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Autor Thema: Einer neuen Zukunft entgegen (2) – Schwenninger Moos  (Gelesen 14009 mal)
Auruliyuth
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« Antworten #20 am: 07.April.2013, 17:55:38 »

Feuer Marsch!

Der Klinikleiter musste sich erst einmal setzen als er den Plan gehört hatte. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen und zeigte keinerlei Regung.
Steffi war jetzt genauso verunsichert wie die anderen. Hatten sie zu viel erwartet. War der Plan zu verwegen? War die kindliche Begeisterung von Christofer zu viel des Guten gewesen?
Geduldig und etwas nervös warteten sie, bis sich Herr Riesander wieder aufrichtete. Er hatte Tränen in den Augen... und er lachte ein befreiendes Lachen. Erleichtert nickten sich die Freunde zu.
„Der Plan klingt so gut und narrensicher, der muss einfach funktionieren. Und deshalb rufe ich sofort in den Nachbarkliniken an,“ meinte er begeistert. „Nur, um die Schneetunnels zu graben, werden wir viele Freiwillige und vermutlich die ganze Nacht brauchen.“
„Um die Schneetunnel kümmern wir uns, das lassen Sie bitte unsere Sorge sein. Je weniger Freiwillige dabei zusehen, desto besser,“ meinte Peter
„Wir sollten nur jemanden Vertrauenswürdigen dabei haben, der uns die Pläne vom Gelände zeigt, oder sagt in welche Richtung wir graben sollen.“ Herr Riesander meinte: „Ich werde euch den Hausmeister schicken. Er ist verschwiegen ... und kennt sich hier aus wie kein anderer...“

Mitten im Satz stockte er erschrocken und deutete auf Steffis Ring, während er zu Ende sprach. „... der Ring... der glüht ja richtig! Ist das nicht zu heiß?!“ Steffi sah erschrocken auf ihre Hand.
Tatsächlich glühte der Ring oder sah vielmehr so aus als ob. Jetzt erst bemerkte sie ein sanftes Kribbeln an ihrem Finger, das von dem Ring ausging. Sie fasste den Ring an und drehte ihn vorsichtig. Er fühlte sich für sie warm an.

Als Steffi unwillkürlich in die Wärme eintauchte, spürte sie Jens als würde er direkt bei ihr sein und sie berühren. Sie streckte sich ihm durch die Wärme entgegen und berührte ihn ebenfalls. Sie sahen sich an und Steffi lächelte. Jens freute sich dieses Mal ebenfalls sie zu sehen, auch wenn er noch nicht ganz begriff, wie das sein konnte.
„Wir haben gerade eben Herrn Riesander Deinen Plan unterbreitet. Und mitten im Gespräch sagt er mir, dass mein Ring glüht. Er fühlt sich für mich aber nur warm an, obwohl er glühend heiß sein müsste. Also bin ich dieser Wärme gefolgt und finde Dich, Du kennst ja meine Neugier.“
Steffi fühlte sich fast so als wäre sie körperlich bei Jens. Dieses ständige hin und her, und dieses Gefühl etwas zu tun, was es eigentlich nicht geben dürfte, war zu viel für Steffi. Sie umarmte Jens und ließ ihren Tränen erst einmal freien Lauf. Ihr Verlobter legte seine Arme um sie und drückte sie fest an sich, so als wollte er sie nie wieder los lassen.
Er ließ ihr die Zeit zu Trauern und sich wieder zu beruhigen, und er streichelte sie immer wieder beruhigend.

Jens bekam langsam eine Ahnung was für eine besondere Wirkung die Ringe auf sie beide hatte.
In diesem 'dazwischen' wo ihn Steffi gefunden hatte, lief die Zeit wesentlich langsamer. Wenn er einen Blick auf seine Freunde und sein Umfeld warf, dann schien alles still zu stehen.
Er wusste nicht, ob er selber das so gut finden sollte. 'Aber für Steffi würde sich später so manches einfacher erklären lassen,' dachte er bei sich.
Es kamen nach und nach alte Erinnerungen in ihm hoch, die er längst vergessen hatte.

Steffi genoss die innige Nähe, und die Liebe zu Jens machte sie stark. Am liebsten würde sie nie wieder von hier weg wollen. Jedoch siegte wieder einmal ihre Vernunft als sie fühlte, dass sie eigentlich längst hätte zurück sein müssen.
Schließlich stand sie im Büro von Herrn Riesander und war ihm mehr oder minder mitten im Satz davon geeilt ohne, dass er es gleich bemerkt hatte. Jens beruhigte Steffi und erklärte ihr die Zeitverhältnisse zwischen hier und draußen, doch sie hörte ihm schon nicht mehr wirklich zu.

Sie hörte Herrn Riesander gerade noch einmal sagen: „...der Ring... der glüht ja richtig! Ist das nicht zu heiß?!“

Irritiert schaute Steffi auf den Ring, der bereits wieder verblasste. Wenn das nicht verwirrend war, dann wusste sie auch nicht. „Nein, der Ring fühlte sich nur ein wenig warm an. Es geht schon wieder, danke,“ beschwichtigte Steffi. „Wollen wir los legen?“ lenkte sie sogleich vom Thema ab.
„Legen wir los,“ bestätigte Herr Riesander und nahm das Telefon um seinen Hausmeister zu verständigen.
Anschließend telefonierte er der Reihe nach die anderen Kliniken in der Nachbarschaft ab und fragte, wie und ob sie zurecht kämen. Gerne wollten sich die Kliniken gegenseitig unterstützen, wenn sich ein Weg des Austausches finden würde.

Unterdessen gingen die Freunde gemeinsam zur Hintertür der Küche, wo der Hausmeister, ein Mann Ende Fünfzig mit einem eher unauffälligen, durchschnittlichen Aussehen, wenig später zu ihnen stieß und die Pläne dabei hatte.
Man war sich schnell einig, dass mit einem großen Hohlraum als Ersatzlagerraum hinter der Küche begonnen werden sollte, und wohin dann weiter gegraben werden musste.
Der Hausmeister, „Udo Schmidt,“ stellte er sich vor, zeigte in welche Richtung als erstes gegraben werden musste.
Dann wollte er sich eine Aufstellung vom Koch geben lassen, was an Vorräten noch vorhanden war und was am dringendsten gebraucht wurde.
In der Zwischenzeit durfte sich Christofer als der Kleinste und Unauffälligste erst einmal am und im Schnee austoben.
Schnell stellten sie jedoch erschrocken fest, dass sie nicht bedacht hatten, dass der geschmolzene Schnee auch jede Menge Wasser bedeutete. Rasch und möglichst unauffällig besorgten sich Anka und Steffi ein paar große Schüsseln und Eimer aus der Küche um die Wassermassen direkt hinter der Türe aufzufangen.
Peter dirigierte Christofer in eine Richtung, wo er einen freien, leicht abschüssigen Platz vermutete, um eine Ablaufröhre für das Wasser auszubauen. Um dieses Wasser wollten sie sich später kümmern.
Christofer schien Energie ohne Ende zu haben, denn er blies Feuer in den Tunnel mit einer Leichtigkeit als ob er ein Papierschiffchen auf dem Wasser antreiben würde.
Deshalb musste er in regelmäßigen Abständen stoppen und Anka sorgte dafür, dass er diese Pausen auch ein hielt. Innerhalb relativ kurzer Zeit war auf diese Art ein großer Teil des Weges zur Nachbarklinik bereits freigelegt.
Ursprünglich wollten sie gemeinsam als Drachen nacheinander die Stollen freilegen, doch Christofer als der kleinste stellte sich so geschickt an und machte das spielend leicht, dass sie es nicht riskieren wollten, mit ihren riesigen Drachenkörpern die Tunnel wieder zum Einsturz zu bringen.
Als Herr Schmidt zurück kam und nach dem Voranschreiten sehen wollte, staunte er nicht schlecht. „Junge, Junge, ihr macht Sachen... wenn ich so fleißige Helfer wie euch ständig hätte, wäre ich selber bald arbeitslos. Ihr seid ja richtig flott unterwegs. Wie macht ihr das nur?“
Christofer hatte gerade eine seiner Pausen gehabt und knabberte noch genüsslich an seiner Schokolade. Daher hatte Herr Schmidt ihn glücklicherweise nicht in Aktion und auch nicht als Drache gesehen.
Umso schwerer taten sich deshalb auch die Erwachsenen zu erklären, wie sie ohne Handwerkszeug so rasch vorankommen konnten. „Wir haben dafür unsere ganz speziellen Techniken,“ wich Peter einer näheren Antwort aus und grinste verlegen.
Der Hausmeister war neugierig genug, dass er die spiegelglatten Wände entlang strich und die Stelle genauer betrachtete. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Und ihr wollt oder dürft mir diese Techniken natürlich nicht verraten, stimmt's?“ „Stimmt genau, Herr Schmidt,“ konterte Steffi. „Denn wenn wir Ihnen unser Geheimnis verraten würden, würden Sie uns vermutlich für verrückt erklären, oder aber an Ihrem eigenen Verstand zweifeln. Und das wollen wir auf keinen Fall.“
Alle versuchten zu Lächeln um den Worten mehr Nachdruck zu verleihen. Der Hausmeister nickte. „Ich werde keinem etwas sagen. Aber ich glaube, ich habe da etwas, das euch bei eurer Arbeit, bzw. euren Erklärungen sehr helfen könnte. Ich werde es sofort herbringen.“
Mit diesen Worten eilte er davon und kam ein paar Minuten später bereits wieder zurück, in je einer Hand hielt er einen Gasbehälter mit einem dicken Schlauch und einem Rohrgestänge daran.
„Meine zwei Flammenwerfer hier könnt ihr vielleicht auch noch dafür gebrauchen, oder zumindest als Alibi. Die Idee, die ihr hattet finde ich gut. Auch wenn wir niemals genug Gas für die Flammen gehabt hätten. Ich will auch gar nicht wissen, wie ihr das macht – ist vermutlich auch besser so. Aber bevor ihr bei der Nachbarklinik angekommen seid, nehmt die Tanks oder ruft mich besser.“
„Danke Herr Schmidt. Sie sind in Gold nicht aufzuwiegen,“ rutschte Steffi ganz spontan heraus. Der Hausmeister lächelte verlegen. „Danke. Komplimente gibt’s in meinem Beruf leider nicht sehr oft.“
'Herr Riesander hatte Recht, sein Hausmeister kann wirklich verschwiegen sein. Und er denkt mit, wenn es an die Ausführung geht,' dachte Steffi als er sich gleich darauf wieder einer anderen Aufgabe zu wandte und die vier ihre Arbeit tun ließ.

Etwa eine halbe Stunde später hörten sie auf der anderen Seite des Tunnels seltsame Kratzgeräusche. Sofort stellten sie alles ein und horchten noch einmal. Auf der anderen Seite wurde eindeutig mit Schaufeln gegraben.
Also beschlossen Peter, Anka und Steffi ebenfalls mit den Schaufeln weiter zu machen. Christofer hatte nichts gegen eine Pause und wurde wieder zum Jungen. Anschließend lief er auf Geheiß los und holte den Hausmeister.
Kurz darauf kam Herr Schmidt und half die letzten paar Meter tatkräftig mit. Er war es dann auch, der alles weitere mit der anderen Klinik in die Wege leitete. Anka hatte davor grinsend gemeint: „Herr Schmidt, das weitere dürfen Sie mit den Nachbarn klären. Wir selber wollen gar nicht so viel Aufmerksamkeit. Für uns ist es genug, wenn wir helfen konnten.“
Und Peter ergänzte: „Wenn es für Sie o.K. ist, Herr Schmidt, fangen wir schon mal mit dem nächsten Gang zur anderen Klinikseite an.“ Der Hausmeister war damit einverstanden.

Auf die gleiche Art fertigten die Freunde einen Tunnel von der Küche weg zur anderen benachbarten Klinik. Zu vorgerückter Stunde kamen ein paar Gäste und Patienten der Klinik mit Werkzeug hinzu und erklärten: „Der Hausmeister meinte, ihr hättet euch eine Pause redlich verdient. Wir sind die Ablösung!“
Peter, Anka und Steffi sahen sich zunächst erstaunt an. 'Ist vielleicht besser so, damit hinterher keine Fragen aufkommen. - Wir waren vermutlich eh zu schnell beim ersten Tunnel.'
Und Anka meinte laut: „Prima, dann können wir Christofer jetzt zu Bett bringen.“ „Och menno, muss das sein? Es sind doch noch Ferien!“ widersprach Christofer. „Ja, das muss sein. Die meisten Kinder Deines Alters schlafen schon längst,“ erklärte Peter resolut und Christofer hörte, dass es da kein 'wenn und aber' geben würde.
Steffi schloss sich Peter und Anka an, nachdem sie noch die Pläne weitergereicht hatten.

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« Antworten #21 am: 07.April.2013, 17:57:09 »

Nur noch ein paar Tage

Am späten Morgen des nächsten Tages war die Klinik bereits mit beiden Nachbarkliniken verbunden.

Dieser Tunnelbau sprach sich rasch im Ort herum, so dass noch am selben Tag immer mehr Tunnelverbindungen entstanden. Und alle halfen tatkräftig mit.

Sowie es die Wetterverhältnisse zuließen und das Schneegestöber zwischendurch weniger wurde, wurden die Gestrandeten an den Straßen entlang aufgelesen und in eine dieser Kliniken gebracht.
Dadurch, dass sich Kevin noch an Ort und Stelle um das ärztliche Wohl der meisten gekümmert hatte, und keiner ernsthaft unterkühlt war, gab es erstaunlich wenig Krankenfälle, die in ein Krankenhaus oder eine Unfallklinik gebracht werden mussten.
Um die Autos würde man sich später kümmern, versprach man den Unfallbeteiligten.

Jens, Kevin und Mark waren mit einer der ersten Gruppen aufgelesen worden. Mit einem Mannschaftshubschrauber der Bundeswehr wurden sie in die Kliniken gebracht, und weil die Klinik von Herrn Riesander durch die Wassermassen aus den Tunnels bereits eine befestigte Landefläche aufweisen konnte, war diese die erste Anlaufstelle mit Landeplatz. Von dort konnten die Patienten, soweit die Verbindungen bereits bestanden, wieder ihren eigenen Kliniken zugewiesen werden.
Steffi lief den Jungs freudestrahlend entgegen als sie von Jens hörte, dass sie gleich mit dem Hubschrauber landen würden. Den kleinen Umweg, um Herrn Riesander Bescheid zu sagen, nahm sie gerne in Kauf.
Kaum war Jens aus der Maschine, war Steffi ihm sofort um den Hals gefallen und wollte ihn gar nicht mehr los lassen, so sehr hatte sie ihren Verlobten vermisst.
In den letzten Tagen und Stunden waren sie sich so nahe wie nie gekommen. Natürlich begrüßte Steffi auch Mark und Kevin mit je einer freundschaftlichen Umarmung. Anschließend kam Jens sogleich seiner Pflicht nach und lieferte seinem Chef einen ausführlichen Bericht.

Als zusätzlichen sportlichen Ausgleich im Freien fertigten Jens und Peter noch in einem unbeobachteten Moment eine Eislaufbahn zwischen der Klinik und dem Wald, in vorheriger Absprache mit der Klinikleitung.
Mit ihrem Feueratem schmolzen sie gerade soviel Schnee, um eine besonders dicke Eisschicht zu bekommen. Und aus großen Schneeblöcken formten Kevin und Mark zusätzlich ein paar Sitzgelegenheiten rund um das Eis.
Jetzt konnte man hier nicht nur gemütlich Schlittschuh laufen, sondern auch einfaches Eisstockschießen, sich im Curling versuchen oder einfach nur hin sitzen und zusehen.

Steffi und Anka beschäftigten unterdessen Christofer. Es war ihnen wohl bewusst, dass sie einen sehr guten Eindruck liefern mussten, damit Christofer bei Anka und Peter bleiben durfte.
Herr Riesander versprach ebenfalls ein Gutes Wort für Christofer beim Kinderheim und bei Hauptkommissar Zimmerer einzulegen.
Christofer fiel ihm dafür sogar dankbar um den Hals.

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« Antworten #22 am: 07.April.2013, 18:42:11 »

"Sie wissen ja gar nicht wie anders ich bin!"

Am vorletzten Tag ihrer gemeinsamen Reha kündigte sich Hauptkommissar Zimmerer zusammen mit dem Leiter des Kinderheimes an.
Nach dem Mittagessen trafen sie sich deshalb bei Anka und Peter im Aufenthaltsraum des fünften Stocks.
Die Wetterlage hatte sich nach den letzten turbulenten Tagen wieder ziemlich entspannt. Alles war nun in die weiße kalte Winterpracht gehüllt. Der Schnee türmte sich Meter hoch an den Straßen. Viele geparkte Autos waren noch unter Schneewehen vergraben. Aber der Verkehr lief für diese winterlichen Verhältnisse wieder einigermaßen flüssig.

Christofer war den ganzen Morgen über sehr schweigsam und nachdenklich gewesen. Er wusste, er wollte definitiv nicht mehr zurück ins Heim! Was würde er tun, wenn er nicht für immer bei Anka und Peter bleiben durfte?
Abhauen! Soweit fliegen wie ihn seine Flügel tragen würden!
Der Junge hatte sich eng an Anka gedrückt und hielt sie fest umklammert. Gerade so als hätte er Angst sie zu verlieren.
„Ich will sie gar nicht lange auf die Folter spannen,“ begann Hauptkommissar Zimmerer das Gespräch. „Ich habe gleich den Heimleiter, Herrn Mayer, mitgebracht. Er wird ihnen sagen wie es für Christofer weiter gehen wird“ Christofer zog sich noch weiter zurück und versuchte sich möglichst unsichtbar zu machen. Er mochte den Heimleiter überhaupt nicht.
„Guten Tag, Frau Müller, Herr Narender und danke, dass sie sich solange um unseren Christofer gekümmert haben. Na, da haben wir unseren Ausreißer ja, hallo Christofer.“ Herr Mayer versuchte zu Christofer durchzudringen, aber so recht gelingen wollte ihm das nicht.
Wenn er ehrlich war, hatte er den Jungen nie richtig verstanden. Eigentlich müsste er doch froh sein, dass man sich so gut um ihn kümmerte. Stattdessen haute er bei jeder noch so kleinen Konfrontation einfach ab, wie er fand.
Herr Mayer kramte unterdessen in seiner Tasche.

Christofer wurde ganz unruhig und hüpfte von einem Bein auf das andere. Er vermied es, etwas zu sagen oder unangenehm aufzufallen.
'Jetzt kramt er wieder so lange in seiner Tasche, bis er sicher ist, dass mich doch niemand will...' stöhnte der Junge innerlich. 'So fängt das Heim immer an, wenn sie die Adoption hinauszögern wollen...' 
'Warum denkst Du das, Christofer?' Christofer hatte ganz vergessen, dass es hier ja anders laufen konnte. Anka und Peter konnten ihn doch zum Glück verstehen.
Anka wartete auf eine Antwort. 'Weil ich ihnen davon gelaufen bin! Und weil sie euch nicht selber ausgesucht haben! Also trauen sie euch nicht zu, dass ihr mich lieb haben könntet.'

Endlich schien Herr Mayer gefunden zu haben, was er scheinbar gesucht hatte.
Er schaute Anka mit einem durchdringenden und berechnenden Blick an. Peter beachtete er derweil überhaupt nicht. Der Heimleiter sah aus als wollte er sich geradewegs auf Anka stürzen. Peter wurde ganz unbehaglich zumute.

Von den Gästen unbemerkt, bat er Jens telepathisch um Hilfe: 'Jens, ich glaube, eure Unterstützung könnte ganz hilfreich sein. Hier läuft gleich irgendwas aus dem Ruder. Christofer sieht ganz verängstigt aus, seit dieser Heimleiter bei uns ist!'
Herr Mayer überflog die Seiten, die so etwas wie ein Gesprächsprotokoll zeigten. Mit einem hämischen Grinsen zu Christofer begann er mit seinen Ausführungen: „ Frau Ann-Kathrine Müller? Sehe ich das richtig, dass Sie sich im Internet 'Anka' nennen?“ „Ja. - Und nicht nur im Internet. Auch hier kennt mich fast jeder nur unter dieser Abkürzung. Warum fragen Sie?“
Anka ahnte schreckliches und blickte fast entsetzt zuerst Christofer und dann Peter an. 'Hilfe! Wenn ich das richtig deute, will der mir gerade einen Strick drehen! Das könnte bedeuten, dass Christofer nicht bleiben darf!' Herr Mayer gab darauf keine Antwort. Stattdessen machte er sich eifrig Notizen.
Christofer war zum Weinen zu mute. Auch er wusste, was Herr Mayer da in seiner Hand hielt. 'Unser  Chatlog! Wie kommt der dazu?! So ein gemeiner Kerl! … Anka, es tut mir leid. Aber die Logs waren das einzig handfeste, das ich von Dir hatte...' Christofer vergrub sein Gesicht im Rücken von Anka und schluchzte lautlos. Herr Mayer hatte sich jetzt gerade erst warm geredet.
Doch bevor er weiter sprechen konnte, klopfte es an die Türe und gleich darauf kamen Jens und Steffi mit Kevin und Mark ohne abwartende Aufforderung herein.

„Haben wir etwas verpasst? Dürfen wir den Eltern schon gratulieren?“ fragte Steffi fröhlich in die Runde, obwohl sie wusste, dass es gerade gar nicht gut stand. Aber mit ihrer fröhlichen Art hatte sie Herrn Mayer völlig aus dem Konzept gebracht. Sie wollte, dass er wusste, dass sie alle zueinander halten würden.
Steffi setzte sich in die Nähe des Kommissars, der interessiert, aber auch etwas verwirrt, der Unterhaltung gefolgt war.
Die anderen verteilten sich im Raum, so dass Herr Mayer nun seinerseits etwas unruhig hin und her rutschte.

So hatte er sich das ganz und gar nicht vorgestellt. „Eigentlich wollte ich hier nur die Eltern noch befragen, um mir ein abschließendes Urteil zu bilden.“ „Machen Sie ruhig, Herr Mayer,“ begann Jens seine Erklärung. „Betrachten Sie uns einfach zur Familie dazu gehörend.“ Und Steffi ergänzte: „Quasi wie Onkel und Tante...“ „... wir sind seine Paten, wenn Sie so wollen,“ vollendete Mark die Erklärung.

Herr Zimmerer schmunzelte über soviel Zusammenhalt. Auch er konnte sich keinen Reim darauf machen, auf was Herr Mayer hinaus wollte.
'Wenn es nach mir gehen würde, würde ich sagen, dass der Junge bei diesen Eltern und Freunden goldrichtig und gut aufgehoben ist.' 'Danke, das ehrt uns, Herr Hauptkommissar Zimmerer.' Der Kommissar drehte sich überrascht um. Hatte er jetzt laut gedacht oder wurde er langsam verrückt?
„Entschuldigung, ich wollte Sie nicht erschrecken. Aber Sie haben mir aus der Seele gesprochen, beziehungsweise gedacht. Da konnte ich nicht anders,“ flüsterte Steffi ihm zu.
Der Kommissar hatte noch so viele Fragen, doch Steffi ließ ihn gar nicht erst dazu kommen. „Nicht jetzt, später. Beobachten Sie Christofer und halten Sie sich bereit.“ „Bereit halten, wofür? Und wieso Christofer?“
Aber Steffi hatte sich Anka und Herrn Mayer zugewandt, der gerade seine alte Form zurück gewann. „Frau Müller, Sie geben also zu, dass sie sich schon vor der Reha mit Christofer unterhalten haben?“ „Ja, aber damals wusste ich noch nicht seinen richtigen Namen. Und mir war nicht bekannt, dass er in einem Heim untergebracht ist...“ „Das tut nichts zur Sache!“ fuhr er Anka gleich dazwischen.
In Christofer bäumte sich alles auf. 'Und ich bin schuld, dass Anka jetzt Probleme hat!' 'Nein, Christofer, das bist du nicht,' versuchte ihn Peter zu beschwichtigen.
Jeder im Raum, der ein wenig feinfühlig war, spürte, dass Christofer gleich etwas unüberlegtes tun würde.
Peter kam nicht mehr zu ihm durch. Anka war zu sehr mit den seltsamen Fragen von Herrn Mayer beschäftigt, und Steffi wollte offensichtlich, dass die Situation eskalierte, denn sie tat nichts um ihn zu beruhigen.
Sie war die einzige, die noch direkten Einfluss auf Christofer hatte. Wenn sie diesen aber jetzt nützen würde, wäre wieder nicht bewiesen, dass die Heimleitung Christofer gegenüber völlig machtlos und überfordert war.
„Dann geben Sie auch zu, Frau Müller, die Fantastereien des Kindes unterstützt zu haben?“ „Ich weiß nicht, was Sie damit meinen. Ich habe Christofer im Chat und im Forum als das akzeptiert, was er gerne sein wollte. Träume sind mitunter das Kostbarste, das wir besitzen!“
Anka gab keinesfalls klein bei. Sie würde kämpfen, bis zum letzten Tropfen Blut, wenn es sein musste.

Steffi sprach leise vor sich hin:

„Für jene, die an sie glauben, ist keine Erklärung nötig.
Für jene, die nicht an sie glauben, ist keine Erklärung möglich.“

Kommissar Zimmerer hörte zwar ihre Worte, aber sie zu verstehen und zu deuten brauchte er wesentlich länger.

Christofer's Atem ging immer schneller. Die Freunde waren in Alarmbereitschaft. Es war vereinbart, dass Mark als Eagle Christofer folgen musste. Die anderen sollten den Heimleiter, und wenn es sein musste, auch den Kommissar ablenken.
Das oberste Ziel war jedoch, die Unterlagen für Christofer auf legalem Weg zu bekommen und klar zu machen, dass Christofer im Heim nichts mehr zu schaffen hatte.
Das was dieser Heimleiter mit Anka gerade machte, kam einer Hexenverfolgung ziemlich nahe. Nur, dass er das Wort 'Drache' bis jetzt noch nicht erwähnt hatte.
„Herr Mayer, wenn Sie erlauben, habe ich nun auch ein paar Fragen an Sie. Was meinen Sie, warum Christofer nie erwähnt hat, dass er in einem Heim wohnt und keine Eltern mehr hat? Wie kommt ein elfjähriger Junge dazu einfach wegzulaufen?...“
Anka durfte nicht weiter reden. Unwirsch wurde sie vom Heimleiter unterbrochen. „Christofer muss anders behandelt werden als die anderen Kinder, weil er anders als diese ist....“

Jäh wurde auch Herr Mayer unterbrochen. Von Christofer. Mit einem zornigen Aufschrei riss er sich los. „Mir reicht's jetzt! Ich will das nicht mehr hören! Sie wissen ja gar nicht wie anders ich bin!  Aber ich werde das jetzt beweisen!“
Und mit dem letzten Satz sprang er auf das Fensterbrett. Mit einer schnellen Bewegung öffnete er das Fenster und ließ sich ohne zu zögern aus dem fünften Stock in die Tiefe fallen.

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« Antworten #23 am: 07.April.2013, 18:48:10 »

Endlich eine Familie

Und mit dem letzten Satz sprang er auf das Fensterbrett. Mit einer schnellen Bewegung öffnete er das Fenster und ließ sich ohne zu zögern aus dem fünften Stock in die Tiefe fallen.
Sofort waren Jens, Peter, Kevin und Mark am Fenster, wobei sich Mark unbeobachtet von Herrn Mayer und dem Kommissar in Eagle verwandelte und Christofer folgte, der sich sogleich in Ourin verwandelt hatte, einen Bogen geflogen war und nach oben weg flog.

Zu Tode erschrocken stürzte Herr Mayer ebenfalls zum Fenster, konnte aber aus zweiter Reihe so gut wie nichts erkennen. Jens drehte sich mit versteinerter Miene um und sprach Herrn Mayer und Hauptkommissar Zimmerer direkt an. „Ich würde an Ihrer Stelle nicht dort runter sehen. Das ist kein sehr schöner Anblick für Sie.“
Der Kommissar war zu überrascht um sofort zu realisieren, dass es so aussah als hätte sich soeben ein elfjähriger Junge direkt vor seinen Augen zu Tode gestürzt.
Steffi kümmerte sich um Herrn Zimmerer und konnte den Kommissar dazu bewegen, sich den Tatort direkt im Erdgeschoss unterhalb des Zimmers anzusehen. „Kommen Sie bitte mit und vertrauen Sie mir, Herr Hauptkommissar Zimmerer. Ich werde Sie bestimmt nicht an Ihren Pflichten hindern. Aber das, was ich Ihnen zeigen möchte, ist ungeheuer wichtig für Sie und die aktuelle Situation!“

Jens schloss hinter den beiden die Türe, so dass Herr Mayer mit Anka, Peter, Jens und Kevin noch im Zimmer verblieb. Und erst jetzt ließen sie den Heimleiter ans Fenster, damit er sich davon überzeugen konnte, dass er schon wieder verloren hatte.
„Dieser Satansbraten! Wenn ich den in die Finger bekomme!...“
Peter unterbrach den Heimleiter unsanft und forderte nun die Dokumente von Christofer. 
„SIE werden Christofer gar nichts mehr tun. Denn SIE werden offensichtlich nicht mehr mit ihm fertig, während wir immer noch wissen, wo er sich gerade aufhält. Einer unserer Freunde lässt Christofer nicht aus den Augen. Anka und ich fordern die sofortige Adoption. Christofer hat uns als Eltern bereits akzeptiert.“
Kleinlaut und eingeschüchtert von Ereignissen, die sich seinem Zugriff entzogen, suchte Herr Mayer die Adoptionspapiere sowie eine Geburtsurkunde aus seiner Tasche. „Wenn Sie mal ganz ehrlich zu sich selber sind, dann sind Sie doch froh, wenn Sie den Jungen endlich los sind. Oder was meinen Sie?“ Jens stand am Fenster und hatte die Arme verschränkt. Unter dem Fenster hörte er einen fassungslosen Kommissar, der eine Leiche vermisste, die es nie gegeben hatte.

Herr Mayer füllte die Papiere aus, die frisch gebackenen Eltern unterschrieben freudig, und jeder bekam den passenden Durchschlag.
Der Heimleiter wollte schon aufstehen und gehen als er von Anka aufgehalten wurde. „Stopp! Da fehlt noch etwas wesentliches, Herr Mayer. Darf ich bitten?“ Fordernd hielt sie ihre Hand hin.
Leise vor sich hin schimpfend kramte Herr Mayer noch einmal in seiner Tasche und gab dann Anka das Chatlog, die es sofort auf Vollständigkeit überprüfte.
Peter stand ernst neben ihr. „Wenn wir herausfinden sollten, dass das Log noch auf dem Rechner gespeichert ist, werden wir alle zusammen wieder kommen!“ 
Herr Mayer versprach hoch und heilig, dass er die noch vorhandenen Logs von Christofer höchst persönlich löschen würde.

Kommissar Zimmerer war mehr als überrascht, als er mit Steffi unter dem Fenster angekommen war und der vermeintliche Tatort keinerlei Spuren aufwies. „Was ist hier los! Wie kann so was gehen? Wo ist der Junge?! Ich habe ihn doch selber zum Fenster hinaus hüpfen sehen.“ Steffi versuchte den Beamten zu beruhigen. „Das ist richtig, Herr Hauptkommissar Zimmerer. Wenn Sie bitte einen Blick zum Himmel werfen würden? Sehen Sie dort oben die beiden kreisenden … Vögel?“ Ungläubig sah Herr Zimmerer von Steffi zu den Vögeln und wieder zurück. „Das … das ist jetzt aber nicht Ihr Ernst? - Was haben diese Vögel mit dem Jungen zu tun?“
Steffi kam nun doch in leichte Erklärungsnot. „Sehen Sie, unser Freund ist der Adler dort oben. Sehen Sie den?“ „Einen Adler... als Freund? Ja, den kann ich sehen. Aber was das darunter für ein Vogel sein soll, kann ich nicht sagen. Diese Flügelform habe ich noch nie gesehen.“ 
Steffi lächelte und blickte nach oben. „Das mit der seltenen Flügelform ist Ourin, ein Drache so groß wie eine Taube.“ „Drache? Aber die gibt’s doch …. gar nicht... Moment. Wie hieß der Spruch, den Sie oben im Zimmer sagten? … Für diejenigen, die an Drachen glauben... ging der so?“ „Genau. Für jene, die an Drachen glauben, ist keine Erklärung nötig...“
Hautkommissar Zimmerer starrte noch immer in den Himmel, obwohl die beiden inzwischen hinter dem Dach der Klinik verschwunden waren. „Schön und gut. Aber wo ist denn nun dieser Christofer hin. Ein elfjähriger mutiger Junge, der aus einem Fenster im fünften Stock springt, kann doch nicht einfach verschwunden sein.“
Steffi nickte lächelnd. „Da gebe ich Ihnen Recht. Verschwunden ist er nicht. Manchmal sind die Dinge eben anders als sie scheinen. Sie haben ihn eben noch gesehen... den Drachen am Himmel.“
Der Beamte schluckte hart. „Ich sollte wohl gerade mal mein Weltbild etwas zurecht rücken, wenn ich das so sehe... Ich weiß nur noch nicht, was ich in meinem Bericht schreiben soll... das glaubt mir doch kein Mensch.“
Steffi lächelte. Mit dieser Einstellung könnten sie einen wertvollen Verbündeten gewonnen haben. „Natürlich wäre es schön, wenn Sie mit diesen Informationen sorgsam umgehen könnten. - Wenn Sie noch ein wenig Zeit haben, und ihr neues Weltbild noch ein wenig mehr vertragen kann, dann kommen Sie bitte mit mir mit.“

Zusammen liefen sie durch die Klinik bis vor den großen Saal. Dort warteten schon Jens und Kevin auf sie. Schweigend gingen sie in den Saal und direkt zur Terrasse. Dort sahen sie einen kleinen Drachen, so groß wie eine Taube, der sich im Schnee vergnügte. Über ihm zog ein Adler wachsam seine Bahn.
Steffi hatte sich an Jens geschmiegt, und er hatte seine Arme um sie gelegt, was sie sehr genoss. Herr Zimmerer betrachtete sich den komischen Vogel genauer. Beim näheren hinsehen hatte er so gar keine Ähnlichkeit mit heimischen Vögeln.
'Bin kein komischer Vogel!' hörte er plötzlich eine energische Kinderstimme in seinem Kopf. „Nein, ein Vogel ist er wirklich nicht,“ pflichtete Steffi bei.
„Ich hab mir das gerade nicht eingebildet? Ihr habt die Stimme auch gehört?!“ Hauptkommissar Zimmerer war verwirrt und sortierte gerade seine Gedanken. Das was er heute erlebt hatte, überstieg fast seinen Verstand und würde ihm wirklich kein Mensch glauben. 'Ich glaub's ja selber kaum.'
„Das was sie heute gesehen und erlebt haben, sollte vielleicht besser unter uns bleiben,“ erklärte Jens. „Aber wir halten Sie für vertrauenswürdig und würden den Kontakt gerne auch vertiefen, wenn es für Sie in Ordnung ist. - Und ja, wir können uns untereinander telepathisch verständigen“

Anka und Peter kamen Arm in Arm durch den Saal zu der Gruppe am Fenster zur Terrasse. Beide strahlten über das ganze Gesicht, und Anka hielt stolz ein Schriftstück in die Höhe. „Wir haben gewonnen! Christofer gehört ab heute zu uns!“ „Und er muss sich nie wieder vor den Leuten im Kinderheim fürchten,“ ergänzte Peter.
„Nachdem wir dem Herrn versichert haben, dass es Christofer gut geht und er nur seinetwegen aus dem Fenster geflogen ist, wollte er alles so schnell wie möglich hinter sich bekommen.“

Ourin sah durch die Scheibe eine lachende Anka mit einem Zettel winken. Begeistert winkte er mit einem Flügel zurück und wirbelte dabei noch mehr Schnee auf. In seiner Begeisterung begann er nun, den Schnee mit seinem Feueratem zu schmelzen.
Instinktiv und ohne Nachzudenken hatte der Kommissar bei dem ungewöhnlichen und plötzlichen Feuerschein zu seiner Waffe gegriffen und sie in Anschlag auf das feuerspeiende Flugtier gebracht.

Anka, die ihren Schützling bedroht fühlte, ließ entsetzt das Blatt fallen und rannte durch die Türe auf die Terrasse hinaus um Ourin mit ihrem Körper zu schützen. Sie bemerkte nicht einmal, dass sie dabei mehrfach ins Straucheln geriet und sich ihr Schritt änderte und größer wurde.
Steffi fühlte sich an ihr erstes Mal erinnert, als sie Anka mehrmals straucheln sah, und hielt sich an Jens fest. Dieser drückte sie ebenfalls inniger bei diesem ergreifenden Moment.
Wie Steffi jedoch entsetzt die Waffe des Kommissars zuerst auf Ourin und dann auf Anka gerichtet sah, hielt sie diesen am Arm fest, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen und ihn daran zu hindern etwas unüberlegtes zu tun.
Dieser war sich nicht sicher, von wem vor ihm die größere Bedrohung auszugehen schien, von dem Feuerspeier oder dem mehrere Meter großen kupferfarbenen Drachen, in den sich Anka innerhalb eines Wimpernschlages verwandelt hatte. Zudem kam plötzlich im Sturzflug von oben auch noch der Adler hinzu und setzte neben den beiden Drachen zur Landung an.
Peter trat entsetzt von der anderen Seite neben Kommissar Zimmerer und hielt ihn ebenfalls davon ab zu schießen, indem er seinen ausgestreckten Arm nach unten drückte. „Nicht! Bitte nicht! Das ist meine Familie!“
Der Beamte ließ seine Waffe sinken und drehte sich langsam Peter zu. Er brauchte noch einen Moment um das eben Gesehene zu verarbeiten.
Drachen, mystische Wesen aus Legenden und fantastischen Erzählungen. 'Wenn mir noch heute morgen jemand gekommen wäre, und gesagt hätte, dass er Drachen gesehen hat, dann hätte ich ihn vermutlich für verrückt erklärt und eingewiesen. Und jetzt sehe ich selber welche.'

Peter wollte sofort zu seiner geliebten Anka und zu Christofer.
Der Kriminalbeamte sah einen Moment zu und war überrascht, wie besorgt und familiär alle miteinander umgingen. 'Wenn es doch auf dieser Welt mehr fürsorgliche Menschen wie diese... aber halt, sind das überhaupt noch Menschen?' 
Jens war noch neben dem Kommissar stehen geblieben und sah seine Zweifel. „Jeder von uns ist irgendwo tief in sich auch noch Mensch, obwohl wir mitunter unsere Gestalt verändern. Wir haben Sie daran teilhaben lassen, weil Sie uns den Eindruck eines gerechten und aufrichtigen Ordnungshüters vermittelt haben, und weil es mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als sich die meisten vorstellen können. Wir schenken Ihnen unser Vertrauen, da wir überzeugt davon sind, dass Sie mit diesen neuen Fakten sorgsam umgehen werden.“
Kommissar Zimmerer nickte. Er war noch so überwältigt von den sich überschlagenden Ereignissen, dass er keinen Ton heraus brachte. 'Euer Vertrauen ehrt mich. Ich werde versuchen, euch nicht zu enttäuschen.'
Jens war zu den anderen geeilt und gratulierte Anka zu ihrem Erfolg. Anka war selber noch ganz überwältigt, zumal sie zunächst gar nicht realisierte, dass sie sich verwandelt hatte.
Am liebsten würde sie nie wieder etwas anderes sein wollen. 'Was wenn ich mich das nächste Mal wieder nicht verwandeln kann?' Peter sprach ihr Mut zu: „Du wirst es können, Liebste. Und wenn Du es allein für Christofer tust. Solltest Du Dich morgen noch nicht stark genug dazu fühlen, habe ich auch noch einen breiten Rücken.“

Zwischen den Freunden war nun auch Mark wieder aufgetaucht, dafür war der Adler spurlos verschwunden, stellte Kommissar Zimmerer fest. Zögernd war er näher gekommen.
Er wollte keinesfalls stören. Er wollte nur nicht ganz abseits stehen, dort kam er sich mit einem Mal irgendwie verloren vor. Und wortlos gehen wollte er auch nicht. Er wusste, er hatte so viele Fragen, aber er war außer Stande auch nur eine einzige zu formulieren.

Plötzlich stand Christofer neben ihm und wollte sich bedanken.
„Ich danke Ihnen für das beste Geschenk aller Zeiten. Wir können ja wieder einmal einen Deal zusammen machen, Herr Kommissar.“ „Junger Mann, Du warst ein toller Handelspartner, jederzeit wieder gerne. - Sag mal, warst Du tatsächlich dieser kleine Drache der Feuer spucken kann?“
Christofer lachte den Beamten verschmitzt an. „Ja, aber wir sagen's niemandem. Das bleibt unser Geheimnis,“ zwinkerte er wie ein Großer.

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« Antworten #24 am: 07.April.2013, 19:03:30 »

Epilog

Am nächsten Morgen, gleich nach dem Frühstück machte sich die komplette Gruppe Abreise bereit.
Die Koffer waren gepackt und würden per Kurier zu ihrem neuen Zuhause geschickt werden.
Mark hatte aus der Luft einen idealen Abflugort in der Nähe gefunden, der sie sowohl vor dem Radar verbergen,
wie auch für neugierige Augen unsichtbar werden ließ.
Aufgedreht hüpfte Christofer von einem zum Anderen, bis Jens endlich das ersehnte Zeichen zum Aufbruch gab:
„Auf geht’s! Einer neuen Zukunft entgegen!“

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Aus einiger Entfernung beobachtete ein geschultes Augenpaar die Gruppe.
Majestätisch zog über allen ein Adler wachsam seine Bahn.

Als sich dann alle gleichzeitig in die Luft erhoben, hielt der Mann einen Moment den Atem an.
So etwas unbeschreiblich schönes hatte er noch nie erlebt.
Ein quirliger Punkt fegte von einem Ende der Gruppe zum anderen.
Der Adler stieß einen Warnruf aus woraufhin sich die geflügelte Wolke wieder etwas senkte.
'Ah, der Radar. Dran gedacht, gut.'
Ein Schmunzeln ging über das Gesicht.
Der Mann hob eine Hand schützend nach oben vor die Sonne.
Er musste blinzeln, weil ein Lichtstrahl ihn geblendet hatte.
Als er die Drachen erneut am Horizont suchte, waren sie verschwunden.
Wie durch Zauberhand.

Etwas enttäuscht und traurig, aber andererseits auch froh, dass alles so gut abgelaufen war,
stieg Herr Hauptkommissar Zimmerer in seinen Dienstwagen und fuhr zurück.
Er wünschte sich, dass er sie irgendwann wiedersehen würde.

Obwohl er die Freunde nur kurz kennen gelernt hatte, war er tief beeindruckt, und sie waren ihm ans Herz gewachsen.
'So viele Menschen verdankten in den letzten Tagen ihre Rettung diesen Drachen, und sie wussten es nicht einmal.
Und den Drachen ist es lieber, wenn sie unerkannt bleiben.
Das werden interessante, aber nichts sagende Berichte für meinen Chef.
Ich brauche noch dringend eine andere plausible Erklärung!
Vielleicht könnte mir der Klinikchef, Dr. Riesander, weiter helfen?

Bei mir ist euer Geheimnis auf alle Fälle sicher, versprochen!'

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« Antworten #25 am: 07.April.2013, 19:13:56 »

Hier endet die Erzählung mit dem Titel „Im Schwenninger Moos“.

Was daran wahr und was frei erfunden ist, ist Deiner Fantasie überlassen.  Grin


Einen 3. Teil wird es mit Sicherheit geben, ich kann nur noch nicht sagen wann.  Cool


Bis dahin halte die Augen offen für die täglichen kleinen Wunder dieser Welt.  flirting


... und fühle Dich beschützend und wohlwollend umflügelt. 

^v~

liebe Grüße
Auru
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