Ja, so kann man das auch sehen, Lu.
Das Warten hat jetzt ein Ende. Und nett wie ich bin hab ich an der besten Stelle aufgehört zu schreiben, damit ihr noch viel Vorfreuden für das nächste Kapitel habt.
Kapitel 4
Azarun hatte in einer Sekunde alle Hoffnung verloren. Erlöser oder Zerstörer? Wer braucht schon solche Dinge. Azarun schuldete niemanden irgendetwas. Und jetzt das! Kann sich die Welt nicht jemanden suchen, der nicht das Blut anderer Leute trinkt... Wäre das zuviel verlangt? Oder musste er seine Lebenseinstellung ändern und doch an so etwas wie Schicksal glauben? War es das? Schicksal. Musste aufhören in erster Linie an sich zu denken? Lohnte es sich andere in die eigenen Entscheidungen mit einzubeziehen? Wenn das so war, wieso hatte er dann so viele Jahre überstanden? Aber hatte er das überhaupt? Nein, er hatte nur überlebt, weil er von dem Wasserquell getrunken hatte. Vorher war er nichts. Er war nur ein winziger Schatten seiner selbst gewesen. Und es wäre nur noch eine Frage von Tagen gewesen bis er gestorben wäre, ob durch einen Soldaten, ein Tier oder vielleicht sogar durch Selbstmord. Aber lag das an seinem Egoismus oder war es nur das Schicksal, das alle Vampire über kurz oder lang ereilt. Und hätte er wirklich etwas daran ändern können? Azarun fragte sich ob er eine andere Person geworden wäre, wenn er sich bemüht hätte. Oder lag es daran, dass er sich verliebt hatte? Hätte er sich vor Jahren schon verliebt, hätte sich dann etwas geändert?
Je mehr er darüber nachdachte, desto sicherer wurde er sich, dass es für ihn noch vor wenigen Jahren unmöglich gewesen wäre sich zu verlieben.
Er war also dazu auserkoren das Leben eines Kriegers zu führen. Irgendwie tat es Azarun Leid, dass er nun keine Hoffnung mehr haben konnte eines Tages vielleicht nicht mehr mit dem Schwert in der Hand schlafen zu müssen. Manchmal gab es sogar Tage da fragte er sich wie es wohl wäre einen Sohn oder eine Tochter zu haben.
Aber jetzt war das alles verloren in den Windungen des Schicksals.
Azaruns Gesicht nahm harte Züge an, denn jetzt stand sein Entschluss fest. Wenn er schon kein normales Leben führen konnte, dann wollte er wenigstens Taten vollbringen, von denen man noch in tausend Jahren sprechen würde. Was läge da näher als die Welt zu retten?
Kain hatte gesagt das Geheimnis des Aufenthaltsortes des Dai Djan wäre in diesen unterirdischen Katakomben versteckt. Azarun sah sich um aber abgesehen von mannsgroßen Mordmaschinen und schwarzen Flecken an der einzigen Wand, die noch in Sichtweite war, konnte er nichts sehen.
Schwarze Flecken an der Wand? Er ging näher heran und besah sich das genauer. Das Metall oder was es auch immer war, war makellos. Kein Kratzer und keine Unreinheit, wie es sonst selbst bei den besten Arbeiten vorkam, verunzierte es. Es kam Azarun vor wie ein ausgeschalteter Bildschirm.
Vorsichtig hob er die Hand und legte sie auf das Metall.
Ein lautes Summen ertönte und plötzlich erstrahlte tatsächlich ein leicht getrübter Monitor. Er zeigte eine Landkarte, deren tiefste Stelle schwarz und die höchste weiß gekennzeichnet war. Sieben blutrote Fadenkreuze markierten blinkend sieben Stellen auf der Welt und waren durch dünne Linien miteinander verbunden. Wo die Linien sich trafen waren die Schriftzüge „Dai Djan“ erkennbar.
Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre hätte Azarun laut gelacht. Es war so absurd. Er stand vor einem Monitor, der noch aus der Zeit der Saitan kam und den anscheinend die damaligen Bewohner dieser Raffinerie für Mordinstrumente gebaut hatten, damit er, Azarun, den Weg zum Untergang der Welt zeigen kann.
Anscheinend besagt die Prophezeiung ganz genau wo sich Azarun wann aufzuhalten hatte, denn sonst hätte man nicht diesen Monitor in die Wand gepflanzt. Aber er war nur hier weil Kain ihn hierher gebracht hatte. War also sogar das schon vom Schicksal festgelegt?
Langsam begann Azarun der Kopf zu schwirren.
Er betrachtete wieder die Karte und versuchte sie mit den heutigen in Bezug zu setzen. Diese Stelle, die das erste Kreuz markierte, kannte er. Das war mitten im Atlantik.
Die zweite markierte den Himalaja, aber irgendwie fühlte er, dass er dort oben nichts finden würde.
Das dritte Kreuz zog ihn jedoch an, denn, so merkwürdig das auch klingen mag, es bezeichnete den Palast, der noch vor kurzem Haldir gehörte. Genauer: Es bezeichnete den Thronsaal.
Das war zwar absolut unwahrscheinlich und nahezu unmöglich, doch Azarun fühlte einfach, dass er dort suchen musste.
Er fragte sich ob er vielleicht vorher noch etwas in den Krieg mit den Schwarzen Kreaturen eingreifen sollte, verwarf den Gedanken jedoch sofort. Nur schnell etwas trinken, dann gleich los.
Die Palastmauern brannten schon und es war nur noch eine frage der Zeit bis sie die anstürmende schwarze Woge nicht mehr halten konnten.
Ungefähr eine Stunde flog er schon und überall kämpften Menschen, Elben, Zwerge, einfach alle gegen ihre Nemesis.
Und überall verloren sie auf der ganzen Linie.
Das schlimmste war, dass Scharen von Dämonen mit den von ihnen freigesetzten Schattenmonstern zogen und mordeten.
Azarun hatte sich aus reiner Rachsucht eine blutjunge Dämonin geschnappt und bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt, obwohl er das nicht nötig gehabt hätte.
Jetzt war er am Ziel. Nur noch das riesige Tor trennte ihn von seiner Nemesis, auf die Azarun schon sehr gespannt war. Wer konnte das sein? Wer war es?
Langsam und bedächtig schob Azarun das Tor auf bis er hindurchgehen konnte.
Vor ihm erstreckte sich Haldirs Thron, aus purem Gold gegossen und mit edlen Steinen geschmückt. Der ganze Saal maß sicher mehrere hundert Quadratmeter.
Er ging immer schneller bis er vor dem goldenen Schmuckstück stand. Und nun...
Jetzt stand er blöd in der Gegend herum. War seine Eingebung etwa doch falsch?
„Ich wusste dass du kommen würdest. Ich warte schon zu lange als dass du noch eine andere Wahl hättest als dich zu stellen.“
Ungläubig und gequält schloss Azarun die Augen. Er kannte diese Stimme.