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Autor Thema: Die Chroniken von Skeyra - Buch I  (Gelesen 2656 mal)
Greldon
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Wesen & Alter: Drache. 38
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« am: 21.Juli.2011, 11:22:11 »

Kapitel 1: Die vier Urdrachen

Unzählige Welten befinden sich in den unendlichen Weiten des Universums. Welten, die am Vergehen sind und Welten, die im Begriff sind zu entstehen. Energien werden frei gesetzt, Energie kommt aus dem All und Energie formt das All.
Ein beständiges Pulsieren, ein beständiges Leuchten und Verglühen im Fluss der Zeit.

Unsere Geschichte hebt an mit der Entstehung der Welt, die in den Schriften Skeyra genannt wird.
Und wie bei allen Neuanfängen lag auch die Geburt dieser Welt im Dunkel des Weltalls, ein reißender, alles verschlingender Malstrom aus Materie und Energie, ein durch das All wirbelnder Haufen aus Sternenstaub und Chaos, der noch der Formung und Gestaltung harrte und der bereits die Aufmerksamkeit einiger wundersamer Wesen erregt hatte.

Es handelte sich nicht um Gottheiten, wie man sie hinlänglich aus verschiedenen Schöpfungsmythen und dergleichen kennt. Es handelte sich um Geschöpfe aus Fleisch und Blut, freilich so gewaltig und unvorstellbar, dass der Mensch nicht umhin kann, diese mit Gottheiten gleichzusetzen.

Immer wieder verließen die Drachen ihre angestammte Heimat weit entfernt in einer der unzähligen Galaxien, auf der Suche nach neuen Welten. Sie kamen hier hin und dort hin, jeder noch so entlegene Winkel des Universums wurde erkundet und sie gaben ihr unermessliches Wissen weiter an die Bewohner verschiedener Welten. Sie bedienten sich der alten Kräfte der Magie und sie lebten außerhalb der Zeit: Für die Drachen war ein Jahrtausend kaum mehr als ein Lidschlag, und sie sahen Generationen von Leben, ja, ganze Welten, entstehen und vergehen.

So war es nur eine Frage der Zeit, dass sie ihre Reisen in diese eine Galaxis führten, die jene noch ungeordnete Welt in sich barg, von deren Entstehung in diesem Kapitel erzählt wird.

***

Glühende Feuerzungen umschmeichelten den scharlachrot geschuppten Drachenleib, der lautlos durch das All glitt.
Er war einer jener vier Urdrachen und er war der heimliche Herrscher über alle Welten, denn es gab keinen Winkel in der Unendlichkeit des Universums, den er nicht schon verdorben hatte: Chorath war eine Ausgeburt des Chaos, das Böse schlechthin und er trachtete danach, bestehendes Leben zu verderben oder gar zu vernichten.
Der chaotische Sternenwirbel zog ihn gerade zu an, denn endlich hatte er eine Welt gefunden, die seinem Naturell entsprach, zu ungeordnet und chaotisch, um Leben überhaupt erst entstehen zu lassen.
Er hauchte seinen Feuerodem in das wirbelnde Chaos, Materie verschmolz zu einer Masse, die Rotation tat ihr Übriges und das war der Geburtsmoment Skeyras und seiner vier Monde, gleichsam Abfallprodukte der Schöpfung, die den Planeten als Satelliten in einiger Entfernung umkreisten.
Wüst, flach und leer war dieser Planet, kein Leben würde darauf entstehen können, doch genau das war es, was Chorath so liebte. Endlich hatte er die Möglichkeit gehabt, eine Welt zu schaffen, die seinem Abbild entsprach. So unwirtlich war diese Welt, dass er sicher sein konnte, dass nichts und niemand Interesse daran haben würde, sie ihm streitig zu machen und er konnte nun endlich, fernab von den anderen Drachen, die ihm mehr verhasste Konkurrenz als willkommene Gesellschaft waren, ein Leben in boshafter Abgeschiedenheit führen. Diese Welt sollte ihm als Basis dienen für weitere Streifzüge durch das Universum, von dort wollte er Schrecken und Chaos über alle Welten bringen.

Doch Chorath war nicht der einzige Drache, der auf diesen besonderen Punkt im Weltall aufmerksam geworden war. Und so musste er zähneknirschend mit ansehen, dass sich sein Vorhaben nicht erfüllen sollte, zumindest vorerst nicht.
Einer Vorahnung gleich fühlte er die stärker werdende Präsenz in Form verschiedener Energieströme seiner Konkurrenten und wohlwissend, dass er bei einer direkten Konfrontation mit den anderen der vier Urdrachen unweigerlich den Kürzeren ziehen würde,  zog er sich, noch bevor er entdeckt werden konnte, auf den dieser Welt abgewandtesten Mond zurück, der später in die Analen Skeyras als Lurz, der Chaos-Mond, eingehen sollte.

Schwärzer als die Schwärze des Alls und von unvorstellbarer Größe glitt ihr geschmeidiger Schuppenleib durch das Universum. Ihre Schuppen waren weich wie Samt und absorbierten das ohnehin spärliche Licht der Sterne, nur ihre Augen waren grünglühende Punkte in der Dunkelheit.
Ihre zeitlose Reise brachte sie schließlich zu jener chaotischen, vor Dunkelheit starrenden Welt, die von vier Monden umgeben war.
Zwar spürte nun auch sie die Präsenz des anderen Drachens, der sich auf einen dieser Monde zurückgezogen hatte, aber sie war sich ihrer Stärke und Macht bewusst und achtete nicht weiter auf Chorath, als sie herabglitt und schließlich ihre Schwingen über der jungen Welt ausbreitete, gleich einer Mutter, die ihre Jungen beschützte.
Das Chaos, das auf diesem öden Planeten herrschte, die tobenden Stürme und das immerwährende Brausen, ebbten, sehr zum Missfallen Choraths, langsam ab. Erdmassen und Gestein fügten sich zu festen Schichten, kamen zur Ruhe, Landmasse entstand.
Ein Kokon aus Dunkelheit und Stille umschloss jetzt diese Welt und im Schutz der gewaltigen Drachenschwingen konzentrierten und sammelten sich die Energien am Boden.
Noctira, die Drachin der Finsternis, wie die Urmutter Skeyras genannt wird, hauchte ihren heißen Atem über die Welt und zwang die chaotischen Energien in feste Bahnen, die fortan als glühende Lavaströme tief im Inneren der Welt flossen, auf diese Weise den Weg ebnend für neues Leben, das in dieser unwirtlichen Gegend unter ihrem mütterlichen Schutz dereinst gedeihen sollte.
Viele Jahrhunderte harrte die dunkle Welt in dieser stillen Liebkosung der Mutterdrachin.

Es ist ein ehernes Gesetz aller Universen, dass alles und jedes in einem globalen Gleichgewicht stehen muss, dass es zu allem und jedem in welcher Form auch immer einen Ausgleich geben muss. Yin und Yang, Sonne und Mond, Mann und Frau, Licht und Dunkel, Gut und Böse, stetes bedingt das Eine auch das Andere.

Dunkelheit, verkörpert durch Noctira, war bereits über Skeyras gekommen und auch Chorath lauerte auf seine große Chance, diese junge Welt wieder in das anfängliche Chaos zurückzustoßen.

Unbemerkt von Chorath hatte sich Brenell, ein weiterer Urdrache, wenngleich auch nicht so mächtig wie die anderen des Quartetts, ebenfalls auf den Weg nach Skeyra gemacht.
Brenells Wesen war die Ordnung, die Tugendhaftigkeit und die Freundschaft, die in bedingungsloser Hingabebereitschaft gipfelte. Stets war er auf den Spuren Choraths, um dessen destruktivem Wirken entgegen zu wirken oder um zumindest die Auswirkungen der verderbenden Kräfte des Chaosdrachen abzumildern.
Was ihm an körperlicher Überlegenheiten fehlte, machte er auf andere Weise mehr als wett: Als einzigem Drachen überhaupt war ihm die Fähigkeit gegeben, zumindest in einem gewissen Rahmen über die Zeit zu herrschen, indem er die Chronologie beeinflussen konnte.
Mittels einer besonderen Art von Sprache, derer nur er mächtig war und die die alten Chroniken als Rewolan bezeichnen, konnte er je nach Bedarf Ereignisse beschleunigen oder verzögern und auf diese Weise hatte er sogar die Möglichkeit, ein wenig in die Zukunft zu sehen. Selbstverständlich durfte er nicht willkürlich in den Lauf der Dinge eingreifen und bis dato gab es auch keinerlei Aufzeichnung darüber, ob Brenell jemals einen derartigen Kniff angewandt hatte.
Gemäß seines sanften und stillen Naturells beanspruchte er lediglich Falkan, den kleinsten der vier skeyranischen Monde, als seine neue Heimat, von dem er über den Fortbestand der jungen Welt Skeyra wachen und bei Notwendigkeit in deren Geschicke eingreifen wollte.

Hätte es auf Skeyra in jener dunklen Vorzeit schon Leben gegeben, wären die Skeyraner Zeugen eines imposanten kosmischen Schauspiels geworden: Gleich einem gleißenden Kometen, der mit feurigem Schweif am Himmel seine Bahnen zieht, näherte sich der mächtigste und zweifelsohne imposanteste der vier Urdrachen Skeyra. Alles an diesem Drachen war prächtig, strahlend weiße Schuppen und sein golden glänzender Bauch reflektierten das Licht der fernen Sonne und verstärkten dieses auf unvorstellbare Art und Weise, so dass die bisher in samtiger Dunkelheit schlummernde Welt in hellen Schein getaucht wurde.
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Greldon
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« Antworten #1 am: 21.Juli.2011, 11:29:05 »

Etwas kitzelte an ihren Nüstern.
Noctira nieste und öffnete ein wenig verdattert ihre Augen. Nicht etwa Staub hatte sie zum Niesen gebracht, sondern Sonnenlicht war es, das über sie hinweg glitt. Unwillig reckte sie ihren Kopf und blickte gen Himmel.
Ich hätte es mir denken können, grollte sie grantig, als sie den hellen Kometenschweif hoch über sich im All erblickte. Nur dass es sich nicht um einen Kometen handelte.
Mühselig erhob sie sich und ihr Schweif wedelte langsam hin und her.
Wird denn dieser Tunichtgut niemals erwachsen?

Als der älteste der vier Urdrachen war Noctira das einzige Geschöpf des unendlichen Universums, das die Herkunft des Lichtdrachen Lux kannte und sie hatte ihn heranwachsen sehen. Freilich war sie niemals in seiner unmittelbaren Nähe gewesen, dennoch waren beide durch ihr Naturell untrennbar miteinander verbunden und viele Welten waren durch ihr beider Zusammenwirken geboren und geformt worden, so wie viele eben dieser Welten durch Choraths Wesen verdorben worden waren.
Aber sie hatte Lux nicht in nach Drachenmaßstäben so kurzer Zeit erwartet und sie hasste es, so unvermittelt aus ihrem Schlummer gerissen zu werden. Nun, sie würde ihm eine kleine Lektion dafür erteilen. Diese Welt hier war ihr ureigenster Besitz und sie würde sie sich nicht von einem in ihren Augen Drachenjungen aus den Pranken nehmen lassen.

Selbstverständlich war Lux alles andere als ein Drachenjunges, auch wenn Noctira ihn in einer Mischung aus mütterlicher Zuneigung und geschwisterlichem Hass so bezeichnete.
Auf vielen Welten verehrt, war er sich seiner Macht, insbesondere was das Wesen der Magie anbelangte, und seiner Stärke wohl bewusst. Doch er war nach Drachenmaßstäben in der Tat noch jung und seinem Alter entsprechend ein wenig übermütig. Dazu kam seine unbändige Neugier und Abenteuerlust und so war es nicht weiter verwunderlich, dass ihn die absolute Schwärze unter sich, die sein Scheinen einfach absorbierte anstatt zu reflektieren, geradezu anzog.
Es waren Noctiras schwarze Schuppen, und ihre gewaltigen Schwingen, die sie immer noch schirmend ausgebreitet hatte, die das von Lux ausgehende Licht verschluckten, als sie sich schwerfällig erhoben hatte, um dem unwillkommenen Störenfried in seine Schranken zu weisen.
Wie ein Blitz stieß der gleißend helle Drache in die Dunkelheit unter ihm hinab und überhörte geflissentlich das warnende Grollen der Drachin, die er mittlerweile erkannt hatte.
Lux liebte und verehrte Noctira schon seit er zum ersten Mal ihre Präsenz und ihr Wirken wahrgenommen hatte, doch machte er sich auch einen Spaß daraus, sie zu foppen und sie herauszufordern, wann immer sich eine Gelegenheit dazu ergab.
Geschickt wich er ihrem gewaltigen Prankenhieb aus, drehte sich im Flug um seine eigene Achse, vertrieb die Finsternis um sich herum und rief übermütig mit einer Stimme, die dröhnte wie ein Bronzegong: „Diese Welt braucht mehr Licht, findest Du nicht auch?“
„Das wagst Du nicht, Du fliegender Silberwurm“, knurrte Noctira und erhob sich, nach dem langen und für sie doch noch viel zu kurzen Schlaf ein wenig schwerfällig, in die Luft.
Lux lachte und schnaubte einen Ball reinsten Lichtes auf die dunkle, öde Landfläche unter sich. Er verfehlte nur knapp Noctiras Schweifspitze, was ihren Zorn bloß noch mehr schürte.

Diese Vorgänge blieben nicht unbemerkt. Wachsame Blicke waren auf die beiden Kontrahenten gerichtet.
Chorath hatte Gefallen gefunden an dem jungen Drachen. Dessen Heißblütigkeit dünkte ihm als idealer Nährboden für seine dunklen Pläne. Von seinem Versteck auf Lurz sandte er mentale Ströme, zart wie die seidenen Fäden eines Spinnengewebes, in Richtung Skeyra, die sehr wohl von Lux aber auch von Noctira empfangen wurden. Gehört würde es nicht treffen, denn Chorath bediente sich keiner Sprache, auch nicht mental, wie wir sie kennen. Als Chaosian bezeichnen die Schriften die Art der Kommunikation, derer sich Chorath im Gegensatz zu den anderen Drachen, die tatsächlich eine eigene Sprache, nämlich Draconian, hatten, bediente. Dieses Chaosian, das nur der Chaosdrache selbst beherrsche, beruhte schlicht und einfach auf der mentalen Kontrolle seiner meist unfreiwilligen Konversationspartner.

Gleich einem Asteroiden schlug der Feuerball auf dem harten Boden auf und das bedeutete den eigentlichen Geburtsmoment Skeyras.
Der Einschlag ließ die Welt erbeben und aus dem tiefen Krater sprudelte glühend heiße Lava, jene lebensspendende Energie und Kraft, die sich so lange unter Noctiras Obhut tief unter der Oberfläche angesammelt hatte. Die Luft erglühte in rötlichem Schimmer und die Atmosphäre kochte, als sich schier unendlich der Lavastrom immer weiter ergoss und in züngelnden Feuerströmen das Land bedeckte, Geröll und Steine vor sich her schiebend, schmelzend und formend.  
Noctiras Schweif peitschte wütend von einer Seite auf die andere und sie schlug mit ihren Flügeln in der verzweifelten Hoffnung, das Feuer zum Erlöschen zu bringen. Doch zu Lux Vergnügen trat genau der gegenteilige Effekt ein und die Flammen breiteten sich immer weiter aus, ließen die brennenden Landstriche in flackerndem Schein hell wie der lichte Tag erleuchten, purpurrote Blitze in dichten Rauchschwaden zuckten durch die Atmosphäre.
Nach einiger Zeit gestand sich die mächtige Drachin ein, dass ihr ein Teil dieser Welt entglitten war.

Jede einzelne Faser in Choraths Körper war angespannt. Nun würde es endlich so weit sein, denn Lux schien Gefallen daran zu finden, Noctira immer weiter zu provozieren, indem er einen Lavastrom nach dem anderen mit seinem Feuerodem auslöste, und die Drachin der Dunkelheit kochte vor Wut, das konnte er genau spüren. Endlich würde das geschehen, was bei so vielen Weltenschöpfungen schon geschehen war und in unzähligen Schriften bereits quälend langatmig in blumigen Worten beschrieben worden ist.
Doch Choraths Erwartungen einer Schlacht epischen Ausmaßes wurden zutiefst enttäuscht, als sich Noctira, die negativen Einflüsse des roten Drachens mit einem müden Augenzucken einfach ausschließend, ohne viel Aufhebens, freilich verärgert über diese rüde Störung ihrer Ruhe, auf die andere Seite der Welt zurückzog und die Dunkelheit dort um sich herum versammelte.
Gut, sie hatte nun einen Teil Skeyras an das junge Drachenmännchen so wie es aussah für alle Ewigkeit verloren, doch sie war weise genug, diese Entwicklung als das anzusehen, was sie war, nämlich als unausweichlich. Schließlich konnte selbst sie sich nicht des ehernen kosmischen Gesetzes des Ausgleichs entziehen.

Lux tollte im Schein der hellen Flammen übermütig herum. Im Gegensatz zu Noctira liebte er Wärme und Licht.
Als er zufällig besonders heftig mit seinem Schweif auf den Boden trommelte, sprudelte glucksend überraschend kühles, klares Wasser aus dem entstandenen Riss heraus.
Interessiert betrachtete der junge Drache diesen Vorgang, denn damit hatte er nicht gerechnet -  nicht auf dieser öden, leblosen Welt, die er nun aus ihrem Schlummer zu holen gedachte.
Er suchte sich eine andere Stelle aus und schlug seine Klauen tief in den Boden. Auch hier quoll aus dem geborstenen Grund augenblicklich Wasser heraus.
Lux kauerte sich nieder und mit langen Schlägen seiner Zunge, die er wie einen Löffel benutzte, stillte er seinen Durst aus der schier unerschöpflichen Quelle. Das Wasser schmeckte herrlich frisch und rein.
In der Mulde, die der Drache geschaffen hatte, sammelte sich immer mehr dieses köstlichen Nasses und bildete bald einen kristallklaren See.
Beim Trinken betrachtete er darin zufrieden sein Spiegelbild, wie alle Drachen ein wenig eitel, wohl wissend, was für prächtige Geschöpfe sie waren und mächtig obendrein.
Wenn es hier Wasser gibt, sinnierte er, als er zusah, wie das Wasser von seinen Barteln, die sein Maul säumten wie bei einem Waller, tropfte,  so kann hier auch Leben gedeihen. Wasser, Licht und Luft. Mal sehen, ob das überall so ist.

Es bereitete Lux großes Vergnügen, an verschiedensten Orten seine Pranken oder seinen Schweif in den Boden zu schlagen oder direkt nach Wasser zu graben und zu beobachten, wie sich das segensreiche Nass in den Mulden und Vertiefungen sammelte und in kristallenen Kaskaden dahinfloss. Schon bald vermengte sich das Wasser mit den Lavaströmen und zischend stiegen Dampfwolken empor, entwuchsen in die Atmosphäre.
Lava kühlte aus, begann zu stocken und sich zu verkrusten und zu verschorfen, die Luft war voll von statischer Elektrizität, die ein kribbelndes Gefühl auf Lux Schuppen erzeugte, und immer mehr Blitze zuckten in den dampftrüben Himmel Skeyras.
Fasziniert betrachtete Lux das Naturschauspiel um sich herum und erfreute sich an dem aufsteigenden weißen und perlmutternen Wasserdampf, erinnerte dieser ihn doch an seine eigenen, funkelnden Schuppen. Außerdem konnte man mit den Dampfwolken herrlich spielen. Lux war aufgestiegen und trieb die Wolken vor sich her.
Hätte ihn Noctira dabei gesehen, hätte sie ob seines doch für einen würdigen Drachen unpassenden Verhaltens entrüstet ihren Kopf geschüttelt und sich gefragt, wie ausgerechnet so ein verspieltes Drachenjunges bei so vielen Völkern anderer Welten, an deren Schöpfung er maßgeblich beteiligt gewesen war, Verehrung erfahren konnte.
Wie die Chroniken Skeyras noch zeigen werden, bilden auch die künftigen Völker dieser Welt darin keine Ausnahme und Lux, dem Lichtdrachen, wie er voller Ehrfurcht genannt wird, wird bis zum heutigen Tage noch gehuldigt als dem Urvater Skeyras, dem Gott des Lebens und des Lichts. Wer kennt ihn nicht, den Ausspruch Lux sei Dank!, den man erleichtert ausruft, wenn etwas gerade nochmal gut gegangen ist.
Momentan jedoch war Lux von der göttlichen Erhabenheit, was sein Benehmen betraf, noch weit entfernt und er tollte wie ein Schlüpfling in den Wolken und Rauchschwaden herum.
Durch den immer dichter werdenden Dunst war Lux jedoch bald in seiner Sicht eingeschränkt und nur so war es zu erklären, dass er bei einer Drehung um seine eigene Achse mit einer Flügelspitze den Boden streifte und abstürzte. Wie es immer in so einer Situation der Fall ist, prallte er nicht einfach nur auf dem harten Boden auf, sondern er rutschte mitten in einen Haufen aus Asche und Staub.
Ächzend richtete er sich wieder auf und schüttelte sich.
Meine schönen, schimmernden Schuppen, dachte er bekümmert und spreizte seine Flügel um zu sehen, ob er sich nicht weiter verletzt hatte. Ich hasse es, wenn ich schmutzig bin.

In der Zwischenzeit nahmen die Wolken immer mehr Wasser auf, verdichteten sich, hingen tief am Himmel, bis sie schließlich ihre Fracht nicht mehr länger halten konnten. Zwar nahm Lux erleichtert zur Kenntnis, dass die Regentropfen seine staubigen Schuppen säuberten, doch widrige Umstände ließen die Wolken ziehen – just in die Richtung, in der sich Noctira zurückgezogen hatte.

Mürrisch grummelte Noctira, als ihr die ersten Tropfen auf Rücken und Kopf klatschten. Was hat dieses elende Drachenjunge denn jetzt schon wieder angestellt? Kann ich denn keinen Augenblick meine Ruhe haben auf diesem verdammten Planeten?
Sie blickte zum wolkenverhangenen, dunklen Himmel hinauf und stieß einen tiefen Seufzer aus, der das Land rings um sie herum erzittern ließ. Erst macht der Lümmel Licht, dann auch noch Wolken mit Regen. War ja zu erwarten. Nur nicht provozieren lassen. Aber ich will meine Ruhe haben… Ich habe eine Idee…

Träge schlug sie ihren gewaltigen Schwanz in den festen Boden und auch bei ihr sprudelte Wasser aus dem entstandenen Spalt. Das hat mir gerade noch gefehlt! Jetzt wird auch noch mein Bauch nass.
Sie erhob sich angewidert und schlug mit ihrem Schwanz noch einmal in die Spalte, so tief diesmal, dass die Erde bebte. Wie mit einer riesigen Schaufel bewegte sie gigantische Massen an Fels und Gestein und schob alles zur Seite, der Boden warf unter unvorstellbaren Kräften Falten und auf diese Weise war das erste Gebirge auf Skeyra entstanden.
Verbissen arbeitete die Drachin weiter, türmte um sich herum immer mehr dieser Erdmassen auf, um endlich wieder ungestört im Dunklen ruhen zu können.

Doch die relative Ruhe sollte nicht lange währen, denn Lux folgte den dahin ziehenden Wolken und es wurde draußen auf diese Weise zunehmend heller, trotz des Regens.
So war für Noctira an Schlaf nicht mehr zu denken. Außerdem hatte es den Anschein, dass Lux die Wolken absichtlich genau in das Gebirge schob, das der Drachin Schutz und Ruhe bieten sollte.
Als der Regen schließlich sturzbachartig auf sie herab prasselte, riss ihr der Geduldsfaden. Sie war eine alte, weise Drachin und kaum durch etwas aus der Ruhe zu bringen, aber steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein.
Sie reckte ihren massigen Schädel gen Himmel und stieß ein wütendes Gebrüll aus, das selbst Chorath auf seinem Mond, ja sogar noch Brenell auf Falkan hören mussten.
Mit einer ungeheuren Wucht, die buchstäblich Berge versetzen konnte, fegte der ausgestoßene Atem als Taifun über das Land, riss Erde und Gestein mit sich, türmte diese Massen an weit entfernten Orten zu riesigen Gebirgen auf, während anderswo sich Furchen und Gräben auftaten, aus denen erneut Lava hervortrat oder die sich schnell mit Wasser füllten und zu Ozeanen heran schwollen.
Doch selbst von diesem infernalischen Chaos wurde das leuchtende Strahlen Lux nicht vollständig verschluckt.
Noctiras Augen glühten voller Triumph in der Dunkelheit. Sie hoffte, Lux eine kleine Lektion erteilt zu haben und endlich wieder Ruhe zu haben.

Lux war tatsächlich beeindruckt von den Fähigkeiten der Drachin, aber seinem Übermut tat das kaum einen Abbruch. Geduldig wartete er darauf, bis langsam die Erdmassen und der Sturm zur Ruhe kamen und beobachtete dabei, wie sich erneut die Wolken mit Wasser vollsogen.
Schließlich legte er nun seinerseits seinen Schädel in den Nacken und stieß einen Ball gleißenden Lichtes in die dichten, regenschweren Wolken. Unter gewaltigem Donnerknall, das sogar das Zornesgebrüll der Drachin in den Schatten stellte, entlud sich sofort ein heftiges Gewitter, bei dem Blitze unaufhörlich den Himmel über ganz Skeyra durchzogen. Unvorstellbare Energien entluden sich und der Donner hallte dumpf wieder von berstenden Felsen. Feuer und Wasser überzogen die gesamte Welt, Staub und Asche wurden weggeschwemmt, die Luft gereinigt.
Und inmitten des Regens zwei gewaltige Drachen, der eine schwärzer als die tiefste Nacht und der andere weißgolden schimmernd, und an beiden perlten die Regentropfen in Kaskaden ab, ließen ihre Schuppen glitzern und glänzen.
Das Drachenmännchen hatte sein Maul zu einem fröhlichen Grinsen verzogen, während die Drachin grollend die unfreiwillige Dusche über sich ergehen ließ.
Ganz langsam streckte sie ihre Pranke aus und zupfte dem weißen Drachen schmerzhaft am Bart.
Doch dieser lachte nur, stieß sich mit seinen kräftigen Hinterläufen ab und schraubte sich mit kraftvollen Flügelschlägen in die Wolken, während Noctira auf dem Boden zurück blieb und dem jüngeren Drachen nachblickte.
Ich hoffe, Du hast Dich nun genug ausgetobt. Verschwinde von hier, dies ist meine Welt! Du hast ihr ohnehin schon viel zu viel Helligkeit gebracht.
Sie wusste selbst nicht, ob sie diese Worte nur gedacht hatte oder sie das tatsächlich dem anderen Drachen nachgerufen hatte. Wie auch immer, Lux hätte sie ohnehin nicht beherzigt, denn er war bereits drauf und dran, diese neue Welt weiter zu erkunden.

[Fortsetzung folgt...]
« Letzte Änderung: 11.August.2011, 18:47:31 von Greldon » Gespeichert
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« Antworten #2 am: 11.August.2011, 18:42:36 »

Tage und Nächte tobte das Unwetter über die gesamte Welt Skeyras, die Wassermassen ergossen sich in Sturzbächen, die schließlich zu reißenden Strömen wurden und in Meere und Seen. Durch das Wasser verschoben sich weiterhin die Landmassen, Stürme und Erosion taten ihr Übriges – die junge Welt nahm Formen an.

In den Chroniken Skeyras finden sich keine zuverlässigen Aussagen über die tatsächliche Dauer dieses gigantischen Unwetters. In den Augen eines der Urdrachen spielte es auch keine Rolle, ob es sich um Wochen oder Monate oder gar Jahre handelte.
Noctira jedenfalls ließ den großen Regen mit stoischer Ruhe über sich ergehen, Über all die Jahrhunderte, die sie in den unendlichen Weiten des Alls umhergeschweift war, hatte sie so viel Weisheit und Erfahrung sammeln können, dass sie gar nicht erst den Versuch unternahm, etwas dagegen zu unternehmen. Abgesehen davon wusste sie auch, dass Lux gar nicht anders handeln konnte, dass auch dieser weiße Drache dem ewigen Gesetz des Ausgleichs folgen musste.
Andererseits regte sich in ihr das typische Drachennaturell, wonach Drachen nicht gerne teilen. Skeyra war ihre Welt, sie hatte diesen Sternehaufen zu erst entdeckt und für sich beansprucht.
Sie hatte es geduldet, dass sich die anderen Urdrachen ihr genähert hatten und dass Lux sogar eine Tatze auf diese Welt gesetzt hatte. Aber nun wollte sie doch, dass er sich einen anderen Spielplatz suchte.
Das Problem war nur, dass der Lichtdrache gar nicht daran dachte, Skeyra in absehbarer Zeit (in Drachenmaßstäben, versteht sich) zu verlassen. Und so nahm der Groll in ihren Herzen in all dieser Zeit immer mehr zu, während Lux immer mehr Orte dieser Welt mit seinem Licht überflutete und sich mit den Wolken am Himmel vergnügte.
 
Irgendwann entschied schließlich Noctira für sich, dass Kux nun lange genug ihre Geduld strapaziert hatte und sie beschloss, ihn von dieser Welt zu verjagen.
Sie breitete er ihre gewaltigen Schwingen aus und stieg mit kraftvollen Flügelschlägen in die Luft. Sie war größer und schwerer als Lux und aus diesem Grund wollte sie ihn von oben überraschen und zu Boden zwingen.
Wie eine riesige schwarze Wolke verdunkelte sie das Land auf ihrer Suche nach dem Störenfried. Natürlich versuchte Chorath auch diesmal, für sich einen Nutzen aus den Gegebenheiten zu ziehen, und wollte Noctira mit seinem giftigen Gedankengut verderben. Doch der Drachin ging es nicht um Rache oder um den Willen, Lux zu töten. Sie wollte ihn lediglich vertreiben, um wieder ihre Ruhe zu haben und auch dieser Welt Ruhe und behütende Dunkelheit zu schenken.
Sie blockte die negativen Gedanken des Chaosdrachen und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe.
Die Welt ist schon viel zu hell geworden, stellte sie missvergnügt fest. Wirklich allerhöchste Zeit, dass er von hier verschwindet.

Endlich hatte sie ihn ausfindig gemacht. Doch er schien sofort die Lunte zu riechen und wich ihrem Angriff geschickt aus. Es begann eine wilde Verfolgungsjagd hoch in den Wolken, die in ein zahlreiche Jahre lang währende Fehde um die Vorherrschaft über Skeyra münden sollte.
Lux und Noctira kämpften unerbittlich miteinander, ein Zusammenprall von gewaltigen Kräften, der die Welt in ihren Grundfesten erschütterte.
Endlich hatte Chorath seinen epischen Kampf und er genoss es, den beiden Kontrahenten zuzusehen. Doch zu seinem großen Bedauern ließen sich beide nicht von ihm beeinflussen und so wogte der Kampf immer wieder hin und her. Doch weder die Drachin der Dunkelheit noch der Drache des Lichts konnte gegenüber den anderen triumphieren. Noctira war zwar deutlich größer und stärker als ihr Gegner, auch war sie ihm an Weisheit und Kampfgeschick überlegen, doch Kux war dafür wendiger und flink wie ein Wiesel, zudem beherrschte er die Magie wie kein anderer der vier Urdrachen. Auf diese Weise waren ihre Kräfte in gewisser Weise im Gleichgewicht. Dazu kam, dass keiner der beiden den Kontrahenten vernichten wollte, da beide wussten, dass sie zwei Seiten der gleichen Medaille waren, dass sie zusammen die beiden Aspekte Leben und Tod, Licht und Dunkelheit verkörperten. Dass Lux aufgrund seines jugendlichen Gebarens auch noch gewisse Mutterinstinkte in ihr weckte, kam erschwerend hinzu. Und Lux hegte eine heimliche Bewunderung, ja gar Verehrung für die alte Drachin.
Obwohl ihre Kampfhandlungen über die Jahre hinweg immer mehr irgendwelchen Ritualen, geprägt von gegenseitigem Respekt füreinander, ähnelten, wurden bei diesen solch gewaltige Energien freigesetzt, dass sich die Welt unter ihnen weiter verformte: Vulkane brachen aus und erloschen wieder, zahlreiche neue Gebirge erhuben sich und Meere füllten sich, während sich die einzelnen Kontinente Skeyras herausbildeten.  
Im Laufe der Zeit musste Noctira einsehen, dass Lux keinesfalls mehr diese Welt verlassen wollte und auch die Drachin dachte nicht daran, sich zurückzuziehen. Doch beide wurden des Kämpfens schließlich müde und sie trafen schließlich ein Abkommen.

Man wollte fortan gemeinsam über die Geschicke der noch jungen Welt wachen und zwar jeder von seinem eigenen Refugium aus. Noctira wählte den Mond Luneria als ihre Heimat aus, auch Schattenmond genannt, während Lux sich auf Amelund, dem Lichtmond einrichtete. Sie versicherten einander feierlich, niemals uneingeladen in das Territorium des jeweils anderen einzudringen. Und da den Drachen ein gegebenes Versprechen über alle Maßen heilig ist – es handelt sich dabei schlicht um eine Frage der Ehre -, geschah es auch so.
Was die Welt Skeyra selbst anbelangte, so hatten sie sich auf einen Kompromiss geeinigt, der beide Drachen zufrieden stellte, da er für keinen von ihnen einen Gesichtsverlust bedeutete und sich vor allem bereits mehrfach bei der Schöpfung anderer Welten, an denen sie beteiligt gewesen waren, bestens bewährt hatte: Lux würde eine Hälfte der Zeit beherrschen, die den Namen Tag bekam, und Noctira durfte ihre gewaltigen, dunklen Schwingen während der anderen Zeithälfte über Skeyra ausbreiten und auf diese Weise Dunkelheit und Ruhe über die Welt bringen. Diese Zeit der Dunkelheit bezeichneten sie als Nacht.
Diese Bezeichnungen haben bis zum heutigen Tage universalen Bestand, den beiden Urdrachen, jenen Schöpfern der Welt, zu Ehren.
Aufgrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten, die Noctira und Lux gemeinsam erforscht hatten, passten sie auch ihre tägliche und nächtliche Herrschaftsdauer akribisch an und die Zeiträume, an denen die Zeitspannen von Tag und Nacht identisch waren, werden auch heute noch von den Bewohnern Skeyras gefeiert.

Auf diese Weise lebten sie jahrelang einträchtig nebeneinander und erfreuten sich an der Schönheit des noch jungen Planeten.
Beiden war durchaus bewusst, dass die beiden anderen Monde, die die Welt Skeyra umkreisten, von den anderen Urdrachen bewohnt waren, doch sahen sie in Chorath keine akute Bedrohung, unter anderem weil sie auch um Brenells Präsenz wussten.
Jahrzehnte vergingen auf diese Weise und gelegentliche, zufällige Begegnungen waren geprägt von gegenseitigem Respekt und Einvernehmen, aus dem mit der Zeit trotz des völlig unterschiedlichen Wesens der beiden Drachen und der grundsätzlichen drachentypischen solitären Lebensweise eine gewisse Sympathie für einander entsprang.
Insbesondere in Lux regte sich mit der Zeit ein gewisser Drang und er machte entsprechende Avancen, doch Noctira hegte eher mütterliche Gefühle für ihn denn leidenschaftliche.
« Letzte Änderung: 11.August.2011, 18:44:38 von Greldon » Gespeichert
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« Antworten #3 am: 11.August.2011, 18:43:38 »

Doch auch in den jahrhunderte währenden Drachenleben gibt es immer wieder Überraschungen verursacht durch schicksalhafte Zufälle.
Hier wollte es der Zufall, dass sich Noctira und Lux gleichermaßen, jedoch völlig unabhängig voneinander, einen ganz bestimmten See, dessen tiefes Wasser herrlich frisch und klar war, als Lieblingsbadesee auserkoren hatten.

Lux liebte es, sich am steinigen Ufer langsam ins kühle Nass gleiten zu lassen und, sein Kinn auf einen Felsvorsprung abgestützt, zu ruhen. Irgendwann entdeckte er, dass es sich sehr angenehm anfühlte, sich an den Steinen, die den Grund des Sees bedeckten, zu reiben. Abgesehen davon, dass er auf diese Weise seine Bauchschuppen auf Hochglanz polieren konnte, gab es noch einen anderen für ihn recht entspannenden Nebeneffekt.

Einmal jedoch hatte Lux sein ausgiebiges Bad später und auch noch etwas länger als üblich genossen, während Noctira ein wenig ihrer Zeit voraus war und sich beide Drachen am Seeufer begegneten.
Offensichtlich war Lux die unverhoffte Begegnung ein wenig peinlich und nach geraumer Zeit wusste die Drachin auch, weshalb.
Anfangs gefiel ihr es überhaupt nicht, guter Hoffnung zu sein und sie ließ ihren Unmut darüber Lux nur allzu deutlich spüren. Die Folge waren sintflutartige Regenfälle und Sturmwinde, die das Landschaftsbild Skeyras erneut ein wenig veränderten.
Doch Noctira wusste auch, dass sie sich dem Schicksal stellen musste und so erblickte der erste Elementdrachen das Licht der Welt oder genauer gesagt, die Dunkelheit des Mondes Luneria.
Die beiden Altdrachen kamen überein, dass es für das Drachenjunge am besten wäre, wenn es direkt auf Skeyra aufwachsen würde, denn dort konnten sich Vater und Mutter zusammen in ihrer jeweils zugestandenen Zeit um den Sprösslingen kümmern.

Da die Färbung seiner Schuppen dem mystischen Grün jenes Badesees entsprach und er das erste auf Skeyra gezeugte Geschöpf war, nannten ihn seine Eltern liebevoll Sel und
Auf die junge Welt ihren ersten Bewohner und dementsprechend wurde der frisch geschlüpfte Drache Sel genannt und als Erstgeborenem stand ihm automatisch das Privileg zu, der Beschützer und Bewahrer Skeyras zu werden.

Lux und Noctira waren stolz auf ihren Nachwuchs, der sich unter ihrer abwechselnden Obhut prächtig entwickelte und bald erkannten sie, dass es eigentlich schade war, dass sie auf diese anonyme Art und Weise Nachwuchs bekommen hatten.
Noctira lud Lux zu sich auf Luneria ein und dem ausgedehnten Liebesspiel entsprang eine Schwester für Sel, eine quirlige Drachin, deren Schuppen wie frisch poliertes Silber glänzten. Ihre schlangenartige Form, die sie den Himmel Skeyras gleichsam durchschwimmen ließ, und ihr stürmisches Temperament sollte sie zur Herrscherin der Lüfte erheben und dementsprechend erhielt sie den Namen Aeris.   

Natürlich besuchte Noctira auch einmal Lux auf dessen Mond Amelund und daraus entsprang, an sich wenig verwunderlich, der orangefarbene Feuerdrache Pyr, dessen Heißblütigkeit keinen Zweifel darüber aufkommen ließ, dass sein Element das Feuer sein würde.

Da es natürlich noch eines vierten Elementes bedurfte, sich Lux und Noctira bereits abwechselnd auf ihren Heimatmonden gepaart hatten und auch eingedenk des Umstandes, dass ihr erster Sprössling in ihrem Badesee ohne aktives Zutun zustande gekommen war, beschlossen sie, sich bei einem gemeinsamen Bad in ihrem See zu lieben.
Myria, die Wasserdrachin,  hatte herrlich blaue Schuppen mit Musterungen in den verschiedensten Grüntönen. Ihr Wesen war so vielschichtig, dass sich sehr viel später daraus einmal das bekannte Sprichwort entwickelte, wonach stille Wasser angeblich besonders tief seien.

Wie diese vier so grundvierverschiedenen Drachen nun genau aufwuchsen, ist nicht überliefert. Als gesichert kann nur angenommen werden, dass bei so viel unterschiedlichen Temperamenten die Dracheneltern alle Tatzen voll zu tun hatten bei der Erziehung ihres Nachwuchses.
Von ihren Monden aus beobachteten sie das mitunter sehr wilde Treiben ihrer Sprösslinge auf Skeyra.
Pyr hatte schon bald die immer noch brodelnden Lavaströme als bevorzugten Spielplatz ausgemacht und recht schnell war ihm das Wesen des Feuers vollständig vertrat. Er konnte es nach Belieben entfachen und eindämmen, und Pyrs älterer Bruder Sel entdeckte in dieser Herrschaft des Feuers ein sehr großes Potential für sein eigenes Spiel mit dem Gestein und der Erde. Zusammen gestalteten sie die Oberfläche Skeyras nach ihrem Gutdünken und ab und zu luden sie auch ihre Schwester Myria dazu ein, ihr Element, das Wasser in das Spiel mit einzubringen. Inseln entstanden auf diese Weise und Riffe und Wasserfälle.
Zuweilen zeigte Aeris ihnen, wie man den Spaß, den man mit Wasser, Feuer und Erde haben kann, noch durch Wind verstärken kann.
Am liebsten aber beobachtete sie aus den luftigen Höhen das Treiben ihrer Geschwister und vergnügte sich mit den Wolken, wie es einst ihr Vater getan hatte, zumindest hatte er ihr das einmal erzählt...
Natürlich gab es auch so manche Zankerei und die dabei entfesselten Elemente konnten manchmal nur noch von den Eltern selbst unter Kontrolle gebracht werden.
Noctira und Lux hätten es sich niemals träumen lassen, dass man selbst als Urdrache bei der Kindererziehung ins Schwitzen kommt und des Öfteren hatten sie den Verdacht, dass Chorath heimlich versuchte, Einfluss auf die vier jungen Drachen zu nehmen. Zu ihrem großen Bedauern war hingegen keinerlei oder so gut wie kein Einfluss Brenells bei den Drachenjungen zu spüren und Noctira musste so manche Feuersbrunst, die nach dem Spielen einfach uninteressant geworden war, mit ihren mächtigen Schwingen ausdrücken oder Lux musste Licht in dunkle Höhlen bringen, wenn sich beispielsweise Sel zu sehr in sein Spiel vertieft hatte und irgendwo tief im Gestein steckte.
Manchmal mussten Lux oder Noctira trösten oder schimpfen, je nachdem, wer gerade an der Reihe war, wenn sich Aeris und Myria zum wiederholten Male zusammengetan hatten und ein Sturm hohe Wellen vor sich her peitschte, just wenn die beiden männlichen Drachen mit großer Mühe am Strand irgendeines Ozeans eine brennende Wand aus Felsen und Lava errichtet hatten und das Feuer unter den Wassermassen zischend erlosch. In solchen und ähnlichen Situationen kullerte auch die eine oder andere salzige Drachenträne und durch Regen und Wind gelangten diese in den Boden, in das Grundwasser und letztlich auch ins Meer.

So vergingen die Jahre, aber irgendwann bemerkten die vier jungen Drachen, dass sie sich nur miteinander beschäftigen konnten und es niemand anderen gab, mit dem sie hätten spielen können.
Zwar lagen sie ihren Eltern des Öfteren damit in den Ohren, dass sie gerne weitere Geschwister hätten, doch Lux und Noctira lehnten dies kategorisch ab: Vier Drachenkinder seien genug und selbst für die mächtigsten Urdrachen nur schwer zu handhaben. Aber sie gaben ihren Kindern Recht darin, dass die Welt unter ihnen nach wie vor leer und bei näherer Betrachtung sogar öd und eintönig war.
Als sich dann Pyr sehr zum Entsetzen seiner Eltern mit einem sehr anzüglichen Blick auf Myria erkundigt hatte, ob nicht die vier Elementdrachen selbst für neue Spielgefährten sorgen dürften, beschlossen Lux und Noctira, ihren Sprösslingen andere Welten und Universen zu zeigen, damit sie ihren Horizont erweitern und Ideen sammeln konnten. Denn die beiden alten Drachen wollten ihren Nachwuchs durchaus dazu ermutigen, die Gestaltung Skeyras in ihre eigenen Tatzen zu nehmen.

Hierhin und dorthin führten sie ihre langen Reisen, anfangs blieben sie dabei noch alle zusammen, doch langsam streiften sie schon alleine durch die Welten und irgendwann unternahm jeder auf eigene Faust seine Streifzüge, freilich jedes Mal froh, seine Geschwister auf Skeyra wieder zu sehen.
Doch schon bald obsiegten wieder Langeweile und Streitereien, bis schließlich die Eltern ihre Jungen für reif und alt genug befanden, sich einer sinnvollen, kreativen Aufgabe zu stellen und dabei ihre Fähigkeiten und Naturelle unter Beweis zu stellen.
Die Idee dazu kam ihnen, als sie in den unendlichen Tiefen des Alls an einem blauen Planeten vorbeigekommen waren und  aus sicherer Entfernung beobachteten, wie ein selbst für Drachen sehr abstraktes Wesen quasi per Fingerzeig und Atemeinhauchen aus den wenig vorhandenen Dingen, nämlich Boden und Wasser, Dinge schuf, die man als Pflanzen und Tiere bezeichnete.
„Da, seht zu und lernt!“ hatte Noctira ihre Jungen aufgefordert und Lux gab jedem von ihnen mit seiner mächtigen Pranke einen Hieb auf den Hinterkopf, damit sie sich ja diesen Anblick einprägten.
Jetzt saßen die vier Drachen artig nebeneinander auf Skeyra, als ihnen Lux ihre Aufgabe erklärte.
Jeder von ihnen sollte jeweils zwei Wesen erschaffen, die ihren Eltern ähnlich waren. Zwar sollten es keine Drachen werden, aber doch mächtige Gestalten, wobei die eine dunkle und die andere helle Charakterzüge tragen sollte. Später würden diese Wesen als Halbgötter bezeichnet werden.
Außerdem sollte jeder der Elementdrachen eine eigene Rasse erschaffen, die fortan auf Skeyra leben und sich entwickeln sollte – freilich nicht so mächtig wie die Drachen, aber doch von Intelligenz getrieben.
Zum Einüben sollten sie jedoch damit beginnen, die Welt erst einmal mit herkömmlichen Pflanzen und Tieren zu füllen, so wie sie es auf ihren Reisen gesehen hatten.
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« Antworten #4 am: 11.August.2011, 18:46:28 »

Voller Eifer machten sich die Geschwister an die Arbeit, wobei sich jeder der Drachen in einen entlegenen Winkels Skeyras zurück zog, um ungestört zu planen, zu probieren und zu erschaffen. Sie waren überein gekommen, dass sie einander mit den Ergebnissen überraschen wollten und jeder von ihnen respektierte die Geheimhaltung des anderen.
Nur bei der Erschaffung Skeyras Flora und Fauna arbeiteten sie sozusagen Tatze in Tatze, damit jeder von ihnen das Zusammenspiel der Elemente mit den Neuschöpfungen erleben konnte und auf diese Weise dann wertvolle Erfahrungen für die Erfüllung ihrer Aufgabe sammeln konnten.
Das erste Tier, an dem Pyr zusammen mit Hilfe seiner Geschwister versuchte, war der Feuersalamander, seine quirlige Schwester schuf einen Adler, der sich aber dummer Weise sofort den Salamander als seine erste Beute auserkor.
Durch diesen Vorfall klug geworden, versuchte sich Sel unter den neugierigen Blicken seiner Geschwister gleich an einem Elefanten, während Myria ihren Bruder daraufhin mit einem Blauwal übertraf.
Die vier Drachen hatten ihre helle Freude daran und so erschufen sie ein Tier nach dem anderen und eine Pflanze nach der anderen begann die Welt zu begrünen: Gräser, Büsche, Bäume und Blumen aller Art.
Ihre Eltern beobachteten das Treiben von den Monden aus voller Zufriedenheit und konnten es kaum erwarten, bis sie sich endlich an die Erfüllung ihrer eigentlichen Aufgabe machten.

Endlich war der Augenblick gekommen und die vier Geschwister verabschiedeten einander und Glückwünschen und neckischen Zankereien, um sich in Klausur zu begeben. Auch würden sie in der nächsten Zeit keinerlei Kontakt zu ihren Eltern pflegen, die als Schiedsrichter nur in absoluten Notfällen eingreifen würden, sollten die Schöpfungen außer Kontrolle geraten und Skeyra zu zerstören drohen.

Obgleich Sel, der Erddrache, eher still und ruhig, ja geradezu von gemächlichem Wesen her war, so war er es, der die ersten Resultate zustande gebracht hatte.
Die wundersame Kraft der Erde spiegelte sich in den beiden Halbgöttern Furan und Malath wieder, wobei der erste eher die lichte Seite der Schöpfung verkörperte und aufrecht gehend daher kam, während Malath ein canidenartiges Aussehen hatte und auf diese Weise mit vier Beinen sehr bodenständig geworden war.
Der väterliche Klaps auf seinem Hinterkopf hatte bei ihm am besten gewirkt und er hatte nur allzu gut die Arbeit jenes abstrakten Wesens im Gedächtnis. Diesem nacheifernd formte er aus feuchtem Lehm die Menschen und hauchte ihnen durch Mund und Nase Leben ein.
Da er selbst von einer lichten und dunklen Seite geprägt war, mag es kaum verwundern, dass auch die von ihm geschaffenen Halbgötter und die Menschenrasse von beiden Seiten etwas in sich trugen, was insbesondere bei den Menschen als Charakterzüge zum Vorschein trat: Die einen waren freundlich und hilfsbereit, während andere eher von düsterem Naturell waren und sich schon sehr bald schädliche Einflüssen ausgesetzt sehen sollten.

Auch wenn die vier Elementdrache Stillschweigen über ihre Schöpfungsprozesse vereinbart hatten, so war es unvermeidlich, dass sie Sels Schöpfungen zu Gesicht bekamen, denn es war menschliches Naturell, sich auf der Welt sehr schnell auszubreiten und dabei rücksichtslos von der Flora und Fauna, die die Drachen gemeinsam erschaffen hatten Gebrauch zu machen.

Selbst Myria, die jüngste der Elementardrachen, bekam in den Tiefen eines Ozeans einen Menschen zu Gesicht, der aus irgendeinem Grund auch immer versucht hatte, sich nicht nur das Land sondern auch das Wasser untertan zu machen und dabei freilich gescheitert war.
Der leblos durch das Wasser treibende Körper inspirierte sie und sie begann mit einem Geschöpf der Tiefsee, mystisch und geheimnisvoll, doch so düster wie die schwarzen Tiefen des Ozeans. Das gewaltige Resultat war Dyn, die Seeschlange.
Als lichten und leichten Kontrast schuf sie das wundersame Einhorn, dessen wallende Mähne und Fesselbehaarung die Farbe von Meeresschaum hatte und das Horn weißbläulich strahlte wie das sonnenbeschienene Meer im hellen Sonnenlicht, dem es entsprang.
Auch wenn Myria als Wasserdrachin natürlich dem Wasser verbunden war, war sie mit ihren Schöpfungen nicht an die Meere, Seen und Flüsse gebunden, auch wenn ihre Schöpfungen vom Wesen her diesem Element entsprachen, nämlich zumeist still und unergründlich.
Das halbgottgleiche Einhorn durchstreifte fortan die Wälder und dessen Anmut und Schönheit entwickelte sie noch weiter, fügte Intelligenz dazu und schon hatte auch sie ihre Aufgabe mit der Erschaffung der Elfen vollständig erfüllt.
Die Elfen sollten einen eleganten und weisen Gegenpart zu Sels doch etwas plumpen Menschengeschlecht darstellen.

Der Feuerdrache Pyr hatte sich tief in einen Vulkanschlot zurückgezogen, doch auch seiner Aufmerksamkeit waren Sels Menschen nicht entgangen und er nahm einen von ihnen mit zu sich zum Studium. Als er aber sah, dass dieser in einem Lavastrom nicht bestehen konnte, wusste er, dass er für seine Schöpfung einen etwas anderen Weg beschreiten musste.
Außerdem wollte er, gemäß seines hitzigen und impulsiven Temperamentes, etwas erschaffen, das so kämpferisch und unüberwindbar war wie ein Drache und etwas, das so zerstörerisch und so verschlingend wie eine Feuersbrunst war. Des Resultat waren der Halbgott Branx, ein Riese, und als düsteres Gegenstück dazu Atmon, ein dreiköpfiges Ungeheuer.
Von jenem Menschen hatte Pyr außerdem noch von der Existenz der Elfenrasse erfahren. Doch da er weder mit der Schwächlichkeit der Menschheit noch mit der Schönheit von Elfen etwas anfangen konnte, wollte er eine Rasse schaffen, die praktisch veranlagt war und auch schwerste Arbeiten verrichten konnte. So erschuf er die Zwerge, denen die Berge zur Heimat und Arbeitsstätte wurden. Ein angenehmer Nebeneffekt war, dass diese dann für ihn im tiefsten Felsen nach allerlei Bodenschätzen und Edelmetallen graben konnten.

Auch wenn sich Aeris, die Winddrachin, nicht aktiv darum bemühte, kam ihr doch schon recht bald zu Ohren, welche Rassen ihre Geschwister geschaffen hatten.
Im Gegensatz zu dem eher behäbigen Sel oder ihrem feurigen Bruder Pyr war sie ein rastloser Geist, der, kaum war er an einem Ort, sich schon wieder an einem anderen wünschte. Daher war es für sie nur allzu logisch, dass ihre Geschöpfe geflügelt sein mussten.
Ihre flugfähigen Halbgötter trugen die klingenden Namen Kryatos und Corbid.
Da Aeris sich am liebsten hoch in den Lüften herumtrieb, fühlte sie sich bisweilen recht einsam in den blauen unendlichen Weiten von Skeyras Himmel. Ihre Geschwister gesellten sich nur selten zu ihr und ab und an hatte ihr Vater Lux als Spielgefährte in den Wolken herhalten müssen.
Inspiriert durch Sels Menschenschöpfung kreierte sie die Avior, eine Kreuzung aus Mensch und Vogel, die ihr in den luftigen Höhen Unterhaltung bringen konnten.

Alle vier Elementardrachen hatten ihre Aufgaben zur vollen Zufriedenheit ihrer Eltern ausgeführt und alle waren gespannt, wie sich nun die einzelnen Rassen und Völker Skeyras weiter entwickeln würden.
Doch auch Chorath beobachtete interessiert die Vorgänge auf dieser Welt und er fühlte, dass nun bald seine große Stunde schlagen würde.
Auch Brenell behielt das Geschehen auf Skeyra genauestens im Auge, schon aus dem Grund heraus, falls er rettend eingreifen musste, falls Chorath irgendwelchen Unfug anstellen sollte.
Jene sogenannten Halbgötter waren von den Geschwistern mit großen körperlichen Kräften, aber auch mit enormen magischen Fähigkeiten ausgestattet worden. Selbstverständlich waren sie nicht in der Lage, sich mit den Drachen darin zu messen, aber sie waren allesamt befähigt, das Schicksal Skeyras aktiv nach ihrem Willen zu gestalten, was auch noch geschehen sollte.

Den Halbgöttern fiel die Aufgabe zu, ihrerseits nun wieder jeweils zwei Wesen zu erschaffen, so genannte Dienstgeister, die ihnen zur Hand oder Tatze gehen sollten, und diese Dienstgeister wiederum sollten jeweils eine weitere, neue Rasse kreieren, die ebenfalls diese Welt bevölkern sollten und mit den anderen Schöpfungen interagieren konnten.

Die Drachen waren mehr als gespannt auf das, was nun auf sie und auf Skeyra zukommen wollte, denn die Entwicklungsmöglichkeiten waren mannigfaltig.
Da jeder der Elementardrachen jeweils eine lichte und eine dunkle Halbgottheit geschaffen hatte, wurde jeder jener Dienstgeister, die die Halbgötter erschufen, ebenfalls dementsprechend von lichtem oder dunklem Wesen.
Und genau das war die Chance, auf die Chorath so lange gewartet hatte, denn die aktuelle Konstellation barg den allerersten Keim der Zwietracht in sich.

In den Chroniken Skeyras ist sehr ausführlich beschrieben, wer nun wen weiter geschaffen hat oder wer oder was sich im Folgenden mit wen oder was auch immer paarte und was daraus resultierte.
Hier soll nur kurz zusammengefasst sein, welche zum Teil wundersamen Kreaturen das Licht Skeyras erblicken sollten.

Sels lichter Halbgott Furan formte Ermid und Calfas als seine Dienstgeister.
Ermid, der die Gestalt eines Menschen besaß, war Begründer der Rasse der Gnome, emsige Tüftler mit scharfem Verstand.  
Calfas wurde zum Vater der Satyrn, die in den Wäldern zu Hause waren.

Malath, Sels dunkle Schöpfung, erschuf Gorath und Necosis, den Finsterwolf.
Gorath wiederum brachte die Argesen ins Spiel, die ihm gleich waren.
Necosis begründete die Rasse der Werwölfe, der hetzende Schrecken der Nacht, seine Kinder.

Aeris Kyratos erschuf den Pegasis, das fliegende Pferd mit einem Horn auf der Stirn, und Feras, den Phoenix.
Pegasis seinerseits brachte die Rasse der Zentauren hervor, welche die Ebenen besiedeln
sollten.
Feras hauchte den sogenannten Bogs das Leben ein, die an die Nacht gebunden sein sollten, jedoch mit Feuer im Herzen.

Corbid, Aeris dunkler Bote, kreierte Ifris, den Dschinn, und Tarnath.
Ifris rief die Rasse der Geister ins Leben, sie waren körperlos wie er und doch beseelt von
einem dunklen Drang.
Tarnath erschuf die Vampire, äußerlich wie Menschen zwar, doch gleich ihm Fürsten der Finsternis.

Der von Pyrs beseelte, riesenhafte Branx war den Schriften nach der Schöpfer von Argos und Morion.
Argos, der Manticore, erschuf wiederum die Goblins und wurde ihr Schutzpatron.
Morion, der Minotaure, war etwas weniger kreativ und fertigte nur Kopien seiner selbst an, die Minotus.
Pyrs düsteres dreiköpfiges Ungeheuer Atmon, gebar Lyr und Thorn.
Lyr, der Geist der dunklen Magie, beschwor die Skeletonen herbei, der Finsternis verhaftet und von den Kraftströmen der Magie abhängig.
Die Burmecian, jene unheimlichen Rattenwesen, die Skeyra nun bevölkerten, waren das Werk Thorns.

Schließlich kamen auch Myrias Halbgottheiten ihren schöpferischen Pflichten nach und so schenkte das lichtgestaltige Einhorn Sheera Selene und Brannoc das Leben.
Selene machte sich daraufhin ans Werk und konnte als Resultat die Nixen vorweisen, das legendäre Volk der Meerjungfern und Wassermänner.
Brannoc erschuf die Rasse der Halblinge.

Dyn, die Seeschlange, brachte Skylla und Sinis aus den dunklen Tiefen hervor.
Skylla begründete das legendäre Volk der Fischmenschen, die Lurgi.
Sinis hatte die Incubi und Succubi zu verantworten, welche sich von der Kraft der Sterblichen nähren.

Bald schon verloren Lux und Noctira das Interesse an diesen Schöpfungsvorgängen auf Skeyra, denn enttäuscht waren sie zur Erkenntnis gelangt, dass sie all diese Geschöpfe bereits anderorts des Öfteren schon gesehen hatten und offensichtlich die Schöpfung einer Welt mit ihren Lebewesen stets nach gleichem Muster und mit gleichen Inhalten ablief.
Sie zogen sich nahezu vollständig auf ihre eigenen Monde zurück und nur der stetige Wechsel zwischen Licht und Dunkelheit zeugt bis zum heutigen Tage von ihrer Gegenwart.

Auch die Elementdrachen verloren irgendwann das Interesse an dem, was sie initiiert hatten, doch das Rad der Zeit drehte sich unaufhörlich weiter und allmählich fing das System an, aus den Fugen zu geraten.
Denn nun war für Chorath, dem chaosliebenden Urdrachen endlich der richtige Zeitpunkt gekommen, in Erscheinung zu treten, auch wenn er freilich nach wie vor die direkte Konfrontation mit den Elementardrachen und insbesondere mit Noctira und Lux vermeiden musste.
Chorath blickte voller Hass und Missgunst auf die nun bevölkerte Welt, in der nun Sterblichkeit und Magie sich in einen harmonischen Status Quo einpendelten. Er wollte den Urzustand der Welt erreichen, noch bevor sie durch Noctira zur Ruhe gebracht worden war, er trachtete nach deren wilder, ungeordneten, zügellosen Energie.
Von Lurz, dem Chaosmond aus, arbeitete er unbemerkt von allen, an seiner eigenen Schöpfung, die ihm seinem Ziel näher bringen sollte. Im Schutze der Dunkelheit und in den abgelegensten Winkeln Skeyras gestaltete er weitere Wesen, die den von den Elementardrachen initiierten Geschöpfen das Leben schwer machen sollten.
Chorath schuf als eine Art Testlauf zunächst die Kobolde, freche, unangenehme Quälgeister, die den anderen Wesen nachstellen sollten.
Als nächstes versuchte sich der rote Drache an den Trollen, Ogern und den Orks, grobschlächtige Gestalten voll von Kampfeswillen und roher Wildheit.
Auch die Sergals waren eine Schöpfung Choraths, wilde Kreaturen mit diabolischer Intelligenz.
Sein finsterstes Meisterwerk und die schlimmste Geißel für Skeyra waren jedoch die Dämonen, die nur ihm allein gehorchten.

Anfangs waren all diese unheilvollen Geschöpfe noch deutlich in der Unterzahl und sie blieben von dem Rest der Welt unbemerkt. Sie blieben im Verborgenen, bis ihre Anzahl schließlich so groß geworden war, um allen anderen Wesen Skeyras offen entgegen treten zu können.
Sie warteten nur noch auf das entscheidende Signal von dem finsteren Chorath, der nun, bestens gerüstet, auf seinem finsteren Mond mit finsteren Absichten auf den idealen Zeitpunkt wartete.

Doch auch der stillste und kleinste der vier Urdrachen war währenddessen nicht untätig geblieben.
Brenell liebte die Welt, wie sie nun war und er wollte diese unter allen Umständen erhalten.
Er war ebenfalls in aller Heimlichkeit zugange und koordinierte alles von seinem Mond Falkan. Unter seiner Regie entstanden einige Populationen, denen es bestimmt sein sollte, Choraths furchtbaren Kreaturen entgegen zu treten, wenn die Zeit dafür kommen würde.
Zum einen erschuf er die Zaki, schlaue und flinke fuchsartige Wesen, die kaum jemand einfangen konnte und die für ihre Wachsamkeit berühmt werden sollten.
Zum anderen brachte er die Rasse der Katynkas ins Spiel, katzenartige, eng mit der Natur verbundene Geschöpfe.
Weitere Bewahrer der Natur und zudem die Hüter der Geheimnisse der Magie wurden die Lapinras.
Schließlich brachte er noch die Zecha, jenes legendäre und geheimnisvolle Volk der Wüste, und die Ferlok, echsenartige Wesen, die ihm glichen, hervor.
Die Tanusi als versteckt lebende Bewahrer der Wälder waren der Schlusspunkt seines Schöpfungswerkes.




ENDE des ersten Buches der Chroniken von Skeyra.
« Letzte Änderung: 11.August.2011, 18:48:54 von Greldon » Gespeichert
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