*seufz* Schaut blöd aus, bin nämlich jetzt ne Woche in Urlaub, aber von mir aus....
Damit's nich langweilig wird.
Kapitel 11
Mittlerweile wurde es schon fast wieder dunkel und Astaroth hatte sich noch immer nicht bei Luzifer gemeldet. Trotzdem verspürte er keine Gewissensbisse. Ganz im Gegenteil!
Er sah auf die Uhr und teilte dann Azarun mit:
„Es ist gleich sechs Uhr.“
„Aha.“, antwortete Azarun, der nicht wusste, was er mit dieser Tatsache anfangen sollte.
„In der Tat.“, bestätigte Astaroth.
„Ich glaub’s dir schon.“
„Sechs Uhr.“
„Und?“
„Das bedeutet...“, begann Astaroth und hob die Stimme, „...dass wir uns vor ungefähr vierzehn Stunden getroffen haben. Geben wir der Rechnung etwas Platz, sagen wir ein Tag. In der Zwischenzeit hast du bereits fünf Menschen umgebracht und drei verletzt. In der Woche wären wir dann bei 35 Toten und 21 Verletzten. Im Jahr 1785 Tote und 1071 Verletzte.
Daraus schließe ich, dass du seit unserem letzten Treffen 1785000 Leute getötet und 1071000 verletzt haben musst.“
Astaroth schnippte mit den Fingern und rechnete kurz weiter.
„Auf die heutige Weltbevölkerung übertragen, hast du bereits etwas mehr als ein Viertel vernichtet und ein weiteres Viertel ins Krankenhaus gebracht. Also bist du schon der Hälfte einmal im Kampf begegnet. Cool hm?“
„Wahnsinn.“, sagte Azarun unterkühlt.
„Jaja.“
„Hey, ich hab es auch nicht leicht, weißt du. Ich habe viele Feinde und nur sehr wneig Freunde.“
„Das ist bei mir nicht anders.“
Azarun sah sich absichernd um, dann deutete er zu dem nicht mehr weit entfernt liegenden Hyde Park.
„Hast du Lust und Zeit etwas über die Zukunft zu reden?“
„Nein.“
„Und Lust zu trainieren?“
„Ja.“
„Warum frage ich eigentlich noch nach?“
„Weiß nicht.“
„Das war rhetorisch gemeint!“
„Ach so.“
Aus Mangel an Gesprächsstoff blieb Azarun einfach stehen und lehnte sich gegen ein Schaufenster.
Astaroth sah ihn ernst an und fragte dann: „Warum, Brüderchen? Wir hätten dich gebraucht. Ich meine, schau dich doch an. Du hast dich verkauft! Nichts anderes. Verkauft!“
Azarun funkelte ihn zornig an.
„Sollte ich das nicht besser wissen?“, zischte er böse.
„Vielleicht.“, wich Astaroth aus, der nur zu genau wusste wie zornig er seinen Bruder damit machte, „Ich will ja nur sagen, dass ich dich nicht verstehen kann!“
„Ja und? Mir ist es egal, was du verstehst und was nicht!“
„Für was sind wir dann Brüder?“
„Wer sagt, dass wir das sind?“, rief Azarun zornig, um dann, von den eigenen Worten schockiert, zurückzuweichen.
Astaroth sah erst so aus, als schlüge ihm jemand ins Gesicht, dann fing er sich aber und sagte mit tonloser Stimme: „Wahrscheinlich hast du recht, Vampir. Du gehst deinen Weg, ich gehe meinen. Was war ist schließlich bloß Erinnerung.“
Azarun war zu stolz um sich für die eigenen Worte zu entschuldigen, doch er fing sich geschickt, indem er murmelte: „Ich hasse es, dass diese Entscheidung zwischen uns steht. Kannst du es nicht so hinnehmen? Ändern kann man doch sowieso nichts mehr. Und ich will es auch nicht. Niemals.“
Astaroth sah seinen kleinen Bruder erstaunt an: „Du bist der erste Blutsauger, der mit seinem Los zufrieden is.“
„Ich wette du kennst nicht viele Vampire.“
„Hm...“, antwortete Astaroth nur, als er seinen Versuch die Stimmung zu entspannen schon verloren sah.
Aber Azarun war klug genug darauf einzugehen: „Komm schon, großer Bruder. Gehen wir zu mir. Ich glaub es is nich weit.“
„Du glaubst?“
„Ja. Bislang war ich da noch nie, obwohl dort meine ganze Ausrüstung liegt.“
„Aha. Ausrüstung...“
„Für meinen Job.“
„Vielleicht erklärst du mir das später?“
„Natürlich.“
„Vorher würd ich aber gerne noch nen Mantel kaufen. Ich hab vorhin einen ganz wunderbaren Ledermantel gesehen!“
„Mach was du willst.“, seufzte Azarun, als Astaroth schon längst losgelaufen und in einem nahen und völlig überteuert aussehenden Designerladen verschwunden war.
Der Vampir lehnte sich wieder gegen ein Schaufenster und war kurz davor entspannt die Augen zu schließen, als ihn etwas an der Hose zupfte.
Fast schon erschrocken zuckten Azaruns Hände unter die Jacke, zumindest sollten sie das tun, doch Azarun hatte seine Jacke nicht dabei. Und auch keine Schießeisen.
Irgendetwas kicherte von unten herauf.
„Du bist ja ein großer Mann.“
Furchtlos von den eiskalten Blicken, die Azarun dem Störenfried zuwarf, stand, unbeirrt, ein winziger Junge und zupfte weiter an Azaruns Hose.
„Ja?“
„Ja.“, kicherte das Menschenkind.
„Aha. Was willst du?“
„Nix. Warum muss sich was wollen?“
„Für gewöhnlich zupft man Fremde nicht an den Klamotten, ohne etwas zu wollen.“
„Bist du ein Penner?“, fragte der Junge ernsthaft.
Azarun klappte vor Erstaunend er Mund auf, doch der Menschenjunge fragte glücklich weiter:
„Hast du schon meine neue Uhr gesehen?“, und zeigte stolz eine nagelneue rosa Uhr vor.
Azarun dachte sich, dass er diese Uhr noch nie gesehen hatte, bislang trotzdem sehr gut überlebt hatte und wahrscheinlich um einiges froher gewesen wäre, wenn ein Blitz vom Himmel gefahren wäre, der diesen kleinen Kerl traf.
Er sah sich um, ob auch bestimmt niemand zuhörte, dann beschloss er zu einer unfeinen Methode zu greifen.
Er konzentrierte sich. Kriechend wie eine Schlange glitt merkwürdig grünliches Licht aus seinen Händen und formte schließlich das ungefähre Bildnis eines Revolvers. Dann, von einer Sekunde auf die andere, wurde aus dem Licht blitzender Stahl.
Er drückte die Waffe dem überraschten Jungen in die Hand, der offenbar gar nicht verstand, was hier passierte.
„Hier, nimm das und geh spielen.“
„Mami hat gesagt, ich darf nix von Fremen nehmen.“
„Fremden?“, fragte Azarun vorsichtshalber nach und spannte für den kleinen Menschen noch schnell den Hahn des Revolvers.
„Fremen.“, gluckste der Junge, drehte sich herum und lief so schnell es ging davon.
Azarun seufzte ein weiteres Mal. Er sah auf die Uhr. Nach genau 57 Sekunden hatte das Kind die Funktionsweise der Waffe verstanden. Etwas entfernt krachte ein Schuss.
Als lautes Kreischen die Stille des Abend durchbrach hätte Azarun fast gelacht. Einerseits war er schockiert was für leichte Beute er geworden war, noch dazu von einem Kind übertölpelt, andererseits konnte er es sich nicht verkneifen, darüber nachzudenken, was die Londoner Polizei mit einem revolvertragenden Minderjährigen machen würde.
„
, einmal bin ich kurz weg und hier geht’s schon wieder rund, oder wie läuft das?“, rief Astaroth, der mit zwei Ledermäntel den Gehweg entlang marschierte und mehrere Passanten aus dem Weg rempelte, die sich ihm törichterweise in den Weg stellten.
„Nur ein kleiner Spaß.“, sagte Azarun lächelnd.
„Ich wusste, dass du da mit drin steckst!“, murrte Astaroth und warf seinem Bruder einen der Mäntel zu. „Sehen scharf aus, hm? Haben knappe Tausend Pfund gekostet. Naja, ich hab nicht wirklich gezahlt.“
„Natürlich, du zahlst ja so gut wie nie.“
„Für was auch? Ich meine, mein Geld löst sich doch so oder so auf.“
Azarun seufzte mittlerweile zum dritten Mal und schlüpfte in den Mantel.
„Hey, der passt ja gut. Woher weißt du meine Größe? Und meinen Geschmack?“
„Ich hab geschätzt.“
Azarun wollte gerade noch etwas entgegnen, doch Astaroth unterbrach ihn scharf.
„Wir gehen jetzt zu dir, holen deinen Kram und gehen dann zurück.“
Er deutete mit dem Daumen nach unten. Eine Geste, die so ziemlich jeder versteht.
„Hetz doch nicht.“
„Doch ich hetze. Ich hab da jemanden, der wird die ganze Zeit, während wir hier quasseln, gefoltert.“
„Ups.“
„Ja.“
„Na dann.“
„Sag ich ja.“
„Gehen wir.“
„Na los.“
„Aber das ist doch etwas weit zum Gehen, wenn du’s so eilig hast.“
„Hä?“
Ohne zu antworten wand sich Azarun der Straße zu und suchte sich ein Taxi heraus, das schon eine Sekunde später neben den beiden hielt. Der Fahrer stieg sogar aus und öffnete die Türen für seine Fahrgäste.
Astaroth sah sich erstaunt um und stieg hinten ein, da Azarun bereits vorne saß.
„Aber Mammon meinte, die Menschen dieses Zeitalters wären unhöflicher geworden..........Moment mal.............BRÜDERCHEN! Lass seinen Geist los.“
Azarun, der sich ertappt fühlte gab dem Menschen seinen freien Verstand zurück, der sich erst offenbar ebenso ertappt fühlte, da er sich partout nicht erklären konnte, woher die beiden Fahrgäste kamen.
„Macht nix, guter Mann. Ich bezahl’ Sie doppelt.“, sagte Astaroth gönnerhaft und drückte dem Menschen ein Bündel Geld in die Hand.
Azarun fragte sich, wann es sich auflösen würde.
„In diesem Loch wohnst du also?“, fragte Astaroth zweifelnd.
Azarun sah ihn an und war sich nicht im Klaren, ob er jetzt böse sein sollte.
„Naja, man nimmt, was man findet. Außerdem sagte ich ja, ich hab das vor knapp nem halben Jahr gemietet und war trotzdem nie da.“
Astaroth zog einen der breiten silbernen Koffer aus dem einzigen Eck, das nicht mit feuchten Zeitungen belagert war.
„Schon, aber sieh dir das an. Moder und Dreck. Junge, ich weiß, du hast diesen riesigen Palast irgendwo, wo viele Berge sind. Der gehört doch dir, eh? Und dann noch die gut zwanzig Hütten in den Wäldern und so, die auch alle dir gehören. Außerdem hast du Kohle wie Heu. Ich mein, gibt nich viele Leute, die von sich behaupten können, auf den Schatz zugreifen zu können, der den Vampire früher zum Kriegführen das Kleingeld verschafft hat. Wieso machst du da nix draus? Stattdessen wohnst in diesem Loch!“
Azarun zerrte die restlich vier Koffer zu sich und öffnete den ersten.
Er zog alle Kleider bis auf die Short (natürlich auch in schwarz) aus. Dann nahm er einige kompliziert aussehenden Gürtel aus dem Koffer, auf dessen Schloss, wie Astaroth jetzt erkennen konnte, ein vampirisches Symbol prägte.
Mit peinlicher Genauigkeit legte Azarun erst mehrere der Lederriemen um das rechte Bein an, dann spannte er einige Waffenscheiden ein. Einen breiten Gürtel band er sich schief um die Taille, in dem viele kleine Schlaufen genäht waren, die offensichtlich für Wurfsterne gedacht waren.
Langsam und prüfend zog Azarun wieder die Hose an. Der Gürtel, der sie hielt, bot an der einen Seite zwei X-förmigen Scheiden Platz, an der anderen einem Revolverhalfter.
Als er sich vergewissert hatte, dass auch das fest saß, zog er sich das dünne Hemd über, das auch noch einen breiten Gürtel, der für Wurfmesser gedacht war, gehalten wurde. Daneben fanden sogar noch zwei eigens angefertigte Halfter für Pistolen Platz, die allem Anschein nach verdammt groß sein mussten.
Azarun legte sich noch dünne Unterarmschienen an, die vermutlich nur dazu da waren, um weniger kräftig geführte Schläge zu blocken, und zurrte sie fest.
Dann warf er sich wieder den Mantel über.
„Na, wie seh ich aus?“, fragte er langsam.
„Wie früher. Einfallslos, aber tödlich.“, antwortete Astaroth.
„Wunderbar.“
Azarun legte den Koffer bei Seite. Mit all den Gürteln war gerade mal ein Koffer geleert!
Die restlichen enthielten offenbar dann endlich die Waffen.
In die Scheiden am rechten Bein steckte Der Vampir eine lange, dünne, aber nichtsdestotrotz fürchterlich scharfe Athame. Daneben befand sich eine Sekunde später ein riesiges Wurfmesser, das wohl eher für Befreiungsschläge verwendet wurde, als für richtige Würfe.
Den Gürtel um die Taille füllte Azarun mit Wurfsternen auf, die er aus dem dritten Koffer entnahm, der randvoll mit jeder Art von Wurfwaffen war, bis kein Platz mehr war.
Er steckte das Hemd in die Hose, so dass man von den kleinen Todessternen nichts mehr erkennen konnte. Dann richtete er die Hose über seinen Fuß und schon waren auch die Gimmicks an seinem Bein verschwunden.
Dem vierten Koffer entnahm Azarun eine silberne Magnum, die er in den Revolverhalfter steckte, der auch noch zu den sechs Schuss in der Trommel dreißig weiteren Patronen Platz bot. Die X-Scheiden an der rechten Seite bekamen zwei ein-Meter-lange, rasiermesserscharfe, einem Katana nicht unähnliche Schwerter, an deren Spitze sich ein dünner Widerhaken erstreckte.
Der Gürtel über dem Hemd wurde ebenso peinlich genau mit funkelnden Wurfmessern versehen, von den jedes einzelne, so schien es, mit Leichtigkeit durch einen Menschen hindurch schießen musste. Astaroth sah allerdings überrascht , dass Azarun die beiden Pistolenhalfter ausließ, sondern zwei Koffer auch noch zur Seite tat und dem dritten zwei blitzende Dolche entnahm, die er so durch das Hemd stach, dass sie in einer dafür vorgesehen Kammer der Armschienen lagen.
Dann erst, wand er sich dem letzten Koffer zu.
„Du hast dich gefragt, wofür ich mein Geld ausgebe, großer Bruder. Das ist es.“, sagte Azarun, öffnete den Koffer und nahm zwei pechschwarze Pistolen mit blinkenden Silberbeschlägen heraus. Stolz ließ er in eine der Waffen ein Magazin sausen und zog etwas nach hinten, das bei anderen Pistolen vielleicht der Schlitten gewesen wäre.
„Sehr erstaunlich.“, murmelte Astaroth, dem die Worte fehlten.
„Darf ich dir Sylvia vorstellen.“, sagte Azarun und streichelte die Waffe, „Und das hier ist Lydia. Die beiden haben je ein Kaliber von 13,5 cm. Sie verschießen Hohlmantel-Phosphorkern Munition, die einen Menschen erst mit einer Schusswunde von ca. etwas mehr als sieben cm und einem ungefähren Blutverlust von drei Viertel Liter allein beim Einschlag des Projektils treffen. Dann entzündet sich der weiße Phosphor und brennt im Körper des Getroffenen. Ihr Treibgas ist so stark, dass es manchmal die Hohlmantelkugeln schon beim Schuss leicht auftreibt und das Phosphor entzündet. Für gewöhnlich verwende ich aber eh Stahlmantelgeschosse.“
„13,5 cm, hm? Das erklärt ihre Größe. Hölle, musst du alles übertreiben? Es gibt auf der ganzen Welt keine einzige Pistole, die das überbieten würde! Nicht mal Sturmgehwehre haben ähnliche Kaliber!“
„Ja. Toll, nicht? Sie haben die Funktionsweise der Desert Eagle, das heißt sie haben nur noch einen verkürzten Schlitten, hier der hintere Teil.
Statt einem Hammer fährt dieser massive Stahlzylinder mit, der auch dann die Hülsen auswirft. Das erzeugt das charakteristische Geräusch. Und ihr Gewicht. Und diese herrliche Stichflamme, die beim Abdrücken an der Seite entweicht. Aber keine Angst, es geht dadurch kein Druck verloren und die Flamme ist nicht allzu heiß.“
Azarun warf Astaroth eine der Waffen zu, nahm die zweite zur Hand, lud sie durch, nahm das Magazin heraus, legte noch einen Schuß hinein und steckte die Waffe dann in ihren Halfter.
Astaroth hob das Mordinstrument. Einem Menschen wäre das nie gelungen, aber wenn man sich einmal an diese neue Ausgewogenheit der Waffe gewöhnt hatte, spürte ein Unsterblicher das wohl gar nicht mehr.
Er gab Azarun die Pistole zurück, der mit ihr genauso verfuhr wie mit der anderen.
Astaroth betrachtete ihn kritisch und sagte:
„Endlich kenne ich dich wieder, Brüderchen. Ein Kämpfer durch und durch. Ich kann zwar nich sagen, dass ich drauf stehe, aber wenigstens siehst etz besser aus, als in dieser ebenfalls einfallslosen Pseudoplayboy-Kleidung. So, und bevor wir jetzt gehen wäschst du dir noch die Farbe aus den Haaren, kay?“
Azarun zückte einen der Dolche und schnitt sich das wilde Haar grob zurecht.
„Das muss warten. Dazu fehlt dir wohl die Zeit?“, versuchte Azarun abzulenken.
„Dazu haben wir immer Zeit.“, meinte Astaroth leichthin.
„Verflucht, muss das wirklich sein? Ich meine, das kann doch warten.“
„Schon. Aber ich glaub es würde zur Wiedererkennung beitragen. Also bitte, verkompliziere nicht alles.“, drängte Astaroth entwaffnend.
Was hätte Azarun da auch antworten können...Er warf dem Mantel, der lose an einem Haken an der Tür hing, einen sehnsüchtigen Blick zu.