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Autor Thema: Vergessene Momente...  (Gelesen 3660 mal)
arakis
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« am: 13.Dezember.2006, 23:54:15 »

Das Feuer brennt. Holz knistert zögerlich dahin und die letzten Reste der Tageszeitung kräuseln sich zu einem schwarzen Klumpen zusammen.

Das aufgeblätterte Buch liegt noch ungelesen auf dem Kaminsims und wartet vergeblich auf einen Hauch des Windes, um endlich seinen Schlaf zu finden.

Es sind die kleinen flüssigen Perlen aus klarem Wasser, die an dem dicken Glas zerschellen. Den Gesang des Regengusses absorbiert es gänzlich.

Stille schleicht durch das Wohnzimmer und windet sich um die verlassenen Stühle, die in der Eile vergessen worden sind.
Unverhofft versuchen die Armlehnen nach der Tischkante zu greifen.
Selbst die weiße Strickdecke erreichen sie nicht, gleichwohl sie fast die halbe Distanz bis zum Teppichboden überhängen und zum Greifen nahe sind.

Verblieben ist die alte, gut verwahrte Vase, in der eine weiße Lilie haust.
Wie ein Scheinwerfer überblickt der Blütenkelch die Reste auf den Tellern und das Geschirr, das verträumt zueinander schaut.
Zuletzt gesellen sich die beschlagenen Gläser dazu, deren apfelfarbiger Inhalt mit der Zeit gefroren zu sein scheint.

Sowohl der lange, als auch der kurze Zeiger sind verstummt und hören auf, noch weiter an dem Ziffernblatt zu kratzen.

Eine altertümliche Stehlampe, mit einem Lampenschirm aus harter Wolle steht auf der Fensterbank und beleuchtet den angestaubten Teddy, der sehnsüchtig auf den Waldrand schaut.
In Gedanken sieht er sich auf der Bank sitzen und den Regen kaum spürbar auf sein Haupt fallen. Seine rote Seidenfliege ist leicht verrutscht, sitzt jedoch umso fester auf seiner Brust.

Schatten kleben bewegungslos an der Wand und haben einen Kampf gegen die weiße Tapete beigelegt. Wie eine Einheit ergeben sie ein wirres Mosaik aus Harmonie und Unordung.

Der Türknauf scheint unbenutzt. Seit Jahren. Eine Staubdecke bezeugt es.

Es ist ordentlich. Geordnet in einem völlig fremden, aber sytematischen Gebilde. Bücherrücken mit den unterschiedlichsten Namen starren auf einen kleinen Fernseher und bewundern ihr Spiegelbild in der grau in grauen Röhre. Die Regale halten die Bücher warm kleine Holztiere schmiegen sich an die Innenwände aus Eiche.

Aus der Ferne klingt ein helles Glockenspiel. Der Ton so gezerrt, dass man meint, es sei nur ein Einziger.

Die Zeit steht still, kein Mensch in Sicht.
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arakis
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« Antworten #1 am: 03.Januar.2007, 01:53:52 »

Das Wetter kämpfte mit der Nacht und riss eine Wolke nach der anderen entzwei. Kalte Regentropfen schlurften an den vermoosten Mauern herab und stürzten in die ewige Tiefe. Es war ein weiter Weg, bis sie ihren Frieden schließlich in einem schlammigen Graben fanden. Nasses Gras und Wasserlinsen klebten aneinander und wurden zusammen mit der Sinnflut des Regenfalls fortgeschwemmt.
Von Zeit zu Zeit trennte sie Erdstücken aus dem Ufer heraus und färbte den Schlamm mit immer tieferen Farben.

Das Gewand war durchnässt und die Ärmel waren von zwei hellen Oberarmen auf einen Burgmauerabsatz gedrückt. Es kam keine Luft hindurch und der Regen fand keinen anderen Ausweg, als sich vor den Armen zu stauen und schließlich an der Seite zu kleinen Sturzbächen in die Ritzen den Kopfsteinpflasters zu krachen.

Schon seit vielen Minuten verharrte die dünne Gestalt auf dem Hof dieser Ruine, die auf einem einsamen Felsen mitten in einer Feldlandschaft aufgestellt wurde. Die Natur sah vor, dass diese Fels der Wächter über ein sehr großen Flecken Land war und niemanden hier herein ließ. Die Folge davon war eine Totenstille, die der Umwelt erlaubte, sich nach freier Gewalt zu entfalten.
Die menschliche Gestalt senkte den Kopf kaum merklich, und riss die Pupillen zu den Augenlidern hoch, um den Blick weiter am Himmel haften zu lassen. Es war schwer, durch das Unwetter hindurch nach Sternen zu suchen, wenn man sie nicht sehen konnte.
Nur das Wissen, dass dort welche sitzen, und das Wissen, wo welche sitzen, half, in dem Bild mehr zu sehen, als einen grauschwarzen Farbflecks.

Die Gestalt stand nicht dort, um sich zu erkälten. Sie hatte einen Ort gefunden, an dem sie sich konzentrieren konnte. Ein Ort, der Stille und Leben spendete, wenn auch in einer zeitlosen Ruine, in der Menschen das Böse vermuteten, weil sie dunkler als ihre Ängste war.
Gerade das war der Zauber, der das Leben schon seit Langem erhalten hatte und nur denen davon spenden konnte, die ihn zu durchbrechen gedachten. Wenige wissen, dass sie diese Magie inne wohnen haben.

Die Gestalt stand starr, doch war sie aktiver, als so manch wirklich fleißiger Arbeiter. Niemand hätte es ihr ansehen können, außer jene, die sie kannten. Die Falte zwischen den Augenbrauen verriet es, wenn man es lesen konnte.

Von der Ferne her, schwebte eine Fledermaus heran. Sie musste sich verirrt haben, da es im Umkries der nächsten zehn Kilometer nichts anderes als diese Ruine gab, an der sie sich hätte orientieren können.
Sie kam mit schweren Schlägen herbei und überflog das nasse Haar der Gestalt, an der Burgmauer.

Sie ahnte nicht, worauf sie zuflog. Vor ihr lag die Vergangenheit einer gigantischen Erzählung. Die Grabstätte einer Epoche, die man aus der Zeitspanne herausgerissen hatte, da sie Erinnerungen schuf, die Menschen nicht verstanden oder nicht zugestehen wollten.
Doch wenn Dinge nicht weiter an die folgenden Generationen gegeben wurden, so versanken sie im Morast der Zeit.

Endlich fand sie eine Mauer und flog nun etwas bestimmter weiter.
Schließlich verwand sie in einer dunklen Öffnung, in deren Winkel ein Spinnensetz, beperlt mit Tau hing.

Die Gestalt schloss die Augen und spürte den Regen, der an den Wangen herab, auf die Schultern lief. Sie hörte das Flattern einer Flagge. Und diese Flagge trug ein Symbol, das jenseits von Leben und Tod existierte.

In weiter Ferne hellten Blitze auf und schluckten scheinbar jede Art von Donner. Die Kulisse bestimmte der fegende Wind, der den Regen von Ort zu Ort trug.
Es war an der Zeit für die Gestalt, sich dem hinzuwenden, was den Namen Heimat tatsächlich verdiente.
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arakis
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« Antworten #2 am: 14.Januar.2007, 03:05:08 »

Es hatte aufgehört zu regnen, doch ein Himmel zeigte ein Gemisch aus grauen und hellblauen Farbpigmenten. So unsauber zusammengemischt, dass man meinte, der Himmel spottete einem. Und doch strahlte er eine gewisse Faszination aus.
Ich hatte die Ruine verlassen und machte mich auf den Weg in das nächstgelegenste Gebirge. Ich wusste, dass Lethargia dort verweilte. Die frische Luft dort oben gab dem Drachen neue Energie ..und mir würde es wahrscheinlich auch sehr gut tun.
Tief unter mir plätscherte ein flacher Strom aus klarem Nass gegen die Felsen, die sich dem Wasser in den Weg stellten und es immerwährend zerteilten. Die Natur wollte es so.
Es war eine recht schmale Klippe, die ich auf einer Brücke aus wild zusammengelegten Holzbrettern überquerte. Es sah sehr instabil aus, doch mein Gewicht hielt es wohl gut aus.
Es knarrte bei jedem Schritt leicht. Ich ging ruhig, gleichmäßigen Schrittes. Das Stück, das von meinem Gürtel überstand, wehte leicht auf und ab...

Ich war auf der anderen Seite angekommen. Ich hatte das Gefühl, dass mehr Leben in diese Gegend gekommen war. Mischgestalten aus Katzen und Menschen zeigten sich hier und da bei der Jagd. Und mindest zweimal am Tag bekam ich ein Reh zu sehen.
So begrüßten mich auch jetzt ein knappes Dutzend Vögel, die auf einem Torbogen Platz gefunden hatten, den die Zeit sichtlich eingeholt hatte.
Er war wohl mal einen Wachposten zugehörig, als hier noch eine mächtige Steinbrücke stand und ganzen Völker und das Land kämpften.
Doch die Informationen über die Vergangenheit war so schwammig, wie die Farben am Himmel.
Die Vögel flogen auf und ich kam von den Holzbrettern auf einen Pfad, der ais geplättetem Gras bestand.
Er führte mich eine ganze Weile in das fade Land hinein, das vor Allem Jungfräulichkeit ausstrahlte. Es war vergessen worden.

Ich beschloss nach einer Weile Pause zu machen und setze mich auf eine flache Felsplatten-Formation, die das bevorliegende Gebirge ankündigten.
Geduldig wühlte ich in meinem Proviantbeutel und holte ein paar Kerne heraus, die ich mit ähnlicher Ruhe vertilgte.
Ich bemerkte nach einigen Minuten, dass mich zwei der Katzengestalten ..etwa knapp ein einhalb Meter groß, dabei beobachteten. Ich sah als Antwort zu Ihnen. Wir starrten uns regelrecht an. Irgendwann wurde es mir gleichgültig und ich wendete mich wieder meiner Nahrung zu.
Die Katzen zischten ab; ebenfalls Richtung Gebirge.
Der Wind zerbrach die Stille immer wieder und dominierte die gesamte Akustik in diesem Land.
Ich seufzte und erhob mich wieder. Es war noch sicherlich ein ganzer Tagesmarsch und machte mich auf den Weg. Auf durch das ewige Mosaik aus Grasfeldern, Felsen, Steinen und vereinzelten Bäumen...
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arakis
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« Antworten #3 am: 04.März.2007, 23:11:42 »

Ich legte meinen Stab an den Baumstamm. Die letzten Tropfen, die vom Regen noch an meinen Beschwörerutensil haften geblieben waren, verschmolzen nun schließlich mit der feuchten Rinde, die das Wasser gierig in sich hineinsog.
Ich saß in der Schwelle des ausgehöhlten Baumes und beobachtete ein halbes Dutzend Katzenmenschen, die gerade auf Waldwanderschaft waren. Ich vermutete ihr Unterschlupf irgendwo in der Nähe dieses Bergwaldes.
Es hatte keinen Zweck länger hier zu verweilen. Also beschloss ich weiterzuziehen und betrat wieder den links liegenden Pfad. Ich fröstelte, da mein Gewand durchnässt war. Es war aber sicherlich nicht der einzige Grund, für meine inneren Temperaturschwankungen.
Meine Augen hatten die Katzen bald verloren, nur mein Gehör ahnte noch, in welche Richtung sie eingeschlagen waren.
Ein entfernte Neugier für diese Wesen ließen mich die nächste Zeit in ihrer mittelbaren Nähe sein. Meine Unsicherheit jedoch wahre den entscheidenen Abstand, durch den sie mich noch links liegen ließen.
Längst hatten sie mich bemerkt.
Nach einer guten halben Stunde kam ich aus dem Waldstück heraus und endete vorerst auf dem höchsten Stück Land, im Umkreis der nächsten zehn Kilometer.
Es war ein freier Fleck, auf dem vereinzelte Bäume, wie die übrigen Figuren auf dem Brett eines beendeten Schachspiels standen.
Vergessen und überflüssig. Und doch bestimmend für den Ausgang dieser Szene.
Ich ging auf einen etwas verkrumpelten Baum zu und streifte ihn absichtlich. Seine Rinde war uralt. Dieses Alter machte ihn wohl so interessant und waren auch der Grund dafür, dass seine Äste, wie Krallen spiralförmig in das Nichts griffen.

Die Aussicht von diesem Punkt aus, war einmalig. Der Wind floss durch meinen Körper und brachte erneuernde Kraft.
Ich genoss die Szenerie, bis ich nach kurzer Zeit die Ursache am fernen Horinzont erspähte.
Eine gigantische Windsäule, riss den Himmel einmal senkrecht durch und rotierte in stürmischem Tempo. Bedrohlich wirkte es nicht, da man meinte, er bewege sich nicht von der Stelle. Es war eher Respekt, der mich erfüllt hatte. Respekt vor der Natur.
Das ganze Bild war von einer Sekunde auf die andere zum Leben erwacht.
Riesige Schwärme von Vögeln verhakten sich in dem blauen Farben am Himmel. Sich öffnende Wolken offenbarten funkelnde Sterne, greifbar nahe. Und der Blick nach unten zeigte Architektur.
Keine verlassene Burgruine, in der ich gehaust hatte. Nein.
Das Bild vor meinen Augen erzählte von einem neuen Kapitel. Ein neuer Level von Leben, dass gelebt werden konnte, wenn es danach griff.

Ich stieg drei, vier Schritte die schwache Senkung des Terrains herab und sog die kühle, klare Luft des vergangenen Regens ein.

Das Leben ist keine Verpflichtung, es zu bestehen.
Es ist eine Basis. Es ist eine blanke Platte in einem Baukasten, dem viele unterschiedliche Bausteine beigefügt sind. Die Grundelemente, die ersten Steine die man wählt, es sind die Komponenten, die unsere Persönlichkeit prägen. Neigungen, Gefühle, Interessen, Verlangen, Neugierden...

Viele Leute pflastern gerade Wege in die wilde Landschaft hinein, damit wir genau diese betreten. Uns keine Mühe machen müssen, um die Kraft, die uns gegeben ist für ganz konkrete Ziele einzusetzen.
Viele dieser Wege sind eingezäunt, teils mit Stacheldraht. Kaum davon abzukommen. Dieser Draht besteht meist aus Ängsten, aus dem Druck unseres Umfeldes, aus Unwissenheit und aus Gruppenzwang.

Ich stand hier oben und hatte einen steilen Weg in ein weiteres Waldstück entdeckt. Es würde irgendwann wieder an den Fuss des Berges führen, von wo aus, ich in die vor mir liegende Zivilisation eintauchen würde.

Hier oben kamen Gedanken, wo die Grenzen unserer Möglichkeiten liegen.
In der genetischen Beschaffenheit ? In den Grenzen meiner Beschwörungskraft ? Was liegt zwischen den gepflasterten Wegen, inmitten der Natur. Das wuchernde Terrain, das die Masse bei ihrer Entfaltung aussortiert hat ?

Ich denke, dass ich schon lange von diesen vorgefertigten Wegen abgekommen war und das fremde Land vor meinen Augen hatte.
Diese Stelle auf diesem Berg gab mir sichtlich ein Eindruck von dieser Welt.

Ich nickte und stieg herab. Bald war ich wieder von grünem Blattwerk und windschiefen Stämmen eingehüllt, die fernes Sonnenlicht durchaus hineinließen.
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Mendox
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Blackdragons - my love, my passion, my fate


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« Antworten #4 am: 05.März.2007, 13:37:53 »

Interessant geschriebene Geschichte. Kommt bald eine Fortsetzung?  Smiley
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Aal kogaan los ved zeymah mahfaeraak...

Wie im Mantel tief geborgen,
fühl ich mich in schwarzen Schwingen,
werde niemals mich mehr Sorgen,
lass mich nie mehr nieder ringen.
(Auszug aus einem Gedicht von Marion Beier)

arakis
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« Antworten #5 am: 25.März.2007, 22:49:39 »

Ich tauchte in das tiefe Blattwerk ein und versuchte dem, noch schwer zu erkennenden Pfad zu folgen, der überall überwachsen war. Und dort, wo kein Grün da, ragten Baumreste und Felsen aus den Schlupflöchern.
Es war noch eben genug Platz, um mich vorwärts zu bewegen.

Ich war gut beschäftigt damit, die Äste mit meinem Stab beiseite zu schieben. Einmal nach rechts, zweimal links herein...
Ich versank etwas in meine Gedanken...

Es kommt mir bekannt vor, diese Wege zu betreten.
Ich habs sicher schon oft geträumt. Vielleicht ja nächste Nacht wieder.
Vielleicht eine Art Dé-ja-vu ? ...


Plötzlich zerrte etwas an meinem Stab!

Ich schrak auf.

Mit aller Kraft zog ich zurück, doch es ging schnell und schon bald riss mich ein Stoß zurück in die Sträucher, die mich unsanft auffingen.

"Hey!!"

Ich richtete mich schnell wieder auf und erkannte zwei zusammengekniffene Katzenaugen, die mich wachsam anstarrten.
Ich ließ ihr keine Zeit, dieser Katze.
Ich riss mich hoch und kämpfte mich durch das Geäst.
Doch sie schien schneller zu sein und sprang hoch in die Baumkrone.
Der Baum hatte genug Äste.
Ich kletterte von einem Ast zum Nächsten. Geschwind hinterher.
Ich hatte sie erreicht und ehe ich mich versah, standen wir uns gegenüber. Es ging so schnell, dass sowohl sie, als auch ich selbst scheinbar mit der Situation überfordert waren
Wir standen hoch, auf diesem Baum, überblickten alles und doch wieder nur den Anderen.
Sie starrte mich an und ich sie. ..Wieso reagierte keiner ?

Sie hatte einen schlanken Körper, dennoch muskulös. Es war unmöglich zu sehen, welches Geschlecht sie war.

Sie zischte mit den Zähnen und ich nahm Abwehrhaltung ein.

Ich studierte sie weiter. Grau-getigertes Fell, beiges Laken über den Körper geworfen, hohe schwarze Stiefel, langer Schwanz, große Ohren, weiße Handschuhe mit hohem Schafft...

Sie machte einen gewaltigen Satz und übersprang einen Baum, um auf dem Darauffolgenden zu landen. Erfolgreich.
Ich setzte auch zum Sprung an ...doch noch gerade erinnerte mich mein Verstand, dass ich diesen Sprung niemals schaffen würde.

"Komm zurück, du Vieh!"

Sie wandte sich um und zischte ein weiteres Mal.
Dann sprang sie weiter zum nächsten Baum.

"Alisa!!"

Sie stoppte und auf einem Baum, einige Meter weiter, tauchte blitzartig eine weitere Katze auf. Sie sah ihr ähnlich, aber selbstsicherer.

"Was machst du da!?"

Alisa, blieb stehen und rief der anderen Katze hektisch zu.

"Meine Arbeit!" ..sie hüpfte weiter und machte schließlich einen riesigen Satz in die Luft. Ich erstarrte, als sie plötzlich von einer Art Verzerrung in der Luft verschluckt wurde und daraufhin verschwand.

Die andere Katze erblickte mich ..musterte mich kurz und schüttelte den Kopf.

Ich wagte es und sprang zum nächsten Baum über, in der Hoffnung, dass die Katze darauf reagieren würde.
Ich schaffte es nicht ganz und musste mich rettend an einem Ast festhalten. Mühevoll zog ich mich hoch und überschaute die Baumkrone.
Die Katze stand immer noch da. ...viel zu weit weg. Doch sie beobachtete mich. Ich verstand nicht wirklich, was ihre Absicht war.
Ich hatte mich hochgezogen und arbeitete mich sofort zum nächsten Baum vor. Wieder verfehlte ich und erreicht nur den Stamm auf halber Höhe.
Ich kletterte weiter. Plötzlich erfasste mich ein heftiger Windschlag. Mit Mühe hielt ich mich fest. Die Augen zugekniffen. Und mit einem stechendem Schmerz in den Armen.
Ich mich mit Mühe hoch und kam langsam nach oben.
Doch anstatt die Katze auf dem Baum zu sehen, stürmte plötzlich ein großer Schatten auf mich zu.
Es ging zu schnell und es riss mich mit einem schmerzhaften Druck in die Tiefe.

Ich verlor das Bewusstsein...
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