondern passten sich dem Licht an. Je nachdem wie es auf sie fiel, schillerten sie bunt oder wurden finster. Zudem zog sich noch eine kaum sichtbare Narbe von seiner Augenbraue bis zur Wange. Vermutlich ein Schnitt, oder etwas in der Art. Plötzlich nahm Astarod seine Hand vom Gesicht und betrachtete Mike. Diesem kam es so vor, als wäre das alles zu geplant, einem Theaterstück zu ähnlich. Astarod hatte dieses Gespräch genau so, wie es jetzt verlief, geplant. Seine Gestik war absichtlich so gewählt um Mike Zeit zu geben. „Ich habe dich heute schon getroffen.“ Beendete Mike das Schweigen. „Ja, ich hab dich beobachtet. Du lässt dir einiges gefallen, nicht wahr...“ Das war keine Frage, aber auch keine Aussage. „Ich...“ „Alle fallen sie über dich her. Verachten dich, schubsen dich herum...und du siehst ihnen zu. Dabei weißt du ganz genau, was in dir steckt. Du bist mehr als man auf Blick sieht. Du bist mehr. Ein Waffenschrank zuhause als besten Freund. Die Eltern empfinden nichts für dich. Deine Liebe ist zu weit weg als dass du ihr, abgesehen von Schmerz, etwas für sie erübrigen könntest.“ Bestätigte Astarod, als er Mikes Zweifel sah. „Ich bin doch ein Verlierer.“ Gab Mike resignierend von sich. „Falsch. Aber glaub mir, du wirst es in einer Minute selbst sehen. Sie warten auf dich. Ich bin nur gekommen um dir eins zu sagen: Nutze die Zeit, die dir bleibt. Du bist jetzt alt genug, um mehr zu sehen, von dem, was dich umgibt, und dich umgibt mehr als nur dieses Kaff, dieses Land, dieser Kontinent. Nutze die Zeit und tue das, was du schon immer tun wolltest, denn das kannst du richtig gut. Es liegt dir sozusagen im Blut.“ Astarod sah erschöpft aus, als hätte er seine ganze Überzeugungskraft in diesen letzten Satz gelegt. Instinktiv spürte Mike, dass Astarod recht hatte. Er hatte den Sachverhalt so kühl und klar dargelegt, dass es mit keiner Logik der Welt zu widerlegen war. Er hatte auf eine gefühllose Art und Weise ausgedrückt, was Mike schon lange spürte. Dieser war total geschockt. Erst begann der Tag so toll wie immer, dann sprach ihn ein seltsamer Fremder an, der den Namen eines Dämons trug, ihm sagt, dass er von hier abhauen sollte und offenbar die Gabe ausstrahlte, dass er immer und überall die Wahrheit sagte. Astarod wandte sich zum Gehen und sah nicht mehr zu Mike zurück. Dieser wollte ihm zwar noch folgen, wurde dann allerdings von einem erstaunlich lauten :“PARKER!“ von seinem Vorhaben abgehalten. Maier stand am Fuße der Treppe, flankiert von zwei massigen Kerlen seiner Clique. „Da ist er. Endlich. Ich wusste, dass er wieder zu spät kommen würde.“ Murmelte er feixend zu seinen Jungs, jedoch so laut, dass Mike es mithören musste. „Was willst du?“ fragte Mike kalt. „Ohoooooooooooo, hat Mister Cool uns Mut gemacht?“ Maier deutete Astarod hinterher, der in diesem Moment durch die Tür Schritt. Doch damit nicht genug, Maier wusste wohl nicht, wann genug war. Er rief Astarod noch hinterher: „Ja, verschwinde besser, wir haben hier zu tun und können dich nicht brauchen. Lauf, sonst schlag ich dich zusammen!“ Astarod ließ sich nicht anerkennen, ob er zugehört hatte. Er setzte nur etwas gelangweilt seine Sonnebrille auf, ungeachtet des Schnees, der noch überall lag, und ging davon. „Jetzt zu dir, Parker. Du hättest gestern nicht abhauen sollen.“ Begann Maier eine voraussichtlich sehr lange Rede, wurde dann aber von Mike unterbrochen, der im Moment wirklich keine Lust auf diesen Schwachsinn hatte: „Halts Maul, Maier. Geh mir aus dem Weg, verdammte , wie bist du überhaupt aus dem Unterricht geflohen.“ Maier klappte der Mund vor Erstaunen auf. Leider brauchte er nur den Bruchteil einer Sekunde um sich zu erholen. Er warf sich regelrecht auf seinen frechen Gesprächspartner und schlug ihm mit aller Kraft in den Bauch. Mike ging röchelnd zu Boden. Der Schlag hatte seinen Rippenbogen gestreift, was ihm stechende Schmerzen durch den ganzen Körper schießen ließ, die die aufkommende Übelkeit nur noch verschlimmerten. Aber unter den Schmerzen war noch etwas anderes...eine leise Stimme. Eine leise Vorahnung, die sich empört über diesen Angriff aufschwingen wollte, heraus wollte, Kontrolle erlangen wollte. Mike wehrte sich dagegen, doch er spürte, dass er keine Chance hatte. Was auch immer es war, es war zu stark. Mike konnte fühlen, wie es sich regte und windete, ein Spalt in seiner Seele sich öffnete und etwas nicht wirklich böses ausspuckte, aber unsagbar fremd und unbekannt. Kalt. Maier holte bereits zu einem weiteren Schlag aus, als die Stimme aufkam. Fast glaubte er schon Astarods Stimme im Kopf zu haben. Na Kleiner? Du lässt dich schon wieder rumschubsen. Hast du nicht Verlangen danach, diese Kerle zu verhauen? Sie zu Staub zu zerquetschen? Verbrennen, ertränken, erhängen... „Was zur Hölle...?“ fragte sich Mike in Gedanken, und prompt kam die Antwort. Die Hölle ist kein Ort, den du sehen möchtest. Komm schon Bruder, wir sind uns zu ähnlich. „Was? Nein! Du bist nicht mein Bruder!“ rief er in Gedanken aus. Als Maiers Faust seine Schläfe traf, begann Mikes Dunkler Bruder zu lachen. Erst umfing Mike fast schon wohltuende Schwärze, dann wurden die Bilder vor seinen Augen wieder klarer und er konnte von einem Moment auf den anderen eine Welle von Schmerz spüren. Sein Kiefer war taub und heißes Blut floss ihm über die Lippen, auf die er sich wohl gebissen hatte. Zum Glück beließ Maier es dabei. „Ich sags dir noch mal, Parker. Yankees haben hier nur eine Erlaubnis zu Leben, wenn sie mir nicht in die Quere kommen.“ Sagte er, mit Spott auf dem fetten Gesicht. Er und seine drei Kumpane gingen zufrieden die Treppe hoch, bestimmt zurück in den Unterricht. Sie hinterließen einen blutenden Mike in der Aula. Erst horchte Mike in sich hinein, dann, als er sicher war, dass sein Dunkler Bruder still war, erhob er sich und wischte sich Blut von den Lippen. Seine Brust tat weh als wollte sie zerspringen und in seinem Kopf dröhnte eine ganze Musikkapelle. Trotzdem klopfte er sich ab und ging wütend zur Bibliothek. Er würde auf keinen Fall in den Unterricht gehen. Wenn er bis zur Pause wartete, konnte er behaupten, er wäre beim Arzt gewesen, oder irgendwas in der Art. Der Hausarzt hatte Mike schon öfter mit einer, natürlich nachträglichen, Bescheinigung ausgeholfen. Einer der Vorteile, wenn der Vater ein wohlhabender Bankier war. Und fast hätte Mike es auch geschafft sich eine ruhige Zeit zu machen, wäre da nicht die Bibliothekarin gewesen. Auch sie war nicht gut auf ihn zu sprechen. Ganz und gar nicht. „Parker. Was ist los wieso bist du nicht im Unterricht?“ „Ich ähhh...wollte kurz...“ „Schwänzen wolltest du, gib es doch zu. Ich muss das melden.“ Und ich muss einen Verweis kassieren, wegen dir, du Schlampe! Dachte Mike, doch sagte er das natürlich nicht. „Nein, nein, Frau Wendler, ich muss dringend eine Ausarbeitung in Physik schreiben und es wäre hilfreich, wenn ich dazu in den Ruheraum der Biblo dürfte.“ „Biblo, heißt das so bei euch?“ Die Bibliothekarin sah Mike schief an, schloss dann jedoch auf. Zum Glück hatte sie seine aufgeplatzte Lippe nicht bemerkt. Mikes Eltern kamen nicht heim. Sie hatten so viel Geschäftliches zu erledigen, dass sie gleich auswärts in einem Hotel übernachteten und erst in drei Tagen zurückkommen wollten. Mike war froh darum, denn so hatte er Zeit sich seinen Entschluss zu überlegen. Astarod hatte wohl recht. Überall war es besser als hier. Aber war das wirklich ein Grund abzuhauen? Eher nicht. Zumindest war das Mikes Einstellung an Tag eins, den seine Eltern außerhalb verbrachten. Für solche Fälle ließen sie ihm immer eine Entschuldigung per Telefon ausstellen, damit er sich um seine Schwester kümmern konnte. An Tag zwei kam der Brief von Hanna. Mit ihm viel Mikes Entschluss... Kapitel 3 Los Angeles, Gegenwart Der Mann hob den Kopf und betrachtete das Gebäude kritisch. Eine alte heruntergekommene Bar. Cherry war sich sicher, dass im Moment nur die Japaner, der Inhaber und seine Tochter da waren. Vorsichtig bewegte er sich an der Wand entlang. Von hier aus konnte er die Bar gut im Auge halten. Er spürte das vertraute Gewicht der Beretta 93R unter seinem Jackett. Er spürte den sanften Wind durch die Straße wehen. Eigentlich ein schöner Abend. Viel zu schön um zu arbeiten. Er zog die Pistole, lud sie durch, nahm das Magazin heraus und steckte noch eine Kugel hinein. Ein Schuss mehr, den er vielleicht gleich brauchen konnte. Dann steckte er die Pistole wieder weg und holte stattdessen die UZI aus dem Metallkoffer neben sich. Bei ihr verfuhr er genauso und steckte sie dann neben die 93R an seinem Rücken unter die Hose. Genauigkeit, die man sich schnell angewohnte. Er wusste, dass das Messer in seinen Schuhen scharf wie eine Rasierklinge war. Er wusste, dass die Unterarmwurfmesser in seinem Ärmel schnurgerade flogen. Er wusste, dass es in zwei ein halb Minuten Regnen würde. Schon merkwürdig...er mochte den Regen. Langsam bewegte er sich über die Straße. Die Tanzschuhe drückten leicht. Ausgerechnet heute! Eigentlich wollte er heute noch in irgendeinem Club gehen und dort die Nacht versitzen. Womöglich auch noch einen Rausch antrinken. Und jetzt noch arbeiten. In diesem Aufzug. Unwillkürlich musste er sich an die Brusttasche greifen. Die verspiegelte Sonnenbrille war noch da. Natürlich, wo auch sonst. Er setzte sie auf. Wenn schon keine Jeansjacke oder zumindest eine ganz gewöhnliche Jeans, dann wenigstens das. Vor der Tür blieb er noch einmal stehen. Im Glas der Tür kontrollierte er den Sitz seiner Krawatte. Schien zu passen. Die Haare? Perfekt. Ah, auf dem Jackett war ein Fleck. Kaum sichtbar, aber an einer ziemlich dummen Stelle. Außerdem sah es so aus, als ob das Blut wäre. Ein kleiner Risikofaktor, gegen den er aber nichts tun konnte. Das war wieder typisch für Carlo, ausgerechnet den Anzug an dem noch Blut klebte verlieh er. Langsam betrat der Mann die Bar. „Geschlossene Gesellschaft.“ Knurrte jemand von der Theke in der Ecke herüber, aber die imposante Gestalt, die gerade den Raum betreten hatte, beraubte dem Barkeeper der erhofften Wirkung. Eine Bar konnte man das nur mit viel gutem Willen nennen. Es war im Grunde nicht mehr als ein kleiner Raum, angefüllt mit Tischen und Stühlen und einer kleinen wirklich kaum der Rede werten Bar, abgelegen im hinteren Teil. Neben dieser Bar führte eine Tür weiter. Beschildert waren die Toiletten und ein zweiter Saal. In Gedanken ging der Mann noch mal alles durch. Jeder Schritt war berechnet, aber das hieß nicht, dass er diesem Plan folgen musste. Allein die mürrische Reaktion des Typen an der Bar machte den Ablauf schwieriger. Er ging zur Bar und lehnte sich lässig dagegen. „Was willst du, verflucht ich sagte doch ‚Geschlossene Gesellschaft’, oder etwa nicht! Kannst gleich wieder abhauen.“ Sagte der Kerl hinterm Tresen und wischte auf der Theke herum. Das war der Inhaber dieses Drecksloches. „Ich möchte was trinken.“ Antwortete der Mann. Seine Stimme klang auf eine schwer zu fassende Art rauchig, war aber sehr angenehm. Bestimmt konnte man ihr stundenlang zuhören ohne dass es langweilig wurde. Der Barkeeper sah nun etwas entspannter aus. „Was willst du denn?“ Der Mann entfernte sich wieder etwas vom Tresen. „Fünf Schritte. Optimale Entfernung.“ Dachte er. Seine Hand glitt in den Ärmel der anderen. „Ich dachte an einen Schluck Whiskey.“ „Hab ich nur noch einen...warte ich...“ der Rest des Satzes ging in einem feuchten gurgelnden Laut unter. Aus der Kehle des Barkeepers ragte das Heft eines Wurfmessers. Die Klinge war auf den Punkt genau durch den Kehlkopf eingedrungen. Zwar ein langsamerer Tod als ein Wurf in den Kopf, aber verräterische Schreie oder Töne wenn die Stimmbänder sich nach dem Gehirntod verkrampften wurden vermieden. Dem Barmann blieb nicht einmal mehr die Chance sich festzuhalten. Er sackte zu Boden, zuckte noch etwas und lag dann still. Der Mann wandte sich ab. So wie die Leiche lag, lag sie gut. Das Messer war frei von Erkennungsmerkmalen, Fingerabdrücken oder DNA Spuren, er konnte es stecken lassen. Er zog die 93R und stellte sie auf Burst. Drei Schuss in schneller Folge aus dieser Pistole ließen auch Kevlar tragende Gegner zumindest mit Rippenbrüchen zu Boden gehen. Der kritische Blick durch den Raum. Keine Kameras. Kein Tonband. Nicht dass es wirklich etwas gebracht hätte. Eine Kamera konnte mittlerweile so klein sein, dass er sie nie gesehen hätte, aber trotzdem konnte er sich den sichernden Blick nicht abgewöhnen. Der Mann ging durch die Tür. Dahinter lag ein kurzer enger Gang. Rechts die Toiletten, links eine weitere Tür. Dahinter mussten die Japaner sein. Er überlegte kurz. Schüsse würden an seinen Handschuhen Schmauchspuren hinterlassen. Aber ein Messereinsatz war zu gefährlich. Drei, wenn nicht viel Leute sollten im Moment hinter der Tür sein. Vorsichtig legte er ein Ohr an die Tür. Seine Erfahrung hatte ihn nicht getrogen und das Glück war ihm hold. Die Stimmen dahinter befanden sich so, dass hin und wieder ein gedämpftes und kaum hörbares Herzschlaggeräusch direkt von der anderen Seite der Tür ausging. Ein Leibwächter auf Posten, der sich gegen die Tür gelehnt hatte. Der Mann stellte die 93R wieder auf Einzelfeuer und legte die Mündung frontal auf die Tür. Leise, ganz leise fuhr er daran hinab. Auf der anderen Seite der Tür verhielt sich der Leibwächter so unprofessionell, wie er es erwartet hatte. Er traute seinen Ohren nicht. Die Stimmen verstummten. Denn hörte er wie der Bodyguard auf der anderen Seite ebenfalls sein Ohr an die Tür legte. Eine Sekunde nahm der Mann sich Zeit die Pistole auszurichten, dann drückte er ab. Die Kugel fuhr durch das Holz, trat bei der einen Schläfe des Bodyguards ein und bei der anderen wieder aus. Sofort trat er die Tür ein. Drei Männer saßen in einer Runde am Tisch, völlig überrascht von den Ereignissen. Die zwei am Rand des Tisches warn tot bevor sie den Mund aufmachen konnten und der Bodyguard auf dem Boden zum Liegen kam. Der Mann ging gelassen aber mit erhobener Waffe auf den Dritten Japaner zu. „Ich bringe Grüße von Mister Cicio. In unserem Revier werden keine Drogen vertickt. Nicht von uns und schon gar nicht von Kleinganoven.“ Damit schoss er dem Japaner in den Bauch. Die Kugel ging glatt durch, genau wie gewollt. Der kleine Gauner würde es überleben, denn schon in diesem Moment war Cherry gerade dabei einen Notarzt zu rufen. Aber es würde ihm eine Lehre sein. Der Mann wandte sich um und verließ die Bar. Ein weiterer Job erledigt. Draußen wartete Carlo in einem Sportwagen mit laufendem Motor. Der Mann steig ein, nahm die Sonnenbrille ab und zog die Handschuhe aus. „Ah, Michele, wieder Nachtschicht, habe ich recht?“ fragte Carlo mit einer etwas öligen Stimme. „Voll und ganz, es ist alles wie immer.“ „Und nun? Der Abend ist jung. Wir werden nicht mehr gebraucht heute, capisce?“ Carlo stieß während er losfuhr mit dem Ellenbogen leicht nach seinem Beifahrer, bis dieser erwiderte: „Nein, heute nichts mehr. Fahr mich nach Hause. Ich werde mich hinlegen.“ „Ah, ich verstehe... Schade, aber muss wohl sein, eh? Hehe... Ah, ich hab da noch eine Frage.“ „Stell sie.“ „Ist der Fleck da auf dem Anzug Blut? Das Beschmieren meiner Anzüge kostet extra.“ „Gentlemen, Michele hat uns mit dem letzten Job Luft verschafft, aber es steht wieder was Neues an.“ Begann Paul die Runde. Don Cicio hob leicht die Hand, ein Zeichen, dass er weitersprechen wollte. Der Don war schon alt. Paul war zwar sein Sohn, aber ihm lag nichts daran, die Geschäfte zu übernehmen, solange sein Vater noch dazu fähig war. Paul fehlte wohl der Ehrgeiz, der in dieser Art von Business nötig war. Offiziell hieß das Unternehmen „Cicio Import Export“, doch unter diesem Namen versteckte sich nicht etwa eine einzige Firma, ganz im Gegenteil. Die Familie Cicio besaß mehrere Bars in der Stadt, zwei Kinos, hatte Anteile an einem Theater und einer Privatschule, unter dem Namen verbargen sich so viele Geschäfte, dass niemand außer Cicios Buchhalter alle aufzählen konnte. Das allerdings war Cicios jüngster Sohn Antonio. Einen kleinen Teil seines Geldes jedoch verdiente sich Cicio mit Hilfe der Familie. Unwissende nannten es Mafia, aber das war ein furchtbares Wort. Die Cosa Nostra ist nicht wie die Japaner oder die Russen. Michele wusste genau, wer sich an die Omerta hielt stand auf der festen Seite. Keine Geldsorgen, keine Probleme. Gut, hin und wieder erforderten die Situationen es, dass man sein Gewissen etwas dehnte, aber das war eher selten. Die meiste Zeit lief alles glatt, was vor allem an den ungeschriebenen Gesetzen lag, eben der Omerta. Schwierig wurde es, wenn jemand aus der Familie die Regeln brach. Verrat war gar nicht mal das Schlimmste, das Schlimmste waren Drogen. Wenn jemand wegen Drogen Ärger mit seiner Familie bekam, dann hatte er die Wahl’: Gestehen und sich von der Polizei einsperren lassen, oder steif bleiben und von seinen eigenen Leuten umgelegt werden. Natürlich musste er dafür bestraft werden, aber schließlich konnte Cicio niemanden ins Gefängnis stecken oder Bußgelder verlangen. Das unterschied die Cosa Nostra von den anderen Organisationen. Es war ihr Verhalten in eben diesem Punkt. Drogen bringen viel Geld, aber noch viel mehr Elend. Deshalb war Cicio in diesem Punkt unerbittlich. Es war eigentlich sehr ungewöhnlich, aber bei Drogenproblemen verlangte er sogar von ihnen, dass sie die Sache persönlich in die Hand nahmen. Ein Capo wurde mit der Sache beauftragt. Der nahm sich eine Hand voll seiner Leute und bereinigte das Ganze meistens wirklich persönlich. Kein Aufheben, kein Drama. Im Moment war es zwar nicht so eine Situation, aber zumindest eine Ähnliche... „Jungs, Michele hat den Japanern eine Lehre erteilt.“ Er deutete leicht auf ihn und die anderen am Tisch nickten zustimmend, halb bewundernd, halb geistesabwesend „ Aber nun stehen wir vor einem andern Problem. Ich fürchte wir haben einen Fehler gemacht. Die Tochter von diesem Bastardo von Barmann will aussagen. Natürlich würde das in einschlägigen Kreisen sofort den Verdacht auf uns lenken...“ Cicio lehnte sich zurück und atmete einige Male durch. Er legte Paul die Hand auf die Schulter. Dieser übernahm nun das Wort: „Was mein Vater sagen will ist, dass wir sie zum Schweigen bringen müssen. Die Sache wird verkompliziert, da sie von den Japanern geschützt wird. Die sind sehr scharf darauf, dass wir Ärger bekommen. Zwar haben sie ihren Drogenhandel eingestellt, aber einige ihrer Nutten lungern schon in unserem Revier herum. Das Mädchen muss weg. Und das ist unser nächstes Problem. Wir könnten sie zwar einfach umlegen, aber das kommt bei einer 15 jährigen nicht gut. Anfangs war unser Gedanke, sie in bezahlten Urlaub zu schicken, aber auch das wird wohl unmöglich sein. Tja, so oder so, wir haben leider keine Wahl. Wir werden ihr das genau so erklären, hoffen darauf, dass sie alt genug ist es zu verstehen und hören auf ihre Antwort. Verspricht sie zu schweigen gibt es natürlich eine Belohnung, tut sie es nicht werden wir leider Gewalt anwenden müssen. Trotz allem, es gibt keine Toten, capisce? Keine Toten. Wir müssen ihr nur zeigen, dass wir es ernst meinen und dass wir sehr großzügig sein können.“ Kapitel 4 „Et toi, petit garcon, du nimmst natürlisch wieder das Baby, eh? Mit Laserpointer, comme toujours.“ Jean-Paul legte eine Spezialanfertigung auf den Tisch. „Non, aujourd’hui je prends un autre chose. Ich dachte an eine UZI, Pauli.“ “Ah, schon gut, isch glaub dir ja, dass du Französisch kannst, Migg.“ „Schön zu hören.“ „Wie isch sehe hast du disch neu eingekleidet? Sehr gut...das wird heute nischt leischt.“ Jean-Paul hatte das „h“ schon sehr gut drauf, aber ein „ch“ machte ihn nach wie vor verrückt. „Das kann ich mir denken. Der Don will keine Toten, aber es wird Tote geben, ich spür das in meinem Blut.“ Meinte Michele leichthin. „Blut, ah? Natürlisch.“ Jean-Paul sah ihn schief an. Michele wurde erst jetzt bewusst, was er gerade gesagt hatte und er lief leicht rot an. „Na ja, es stimmt schon. Ich spüre das, weißt du. Meine Adern brennen dann so, als hätte mein Blut um einige Grad zugelegt. An guten Tagen kann ich dir mit diesem Gefühl sogar sagen, wen es erwischt.“ „Bah, isch glaube dir nischt du Traumtänzer. Pass auf, isch soll dir die Sache noch mal nahe legen. Also, du gehst rein und achtest auf Wachen, Bodyguards und Spitzel, du hast also gar nischts zu tun. Nur dastehen und warten, mehr nischt. Du brauschst keine Waffe und musst disch nicht bemühen, also wird es ausch keine Toten geben. So einfasch ist das. Cherry kommt dann mit zwei Mann und geht bis zu dem Zimmer, das sisch angeblisch im vierten Stock befindet. Du bist dann schon wieder draußen. Wie du siehst, der Plan ist narrensischer. Paul hat ihn sisch ausgedascht.“ „Capo Paul macht sich die Mühe das auszudenken? Das muss das wirklich sehr wichtig sein.“ „Natürlisch! Die Japaner sind kein Problem für die Familie, aber die Polizei kann uns das Genick breschen. Wenn wir beide gegen uns haben ist es sowieso schon vorbei.“ Michele ging etwas nervös in der kleinen Kammer auf und ab. „Na aber trotzdem, wir werden doch kein Problem damit haben ein Mädchen zu überzeugen.“ „Oder au nischt.“ Gehetzt sah Jean-Paul sich um. Sein Dialekt brach immer mehr durch, das bedeutete er war aufgeregt, „’Ör zu. Isch erwarte was ganz großes. Paul nimmt nur unsere besten Leute für den Job. Du bist dabei, das sollte schon genug sein, weißt du. Aber da sind Cherry und Jade, die neben dir die Besten sind. Und gerade die sind au dabei. Mascht disch das nischt stutzisch?“ „Nein. In den 11 Jahren hab ich eines gelernt: Niemals nachdenken. Man tut was der Don sagt und alles ist in Ordnung. Aber sobald man darüber nachdenkt stellt man den Befehl in Frage.“ Michele wartete nicht auf Jean-Pauls Antwort, sondern nahm die Spezialanfertigung vom Tisch. Es war eine umgebaute FiveseveN. Jean-Paul hatte ihr ein etwas größeres Kaliber verpasst und den Lauf so gearbeitet, dass sie leiser war. „Jetzt gibst du mir noch fünf Magazine dafür, dann kanns losgehen.“ Jean-Paul legte die Munition der Reihe nach und mit einigem Zögern auch noch auf den Tisch. „Isch hoffe du rischtest kein Massaker an, sonst nimmt diese Geschischte ein böses Ende.“ „Geschichte ist nichts weiter als eine Lüge über die sich alle einig sind.“ Meinte Michele kühl. „Napoleon.“ Entgegnete Jean-Paul sofort. „Oui.“ Michele lächelte. Das Handy klingelte. Michele holte es heraus und nahm den Anruf an. „Aye.“ „Es geht los. Geh zur Tür rein, links ins Foyer.“ „Aye aye.“ Schon war das Gespräch beendet. Michele setzte sich in Bewegung. Unterwegs prüfte er den Sitz seiner Schuhe. Leicht locker, aber nicht schlüpfrig. Die Hose lag eng an, das Leder war geschmeidig und gab kein Geräusch von sich. Das graue Hemd schlabberte leicht während die Jeansjacke, trotz der Pistole darunter perfekt passte. Vor der Tür des Hotels blieb er noch einmal stehen und wählte auf dem Handy Jades Nummer. „Abend Mieze.“ Begrüßte er sie. „Miaou Tiger. Bist du auf deinem Platz?“ „Noch nicht. Gib mir noch eine Minute.“ Sagte Michele leise und vergewisserte sich, dass die Pistole, die bloß unter seinem Gürtel steckte, durchgeladen war. „Und bitte Tiger, pass auf wo deine Kugeln fliegen, ich kenne ihre Wirkung.“ „Ich würde dir doch niemals weh tun, Süße.“ „So leicht bist du zu haben? Eine heiße Nacht und du verlierst deinen Verstand.“ „Ah, Frauen und ihre Arbeitsauffassung. Dabei müsstest du doch genau wissen, dass ich meinen Freunden niemals weh tue.“ „So lange, bis Cicio es befielt.“ In der Zwischenzeit war Michele im Foyer angelangt. „Ich hab’s.“ Sagte er leise in sein Handy, „Wird mein Kätzchen heute ihre Krallen zeigen?“ „Wenn’s nicht nötig wird dann nicht. Ich hab’s jetzt auch. Cherry wartet mit dem Wagen und Capo Paul auf uns. Ich mache den Job und gehe mit dir raus. Du bist eigentlich unnötig, Süßer.“ flötete Jade und legte auf. Michele ließ sich langsam in einen Sessel sinken. Die Pistole zwickte. „Ah, ich muss aufpassen mit wem ich in Zukunft schlafe.“ Murmelte er vor sich hin. Er setzte sich etwas bequemer hin und ließ die Blicke schweifen. Das Foyer war vollkommen leer. Und genau in diesem Moment erklangen die Schritte. Schwere Stiefel auf teppichgedeckten Marmor und dazwischen ein leises Pfeifen. Da pfiff jemand im Takt von „She Is My Sin“ von Nightwish. „Entschuldige, darf ich mich zu dir setzen?“ fragte jemand. Michele kannte diese Stimme. Es war Astarod. Dieser wartete gar nicht erst eine Antwort ab sondern ließ sich sofort gegenüber von Michele nieder. Michele erinnerte sich noch gut an Astarods Aussehen. Nichts hatte sich verändert. Astarod hatte keine Falte dazubekommen. Er war kein bisschen gealtert. Nur die Ketten an Astarods Kleidung waren weniger geworden. Astarods nahm gemächlich die Sonnenbrille von den Augen und schaltete den Player aus. „Ah, du wirfst ihn nicht mehr durch die Gegend.“ Sagte Michele spontan. „Wie ich sehe hast du mich nicht vergessen. Mehr noch, du bist meinem Rat gefolgt. Ich wusste ja, du bist etwas Besonderes. Ach ja...“ Astarod machte es sich in dem Sessel so richtig bequem und zündete sich eine Zigarette an. „Du rauchst?“ fragte Michele. „Nein.“ Antwortete Astarod ernsthaft und warf die Beine auf ein kleines Tischchen. „Ja, das sieht man.“ „Oh das, nun, dieser Körper raucht, ich nicht.“ „Bitte was? Körper?“ „Ach, das verstehst du auch noch. Nun...wir müssen reden.“ „Reden...“ „In der Tat. Ah, erst konnte ich es gar nicht glauben. Ich hätte mir nicht mal träumen lassen, dass du wirklich deine Heimat verlassen würdest.“ „Ja, mit meinen Freunden und meiner Familie.“ Meinte Michele ironisch. „Ach, so kann man das nicht sehen, weißt du. Familie bleibt Familie und so weiter und so weiter. Tjaja nun, deshalb bin ich hier. Mein Herr möchte dich sehen.“ „Dein Herr?“ fragte Michele vorsichtig, da er sich nicht vorstellen konnte, dass eine imposante Gestalt wie Astarod ein Diener war. „Allerdings. Und du willst natürlich wissen wer es ist.“ Lockte Astarod mit einem Lächeln und zog gemächlich an seiner Kippe. „Natürlich nicht! Ich arbeite.“ Entgegnete Michele etwas gereizt. Es behagte ihm nicht mit jemanden zu reden, der das Gespräch allein durch seine Anwesenheit völlig dominierte, aber genau so verlief das Gespräch mit Astarod. Dieser schwang die Beine blitzschnell unter das Tischchen und beugte sich bis auf wenige Zentimeter zu Michele vor. „Glaubst du an Gott, Mike?“ „Nein.“ „Dann liegst du falsch. Gott ist existent. Wenn auch anders als ihr glaubt. Gott hat das alles geschaffen. Den Planeten, die Menschheit, dich, mich. Alles hier...“ seine Hände schweiften in einem gewagten Bogen umher und er lehnte sich wieder gemütlich zurück, „Aber es kümmert ihn nicht. Gott ist ein Voyeur. Er sitzt in seinem Reich und beobachtet euch Menschen in eurem sinnlosen Kreislauf. Er wartet und prüft euren Glauben, doch er mischt sich nie offen ein. Ganz anders als mein Herr.“ Michele ahnte die Richtung, die Astarod einschlagen wollte. „Willst du sagen, dass du für den Teufel arbeitest?“ fragte er ungläubig. „Ah, ein Kenner.“ Sagte Astarod spöttisch, „Nun, Teufel ist möglicherweise etwas verfänglich. Reden wir doch lieber von Luzifer.“ Michele brach in entgeistertes Lachen aus. „Du bist verrückt, völlig verrückt.“ Auf Astarods Gesicht trat ein Lächeln. Eines, das einem das Blut gefrieren lassen konnte. „Und du, du bist in meiner Hand, Junge, also reize mich nicht.“ „Ich? In deiner Hand?“ „Allerdings. Es ist das erste Mal, dass du so unvorsichtig bist. Irgendwie enttäuschst du mich damit sogar.“ Ein gespielter Seufzer entrang sich seiner Kehle. Michele sah sich um. Wieder dachte er sich, das Foyer wäre viel zu leer, aber erst jetzt erkannte er, dass er recht hatte. Es wäre vielleicht noch normal gewesen, wenn niemand im Foyer säße, aber hinter der Rezeption war nicht mal ein Portier. Außerdem war der Computer dahinter abgeschaltet. „Ah, und langsam bricht dein berechnendes Wesen durch, nicht wahr.“ Michele sprang aus dem Sessel. Bevor er selbst wusste was er tat, hatte er die Pistole in der Hand und richtete sie auf Astarod. „Und du wirst mir jetzt sagen, was hier gespielt wird, verfluchte Hölle! Steh auf!“ „Droh mir nicht.“ Meinte Astarod kalt und erhob sich mit versteinertem Gesicht. „Und ob ich dir drohe! Was wird hier gespielt, verdammt!“ rief Michele zornig, doch bevor er eine Antwort erhielt hatte Astarod die Zigarette gehoben und sie Michele entgegen geworfen. Kurz bevor sie Micheles Gesicht traf verwandelte sie sich in eine gewaltige Stichflamme. Michele warf sich zurück und rollte quer über den Teppich. Die Flamme war ihm wie ein glühendes Eisen über das Gesicht gefahren, es aber trotzdem nicht verbrannt. Die Pistole flog in hohem Bogen davon. „Nun, sieh das Ganze als Test, Mike. Wenn du dich gut machst wirst du Dinge sehen, die du nie zu träumen wagtest. Du wirst Dinge erleben, die du nie zu träumen wagtest. Die hier wirst du brauchen.“ Mit dem Fuß schob er Michele die Pistole zu. „Was zur Hölle?“ rief Michele und stand vorsichtig wieder auf. „Ja, Hölle ist ganz passend.“ Meinte Astarod und setzte sich wieder in einen Sessel, „Ich sehe schon, du bist neugierig. Ihr Menschen ähnelt euch in einem Belang alle: Ihr wollt unbedingt wissen, warum ihr Dinge tut. Ihr könnt nicht damit leben, dass ihr sie einfach macht, ihr müsst immer wissen wofür, warum, wie, wann, wie lange, wo... Dabei klärt sich doch das meiste von selbst.“ „Ich glaub du hast ein Rad ab.“ Michele begann damit sein Gesicht abzutasten. „Tjaja.“ Lachte Astarod, „Damit bekommst du so bald keine mehr ab. Ach, nein, Scherz, ich weiß schon wie ich meine Kräfte einsetzen muss. Auch wenn sie in diesem Körper unglaublich gering sind.“ Fügte er düster hinzu. „Gering.“ Michele war mittlerweile etwas verwirrt. „Aber wo wir grade bei Frauen sind, wusstest du, dass ich dich schon seit elf Jahren beobachte?“ „Du beobachtest mich?“ Jetzt war Michele endgültig verwirrt. „Ja. In elf Jahren vier Frauen, die etwas weiter oben mit dabei. Du lebst enthaltsam, Kleiner. Oder du lebst ganz für deinen Job. Interessant ist, dass du in den ersten drei Jahren zwei hattest und in den restlichen acht wieder nur zwei. Als du in diesem Land ankamst mit nichts weiter als bisschen von diesem Geld.“ Astarod winkte leicht mit der Hand und hielt für wenige Sekunden fünf Hundert Dollar Scheine darin, die aber sofort verschwanden als er die Hand wieder sinken ließ, „Ähm...“ antwortete Michele. „Ah, die Geschichte mit der Einen, ich glaub sie war blond, nicht wahr? Ja, ich entsinne mich. Du hast sie in der Bar aufgeklaubt. Oh, und Barbesuche wurden bei dir auch immer weniger. In den ersten beiden Jahren Jahr noch 107, dann nur noch 153 auf neun Jahre. Die Genusssucht wurde ständig weniger. Sehr traurig mit anzusehen, weißt du. Du tatest mit irgendwie leid. Hätte denn hin und wieder etwas Spaß so sehr geschadet.“ „Man kann sich dann nicht konzentrieren.“ „Ahhhhh, sooooooooo... Natürlich, das stimmt.“ meinte Astarod gedankenverloren. „Du scheinst ja ein gaaaaanz toller Kerl mit den Frauen zu sein.“ Sagte Michele langsam etwas streitlustig werden. „Naja, sagen wir so, wo ich herkomme ist es meistens sehr sehr langweilig und es gibt so gut wie nichts zu tun, aber irgendwas muss man tun, nicht wahr. Also gibt es nur wenig Möglichkeiten. Man beschäftigt sich mit sich selbst: Man denkt nach, man trainiert, man philosophiert oder man wird wahnsinnig. Die zweite Option ist: Man beschäftigt sich untereinander. Und auch da gibt es nur sehr sehr wenig Möglichkeiten. Eine davon ist Sex. Hast du schon mal was von den Todsünden gehört? Eine davon ist Wollust.“ „Wie viele waren das gleich noch mal?“ fragte Michele, der von der Absurdität dieser Szene beeindruckt war. „Sieben....Ich sehe schon, ich muss dir noch einiges beibringen: Hoffart, Geiz, Unkeuschheit, Zorn, Unmäßigkeit, Neid und Trägheit, das sind die sieben Todsünden. In die heutige Zeit versetzt finde ich allerdings Zorn, Neid, Habsucht, Hochmut, Wollust, Völlerei und Trägheit besser.“ Begann Astarod zu philosophieren „Und das sagt mir jemand, der Nightwish hört.“ Meinte Michele lakonisch. „Ich geb dir gleich so ein Ding aufs Maul, Menschenwesen. Wofür haltest du dich? Wofür haltet sich eure ganze verfluchte Rasse? Ihr seid nichts als Tiere, so wie jedes andere Lebewesen auf diesem Planeten auch nur ein Tier ist. Ihr seid hier nur geduldet. Die Natur duldet euch in einem wackligen Gleichgewicht und doch führt ihr euch auf als wärt ihr die Herrscher über sie. Ihr schlägt ihr Wunden wo immer es geht, ihr vernichtet den Boden, auf dem ihr und eure Kinder gehen müsst, ihr verpestet die Luft, die ihr und eure Kinder atmen müsst und ihr vergiftet das Wasser, das ihr und eure Kinder trinken müsst. Soll ich weitermachen, Menschlein? Soll ich dir weiterhin die Geschichte deiner Rasse erzählen? Das wirklich Ironische an der ganzen Sache ist doch, dass ihr das alles unter bestem Blick der Konkurrenz macht. Gott hat diesen Planeten geschaffen, das ist richtig, doch es war Zufall, dass ihr und all das Leben hier entstandet. Gott kümmert sich nicht um euch, er sitzt in seinem kleinen Gemüsegarten und freut sich am Gesang seiner Engel. Und ihr? Ihr haltet euch für Gottes eigene Schöpfung. NACH SEINEM ABBILD GEFORMT! Verrecken sollt ihr in eurem eigenen Blut, ihr größenwahnsinnige Laune der Natur. Denkst du wirklich Gott steht über dir und wacht über deine Schritte? Oh nein, du interessierst ihn nicht. Es ist egal wie du dich hier benimmst, denn Himmel und Hölle sind zwar existent, doch sie sind nicht für euch gedacht. Gott hat euch allein gelassen. Nimmt man die Sachen genau war er nie bei euch. Nur einige von seinen Dienern wohl gestreute Gerüchte haben euch überhaupt wissen lassen, dass es ihn überhaupt gibt. Und du denkst es läge ihm etwas an euch. Pah...! Passiert etwas Tolles preist ihr den Herrn, passiert etwas Furchtbares sind seine Wege unergründlich. Wirklich sehr gerecht. Aber nun sage ich dir etwas: Du bist einer der ganz wenigen Menschen, die die Chance bekommen das System zu durchschauen. Gib mir deine Hand und ich nehme dich mit zu meinem Herrn, wo du nicht nur deinem vorbestimmten Schicksal entgehen kannst, nämlich dem Tod ohne Hoffnung auf Erlösung und Vergebung, denn das gibt es nicht. Reich mir die Hand und ich zeige dir wie es wirklich steht. Siehst du diesen Körper? Es ist nicht meiner, denn in dieser Welt kann ich nur existieren, wenn ich einen der euren unterwerfe, doch allein die Anwesenheit meines Geistes hat ihn unbeschreiblich schön werden lassen. Du glaubst es nicht? Wenn ich möchte müsstest du dich von mir geblendet auf dem Boden herumrollen. Mein Geist hat diesen Körper mächtiger werden lassen, zwar nicht so wie meinen Wahren, doch hinreichend. Du glaubst mir wieder nicht? Wenn ich wollte wäre es eine Kleinigkeit dieses Hotel mit einem Schlag in seinen Grundfesten zu erschüttern, doch es wäre ebenso gering es nach seinen Zusammenfall wieder aufzubauen. Du siehst, dir stünde ein grandioser Pfad offen, alles was du tun müsstest, wäre meine Hand zu nehmen. Astarod streckte Michele die Hand entgegen und plötzlich schien es als würde die Welt um beide herum im Nichts versinken. Von einer Sekunde auf die andere gab es das Hotel nicht mehr. Es gab keine Erde mehr und keine Menschheit, es gab nur noch Astarod und Michele. Und ganz wie Astarod sagte machte er eine Veränderung durch. Aus den Tiefen seiner mit blitzenden Ketten besetzten Kleider wehte ein Wind hervor und machte im aufkommenden Nichts um sie herum ganz klar das Bild zweier gewaltiger schwarzer eisenbeschlagener Flügel deutlich. „Reich mir deine Hand, Mike. Verschreibe dich der Seite, die sich für die Menschen interessiert.“ Flüsterte Astarod und fast wäre Mike versucht gewesen ihm zu folgen. Aber da fiel der Schuss. Irgendwo in den oberen Stockwerken fiel erst einer, dann eine ganze Schussfolge, die ebenso abrupt endete, wie sie aufgekommen war. „Jade.“ War das Einzige, das Michele dazu einfiel. Kaum hatte das Wort seinen Mund verlassen kehrte die Realität mit der Wucht eines Hammerschlages zurück. Astarod sank schwankend zu Boden als hätte er all seine Kraft aufgebraucht. „Mike! Geh nicht dort hinauf. Du findest nichts dort oben, nur den Tod!“ Doch Michele hörte schon nicht mehr. Für den Moment dachte er, der Weg sei frei, doch kaum wähnte er sich weit genug von Astarod weg, da traf ihn ein harter Schlag zwischen den Schultern. „Du gehst hier nicht weg!“ fauchte Astarod mit einer schreckenden Kälte in der Stimme und vor Wut verzerrtem Gesicht, „Ich bin nicht dein Schutzengel, ich bin überhaupt kein Engel! Ich sagte dort oben ist der Tod und es ist so. Wenn du dort hin gehst bist du verloren. Ich könnte dich ja nicht mal beschützen in diesem schwächlichen Menschenkörper.“ „Was auch immer mit Jade passiert ist, ich muss nachsehen.“ Rief Michele mit aller Kraft, doch Astarod hielt ihn fest. „DIE FRAU IST TOT, JUNGE! Sieh es ein. Du kannst nichts tun.“ „Halts Maul!“ Michele hatte sich wieder losgerissen und aufgerappelt. „Kleiner, wenn dir etwas zustößt müssen wir wieder Jahrhunderte warten.“ Schrie Astarod gequält. „Von mir aus könnt ihr versauern, wer auch immer ihr seid!“ schrie Michele zurück und lief so schnell es ging durch das Foyer zur Treppe nach oben. Astarod sah ihm eine Sekunde nach, dann ließ er alle Vorsicht fahren und zog ein Handy aus der Tasche. Er überlegte noch eine kostbare Sekunde, dann steckte er es wieder weg. Er spürte, dass ihre Anwesenheit in dieser Welt bereits bemerkt worden war. Er musste jetzt schnell handeln. Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Rikku am 31.Mai.2005, 16:11:41 Sehr schönweiter so (dieser beitrag ist eine ausnahme) ich kann eigentlich nur deises sagen:
"Hebe dich deshalb hinweg, sprach Thudun, [ich] habe deine Schwäche kennengelernt, weiß, daß du ein Feind aller Zucht bist, gerne den Herrn spielst hinter dem Rücken, nur Dieben und Ehebrechern schmeichelst, von Guten die Erbschaft der Seligkeit zu entreißen. Doch die Erbarmung hat keine Grenzen und die Sanftmut reicht dem Verirrten die Hand." (Text by teuflischer Engel) Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 01.Juni.2005, 19:53:16 Kapitel 5
Michele hatte die Pistole fest in der Hand. Da war ein Gefühl in ihm, das hatte er schon fast vergessen. Spannung. Auch an die Spannung kann man sich gewöhnen. Jetzt war sie wieder da. Es gibt Situationen, die überraschen Einen trotz aller Übung. Vorsichtig versuchte er alle Türen rechts und links des Ganges im Auge zu behalten, wusste aber selber: für einen plötzlich auftauchenden Schützen wäre er das Beste Ziel. Als er schon beinahe eine Viertelstunde hinter sich gebracht hatte, fand er Jade endlich wieder. Sie lag erschossen gegen die Wand gelehnt in ihrem Blut und hatte noch ihre MicroUZI in der Hand. Seltsam, Michele spürte nichts. Auch beim Anblick des Polizisten, der wenige Meter neben Jade lag spürte er nichts. „Nun, es ist wie ich sagte.“ Tönte Astarods klangvolle Stimme hinter Michele. „Du wusstest das, nicht war?“ er drehte sich zu Astarod. „Schon. Jetzt, wo sowieso alles vorbei ist kann ich die Sache ja hochgehen lassen. Ich war es, der dir deine Jungend zur Hölle gemacht hat. Die Leute gegen dich zu bringen ist nicht schwer, ihr Menschen seid so furchtbar leicht zu leiten. Ich war es, der deine Eltern ein kleines bisschen ins Ohr geredet habe. Das war schon schwerer, weißt du. Sie hatten dich gern.“ Astarod lächelte herzlos, „Aber das Schwierigste warst du selbst. Als ich dir zum ersten Mal gegenüber trat, da war ich mir fast sicher, dass du nicht auf mich hören würdest. Ich hab mich geirrt. Ist mir noch nie passiert, glaube ich....oder vielleicht doch. Aber egal, du bist nicht auf mein großzügiges Angebot nicht eingegangen. Wenn du eingeschlagen hättest, dann wärst du zu eine Sluag geworden, einer der Verdammten. Immerhin besser als der Tod. So hast du gewählt. Du hast den Tod gewählt. Leider muss ich meinen Auftrag beenden. Ich muss wissen, ob du der Wächter bist.“ „Der Wächter...?“ fragte Michele um Zeit zu gewinnen und Astarod in Sicherheit zu wiegen. Zweifellos war dieses...Wesen verrückt. Michele war sich inzwischen sicher, dass er es nicht mit einem Menschen zu tun hatte. „Kann es sein, dass du eine merkwürdige Einstellung von Menschlichkeit hast, Astarod?“ „Menschlichkeit? Mir kommt das Würgen wenn ich das höre.“ Astarod machte eine wegwerfende Handbewegung. „Du machst es dir leicht, weißt du? Alle sind schlecht und nur du bist gut.“ Sagte Michele lauernd. „Gut oder Böse hängen immer vom Blickwinkel des Betrachters ab. Der Zweck heiligt die Mittel, weißt du. Ich bin was ich bin. Nicht mehr, nicht weniger. Möglich, dass ich kalt und herzlos bin, aber selbst wenn das so ist, es wäre nicht dein Problem.“ Astarod ging langsam auf Michele zu. Wieder schien Etwas aus ihm heraus zu gleiten und ihn einzuhüllen. Michele wich Schritt für Schritt zurück und hob die Pistole. „Verschwinde. Ich habe keine Ahnung was du bist, aber das hier kann dich bestimmt töten.“ Rief er. „Bestimmt.“ Antwortete Astarod, dann sprang er ab. Er war nicht sein Körper, der sich durch die Luft bewegte, es war...Etwas. Und es schoss auf Michele zu, traf ihn an der Brust und jagte kalte Schauer durch seine Adern. ES jagte durch seinen Kopf und machte platt was auch immer im Weg stand. Micheles Geist wurde zur Seite gefegte und verlor sich irgendwo im Nichts. Michele war verschwunden. ES zog sich wieder zurück, ließ die leere Hülle zusammensacken und verschwand wieder in seinem vorherigen Körper. Astarod zündete sich eine weitere Zigarette an. „Bah... Was für ein Idiot.“ Er zog den Rauch einmal tief in die Lunge. Er konnte spüren wie sich der Teer festsetzte. Was die Menschen sich für Idiotien einfallen ließen. Das hatte man ja grade an diesem Mike gesehen. Zigaretten...ekelhaft. Dafür zahlen sich selbst umzubringen. Astarod spürte schon wie der von ihm besessene Körper regelrecht zerfiel. War wohl Zeit für einen Wechsel. Aber er war sehr wählerisch. Eigentlich waren sie das alle, abgesehen von Belial. Die nahm auch gerne weniger schöne Frauen in Besitz. Astarod war wählerisch. Er kam so selten hier in die Welt, da musste er sich etwas Spaß gönnen. Mit der Fußspitze stieß er Micheles Leiche an und murmelte: „War nett mit dir gespielt zu haben, aber ich verliere niemals.“ Gemütlichen Schrittes ging er zurück ins Foyer. Für die fünfzig Schritte vom Ausgang des Hotels durch die Polizeisperren verschwand er wie durch Zauberei einfach. Nur sein Schatten bewegte sich an der Wand entlang, doch seltsamerweise war es nicht der Schatten eines Menschen, wie die gewaltigen Flügel deutlich zeigten. Etwa einen Kilometer entfernt fand er Balbero wieder. Sie lehnte laut stöhnend an einer Wand und ließ sich von einem Mann durchvögeln. Er schlich sich leise wie ein Raubtier an bis er genau hinter dem sehr beschäftigten Paar stand. Die Hosen des Mannes lagen auf dem Boden. Astarod holte tief Luft und rief: „Ahaaaaaaa! Kaum bin ich arbeiten betrügst du mich mit einem Anderen!“ Die Reaktionen der beiden waren teils verwirrend, teils amüsant. Balbero begann einfach nur zu lächeln, während der Mann wie von der Tarantel gestochen herumfuhr, sich umsah, die Hosen aufraffte und halb rennend, halb hüpfend davonlief. Astarod sah ihm nach, dann wandte er sich Balbero zu. „Bei allen Flammen, es ist erschreckend welchen Umgang du pflegst.“ Meinte er lächelnd, kramte nach einer weiteren Zigarette und begann zu fluchen als er keine fand. Balbero grinste immer noch, als sie damit begann zumindest ihre Unterwäsche wieder anzuziehen. „Wie immer hast du dir den schlechtesten Augenblick ausgesucht. Ich war noch nicht fertig.“ „Ja, der Typ ist noch am Leben.“ Murmelte Astarod sarkastisch und fluchte noch mehr, als er entdeckte, dass er kein Kleingeld mehr hatte, „Sag mal, Babs, hast du n paar Dollar?“ „Nein, und selbst wenn ich sie hätte würde ich sie dir nicht geben. Suchtkerl.“ „Wollust, meine Liebe, Wollust.“ Gähnte Astarod und fragte sich, ob es ungesund wäre sich aus den am Boden verstreuten Kippen eine neue zu bauen, „Und du lässt dich tieferlegen ohne Kohle dafür zu nehmen? Spinnst ja total.“ Balbero legte die Arme um Astarod und drückte sich fest an ihn. „Kannst mich ja eines Besseren belehren, Herzblatt.“ Säuselte sie. Astarod wich etwas erschrocken zurück. Er wusste genau zu was Balbero fähig war. Einiges hatte er selbst gesehen, anderes hatte er selbst durchgemacht: „Moment mal, so viel ich weiß hast du noch vor wenigen Jahren versucht mir eine Tattoo in die Brust zu ritzen. Oder hab ich das etwa falsch verstanden.“ Balbero löste sich wieder etwas. Vermutlich drückte das Latextop zu sehr. „Ich konnte doch nicht zulassen, dass du nach mir noch Eine bekommen würdest.“ Sagte sie weinerlich und bekam große Augen. „Verstehe. Und was wäre aus dem Typen geworden, hätte er sich nicht so schnell verabschiedet?“ fragte Astarod lauernd. „Nein, den hätte ich umgebracht, weil er so schlecht war.“ Ein befreites Lächeln huschte über ihre Züge. Astarod schlug sich die Hand ins Gesicht und überlegte, wieso ausgerechnet die schönsten Frauen immer entweder strohdumm oder völlig psychopathisch sein mussten. Balbero sah ihn derweil ungeduldig an und fragte schließlich: „Wieder kein Erfolg? War es wieder ein Fehlschlag? Wieder zwanzig Jahre für nichts?“ Astarod ließ die Hand resignierend sinken. „Ja. Alastor war sich so sicher, aber er war es nicht. Ich habe sogar seinen Körper in Besitz genommen um es wirklich nachzuprüfen.“ „Und...kein Zweifel? Verflucht, Lu wird toben.“ Balbero schauderte es. Sie konnten zwar beide nichts dafür denn es war Alastor, der ihnen falsche Informationen gegeben hatte, aber ab einer gewissen Grenze an schlechten Nachrichten machte Luzifer da manchmal keinen Unterschied mehr. Vielleicht höchstens noch in der Wahl der Bestrafung, aber sonst nicht. Balbero fragte sich was aus Alastor werden würde. Sie lehnte sich gegen die Wand. „Also wieder zurück?“ fragte sie. „Nein, noch nicht.“ Entgegnete Astarod entschieden, „Noch lange nicht. Wir haben die Chance bekommen uns hier zu amüsieren, weißt du. Zwanzig Jahre waren wir jetzt hier und das für Nichts, aber trotzdem war es auf jeden Fall besser als zwanzig Jahre in der Hölle. Suchen wir uns einen Club und setzen uns rein. Ich hab Lust auf eine Nacht mit Alkohol, Drogen und irgendwelchen Huren. Liegt vermutlich an der Lust, diesen Körper vor unserer Rückkehr nach Hause noch so richtig fertig zu machen.“ „Ah, ich liebe dich, Süßer.“ Rief Balbero und sprang wie verrückt herum. „Das ist unsere letzte Nacht, die verbringt jeder so wie er will, okay?“ Astarod sah Balbero scharf an. Er wusste ganz genau was sie die Nacht über machen würde, da sie es in den letzten zwanzig Jahren nahezu jede zweite Nacht auch getan hatte. Rechnete man so zählte man die „Ausritte“, die sie am Tag getätigt hatte noch gar nicht mit. Und wenn man es genau nahm war es auch ein Riesenspaß mit Balbero zu schlafen, hätte sie nicht die seltsame und etwas irritierende Angewohnheit gehabt, ihre Liebhaber am nächsten Tag umzubringen, und das meistens auch noch auf sehr langgezogene Art und Weise. Deshalb wollte Astarod jetzt auf Nummer sicher gehen, dass sie nicht am Ende dachte, er wolle etwas von ihr, denn dann läge er schon in der nächsten Sekunde irgendwo mit ihr und hätte am nächsten Tag ein gewaltiges Problem. Einmal hatte er diesen Fehler begannen. Seit damals zog sich eine feine Narbe von der linken Augenbraue herab über die Wange, setzte am Hals ab nur um dann an der Brust wieder neu und tiefer zu beginnen und sich bis zu den kurzen Rippen zu erstrecken. Balberos Peitsche war schnell, manchmal sogar schneller als Astarod, erster Erzdämon Luzifers. Diese Schmach würde er nie vergessen. Von einer Frau so eine Wunde zugefügt zu bekommen, das war schon ein starkes Stück. Natürlich, es ist schon überrumpelnd wenn man am Morgen danach aufwacht und sofort in einen flirrenden schwarzen Blitz sieht, aber einem Erzdämon darf das nicht passieren. Lag womöglich daran, dass Balbero auch eine Erzdämonin war. Wenigstens bestand im Moment nicht die Gefahr ihren Reizen zu erliegen. Das ging wirklich erstaunlich schnell und vor allem Belial hatte schon öfter vermutet, Balbero benütze einen Trick um sich die Männer so unterwürfig zu machen, aber wahrscheinlich lag das einfach daran, dass sie ihr Handwerk verstand. Nun jedoch waren sie auf der Erde. Nach Luzifers Verbannung aus dem Paradies hatte Gott ihm seine ganz außergewöhnlichen (selbst für einen Engel oder Dämon) Kräfte aberkannt und ihn ins Exil geschickt mit allen, die ihm folgen wollten, mussten, sollten. Niemand konnte diese Hölle verlassen. Luzifer hätte sie zu sprengen vermocht, hätte er seine Kräfte gehabt. So aber war es unmöglich. Zumindest für den Körper. Der Geist eines Verbannten konnte sich sehr wohl aus dem Gefängnis erheben, aber um wirklich Einfluss ausüben zu können musste man sich erst einen Menschen Untertan machen. In einem menschlichen Körper jedoch kann sich selbst der mächtigste Dämon nicht über die natürlichen Grenzen erheben und so schloss sich der Teufelskreis wieder. Außerdem gab es noch viele andere Einschränkungen: Der Geist eines Dämons ist, wie der Name schon sagte, dämonisch. Der Körper jedoch, der wahre, angestammte Körper ist der eines Engels. Eines gefallenen Engels zwar, aber das tut ja nichts zur Sache. Jetzt jedoch verband Körper und Geist nur noch eine zerbrechliche Bindung, die durch vielerlei Einflüsse zerstört werden konnte. Gotteshäuser waren tabu. Ein dämonischer Geist kann dort nicht ohne Schutz überstehen, doch menschliche Körper bieten einfach keinen Schutz. Die Bindung löste dann nicht, sie wurde regelrecht zersprengt, was sogar an dem Menschenkörper Spuren hinterließ: Er wurde pulverisiert. Geweihte Gegenstände zu berühren löste die Bindung. Der Mensch kam wieder frei, der dämonische Geist wurde ausgetrieben und musste zurück oder einen neuen Menschen finden. Weihwasser wirkte wie Feuer auf der Haut eines Besessenen, und so weiter. Alles in Allem natürlich nicht optimal wenn man die nahezu grenzenlose Macht eines Engels gewohnt ist. Vor allem Luzifer litt darunter, betrat er in einem seltenen Moment die Erde. Astarod fand es auf jeden Fall besser als das dahinvegetieren in der Hölle. Zumal man sich gar nicht vorstellen kann, wie leicht man Menschen beeinflussen und lenken kann, hat man nur das nötige Geld. Ein, natürlich vollkommen „zufälliger“ (ein bisschen der dämonischen Macht zeigte sich sogar in menschlichen Körpern), hatte ihn mit genug Geld ausgerüstet um Balbero und ihm ein sorgenfreies und vor allem wunderbar luxuriöses Leben zu sichern, das trotzdem nicht zu auffällig war. Die beiden hatten ein schönes Haus in einer schönen Gegend, wo sie sich nur selten aufhielten. Sie hatten einen Sportwagen und ein Motorrad, darauf hatte Astarod bestanden. Ein bisschen Spaß muss sein. Und sie hatten ein 12 m² großes Bett, darauf hatte Balbero bestanden. Ein bisschen Spaß muss sein... Offiziell hießen sie Barbara, daher auch Balberos Spitzname Babs, und Jesse Munray. Ein ganz normales Ehepaar eben. Keiner der Nachbarn hätte vermutet, dass sie neben zwei Dienern Satans lebten, die nur auf der Erde waren damit ihr Herr endlich wieder aus seinem Gefängnis fliehen konnte. Geld regiert die Welt, solange es nicht offen gezahlt wird. Ganz nebenbei erleichterte es die Überwachung von Mike ganz ungemein. Und nun war alles umsonst. Gott hatte nur zu diesem Zweck die Erde geschaffen. Irgendwo, in einem Gegenstand, einem Lebewesen, irgendwo war Luzifers Macht versteckt. Seit fünfundzwanzig Jahren trug irgendein Menschlein diese Macht in sich und wusste gar nichts davon. Wenn Luzifer diesen Menschen fände wäre er frei und mit ihm alle Dämonen und Sluags. Frei, frei zu tun wonach sie schon alle seit Äonen gelüstete. Der Sturz Gottes und des Paradieses und dann die Erschaffung einer neuen Welt mit neuen Regeln und unter Luzifers Führung. Was für eine herrliche Vorstellung. Astarod schloss träumerisch die Augen. Wenn Gottes Diener keinen Widerstand lieferten gäbe es ja nicht mal ein Blutvergießen. Leider stand es geschrieben, dass die Erde der Austragungsort des Krieges zwischen Gut und Böse werden würde, was mit einem ganz großen Blutbad zusammenhing, aber man konnte ja hoffen. Astarod sehnte sich nicht nach Blut. Unter all den Dienern Satans war er derjenige, der sich noch am meisten Vernunft erhalten hatte. Mammon war mit der Zeit überheblich und selbstsicher geworden, hatte aber gleichzeitig an körperlicher Kraft abgenommen. Als ihm das selbst klar wurde begann er mit einem intensiven Studium vieler Wege der Nutzung seiner Macht, die ihm als Engel versagt gewesen waren. So wurde aus dem starken Krieger ein schmächtiger Junge, der aber mit einem Wink der Hand die Zeit beeinflussen konnte, der Tiere und Menschen nicht nur in Besitz nehmen sondern völlig zu willenlosen Sklaven machte und der nicht zuletzt über viele Tierarten gebot. Balbero, ja bei ihr war es am schwersten. Sie war nicht verrückt, ihr war einfach langweilig. Deshalb hatte sie sich das Einzige gesucht, das sie noch umsonst tun konnte: Sex und Töten. Wenigstens ging sie bei ihren Dämonenkameraden nicht so weit sie umzubringen, wie sie es bei ihren menschlichen Liebhabern, an die sie eher selten kam, tat. Wenn es um Bekannte ging gab sie sich normalerweise mit einem Symbol zufrieden. Eine Narbe oder eine Tätowierung im Allgemeinen. Außer man gab eine zu klägliche Gestalt ab. Wenn sie nicht bekam was sie wollte, dann wurde sie zur Furie. Meistens gab es dann Tote und Verstümmelte so weit das Auge blicken konnte. Belial. Belial war genau wie Balbero wunderbar anzusehen, aber auch sie hatte ihr Verständnis für Liebe und Verkehr etwas verdreht. Sie war unsterblich in Luzifer verliebt. Ihr ganzes Dasein schmachtete sie nach ihm und versuchte immer ihn zu bekommen, doch er wollte nichts davon hören. Luzifer war kalt wie ein Stein zu ihr, wie er eigentlich zu allen war. Er behandelte sie nicht besser oder schlechter als alle anderen auch. Und genau das war der Grund für Belials Liebe. Sie selbst hatte einmal gesagt: „Und wahrlich von dem Tag an, da er mich erhört wird jedes Gefühl für ihn vergehen und ich werde den Nächsten beglücken.“ Wie gesagt, die schönsten Frauen sind entweder strohdumm oder total verrückt... Dann war da noch Mephisto. Die Geschichte Mephistos ist eine der Interessanteren. Er ging nicht mit Luzifer in die Verbannung, weil er von ihm überzeugt war oder weil er ihn mochte, nein, er ging weil er Uriel nicht mehr treffen wollte. Das ist eine andere Geschichte, wichtig ist nur, dass Uriel und Mephisto eine sehr unglückliche Liebe verband. Als sie zu bröckeln begann entschied sich Mephisto eben dazu, sie zu verlassen. Auch an ihm hatte der Zahn der Zeit genagt. Jedoch eher im positiven Sinne. Astarod liebte es sich mit ihm zu unterhalten. Gut, er war der Einzige, aber das war ihm gal. Mephisto redete die meiste Zeit in Reimen und hatte für jede Situation einen Spruch oder ein Zitat zur Hand. Seine Gedankengänge waren verschlungen und sprunghaft. In Wahrheit konnte ihm niemand folgen, aber Astarod war derjenige, der es wenigstens versuchte. Die meisten anderen stempelten Mephisto als verrückt ab, dabei waren sie selbst nicht wirklich normal. Aber was ist schon normal? Außerdem war Mephisto ein Meister der Verführung und Überzeugung. Nichts und niemand konnte den unlogischsten Sachverhalt so geschickt in Worte kleiden und als Tatsache präsentieren wie er. Hatte er sich einmal in Fahrt geredet war es unmöglich seinen zwingenden Schlussfolgerungen zuzustimmen, selbst wenn sie der größte Unsinn der Welt waren. „Ey! Herzblatt, träumst du?“ Astarod wurde brutal aus seinen Gedanken gerissen. Balbero riss ihm das Hemd auf und fuhr mit dem Finger an der Narbe entlang. Es wäre nicht nötig gewesen sie dem Menschenkörper aufzuzwingen, doch Astarod hielt sie für ein gutes Erkennungszeichen. Deshalb machte er meistens bei der Inbesitznahme eines neuen Körpers immer von seiner Kontrolle gebrauch und formte eine ähnliche Narbe wie die Wirkliche an sich selbst. Jetzt spürte er die kühle aber zärtliche Berührung. Balbero sah ihn zornig an: „Ich rede mit dir. Hör mir zu, verdammt!“ Astarod fragte sich, ob sie ihm ein zweites Zeichen einritzen würde wenn er die ganze Nacht mit ihr schlafen würde. Er war hin- und hergerissen. Einerseits konnte er sich nur ganz wenige Sachen vorstellen, die über eine Nacht mit Balbero gingen, andererseits hatte er gerade eine große Pleite erlebt und hatte Lust die Erinnerungen daran mit Alkohol zu ertränken. Dann kam ihm in den Sinn sich zurück zu ihrem Haus zu begeben und eine Tour mit dem Motorrad zu unternehmen. Allerdings war das Haus etwas weit weg. Astarod kamen fast die Tränen wenn er daran dachte, dass er vermutlich die nächsten Tausend Jahre wieder ohne das Gefühl der Freiheit auf zwei Rädern überstehen musste. Aber Luzifer in Frage zu stellen kam ihm nicht in den Sinn. Erstens war Luzifer sein Freund. Ja, Astarod war einer der ganz Wenigen, die sich schon im Paradies als Luzifers Freunde herausgetan hatten und er war der Einzige, der ihm in die Hölle folgte. Freiwillig. Zweitens, Luzifer war zwar entmachtet und lebte in einem Gefängnis, aber entmachtet hieß nicht machtlos. Niemand hätte sich mit ihm angelegt. Astarod investierte noch exakt drei Sekunden zum Überlegen, dann klatschte er laut mit beiden Händen und teleportierte sich und Balbero zum nächsten Hotel. Fast hätte er sich überschätzt. Er hasste es, wenn er immer wieder feststellen musste, dass Dinge, die er in der Hölle ohne mit der Wimper zu zucken tun konnte einfach nicht mehr funktionierten, sobald er sich nicht mehr in seinem eigenen Körper befand. Balbero verstand sofort die Planänderung und wartete ungeduldig am Aufzug. Astarod ging zum Portier, buchte ein Zimmer für die Nacht für sich und „seine Frau“, legte einen Tausender auf den Tresen und schob, als der Portier sagte er würde diese Angelegenheit ganz diskret behandeln noch einen zweiten Tausender rüber. Schade dass Mammon nicht hier war, der hätte im Handumdrehen einen Packen Geldscheine dagehabt. Astarid konnte nur Illusionen von Geld herstellen, die sich verflüchtigten sobald er sie aus den Augen verlor. Dann ging er mit Balbero, die inzwischen gewinnend lächelte, auf ihr Zimmer. Als er die Tür aufsperrte murmelte er vor sich hin: „Ein bisschen Spaß muss sein. Wollust...Pah...Jeder hat seine kleinen Schwächen.“ Dann drehte er sich noch grinsend herum und fragte seine „Ehefrau“: „Sag mal Babs, nimmst du eigentlich die Pille?“ Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Sheera am 09.Juni.2005, 11:20:03 Also, ich war, als es dem Ende der Geschichte zu ging, etwas betrübt. Denn ich hätte gerne noch mehr davon gelesen. :cry Zum Einen wegen der Handlung und zum Anderen wegen des Schreibstils. Ich finde das richtig richtig gut geschrieben! Formulierungen sind sehr passend und vorallem der Wechsel des Protagonisten ist gelungen. :) Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Astirith am 09.Juni.2005, 21:08:58 Die Geschichte ist echt...WOW! *sprachlos bin*
Schreib mehr! Will mehr lesen! *lol* :D *froiz* Bussal hdl Irene (Asti) Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 10.Juni.2005, 20:46:02 Kapitel 6
Als Astaroth erwachte war sein erster Gedanke: „Verdammt, ich bin tatsächlich eingeschlafen!“ Dann richtete er sich halbwegs auf, stellte erstaunt fest, dass Balbero keine Tätowierungsversuche an ihm unternommen hatte. Vorsichtig sah er sich um. Keine Peitsche kam in Form eines schwarzen Blitzes in sein Gesichtsfeld. Noch vorsichtiger schwang er die Beine aus dem Bett und zog sich an. Seltsam, jetzt, wo er Balbero gehabt hatte erwartete er fast, dass sie über ihn herfiel. Aber sie tat es nicht und irgendwie kam er sich dadurch minderwertig vor. Astaroth ließ seine Gedanken ziehen und sah aus dem Fenster. Regen. Wunderbares Wetter also. Astaroth mochte den Regen. In der Hölle gab es so was nicht. „Na Süßer?“ kam es aus dem Bad, „Endlich aufgewacht?“ Natürlich, dachte sich Astaroth gähnend, wo sonst sollte man eine Frau morgens finden als im Badezimmer? „ ja!“ rief er zurück, „Hätte aber noch ne gute Stunde gebraucht.“ Balbero kam endlich aus dem Bad. Zur Feier des Tages hatte sie sich außergewöhnlich angezogen, nämlich völlig normal. Keine aufreizenden Klamotten, Strapse oder solche Dinge, einfach eine Jeans und eine Bluse. Allerdings trug sie ihre Peitsche quer über den Oberkörper geschnürt. In ihrem gegenwärtigen Körper hätte sie das Ding zwar höchstens ungefährlich durch die Luft sausen lassen können, aber trotzdem trennte sie sich nie von der Waffe, denn das wurde dieses Stück Leder in Balberos Händen. Jeder andere hätte gesagt, dies sei eine ganz normale Peitsche, nicht besonders dick, keine Stahlhäkchen daran, alles im allem nichts Besonderes. Aber das war es nicht. Jeder Engel und jeder Dämon trug in seiner Seele die Verbundenheit mit einer bestimmten Waffe, lediglich Luzifer schien im Umgang mit jeder Waffenart ungeschlagen zu sein. Astaroth war Träger eines Schwertes, dessen Stahl aus Flammen selbst bestand. Michael zum Beispiel, der strahlende Held der Konkurrenz, der aussah wie aus einem Handbuch für Arier entsprungene Engel, gegen den Astaroth eine persönliche Abneigung hegte, war Träger eines riesigen Doppelspeers. Und Balbero trug ihre Peitsche. Selbst Michael hätte es sich zweimal überlegt ob er einen offenen Kampf mit ihr eingehen wollte. Keine andere Waffe im Himmel oder in der Hölle war so schnell wie Balberos Peitsche. Astaroth wusste zwar mit Sicherheit, dass Luzifer auch das leicht geschlagen hätte, aber er hatte ihn bisher nur ein Mal kämpfen sehen. Einerseits verstand Astaroth, dass Luzifer durch seinen Gang ins Exil seine Macht verloren hatte, andererseits wusste er genau, dass der Fürst der Hölle trotzdem noch so ziemlich jeden Engel einstecken konnte, hätte er es nur gewollt. Vermutlich wollte Luzifer einfach nicht kämpfen, da er Angst davor hatte aus Versehen eine ganze Stadt in die Luft zu jagen, anders konnte sich Astaroth das nicht erklären. Besorgt sah er aus dem Fenster. Er wusste, dass die Konkurrenz sie schon seit Langem suchte. Ihre Anwesenheit hatte sich aufgedeckt. Zum Glück hatten die „Guten“ das gleiche Problem wie die „Bösen“: Sie mussten erst einen Wirt finden. Ohne Gottes Einverständnis durfte kein Engel die Erde betreten. Das war zwar schon einige Male etwas gedehnt worden (schließlich konnte man auch die ganze Zeit über dem Boden schweben oder solche Dinge), aber Gott missbilligte es und sein Wort war in seinem Reich Gesetz. Was auch sonst...? „Balbero, ich werde das Alles vermissen.“ seufzte Astaroth. „Natürlich. Aber ich bin auch gespannt darauf Lu und Mum und Möp wiederzusehen.“ Astaroth sah sie scharf an. Er wusste genau, hätten Luzifer, Mammon und Mephisto das gehört wäre Balbero jetzt irgendwo in einer der tiefen Kammern der Hölle und würde vor Qualen schreien. Die meisten Kammern weiter unten waren der Aufnahme spezieller Gäste eingerichtet, auf Deutsch Folterkammern. Hin und wieder kam es vor, dass Menschen sich freiwillig Satan verschrieben (Idioten!). Diese wurden dort gerne aufgenommen. Sie wurden zu Sluags gemacht um im großen Krieg um Hell und Dunkel, Armageddon wurde es oft genannt, für ihre Seite einzustehen. Sie waren die treusten Diener, obwohl sie weder Gehirn, noch Augen, noch Nase hatten. Sie waren des Sprechens nicht mächtig, konnten aber Befehle entgegennehmen und zuverlässig ausführen. Luzifer hatte sich diese Prozedur einfallen lassen um sicherzugehen, dass sie nicht mehr auf eigene Gedanken kamen sondern immer nur von ihrem Entschluss sich dem Dunkel anzuschließen geleitet sahen. Hin und wieder allerdings kam es vor, dass Luzifer auch mal die Belohnung für besonderes Versagen dort ausführen ließ. Oder für Spott. „Irgendwie hab ich jetzt Lust auf ein Blutbad.“, murrte Astaroth schlecht gelaunt. Er und Balbero waren schon auf dem Weg zur Kirche. Vor langer Zeit noch eine katholische Kirche war das Gebäude schrittweise entweiht und für andere Zwecke genutzt worden, dafür hatten die Menschen schon gesorgt. Zum Glück steckte noch genug Energie in den alten ehemals geweihten Steinen, um es als Tor zu verwenden. „Luzifer wird toben.“ Meinte Balbero, die offenbar nicht zugehört hatte. „Das wird er.“, bestätigte Astaroth, „Aber ich glaube er wird uns raushalten.“ Sie kamen endlich am Tor der alten Kirche, oder eher Kapelle, an. Astaroth öffnete es. Die rostigen und verschobenen Scharniere gaben laute quietschende Laute von sich. „Nun, sieht so aus als wäre der Urlaub vorbei.“, seufzte Astaroth, „In zwanzig Jahren hätte ich eigentlich mal den Kram hier ölen können.“ Er kratzte sich am Kopf als Balbero vor sich hin murmelte: „Ich kanns nicht glauben, aber ich wird diese ganze versaute, verstunkene, beschissene Welt vermissen.“ „Ja, in nächster Zeit wird dein Höschen trocken bleiben.“, stichelte Astaroth. Balbero schlug ihn spielerisch gegen die Brust. „Du schmuddeliger perverser Spanner, du!“ rief sie lachend. „Jetzt wärs ich wieder gewesen.“ Meinte er und tat so als wäre er beleidigt. Sie gingen beide durch das kleine, schon etwas angefaulte Kirchenschiff. Das Kreuz am Ende war herabgerissen und in möglichst viele Einzelteile zerlegt worden. Erstaunlich, dass sich hier weder Obdachlose noch Straßenräuber versteckt hielten. Vielleicht war es die ungemütliche, düstere Aura, die dieses Gebäude fast zwangsläufig wie stickige Luft umflutete. Genau in der Mitte war das Kreuz, das für gewöhnlich an der Wand hing, mittels einem komplizierten System aus Winkelhalbierenden und Senkrechten auf dem Boden nachgezeichnet. Ging man vom Tor aus direkt darauf zu sah es so aus als würde man einem nur auf dem Boden sichtbarem Gang folgen. Astaroth postierte sich direkt in der Mitte. Er ballte die Faust mit aller Kraft bis sich die Fingernägel ins Fleisch gruben. Dann trug er in einer schwungvollen Schrift mit seinem eigenen Blut den seinen und Balberos Namen in einer Spirale aus lauter anderen ein. Mephisto, Ifrit 1234. Typisch Mephisto. Mammon 1573. Aha. Die Kirche war anscheinend sehr alt. Schon komisch, dass sie nicht einfach zerfallen war. Jetzt stand da auch noch Astaroth, Balbero 2005. Irgendwie war Astaroth das zu wenig. Er fand wenn man so mächtig war wie er und noch dazu so gut aussah konnte man ruhig eitel sein, deswegen schrieb er noch „20 Jahre Party“ dazu. „Was machst du schon wieder für ?“ rief Balbero unruhig und zupfte an ihrer Bluse herum. „Ruhe.“ Antwortete er einfach. Irgendwie war es ihm noch immer zu wenig, deswegen schrieb er noch dazu „Die Musik ist besser geworden.“. Endlich erhob er sich wieder, wischte die Hand ab, breitete die Arme aus und schloss die Augen. „Mach es noch theatralischer und ich mach hier noch ein Jahr ohne dich auf.“ Balbero verschränkte die Arme. „Zicke...“ murmelte Astaroth genau so, dass sie es nicht mitbekam und konzentrierte sich kurz und sah, dass Balbero es ihm gleichtat. Die Reise für beide hatte begonnen. Beide, nun plötzlich leeren und völlig wertlosen Körper sackten zu Boden wie zwei Säcke. Eine Sekunde ging es durch die Zeit, den Raum und nicht zuletzt eine Barrikade, die beide Welten voneinander trennte. Niemals wäre es gestattet gewesen aus der Hölle auszubrechen und sich auf die Erde zu begeben, zum Glück war es der Konkurrenz egal und sie hatte die Augen überall nur nicht bei den Menschen. Es schien als würde sich das Universum selbst gequält zusammenziehen, als Astaroth endlich in der Hölle wiedergeboren wurde. Er schlug die Augen auf. Die im düsteren Licht schwarz erscheinenden Augen arbeiteten sofort zuverlässig und genau. Er erkannte den Raum wieder, den er gesehen hatte bevor sich sein Geist vom Körper trennte und auf die Reise zur Erde machte. Er erkannte sein „Zuhause“ wieder und fast augenblicklich kam das ebenso altbekannte Abscheu in ihm hoch. „Wunderbar.“, seufzte er ironisch und schwang sich elegant in die Höhe und prüfte der Reihe nach die Muskeln seiner Arme. Nebenbei ließ er ungeniert seine Blicke über Balberos nahezu nackten Körper gleiten. Was für ein Anblick. Kein Wunder, dass ihr die Männer nicht zu Füßen lagen, sondern sie regelrecht vergötterten, bekamen sie die Chance sie im Traum in ihrer wahren Gestalt zu sehen. Ihr pechschwarzes Haar fiel ihr in einem langen Zopf bis zum Knie. Musste herrlich aussehen, wäre es offen gewesen. Ihre normale Kleidung bestand für gewöhnlich aus Strapsen, und verdammt enger Unterwäsche. Sonst nichts. Leider, das hatte Astaroth sehr schnell festgestellt, gewöhnte man sich an den Anblick, selbst wenn er einem in den ersten Jahren das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Irgendwie schade, bei den Menschen hatte Astaroth gelernt, dass Schönheit etwas Erstrebenswertes war, das man erreichen musste um akzeptiert zu werden. Wenn man es in die Wiege gelegt bekam wurde es nebensächlich. Alle Engel waren schön. Der kleine Spanner namens Gott duldete offenbar keine hässlichen Geschöpfe in seiner Nähe. Astaroths Gedanken nahmen die für ihn bekannten radikalen Züge an. Balbero erwachte. Sie stand auf die selbe Weise wie Astaroth auf, so dass sie neben ihm stand. Auch er hatte sich verändert. Er war größer, bestimmt an die 2 Meter. Blondes Haar fiel scheinbar ungezügelt bis auf die Schultern, allerdings stellte man zum Beispiel bei Wind fest, dass es sich nicht bewegte. Nur die Augen waren gleich. Je nach den Lichtverhältnissen passte sich ihre Farbe an. Astaroth ließ die Hand zu seinem Schwertgriff gleiten. Er war noch da, natürlich. Wer sollte es auch nehmen... Vorsichtig, fast ehrfürchtig nahm er den Griff und betrachtete ihn. Es war in der Tat nur das Heft eines Schwertes, doch sobald er ihn leicht schwang schossen Flammen aus dem bloßen Metall, bildeten einen glühenden Strang und wurden von einem Augenblick zum anderen zu ebenso blitzendem, rasiermesserscharfen Stahl wie das lederumwickelte Heft. „Angeber.“, gähnte Balbero und streckte sich ausgiebig. Ihre Peitsche hatte sie wie immer um den Körper geschlungen. „Süße, ich glaub ich brauch Urlaub.“ Meinte Astaroth und streckte sich auch. Er konnte spüren wie etwas in ihm wieder zu fließen begann. Mit einer fließenden Bewegung steckte er das Schwert wieder zurück an den Gürtel. Zuhause. Astaroth war wieder zuhause. Leider war das kein gutes Zuhause. Die Hölle war ein Ort, der einem Gefängnis sehr nahe kam, nicht nur, weil man ihn nicht ohne Weiteres verlassen konnte. Sie war ein Gebäudekomplex, der nach außen weder Türen noch Fenster hatte. Nicht die kleinste Öffnung. Luzifer selbst hatte einmal gesagt es gäbe gar kein Außen. Das spärliche Licht kam von den Wänden selbst, die rau und uneben waren. Fast alle, die hier lebten benutzten ihre Scheingestalt um sich zurechtzufinden. Jeder Engel konnte sein göttliches Äußeres verbergen, die Flügel verschwanden, die bestechende Aura wurde viel geringer und nicht zuletzt verlor man die betäubende Wirkung auf Sterbliche. Und weil Dämonen gefallene Engel sind, können sie das auch. Langsam ging Astaroth durch die Gänge des äußersten Kreises. Die Hölle war kreisförmig aufgebaut. Zehn Kreise lagen ineinander, wobei der Innerste so etwas wie ein großes runder Saal war. Luzifers Thron befand sich dort, ebenso wie ein Tisch mit sieben Stühlen für die Erzdämonen. An jeder Stelle im Tisch war in Unmengen an menschlichen und göttlichen Sprachen eine der sieben Todsünden kunstvoll eingekerbt. Genau darauf steuerte Astaroth jetzt zu. Balbero hatte sich schon von ihm getrennt und war in die entgegengesetzte Richtung losgelaufen. Vermutlich suchte sie ihre Kammer auf und wollte den Bericht des Fehlschlags lieber einem Freund Luzifers überlassen. Nach genau 30 Minuten traf er im Thronsaal ein. Unterwegs hatte er nur wenig Wesen getroffen. Die meisten davon Sluags, die sich spuckend und schleppend durch die Gänge trieben. Astaroth war erstaunt als er nicht nur Luzifer wartend vorfand, sondern auch Alastor. Alastor war kein Erzdämon, aber auf dem besten Wege aufgenommen zu werden. Dieser Rückschlag allerdings konnte ihn wieder aus der Bahn werfen. Zum Glück bleibt mit an dieser Stelle die Beschreibung Luzifers erspart. Wie könnte man den Unsagbaren auch annähernd beschreiben? Seit seiner Verbannung hatte Luzifer sich nicht mehr wirklich gezeigt, weder in seiner wahren Gestalt, noch in der Scheingestalt. Er hatte sozusagen ein Gebilde an Illusionen um sich herum aufgebaut, dass ihn ständig in ein Wabern und Rauchen eines feinen schwarzen Nebels hüllte, der zwar kaum die Sicht verdecken konnte, es aber trotzdem einfach tat. Warum und wie er das getan hatte wusste niemand. Astaroth konnte sich nur noch wage an seinen alten Freund erinnern. Im Paradies hatten sie nicht auf ihr Aussehen geachtet, so dass sich nur sehr wenig von der Erscheinung des Anderen im Gedächtnis gehalten hatte. Luzifer wartete nicht bis Astaroth herangetreten war, er sprach sofort los: „Nun Astaroth. Du kannst nichts als leere Hände vorweisen.“ Das war keine Frage, keine Tatsache aber auch keine Feststellung. Astaroth nannte Luzifers Tonart hin und wieder ehrfürchtig die Ich-bin-nicht-wirklich-böse-doch-wenn-du-einen-falschen-Ton-von-dir-gibst-wirst-du-dir-wünschen-die-Hölle-besäße-noch-Tausende-an-Gänge-in-denen-du-dich-verstecken-könntest-Tonart. Tatsächlich neigte Luzifer selten zu unaussprechlichen Wutanfällen. Seine Stimme war fast fassbar. Wollte er sich einschmeicheln hatte man das Gefühl sanfte Federn streichelten Einen am ganzen Körper, wollte er Drohen sah man förmlich das Messer, das Einem an der Kehle ruhte. Und war er zornig, dann entfaltete seine Stimme schon auch Mal die Wirkung eines Presslufthammers. Die Wände des Thronsaales waren schon über und über mit Furchen und Ritzen bedeckt, die allein dem Klang Luzifers Wut entsprangen. Hier unten redete Luzifer niemand mit seinem Namen an, darauf hatte er bestanden. Hier unten (Astaroth gebrauchte instinktiv meistens das Wort „unten“) war er Satan. Es stimmte übrigens wirklich, Luzifer war nicht böse. Doch sein Aufstand, von dem nur Astaroth ganz genau wusste wie tragisch er in Realität gewesen war, seine Verbannung und nicht zuletzt die Jahrtausende hier hatten ihn kalt gemacht. Astaroth selbst nannte sich oft „abgeklärt kalt mit Hang zur Gefühllosigkeit“, doch wenn das stimmte war der Vergleich mit Luzifer etwa wie eine brennende Kerze und ein Eiswürfel. Luzifer konnte Gefühle empfinden und hin und wieder, ganz ganz selten tat er das auch, die meiste Zeit jedoch war er unnahbar, weit entrückt. Er fand, Gefühle bedeuteten Schwäche, also hielt er es so und versuchte nie welche zu empfinden. In Bezug zu manchen Dingen war es ihm schon äußerst gut gelungen, wie man an Belial sehen konnte. Um sie loszuwerden musste er nur ein leises „Ich liebe dich.“ von sich geben, dann wäre er sie für immer losgewesen, aber er blieb kalt und tat nichts und Belial umschlich ihn weiter. Jetzt hob Luzifer seine Hand um zu zeigen, dass er vergab. „Zum Glück bedeutet dein Versagen nichts, Astaroth. Alastor hat etwas Entsprechendes herausgefunden, dass uns unserem Ziel um Einiges näher bringt. Du hast dich auf den Falschen konzentriert.“ Astaroth sog scharf die Luft ein. Das war genau das, was er sagen wollte. Luzifer musste das wissen. Dass er es nun selbst aussprach bedeutete, dass er jetzt wusste, wer der Richtige war. „Nun Herr, wer ist es?“, fragte Astaroth gespannt. Wenn sie nicht unter sich waren sprach er Luzifer immer mit Herr an. Leider hatte Luzifer es schon geschafft Astaroths gesamten Reserven an Geduld aufzubrauchen. Zugegeben, er besaß nicht viel davon, nicht umsonst hatte er den Ruf sich auf nichts konzentrieren zu können, das nichts mit Blut zu tun hatte. Luzifers neblige Gestalt wurde etwas dichter als er sprach: „Wir haben zu reden.“ Er deutete irgendwohin. Astaroth war sich sicher, dass in dieser Richtung ganz bestimmt kein Stuhl war. „Ich wüsste nicht, über das es zu reden gilt, Herr.“ Astaroth hatte sich für schwierige Gespräche extra diese abgehobene Art zu Reden angeeignet. Oftmals reichte das schon, um den Gesprächspartner zu verunsichern. Natürlich war es schon lange nicht mehr angesagt so zu Sprechen, aber wen interessierte das. Durch gelegentliche Besuche auf der Erde konnte man auch in der Hölle immer mit der Zeit gehen. Der, der den Abstecher unternommen hatte musste dann eben die Anderen einweihen. „Setz dich.“ Sagte Luzifer. Sein Tonfall unterschied sich nicht im Geringsten, trotzdem wurde irgendwie klar, dass er nichts anderes dulden würde. Astaroth setzte sich langsam auf seinen Platz an der Runde, genau dort wo Hochmut eingraviert war. Aber das hatte nichts zu sagen. „Alastor. Erkläre ihm die Situation.“ Sagte Luzifer zuckersüß. Alastor traute sich nun, da er direkt angesprochen wurde, in die gespannte Unterhaltung einzugreifen. „Einen schönen Abend, Astaroth.“ Schlagartig sackte Astaroths Laune noch um einige Kilometer in den Keller. Erstens wusste man hier nie genau ob es Tag oder Nacht war, ganz einfach, weil es das hier nicht gab! Zweitens mochte er Alastor nicht und es war ihm am Liebsten, wenn er den Mund geschlossen hielt. Trotzdem zwang er sich, obwohl in ihm schon der Drang aufkam ganz schnell ganz viel Blut zum spritzen zu bringen, ruhig zu bleiben. „Lass hören.“ Sagte er gezwungen. „Also, du warst jetzt zwanzig Jahre auf der Erde, aber das war nicht wirklich weil dieser Mensch unser Ziel war, sondern weil wir den Richtigen kennen, er aber schwer zu holen ist. Du kennst dich perfekt aus und kannst uns gemeinsam mit Balbero Hilfe leisten. Wir holen uns den Wächter.“ RUMMS! Damit war Astaroths Laune endgültig abgeschossen... Er bezweifelte, dass sie sich jemals davon erholen würde. „Also hast du mich sozusagen ‚getestet’? Ich kanns nicht glauben.“, rief er zornig. „Ein notwendiges Übel sobald du hörst auf was für ein Problem wir stoßen.“ Sagte Luzifer eisig. Alastor ergriff wieder das Wort: „Wir haben erkennen müssen, dass die Konkurrenz nicht geschlafen hat und der Wächter ironischerweise selbst bewacht wird.“ „Bewacht? Das ist doch bloß ein Mensch, der mit Luzifers Macht herumrennt und sich darüber Gedanken macht warum es regnet und nicht die Sonne scheint, verdammt noch mal. Wen interessiert das schon? Holen wir ihn uns einfach dann sind wir frei! FREI Alastor. Kennst du dieses Gefühl noch?“ Alastor ließ sich von Astaroths Worten nicht aus dem Konzept bringen. „Reden wir doch besser von ihr, denn Er ist in Wahrheit eine Sie. Und außerdem könntest du mir besser zuhören.“ „Welcher Engel macht sich schon die Mühe auf einen Menschen aufzupassen?“ fragte Astaroth. Statt Alastor antwortete nun Luzifer wieder selbst: „Sogar zwei. Raphael und seine Tochter Sharith.“ Für eine Sekunde zögerte Astaroth, dann sagte er leise: „Wir haben wirklich ein Problem.“ Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Mendox am 12.Juni.2005, 14:42:16 Excellent. Einfach großartig geschrieben. Ich konnte mich bis jetzt nicht losreißen von deiner Geschichte. Selbst als ich im Zug gesessen bin, hab ich sie noch gelesen. (Sry, aber ich musste sie ausdrucken ^^). Auf jeden Fall würdest du einen äußerst interessanten Autoren abgeben. *lächelt* Ich bin erstaunt von deinem enormen Hintergrundwissen. Ich meine alleine die "Szene" mit der "Mafia", die Waffenbeschreibungen, die Geschichte über die Dämonen, die einzelnen Namen... bemerkenswert... Das soll jetzt keinerlei Schleimerei sein, aber das ist eine deiner besten Geschichten bis jetzt.
Noch mehr davon!!!!! ^^ Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Karasu am 12.Juni.2005, 15:11:24 der anfang erinnert mich an irgendwas...*drop* nich das ich mal schuld bist, wenn du von nem dämonn gekillt wirst ^^
und du hast ja sogar die schreibweise geändert *froi* schaut besser aus so...falls noch fragen hast, nur zu ^^ *smile* auf jeden fall sehr gut geschriebn ^^ Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 13.Juni.2005, 15:57:12 Ja...ähm... so kanns gehen. Man muss schon sehr aufpassen, wen man auf dem Schulweg trifft. ^^
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Karasu am 13.Juni.2005, 17:21:48 ...muss ich jetz angst um dich ham O.o? ...also hände weg von gutaussehenden typen mit lederklamotten, ok? *fg*
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 13.Juni.2005, 19:39:38 Boah, nach deiner Beschreibung wäre ich ja selbst einer dieser Kerle. ^^
:lol: Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Karasu am 13.Juni.2005, 20:36:09 dein selbstbewusstsein is echt noch größer als früher...wobei ichs ja net mal bestreiten kann...aber du weißt was ich mein
edit: OH MY GOD: was hast du getan...raphael is mein mann net mein vater *kicher* das wär ja noch shcöner...mein vater is Leviathan (erzdämon; todsünde neid) Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 14.Juni.2005, 19:04:23 Weiß nich was du hast, du bist ja vielleicht gar nicht gemeint. :P
Außerdem will ich ja schließlich eine eigene Story schreiben und nicht deine kopieren. ^^ Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 14.Juni.2005, 19:33:24 Ach übrigens, hier habt ihr ein Bild von Astaroths Scheingestalt, falls es euch interessiert:
http://astaroth-fire.tripod.com/ Und hier von Belial: http://www.angelicvoice.net/~shrine/galleries/fanart/leguman_belial.jpg Aber das ist nur, wie ich sie mir vorstelle. ^^ Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Anonymous am 14.Juni.2005, 19:57:35 also das erste funktioniert nicht...
das Bild von Belial sieht aber echt supi aus. ^^ Der Teddy passt so gut zu ihr. :D Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Mendox am 14.Juni.2005, 19:58:22 Der letzte Post stammt von mir ... upps ^^'
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Karasu am 14.Juni.2005, 20:51:05 is des ent n hase? aber der stil kommt mir bekannt vor...
aber es is seltsam raphael als meinen vater zu lesn *schluck* Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 14.Juni.2005, 20:52:53 Das jetzt gleich wird dir noch viel seltsamer vorkommen. ^^
Kapitel 7 Zwei Monate später Astaroth schwang sich lautlos wie ein Schatten auf den Fenstersims. Unter ihm zog sich die sichere Straße entlang, vor ihm lag die einladende Stille eines leeren Wohnung. Er ließ sich geräuschlos auf den Boden sinken und sah sich berechnend um. Die Stiefel würden bei jedem Schritt ein unverkennbares Geräusch auf dem Holzboden ergeben. Trotzdem richtete er sich auf und durchquerte das Zimmer. Es gab hier keine Türen. Die Leute, die hier gewohnt hatten, waren vor einem Monat ausgezogen. Und der Wächter wohnte gegenüber des Innenhofes. Und was noch viel besser war, Sharith befand sich direkt unter ihm. Genießerisch durchquerte er auch noch den Flur, öffnete leise die Tür und trat in das Treppenhaus. Unter sich konnte er ihre Schritte hören. Gemäß Belials Beobachtungen kam sie gerade zurück von ihrem abendlichen Rundgang. Seit genau vier Wochen und fünf Tagen tat sie das jeden Abend. Astaroth beobachtete sie gerne. Irgend etwas an ihr faszinierte ihn. Er spähte über das Geländer. Gleich war es soweit. Sobald sie dir Tür geschlossen hatte würde er das Zeichen geben und sich dann systematisch dem Haus widmen, während Balbero und Alastor sich um Sharith kümmerten. Raphael allerdings würde mit Sicherheit sofort die Falle erkennen und sofort zu Mikes Exfreundin laufen. Astaroth hatte es erst vor zwei Monaten erfahren. Luzifer wusste ganz genau, dass Hanna in Wirklichkeit der Schlüssel war, aber er wollte kein Risiko eingehen. Alastor hatte das natürlich erst erklärt, als sie schon allesamt wieder in der Welt der Menschen waren. Astaroth, Balbero, Mephisto, Alastor und Belial. „Sie wohnt hier, das habe ich schon in Erfahrung gebracht.“, hatte Alastor gesagt, „Der Komplex besteht aus vier Häusern mit einem Innenhof. Ich glaube die Menschen haben dafür irgendeinen Namen...fällt mir aber jetzt nicht ein. Nennen wir es Wohnanlage. In dieser Wohnanlage befindet sie sich. Da, hinteres Gebäude, vierter Stock.“ Er fuchtelte in einer gewagt großen Bewegung auf der Kreidezeichnung herum, die daraufhin endgültig unkenntlich wurde. Astaroth hörte schon gar nicht mehr zu. Er holte einen neuen MP3-Player heraus und suchte einen Song von Linkin Park heraus. Mit einem schnellen Blick vergewisserte er sich, dass auch die Anderen nicht bei der Sache waren. Belial lehnte entspannt schlafend in ihrem Sessel und gab hin und wieder unverständliche Worte von sich. Mephisto saß am Fenster und schrieb wahnwitzige Behauptungen und Formeln auf Papierfetzen, die er dann durchs Fenster davon segeln ließ. Im Moment schrieb er: Wahrheit = Realität x Lüge Dann betrachtete er das Ganze und setzte die „Lüge“ zum Quadrat. Noch ein kritischer Blick. Um „Realität x Lüge²“ kam eine Klammer und ein „ : Wissen“. Alles in Allem stand jetzt da: Wahrheit = (Realität x Lüge²) : Wissen Astaroth hatte so seine Zweifel an dem was da stand. Er ließ die Blicke weiterschweifen. Balbero lehnte, wie konnte es auch anders sein, rücklings auf ihrem Stuhl und hatte die Hand tief in ihrem Höschen vergraben. Hin und wieder entkam ihr ein leises Stöhnen. Astaroth vergrub den Kopf in seinen Händen. Gestern Abend war es spät gewesen. Um genau zu sein war es heute morgen spät gewesen! Und dann kam Alastor daher und verlangte eine ausführliche Besprechung... Bastard! So lange Astaroth in diesem elenden zerbrechlichen Körper steckte konnte er auch an Schlafentzug leiden, das sollte Alastor doch wissen. Astaroth lehnte sich zurück und lauschte den versöhnlichen Klängen von Meteora... Schlagartig kehrten seine Gedanken zur Gegenwart zurück. Sharith stand jetzt vor der Tür und suchte nach ihrem Schlüssel. Die Augen glitten suchend über die Wand als könne sie ihn dort finden, die Hände rutschen unachtsam über die enge Hose. Unendlich langsam zog Astaroth die MP5, die an einem Gurt um seine Schulter baumelte. Noch langsamer lud er sie durch. Klickend fuhr die erste 10mm Kugel, wie man an dem geraden Magazin erkennen konnte, in die Kammer der Waffe. Belial hatte ihn nur bemitleidenswert angesehen, als er sagte er wolle zwei MP5 10mm. Kein Mensch konnte zwei dieser Heckler und Koch Maschinenpistolen gleichzeitig halten. Insgeheim war sich Astaroth auch im klaren darüber, dass seine Kraft vermutlich nur für je ein Magazin reichen würde, dann wären seine Arme lahm. Trotzdem, er mochte die Waffen und er mochte ihre Durchschlagskraft. Im Grunde ist die Wirkung eines 10mm Kaliber genau die gleiche wie die eines 9mm Kalibers, doch die 10mm lassen den Getroffenen gleich noch ein bis zwei Meter nach hinten wegfliegen. WAMMS – Die Tür fiel ins Schloss. Wieder kehrten Astaroths Gedanken zurück in die Gegenwart. Er hatte sich zum zweiten mal ablenken lassen. Wie furchtbar unprofessionell. Er schwang den Arm durch den Gurt der MP und hoffte, dass sie nicht zu sehr schlackern würde, dann schwang er sich über das Geländer. Für einige Sekunden hatte er das Gefühl er würde fliegen, dann trafen die Stiefel so hart auf Fließen, dass der Krach noch kilometerweit zu hören sein musste. Sofort wurde oben die Tür wieder aufgerissen. Man wollte wohl nachsehen, was es mit diesem schussähnlichen Geräusch auf sich hatte. Pfeifend öffnete Astaroth die Haustür. Er hatte noch ein ganzes Haus leer zu räumen und nur so wenig Zeit. Er hörte nur noch entfernt wie Sharith die Sicherheit ihrer Zuflucht verließ. Er hörte unendlich leise wie Balberos Peitsche sich knallend um ihren Hals schlang und über das Gelände zerrte. Was er allerdings noch gut hörte war, wie sie mit voller Wucht auf den Fließen aufschlug. Astaroth pfiff fröhlich vor sich hin. Alastor unterdessen saß im Schneidersitz auf dem Dach des fraglichen Gebäudes und wartete. Er hörte einen lauten Knall. Astaroths abgesprochenes Zeichen. Er gab Belial einen Wink. Ihre funkelnd blauen Augen strahlten erfreut aus ihrem rotumrahmten Gesicht. „Gibt es endlich Spaß?“, fragte sie lächelnd. „In der Tat.“, antwortete Alastor und strich seinen maßgeschneiderten Anzug glatt. „Na Töchterchen.“, fragte Balbero zuckersüß und rollte die Peitsche zusammen. Aus dem etwas geplätteten Bündel kam ein leises Geräusch. Sharith hatte lustigerweise den Fall überstanden. „Mephisto, geh und sieh nach was Raphael macht.“, sagte Balbero kurz. Dieser nickte und verschwand. Er machte sich nicht die Mühe nachzufragen oder etwas zu erwidern. „So sieht man sich wieder.“, seufzte Balbero und setzte sich, peinlich auf ihre Strapse achtend, gegenüber ihrer Tochter, „Wäre Raphael bei uns wären wir sogar eine richtige Familie. Leider hat er zu tun.“ Sie zuckte die Schultern und hob Shariths Kinn etwas an, so dass sie in ihr von Blut besudeltes Gesicht sehen konnte, „Er hat schon immer die Pflicht über alles andere gestellt. Siehst du? Wie ich dachte, er kommt dir nicht zu Hilfe. Ein schöner Gedanke, nicht wahr.“ Balberos Hände schraken zurück, als Sharith Genick ein protestierendes Krachen von sich gab. „Hure...“ Der feuchte gestöhnte Laut kam offenbar von Sharith. „Nun, wir alle tun das, was wir tun wollen. Der eine mag es Pflicht nennen, der andere ist klug genug und nennt es Völlerei, doch letztendlich hat man oft die Wahl zwischen so vielen Dingen und man entscheidet sich nie für das, was man machen sollte, sondern für das, was man machen möchte.“, antwortete Balbero lächelnd und hob wieder vorsichtig das Kinn ihrer Tochter an. „Schlampe...“, blubberte Sharith noch gequälter. „Langsam fürchte ich wirklich, dass du dich verletzt hast, meine Kleine.“, sagte Balbero immer noch lächelnd, „Na komm schon hoch. Es war Luzifers Befehl Raphael als Präsent mitzubringen, vielleicht freut er sich ja auch über dich.“ Ungeachtet der vielen Krachenden Laute aus Shariths Körper zog Balbero sie an den Schultern in die Höhe und trug sie ohne Mühe aus dem Gefahrenbereich. Alastor klopfte einmal, zweimal, dreimal. Keine Antwort. - Er trat die Tür ein und zückte sofort seine UZI. „Einen schönen Tag, mein Name ist Alastor, ich bin vom überirdischen Geheimdienst und müsste Ihnen einige Fragen stellen.“, brüllte er mit seinem ganzen Lungenvolumen in die Wohnung. Von irgendwo aus dem Wohnzimmer kam ein Schrei gefolgt von lauten schritten. Dann sah Alastor endlich die Chance auf Freiheit. Sie hatte schwarzes Haar, braune Augen und eine zerbrechliche Brille. Hanna, Mikes ehemalige Freundin, war nicht schön, aber hübsch. Sie trug ein schwarzes Top zu einer blauen Jeans. Und sie hatte keine Ahnung, was in ihr schlummerte, das sah ihr Alastor sofort an. Grinsend hob er die UZI und drückte ab. Ein Feuerstoß schlug krachend in das Holz, wo eben noch Hannas Gesicht gewesen war. Sie hatte sich geistesgegenwärtig zurückgeworfen. „Frevler! Verräter des einen Gottes“, rief plötzlich jemand von der zertrümmerten Tür. Alastor drehte sich herum und gab Belial einen Wink schnell abzutauchen. Ihr Plan ging Stück für Stück auf. Belial schwang sich blitzschnell aus dem Fenster und machte sich auf die Suche nach Balbero. „Ja, dir auch einen schönen Tag, Raphael.“, begrüßte Alastor den Engel, der etwas unentschlossen zwischen Alastor und dem Fenster, durch das Belial gerade entschwunden war, hin und hersah, „Lange nicht gesehen.“ „Bei Gott, geh zurück wo du herkommst, Dämon.“, rief Raphael und griff zum Gürtel. Was immer er greifen wollte, Alastor war schneller. Er hob die UZI so schnell, dass Raphael, der völlig überrascht von der Situation war, keine Chance hatte. Dann drückte er ab. Raphael wurde von dem Feuerstoß zurückgeworfen. Unangenehm ertönte das Geräusch der Kugel, die Fleisch trafen. Raphaels blondes Haar verpasste dem Blutnebel einen goldenen Schimmer. „Wooohooouuuuuu!!!!!!!“, rief Alastor aus und nahm die UZI wieder herunter, „Bei allen Flammen. Das war ja leicht.“ „Und es besiegelte deinen Tod.“ Wieder kam die Stimme von irgendwo hinter Alastor, doch diesmal kannte er sie. Er kannte sie gut. Langsam drehte er sich um. „Gabriel, Gottes Vertreter auf Erden.“, sagte er ehrlich überrascht, „Und wir dachten schon Gott selbst stünde hinter dem hier. Ah, was für eine irrige Annahme. Gott würde sich niemals einmischen. Du schon.“ Gabriel warf einen kurzen Blick zu Raphael, der trotz seiner Verletzungen noch lebte. Er musste Höllenqualen erleiden. Alastors UZI war mit Patronen bestückt, die gegen Gottes Diener sehr wirksam waren. Sie waren kurz in Luzifers Blut getaucht worden. Wunderbar wie verletzlich Engel werden, wenn man nur ihren Glauben angreift, dachte Alastor und betrachtete Gabriel. Der Erzengel hatte sich nicht verändert. Er trug einen ebenso maßgeschneiderten Anzug wie Alastor, jedoch in hellem Weiß. Man hätte sie für Vorstandsvorsitzende halten können, der Eine in dem Pechschwarzen, der Andere in dem Hellweißen Anzug. Gabriels dunkle Augen strahlten Selbstsicherheit aus. Sein Haar war genau so, dass man nicht erkennen konnte, ob er männlich oder weiblich war. Auch seine Körperproportionen gaben keinen Aufschluss. Schon früher hatte Gabriel sich in dieses Geheimnis gehüllt. Aber er war nicht allein. Hinter ihm trat ohne Vorwarnung Michael auf den Plan. Endlich zeigte sich der große Krieger Gottes. Michael verabscheute Luzifer und seine Gefolgschaft. Luzifer und Michael, das war wie Feuer und Wasser. Allerdings waren auch Astaroth und Michael wie Feuer und Wasser. Genaugenommen war Michael der Feind eines jeden Dämonen. Und jeder Dämon war Michaels Feind. Michael war eindeutig männlich. Auch er hatte blondes Haar, aber seines war schon deutlich dunkler als Gabriels. Für gewöhnlich trug er eine silberne Rüstung, die die wichtigsten Stellen deckte. Jetzt trug er nur eine weiße Hose und ein weißes Muskelshirt. Er hatte braune Augen, die nie auf einer Stelle zu ruhen schienen, sondern immer umhersuchten nach etwas, von dem kein anderer eine Ahnung hatte. Langsam hob Alastor die UZI. Er wusste zwar, dass er weder gegen Gabriel noch gegen Michael eine Chance hatte, und schon gar nicht gegen beide, aber es gehörte zum Plan. Hanna hatte sich schon bei Gabriels Auftreten aus dem Staub gemacht. Alastor warf die UZI von sich. „Schade, dass wir keine Zeit haben zu plaudern.“, sagte er kalt lächelnd, „Aber wir haben endlich unser Ziel erreicht, das muss gefeiert werden.“ „Nicht solange ich lebe.“, sagte Michael angeekelt. Alastor zog noch immer lächelnd unter Michaels kritischem Blick einen zusammengerollten Gürtel hervor. Überall daran baumelten Splitter- und Sprenggranaten. „Was nicht mehr lange sein könnte, mein Freund.“. sagte Alastor kalt und zog an der Schnur, die er am Tag vorher extra angebaut hatte. Der Sicherheitsring jeder Granate wurde herausgezogen. Alastor ließ den Gürtel fallen. „Bye bye...“, kicherte er leise, dann warf er sich herum, packte den immer noch zuckenden Raphael und warf sich durch ein Fenster. Hanna rannte was das Zeug hielt. Sie wusste doch, dass etwas nicht stimmen konnte. Erst die merkwürdigen Leute, die sie auf Schritt und Tritt verfolgten, jetzt ein Kerl, der mit gezogener Waffe bei ihr einbrach und auf sie schoss. Ihr Handy hatte sie vergessen. Wenigstens war sie schon fast davon. Sie musste nur noch durch den Innenhof. Kaum hatte sie das gedacht, ging das Gebäude über ihr in Flammen auf. Eine gewaltige Explosion erschütterte das gesamte Viertel. Ein ganzes Stockwerk schien in einer Wolke aus Feuer, Glassplitter und Hitze zu vergehen. Hanna sah ängstlich den Flammen zu, die nun auch noch zwei Gestalten preisgaben, die lichterloh brennend aus dem Feuer sprangen um sich zu retten. „Was für ein Schauspiel, nicht?“ Hanne warf sich herum. Vor ihr stand ein gänzlich in Schwarz gekleideter Mann, an dessen Klamotten mehr oder weniger willkürlich einige silberne Ketten baumelten. Er kam auf sie zu und sie wich im gleich Schritt vor ihm zurück. Obwohl der Mann nicht schlecht aussah wusste sie instinktiv, dass er verdorben war. Nicht wirklich böse, aber so vom Bösen in Versuchung geführt, dass er einfach nur noch verdorben sein konnte. Astaroth ging gemächlich auf sie zu. Er wusste, Alastor war gerade dabei Raphael mit Mephistos Hilfe zur unheiligen Kirche zu schaffen und dort Belial, Balbero und Sharith zu treffen. Er wusste Gabriel und Michael waren demnächst noch beschäftigt die Flammen zu löschen, die an ihnen loderten. Und so ließ er sich Zeit und ging einfach nur auf Hanna zu. Irgendwann stand sie an der Wand. „Du weißt ja gar nicht, was das für mich bedeutet.“, flüsterte er. „Bitte nicht.“, wimmerte Hanna und tastete in ihrer Hosentasche, „Wollen Sie Geld? Nehmen Sie!“ Astaroth lachte kurz, dann legte er ihr die Hand auf die Brust. „Geld ist es nicht. Ich will dich.“, antwortete er, drückte sie gegen die Wand und sah fröhlich zum Himmel. Dann stieß er einmal fest zu. Hannas Brustkorb gab krachend nach. Sie sank röchelnd und panisch zu Boden. Erst schlug sie wild um sich als sie merkte, dass ihre Lunge keine Luft mehr einsog, dann krallte sie sich an Astaroths Hose fest. Er zögerte kurz, dann schoss er ihr mit der MP einmal durch den Kopf und einmal durch die Brust. Ihr Blut befleckte den Boden. Astaroth erinnerte sich an das, was Luzifer ihm gesagt hatte. Er bückte sich und streckte die Hand nach der Blutlache aus. Wenn Luzifer recht hatte, so war es genug wenn ein Dämon das Blut berührte. Genau in diesem Moment wurde ihm schmerzlich bewusst, dass sie alle Michael unterschätzt hatten, denn dieser war plötzlich heran und schlug Astaroth mit aller Kraft weg. Astaroth flog mehrere Meter und prallte dann krachend gegen die Hauswand. Obwohl er spürte wie etwas in ihm protestierende Wogen aus Schmerz aussandte fragte er sich, sobald er einen klaren Gedanken fassen konnte, warum Michael so schwach zugeschlagen hatte. Es gab nur eine Erklärung: Gabriel handelte ohne Gottes Wissen, weshalb er nicht riskieren wollte ein Chaos auszulösen. Er hatte Michael wohl verboten seine wahre Gestalt zu zeigen. Und Michaels Scheingestalt war angreifbar. Astaroth rappelte sich auf. Fast wie von selbst glitt ihm das Schwertheft in die Hand. Glühende Flammen schossen hervor und wurden zu blitzendem Stahl, als er es in einer offensiven Haltung mit beiden Händen vor die Brust hielt. Michael lächelte glücklich: „Du hast ja keine Ahnung wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe, Verräter.“, sagte er und zückte einen mit Ornamenten und Goldketten verzierten Stab, aus dem sofort zwei Stahlrohre schossen, die wiederum mit einem kalten Klicken zwei brutal aussehende widerhakenbesetzte Spitzen preisgaben. „Und du weißt nicht, mit wem du dich anlegst.“, meinte Astaroth kalt. Er sprang ab. Endlich war der Moment da! Engel gegen Dämon. Noch niemals zuvor hatte es das gegeben. Es war vorgekommen, dass Engel gegeneinander kämpften, aber das war mehr. Es war das personifizierte Gute gegen das personifizierte Böse. Astaroths Schwert hinterließ einen rötlichen Schimmer in der Luft und gab das Geräusch einer schnell durch die Luft gewirbelten Fackel von sich. Michaels Doppelspeer wirbelte kurz herum, erstrahlte in gleißendem Licht und blockte dann den Angriff ab. Obwohl beide Kreaturen nicht ihre wirkliche Gestalt hatten und deshalb nicht einmal die Hälfte ihrer wahren Macht ausspielen konnten, war die Wucht gewaltig. Ein verästelter Blitz schoss vom Himmel und schlug genau an dem Punkt ein, an dem die Waffen sich berührt hatten. Es begann in Strömen zu Regnen. Schon nach Sekunden waren Astaroth und Michael, die von der Wucht des Blitzes weit auseinandergefegt worden waren, bis auf die Haut durchnässt. Sofort sprang Astaroth wieder ab. Michael tat es ihm gleich. Mit aller Kraft hackten sie hasserfüllt aufeinander ein. Wieder berührten sich die Waffen funkensprühend, wieder schoss ein Blitz vom Himmel und trennte die beiden Kämpfenden. Die Wucht wurde mit jedem Zusammenstoß stärker, ganz so als wollte der Himmel an sich sagen: „Stoppt euren Kampf, es darf nicht sein. Nicht hier, nicht jetzt!“ Und trotzdem hackten, schlugen, sprangen, warfen sie sich immer wieder aufeinander zu und wurden von einem hellen Blitz aus den dunklen, donnernden Wolken zurückgeworfen. Minuten vergingen wie nichts und schließlich spürte Astaroth seine Arme lahm werden. Er verfluchte die schwachen Menschen und wünschte sich seinen dämonischen Körper herbei. Aber das Glück spielte ihm endlich den Triumph zu. Astaroth, gerade wieder von der Wucht eines Blitzes von Michael getrennt, schlitterte obwohl auf beiden Füßen stehend weit über den Asphalt. Und fiel über Hannas Leiche. Wie in Zeitlupe schlug er auf dem Boden auf. Er sah Michael erst vor Schrecken bleich werden und dann so schnell es ging auf ihn zurennen. Astaroth hob seine Hand. Die Zeit verrann auf einmal zäh wie Brei. Michael schaffte es nicht mehr. Astaroths Hand senkte sich platschend in Hannas Blut. Und die Welt um sie herum reagierte sofort. Wie ein gequältes Tier ächzte und krümmte sie sich, als wäre gerade ein wahnwitziger Frevel begangen worden. Der Regen stockte für einen Moment und setzte dann noch heftiger wieder ein. Und dann, von einem Augenblick auf den Anderen, war es vorbei. Michael trat zu dem am Boden liegenden Astaroth. „Das war es dann, Narr!“, sagte er abschätzend und hob den Speer. Pitsch – Pitsch. Das Geräusch des Regens hatte sich verändert. Verwirrt sah Michael auf die roten Flecken auf seiner von wasser durchtränkten Kleidung. Blutflecken. Es regnete Blut! Michael sah angeekelt zum Himmel. Da erklang das Lachen. Astaroth kannte dieses Lachen. Er hatte es bisher nur einmal gehört, aber er kannte es. Es hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt. Es klang befreit und verführerisch, aber auf so finstere und von Eiseskälte dominierte Art, dass niemand jemals mitgelacht hätte. Es vereinte wahre Fröhlichkeit mit brutaler Rücksichts- und Hoffnungslosigkeit. Es war Luzifers Lachen. Astaroths Blick wanderte zu dem Torbogen, der direkt zur Hauptstraße führte. Das ganze Tor mochte vielleicht gute Drei Meter breit sein, doch nun war es ganz ausgefüllt. Eine in Schatten gehüllte Gestalt stand darin. Ihre weiten Schwingen füllten das Tor zur Gänze aus und hatten nicht mal annähernd genug Platz darunter. Luzifer Morgenstern, der Fürst der Hölle, stand dort und lachte als gäbe es nichts lustigeres. Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 18.Juni.2005, 14:57:40 Kapitel 8
Jetzt, da er sich im Klaren darüber war, dass er beobachtet wurde, stellte Luzifer sein Lachen ein. Michael drehte sich herum. In seinem Antlitz spiegelte sich ehrliche Angst wider. Trotzdem fragte er provozierend: „Und hier kommt der Drahtzieher der Verschwörung gegen den einen Gott. Luzifer, lehnst du dich erneut gegen althergebrachte Regeln auf!“ Luzifer blieb in den Schatten und antwortete ohne sich zu regen. Seine Stimme klang fast schon beängstigend angenehm in den Ohren, rief aber im Kopf eine instinktive Warnung hervor, diesem Wesen nicht zu trauen. „Und wie, Michael, alter Freund. Ich tat viele Tausend Jahre nichts anderes. Ihr habt es nur nicht gemerkt. Wir alle taten nichts anderes. Ihr habt uns gedemütigt, verbannt und dem Wahnsinn verkauft. Welch ein Wahnwitz ist es, mich hier darauf anzusprechen, Michael, Erzengel! Und wenn ich dich in dieser Gestalt auch nicht töten kann, so sollst du doch erfahren was es heißt zu leiden, so wie ich es tat, so wie es alle meine treuen Diener taten.“ Michael wich einen Schritt zurück, dann rief er: „So zeig dich, Dämon! Zeig dein abstoßendes Gesicht!“ Und Luzifer zeigte sich. Er trat aus den Schatten. Seine gewaltigen Rabenflügel falteten sich zusammen und verschwanden dann ganz in seinem Rücken. Astaroth beachtete es nicht. Er raffte sich auf und kniete vor seinem Herrn nieder. Luzifer war keineswegs abstoßend. Astaroth wusste von sich selbst, dass er schön war, ganz einfach weil alle Engel schön waren, zumindest in dem Maßen, in denen die Sterblichen es empfanden. Doch wenn Astaroth schön war, so war Luzifer abgöttisch. Wirres schwarzes Haar fiel ihm über die Stirn und verlor sich in Strähnen, die leicht vom Kopf abstanden. Leuchtend blaue Augen strahlten wie Diamanten aus dem Gesicht, das an sich schon so herrlich anzusehen war, dass man es fast nicht aushalten konnte. Luzifer war groß und schlank, bewegte sich aber so elegant und bedacht, dass man ihn in Gedanken sofort mit einem Raubtier verglich. Als Kleidung hatte er eine enge schwarze Lederhose, die in einen silbernen Gürtel mündete. Er hatte ein dünnes, schwarzes Hemd an, auf dem groß und unübersehbar ein Pentagramm prangte. Es sollte nichts mit Satanismus oder Luzifer selbst zu tun haben, sondern stand einfach für die fünf Punkte, die ein gestreckter Körper bildete. Darüber trug Luzifer einen schweren Stoffmantel, der langsam mehr und mehr den Blutregen aufsog. Und trotz seines wunderschönen imposanten Aussehens hätte sich niemals ein Sterblicher dazu aufgerafft ihm offen Vertrauen zu zeigen. Luzifers schönes Gesicht wurde von grausamen Zügen entstellt, die ihn rücksichtslos und hart erscheinen ließen. Die Augen waren nicht in dem warmen Blau gehalten, wie zum Beispiel einige Menschen sie hatten, sondern in so erschreckend kühlem Blau, dass selbst der Vergleich mit Eis völlig untertrieben gewesen wäre. Und dieser Mann schritt nun langsam auf Michael zu. „Siehst du, alter Freund, ich habe mich nicht verändert. Du übrigens auch nicht.“, sagte Luzifer tonlos. „Du irrst, Luzifer. Wir waren nie Freunde.“, sagte Michael ablehnend. Luzifer bemerkte endlich Astaroth, der noch immer neben Hannas Leiche kniete und nicht wagte zu seinem Meister aufzusehen. „Astaroth, mein Freund. Erhebe dich. Lass uns bitte allein. Folge Alastor und hilf ihm bei Raphaels Abtransport.“, sagte Luzifer. „Ja Herr.“, antwortete Astaroth. Er konnte den Blick dieser Augen nicht sehr lange ertragen. Obwohl er sich nicht an Luzifers früheres Antlitz erinnern konnte - diese Augen waren niemals so teilnahmslos kalt gewesen. Michael wartete bis Astaroth den Innenhof verlassen hatte, dann rief er erbost: „Ihr Bastarde habt Raphael? Gebt ihn frei, sonst gnade euch Gott!“ Von einem Moment verzog sich Luzifers Gesicht vor Zorn, wie eine Maske aus Wachs, die zu nahe an eine Flamme geriet. Hass und Rachsucht überfluteten das eben noch so beherrscht aussehende Antlitz. „GNADE EUCH GOTT!“, schrie Luzifer. Ein kalter Wind kam auf und wirbelte voll auf Michael zu. Von der Kraft des Windes wurden sogar die Pfützen aus Blut des Regens noch einmal in die Luft gezogen und platschten auf Michael ein, der sich so gut wie gar nicht schützen konnte. „GOTT IST NICHTS GEGEN MICH! Du nennst mich Verräter? Ich frage, was habe ich verraten? Du forderst meine Bestrafung? Ich frage, wurde ich nicht schon genug bestraft? Michael, was war mein Frevel? Ich tat, was ich tun musste, was mein Herz mir gebot! Bist du stolz darauf dieses Herz bis zur Unkenntlichkeit gedemütigt und in einen Panzer aus Eis gesperrt zu haben? IHR SEID DIE WAHREN VERRÄTER! Niemals werde ich ruhen, als bis euer Blut für meinen Schmerz geflossen ist. Jede Sekunde wird gesühnt werden, egal wie sehr ich dafür noch leiden muss. GOTT WIRD VERNICHTET WERDEN! SEIN ANDENKEN WIRD ENTWEIHT UND FÜR IMMER IN DEN DRECK GEZOGEN WERDEN! ICH BIN DER WAHRE HERRSCHER ÜBER HIMMEL UND ERDE! ICH UND NIEMAND ANDERS, DENN ICH LITT DAFÜR WIE NIEMAND ANDERS! Was du nun in mir siehst, habt IHR zu verantworten. Das hat dein wunderbarer Gott zu verantworten. Ich bin ein Echo, ein Abbild seiner selbst, verstoßen und verachtet. Doch der Tag wird kommen, an dem das Echo über die wirkliche Stimme siegt! Nichts kann mich aufhalten, nichts und niemand!“ Luzifers Hand hob sich kurz. Sofort stoppte der Wind und auch der Regen wurde schwächer, bis er ganz endete. „Doch, ich kann dich aufhalten. Ich werde dich zerschmettern, Luzifer! Zu Ehren des wahren Gottes!“, rief Michael und sprang mit aller Kraft auf Luzifer zu. Sein Speer zuckte tückisch nach vorne und – wurde von Luzifer gefangen. Luzifer packte Michaels Hand und brach sie mit einem Zucken seiner Faust. Der Speer fiel polternd zu Boden. Luzifer sah Michael kurz in die Augen, dann meinte er: „Nun, das war dein Zug, jetzt bin ich an der Reihe.“ Er stieß Michael von sich. Sofort warf er beide Hände nach vorne und richtete sie auf Michael. Sengende Flammen schossen hervor und hüllten den Engel völlig ein, der gar nicht anders konnte als seine unbeschreiblichen Qualen laut herauszubrüllen. Immer und immer wieder züngelten die Flammen vor bis der beißende Geruch verbrannten Fleisches die Luft verpestete, dann stoppten sie. Doch Luzifer gab Michael keine Gnade. Jetzt schoss eine flirrende Eiswolke hervor und umglitt Michael. Erst die sengenden Flammen, dann die brutale Kälte mussten Michael wahnsinnig vor Schmerz werden lassen. Blitzenden Eiskristalle fetzten durch den Eisnebel und hinterließen ab dort wo Michael stand eine rötliche Färbung im Kältenebel. Einige unendlich erscheinende Sekunden hielt Luzifer diese Tortur aufrecht, dann hörte er auf. Michael war nun nicht mehr der strahlende Engel, der sich nur für kurze Zeit eines menschlichen Körpers bediente, er war jetzt ein Bündel aus verbranntem Fleisch, tiefen Schnittwunden und Erfrierungen. Die Schmerzen mussten jedwede Vorstellungskraft sprengen. Und noch lebte Michaels Körper. Die Qualen hielten seinen Geist gefangen, so dass er den Wirt nicht verlassen konnte. Er wimmerte und versuchte die zerfetzen und verkohlten Sehnen und Muskeln zu bewegen. Und Luzifer stand daneben und lächelte. „Schade Michael, ich hätte dir eine Chance gegeben. So hast du mir leider keine Wahl gelassen.“ Er drehte sich herum und schnippte mit den Fingern. Der Regen setzte wieder ein, diesmal jedoch normaler Regen aus Wasser. Luzifer verließ immer noch lächelnd den Innenhof, trat auf die Straße hinaus und machte sich auf, Astaroth zu folgen. Ja, und hier einen kurzen Schnitt, zur Zeit geht bei mir einiges drunter und drüber. ^^ Ich werde natürlich trotzdem weiterschreiben. Übrigens wurde ich nun schon öfter nach meinem Antrieb gefragt immer und immer wieder solche Geschichten niederzuschreiben. Die Antwort: Es gibt keinen. ^^ Ich mache das, weil es mir Spaß macht. Die ganze Geschichte und jede einzelne Szene entsteht in meinem Kopf. Sicherlich, Personen und Gegenstände im wirklichen Leben bringen immer wieder guten Stoff und werden in die Geschichte eingebaut, aber im Großen und Ganzen kann man sagen, dass ich mich meistens auf mich selbst verlasse. Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Astirith am 19.Juni.2005, 08:50:46 Ej azarun ej die geschichte ist echt geil! wenn ich so viel geschrieben hätt dann hätt ich bei meiner geburt anfngen müssen!^^
bussal irene Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Karasu am 19.Juni.2005, 12:52:36 wie gesagt...schöne geschichte ^^ ich finde es immer wieder nett wie lieb du mit meinen charas umgehst...gibs eigentlich eine geschichte von dir wo ich nich sterbe oder niedergemetzelt werde oder sowas in der art? ...eher nich oder ? *g*
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 19.Juni.2005, 17:17:04 Naja, sagen wir so: Jede Geschichte braucht den ein oder anderen "Bauern", der getrost mal was abbekommen kann. ^^ Sogar in Liebesgeschichten ist das so. Es gibt immer jemanden, der leer ausgeht.
Oder eben was einstecken muss... :lol: Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Karasu am 19.Juni.2005, 18:24:05 -.- nur irgendiwe sin da simmer meine charas...ich fühle mich so...benutzt *schluchz*
XD Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 19.Juni.2005, 19:34:47 Ich weiß ja nicht so recht, aber ist es nicht das erste Mal, dass ich deinen Namen in ner Story von mir einbaue? :-?
Und überhaupt, woher weißt du eigentlich, dass du gemeint bist? :P Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Karasu am 20.Juni.2005, 12:12:42 hab hab ja sharith gemeint...
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 20.Juni.2005, 18:12:53 Ich will ja nix verraten, aber heb dir deinen Atem für später auf, Sharith ist noch lange nicht raus. :P
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Karasu am 21.Juni.2005, 07:57:45 *xxl-packung taschentücher hol* wehe du tust ihr was *heul*
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Rikku am 24.Juni.2005, 19:30:03 mach dir nix draus sharith er ist auch nicht besser zu mir *sich auch ein taschentuch aus der xxl-packung holt* naja -.- ist halt azarun so wie wir in kennen und "lieben" ^^
gruß Rik^^ (da Dante ja bie mir hat er auch noch senf dazu zu geben moment) Dante:@ Azarun, Sharith: Das ist echt ein loliger dialog. @sharith hast du was anderes von aza erwartet?^^ Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 25.Juni.2005, 16:39:31 Yeah, however... Ihr habt ja keine Ahnung. :P
In Wirklichkeit bin ich ein ganz anderer Kerl. Na, egal. Also, weiter im Text: Astaroth stand wieder im Thronsaal. Belial, Mephisto und Luzifer hingen ebenfalls in der Gegend herum, wirkten aber so als wäre es nichts als Zufall, dass sie alle zur selben Zeit hier waren. Sie alle hatten endlich wieder ihre wahre Gestalt und konnten nach Belieben ihre seelenverwandten Waffen benutzen., vielleicht war das der Grund, weswegen niemand mehr die Nähe des anderen suchte. Man war nicht mehr von der Masse abhängig. Belial trug eine wirklich sehr enge Lederkluft, die geradezu provozierend ihre Kurven betonte. Dass sie noch zwei Lederstiefel anhatte, die bis über ihre Knie gingen, und ihr volles, blondes Haar, das bis zu den Stiefel fiel, machte die Sache nicht minder zur Augenweide. Und von ihrer Hüfte herab hing in einer lederumwickelten Scheide (der aufmerksame Leser mag feststellen, dass Belial ein Faible für Leder hatte) ein dünnes Katana. Mephisto dagegen hatte wie immer überhaupt nicht auf sich geachtet. Er scherte sich regelmäßig die Haare. Jetzt hatte er dazu einen zerschlissenen braunen Stoffmantel, der mit Löchern und losen Fäden aufwarten konnte. Die Schuhe mochten mal elegant gewesen sein, jetzt waren sie nur noch durchgetreten. Das einzige halbwegs nicht kaputtgetragene Stück Kleidung an ihm, war eine Kette, die er unter seinem leicht löchrigen schwarzen Hemd versteckte. Er war der einzige, von dem Astaroth nicht die seelenverwandte Waffe kannte, da er nie kämpfte. Luzifer stand mit den Rücken zu seiner Gefolgschaft. Er hatte sich seinem Thron zugewandt. Seine Kleidung hatte sich nicht verändert. Wenn er sprach füllte seine Stimme den ganzen Saal aus wie Wasser. „Also beginnen wir jetzt damit, den Menschen zu demonstrieren welche Seite sie wählen sollten.“, sagte er gerade. Astaroth hatte da seine Zweifel. Für gewöhnlich machte er sich keine Gedanken über die Zukunft, vor allem wenn er selbst gerade schlechte Laune hatte und zu einer Unterredung zu spät kam: „Ich glaube nicht, dass sie sich bei der noch immer vorhandenen Menge an Glauben dazu überreden lassen, sich für uns zu entscheiden.“ „Natürlich werden sie geteilt werden.“, antwortete Luzifer langsam, „Das wird ein Krieg, natürlich... Es gibt solche und solche, wir werden schon zu Mitstreitern kommen. Ich trage mich zudem noch mit dem Gedanken, die Sluags in die Welt der Menschen zu lassen. Vorher jedoch möchte ich, dass ihr Verwirrung stiftet. Mephisto, du wirst einen wichtigen Politiker samt Familie in seiner Villa besuchen. Belial, du widmest dich einem Geschäftsmann, der auf der Erde viel Macht besitzt, ebenfalls mit seiner Familie. Du Astaroth bekommst einen heikleren Auftrag, du sollst ein Flugzeug entführen. Ich möchte, dass ihr drei bei euren Missionen weder Zeugen hinterlässt, aber viele Spuren. Und hinterlasst das möglichst auffällig am Ort des Geschehens.“ Er warf ein Stück Papier über die Schulter, das wie von einem geheimnisvollen Wind getragen direkt zu Belial flog. „Fürchtet den, der sich die Macht nimmt, Tod und Leben zu stellen und zu ordnen. Fürchtet den, der nichts achtet Weder Werte noch Stellungen. Fürchtet den, der strebt sich zu erheben Und alte Sünden zu richten.“, las sie vor. Etwas leiser und genervt fügte Luzifer noch schnell wie ein geölter Blitz dazu: „Und glaubt auf keinen Fall, diese Verse würden von mir stammen. Balthazar hat sich Hirngespinste einfallen lassen. Er wird euch auch auf der Erde den nötigen Rest erklären.“ Luzifer drehte sich wirbelnd herum und lächelte sein eisiges Lächeln. „Uns gehört jetzt die Erde, meine Freunde. Wie lange wird es dauern, bis uns auch der Himmel gehört?“ „Greife nicht nach den Sternen Lu, setz deine Ziele besser weiter unten an.“, murmelte Astaroth vor sich hin. „Was meinst du damit, Astaroth? Hast du Angst die Menschen würden etwas gegen uns unternehmen? Was für eine Torheit! Wir geben ihnen, was sie im Herzen als einziges wirklich wollen.“, Luzifer ballte kraftlos die Faust. „Ich denke sie werden sich nicht alle für unsere Seite entscheiden.“ „Unserer Seite? Dem Bösen?“, Luzifer lachte. Astaroth rann ein Schauer über den Rücken als des Teufels kalte Augen in die seinen blitzten. „Schlimmer als die böse Tat ist das böse Sein.“ „Seit wann zitierst du Bonhoeffer?“, fragte Astaroth wie aus der Pistole geschossen. „Er war evangelischer Theologe, nur so nebenbei.“ „Allzeit bereit ein gutes Zitat zu gebrauchen.“, antwortete Luzifer gähnend. „Ich fürchte ich werde mir diese menschliche Welt auch ansehen. Was kann man dort oben alles tun?“ „Spaß haben.“, meinte Astaroth tonlos. Und schon wieder ein Schnitt! Ah, wunderbar... So, wird vermutlich wieder einige Zeit dauern, bis das nächste Kapitel fertig is, schließlich hab ich nicht alle Zeit der Welt und muss auch sehen, dass ich in der Schule nich zu schlecht werde. ^^ Aber Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. In diesem Sinne: Freut euch mal vor. :-P Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Karasu am 26.Juni.2005, 16:49:44 @dante: nein...eigentlich nich...aber ich bin halt naiv XD
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Mendox am 01.Juli.2005, 19:38:44 Und wie gehts weiter??? :D
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 01.Juli.2005, 19:46:51 Ja, weiß nich... Hab zur Zeit leider nicht viel Zeit, weißt du. Dräng nicht, sonst kann ich gar nix schreiben. :lol:
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Mendox am 04.Juli.2005, 14:02:42 Is ja schon gut. Ich kanns halt eben nur nicht erwarten, bis ein neues Kapitel fertig ist ^^
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 04.Juli.2005, 16:33:16 Kapitel 9
Londoner Flughafen, Mitternacht Es ist Vollmond Ein kalter Wind strich flüsternd über die Rollbahn. Obwohl ständig Wolken über den Himmel zogen tauchte der helle Mond die Szenerie in ein silbernes Licht. Ein Passagierflugzeug wurde gerade mit Gepäck beladen, bereit zum Abflug sobald die Freigabe erfolgte. Und von irgendwo erklang leise eine angenehme Stimme: „I am so high, I can hear heaven I am so high, I can hear heaven Whoa, but heaven...no, heaven don't hear me And they say That a hero could save us I'm not gonna stand here and wait I'll hold onto the wings of the eagles Watch as we all fly away Someone told me Love would all save us But, how can that be Look what love gave us A world full of killing And blood spilling That world never came And they say That a hero could save us I'm not gonna stand here and wait I'll hold onto the wings of the eagles Watch as we all fly away” Die Stimme verlegte sich auf leises Summen. „Sehr treffend.“, durchbrach plötzlich eine schneidende zweite Stimme die fast schon sinnliche Stimmung. Astaroth trat aus den Schatten, nahm die Ohrstöpsel aus den Ohren und steckte den Discman weg. Sofort flammten etwas neben ihm zwei glühende Augen auf. „Ach Balthazar, ich hab dich gar nicht kommen hören.“, sagte Astaroth lächelnd und klappte den Kragen seiner Jeansjacke nach oben. „Ja, das glaube ich dir.“ Balthazar trat endlich ganz ins Licht. Die Augen der Erzdämons wurden halbwegs normal und stachen nur noch leicht hervor. Ihr dunkles Schwarz war ganz gering von kleinen Flammen gesprenkelt. Passend dazu trug er einen perfekt sitzenden schwarzen Anzug mit blutroter Krawatte. Er hätte wie ein Bankier ausgesehen, wäre nicht der dichte braune Vollbart gewesen. „Astaroth, du hast dich verspätet.“, sagte Balthazar und sah auf seine Rolex. Astaroth pfiff spielerisch. „Ich hatte zu tun.“ „Was gab es so wichtiges?“, fragte Balthazar und lehnte sich an die Wand des Flughafentowers. „Ich nehme jetzt Unterricht. Kung-Fu, Jiu-Jitsu, Kobudo und Kendo. Was man eben an asiatischer Kampfkunst braucht. Zum Glück lerne ich schnell, sonst bräuchte ich Jahre dafür.“, antwortete Astaroth und gesellte sich neben Balthazar. „Was für ein Unsinn. Du hast dein Schwert.“ „Nun, Lu scheint bloß noch die Zukunft im Auge zu haben. Und die wird eine schwere Zeit werden. Jeder von uns wird sein Bestes geben müssen. Und ich will meinen Teil dazu beitragen.“ „Mit asiatischer Kampfkunst? Naja, jedem das seine.“, meinte Balthazar lakonisch. „Was für eine Ironie. Bis jetzt dachte ich, du wärst eher der Typ, der jeden weiblichen Engel zu Tode t. Ha! Was wird Lu sagen, wenn er erfährt, dass du von nun an jeden Nachmittag in London sein musst!“ „Ach, wer sagt denn, dass ich mir das von Menschen beibringen lasse. Belial ist für Kendo zuständig, Baphomet für Kung-Fu und Kobudo. Und zu guter letzt zeigt mir Gariot die Kunst des Jiu-Jitsu. Und ganz nebenbei: Was hindert mich daran, ein Runde unanständige Dinge mit Gottes Dienerinnen zu treiben? Nach dem Training kann ich nen anständigen wahnsinnig gut gebrauchen. Hier ist das Ganze noch so wie es sein soll: Die Menschen halten es für anstößig. Meistens sogar ekelhaft. Herrlich ist das, denn so erzielt man die Wirkung, die man erzielen will. Wäre das nicht so, dann hätte die Sache keinen Reiz mehr an sich.“ Astaroth kramte aus seiner Jacke eine Schachtel Zigaretten heraus, zündete sich eine an und sog sie mit einem einzigen gewaltigen Zug zu einem Stummel zusammen, den er gleich wegwarf. „Sehr beeindruckend.“, meinte Balthazar gelangweilt. Astaroth hustete gequält und spuckte einen Klumpen Teer vor sich auf den Boden. „Warum machst du so nen “, fragte Balthazar erstaunt. „Ach, ich hab die Dinger nur gekauft, weil ich nich glauben konnte, dass die wirklich Nervengift beinhalten. Tja...sie tuns. Nikotin nennt sich das Zeug. Wahnsinn! Ich verstehe die Menschen immer weniger. Von der Ration Nikotin, die ein Raucher über den ganzen Tag verteilt zu sich nimmt, würde jeder Mensch sofort verrecken, bekäme er sie auf einmal ab.“ „So? In der Tat?“ „In der Tat.“ „Tjaja...“ „Hm...“ Balthazar schloss die Augen. Astaroth hingegen sah sich um. Das Flugzeug war fast voll beladen. „Nun Balti, sag schon um was es geht!“, sagte er und stieß ihm den Ellenbogen an die Rippen. „, verdammt!“, fluchte Balthazar erbost. „Nenn mich nicht so! Ich hasse das!“ „Ohhhhhhhh...tut mir leid.“, spottete Astaroth grinsend. Balthazars Hände strichen seinen perfekt sitzenden Anzug glatt. „Also, du begibst dich einfach in das Flugzeug und bringst es zum Absturz. Nicht mehr, nicht weniger.“ „Das is alles? Langweilig. Keine Herausforderung.“ „Is mir ziemlich egal was du davon haltest, mach es einfach.“, entgegnete Balthazar patzig. „Ja ja, schon gut. Halt die Luft an. Gibt’s irgendwas wichtiges, das ich wissen sollte?“ „Nein.“, antwortete Balthazar und wandte sich zum Gehen. „Hey, gibst du mir keine Wumme mit?“, rief ihm Astaroth hinterher. „Du kannst doch jetzt Jiu-Jitsu.“, rief Balthazar mit vor Hohn triefender Stimme. „Halt die Fresse!“, schrie ihm Astaroth unnötigerweise nach. Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 08.Juli.2005, 19:21:57 So, ich muss jetzt was beichten:
Die Geschichte wird wohl nicht mehr so schnell fotgesetzt werden können, ich bin nämlich einer bedeutenden Schwäche verfallen - GTA San Andreas Erst wenn ich das durchhabe werd ich wohl wieder zum Schreiben kommen...und zum Schlafen. :oops: Tja, tut mir leid. Ihr müsst euch gedulden. Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 13.Juli.2005, 20:18:48 Dann sah er sah zu dem Flugzeug.
Nur noch eine Frage von Minuten bis es starten würde. Langsam ging er darauf zu. Gerade als er ankam wäre fast schon die Gangway weggefahren worden. Zum Glück war er nicht mehr innerhalb der furchtbar eng gesetzten Grenzen eines menschlichen Körpers gefangen. Bevor ihn jemand sah verschwand er in einem Wirbel aus Schatten, der schnell wie der Wind durch die Luft, die sich schließende Luke und dann durch ein mit Passagieren vollbesetztes Abteil des Flugzeuges schoss. Die Leute wunderten sich über den scheinbaren Anflug einer nahenden Dunkelheit, der jedoch ebenso schnell verschwand wie er gekommen war. Dann, nur eine Sekunde später, stand aus den Schatten entstehend, der Erzdämon Astaroth am Durchgang zur nächsten Klasse. Bis auf das flüchtige Gefühl nahender Kälte nahm keiner der Menschen an Bord Notiz. Seufzend lehnte er sich an die dünne Tür zur Toilette. Aus einem Lautsprecher klang eine angenehme Frauenstimme: „Meine Damen und Herren, wir starten in wenigen Minuten, bitte schnallen sie sich an.“ Astaroth wartete geduldig bis das Flugzeug anrollte. „Showtime.“, flüsterte er dann, griff mit der Hand unter seine Jeansjacke und zog sie mit einer schallgedämpften UZI wieder heraus, die eigentlich niemals unter seine Jacke gepasst hätte. Lächelnd wiederholte er die Prozedur mit der zweiten Hand ebenfalls. Beide UZIs nach oben gerichtet bewegte er sich durch den engen Gang... „Vorsicht, ich muss das durch... Nein, Sie brauchen keine Angst haben... Ja, danke...sehr gut, gehen Sie einfach aus dem Weg... Vorsicht...Danke...Entschuldigen Sie, wäre es möglich den Fuß zur Seite zu nehmen?...Danke...“ Eine Stewardess, die gerade vor der Tür zum Cockpit einen Wagen mit Erfrischungen herumrollte, bemerkte schließlich das nahende Unheil. Sie verhielt sich professionell und wollte gerade den Mund zur Warnung – oder vielleicht auch zum Verhandeln – öffnen, als sie von den Kugeln aus Astaroths Waffen getroffen wurde. Die Projektile rissen eurostückgroße Löcher in ihre Kleidung, deren Ränder sich zunehmend rot färbten. Wie von einem unsichtbaren Schläger getroffen, wurde sie zurückgeworfen, versuchte sich überrascht noch am Wagen festzuhalten und riss ihn mit zu Boden. Astaroth sah ihr gespannt zu, richtete dann aber zur Sicherheit die Waffen auf den am Boden unter Schokoriegeln und Plastikbechern begrabenen Körper und drückte ein zweites Mal ab. Im Vergleich zu den fast unhörbaren Schüssen, klangen die zu Boden fallenden Hülsen erschreckend laut. Für einige Sekunden blieb alles ruhig, dann konnte man das KLACK im Gehirn der Passagiere, die das Schauspiel mitangesehen hatte, förmlich hören. Panik brach aus. Wirres, unkontrolliertes Geschrei erhob sich und führte zu nicht berechenbaren Kurzschlusshandlungen der Passagiere. Astaroth hielt es für besser, die UZIs einmal quer durch die beiden Gänge laufen zu lassen, bis ihre Magazine leer waren. Interessanterweise wurde es dadurch nicht besser, sondern nur noch schlimmer. Die nun auch noch leicht mit Blut bespritzten Menschen, die jetzt undeutliche Sätze wie: „Ah, mein Bein!“, „Trude! Sag doch was, Trude“ und ähnliches von sich gaben, stiegen hysterisch über Sitze und schlugen alles, was annähernd im Weg war, aus demselben. Astaroth hatte genug. Er drehte sich herum und betrachtete die Cockpittür. Verschlossen. Zum Glück hatten sich die übrigen Stewardessen in ihrem kleinen Aufbewahrungsraum eingeschlossen. Kritisch sah Astarotz sich um und erkannte, dass seine Kugeln schon viele kleine Löcher in die Hülle des Flugzeuges geschlagen hatten. Es war besser, wenn es nicht allzu hoch fliegen würde. Seufzend warf er die leergeschossenen Maschinenpistolen weg. Freudig grinsend wanderte seine Hand ein weiteres Mal unter die Jacke. Diesmal aber kam sie mit dem Heft des Flammenschwertes wieder hervor. So lange hatte er diese Waffe nie im Einsatz gesehen, er wusste schon gar nicht mehr, wie sich ihr vertrautes Vibrieren beim erglühen der Flammen anfühlte, und wie das leise Fauchen klang, das die Flammen zu leicht rötlichem Stahl werden ließ. Jetzt wurde ihm das alles wieder ins Gedächtnis gerufen. Er schwang das Schwert spielerisch und horchte auf das herrliche Geräusch, als würden Flammen statt Stahl durch die Luft zischen. Dann senkte er die Klinge und tippte gegen den Boden. Schnell wie ein Blitz züngelten winzige Flammen vom Schwert auf den Kunststoff über und setzten ihre schmale Brandspur entlang dem Durchgang fort, bis sie quer durch das ganze Flugzeug reichten. Immer noch lächelnd trat Astaroth die massive und durch Unterdruck zwischen den Dichtungen verschlossene Ausstiegsluke kurzerhand mit einem ohrenbetäubenden Knall aus ihrer Stahlfassung und schwang sich heraus. Das Flugzeug war erst auf knappe zweihundert Fuß angestiegen und hatte noch nicht einmal das Fahrwerk eingefahren. „Zu einfach.“, murmelte Astaroth vor sich hin und hielt sich entgegen dem Fallwind mit den Armen in der senkrechten Position. Zischend fuhr die Luft um ihn und bildete einen sanften Widerstand. Als die in schwarzen Boots steckenden Füße krachend nach knappen zweihundert Metern auf dem Boden aufschlugen, wurde der Beton darunter nahezu zerbröselt. Winzige Splitter schossen in alle Richtungen davon. Er ging geschmeidig in die Knie und fing sich ab, ungeachtet des eingedrückten Betons. Ein unruhiger Blick sicherte die Umgebung bevor er sich wieder aufrichtete und die Jacke glatt strich. Astaroth schlenderte neugierig durch die Einkaufsstraßen Londons. Was es da alles zu kaufen gab... Wahnsinn. Am liebsten hätte er sich ganz London gekauft. Und wer weiß, vielleicht hatte Luzifer ja nichts dagegen. Mammon hätte in einer Sekunde das nötige Kleingeld zur Hand gehabt. Astaroth Fähigkeit materielle Dinge zu erschaffen war nicht so perfekt wie die Mammons. Astaroths Geld beispielsweise, löste sich nach knapp einer Stunde wieder auf. Zum Bezahlen reichte es, aber leider nur bei kleineren Summen, da die Menschen nicht so dumm waren und das Verschwinden von beispielsweise einer Million Dollar nicht bemerkten. Astaroth sah auf die Uhr. Belial und Mephisto sollten schon fertig sein. Erst jetzt fiel ihm ein, dass er vergessen hatte Luzifers Sprüchlein zu hinterlassen. Nun, das konnte man schnell ändern. Er konzentrierte sich und zog in Gedanken die Linie nach, die das Flugzeug noch geflogen sein könnte. Dann zog er ein Stück Papier heraus und ließ eine winzige Flamme so über das Papier tanzen, dass sie die Buchstaben des Gedichtes hineinbrannte. Scheinbar achtlos warf er es hinter sich, doch es wurde sofort von einem säuselnden Wind erfasst und zu der von Astaroth geschätzten Stelle getragen. Er hoffte jetzt nur noch, dass die Menschen es auch fanden. Astaroth sah auf die Uhr. Bald würde die Sonne aufgehen. So wie die Sache stand hatte er nicht mehr viel Zeit. Er wollte noch unbedingt jemanden besuchen. Astaroth beschleunigte seine Schritte und marschierte zielstrebig los. Na was meint ihr, nächstes Kapitel auch noch? Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Sheera am 14.Juli.2005, 06:59:40 Jap, das nächste Kapitel bitte auch noch! :)
Hey Azarun, zum Schreiben kommst Du nun wohl wieder, und wie sieht´s mit dem Schlafen aus? ;-) Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 15.Juli.2005, 13:44:43 Ich schlaf immer in der Schule... *hust*
Na gut, dann das Nächste auch noch. Anmerkung des Autors: Im Folgenden werden mehrere japanische Begriffe verwendet, die jedoch entweder klar sind, oder einzeln erklärt werden. Da sie alle mit Kampfsport zu tun haben bin ich gern bereit Fragen zu beantworten. So leise wie möglich schwang sich Astaroth über einen Kamin auf dem Dach des fünfstöckigen Hauses. Er nutzte all seine Geschicklichkeit nur um möglichst keine Geräusche zu machen. Und tatsächlich saß, wie erhofft, derjenige, den Astaroth schon so lange wiedertreffen wollte, locker gegen eine Anhäufung von Gerümpel gelehnt und beobachtete den Sonnenaufgang. Fast hätte man nicht erkennen können, ob die Person, es war ein Mann, schlief oder vielleicht sogar tot war, wäre nicht das melancholische Lächeln auf den sanft geschwungenen Lippen gewesen. Gekleidet war er in schwarze Lederstiefel, die in den zaghaften Sonnenstrahlen wie nagelneu blitzten. Sie gingen fast nahtlos in eine schwarze Lederhose über, die an den Seiten geschnürt werden konnte. Darüber trug er ein schwarzes Hemd, das über und über mit blutroten Ornamenten verziert war. Die Hände steckten in ebenso schwarzen Kunststoffhandschuhen, die wie die Stiefel noch völlig neu wirkten. Pechschwarzes Haar fiel ihm unbändig in Strähnen und gab dem Gesicht etwas Dunkles. An sich wäre der Mann ein toller Anblick gewesen, da er sich eine engelsgleiche Schönheit bewahrt hatte und sogar Ähnlichkeit mit Astaroth besaß, doch eisblaue Augen strahlten markant aus dem Gesicht wie Edelsteine und zeigten den Blick eines düsteren Charakters auf. Der edle Mund, der wahrscheinlich die größte Ähnlichkeit mit Astaroth darstellte öffnete sich leicht. Der Erzdämon schlich sich weiter heran bis er fast im Blickwinkel des Mannes angelangt war, als plötzlich... „Versuche es nicht, Astaroth. Ich kann dich fühlen. Es würde dir nichts nützen.“ Astaroth fühlte sich ertappt, entspannte sich aber und kratzte sich fast schon beschämt am Kopf. „Schade, kleiner Bruder. Du bist auf Zack. Und das nach so langer Zeit.“, entgegnete er. „Wie lange haben wir uns schon nicht gesehen, großer Bruder? Ich erinnere mich nicht mehr so gut.“, sagte der Mann und bewegte sich flüchtig um sich in eine bequemere Position zu bringen. Die Wort klangen aus dem Mund des vielleicht gerade mal 25-jährigen Kerls wie bloße Ironie. „Dürften an die 1000 sein, Brüderchen.“, murmelte Astaroth und merkte, dass er sich sehr beherrschen musste, sich nicht auf den jungen Mann zu stürzen. Auch diesem erging es nicht besser. Erst widerstanden beide für einige Sekunden, dann wurde das Schweigen zu erdrückend und sie sprangen exakt gleichzeitig aufeinander zu und umarmten sich wie Freunde. „Astaroth, es tut gut dich zu sehen.“, sagte Mann, der nun im Sonnenlicht etwas blass wirkte. „Azarun, es tut gut deine Stimme zu hören. Ich habe sie vermisst, weißt du. Man kann ihr ewig lauschen und es wird nie langweilig. Sie hat so viele Geheimnisse in sich versteckt.“ „Schleimer.“, lachte Azarun und boxte Astaroth gegen die Brust. Sie ließen sich beide an das Gerümpel gelehnt nieder. „Sieh sie dir an: Die Sonne. Welch ein Anblick, eh?“, fragte Azarun. „Wunderbar.“, antwortete Astaroth, „Wieso hast du mich gehört, kleiner Bruder?“ „Ich hab dich nicht gehört, ich hab dich gefühlt.“, murmelte Azarun und betrachtete seinen Gesprächspartner lange, so als müsse er sich alle Details einprägen. „Jaja klar, der Vampir in dir, hm? Siehst ja etwas blass aus. Gibt’s nich mehr genug Drinks in England? Ziehst du deswegen so viel umher? Ich hatte schon Panik dich nich zu treffen, weißt du? Dachte schon du wärst gestorben.“ Azaruns Augen verengten sich leicht. „Ja, ich stand einige Male kurz davor. Yeee, aber irgendwie scheint mir niemand den Gefallen zu tun.“ Er lachte und betrachtete wieder die Sonne. „Da hab ich noch ne Frage. Was zur Hölle ist mit deinen Haaren los? Wieso sind die plötzlich schwarz?“ „Gefärbt.“ „Ahaaaaa!!!“, freute sich Astaroth, „Hörst du also endlich auf mich und widmest dich auch mal den Frauen und nicht nur deinem Schwert? Wird ja auch Zeit. Du könntest so ein guter Ehemann sein. Ich stell mir das bildlich vor und sehe einen wunderbaren, verständnisvollen, treuen...........................Hund. Und dann sehe ich da noch deine Frau und dich, aber dazu fällt mir nix ein.“ Der Dämon zwinkerte schelmisch. „Du musst grade reden, Asti.“, stichelte Azarun. Astaroth verzog das Gesicht als müsse er in eine Zitrone beißen. „Nenn mich nicht so. Das klingt so...so...so kindisch.“ „Ha, wie in den alten Zeiten, ha? Mein großer Bruder, der in den Tavernen herumhängt und den Menschen merkwürdige Geschichten über Jesus erzählt, und ich, der immer die Leute, die dich – stockbesoffen – umbringen wollen, entsorgen muss. Dein Rekord liegt nach wie vor bei 34 Promille, ich habs nicht geschafft den zu knacken. Ich bin bis 14 gekommen, aber den Kater vergesse ich nie. Und du glaubst gar nicht, wie lange der Alkohol im Blut bleibt. Zudem hattest du nur einen Menschen in Besitz genommen, ich muss mit diesem Körper hier leben. Und davon, wie die Wirt nach der Tortur aussah, möchte ich ja gar nich reden. Ekelhaft war das.“ Astaroth sah peinlich berührt drein: „So schlimm war ich? Ah, bin ich froh, dass ich so n cooles Brüderchen hab.“ Azarun schien kurz zu überlegen, dann fragte er: „Erinnerst du dich an dein Versprechen?“ „Das mit der Hure?“ Azarun tat so als müsse er husten. „Lassen wir doch dieses Thema, ich fand das wirklich nicht lustig. Nein, das über Luzifer.“ „Ich weiß es noch, aber vergiss du nicht: Dieses Versprechen kann ich erst einlösen, wenn Luzifer es mir erlaubt hat. Und das mit der Hure war lustig.“ „Erzähle mir doch einfach seine Geschichte. Und das mit der Hure hättest du ruhig vergessen können!“ „Das kann ich nicht. Es wäre Frevel.“ „Was jetzt, Luzifers Geschichte oder das mit der Hure?“ „Beides.“ „Hm, schade...“, murrte Azarun, „Das über Luzifer interessiert mich brennend und die Geschichte mit der..............ach, du weißt schon.“ „Was weiß ich?“ „Dabei konnte ich gar nix dafür, ich hätte nicht gedacht, dass so eine Frau eine Hure wäre. Und ich war betrunken!“ „Jajaaa... Ich kann mich heute noch an diesen herrlichen Dialog erinnern! Man kann gar nicht so betrunken sein, um eine Hure für eine Putzfrau zu halten, sie über ihren Beruf auszufragen und trotzdem immer das zu verstehen, was man hören will! - Wieso machen Sie denn hier ihre Arbeit? - Die Kundschaft ist besser. - Machen wohl weniger Dreck, nicht wahr? - Ja, und drücken den Preis nicht so. - Verstehe, verstehe. Und wie ist die Arbeit so? - Anstrengend. Die meisten geben sich ja mit „Rein-Raus“ zufrieden, aber einige wollen dann doch mehr. - Sicherlich sehr Nerven aufreibend? - Ja. Am schlimmsten ist es, dass man die ganze Zeit über ein gespieltes Stöhnen von sich geben muss. - Nein! - Sicherlich. - Furchtbar... - Die ganze Zeit über muss man sich vor den Freiern schützen, die einfach nicht einsehen wollen, dass man im Augenblick keine Zeit hat. - Ihr scherzt! - Nein, das ist wahr. - Fürchterlich. Ich glaube, du hast es erst gecheckt, als sie dich gefragt hat, ob du nicht auch mal willst.“ Astaroth warf sich vor Lachen auf dem Boden herum, während Azarun sich einfach nur fragte wann dieses Missgeschick endlich vergessen sein würde. „Na mach dir nix draus, Brüderchen, dafür hast du sie dann aussaugen dürfen.“ Astaroth zwinkerte immer noch breit grinsend seinem Bruder zu. „Ja. Das stimmt.“, sagte Azarun genervt. „Apropos, Brüderchen, wie ist das Vampirdasein?“, schwenkte Astaroth um. „Ha, die Frage stellst du jetzt schon zum achten Mal!“, rief Azarun und hob beide Hände, acht Finger ausgestreckt, zwei angewinkelt, “Beim zehnten Mal musst du mich Balbero vorstellen!“ Astaroth tat so, als würde er sich auf die Lippe beißen: „Ohhh, das wäre mir ja auch sooooo unangenehm!“, meinte er. Man konnte die Ironie seiner Worte förmlich spüren. ”That’s life. “, sagte Azarun. “Nothing but a big party.”, fügte Astaroth hinzu. Dann saßen beide wieder still und sahen einfach nur in den Himmel. Irgendwann meldete sich Azarun wieder. „Also hat der Krieg begonnen, hm?“ „Sieht ganz so aus.“, antwortete Astaroth, als könne man es am Himmel stehen sehen. „Wieso gerade jetzt?“ „Es hat sich so ergeben.“ „Wenigstens sind jetzt die Fronten geklärt. Du weißt ja, dass ich nicht in den Krieg ziehen werde. Ich hab mich schon damals so entschieden.“ „Du hast dich nicht entschieden, Azarun, du bist geflohen.“, sagte Astaroth kühl, „Du hast dein eigenes Schicksal ausgetrickst. Es war geschickt, das gebe ich zu, aber es war nicht mehr als eine Flucht.“ Azarun wandte unwillig den Kopf ab. „Du hast es immer noch nicht verstanden. Nach so langer Zeit. Es war meine freie Entscheidung ein Vampir zu werden. Dass ich damit auch gleichzeitig meinem grauenhaften Schicksal entkam war nur ein Nebeneffekt. Du warst 5000 Jahre lang in dem Gefängnis Hölle gefangen, ich war hier. Du hast in Verdammnis geschmort , ich war hier. Die wenigen Male, als wir uns trafen war dir das nur über einen menschlichen Wirt möglich. Während für dich die Erde nichts weiter als ein Urlaubsziel war, war sie für mich eine Heimat. Wäre ich ein Dämon geblieben, so wäre es mir wie dir ergangen. Und da kann ich mir wirklich besseres vorstellen.“ „Ja, aber ich hätte dich gebraucht. Und ich glaube Belial auch. Seid du weg bist läuft sie Luzifer nach. Sie ist nicht mehr gut auf dich zu sprechen.“ „Ach, Belial. Ich hab sie sogar vermisst. Sehr. Leider nur die ersten 2000 Jahre. Gefühle sind nicht resistent gegen die Macht der Zeit. Die Zeit heilt alle Wunden.“ „Oder sie schlägt neue.“, fügte Astaroth hinzu. „Oder das.“, bestätigte Azarun. „Glaubst du, du wirst deinen Weg endlich gehen?“, fragte Astaroth. Azarun seufzte. „Ich habe es dir doch schon vor Tausend Jahren erklärt. Ich werde nicht in den Krieg ziehen. Meine Entscheidung ist es, neutral zu bleiben. Möge Luzifer heraufbeschwören was immer er will, ich werde mich nicht mitreißen lassen. Und für Gott werde ich erstrecht nicht kämpfen.“ Astaroth seufzte nun auch. „Und ich habe dir diese Antwort auch schon einmal gegeben: Es steht dir nicht zu, neutral zu bleiben. Jedes Wesen auf dieser Welt muss sich entscheiden für welche Seite es Partei ergreift. Genau das und nichts anderes ist der Sinn des Armageddon. Neutralität ist unmöglich. So oder so, du wirst dich entscheiden müssen.“ „Ach großer Bruder, du machst es mir nicht leicht.“, stöhnte Azarun und schüttelte den Kopf. „Tjaja...Brüderchen“, sprach Astaroth vor sich hin „Ja.“ „Schon möglich.“ „Es ist so. Du machst es mir nicht leicht.“ „Ja, wahrscheinlich.“ „Es IST so.“ „Sieht ganz so aus.“ „Machst du das um mich zu ärgern?“ „Könnte schon sein.“ „Argh...!“ „Hm...“ „Hm...“ „Hrmmm...“ „Hm?“ „Nichts.“ „Ahja.“ „Hrmmm...“ „Bitte?“ „Nichts verdammt!“ „Sag’s halt gleich!“ „Ach, verflucht, wie denn?“ „Lust auf ein Bier?“ „Schon.“ „In der Nähe gibt es ein kleines Lokal.“ „Du warst die letzten Tausend Jahre hier, nicht ich.“ „Gehen wir da hin?“ „Klingt gut. Gibt’s da auch Frauen?“ „Kommt drauf an, wie du das etz meinst?“ „Ach, vögeln halt!“ „Hm, schon. Wir können auch gleich in ein Puff gehen.“, meinte Azarun lakonisch. Astaroth war sofort Feuer und Flamme: „Super Idee! Na los, führ mich hin!“ Er packte Azarun am Arm und riss ihn auf die Beine. „Hey, Moment! So war das nich gedacht!“, rief dieser noch, wurde dann aber hinter Astaroth hergeschleift. „Ich brauche Frauen, jeden Tag. Ich brauche Frauen so viel ich mag. Yeah, den Song hab ich, natürlich etwas anders, unterwegs bei so nem kleinen Mädchen gehört, die mit n paar Jungs im Park saß und Zigaretten geraucht hat, die kegelförmig waren.“ „Ich glaube nicht; dass das Zigaretten waren.“ „Hä, wieso nicht?“ „Erkläre ich dir später, wenn keine Gefahr mehr besteht, dass du es auch gleich ausprobieren willst.“ „Du machst mich immer neugieriger.“ „Ich bin schon ruhig.“ Astaroth trat an den Rand des Hauses und sah hinunter. „Na Tizian, wie viel Spaß werden wir beide heute haben?“, fragte er und sprang, Azarun hinter sich herreißend über den Rand hinweg. „Ich heiße Azarun! Azarun verdammt!“, rief dieser, als die Luft schon um beide herumzischte und der Boden entgegensprang. Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 22.Juli.2005, 20:26:49 So, das wars. Ein Teil des Buches als Kostprobe. Wer mehr lesen will, der versucht am besten, mich zu überzeugen, mehr davon zu veröffentlichen.
Und es wäre toll, wenn dieser eine dann auch gleich dafür sorgen könnte, dass ich mehr Zeit zum schreiben finden würde. Aber vorerst war es das... Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Mendox am 25.Juli.2005, 16:12:48 Warum tust du mir das an????
Och komm schon. Nur noch ein Kapitel. Ein kleines von mir aus. Aber bitte nicht aufhören zu schreiben. *bettel* Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 25.Juli.2005, 17:26:04 *seufz* Na von mir aus, aber nur weil Mendox so nett bittet. ^^
Kapitel 10 Azarun lehnte mit geschlossenen Augen an der Theke. Wieso hatte er nicht ruhig sein können. Er hätte wissen müssen, dass Astaroth sofort auf den Vorschlag in ein Bordell zu marschieren, eingehen würde. Jetzt war der Erzdämon schon für mehr als eine Stunde mit einer der Damen des Etablissements in einem Zimmer verschwunden. Natürlich, Astaroth vögelte wieder mit irgendwelchen Huren herum! Azarun nippte an dem seltsamen Getränk, das ihm der Barkeeper gebracht hatte. Vermutlich hatte dieser nicht richtig zugehört, oder die Musik war zu laut, denn das hatte Azarun gar nicht bestellt. Apropos Musik. Fast wären Azarun die Trommelfelle zerfetzt worden als sie dieses Puff betreten hatte. Wilder Techno rammelte sich hier über die „Tanzflächen“ hinweg. Seit ca. einer halben Stunde befand sich Azaruns Laune auf einem nicht mehr messbaren Tiefpunkt, was das knutschende Pärchen neben ihm nicht unbedingt besser machte. Er konnte sich wirklich besseres vorstellen, als hier mit irgendwelchen Frauen zu schlafen, allerdings konnte er sich auch besseres vorstellen, als hier weiter zu warten. Er ließ den Blick über das Publikum dieses Schuppens gleiten. Alles Menschen, nicht ein einziger Vampir, mit dem man reden oder vielleicht sogar kämpfen konnte. Zu trinken war auch nicht wirklich etwas gutes dabei, da 90% der Leute auf Drogen oder Alkohol (genaugenommen ist Alkohol eine Droge) waren und der Rest einfach nur zu minderwertig zum Aussaugen war. Halbnackte Frauen zeigten in Stahlkäfigen was sie zu bieten hatten, während ihre Kolleginnen potentielle Ziele durchgingen. Azarun war schon vier Mal angesprochen worden, bis er dazu überging einen leichten Mantel aus Schatten um sich zu legen. Innerlich verfluchte er sein imposantes Äußeres! „Ha, gefällt’s dir hier?“, grummelte plötzlich eine tiefe Stimme neben Azarun. Sein Sitznachbar hatte sich endlich von seiner Freundin, die er vorher sicherlich bezahlt hatte, getrennt und sich nun einem neuen Gesprächspartner zugewandt. „Nein.“, antwortete Azarun wahrheitsgemäß. „Hä?“, glotzte der schmierige Typ, „Was bist’n dann da?“ „Ich hatte keine Wahl.“ Azarun blieb wieder bei der Wahrheit, denn Lügen hielt er im Moment für überflüssig. Allerdings hatte er keine Lust zu Reden, was man seinem Tonfall anmerkte. Und die schlechte Laune tat auch noch ihr übriges. „Ey, was maulst’n hier rum, eh?“, prollte der Typ los, „SSSSSSSSS kannst........“ Er verschluckte sich, dreht sich herum und kotzte ausgiebig auf den Boden. Seufzend und das Gesicht in den Händen vergrabend wandte Azarun sich ab. Menschen... Wie ekelhaft konnten sie sein. Wenigstens war das ein lohnendes Ziel um sich abzureagieren, schoss es ihm durch den Kopf. Er wandte sich wieder dem stockbesoffenen Kerl zu. „Schon fertig? Tja, was für eine Sauerei. Wird das deine Freundin aufwischen oder kommt gleich Mami und erledigt das?“ -FATZ Azaruns Kopf zuckte reflexartig zurück, als die Faust des Typen zischend auf ihn zuschoss. Ebenso reflexartig flog nahezu ein hauchdünnes Wurfmesser aus Azaruns Ärmel in seine Hand und fand seinen Weg in die Kehle des Betrunkenen. Erst schien es, als wüsste der gar nicht wie ihm geschah, dann gurgelte ein feuchter Laut aus seiner Kehle und er brach zusammen. Azarun war von den Geschehnissen ebenso überrascht wie die Leute ringsherum, denn eigentlich hatte er das gar nicht tun wollen. „Ooops... Scheint als müsste man jetzt etwas mehr aufwischen.“, murmelte er und sah sich um. Schon im nächsten Augenblick spürte er den Lauf einer Pumpgun an der Schläfe. Der Barkeeper tat seine Pflicht und hatte die Waffe unter der Theke hervorgeholt. „HÄNDE HINTER DEN KOPF, DU FREAK!“, brüllte der nicht minder schmierige Kerl und übte mit der Waffe unangenehm viel Druck aus. Ein Lächeln erfüllte Azaruns Lippen. Der Abend war gerettet! Was jetzt geschah hatte den Charakter eines Spieles. Zumindest war es das für Azarun. So schnell, das es kein menschliches Auge im Raum erfassen konnte, griff er den Lauf der Waffe, wirbelte sie herum und drückte ab. Die Wucht des Rückschlages nutzte er um die Pumpgun einmal im Kreis wirbeln zu lassen und mit dem Schaft jemanden, der zufällig zu nahe stand, das Gesicht um hundertachtzig Grad zu verdrehen. Erst als ein protestierendes Krachen des Genicks dieses Menschen erklang und der Barkeeper mit einem erstaunlich großen Loch in der Brust in ein Regal stürzte, reagierten auch die bislang nur als Zuschauer fungierenden Umstehenden. Wilde, kopflose Panik brach aus während die Leute des Sicherheitsdienstes sofort ihren Dienst aufnahmen. Sie bildeten einen runden Kreis um Azarun und die Theke. Der Vampir bewegte sich gemächlich etwas von den Leichen weg und rief dann: „Zehn Millionen Pfund für den, der mich zusammenschlagen kann. Und ihr dürft alle gleichzeitig anfangen“ Über die Versammelten legte sich eine erdrückende Stille. Eine Sekunde verstrich, dann fünf, schließlich zehn. Aber ebenso plötzlich wie sie gekommen war wurde die fast schon gespenstische Stille auch wieder vertrieben. Die Securityleute des Ladens hatten endlich ihre Starre abgestreift und sich an ihre Pflichten erinnert. Pistolen wurden gezogen und auf Azarun gerichtet, während einige der in Rockerkleidung gesteckten Ordnungshüter das überraschte Publikum aus dem Schuppen zu treiben versuchten. Azarun verschränkte die Arme und wartete konzentriert ab was die Menschen jetzt tun würden. Offenbar hatten sich die Securityleute schon geeinigt. Sie trieben die Leute hinaus um später keine Zeugen zu haben. Kaum waren die letzten besoffenen oder vollgekifften Gaffer aus dem Puff und die Huren alle auf ihren Zimmern, da war Azarun auch schon von den offenbar mehr oder minder professionellen Männern - lächelnd stellte Azarun fest, dass auch zwei Frauen dazu gehörten – umringt, die ihre Pistolen, allesamt 9mm, auf ihn richteten. „Macht euch nicht eure schönen Anzüge schmutzig.“, riet ihnen der Vampir grinsend. „Wir haben genaue Befehle was Bullen angeht.“, entgegnete einer der Kerle und zog seine Bikerjacke aus ohne die Pistole, eine Heckler & Koch, auf sein vermeintliches Ziel zu richten. Azarun spielte mit dem Gedanken seine eigene Waffe zu ziehen, aber das wäre nur Munitionsverschwendung gewesen. Diese Idioten hielten ihn für einen Polizisten. Deshalb waren sie so aggressiv. Er sah kurz an sich herab. Die Stiefel saßen fest, die Hose war zwar locker aber nicht lose. Perfekt. „Na dann, ich stehe zu meinem Wort. 10 Millionen Pfund für den, der mich erwischt.“, lockte Azarun. Das ließen sich die Kerle (Rocker?) nicht zweimal sagen. Zwar waren sie sich sicher, dass ihr Opfer ihnen das Geld nicht geben würde, aber vielleicht hatte es ja ein bisschen Kohle bei sich. Ein Einzelner, der versetzt neben Azarun stand, zielte über Kimme und Korb genau auf den Störenfried und wollte gerade abdrücken, als er plötzlich spürte, dass seine Hände nach unten gedrückt wurden. Azarun stand nicht mehr da, wo er noch in der vorigen Sekund gestanden hatte, er stand genau vor Rocker Nummer eins, wie er den Typen in Gedanken nannte. Seine linke Hand hielt den Schlitten der Waffe gepackt und drückte sie mit der gnadenlosen Gewalt eines Schraubstocks nach unten und blockte dabei beide Hände des Gegners. Die rechte hand legte sich auf die Brust des Gegners. Als er spürte, dass Der Typ das Gleichgewicht verlieren würde, drehte sich Azarun um 180 Grad und warf ihn mit aller Kraft zu der sein rechter Arm fähig war von sich. Er vergewisserte sich nicht, ob der Wurf erfolgreich war, denn sofort nutzten die anderen Rocker die Chance. Nummer zwei sprang auf Azarun zu und schlug mit dem Kolben nach seinem Gesicht. Azarun machte sich klein, berührte die Hand des Kerls nur flüchtig um ihre Richtung etwas zu korrigieren, packte sie dann aber fester um sie mit dem Schwung des Gegners an dessen Bauch zu lenken. Das kalte Krachen eines Schusses ertönte und Der Rocker hatte sich selbst in den bauch geschossen. Azarun richtete sich auf und stieß den Menschen von sich. Von hinten kam Nummer drei an. Azarun machte sich nicht die Mühe sich umzudrehen, sondern empfing ihn mit einem harten Ushiro-Geri (Fußstoß nach hinten) gegen die Brust, der den Gegner von den Beinen fegte. Nummer vier kam wieder von vorne, fing die Sache aber etwas weniger emotional an. Einem tückischen Schwinger gegen das Gesicht wich Azarun spielerisch aus, den nachfolgenden geraden Fauststoß blockte er ab, fasste die Faust des Gegners und brach sie kurzerhand. Dann ging er in die Knie und fegte dem Rocker die Füße weg. Genau in dem Moment als der Kerl horizontal zum Boden in der Luft schwebte versetzte Azarun ihm einen mit aller Kraft geführten Kara-Tsuki (Fauststoß), der den Gegner mehrere Meter fliegen ließ. Endlich traute sich eine Frau anzugreifen, allerdings zugleich mit einer zweiten und einem Mann, die alle an einer anderen Position um Azarun standen. Nummer vier attackierte ihn mit einem schnelle Rundkick an das Schienbein, den er fast schon spielerisch mit seinem eigenen Fuß wegschlagen konnte. Er übersetzte den Fuß, blockte drei schnelle Fauststöße von Nummer fünf, duckte sich unter dem Schwinger von Nummer sechs weg, fegte rückwärts ohne hinzusehen Nummer vier die Beine weg und schlug dem Typ vor ihm (Nummer fünf) mit dem Handballen gegen das Schienbein. Er sprang über Nummer vier hinter sich hinweg und wich so Nummer fünf aus, die versucht hatte ihn zu packen. Dann rollte er sich zwischen den Beinen der dritten Frau, die nun auch in den Kampf eingriff, hindurch und schlug ihr dabei in die Kniekehle. Als sie in die Knie sank sprang er herum und trat ihr mit einem Mawashi-Geri (Rundkick), der den ganzen Schwung der Drehung nutzte, an die Schläfe. Dann warf er sich wieder nach vorne, da er erkannt hatte, dass Nummer fünf und Nummer sechs drauf und dran waren, auf ihn zu schießen. Er rollte sich ein weiteres Mal ab. Ein Schuss krachte und er hörte eine Kugel über sich hinwegzischen. Sofort war er wieder auf den Beinen, sprang geschmeidig über beide hinweg, landete aber leider mit dem Rücken zu ihnen. Das war ein Fehler, denn so gab er Nummer fünf Zeit sich zu sammeln. Aus Mangel an Alternativen schlug Azarun Nummer sechs denn Ellenbogen an das Schulterblatt, das krachend zerbarst. Ohne auf die Schmerzensschreie zu achten schnappte er sich dessen Hand, drehte sie auf den Rücken und trat den Ellenbogen durch, bevor er dem Rocker endlich mit einem Handballenschlag das Bewusstsein auslöschte, jedoch nicht ohne vorher die Waffe aus den sich lockernden Fingern zu ringen. Für einen gezielten Angriff blieb ihm keine Zeit mehr. Seine Waffe hob sich zeitgleich mit der der Frau (Nummer fünf). Fast zeitgleich drückten sie auch ab, doch im Gegensatz zu der Frau sah Azarun die Kugel fliegen und schaffte es, ihr mit einem Ruck des Oberkörpers auszuweichen. Während er nur das Gleichgewicht verlor, war die Frau sofort tot. Nummer sieben, acht, neun, zehn und elf hatten sich entschlossen sich nicht auf ein Handgemenge einzulassen. Sie feuerten einfach nur ihre Pistolen auf Azarun ab. Dieser sprang mit einer Verzweiflungstat quer durch den Raum und landete ungeschickt hinter der Theke. Die Schüsse schlugen über ihm in das Wandregal ein. Wie von selbst glitten zwei Wurfsterne in seine Hände. Als die Schüsse für eine Sekunde stoppten warf er sich über die zerschossene Theke samt. Die Wurfsterne flogen erstaunlich gerade auf ihre Ziele zu. Ein angenehmes säuselndes Geräusch erklang, wurde aber jäh von dem ekelhaften Gegenteil unterbrochen, als die Stahlsterne ihr Ziel fanden. Acht und Zehn fielen getroffen um. Azarun schnappte sich einen Barhocker und lief so schnell es ging auf Nummer neun zu, der etwas Blut seines Kameraden im Gesicht hatte. Wie ein Golfspieler schwang Azarun den Hocker, schlug ihn dem Kerl krachend zwischen die Beine und kam in der gleich Bewegung auch noch dazu, Nummer elf den Hocker unter das Kinn zu rammen, so dass dieser einige Schritte zurück taumelte. Von hinten näherte sich Nummer zehn, dem Azarun aber einfach nur einen Ushiro-Empi-Uchi (Ellenbogenstoß nach hinten) ins Gesicht verpasste. Er hob die Hand und nahm sich dabei sogar noch die Zeit die Stellung der Finger zu überprüfen, ehe er Neun den Handballen von oben auf die Nase knallte. Dann wirbelte er herum, sah, dass sich Elf schon wieder gefangen hatte, blockte mittels Jodan-Barai (Block über das eigene Gesicht; Wischbewegung) einen ungezielten Fauststoß, sperrte die Hand und warf den Typen spielerisch über die Schulter. Als der Mensch mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden aufkam und erst dreimal herumrollte, wandte sich Azarun Nummer Zehn zu. Der war aber keine Gefahr mehr. Azaruns Ellenbogen hatte ihm die Nase gebrochen. Nicht so, dass es gefährlich werden konnte, aber doch so, dass nun bestimmt schon ein Liter Blut aus dem Trümmerhaufen, der mal ein menschliches Gesicht gewesen war, floss. „Sehr beeindruckend.“, erklang plötzlich Astaroths Stimme. Azarun wirbelte herum. „Schon fertig!“, rief er bissig, „Hattest wohl besseres zu tun. Ich hab mich hier gelangweilt!“ „Scheint mir nicht so.“ „Pah!“ „Das gerade, das war doch japanische Kampfkunst, nicht wahr?“, fragte der Erzdämon neugierig. „Schon.“ Azarun hatte keine Lust jetzt über Kampfkünste zu sprechen. „Warum kannst du das? Ich dachte Belial, Baphomet und Gariot wären die einzigen Dämonen, die das gelernt hätten.“ Azarun schenkte seinem Bruder einen Blick, der einen normal Sterblichen sofort zu Asche verbannt hätte. „Und wo glaubst du, haben die das gelernt?“ „Du willst sagen, du hast ihnen das beigebracht?“ „Schon.“ „Moment mal, als du noch bei uns warst, gab’s das doch noch gar nich.....“ „Wer sagt dir, dass sich nicht die japanische Kampfkunst von einer vorangegangen Art zu kämpfen entwickelt hat?“ „Öhm...“ „Na siehst du!“ Astaroth legte versöhnlich seinen Arm und Azarun. Beide wandten sich zum gehen, peinlich darauf bedacht den Trümmerhaufen, den Azarun hinterlassen hatte und die zum Teil stöhnendend Leiber nicht eines Blickes zu würdigen. „Ah, hast gut gekämpft, Brüderchen.“ „Nicht wirklich. Ich bin eingerostet. Der Sprung quer durch die Gegner war ziemlich dumm. Und der Trick mit dem Barhocker war wohl auch nicht so fair.“ Astaroth lachte genüsslich. Sie hatten mittlerweile schon die Straße erreicht und gingen jetzt wie gute Freunde den Bürgersteig entlang. „Haha jaaaaaa, dem hast’s ganz genau in die Säcke geschlagen. Aus is es mit der Kinderüberraschung. Nicht fair aber effektiv, eh? Und so elegant. Ausgeholt, gezielt, WUMMS! Ha, und das Geräusch...“ Astaroth brüllte vor Lachen. Irgendwann stimmte auch Azarun ein und beide verschwanden lachend in dem Meer aus Leuchtreklame und herumlungernden Menschen. Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 26.Juli.2005, 19:58:02 Sooooooo, ich bin wirklich stolz das jetzt präsentieren zu dürfen.
Laaaaadieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeees and Gentlemaaaaaaaaaaan.... Es folgen nun drei wirklich ganz wunderbare Bilder, die meiner Klassenkameradin Anastasia Smirnova (schreibt man das so? Muss sie mal fragen) zuzuschreiben sind. Danke Anastasia ^^ Tja, Kontakte muss man haben, dann wird das Leben leichter. :lol: Ich bitte natürlich darum, dass keines der Bilder als eigenes Werk ausgegeben wird. http://rapidshare.de/files/3376952/Azarun.JPG.html http://rapidshare.de/files/3377016/Astaroth.JPG.html http://rapidshare.de/files/3377046/Luzifer.JPG.html Falls es Probleme mit dem Download gibt, PM oder E-Mail an mich (manfin@gmx.de). Ich schicke dann, wenn möglich, die Bilder per E-Mail zu. Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Karasu am 27.Juli.2005, 18:37:49 Miau ^^
astaroth is ja wirklich...lecker ^^ leihst ihn mir mal aus? (du weißt ja...wollust *rofl*) Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Mendox am 28.Juli.2005, 12:53:20 Wow. Sind echt schöne Bilder... *eifersüchtig wird* Ich will auch so zeichnen können -.-''
Naja man kann eben nicht alles haben ^^ Bekommen wir noch nen Teil der Geschichte? *ganz lieb drein schaut* Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 29.Juli.2005, 12:42:17 *seufz* Schaut blöd aus, bin nämlich jetzt ne Woche in Urlaub, aber von mir aus....
Damit's nich langweilig wird. Kapitel 11 Mittlerweile wurde es schon fast wieder dunkel und Astaroth hatte sich noch immer nicht bei Luzifer gemeldet. Trotzdem verspürte er keine Gewissensbisse. Ganz im Gegenteil! Er sah auf die Uhr und teilte dann Azarun mit: „Es ist gleich sechs Uhr.“ „Aha.“, antwortete Azarun, der nicht wusste, was er mit dieser Tatsache anfangen sollte. „In der Tat.“, bestätigte Astaroth. „Ich glaub’s dir schon.“ „Sechs Uhr.“ „Und?“ „Das bedeutet...“, begann Astaroth und hob die Stimme, „...dass wir uns vor ungefähr vierzehn Stunden getroffen haben. Geben wir der Rechnung etwas Platz, sagen wir ein Tag. In der Zwischenzeit hast du bereits fünf Menschen umgebracht und drei verletzt. In der Woche wären wir dann bei 35 Toten und 21 Verletzten. Im Jahr 1785 Tote und 1071 Verletzte. Daraus schließe ich, dass du seit unserem letzten Treffen 1785000 Leute getötet und 1071000 verletzt haben musst.“ Astaroth schnippte mit den Fingern und rechnete kurz weiter. „Auf die heutige Weltbevölkerung übertragen, hast du bereits etwas mehr als ein Viertel vernichtet und ein weiteres Viertel ins Krankenhaus gebracht. Also bist du schon der Hälfte einmal im Kampf begegnet. Cool hm?“ „Wahnsinn.“, sagte Azarun unterkühlt. „Jaja.“ „Hey, ich hab es auch nicht leicht, weißt du. Ich habe viele Feinde und nur sehr wneig Freunde.“ „Das ist bei mir nicht anders.“ Azarun sah sich absichernd um, dann deutete er zu dem nicht mehr weit entfernt liegenden Hyde Park. „Hast du Lust und Zeit etwas über die Zukunft zu reden?“ „Nein.“ „Und Lust zu trainieren?“ „Ja.“ „Warum frage ich eigentlich noch nach?“ „Weiß nicht.“ „Das war rhetorisch gemeint!“ „Ach so.“ Aus Mangel an Gesprächsstoff blieb Azarun einfach stehen und lehnte sich gegen ein Schaufenster. Astaroth sah ihn ernst an und fragte dann: „Warum, Brüderchen? Wir hätten dich gebraucht. Ich meine, schau dich doch an. Du hast dich verkauft! Nichts anderes. Verkauft!“ Azarun funkelte ihn zornig an. „Sollte ich das nicht besser wissen?“, zischte er böse. „Vielleicht.“, wich Astaroth aus, der nur zu genau wusste wie zornig er seinen Bruder damit machte, „Ich will ja nur sagen, dass ich dich nicht verstehen kann!“ „Ja und? Mir ist es egal, was du verstehst und was nicht!“ „Für was sind wir dann Brüder?“ „Wer sagt, dass wir das sind?“, rief Azarun zornig, um dann, von den eigenen Worten schockiert, zurückzuweichen. Astaroth sah erst so aus, als schlüge ihm jemand ins Gesicht, dann fing er sich aber und sagte mit tonloser Stimme: „Wahrscheinlich hast du recht, Vampir. Du gehst deinen Weg, ich gehe meinen. Was war ist schließlich bloß Erinnerung.“ Azarun war zu stolz um sich für die eigenen Worte zu entschuldigen, doch er fing sich geschickt, indem er murmelte: „Ich hasse es, dass diese Entscheidung zwischen uns steht. Kannst du es nicht so hinnehmen? Ändern kann man doch sowieso nichts mehr. Und ich will es auch nicht. Niemals.“ Astaroth sah seinen kleinen Bruder erstaunt an: „Du bist der erste Blutsauger, der mit seinem Los zufrieden is.“ „Ich wette du kennst nicht viele Vampire.“ „Hm...“, antwortete Astaroth nur, als er seinen Versuch die Stimmung zu entspannen schon verloren sah. Aber Azarun war klug genug darauf einzugehen: „Komm schon, großer Bruder. Gehen wir zu mir. Ich glaub es is nich weit.“ „Du glaubst?“ „Ja. Bislang war ich da noch nie, obwohl dort meine ganze Ausrüstung liegt.“ „Aha. Ausrüstung...“ „Für meinen Job.“ „Vielleicht erklärst du mir das später?“ „Natürlich.“ „Vorher würd ich aber gerne noch nen Mantel kaufen. Ich hab vorhin einen ganz wunderbaren Ledermantel gesehen!“ „Mach was du willst.“, seufzte Azarun, als Astaroth schon längst losgelaufen und in einem nahen und völlig überteuert aussehenden Designerladen verschwunden war. Der Vampir lehnte sich wieder gegen ein Schaufenster und war kurz davor entspannt die Augen zu schließen, als ihn etwas an der Hose zupfte. Fast schon erschrocken zuckten Azaruns Hände unter die Jacke, zumindest sollten sie das tun, doch Azarun hatte seine Jacke nicht dabei. Und auch keine Schießeisen. Irgendetwas kicherte von unten herauf. „Du bist ja ein großer Mann.“ Furchtlos von den eiskalten Blicken, die Azarun dem Störenfried zuwarf, stand, unbeirrt, ein winziger Junge und zupfte weiter an Azaruns Hose. „Ja?“ „Ja.“, kicherte das Menschenkind. „Aha. Was willst du?“ „Nix. Warum muss sich was wollen?“ „Für gewöhnlich zupft man Fremde nicht an den Klamotten, ohne etwas zu wollen.“ „Bist du ein Penner?“, fragte der Junge ernsthaft. Azarun klappte vor Erstaunend er Mund auf, doch der Menschenjunge fragte glücklich weiter: „Hast du schon meine neue Uhr gesehen?“, und zeigte stolz eine nagelneue rosa Uhr vor. Azarun dachte sich, dass er diese Uhr noch nie gesehen hatte, bislang trotzdem sehr gut überlebt hatte und wahrscheinlich um einiges froher gewesen wäre, wenn ein Blitz vom Himmel gefahren wäre, der diesen kleinen Kerl traf. Er sah sich um, ob auch bestimmt niemand zuhörte, dann beschloss er zu einer unfeinen Methode zu greifen. Er konzentrierte sich. Kriechend wie eine Schlange glitt merkwürdig grünliches Licht aus seinen Händen und formte schließlich das ungefähre Bildnis eines Revolvers. Dann, von einer Sekunde auf die andere, wurde aus dem Licht blitzender Stahl. Er drückte die Waffe dem überraschten Jungen in die Hand, der offenbar gar nicht verstand, was hier passierte. „Hier, nimm das und geh spielen.“ „Mami hat gesagt, ich darf nix von Fremen nehmen.“ „Fremden?“, fragte Azarun vorsichtshalber nach und spannte für den kleinen Menschen noch schnell den Hahn des Revolvers. „Fremen.“, gluckste der Junge, drehte sich herum und lief so schnell es ging davon. Azarun seufzte ein weiteres Mal. Er sah auf die Uhr. Nach genau 57 Sekunden hatte das Kind die Funktionsweise der Waffe verstanden. Etwas entfernt krachte ein Schuss. Als lautes Kreischen die Stille des Abend durchbrach hätte Azarun fast gelacht. Einerseits war er schockiert was für leichte Beute er geworden war, noch dazu von einem Kind übertölpelt, andererseits konnte er es sich nicht verkneifen, darüber nachzudenken, was die Londoner Polizei mit einem revolvertragenden Minderjährigen machen würde. „, einmal bin ich kurz weg und hier geht’s schon wieder rund, oder wie läuft das?“, rief Astaroth, der mit zwei Ledermäntel den Gehweg entlang marschierte und mehrere Passanten aus dem Weg rempelte, die sich ihm törichterweise in den Weg stellten. „Nur ein kleiner Spaß.“, sagte Azarun lächelnd. „Ich wusste, dass du da mit drin steckst!“, murrte Astaroth und warf seinem Bruder einen der Mäntel zu. „Sehen scharf aus, hm? Haben knappe Tausend Pfund gekostet. Naja, ich hab nicht wirklich gezahlt.“ „Natürlich, du zahlst ja so gut wie nie.“ „Für was auch? Ich meine, mein Geld löst sich doch so oder so auf.“ Azarun seufzte mittlerweile zum dritten Mal und schlüpfte in den Mantel. „Hey, der passt ja gut. Woher weißt du meine Größe? Und meinen Geschmack?“ „Ich hab geschätzt.“ Azarun wollte gerade noch etwas entgegnen, doch Astaroth unterbrach ihn scharf. „Wir gehen jetzt zu dir, holen deinen Kram und gehen dann zurück.“ Er deutete mit dem Daumen nach unten. Eine Geste, die so ziemlich jeder versteht. „Hetz doch nicht.“ „Doch ich hetze. Ich hab da jemanden, der wird die ganze Zeit, während wir hier quasseln, gefoltert.“ „Ups.“ „Ja.“ „Na dann.“ „Sag ich ja.“ „Gehen wir.“ „Na los.“ „Aber das ist doch etwas weit zum Gehen, wenn du’s so eilig hast.“ „Hä?“ Ohne zu antworten wand sich Azarun der Straße zu und suchte sich ein Taxi heraus, das schon eine Sekunde später neben den beiden hielt. Der Fahrer stieg sogar aus und öffnete die Türen für seine Fahrgäste. Astaroth sah sich erstaunt um und stieg hinten ein, da Azarun bereits vorne saß. „Aber Mammon meinte, die Menschen dieses Zeitalters wären unhöflicher geworden..........Moment mal.............BRÜDERCHEN! Lass seinen Geist los.“ Azarun, der sich ertappt fühlte gab dem Menschen seinen freien Verstand zurück, der sich erst offenbar ebenso ertappt fühlte, da er sich partout nicht erklären konnte, woher die beiden Fahrgäste kamen. „Macht nix, guter Mann. Ich bezahl’ Sie doppelt.“, sagte Astaroth gönnerhaft und drückte dem Menschen ein Bündel Geld in die Hand. Azarun fragte sich, wann es sich auflösen würde. „In diesem Loch wohnst du also?“, fragte Astaroth zweifelnd. Azarun sah ihn an und war sich nicht im Klaren, ob er jetzt böse sein sollte. „Naja, man nimmt, was man findet. Außerdem sagte ich ja, ich hab das vor knapp nem halben Jahr gemietet und war trotzdem nie da.“ Astaroth zog einen der breiten silbernen Koffer aus dem einzigen Eck, das nicht mit feuchten Zeitungen belagert war. „Schon, aber sieh dir das an. Moder und Dreck. Junge, ich weiß, du hast diesen riesigen Palast irgendwo, wo viele Berge sind. Der gehört doch dir, eh? Und dann noch die gut zwanzig Hütten in den Wäldern und so, die auch alle dir gehören. Außerdem hast du Kohle wie Heu. Ich mein, gibt nich viele Leute, die von sich behaupten können, auf den Schatz zugreifen zu können, der den Vampire früher zum Kriegführen das Kleingeld verschafft hat. Wieso machst du da nix draus? Stattdessen wohnst in diesem Loch!“ Azarun zerrte die restlich vier Koffer zu sich und öffnete den ersten. Er zog alle Kleider bis auf die Short (natürlich auch in schwarz) aus. Dann nahm er einige kompliziert aussehenden Gürtel aus dem Koffer, auf dessen Schloss, wie Astaroth jetzt erkennen konnte, ein vampirisches Symbol prägte. Mit peinlicher Genauigkeit legte Azarun erst mehrere der Lederriemen um das rechte Bein an, dann spannte er einige Waffenscheiden ein. Einen breiten Gürtel band er sich schief um die Taille, in dem viele kleine Schlaufen genäht waren, die offensichtlich für Wurfsterne gedacht waren. Langsam und prüfend zog Azarun wieder die Hose an. Der Gürtel, der sie hielt, bot an der einen Seite zwei X-förmigen Scheiden Platz, an der anderen einem Revolverhalfter. Als er sich vergewissert hatte, dass auch das fest saß, zog er sich das dünne Hemd über, das auch noch einen breiten Gürtel, der für Wurfmesser gedacht war, gehalten wurde. Daneben fanden sogar noch zwei eigens angefertigte Halfter für Pistolen Platz, die allem Anschein nach verdammt groß sein mussten. Azarun legte sich noch dünne Unterarmschienen an, die vermutlich nur dazu da waren, um weniger kräftig geführte Schläge zu blocken, und zurrte sie fest. Dann warf er sich wieder den Mantel über. „Na, wie seh ich aus?“, fragte er langsam. „Wie früher. Einfallslos, aber tödlich.“, antwortete Astaroth. „Wunderbar.“ Azarun legte den Koffer bei Seite. Mit all den Gürteln war gerade mal ein Koffer geleert! Die restlichen enthielten offenbar dann endlich die Waffen. In die Scheiden am rechten Bein steckte Der Vampir eine lange, dünne, aber nichtsdestotrotz fürchterlich scharfe Athame. Daneben befand sich eine Sekunde später ein riesiges Wurfmesser, das wohl eher für Befreiungsschläge verwendet wurde, als für richtige Würfe. Den Gürtel um die Taille füllte Azarun mit Wurfsternen auf, die er aus dem dritten Koffer entnahm, der randvoll mit jeder Art von Wurfwaffen war, bis kein Platz mehr war. Er steckte das Hemd in die Hose, so dass man von den kleinen Todessternen nichts mehr erkennen konnte. Dann richtete er die Hose über seinen Fuß und schon waren auch die Gimmicks an seinem Bein verschwunden. Dem vierten Koffer entnahm Azarun eine silberne Magnum, die er in den Revolverhalfter steckte, der auch noch zu den sechs Schuss in der Trommel dreißig weiteren Patronen Platz bot. Die X-Scheiden an der rechten Seite bekamen zwei ein-Meter-lange, rasiermesserscharfe, einem Katana nicht unähnliche Schwerter, an deren Spitze sich ein dünner Widerhaken erstreckte. Der Gürtel über dem Hemd wurde ebenso peinlich genau mit funkelnden Wurfmessern versehen, von den jedes einzelne, so schien es, mit Leichtigkeit durch einen Menschen hindurch schießen musste. Astaroth sah allerdings überrascht , dass Azarun die beiden Pistolenhalfter ausließ, sondern zwei Koffer auch noch zur Seite tat und dem dritten zwei blitzende Dolche entnahm, die er so durch das Hemd stach, dass sie in einer dafür vorgesehen Kammer der Armschienen lagen. Dann erst, wand er sich dem letzten Koffer zu. „Du hast dich gefragt, wofür ich mein Geld ausgebe, großer Bruder. Das ist es.“, sagte Azarun, öffnete den Koffer und nahm zwei pechschwarze Pistolen mit blinkenden Silberbeschlägen heraus. Stolz ließ er in eine der Waffen ein Magazin sausen und zog etwas nach hinten, das bei anderen Pistolen vielleicht der Schlitten gewesen wäre. „Sehr erstaunlich.“, murmelte Astaroth, dem die Worte fehlten. „Darf ich dir Sylvia vorstellen.“, sagte Azarun und streichelte die Waffe, „Und das hier ist Lydia. Die beiden haben je ein Kaliber von 13,5 cm. Sie verschießen Hohlmantel-Phosphorkern Munition, die einen Menschen erst mit einer Schusswunde von ca. etwas mehr als sieben cm und einem ungefähren Blutverlust von drei Viertel Liter allein beim Einschlag des Projektils treffen. Dann entzündet sich der weiße Phosphor und brennt im Körper des Getroffenen. Ihr Treibgas ist so stark, dass es manchmal die Hohlmantelkugeln schon beim Schuss leicht auftreibt und das Phosphor entzündet. Für gewöhnlich verwende ich aber eh Stahlmantelgeschosse.“ „13,5 cm, hm? Das erklärt ihre Größe. Hölle, musst du alles übertreiben? Es gibt auf der ganzen Welt keine einzige Pistole, die das überbieten würde! Nicht mal Sturmgehwehre haben ähnliche Kaliber!“ „Ja. Toll, nicht? Sie haben die Funktionsweise der Desert Eagle, das heißt sie haben nur noch einen verkürzten Schlitten, hier der hintere Teil. Statt einem Hammer fährt dieser massive Stahlzylinder mit, der auch dann die Hülsen auswirft. Das erzeugt das charakteristische Geräusch. Und ihr Gewicht. Und diese herrliche Stichflamme, die beim Abdrücken an der Seite entweicht. Aber keine Angst, es geht dadurch kein Druck verloren und die Flamme ist nicht allzu heiß.“ Azarun warf Astaroth eine der Waffen zu, nahm die zweite zur Hand, lud sie durch, nahm das Magazin heraus, legte noch einen Schuß hinein und steckte die Waffe dann in ihren Halfter. Astaroth hob das Mordinstrument. Einem Menschen wäre das nie gelungen, aber wenn man sich einmal an diese neue Ausgewogenheit der Waffe gewöhnt hatte, spürte ein Unsterblicher das wohl gar nicht mehr. Er gab Azarun die Pistole zurück, der mit ihr genauso verfuhr wie mit der anderen. Astaroth betrachtete ihn kritisch und sagte: „Endlich kenne ich dich wieder, Brüderchen. Ein Kämpfer durch und durch. Ich kann zwar nich sagen, dass ich drauf stehe, aber wenigstens siehst etz besser aus, als in dieser ebenfalls einfallslosen Pseudoplayboy-Kleidung. So, und bevor wir jetzt gehen wäschst du dir noch die Farbe aus den Haaren, kay?“ Azarun zückte einen der Dolche und schnitt sich das wilde Haar grob zurecht. „Das muss warten. Dazu fehlt dir wohl die Zeit?“, versuchte Azarun abzulenken. „Dazu haben wir immer Zeit.“, meinte Astaroth leichthin. „Verflucht, muss das wirklich sein? Ich meine, das kann doch warten.“ „Schon. Aber ich glaub es würde zur Wiedererkennung beitragen. Also bitte, verkompliziere nicht alles.“, drängte Astaroth entwaffnend. Was hätte Azarun da auch antworten können...Er warf dem Mantel, der lose an einem Haken an der Tür hing, einen sehnsüchtigen Blick zu. Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Mendox am 29.Juli.2005, 15:04:48 Freu mich schon aufs nächste Kapitel :D
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Sheera am 29.Juli.2005, 22:05:04 Schönen Urlaub, Azarun! Und Du weisst ja: wir warten sehnsüchtig auf die nächsten Kapitel! ;-)
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 07.August.2005, 18:00:51 So, zurück aus dem schönen Ungarn mit seinen Seen, dem wechselhaften Wetter und nicht zuletzt den schönen Frauen.
Mein Kopf schwirrt vor neuen Ideen, die man halt jetzt noch niederschreiben müsste. *seufz* Aber dazu fehlt mir im Moment die Lust. :P Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Mendox am 08.August.2005, 19:05:34 Willkommen zurück aus dem schönen Ungarn ^^
Auch wenn du grad keine Lust zum schreiben hast, ich bin immer für neue Kapiteln deiner Geschichte offen :D Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: mysteria am 15.August.2005, 17:48:13 *ungeduldig wart*....*popcorn hohl* ^^:D
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 17.August.2005, 19:42:00 So und für alle, die auf mehr gewartet haben blablabla...
Es geht etz halt wieder weiter..... n bisschen. So...dahin halt....etwas? Ich posts einfach mal: Kapitel 12 Azarun ging gelangweilt neben Astaroth her. Er fragte sich, wie der Dämon wohl zurück in die Hölle gelangen wollte. Aber offensichtlich hatte Astaroth es nicht eilig, eher im Gegenteil. Gerade jetzt deutete er auf ein Cafe in der Nähe. „Da sieht es cool aus. Setzen wir uns dahin!“ „Ich dachte du musst schnell zurück nach ‚unten’?“, fragte Azarun. „Schon, aber ich wollte dich noch was fragen.“ „Und das hat nicht Zeit?“ „Nein, keine Zeit.“ Azarun gab ein resignierendes Seufzen von sich und bewegte sich, hin und wieder einen Menschen aus dem Weg rempelnd, auf das Cafe zu. Für die Leute, die sich in seinen Weg trauten musste sich die Begegnung mit ihm anfühlen, als ob sie gegen eine Wand liefen. Überhaupt waren die beiden sicherlich ein grandioser Anblick. Astaroth, beachtlich in seiner Größe, Azarun, beachtlich in seiner Gestalt. Und beide ganz eindeutig gnadenlos im Handeln, davon zeugte der regungslose Gesichtsausdruck. Azarun sah sich um. Leider war in dem engen Cafe kein Platz mehr frei. „Na siehst du, kein Platz mehr. Verschwinden wir wieder.“, meinte er noch gelangweilter. Astaroth warf seinen Blick interessiert auf zwei junge Mädchen, die nicht weniger interessiert zu dem Erzdämon herübersahen. Astaroth gab ja wirklich eine erstaunlich schöne Gestalt an, aber wieso ließen sich Menschen nur so fürchterlich von oberflächlicher Schönheit beeindrucken, dachte Azarun insgeheim. Astaroth hingegen schien das sogar noch zu gefallen. Seine Blicke legten sich fordernd und aufdringlich auf die beiden Mädchen. Azarun wusste, was nun kommen würde. Er hatte es bereits einmal erlebt. „Tu das nicht, großer Bruder. Die sind keine sechzehn!“ Aber es war schon zu spät. Man konnte förmlich fühlen, wie sich eine unsichtbare Bindung zwischen Astaroth und den Mädchen aufbaute. Von einer Sekunde auf die andere saßen die beiden aufrecht und fassten sich nahezu synchron in den Schritt. Dann öffneten sich ihre Münder zu einem stummen Schrei, bis sie schließlich beide von heftigen Orgasmen geschüttelt von den Stühlen sackten und laut zu stöhnen anfingen. Sofort waren einige andere Gäste des Cafes zur Stelle, da es anfangs so aussah, als wären die zwei Mädchen irgendwie verletzt oder ähnliches. So war es eine Kleinigkeit, doch noch einen Platz zu finden. „Na also, wir haben ein schönes Fleckchen erwischt.“, murmelte Astaroth und ließ sich befreit auf den unbequemen Stuhl fallen. „War das wirklich klug? Du hast gerade zwei blutjunge Mädchen mit der unzensierten Vision deiner nächtlichen Umtriebe das Erlebnis ihres Lebens beschert.“, sagte Azarun in seinem trockenen Tonfall und warf dem Menschenauflauf einen kurzen Blick zu. Astaroth zuckte mit den Schultern. „Man muss früh anfangen.“ Ungeduldig tippte Azarun mit den Fingern auf den Tisch. Ziemlich schnell fand er einen komplizierten Takt, der wie ein ansteigender Trommelwirbel klang. „Sehr schön.“, seufzte Astaroth ungeduldig, „Man könnte es schon fast für Musik halten.“ „Oh, wirklich lustig, Dämon.“, murmelte Azarun in beleidigendem Ton. „Pass auf, pass bloß auf. Du bist vielleicht kein Dämon mehr, aber du bist auch kein reiner Vampir. Es ist egal wie sehr du danach strebst. Du weißt, wovon ich rede, nicht wahr? Das Gefühl, diese überwältigende Welle an Kraft.“ Astaroth formte die Hand zur Faust, hielt sie sich knapp vors Gesicht und schloss die Augen. Sein Gegenüber sah einfach nur zu Boden. Natürlich wusste Azarun, wovon der Erzdämon sprach. Die Hölle war nicht der einzige Fluch. Nicht die einzige Strafe. „Ich bin darüber hinweg.“, sagte er leise. Astaroth lachte tonlos. „Nein, das geht nicht. Du bist davor weggelaufen, deine Taten abzusitzen. HA! Du bist wahrscheinlich der negativste Charakter der ganzen Truppe! Ich meine, sieh dir nur die anderen an. Balthazar. Als Engel war er schon der perfekte Geschäftsmann. Ich weiß noch, wie er vorschlug, die Menschen so zu beeinflussen, dass sie nur für den Himmel wirtschaften würden. Jesus war geschockt. Dann verfiel Luzifer und Balthazar ging mit ihm, weil er sich davon mehr versprach. Das ist alles. Gier. Verlangen nach mehr. Belial. Naja, sie war von Anfang an nicht ganz...wie soll ich sagen? Unschuldig? Sie hat’s so ziemlich mit jedem getrieben und dann Vergleichstabellen aufgestellt. Ich glaub, ich war da meistens im oberen Level.“ Astaroth lehnte sich genüsslich zurück und grinste breit. „Ja, du bist auch überhaupt kein Angeber.“, entgegnete Azarun und grinste ebenfalls. „Wie auch immer. Mephisto. Im Himmel ein grandioser und vor allem liebevoller Engel. Beispielhaft...hm. Und dann gespalten. Er hat an Luzifer geglaubt. Uriel tat das nicht. Eigentlich schade, die beiden haben gut zusammengepasst. Naja, als die beiden sich nicht mehr sehen konnten, weil Mephisto einfach zu sehr für Lus Sache einstand, da ist er gegangen und hat seine Uriel verlassen. Balbero. Ha, sieh sie dir an, die kleine Schlampe. Was soll man da sagen? Vor ihrem Fall kannte ich niemanden, der keuscher gewesen wäre, und jetzt? Eine Augenweide, aber trotzdem, ganz egal wie scharf sie aussieht, in Wirklichkeit ist sie nur bitter. Einst eine glückliche Mutter und gütige Frau, jetzt... gemein und geil. Mammon. Er war schon immer besessen davon, immer mehr zu wissen. Wenn Wissen Macht ist, dann ist Mammon bereits mächtiger als Gott. Da er das aber nicht ist, schließe ich daraus, dass der alte Spruch nicht stimmt. Mammon ist einfach nur krank. Jemand, der nicht spricht sondern einfach nur quält, verstümmelt, tötet, das nenn’ ich krank“ Astaroth seufzte und versank für wenige Sekunden in tiefe Gedanken, das sah man ihm an. Azarun wollte gerade etwas sagen, da begann der Dämon wieder: „Und ich? Ich kann mich nicht beurteilen, aber auch ich bin anders. Kennst du meinen Ruf? Angeblich kann ich mich auf nichts konzentrieren, das bei meinem Anblick nicht einen Orgasmus bekommt, oder blutet, wenn man es schneidet. Du siehst, Frauen passen ganz in mein Muster.“ „In der Tat.“ „Es gibt noch so viel, über das ich reden könnte, aber ich überspringe die restlichen Jungs und Mädels und komme gleich zu dir. Du bist wie immer aus dem Muster gesprungen. Damals warst du schon ganz anders, als die anderen. Still und ruhig, fast schweigsam. Trotzdem hattest du diesen wahnsinnigen Humor. Mein kleiner Bruder, sag mal, erinnerst du dich noch an Mutter?“ Azarun wäre beinahe vom Stuhl gefallen. Noch niemals hatte Astaroth das gefragt. So eine Frage war ganz einfach gegen seine Natur. Astaroth hing nicht an seiner Vergangenheit, da er genau wusste, wie wenig es brachte, etwas oder jemanden nachzutrauern. Das jetzt musste eine Fangfrage sein, deswegen versuchte Azarun auszuweichen: „Ich weiß, dass du mein Bruder bist, falls du das über einen Umweg ansprechen willst, aber ich kenne den Rest unserer Verwandtschaft nicht. Und ich bin sicher du auch nicht.“ „Nein, da gibt es nämlich nichts zu kennen. Wir wurden von Gott geschaffen. Wir sind Brüder, das stimmt schon. Ironischerweise sind wir aber keine Familie.“ „Ja und? Was hat’s dir etz gebracht mir das zu erzählen?“ „Naja, nix.“ „Bravo, Asti, Bravo.“ “Ach, Halt die Klappe. Einmal versuch ich über geheimnisvolle Umwege ein Gespräch über dich anzuleiern und schon blockst du wieder ab. Na, wie auch immer. Du warst so richtig knuffig, hm? Sie mochten dich alle. Aber trotzdem warst du nicht im Rampenlicht, sondern eher so im Hintergrund. Dann die Wende. Ich hab die verstanden, warum du anfangs mit Luzifer gegangen bist. Warum, kleiner Bruder?“ „Ich hatte Gründe. Auf beiden Seiten.“ „Deshalb deine Flucht?“ „Bin ich geflohen?“ „Du hast nicht einen Tag als Dämon verbracht. Schon als die Sonne unterging warst du ein Vampir. Und das sehr sehr gründlich, denn eigentlich hätte dein Engelsblut sich selbst reinwaschen müssen.“ „Es war nie schmutzig.“ „Aber jetzt kommt die eigentliche Frage. Warum?“ „Warum was?“ „Ich frage nicht, warum du mit Lu mitkamst, ich weiß, ich bekäme keine Antwort. Ich will nur wissen: Warum hast du uns im Stich gelassen? Du warst doch schon verloren! All die Dinge, die uns ausmachen, die besitzt du auch. Die Stärken wie die Schwächen. Warum bist du gegangen?“ „Das habe ich dir bereits gesagt. Ich hatte mit meinem Leben besseres vor, als 5000 Jahre lang in der Hölle zu schmoren und mir vorstellen zu müssen, wie das Leben auf Erden und im Paradies weiterlief, so ganz ohne mich. Die Menschen haben erstaunliches vollbracht, du hast es vielleicht mal in Gerüchten gehört, doch ICH habe es gesehen! Ich sah Ägypten in seiner Pracht und war dabei, als die erste Pyramide gebaut wurde. Ich war Römer und wurde Augenzeuge, als ein System der totalen Demokratie seinen Aufstieg hatte, über seine eigenen Fäden stolperte, die gewissenlose Männer gezogen hatten, und schließlich im Staub zerfiel. Ich sah, wie Burgen gebaut wurden, wie dann jedoch schon allzu schnell das Schießpulver erfunden wurde. Ich war dabei, als die USA für ihre Freiheit kämpften, dann aber den Ureinwohnern die Ihrige wegnahmen. Ich sah Jesus, wie er sich auf dieser Erde den Weg bahnte, um den Leuten Gott näher zu bringen, und wie er am Kreuz starb. Ich habe ihn mit einem Lächeln bedacht, weißt du... All das, war meine Welt. Was war deine? Steinwände? Feuer? Langeweile? Einsamkeit? Ich habegelebt, Astaroth. Du auch?“ „Das ist nur eine Ausrede, kleiner Bruder. Und du weißt es.“, sagte Astaroth bestimmt und stand auf. Er drehte sich weg und massierte den Arm. „Spürst du es? Luzifer will diese Welt ins Chaos stürzen? Was wirst du tun, Wächter? Allein mit meinen Hiersein breche ich die Regeln.“ Azarun spürte, dass die Kluft zwischen ihnen unaufhaltsam größer wurde. Der Zauber des Wiedersehens hatte ihn das vergessen lassen, doch es verband ihn nur wenig mit seinem Bruder. „In unseren Adern fließt das gleiche Blut, Astaroth. Auch wenn ich damit die Regeln breche, ich würde dich nie verraten oder gegen dich kämpfen.“ „In deinen Adern fließt das Blut derer, die du aussaugst, Vampir. Ich...- „Lass mich ausreden. Als ich damals ging, da war mir klar, dass ich euch niemals wieder so ansehen konnte, ohne mir selbst vorzuwerfen, dass ich ein Feigling wäre, aber das ist nun gar nicht so. Was Luzifer tut ist falsch und ich ging diesen Weg, um frei zu sein. Du hast recht, das vorhin war eine Ausrede. Ich hänge an den Dingen, so wie sie sind. Luzifer wird sie zerstören. Ich bin nicht Dämon geblieben, weil ich wusste, dass ich sonst mitziehen müsste. So habe ich die Chance, die Balance zu halten. Egal ob Dämon oder Engel, ich werde jeden, der die Regeln bricht, jagen und töten, sonst hat diese Welt keinen Lichtblick. Ich war nicht feige, als ich ging, ich war mir der Zukunft bewusst. Ich wäre Luzifer gefolgt, weißt du, aber der Mann, der jetzt in Lus Körper steckt ist verrückt vor Schmerz und will nur noch Rache.“ „Azarun, auch wenn mir diese Worte weh tun, ich bin gekommen um dir eines zu sagen: Es zieht Dunkelheit herauf, die versuchen wird das Licht zu vertreiben. Ich bin in dieser Dunkelheit. Am Ende stellt sich nicht die Frage, ‚Ob?’ oder ‚Wie?’ oder vielleicht sogar ‚Wann?’. Es geht nur noch um ‚Wer gegen wen?’. Du warst all die Zeit neutral und hast dich für keine Seite entschieden, doch das geht nun nicht mehr. Es gibt nur noch zwei Möglichkeiten. Licht und Schatten Schwarz und Weiß. Hell und Dunkel. Und selbst wenn es noch eine Möglichkeit gäbe, du weißt: Alles was nicht mit Luzifer ist, ist gegen ihn. Ich bitte dich, geh in dich und finde deinen Weg. Du hast keine Wahl.“ Azarun erhob sich auch und wich Schritt für Schritt vor seinem Bruder zurück. Er wusste, Astaroth meinte es ernst. Und er wusste auch, dass Astaroth Luzifer treu war. Hass loderte plötzlich wie eine Windbö in ihm auf und drohte ihn zu übermannen, doch er hielt an sich und zwang das Gefühl zurück. Schon bald bereute er es, denn nun musste er mit der Trauer kämpfen, als er sagte: „Ich gehe meinen Weg. Und ich weiß instinktiv er wird sich nicht mit dem deinen kreuzen. Wie ich sagte, Astaroth. Wer auch immer die Regeln bricht, macht sich zu meinem Feind. Ich glaube nicht an Gut und Böse und auch nicht an das Hell und Dunkel, von dem du redest, aber ich glaube an besser oder schlechter für diese Welt und ihre Bewohner. Wer auch immer sich gegen das Gleichgewicht auflehnte ist mein Gegner. Auch du, Bruder. Und auch Luzifer. Und selbst wenn es Gott wäre, ich hätte keine Scheu. Vielleicht wartet auf mich ein Schicksal, das so erschreckend ist wie deins, aber ich werde nicht nachgeben.“ Astaroth sah nicht traurig aus, nur noch zornig. Lauernd sagte er: „Du hast keine Wahl. Auch wenn du es nicht wahrhaben willst, du hast noch dämonisches in dir. Hast du dich nie gefragt, warum du so ein guter Krieger bist? Warum du solchen Spaß am Kämpfen hast? Du wirst es schon bald fühlen. Die Lust zu töten, verstümmeln, zerfetzen...blasphemisches zu verbreiten. Menschen zu quälen und zu vernichten, auf tausend brutale Wege. Die leisen Stimmen im Kopf, denen man nur zu leicht nachgeben muss. Der HERR wusste nicht, mit was er uns da strafte. Und wenn Luzifer auch nur den Versuch tut, sich gegen diesen HERRN aufzulehnen, so ist das der Weg, den ich gehen will. Einfach nur aus Trotz!“, schrie Astaroth gequält und trat den Tisch, an dem beide noch vor einer Minute gesessen hatten, gute zehn Meter von der Terrasse des Cafes. Für wenige Sekunden sah er Azarun tief in die Augen als ob er ihn fressen wollte, dann drehte er sich brüsk herum und verschwand wie ein Schatten. Azarun wusste, dass es keinen Sinn gemacht hätte, ihm zu folgen. Der Vampir warf der mittlerweile weniger werdenden Menschenmenge einen kritischen Blick zu, dann suchte er sich einen Menschen heraus, der gerade mit einem Handy telefonierte. Möglicherweise verständigte der gerade den Notruf über Astaroths Späßchen, doch das war jetzt ohnehin egal. Azarun schnappt sich kurzerhand das Handy von dem Menschen, der mit dem Rücken zu ihm stand, und beendete das Gespräch. Als der Mann sich überrascht umdrehte, legten sich bereits zwei Hände auf seine Brust (Das nächste, an das er sich erinnern konnte, war, dass er zwei Tage später mit Prellungen und Quetschungen im Krankenhaus erwachte). Azarun ignorierte die Aufschreie der Menschenmenge, als einer der ihren ungebremst in sie hinein flog. Stattdessen wählte er eine elfstellige Nummer. „Bresf (Wer)?“, meldete sich eine klangvolle männliche Stimme. „Hès tan ley ash mijej (Hast du es noch)?”, fragte Azarun ohne sich mit irgendwelchen Floskeln aufzuhalten. „Arina (Natürlich).“, kam prompt die Antwort. Die Stimme am anderen Ende der Leitung war rau und leise, aber trotzdem nicht unangenehm. „Ân vejra suzg’a don laffett (Ich werde in einer Stunde kommen).“, murmelte Azarun und sah zum Himmel. „Ân gillra tak (Ich werde warten).“, antwortete die Stimme und legte auf. Astaroth führte ein ähnliches Gespräch, allerdings nicht per Handy. Er war schon wieder in der Hölle. Zwar kostete eine direkte Reise Unmengen an Kraft, aber sie war komfortabler als ständig unheilige Orte aufsuchen zu müssen. So machte er sich auf den Weg zu Mammons Stube, die – wie passend – auch gleichzeitig eine Folterkammer war. Hier waren die steinernen Wände noch trostloser und leerer, was vielleicht daran lag, dass sie schon so viele gequälte Schreie gehört hatten, davon jedoch nie etwas nach draußen dringen lassen konnten. Die Tür war nicht verschlossen. Das war sie nie. Keiner von Mammons Gästen hätte noch die Kraft gehabt, über die Türschwelle zu treten. Im Inneren der Kammer war es erstaunlich hell. Nicht die Zwielicht, das man erwartet hätte, sondern ironischerweise angenehmes Licht, das jedes Detail der Szene beleuchtete. Es schien als leuchteten die Wände selbst. Luzifer stand mit geschlossenen Augen in einer Ecke des sechseckigen Raumes. Gepresstes Atmen drang von einer Holzpritsche, die an der Wand gegenüber Luzifers stand. Ein gedrungener Schatten lag darauf, von dem sich gezackte Linien gen Decke erhoben, um dann gebrochen und verbogen in sich zusammenzufallen. Luzifers Stimme erhob sich und ließ Astaroths Gedanken plötzlich verschwimmen: „Also, Raphael, ich weiß du kannst mich hören. Du fragst dich vielleicht, warum wir dich so zugerichtet haben. Die Antwort ist leicht. Ich will, dass meine Feinde sehen, wie weit ich gehen werde. Deine Tochter werde ich freilassen, aber sie wird gebrandmarkt sein. Körperlich durch ein Symbol und geistig durch dein Bild.“ Astaroth hüstelte leise. Luzifers Augen schossen wie Pfeile unter den Lidern hervor und versuchten den Erzdämon aufzuspießen. „Was?“, sagte Luzifer unwillig. Ein Schauder überlief Astaroth. „Ich hab mit Aza gesprochen.“ „Und?“ „Nichts.“ Der sich anbahnende Dialog wurde von Mammon unterbrochen, der Raphaels Tochter hinter sich herziehend, neben die Pritsche trat. Astaroth sah nicht hin. Es hätte ihm nichts ausgemacht, da er schon wusste, was Mammon aus seinen Gästen hier unten machen konnte. Es schreckte ihn nicht im Mindesten. Eher im Gegenteil. Es amüsierte ihn sogar ein wenig. Aber hier lag ein Engel vor ihm. Gut, man konnte nicht mehr viel erkennen, denn sogar die Flügel gaben keinen Aufschluss mehr, aber Astaroth spürte Unbehagen, wenn er daran dachte, dass die Person da die gleiche Statur hatte wie er, und das hatte Raphael zweifelsohne. Sharith sagte nichts. Sie schrie nicht, sie regte sich nicht. Sie sah bloß auf ihren Vater runter und stille Tränen liefen ihr über die Wangen. Langsam wanderte ihr Blick zu Luzifer, dessen Augen die ihren sofort fesselten. Er spielte ein Spiel mit ihr. Sie nahm allen Mut zusammen und flüsterte: „Dafür werdet ihr bezahlen.“ Luzifers Augen blitzten. Soviel Mut hatte er ihr nicht zugetraut. Flüchtig deutete er auf ihren Brustansatz. Mammon kicherte und riss ihre Bluse weg. Astaroth verspürte ein dumpfes Verlangen beim Anblick von Shariths nahezu perfekten Brüsten, aber er entdeckte sofort das kleine schwarze Ankh, das unübersehbar ihren rechten Brustansatz prägte. Es war eine Schleife aus einer Schlange, die nach oben hin einen Kreis bildete um dann nach unten hin in einem spitzen Winkelauseinanderzulaufen. Wo sich die Schlangenhälften trafen war noch ein horizontaler Strich auf Länge des Kreisdurchmessers. Astaroth überkam der Impuls selbst zur Brust zu greifen. Bis auf die niederen Sluags hatte jeder Dämon dieses Symbol an sich. Sharith würde es jetzt in der Welt der Engel schwer haben. „Gefällt dir was du siehst, du Punk!“, brüllte sie und Astaroth bemerkte erst jetzt, dass er bislang auf ihre Brust gestarrt hatte. Er lächelte. „Das macht dich noch schöner, Süße.“ Er wandte ihr den Rücken zu und verließ Mammons Domäne. Entfernt hörte er noch, wie Mammons lautes Lachen einen dumpfen Schlag übertönte. Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: mysteria am 17.August.2005, 20:29:31 woah einfach nur woah*mit offenen mund vor dem pc sitz und haufen weiße popcorn daneben schaufel*... warum musst du frauen eigendlich so quälen?*kopfschüttel und schmunzel*
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 18.August.2005, 19:01:31 Öhm... tu ich das?
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Anonymous am 18.August.2005, 21:53:16 neee garnich ;)XDD
ach egal ^^ Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: mysteria am 18.August.2005, 21:54:49 argh -.-.....................*seuftz* ich wars ^^
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Karasu am 19.August.2005, 16:29:20 du müsstest doch mittlerweile auch dran gewöhnt sein, mysti ^^°
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: mysteria am 19.August.2005, 16:50:12 müsst ich sollt ich? naja kann irgendwie schon sein aber die geschichte is trotzdem toll ^^:D
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Mendox am 19.August.2005, 20:54:56 Stimm ich Mysti nur zu *G*
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 11.September.2005, 17:48:25 So, spät aber doch noch rechtzeitig, hoffe ich. ^^
Kapitel 13 Ein Monat später Los Angeles Detective Street war jetzt schon mehr als 15 Jahre beim Los Angeles Police Departement und obwohl er noch vor 15 Minuten gesagt hätte, er kenne alles, was diese Stadt für Polizisten zu bieten hatte, kribbelte es ihn jetzt in der Magengrube. Einer der Streifenpolizisten hatte sich schon übergeben, als Street hier ankam und gleich darauf hatte auch der zweite seinen Mageninhalt nicht mehr halten können. Street konnte es ihnen nicht verdenken. Er fragte sich wer so etwas tun konnte, während er seine Lederjacke ungemütlich in der Hand hin und schwang. Und das war nur ein Zimmer, das Haus hatte noch sieben. „Mein Gott, nehmen sie ihn doch von der Wand ab.“, murmelte Street angewidert zu dem Leichnam deutend, der mit langen Nägeln durch die Handgelenke an die Wand genagelt da hing. Einige Polizisten sahen ihn entgeistert an. Am liebsten würden sie wegfahren und das vergessen, dachte Street. Aber auch das konnte er ihnen nicht verdenken. Was auch immer die Kirche über Kreuzigungen verbreitete, es entsprach nicht der Wahrheit. Keiner der Jesusfiguren fehlte der Unterleib samt Beine, so dass all das Gedärm herausrutschte. Aber wahrscheinlich ging das zu kosten des makabren Künstlers hier. Die Därme waren fein säuberlich mit kleineren Nägeln um den Leichnam herum befestigt worden, so dass es aussah, als hätte der Mann eine Kuppel um sich, die an der klaffenden Wunde seines Bauchen anfing und auch dort endete. Und doch, so ekelhaft es auch war, es war „nur“ grausam. Was mit dem Blut des Mannes passiert war, war gruselig. Anfangs hatte Street gedacht, jemand hätte einer Rinne gebaut. Erst die Spurensicherung hatte darauf aufmerksam gemacht, dass es ganz von allein so geflossen war. Aus der Wunde heraus und dann über die Wand auf den Boden. Dort hatte es aber nicht halt gemacht, sondern war quer durch das Zimmer geflossen und hatte dann – zwei starke Seitenarme ausbildend – ein verdrehtes Kreuz gebildet. Jetzt war es schon geronnen und erschien wie dunkelroter Stein, der das Zimmer – bestimmt das Wohnzimmer – schmücken sollte. Nichts war angerührt worden, das konnten sie schon sagen. Und das in jedem der acht Räume. Der Schmuck der Frau war noch da, die Stereoanlage, einfach alles. Der Mörder hatte es nicht einmal angerührt. „Wir haben jetzt die Namen der Toten. Stephen Singer und seine Frau Conny. Dazu ihre beiden Kinder Laureen und Trudy, vierzehn und sechszehn Jahre alt.“, teilte gerade Griffin mit, der bislang noch nicht die Schwelle des Hauses übertreten hatte. Was die Beamten erzählt hatten, hatte ihm gereicht. „Danke.“, antwortete Street gereizt, als ihm das Bild der in siedendem Wasser gekochten Frau durch den Kopf schoss. Street nahm sich vor in Zukunft nicht zu heiß zu baden. Die Frau hatte nichtsahnend in der Wanne gesessen, als irgendetwas plötzlich die Temperatur des Wasser auf knappe 1500 Grad angehoben hatte. So zumindest hatte es die Frau von der Spurensicherung gemeint. Jetzt wäre es eigentlich nur noch ihre Aufgabe gewesen die Körper abzutransportieren, aber niemand wollte sie anfassen. Nicht einmal das Badewasser der Frau hatte jemand ablassen können. Aber das lag wahrscheinlich daran, dass es sich jetzt in den Adern der beiden Mädchen befand. Und die Mutter badete in ihrem Blut. Street wusste, für gewöhnlich interessiert sich das FBI für Taten wie diese, denn auf das Wie? Und vor allem das Warum? Konnte die Polizei einfach keine Antwort finden. Street warf einen letzten Blick in das Haus. Die Vorhänge waren zu um neugierige Blicke abzuhalten und so lag alles in einem schummrigen Dämmerlicht. „Holt die Leichen da raus.“, wiederholte Street und kehrte dem Haus dann den Rücken. Er warf seine Jacke über den Gartenzaun. Die Nachbarn standen zum Teil mit Fotokameras bereit und knipsten die Beamten und das ehemalige Heim, in dem noch gestern die Familie Singer gelebt hatte. An sich war es eine schöne Gegend, allerdings hing noch vor knapp einer Stunde an jeder Haustür ein kleiner Zettel: Neid Und das stand auch über der Badewanne, in der Conny Singers Leiche gefunden wurde stand das Wort, das der Mörder irgendwie in die Fließen gebrannt hatte: Neid Street fing seine Gedanken wieder ein und stieg ins Auto, in dem Griffin schon wartete. „Wer macht so was?“, fragte dieser und sah angestrengt auf das Lenkrad. „Fahr los.“, entgegnete Street, der nicht die geringste Lust hatte, zu reden. Griffin sah erst prüfend in den Rückspiegel, als wolle er Zeit totschlagen, bevor er fragte: „Wer macht so was?“ Street sah auch kurz in den Rückspiegel und bemerkte, dass die Leute des Leichenwagens immer noch darauf warteten, die Leichen einladen zu können. Er tat so, als müsse er überlegen, dabei brannte ihm die Antwort schon auf der Zunge, da hatte sein Partner noch nicht ganz den Mund geschlossen gehabt. „Ein Verrückter.“ „So Verrückte gibt es?“ „Um LA herum laufen zur Zeit fünf Serienmörder rum. Meinst du nicht, dass wir es hier mit dem sechsten zu tun haben?“ „Ich glaube, das hier ist was ganz andres.“ Street räusperte sich geräuschvoll um zu zeigen, dass Griffin jetzt endlich losfahren sollte. Eine knappe Stunde später waren sie schließlich am Polizeipräsidium angekommen. Die Rush Hour hatte sie voll erwischt, aber zum Glück konnte Griffin die Hälfte des Weges abseits der übervollen Straßen fahren. Streets Schreibtisch gab ein ordentliches Bild ab, auch wenn er nun mit Akten überhäuft war, während der von Griffin, einen halben Meter entfernt, ein komplettes Chaos war. Jede Akte, die von den beiden bearbeitet wurde, landete auf Street Tisch, denn auf dem von Griffin hätte niemand mehr Platz gefunden um auch nur einen Kugelschreiber draufzulegen. Griffin saß jetzt ruhig in seinem Sessel und beobachtete seinen Partner, der wie ein Tiger auf und abging und alle Fakten rekapitulierte. „Wir haben vier Tote. Der Mann hängt gekreuzigt an der Wand, seinen Unterleib mit Beinen finden wir im Obergeschoss bei seinen Töchtern, denen jeder tropfen Blut mit dem Badewasser ihrer Mutter ersetzt wurde, was an sich schon unmöglich ist. Von jedem Mädchen liegt im Badezimmer eine Haarsträhne. Die Mutter sitzt zu Tode verbrüht im Blut ihrer Töchter. Dr. Argyle hat sie sich angesehen und meinte, sie wäre in siedendes Wasser getaucht worden. Das geht aber nicht, da kein Gerät der Welt Wasser so erhitzen kann, ohne dass es sofort zu Gas würde. Nebenbei ist das Wasser ja sogar noch da, bloß eben in den Töchtern. Von der Mutter liegt noch dazu eine Haarsträhne bei ihrem Ehemann und...“ „Ein Kreislauf!“, sagte Griffin gedehnt. „Was?“ „Kreislauf. Von jedem Toten liegt ein Stück beim nächsten, bis es wieder zum ersten führt.“ „Hm...“ „Dem Wasser könnte etwas beigemengt worden sein?“ „Auch dann würde es nicht funktionieren. Hast du in Chemie nicht aufgepasst?“ „Naja.“ „Je mehr man drüber nachdenkt, desto merkwürdiger wird es.“ „Ich weiß nicht mehr so recht. Ich glaub meine Theorie mit dem Serientäter hat sich wohl in nichts aufgelöst. Wir können sagen, woran die vier starben, aber nicht wie.“ „In der Tat.“ „Wann haben wir den Obduktionsbericht?“ „Morgen, übermorgen, vielleicht gar nicht... Du kennst doch Argyle. Er gibt uns den Bericht, wenn wir ihn schon nicht mehr erwarten.“ Griffin musst lachen. „Ja, deswegen geht unsere Arbeit auch so langsam.“ Street ließ sich nun auch zu einem befreienden Schmunzeln verleiten. Fast augenblicklich ging es ihm etwas besser. Langsam konnte er wieder an andere Dinge denken. Dummerweise führte das dazu, dass er augenblicklich daran erinnert wurde, dass seine Jacke immer noch am Gartenzaun der Singers hing. „Fuck!“, rief er ärgerlich und trat fest gegen seinen Stuhl. „Was ist denn?“, fragte Griffin verwundert. „Ach, meine Lederjacke. Das teure Ding! Hab’s am Tatort vergessen.“ „Macht nix, die Jungs bringen sie dir sicher mit, hm?“ „Ja sicher.“, seufzte Street, wusste er doch, dass auch die Streifenpolizisten nur so schnell wie möglich von dem Haus wegwollten. Der übrige Tag verging überraschend schnell. Street besucht mit seinem Partner noch Dr. Argyle um ihn anzuspornen, besonders schnell zu arbeiten. Das hätte es gar nicht gebraucht, denn der Pathologe war so überwältigt von der toten Familie Singer und wollte unbedingt herausfinden, wie sie zu Tode gekommen waren. Davon abgesehen konnten sie nicht mehr tun, als zu den Großeltern der Singers zu fahren und ihnen vom Tod ihrer Nachkommen zu erzählen. Abend war Street dann schon auf dem Weg nachhause, als ihm die Jacke wieder in den Sinn kam. Langsam wurde es dunkel. Tagsüber hatte er sie ganz vergessen. Einerseits behagte es ihm nicht, in der Finsternis ausgerechnet zu diesem Haus zu fahren, andererseits, wie er sich selbst einredete, musste er ja nur bis zum Gartenzaun. Zur Not konnte er vielleicht sogar einfach aus dem Auto herausgreifen und sie wieder ans ich nehmen. Diesmal dauerte die Fahrt auch eine knappe Stunde. Zum einen war Street schon auf dem Weg in die andere Stadthälfte gewesen, zum anderen verfuhr er sich zweimal. Innerlich fragte er sich, warum er so nervös war. Letztendlich kam er doch noch an, was er schon selbst langsam bezweifelt hatte. Im düsteren Licht des Vollmondes – ‚Heute ist ja Vollmond’, schoss es dem Polizisten durch den Kopf – sah dieses reine Wohngebiet sogar friedlich und idyllisch aus. Street fuhr bis zum Gartenzaun der Singers, wo eigentlich die Lederjacke hängen müsste. Sie war nicht mehr da. Hatte also doch einer der Streifenpolizisten mitgenommen? Streets Blick wanderte wie von selbst noch einmal zum Haus. Er konnte es nicht verhindern, obwohl er das gerne getan hätte. Zum Glück schaffte er es nicht, denn sonst hätte er ein wichtiges Detail verpasst. Die Fenster waren verhangen und zeigten kein Licht dahinter. Das Haus war verlassen. Wenn man es so ansah hätte man nichts von der Tragödie geahnt, die sich dort abgespielt hatte. Die Tür war mit dünnen gelben Kunststofffolien verhangen, die unmissverständlich „Do not cross!“ symbolisierten. Zumindest hätte es so sein sollen. Die Tür stand offen. Als Street vorsichtig näher ging erkannte er, dass die Plastiksperren zu kleinen Klümpchen zusammengeschmort am Boden lagen. Jemand war in das Haus eingedrungen, war aber so blöd die Tür sperrangelweit offen zu lassen? Street zog seine Dienstwaffe. Er lud die Waffe durch. Das Geräusch der ersten Kugel, die in die Kammer geschoben wurde, beruhigte ihn etwas. Er ging seitlich versetzt auf die Tür zu und stupste sie mit dem Fuß an. Die Angeln schwangen noch und auch das Schloss war nicht aufgebrochen. Wer auch immer hier eingedrungen war hatte entweder einen Schlüssel oder war ein Profi. Oder die Jungs von der Streife haben nicht abgeschlossen, schoss es Street durch den Kopf. Im Haus knarrte eine Diele. Der Kerl war noch im Haus. Street tastete sich mit einer Hand an der Wand entlang, mit der anderen suchte er über Kimme und Korn seiner Pistole den Raum ab. Im Blut Stephen Singers waren ganz deutlich die Fußstapfen von Stiefeln zu erkennen. Das Profil war zerfurchen und von Kreuzschrauben unterbrochen, aber gut zu sehen, selbst im Zwielicht des Hauses. Der Eindringling war oben unterwegs, das konnte man umherschlendernden schweren Schritten entnehmen, die sich im Obergeschoss die Klinke in die Hand gaben. Jemand ging auf und ab. Erst jetzt kam es Street in den Sinn, dass dort oben vielleicht der Killer auf ihn wartete. Er hätte eigentlich zurück zum Wagen gehen und Verstärkung rufen müssen. Aber das tat er nicht. Stattdessen suchte er sich den Weg durch das Wohnzimmer zur Treppe und stieg sie, ständig mit der Waffe die Wände absuchend, hinauf. Die Schritte stoppten abrupt im Zimmer, das den beiden Mädchen zum Grab geworden war. Street versuchte sich zurechtzufinden. Es war zu Dunkel, aber er wusste noch, dass der Flur gerade Platz für einen Menschen bot. An sich der perfekte Ort für einen Hinterhalt. Keine Schritte mehr. Es herrschte absolute Stille. Street durchquerte leise den Flur. Jede Sekunde war er darauf gefasst, dass innerhalb eines Augenblicks die Welt unterging, aber es trat nicht ein. Er stand jetzt neben dem Eingang zum Zimmer der Mädchen. Auch hier stand die Tür offen. Vorsichtig linste er in den Raum bis er sicher war, dass ihn niemand im Visier hatte, dann sprang er zwischen den Türrahmen, die Pistole von sich gestreckt und lauthals „Polizei, Waffe auf den Boden!“, rufend. Aber da war niemand. Hinter sich aus dem Badezimmer heraus hörte Street ein Klicken. Eine Sekunde lang erfüllte das in der Stille ohrenbetäubende Geräusch das ganze Obergeschoss. Street überlegte nicht, er warf sich einfach mit allem was er hatte zur Treppe. Es schien als schwebe der Polizist in der Luft, als der erste Schuss krachte. Das Geräusch war kaum verklungen, da explodierte die Wand. Mit was auch immer da geballert wurde, es hatte genug Kraft um die dünne Betonwand in Millionen winzige Splitter zu zerfetzen, die brennend, schneidend, beißend umherjagten. Wieder und wieder drückte der Unbekannte ab und nahm dabei keine Rücksicht auf das Material. Staub verdeckte Street die Sicht, doch als er den Kopf kurz zurückwarf sah er einen Schatten, der nahezu unmenschlich schnell aus dem Badezimmer trat. Knapp über ihm zischte eine Kugel vorbei. Man konnte das Projektil nicht hören, aber Street spürte die geballte Kraft und Geschwindigkeit, die wenige Centimeter über ihm die Luft durchpflügte und berstend die Wand über der Treppe mit einem tennisballgroßen Loch versah. Der Polizist warf sich todesmutig über die Treppe nach unten. Er wollte sich nicht ausmalen wie er aussehen würde, wenn ihn eine der Kugeln treffen würde. Langsam drang der Gedanke in Streets Bewusstsein, dass er noch immer seine Pistole in der Hand hatte. Kaum zuende gedacht schlug er auch schon auf dem Fußboden auf und hätte sie fast verloren. Er rollte einmal herum und versuchte den stechenden Schmerz an der rechten Seite zu ignorieren. Noch eine Kugel schlug verloren neben Street in den Fußboden und zerfetzte den Parkett. Street wurde von winzigen Holzsplittern überschüttet, die sich sofort durch seine Kleider stachen. Unüberlegt legte er auf den wirbelnden Staub der Treppe an und drückte ab. Dann ein weiteres mal. Noch einmal... und noch einmal. Bis das Magazin leer war. Schließlich lies er die Waffe fallen und rollte sich auf den Rücken. Sein rechter Rippenbogen tat höllisch weh. Vielleicht hatte er sich eine oder mehrere Rippen gebrochen. Peinlich darauf bedacht langsam zu atmen, kroch Street zur Wand gegenüber der Treppe. Der Staub zog sich gemächlich zum unteren Stockwerk zurück und bildete dort einen dünnen Teppich. Am Liebsten hätte er sofort die Pistole nachgeladen, wäre zum Auto gestürzt und hätte einen Streifenwagen gerufen, aber ihm fehlte sogar die Kraft jetzt aufzustehen. Er hatte sich definitiv etwas gebrochen. „Oh, entschuldigen Sie vielmals. Ich glaub ich hab Sie verwechselt.“ Streets Blick wanderte angespannt die Treppe hinauf. Inmitten einer Richtung Boden gleitenden Staubwolke stand ein großgewachsener weißhaariger Mann. Sein Blick glitt zielsicher durch den Raum, der sich langsam mit Staub und Qualm füllte. Er hatte stechend blaue Augen. „Wirklich.“, beteuerte der Mann, als Street nicht antwortete. Dann hob er langsam die Pistole in der rechten Hand. Streets Blick fiel erst jetzt darauf. Es war eine gewaltige Waffe. Sie sah aus als hätte jemand den Lauf eines Gewehres in eine Pistole einbauen wollen. Was allein der silbern glänzende Schlitten an Gewicht ausmachen musste wog wahrscheinlich nicht einmal Streets Dienstwaffe samt Magazin auf. Und dazu noch das irrsinnige Kaliber. Bedächtig betätigte der Mann einen Knopf an der Seite des Griffes, worauf das Magazin herausfiel. Dann rammte er krachend ein Neues hinein. Eine weitere Bewegung des Daumes und der Schlitten glitt nicht weniger krachend in seine Ursprungsposition. Genauso verfuhr er dann mit der Pistole in der linken Hand. Am Ende steckte er beide irgendwo unter seinen Mantel. Street hustete vorsichtig. Dieser Kerl war vermutlich der Mörder einer ganzen Familie und somit zu allem fähig. Außerdem stand außer Zweifel, was diese Kanonen aus einem Menschen machen konnten. Ein charmantes Lächeln zierte die schmalen Lippen des Mannes. „Ich hätte mir jemanden, der mit so einem wichtigen Fall beauftragt wird, um einiges...na ja, umsichtiger vorgestellt.“, sagte er schließlich, als das Schweigen atemlos zu werden drohte. Aber Street war immer noch wie gefesselt. Er antwortete nicht, sondern versuchte bloß sich an der Wand entlang aufzurichten. „Hm, gibt es etwas,, über das Sie vielleicht reden würden?“, fragte der Mann endlich und wenig überrascht, ganz so als hätte er diese Reaktion vorausgesehen. Soooooooooo, das war's für die nächste Zeit. Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Mendox am 12.September.2005, 20:39:27 Du lässt uns einfach so zurück???? *heul*
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 15.September.2005, 13:43:26 Geht leider nicht anders. Kannst ja du weiterschreiben :P
Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Astirith am 15.September.2005, 14:59:13 azar nicht aufhören.... weiter machen .. ich find das toll!^^
:D Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Mendox am 16.September.2005, 14:46:13 Wenn ich so schreiben könnte wie du, dann hätte ich schon längst 5 Romane oder so veröffentlicht. :P
Außerdem ist das deine Geschichte ^^ Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 05.November.2005, 10:31:40 Tjaja, nach langer Zeit hört ihr mal wieder was von mir.
Die Geschichte ist zwar schon etwas weiter, ich kann das nur zur Zeit nicht ins Net stellen, fragt nicht warum. Ihr müsst euch also gedulden, oder noch besser: Geht davon aus, dass sie nie wieder fortgeführt wird, dann ist man angenehm überrascht, wenn es doch geschieht. :) Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Schattendrache Smiar am 06.November.2005, 14:18:41 Die Geschichte ist echt der Hammer!
Da fehlen mir wirklich die Worte! :o Veröffentlich das doch mal in einem Buch! :) Mit feruigen Grüßen, Smiar Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Anonymous am 23.November.2005, 21:18:08 Jaaa, nach langer Zeit gibts also doch noch einen kleinen Abschnitt, den ich schreiben konnte.
Zur Zeit nimmt mich die Schule überraschend stark in Anspruch :lol: Ich hoffe, ihr musstet nicht zu lange warten, vor allem, da ihr sowieso immer nur die unausgegorenen Rohfassungen zu sehen bekommt (was wohl zum Teil auch daran liegt, dass ich selten am Ende genug Lust hab, die ganze Story wieder durchzugehen und auszuschmücken). Wenn ihr ganz besonders viel Glück habt und ich, dann gibt's auch bald wieder einige dieser herrlichen Bilder, wie ihr sie schon gesehen habt. :) Das zumindest wäre doch ein Grund zur Vorfreude, oder nicht? Aber genug geredet, jetzt geht's weiter. Damit die etwas "verworren aufgezogene" (wie ein Bekannter gemeint hat) Handlung Ordnung bekommt, fahre ich mit ner Erklärung fort: Kapitel 14 „Neid, nicht wahr?“ „Ja. Woher wissen Sie?“ „Ich weiß es eben.“ „Weil sie es selbst gewesen sind?“ „Schön wär’s.“ Azarun lehnte sich entspannt zurück und verschränkte die Arme. Street hingegen war nach wie vor angespannt. Er wusste nicht, was er von seinem Gegenüber halten sollte. Schon eine Viertelstunde redeten die beiden und doch waren es Belanglosigkeiten in diesem Fall. Streets Gespür sagte natürlich, dass dieser Mann nicht der typische psychopathische Familienmörder war. Aber man konnte ja nie wissen. Wenigstens wusste er jetzt schon den Namen dieses Mannes. „Wussten Sie, dass zur selben Zeit in den USA mehrere solche Verbrechen begangen wurden? Sieben um genau zu sein. Aber nicht nur in den USA, sondern in jedem Land der Welt. In jedem, verstehen Sie? In jedem Land auf dieser Erde wurde gemordet. Ein Mann, eine Frau, ein Kind. Oder eine Familie. Und bei jeder fand man ein Wort. Genauer: Eine Todsünde. Neid kennen Sie ja schon. Aber da wären noch Völlerei, Zorn, Habsucht, Wollust, Hochmut und Trägheit.“ „Und was hat das mit den Morden zu tun?“ „Die sieben Todsünden. Tod-sünden, verstehen Sie?“ „Nein.“, antwortete Street wahrheitsgemäß. Azarun seufzte. „Na gut, ich erkläre es Ihnen. Was würden Sie sagen, wenn ich jetzt anfangen würde, Ihnen von Gut und Böse zu erzählen?“ „Ich würde Sie fragen, was Sie genommen haben.“ „Richtig. Gut und Böse sind nämlich nicht-existent. Die Rollen, die ihr Menschen eurem Gott gebt, ist im Grunde doch die, des Guten, und die, die ihr Luzifer vorseht, ist die, des Bösen. Leider läuft die Sache nicht so einfach.“ „Luzifer...?!“ „Luzifer war ein ganz besonderer Engel, wissen Sie. Er war nach Gottes Abbild geschaffen, so wie alle anderen, aber er war der Erste, der nicht von ihm abhängig war. Der HERR versicherte sich gern. Wenn seine Diener von ihm abhängig waren, kam niemand auf die Idee, sie wären benachteiligt. Luzifer war selbstständig. Das war dann auch das Verhängnis, denn von Anfang an strebte er nach Macht über die Dinge. Dass er sie aber nicht ändern konnte, frustrierte ihn regelrecht.“ „Ähm...“, warf Street ein, doch Azarun ließ sich nicht ins Wort fahren. „Daraufhin begann er mit seinem Streben nach immer mehr Macht bis er sich schließlich fragte, warum er der einzige war, der sich nicht mit seinen angestammten Kräften zufrieden gab. Er forschte nach.“ „Und kam hinter diese Sache mit der Abhängigkeit?“ „Ganz genau. Er hielt es für anmaßend anderen Wesen so etwas aufzudrängen und weil Gott nicht nachgab hatte man im Paradies bald schon den schönsten Krieg. Luzifer hatte fast die Hälfte aller Engel bei sich und fast die Hälfte stand auf der anderen Seite, bei Gott. Aber in diesem ersten Krieg wurde noch niemand getötet, denn Gott verbannte Luzifer, und nur Luzifer, aus dem Paradies in die Welt der Menschen. In diese Welt. Da war er nun, hilflos und vor allem verbittert. Er fühlte sich verraten. Außerdem war nun die Bindung unterbrochen.“ „Bindung unterbrochen?“ „Ich erklär’s. Engel tun Gutes und ziehen daraus Kraft. Dämonen tun Böses und nehmen daraus ihre Gute Laune. Luzifer war zu dieser Zeit völlig ohne Orientierung. Er war zum ersten Mal wirklich sein eigener Herr.“ „Eigentlich eine schöne Sache.“, meinte Street. Seine Augenbrauen hoben sich aber, so als wäre er nicht sicher. „Nicht für einen Engel. Luzifer hasste diese Welt und nach und nach hasste er auch die Menschen. Obwohl...er hasste sie nicht, er empfand einfach, dass sie keinen Nutzen hätten. Hinzu kam, dass er nur Rache für seine – aus seiner Sichtweise ungerechte – Verbannung wollte. So begann er, seine Kräfte immer dunkler und, Sie würden vielleicht sagen: böser, werden zu lassen, bis es ihm nach langer Zeit gelang, wieder in das Paradies aufzusteigen. Das führte aber dazu, dass Gottes Entscheidungen in Frage gestellt wurden. Und schon hatten wir wieder einen Krieg. Diesmal waren es genau zwei Hälften aller Engel, die aufeinander losgingen. Und am Ende blieb davon genau ein sechstel am Leben.“ „Muss sehr grausam gewesen sein.“ „War es. Meistens rannten zwei Engel aufeinander zu, rammten sich gegenseitig ihre Waffeln in die Körper und starben Seite an Seite. Beide. Nun, Luzifer überstand den Krieg, aber er und sein Zwölftel wurden aus dem Paradies verbannt. Diesmal in ein Reich, dass Gott extra für sie schuf: Die Hölle. Dort lebten sie 5000 Jahre lang.“ „Gut, langsam wird mir das dann doch zu bunt. Kommen Sie schnell zum Ende, dann kann ich Sie auch schnell verhaften. Es dürfte doch jeder Wissen, dass die Hölle kein Ort ist, sondern ein Zustand der Seele.“ „Bla bla bla, menschliches Gerede.“, spottete Azarun kühl. “Wie dem auch sei, sie waren dort 5000 Jahre. Luzifer war seiner Macht beraubt, da Gott sie ewig einem Menschen mitgab, der nichts davon wusste, und der, zumindest meistens, nichts davon in Erfahrung brachte. So war gewährleistet, dass Luzifer und seine Erzdämonen und seine Horden an verlorenen Menschen, die ihm ihre Seelenverkauft haben, nicht aus ihrem Gefängnis kamen. Aber das ist natürlich zu schön um wahr zu sein. Luzifers Erzdämonen konnten per Übertragung ihres Geistes Menschen manipulieren. Diese Welt ist der Schlüssel zum Paradies. Hier ist alles versteckt, was Luzifer braucht um einen dritten Krieg anzufangen, was, wie Sie sicher wissen, das Ende wäre. Es gibt einen schönen Namen dafür: Apokalypse, nicht wahr? Aber wie gesagt, dafür braucht Luzifer diese Welt. Denn für die Apokalypse braucht Luzifer erstmal die Reiter der Apokalypse.“ Street musste sich unfreiwillig husten. Er fragte sich, wie weit das noch gehen würde. „Die Sache ist einfach.“ fuhr Azarun fort, ohne auf Streets Unglauben einzugehen. „Die Vier sind Menschen, das ist klar. Luzifer muss sie der Reihe nach überzeugen ihm freiwillig zu dienen, dann kann er seinen Krieg beginnen. Und jetzt, da er nur noch ein zwölftel seiner Engel hat, ist Gott nicht gewillt es soweit kommen zu lassen. Deswegen hab ich Ihnen das erzählt. Ab jetzt gibt’s hier auf Erden ziemlich viel , die Sie aushalten müssen!“ „Aber sagten Sie nicht, dass diese Dämonen die Hölle nicht verlassen können, solange diese mysteriöse Macht versteckt bleibt.“ „Lesen Sie keine Zeitung?“, fragte Azarun, stand seufzend auf und warf Street eine zerknitterte Ausgabe eines billigen Revolverblattes aus dem Ausland zu. Die Schlagzeile war: Ungeklärter Mord hält die Stadt weiterhin in Atem – Weiterer Blutregen wird befürchtet „Blutregen?“, fragte Street, in dem nun doch Unbehagen wuchs. Doch als er aufsah war Azarun weg. Zum Glück hatte sie niemand gesehen. Streets Karriere wäre am Ende gewesen, wäre es ans Licht gekommen, dass er Leute laufen ließ, die Nachts an Tatorten herumlungerten und auf Polizisten schossen. „Hast deine Jacke wieder?“, wollte Griffin am nächsten Tag wissen. Erst wusste Street nicht, ob er überhaupt antworten sollte. Er hatte nicht gut geschlafen, weil ihm das Gespräch mit Azarun die ganze Zeit während er versuchte einzuschlafen durch den Kopf geschossen war. „Allerdings. Sag mal, wir kennen uns jetzt schon so lange, aber eines hab ich dich noch nie gefragt“ „Um was geht’s?“ „Bist du religiös?“ „Was ist denn das für eine Frage?“ „Antworte doch einfach mit ja oder nein“ „Nein“ „Verstehe“ Street sah aus dem Fenster und überlegte, wie er Griffin schnell ablenken konnte. „Ist der Untersuchungsbericht schon da?“, fragte er schließlich. „Ja. Du wirst ihn aber kaum glauben“, antwortete Griffin nach einem kurzen Schweigen. Titel: Tränen für die Verdammten Beitrag von: Azarun am 19.Dezember.2005, 20:05:28 *gähn* Und weiter...
Ha, das Ende des 14. Kapitels, was will man mehr. Und mittlerweile nimmt die Story jetzt schon einen sehr klaren Verlauf in meinem Kopf an. So geht's dahin. Schade, dass ich nur selten Zeit zum schreiben finde... Vielleicht leg ich das auch bald wieder auf Eis, mal sehen. Naja, vorerst habt ihr jetzt hier mal wieder nen Teil... Sie erwachte. Ihr Kopf tat höllisch weh. „Höllisch“, ja das war das richtige Wort. Sie kam ja auch frisch aus der Hölle. Sharith setzte sich stöhnend auf. Ihr Nacken war verspannt und die Schultern krachten, wenn sie versuchte die Arme zu bewegen. „Hey sexy Lady. Endlich aufgewacht?”, fragte eine geradezu nervend gutgelaunte Stimme. Sharith nahm sich die Freiheit nicht zu antworten. Nach und nach nahm sie endlich wieder klare Konturen wahr und auch das Schwindelgefühl verging. Sie setzte sich ruckartig ganz aufrecht und versuchte, die Schmerzen und das Unwohlsein zu ignorieren. Ihr gegenüber saß Astaroth bequem in einem Fernsehsessel, die Füße auf einem gläsernen Couchtisch. Er las eine kleine gelbe Ausgabe von Goethes Faust. „Der Tragödie erster Teil“ stand auf dem Büchlein. Sharith öffnete den Mund, aber im selben Moment sah Astaroth auf und schon sein Blick ließ sie stocken. Er sah sie an, als ob er gerade hundert Gedanken im Kopf hätte, was er mit ihr anstellen könnte. Seine eisigen Augen strahlten und machten den oberflächlichen Eindruck von Frohsinn, wäre das nicht gleichzeitig ein Funkeln darin gelegen, das einem Schauder über den Rücken jagte. „Falls du dich beschweren möchtest: Lass es sein!“, sagte er langsam und gedehnt „Ich bin nicht dazu da, mir dein Gejammer anzuhören“ Entspannt und distanziert lächelnd las er weiter. Sharith lehnte sich zurück. Ihr fiel erst jetzt auf, dass sie auf einer weichen Couch saß. Sie machte es sich gemütlich, so gut es mit ihrem verkrampften Rücken ging. Trotz der Drohung ließ sie es sich nicht nehmen Astaroth weiterhin starr anzusehen. Er musste ihre Blicke förmlich spüren. Er seufzte und sah schließlich tatsächlich auf. „Was?“, fragte er ablehnend unhöflich. Sharith antwortete nicht, sie sah ihn lediglich weiter an. Astaroth seufzte wieder. „Bei aller verschmähten Liebe, beim höllischen Elemente Ich wünscht’ ich wüsst’ was Ärgers, dass ich’s verfluchen könnte“, zitierte er mit einem flüchtigen Blick in das Heftchen. Er legte es bei Seite, warf die Arme an die Couchlehne und streckte die Beine aus. Seine Hose knarrte. Sharith fiel auf, dass sie aus sündhaft teurem Leder war, dass auf den ersten Blick wie leicht glänzender Stoff war. Genau wie sein Hemd, dass aus teurer Seide sein musste. Natürlich ebenso pechschwarz wie die Hose. Seine stechenden Augen ruhten auf ihr. Ihr kam der Gedanke, dass diese Augen eigentlich ganz schön anzusehen wären, aber je länger man sie betrachtete, desto sicherer konnte man sein, dass tief in ihnen die unterschiedlichsten Absichten lagen. Sie spürte, dass Astaroth jetzt liebend gerne mit ihr geschlafen oder gekämpft hätte. Wahrscheinlich war für ihn zwischen beiden Dingen kein so großer Unterschied. Sie sah sich in dem Zimmer um und versuchte dabei möglichst nicht in Astaroths belustigtes Gesicht zu sehen. „Gefälltes dir? Wir sind im besten Hotel Londons, meine kleine Jungfrau.“, sagte Astaroth und sah sie noch etwas belustigter an. „Und im Übrigen brauchst du gar nicht so hinterrücks herumzuspähen, denn du darfst jederzeit gehen.“ „Jederzeit?“ „Nun, vielleicht nicht gleich.“ Er legte seinen Kopf leicht schief und verengte die Augen etwas. Jetzt, wo weniger Licht auf sie fiel, schienen sie dunkelbraun zu sein. „Möchtest du was trinken?“, fragte er nach einem kurzen Schweigen. „Ja.“ „Und was?“ „Was gibt’s denn?“ Astaroth lacht, stand gespielt seufzend auf und verschwand kurz in der Küche. Kaum kam er wieder heraus, da flog auch schon eine Coladose durch die Luft. Sharith fing sie knapp vor ihrem Gesicht. Wieder sah sie ihm in die amüsierten Augen. Jetzt, im vollen Licht, waren sie eisblau. Sein Blick war wirklich provozierend amüsiert. „Was ist so lustig?“, fragte Sharith nachdem sie die Dose geöffnet und einen tiefen Schluck genommen hatte. „Nichts, nichts.“ „Doch, bestimmt.“ „Nein.“ Sie sah sich ein zweites Mal um. Astaroth hatte ihren ersten Eindruck bestätigt. Das musste ein Hotel sein. Ein verdammt teures noch dazu. Die Suite musste aus wahrscheinlich vier Zimmern bestehen, von denen jedes so groß war, dass es alleine schon bequem gereicht hätte. Der Raum, in dem sie jetzt saß, war das Wohnzimmer, das an die Küche anschloss und im hinteren Teil eine riesige Bar hatte. Eine Front war völlig verglast und bot einen atemberaubenden Blick auf die Stadt. Gerade ging die Sonne unter und tauchte alles in sanftes rot. Zwei Wandschränke, die einen Fernseher und eine HiFi Anlage beherbergten, standen wie zwei stumme Riesen neben dem Durchgang zur Küche. Der Teppich war aus weinrotem Samt, genau wie die Vorhänge. „Gefällt’s dir?“, fragte Astaroth lauernd. „Naja...“ „Nicht schlecht, oder?“ „Nein, nicht schlecht.“ „Wie fühlst du dich?“, fragte er unverwandt. Sharith dachte kurz über die Antwort nach. „Kopfschmerzen, sonst ganz in Ordnung.“ „Gut gut“ Er ging zu einem der beiden Wandschränke und schaltete die Musikanlage ein, überlegte es sich dann aber doch anders, denn er legte keine CD ein. Währenddessen rechnete Sharith sich ihre Chancen aus, ihn zu überwältigen. Sie hatte schon genug von diesem Dämon gehört um zu wissen, dass es vermutlich keine Chance gab, aber das was sie gehört hatte, trieb sie dazu trotzdem darüber nachzudenken. Fast schon spürte sie Verlangen diesem Kerl weh zu tun für das, was er ihr angetan hatte. Dann aber viel ihr wieder ein, dass er wahrscheinlich nur darauf wartete, dass sie einen Fehler wie diesen beging, und deshalb verlegte sie sich weiter auf das Warten. Astaroth begann nun damit unruhig im Zimmer auf und ab zu gehen. Wie ein Tiger drehte er seine Runden und bedachte nach und nach jedes Stück der Einrichtung mit einem kurzen Blick. „Macht es was aus, wenn ich jetzt verschwinde?“, fragte Sharith nach zehn Minuten Schweigen. „Nein. Ich sagte ja schon: Du kannst gehen wann immer du willst. Bloß, jetz is bisschen schlecht.“ Er lächelte unterkühlt, doch schon blitzte ein Gedanke hinter seiner Stirn und füllte seine Augen mit einem teuflischen Leuchten. „Wobei ich mich sowieso frage, ob das Privileg nicht ’n Stück zu hoch is’. Vielleicht wär’s besser, du bliebest hier.“ „Aha. Ich hätte gleich wissen müssen, dass man dir nicht trauen kann!“ Astaroths Augen blitzten auf. „Hättest du das, soso. Na dann...“, begann er, als unter lautem Bersten und Krachen die gläserne Front der Suite explodierte. Die Scheiben zersprangen nicht, sie wurden zu glitzerndem Staub, der sich wehend in das Zimmer ergoss. Kaum hatte sich der Glasnebel gelegt, da erklangen auch schon knirschende Schritte auf dem mit feinen Splittern übersäten Teppich. Der Erzdämon hatte während dem Krach einen Schritt zur Seite getan und stand jetzt mit dem rechten Bein vorne in einer lockeren Verteidigungsstellung, den linken Arm in einer Linie mit der Brust, so dass die Faust höhengleich mit der Schläfe liegt, und entsprechend die rechte Faust am Hüftknochen. Seine Augen glühten für eine Sekunde blutrot auf, dann wurden sie wieder halbwegs normal. Von einem Moment auf den anderen wurde er ruhig und lächelte. „Raziel?“, fragte er in den Glasnebel hinein. Die wogenden Schwaden stoppten plötzlich. Es sah aus als hätte sich eine milchgläserne Wand gebildet. Und ebenso plötzlich fielen sie zu Boden und bildeten eine dicke Schicht. Inmitten der blinkenden Ebene stand ein Mann, dessen Erscheinung das genaue Gegenteil zu Astaroth war. Er hatte schwarze Haare und graue Augen. Seine Kleidung war ebenso schlicht wie elegant. Schwere Lederstiefel, eine blaue Jeans und ein weißes Stoffhemd, das war schon alles, sah man von den beiden Sai in seiner rechten Hand und den gewaltigen weißen Flügeln auf seinem Rücken ab. „Du hast mir grade ne schöne Show vermasselt.“, sagte Raziel. Er hatte eine angenehme leise Art zu sprechen, die gut zu seiner klangvollen Stimme passte. „Oh, der Hölle sei Dank. Ich dachte schon, es wäre was ernstes.“, tat Astaroth mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. „Was? Was was was??? Pass bloß auf, Astaroth. Man fängt sich schnell eine auf’s Maul ein.“, provozierte Raziel und warf eines der beiden Sai in die linke Hand. Der Erzdämon hingegen deutete nur flüchtig auf Sharith. „Ich denk mal, du willst die kleine Chic hier.“, stellte Astaroth fest und warf ihr einen vernichtenden Blick zu, da sie sich an der Wand entlang an ihm vorbei stehlen wollte. „Hättest du dir sparen können, die kann eh gehen, wann se will.“, erklärte er mit einem zuckersüßen Lächeln. Raziel vermutete wohl einen Trick, denn er sah kein bisschen überzeugt aus. Sharith nahm ihm die Entscheidung zum Glück ab, denn sie ging nun völlig furchtlos an Astaroth vorbei zur gesprengten Glasfront der Suite. „Luzifer hat mich gehen lassen, daran kann auch dieser Halbstarke nix ändern. Können wir jetz’ gehen?“, fragte sie und überschüttete Astaroth mit abfälligen Blicken. „Hä?“, antwortete Raziel, der nicht offensichtlich nicht damit gerechnet hatte, dass alles so einfach gehen würde. „Gehen!“, rief Sharith, die nur noch weg wollte von Astaroth. Und fast wäre es auch reibungslos verlaufen, aber Raziel reagierte zu langsam. Ein fauchendes Geräusch ertönte und Astaroths Schwert blockierte ihm den Weg. Es war mit der Spitze genau auf Raziels Herz gerichtet. Astaroth meinte kichernd: „Nicht so schnell. Shadingsda darf gehen, aber du, Raziel, bist viel zu selten erreichbar. Und ich will unbedingt den First-Blood Bonus bekommen!“ Raziel tat einen Schritt zurück, wobei er genau darauf achtete, dass sich ein Sai immer zwischen ihm und dem Schwert befand. „Hey, so haben wir nicht gewettet?“, warf Sharith ein und war drauf und dran sich zwischen die beiden zu werfen. „Du verschwindest, Sharith. Unten wartet...“, begann Raziel, musste jedoch schon im nächsten Augenblick einem tückischen Stich, gezielt auf die Schulter, ausweichen. Obwohl Astaroth schon voll in Fahrt war, stieß Raziel sie sogar noch aus dem Gefahrenbereich und nahm dafür einen blutenden Schnitt am Oberarm in Kauf. Sie sah noch einmal zurück, aber sie war klug genug um zu wissen, dass sie zu schwach war um Raziel helfen zu können, und dass es besser wäre, nicht zu nahe am Kampfgeschehen zu sein. Also sprang sie furchtlos durch das zerborstene Glas. Auf halben Wege nach unten brachen helle weiße Flügel aus ihrem Rücken und sie landete geräuschlos, gerade als über ihr die Penthousesuite in einem gleißenden Feuerball explodierte. Astaroth griff nicht ein. Er wusste, Luzifer hatte gesagt, lass sie gehen, also musste es so getan werden. Keine Frage, keine Diskussion. Aber Raziel würde er nicht gehen lassen. Sharith schwang sich gerade überraschend graziös in die Tiefe, so dass man gar nicht sehen konnte, wie sehr sie ihr kleiner Abstecher in die Hölle mitgenommen hatte. Dann ruhten Astaroths Augen wieder auf Raziel. Und langsam, unendlich langsam fühlte er, wie das Gefühl aufkam, das seine Existenz ausmachte: Die Lust, Dinge zu tun, vor denen andere sich ekelnd abwenden würden. Bösartig und grausam zu handeln, damit das neue Energie hervorbringen konnte und er sich in seinem kalten Hass keine Gedanken machen musste. Raziel blutete schon leicht, nahm davon aber keine Notiz. Er ließ es sich sogar nicht nehmen, den Zweikampf zu eröffnen. Er wirbelte die beiden Sai so schnell vor seinem Körper durch die Luft, dass sie nur noch als silberner Dunst wahrzunehmen waren und ging auf Astaroth zu. Der wich einen schnellen Schritt zurück, dann stach er blitzschnell zu und tauchte sofort wieder weg. Raziel schrie auf und ließ eines der Messer fallen. Seine rechte Hand blutete stark. Astaroth entfernte sich drei Meter. Er lächelte eiskalt und spielte mit seinem Schwert herum. Die Luft erwärmte sich um das Schwert, so dass ein deutlich sichtbares Flimmern entstand. „Ich liebe die Hitze und das Feuer. Du auch, Razi?“, fragte der Erzdämon lauernd, während sein Schwert stärker und stärker zu glühen begann. „Nein, ich hab’s eher ruhig.“, antwortete Raziel, der es noch nicht überwunden hatte, dass Astaroth seinen Angriff mit einem einzigen Stich zum Scheitern gebracht hatte. „Naja, wann hat man es schon ruhiger haben, wie wenn man tot ist...?“, ließ Astaroth im Raum stehen. Er trat einen Schritt auf seinen Gegner zu und lächelte. Eine Sekunde lang sah es so aus, als wolle er angreifen, dann aber warf er nur das Schwert in die Luft und sprang wieder zurück. Eine sengende Hitze bemächtigt sich der Luft und ehe Raziel reagieren konnte versank die Welt um ihn herum in verzehrenden Flammen. |