Mendox
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« Antworten #9 am: 22.Februar.2005, 14:52:38 » |
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Sie sollen auch Jungfrauen sein und wenn sie sich in einen der "toten" Krieger verlieben dann können sie (glaub ich) ihr Walkürendasein aufgeben oder so ähnlich. Sie können sich auch in Schwäne verwandeln. Ich hab hier noch so nen "kleinen" Text
Wer will kann sich ihn durchlesen.
Walhalla, Walküren und Einherier
Der größte Saal in Odins Burg Gladsheim, wie überhaupt in Asgard, hieß Walhalla. Er hatte 540 Tore, jedes so breit, daß 800 Kriegsmannen zu gleicher Zeit in guter Ordnung durch dasselbe aus- oder einziehen konnten. Über der Haupteingangspforte, an der Westseite, hängt eine Wolf, und über ihm schwebt mit ausgebreiteten Flügeln ein Adler und droht mit Krallen und Schnabel. Walhalla ist das herrlichste Gebäude der Welt “innen, und außen von schierem Golde, mit blitzenden Goldschilden gedeckt und mit goldenen Speerschäften getäfelt”. An den Wänden hängen glänzende Waffen aller Art, die Säulen sind mit Schilden geschmückt, und auf den Bänken liegen anstatt weicher Polster blinkende Harnische. Von dem Golde an den Wänden und der Decke und von Schwertern, Speeren, Panzern und Schilden strahlt so viel Licht und Glanz aus, daß es keiner anderen Beleuchtung bedarf; keine würde auch die Gestalten, welche sich in der Halle bewegen, so zauberhaft umspielen und verklären, wie dies wundersame rotschimmernde Goldlicht.
Und an Gästen mangelt es nimmer in Siegvaters Saal. Da sitzen an den Tischen vieltausend narbengeschmückte Recken; jeder von ihnen war auf Erden ein Held und ist im Kampf gefallen. Wer den “ Strohtod” d.h. im Bett, starb, der kam nicht nach Walhalla, der mußte nach Hellias Schattenreich pilgern. Derhalben scheuten unsere tapferen Vorfahren nichts so sehr, als im Siechtum unrühmlich zu sterben; lieber brachte der hoffnungslos Kranke sich selbst mit dem Schwert die tödliche Wunde bei und sah voll erhabener Ruhe und Heldenfreude sein Lebensblut verrinnen, hoffend, daß Odin ihn nun doch in Walhall aufnehmen werde. So der alte, weise König Ring in der Frithjofsage, als er das Nahen des Todes fühlte:
“Nun schnitt er mutig
Runen für Odin,
Runen des Todes auf Brust und Arm;
Sah dann: wie herrlich
Aus silbernem Borne
Blut ihm und Leben verströmte so warm.”
Dann, aus dem Grabe wieder auferstanden, reitet der alte Held in herrlicher Waffenrüstung gen Asgard; und als unter den Hufen seines Rosses die Regenbogenbrücke donnert und bebt, springen die Pforten Walhallas auf, und er darf eintreten in Siegvaters Saal. Von seinem Hochsitz winkt Odin ihm huldvoll zu und läßt ihn durch seine Schildmädchen, jetzt liebliche, weißarmige Schenkinnen, den Willkommenstrunk reichen; Freyr und Frigga treten herzu und begrüßen den edlen Gast und schmücken seinen Helm mit Ähren und blauen Blumen; Freyja, an die goldene Tafel gelehnt, winkt mit weißer Hand, und Bragi, der langbärtige göttliche Sänger, greift in die Saiten der Harfe und singt:
“Willkommen, weiser Walhalla-Erbe!
Lang noch im Norden lebt dein Ruhm.
Bragi begrüßt dich und bringt dir das Trinkhorn,
Friedbote der Nornen, nahend vom Nord!”
So werden alle Helden, die in der Schlacht gefallen sind, droben in Walhalla aufgenommen. Sie sind Odins Auserwählte, seine Einherier (Einzelkämpfer), berufen, unter dem Sonnenauge Heervaters der Freuden viele zu genießen und dereinst im letzten großen Weltkampfe unter seinem Banner wider die Unholde der Vernichtung zu streiten.
Wie hätten da die tapferen Männer und Jünglinge nicht freudig in die Schlacht und in den Tod gehen sollen! Heißer, blutiger Männerstreit war ja ihre höchste Lust, und das Klirren und Klingen der Waffen ihrem Ohre süßeste Musik. Und wo in der Welt gab es dieser Heldenfreude so reiche Fülle und hohe Art, wie in Wodans waffenprangendem Hause! Nicht ein Tag vergeht dort ohne Schwertgeklirr und Schildgekrach auf blutbesprengter Walstatt. Wenn morgens in der Frühe Goldkamm, Walhallas Hahn, mit weitschallender Stimme kräht, springen die tausendmaltausend Schläfer vom Lager, legen unter Scherz und Lachen Helm und Panzer an, umgürten sich mit ihrem guten Schwerte, nehmen Schild und Speer zuhanden und schwingen sich hurtig auf die stampfenden Rosse. Drauf sprengt der Troß aus Walhallas Toren und reitet in geordnetem Heereszuge auf den weiten Kampfplatz. Dort beginnt alsbald ein fröhliches Tummeln und Streiten, und schon aus der Ferne vernimmt man Rossegestampf, lauten Anruf, wildes Kriegsgeschrei und scharftönendes Eisengeklirr. Da wogen die Streiter wild durcheinander, schleudern mit Macht die Speere und hauen mit den Schwertern drein, daß die Schilde krachen und splittern und Feuerfunken aus Goldhelmen und Brünnen stieben. Da wird manch gutes Roß über den Haufen geritten, und ruhmreiche Kämpen sinken betäubt und todwund in den Sand.
Und Odin sprengt heran auf seinem herrlichen Hengst; der Goldhelm deckt sein Haupt, Brust und Leib schirmt die strahlende Brünne, in der Linken hält er den gewaltigen Spieß Gungnir, die beste Kriegswaffe der Welt. Ihrem Höchstem folgen Götter und Göttinnen und stellen sich, von jauchzenden Zurufen der Einherier begrüßt, hinter den Schranken auf, um dem Kampfe zuzuschauen. Nun hebt erst recht ein herrliches Streiten an, und Odin freut sich des Kampfes, ehrt die größten Helden durch huldvolle Ansprache und läßt ihre Helme mit Eichenkränzen schmücken, die die weißen Finger der Göttinnen gebunden haben.
Sind und die Kampfspiele auf Odins Wink zu Ende, so stehen die Verwundeten und Toten heil und gesund wieder auf, besteigen ihre Rosse und reiten mit den anderen fröhlich und friedlich feiern: keiner gedenkt noch der Schläge, die er von seinem Gegner erhalten, keiner sinnt auf Rache. Schon steht in Walhalla das köstliche Mal bereit; die holden Schenkmädchen öffnen den heimkehrenden Helden die Pforten, nehmen ihnen Schilde und Spieße, Helme und Panzer ab und hängen das Gewaffen an den Wänden und Säulen auf; die tapferen Mannen aber setzen sich zu Tische und langen durstig nach den mit schäumendem Met gefüllten Trinkhörnern, die die weißarmigen Mädchen mit anmutigem Lächeln ihnen reichen. Dann laben sie sich an kräftig duftendem Schwarzwildbraten, der von den holden Dienerinnen in unerschöpflicher Fülle aufgetragen wird.
So köstlicher Bewirtung erfreuen sich die Einherier Tag für Tag. Jeden Morgen wird Sährimnir, ein gewaltig großer Wildeber, auf der Jagd erlegt, gebraten und den Helden Walhallas vorgesetzt; abends aber läuft das Tier wieder heil und frohgemut in den Wald zurück. Den Met liefert die Ziege Heidrun, die in dem Wipfel der Weltesche weidet. Ihre schäumende Milch, womit alle Morgen ein Riesenfaß gefüllt wird, hat die Wunderkraft, jedem, der davon trinkt, seine eigene Art (Heit) zu erhalten, daher führt die Ziege den Namen Heidrun, d.i.: die Art-erhaltende Rune.
Auch Odin nimmt teil an Walhallas Tafelfreuden; aber er labt sich nur an herzerfrischendem Trank; das Fleisch, von der holdesten Schildjungfrau ihm dargeboten, gibt er seinen beiden Wölfen Geri und Freki, die zu seinen Füßen liegen – “da nur von Wein der waffenhehre Odin ewig lebt”.
An der Tafelrunde der Götter und ihrer Gemahlinnen waltet die holdanlächelnde Freyja des Schenkamts, und man kann sich vorstellen, mit welcher Anmut die schöne “Wanadis” den hohen Gästen den Goldbecher darreicht. Freyja ist auch die Königin der Walküren.
Wenn in Midgard Krieg auflodert, verwandeln sich die lieblichen Schenkmädchen Walhallas flugs in Schildjungfrauen, indem sie blinkendes Rüstzeug anlegen, sich auf ihre feurigen Renner schwingen und mit fliegenden Haaren windschnell durch die Lüfte dahinsausen. Von ihren Goldhelmen und Harnischen geht blendender Glanz aus, und Sonnenstrahlen brechen aus ihren Speeren und Schilden. Dann schallt´s im Lager der rastenden Streiter:
“Erwacht! In den Wolken
Ist Waffengetümnmel!
Erwacht! Es gewittert
Als wiehern Rosse,
Walkürien kommen
Zum Kampf geflogen
In glänzenden Brünnen,
Von Brautlust glühend.
Sie lenken herunter
Die lustigen Renner
Um Tapfre zu kiesen
Mit tötendem Kuß.”
Ja, unter dem Kuß der holden Schildjungfrau Odins entschlummert der gefallene Held – ein friedlicher, wunderseliger Tod! Und er währt nur kurze Zeit; denn mit kraftvollen Armen hebt die Walküre den Schläfer zu sich auf Rosses Rücken und sprengt mit ihrer kostbaren Beute in sausendem Fluge nach Walhalla. Dort erwacht der held zu neuem Leben und tritt in Jugendschönheit und mit glückstrahlenden Augen ein in Siegvaters Saal zu der Schar der ihn jubelnd begrüßenden Einherier.
Die Walküren verwandeln sich auch bisweilen in Schwäne, oder sie schlüpfen in ein Schwanengewand und flogen dann gleich dem schönen, stolzen geheimnisvollen Vogel, in dessen Kleid sie sich bargen, noch schneller durch die Lüfte, als auf ihren grauen Wolkenrossen. Als Schwanenjungfrauen gleichen sie tragischen Musen, die auf den Untergang der siegreichen Helden deuten. In dieser Verkleidung suchten sie wohl gern einen einsamen blauen Waldsee auf, warfen das Federhemd ab und sprangen ins Wasser, um darin zu baden. Gelang es einem Menschen, unbemerkt heranzuschleichen und sich der weißen Gewänder zu bemächtigen, so waren die Mädchen in seine Gewalt gegeben und mußten seinem Willen gehorsam sein.
So ertappten Meister Wieland und seine Brüder am Wolfssee die drei badenden Walküren Allwitt, Alrun und Schwanwitt und führten sie als ihre Gemahlinnen in ihre Hallen. Sieben Jahre blieben die Schönen ihren Männern in Treue verbunden; dann vermochten sie die Sehnsucht nach Kampfesfreuden und Walhallas Herrlichkeit nicht mehr zu bezwingen, suchten und fanden ihre Schwanenhemden, schlüpften hurtig hinein, schwangen sich selig in die Lüfte empor und nahmen ihren Flug gen Walhall, um nie wieder zu den trauernden Jägern am Wolfssee zurückzukehren.
Stets führt eine besonders hervorragende Walküre den Namen Hilde; “Hild” heißt Kampf, denn Kampf und Waffenklang ist all ihr Trachten und ihre höchste Lust. Auch die Brunhild der Nibelungensage war ursprünglich Odins Walküre; aber da sie in der Fehde zwischen den beiden Königen Agnar und Hialmgunnar wider den Willen ihres Gebieters dem Agnar Sieg verlieh, stach der erzürnte Ase ihr den Schlafdorn in das Haupt und umhegte die Burg, worin sie bewußtlos lag, mit einem Feuerring, der “Waberlohe”. Siegfried, der herrliche Held ohne Furcht und Tadel, sprengte auf seinem Roß Grani durch den Feuergürtel und weckte die schlafende Walküre zu neuem Leben.
Aus der stolzen Schildjungfrau Brunhild wurde im Märchen das holde Königskind Dornröschen. Die beiden sind eins, sind im Grunde ihres Wesens nichts anderes, als Sinnbilder der in tiefen Winterschlaf versunkenen Erde, die im wiederkehrenden Lenz der schöne Frühlingsgott Freyr mit seinem warmen Sonnenkuß zu neuem Leben weckt.
In den Walküren erblicken wir Dichtergebilde von höchster Schönheit und Anmut und fragen bewundernd und staunend: “Woher nahmen unsere Vorfahren die Vorbilder für diese holden Schild- und Schenkmädchen Walhallas?” – Ohne Zweifel wandelten diese mitten unter ihnen: es waren ihre eigenen Töchter, Priesterinnen und Frauen. Und nicht nur durch äußere Schönheit war die nordische Frau ausgezeichnet; glaubten doch die rauhen Kriegsmannen, daß ihrer Seele eine gewisse Heiligkeit und Sehergabe innewohne, wie der Römer Tacitus berichtet. Er selbst hat in Rom die gefangene Priesterin Veleda aus dem Lande der Brukerer an der Lippe gesehen, “die lange bei vielen für ein göttliches Wesen gegolten”.
Und im achtzehnten Kapitel seiner “Germania” berichtet er: “Als Hochzeitsgeschenk bringt der junge Mann seiner gattin Rinder, ein gezäumtes Roß, einen Schild mit Frame (Spieß) und Schwert... Sie selbst bringt dem Manne als Gegengabe Waffen. Diese gelten ihnen als das stärkste Band, als geheimnisvolle Weihe, sie sind ihnen die Schutzgötter des Ehebundes. Und damit sich die Gattin nicht von den Gedanken an männlichen Heldenmut und Krieg ausgeschlossen wähne, wird sie schon durch diese Gaben bei der Hochzeitsfeier daran erinnert: sie trete in das Haus ihres Mannes ein als Genossin seiner Kämpfe und Gefahren und um Gleiches mit ihm zu tragen und zu wagen im frieden und im Kriege; dies sagen ihr die zusammengejochten Rinder, dies das geschirrte Roß, dies die überreichten Waffen. So müsse sie leben, so sterben und die Waffen, die sie als Brautgabe erhalten, unentweiht ihren Kindern und Enkeln hinterlassen.”
Und in so mancher Schlacht haben die Römer mit Staunen und Schrecken den Heldenmut der germanischen Frauen und Jungfrauen kennen gelernt. Noch von der Wagenburg herab kämpften die Frauen der Kimbern todesmutig gegen die anstürmenden Sieger, nachdem schon die Männer erschlagen waren. Sie fürchteten nicht das wilde Kampfgetümmel, standen hinter den Streitern, feuerten sie durch Zuruf und Gesang zur Tapferkeit an, erquickten mit Speise und Trank die ermatteten, verbanden die Verwundeten und trieben die Weichenden durch eindringliches Mahnen und unwiderstehliches Flehen in die Schlachtreihen zurück. –
Nun werden wir es verstehen, daß unsere Vorfahren, die “rohen Barbaren”, so herrliche Poesiegebilde, wie die Walküren, zu schaffen vermochten.
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